Gewaltfrei kämpfen?

Alles rund um die Neuerzählung der PERRY RHODAN-Saga
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hartmutschmitt
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Gewaltfrei kämpfen?

Beitrag von hartmutschmitt »

Hallo Forum,

ich gehöre zu denen, die in ihrer Jugend die Perry Rhodan-Romane von Band 1 (2. Auflage) an verfolgt haben. Die Serie hat mich so begeistert, dass sie auch mit ein Grund für die Veröffentlichung meiner Internetseite http://www.ufo-phaenomen.de war.

Nach einer längeren Pause habe ich jetzt wieder mit Perry Rhodan NEO begonnen. Da ich aber wegen meiner Augen Probleme mit dem Lesen habe, freut mich die Möglichkeit des Downloads der Hörbücher dieser Serie besonders. Ich habe bisher alle Hörbücher dieser Serie heruntergeladen: zuerst bei Audible und dann bei EinsA-Medien.

Da ich Biologe bin, kenne ich mich ein Bißchen in der Evolution und dem "Survival of the Fittest" und als ehemaliger Reserve-Offizier auch in Fragen der Selbstverteidigungsphilosophie und der Anwendung von Gewaltmaßnahmen in diesem Zusammenhang aus. Und hier erscheinen mir doch einige Handlungsweisen von Perry Rhodan und einiger seiner Gefährten in der NEO-Serie eher unglaubwürdig. Während die Menschen auf der Erde den abtrünnigen Perry Rhodan und seine Gefährten mit aller Gewalt vernichten wollen und auch die außerirdischen Intelligenzen vor der Vernichtung ihrer Gegner nicht zurückschrecken, "untersagt" Perry Rhodan selbst in größter Notwehr die Gefährdung von Leib und Leben ihrer Gegner. Man verwendet nur Narkosestrahler oder verzichtet in einer waffenstarrenden Umgebung gänzlich auf Waffen. Als er dann Thora befielt, ein gefährliches feindliches Raumschiff nur zu beschädigen, statt es abzuschießen, da überlegte ich, wie ich als ehemaliger Panzerkommandant bei einem entsprechenden Befehl auf einen gegnerischen Panzer in 2 km Entfernung geschossen hätte. Damit dieser nicht mehr auf mich und meine Besatzung, für die ich verantwortlich war, hätte schießen können, müsste ich seine Kanone treffen.

Und wenn ich die Risszeichnungen der Serie so betrachte, haben die meisten Raumschiffe eine Vielzahl gefährlicher Waffen, so dass "chirurgische Treffer" mit dem Effekt "völlig kampfunfähig" nahezu unmöglich sind. Denn die Anordnung und Anzahl der Kampfstände ist ja zumindest bei Kampfschiffen so ausgelegt, dass die Schiffe auch noch bei schweren Schäden wenigstens teilweise weiterkämpfen und ihren Gegnern gefährlich werden können.

Ich halte eine derartige Handlungsweise zwar einer in unserem Land heute weit verbreiteten friedfertigen Ideologie entsprechend. Wenn aber ein verantwortlicher Führer es aus moralicher Rücksichtnahme dem nichtmenschlichen Gegner gegenüber in Kauf nimmt, dass seine eigenen Leute getötet oder verletzt werden, halte ich das für unverantwortlich und diesen Führer für ungeeignet. Er wird vermutlich auch sehr schnell die Achtung und den Respekt seiner Leute verlieren. Und ich kann es mir nur schwer vorstellen, dass fremde Intelligenzen eine ähnliche Ideologie vertreten, vor allem, wenn sie sich über lange Zeiträume gegen andere Intelligenzen im Kampf behaupten mussten. Die einzige Chance für eine gewaltfreie Konfliktlösung ist meines Erachtens die, es erst gar nicht zum Kampf kommen zu lassen. Wenn erst einmal gekämpft wird, ist alles außer Kontrolle. Und wenn die Kontrolle weg ist und es um das Leben jedes einzelnen geht, ist die Handlungsweise einzelner Kämpfer in moralicher Hinsicht wohl kaum noch steuerbar. Da zählen Selbsterhaltungstrieb, Instinkt und das eigene Waffen- und Ausrüstungspotenzial und wie man dieses beherrscht. Und das vermutlich auch bei außerirdischen Intelligenzen, wenn diese sich nach evolutionären Regeln entwickelt haben. Das wäre meines Erachtens auch für eine SF-Serie wie Perry Rhodan NEO glaubwürdiger.
Honor_Harrington
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Re: Gewaltfrei kämpfen?

Beitrag von Honor_Harrington »

@hartmutschmitt - willkommen im Klub!

Ich enke, dass sich NEO nach und nach langsam sich an dieser Frage - um den Brei - anschleichen wird.
Generell geht es wohl darum dafür zu sorgen, dass das ur-uralte Image als "kriegsverherrliche Serie" erst gar nicht aufkeimen kann.
Da hatte ja gerade der olle WiVo in den 400er Bände viel getan, um da gegenzusteuern.
Selbstverständlich kommt irgendwann mal derpunkt, wo auch der humanistische Gutmensch Perry Rhodan erkennen muss,
dass der friedliebenste Mensch nicht seinen Frieden haben kann, wenn die Nachbarn es nicht wollen und respektieren.
Und Selbstverteidigung ist ein notwendiges Existenzrecht.
Allerdings sind die Grauzonen eben grau und sehr ambivalent.
Um also dieses sowieso viel umstrittene NEO-Projekt nicht mit solchen sich schnell aufladenen Debatten zu belasten, wird dieser Aspekt erstmal tief gehangen.
Das beginnt schon damit, dass ich z.B. keinen "Führer" Perry Rhodan brauche.
Das ist zwar nur ein Wort, hat jedoch langfristig durchaus seine prägende Wirkung, dessen Bedeutung man sich hier durchaus immer bewußt sein sollte.
Die deutsche Sprache hat durchaus mehr Begriffe parat für leitende Funktionsträger.

Das ist übrigend auch der zweite Punkt, an der NEO sich merklich auffallend zurückhält und dieses mit Sicherheit nicht auf Sankt Nimmerleinstag verschieben kann:
Welche Funktion übt Perry Rhodan aus?
Als Nicht-Amtsträger kann niemand auf Dauer seine Spezies gegenüber anderen Aliens repräsentieren oder gar verbindliche Abkommen abschließen und Vereinbarungen treffen.
Die Entscheidung über Krieg und Frieden oder über strategische Allianzen können zwar durch das faktische Wirken von Individuums manchmal beeinflusst werden - stellt aber mit Sicherheit nicht der Normalzustand einer kulturellen Entwicklung dar.
Die Legitimation wäre schlicht nicht gegeben.
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Regulus
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Re: Gewaltfrei kämpfen?

Beitrag von Regulus »

Ich gebe Hartmut in allen Punkten recht!

Nicht nur, dass die Funktion Rhodans in NEO eine recht unklare ist, er hebt sich auch durch nichts aus der Masse der übrigen Handlungsträger hervor. Ein knallharter Entscheidungsträger wie in der EA ist er jedenfalls nicht (jaja, ich weiß, die 60er Jahre, Faschismusvorwurf, usw. - geschenkt).

Wie sagte Bismarck: Reiche entstehen durch Blut und Eisen. So ein Ausdruck passt natürlich überhaupt nicht in unsere auf Friedfertigkeit gepolte Gesellschaft, aber er trifft zu, wie jeder Geschichtsinteressierte leicht feststellen kann. Man mag es bedauern, aber es ist nun mal so. Leider. Wie sind den Rom, England, Frankreich, Deutschland, Israel, die USA usw. entstanden? Durch Blut und Eisen. Auch das Solare Imperium der EA übrigens.

Durch den unlogischen Pazifismus, der nur die eigene Menschheit gefährdet, wirken die Entscheidungsträger von NEO unglaubwürdig.
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hartmutschmitt
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Re: Gewaltfrei kämpfen?

Beitrag von hartmutschmitt »

Hallo Honor_Harrington, hallo Regulus,

damit hier kein falscher Eindruck entsteht, möchte ich mich gleich von Angriffskriegen und Kriegstreibereien mit Nachdruck distanzieren. Allerdings bin ich auch historisch und militärhistorisch bis hin zur Antike sehr interessiert. Bei meinen Literatur- und Internetrecherchen habe ich den Eindruck gewonnen, dass sich zwar die zivile und militärische Technik sowie die Wissenschaft seit der Antike, aus der bereits schriftliche Aufzeichnungen vorliegen, bis heute sehr stark weiterentwickelt hat, die geistig-mentale Entwicklung aber weitgehend unverändert geblieben ist. Offensichtlich kann die geistig-mentale Evolution des menschlichen Gehirns mit der technischen Entwicklung nicht Schritt halten.

In Folge dessen erscheint es mir nur folgerichtig, dass die ursprüngliche Perry Rhodan-Serie die irdischen Verhältnisse auf den Weltraum übertragen hat: enorme technisch-wissenschaftliche Entwicklung und altertümliche geistig-mentale Stagnation. Es bedarf, evolutionsbiologisch gesehen, wohl einer anderen Art, die sich aus dem jetzigen Menschen weiterentwickelt hat. Das bedeutet, solange es den Menschen gibt, wie wir ihn mit seinen genetisch bedingten Eigenarten kennen, wird es auch kein wesentlich verändertes Verhaltensgrundmuster geben.

Und damit muss man sich auch als SF-Autor auseinandersetzen, wenn man über den Menschen als biologische Art schreibt. Die Alternative wäre es, über eine völlig andere biologische Art zu schreiben. Dieser könnte man jede denkbaren geistig mentalen Eigenschaften geben, auch wenn sie nicht plausibel klingen. Beim Menschen wirkt so etwas unglaubwürdig und man kann sich als Leser nur schlecht in die betreffenden Personen hineinversetzen. Bei einer anderen Art müsste es hinsichtlich der vorliegenden Fragestellung eine solche sein, die ihre moralischen Wertvorstellungen ggf. über die Interessen der eigenen physischen Existenz und die ihrer Angehörigen stellt. Beim jetzigen Menschen ist das wohl in absehbarer Zeit nicht zu erwarten. Und wenn man dann noch die politischen Entwicklungen in seine Romanhandlungen mit einbezieht, werden Auseinandersetzungen einschließlich Gewaltanwendungen und damit verbundenen Selbstverteidigungsmaßnahmen nicht auszuschließen sein. Denn eines glaube ich aus der Geschichte gelernt zu haben: Frieden kann sich nur der leisten, der auch Willens und in der Lage ist, ihn gegen äußere Angriffe zu schützen. Das war auf der Erde schon immer so, und das stelle ich mir auch bei außerirdischen Intelligenzen so vor.
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Tanuki
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Re: Gewaltfrei kämpfen?

Beitrag von Tanuki »

Regulus hat geschrieben:Durch den unlogischen Pazifismus, der nur die eigene Menschheit gefährdet, wirken die Entscheidungsträger von NEO unglaubwürdig.
Wieso? Die typische 'Lieber rot als tot' Einstellung, die mich waehrend meiner ganzen Schulzeit ankotzte. :lol:
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hartmutschmitt
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Re: Gewaltfrei kämpfen?

Beitrag von hartmutschmitt »

Hallo Forum,

natürlich ist mir bewusst, dass auch das Perryversum einem Wandel der Zeiten unterliegt (siehe auch im Perryversum http://www.perrypedia.proc.org/wiki/Per ... der_Zeiten ). Dennoch fände ich es glaubwürdiger, wenn Perry Rhodan eine klare Führungsposition auf dem Weg der Menschheit zu den Sternen hätte, eine Vollmacht zur Verhandlung mit politischen Sternensystemen übertragen bekäme und sich gegenüber seinen Untergebenen verantwortungsbewusster zeigen würde.

In einem "NEOversum", in dem fast alle außerirdischen Intelligenzen gegenüber anderen Intelligenzen (auch gegenüber den Menschen) gewalttätig bis hin zum Tode ihrer Gegner sind, sollte es von den Autoren auch dem Menschen Perry Rhodan erlaubt sein, angemessene und wirkungsvolle Notwehrmaßnahmen zu treffen, ohne gleich in die moralische Verwerflichkeit abzurutschen, nur weil dabei außer den Menschen auch einige Fremdintelligenzen ihr Leben verlieren. Sonst eignet er sich meines Erachtens nicht als militärischer Vorgesetzterm auf dem Weg der Menschheit zu den Sternen, der wie im realen Leben ggf. auch Menschen in den Tod schicken muss. Ich betrachte ihn da eher als Kapitän eines historischen irdischen Segelschiffes, der ohne Verbindung zur Heimat alles wichtige zum Wohle seiner Besatzung entscheiden muss, ohne seine Mission aus den Augen zu verlieren. Wenn er das von seiner Persönlichkeitsstruktur nicht schafft, müssen sich die Autoren einen anderen verantwortlichen Vorgesetzten einfallen lassen. Das könnte aber an der Leitfigur der NEO-Serie kratzen und er könnte seine Vorbildfunktion verlieren, wenn er einer wie jeder andere auf seinen Missionen wäre.

Solche Aufgaben haben nichts mit irdischen Moralvorstellungen zu tun. Er braucht ja keinen Angriffskrieg zu beginnen.
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Roi Danton
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Re: Gewaltfrei kämpfen?

Beitrag von Roi Danton »

hartmutschmitt hat geschrieben:Hallo Forum,

natürlich ist mir bewusst, dass auch das Perryversum einem Wandel der Zeiten unterliegt (siehe auch im Perryversum http://www.perrypedia.proc.org/wiki/Per ... der_Zeiten ). Dennoch fände ich es glaubwürdiger, wenn Perry Rhodan eine klare Führungsposition auf dem Weg der Menschheit zu den Sternen hätte, eine Vollmacht zur Verhandlung mit politischen Sternensystemen übertragen bekäme und sich gegenüber seinen Untergebenen verantwortungsbewusster zeigen würde.

In einem "NEOversum", in dem fast alle außerirdischen Intelligenzen gegenüber anderen Intelligenzen (auch gegenüber den Menschen) gewalttätig bis hin zum Tode ihrer Gegner sind, sollte es von den Autoren auch dem Menschen Perry Rhodan erlaubt sein, angemessene und wirkungsvolle Notwehrmaßnahmen zu treffen, ohne gleich in die moralische Verwerflichkeit abzurutschen, nur weil dabei außer den Menschen auch einige Fremdintelligenzen ihr Leben verlieren. Sonst eignet er sich meines Erachtens nicht als militärischer Vorgesetzterm auf dem Weg der Menschheit zu den Sternen, der wie im realen Leben ggf. auch Menschen in den Tod schicken muss. Ich betrachte ihn da eher als Kapitän eines historischen irdischen Segelschiffes, der ohne Verbindung zur Heimat alles wichtige zum Wohle seiner Besatzung entscheiden muss, ohne seine Mission aus den Augen zu verlieren. Wenn er das von seiner Persönlichkeitsstruktur nicht schafft, müssen sich die Autoren einen anderen verantwortlichen Vorgesetzten einfallen lassen. Das könnte aber an der Leitfigur der NEO-Serie kratzen und er könnte seine Vorbildfunktion verlieren, wenn er einer wie jeder andere auf seinen Missionen wäre.

Solche Aufgaben haben nichts mit irdischen Moralvorstellungen zu tun. Er braucht ja keinen Angriffskrieg zu beginnen.
Also den Militarismus bei PR hat bereits WiVo rausgeschrieben. Zwar kann mit "Gutmenschentum" nicht aggresiven Nachbar begegnet werden, aber in der EA ist dies doch ganz gut ohne Militärismus gelungen. Neue Wege sind wirklich gefragt.
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Regulus
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Re: Gewaltfrei kämpfen?

Beitrag von Regulus »

Roi Danton hat geschrieben: Neue Wege sind wirklich gefragt.

Ach ja...?
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Roi Danton
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Re: Gewaltfrei kämpfen?

Beitrag von Roi Danton »

Regulus hat geschrieben:
Roi Danton hat geschrieben: Neue Wege sind wirklich gefragt.

Ach ja...?
Ja!! Natürlich habe ich auch keine wirkliche Antwort. Aber Kooperation, wie sie die EU betreibt und Europa immerhin fast 70 Jahre Frieden beschert hat ist eine Alternative. Europa ist trotz des Euro-Desasters, eine Zone des Friedens geworden und das bei ehemaligen "Todfeinden" um uns rum. Mir kann keiner weismachen wollen, das eine Kooperation, auch zwischen den Supermächten nicht gelingen könnte, denn wir leben auf EINEM PLANETEN. Die ONE WORLD sollte jedem klarwerden, oder wir erleben wirklich eine "Bad Earth".
Leider ist und bleibt PR nur ein Traum, obwohl wir als Rhodanisten uns zumindest diesen Träumen oder Visionen gerne hingeben.
Nochmals ohne Neue Wege, d.h. Kooperation oder zumindest das Gegenseitige Dulden auch der Kulturen untereinander, erwartet uns
das totale Desaster. Militärismus kann auf der künftigen Erde keine Lösung mehr sein, oder wir sind wirklich nur Steinzeitwilde im Geiste geblieben.
Natürlich möchte ich auch in PR weiter Kämpfe und Raumschiffkonfrontationen, aber ohne den alten Militärismus bis hin zu den Zeiten von WiVo.
Ich denke beispielsweise immer noch mit Begeisterung daran, wie aus einem arkonidischen Raumadmiral ein Atlan von Hanns Kneifel geworden ist.
Der Kneifelsche Atlan war wirklich auch kein "Gutmensch" und äußerst wehrhaft, aber auch nicht ein Militärist.
Sorry, im 3. Jahrtausend benötigen wir neue Wege, wir leben in einer Zeitenwende, ohne Umdenken, generieren wir eine Bad Earth.
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Roi Danton
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Re: Gewaltfrei kämpfen?

Beitrag von Roi Danton »

Regulus hat geschrieben:Ich gebe Hartmut in allen Punkten recht!

Nicht nur, dass die Funktion Rhodans in NEO eine recht unklare ist, er hebt sich auch durch nichts aus der Masse der übrigen Handlungsträger hervor. Ein knallharter Entscheidungsträger wie in der EA ist er jedenfalls nicht (jaja, ich weiß, die 60er Jahre, Faschismusvorwurf, usw. - geschenkt).

Wie sagte Bismarck: Reiche entstehen durch Blut und Eisen. So ein Ausdruck passt natürlich überhaupt nicht in unsere auf Friedfertigkeit gepolte Gesellschaft, aber er trifft zu, wie jeder Geschichtsinteressierte leicht feststellen kann. Man mag es bedauern, aber es ist nun mal so. Leider. Wie sind den Rom, England, Frankreich, Deutschland, Israel, die USA usw. entstanden? Durch Blut und Eisen. Auch das Solare Imperium der EA übrigens.

Durch den unlogischen Pazifismus, der nur die eigene Menschheit gefährdet, wirken die Entscheidungsträger von NEO unglaubwürdig.
Da ich jetzt so schön in Fahrt bin :D
Den Fascho-Vorwurf möchte ich nicht mehr kommentieren, WiVo hat da aufgeräumt.

Korrekt, die alten Mächte vom ollen Rom bis hin zu den neuen Supermächten, sie sind wirklich alle durch "Blut und Eisen" entstanden.
Aber wir leben im 3. Jahrtausend und kommen mit den alten Strukturen und Antworten nicht weiter. Wenn wir keine Bad Earth produzieren wollen - es ist eigentlich schon 5 nach Zwölf, dann müssen wir die alten Blut und Eisen endlich, endlich überwinden und neue Lösungen durch Toleranz und Kooperation finden.
Im möchte wirklich keinem naiven Gutmenschentum das Wort reden, ich sehe gar die Konfrontation der Kulturen als Schreckgespenst am Horizont auftauchen. Ohne eine starke Armee wird nichts gehen, aber ich denke beispielsweise, dass eine wehrhafte Verteidigungsarmee wie die Bundeswehr sie darstellt, durchaus eine Lösung sein könnte. Wenn jeder potentielle Feind weiß, dass ein Angriff zu einem unkontrollierbaren Risiko wird, wird er von einem Angriff absehen.
Dies könnte auch ein Ansatz von Neo in dieser Hinsicht sein.
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ianmcduck
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Re: Gewaltfrei kämpfen?

Beitrag von ianmcduck »

Als gute Alternative zum Solaren Imperium (schon vom Namen her aggressiv, da aus dem lateinischen „Oberbefehl, Herrschaft, Gewalt“) wäre eine wehrhafte "Föderation" (ja, die Assoziation zu Star Trek ist beabsichtigt) zu sehen. Das fängt ja schon bei den terranischen Staaten an und könnte direkt andere Völker einbinden, da in einer Föderation niemand beherrscht werden muss, sondern alle gleichberechtigt zu Werke gehen können. Selbst die Topsider könnten da eingebunden werden, um sich gegen das überstarke Arkonidische Imperium zu behaupten. Und mit diesen hätte man dann schon den Grundstock einer Verteidigungsflotte und müsste nicht massiv auf der Erde aufrüsten. Statt dessen könnte man die Raumschiffsproduktion langsamer anfahren und müsste die Wirtschaft nicht auf ausgeplünderte Kolonien stützen. Für die beteiligten Völker wäre dann ein Technologie- und Wissenstransfer der echte Vorteil, denn auch die Topsider könnten noch vom arkonidischen Wissen, dass auf der Erde so langsam ausgewertet wird, profitieren.
Wo bleibt mein Kuchen?
Mein Plädoyer: Nach Schokohasen und Schoko-N(ikol)äusen brauchen wir als drittes Standbein dringend die Schoko-Schlümpfe!
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Mi.Go
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Re: Gewaltfrei kämpfen?

Beitrag von Mi.Go »

ianmcduck hat geschrieben:... alle gleichberechtigt zu Werke gehen können. Selbst die Topsider könnten da eingebunden werden,
um sich gegen das überstarke Arkonidische Imperium zu behaupten. ...
Ich glaub' ich habe eine andere Serie gelesen. :unsure:
Todeskandidat: "Ich glaube nicht an die abschreckende Wirkung der Todesstrafe"
Henker: "Ich hab hier noch keinen zweimal gesehen"
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Re: Gewaltfrei kämpfen?

Beitrag von Honor_Harrington »

@iamcduck - Bild

Ich favorisiere ebenfalls eine Förderationen (mit den Ferronen, Fantan und den Nams).
Wobei das Ganze tendenziell eher zu einer Allianz sich entwickeln könnte. (Topsider/ ggf. Naats).
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Regulus
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Re: Gewaltfrei kämpfen?

Beitrag von Regulus »

Eine starke Armee, bzw. Raumflotte sind nur ein Teil der Militärpolitik. Man muss auch den Willen haben, dieses Werkzeug im Bedarfsfall effektiv einzusetzen. Ohne Fascho-Vorwürfe.
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hartmutschmitt
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Re: Gewaltfrei kämpfen?

Beitrag von hartmutschmitt »

Roi Danton hat geschrieben:...Wenn jeder potentielle Feind weiß, dass ein Angriff zu einem unkontrollierbaren Risiko wird, wird er von einem Angriff absehen.
Dies könnte auch ein Ansatz von Neo in dieser Hinsicht sein.
Hallo Roi Danton,

das ist meines Erachtens eine recht irdische Sichtweise, die ich aus irdischer Sicht auch unterstützen kann. Was mich an der Diskussion zu dieser Thematik aber immer wieder stört, ist der Umstand, dass Beitragsautoren in ihren Forenbeiträgen die Möglichkeit einer wirkungsvollen Selbstverteidigung mit militärischen Mitteln mit Militarismus oder gar faschistoidem Gedankengut gleichsetzen. Sind wir denn auch bei NEO immer noch im irdischen Zeitalter des kalten Krieges?

Es liegt ja an den NEO-Autoren selbst, ob sie fremde Intelligenzen kriegerisch oder friedlich und tolerant darstellen. Nur wenn die fremden Intelligenzen, aus welchen Gründen auch immer, kriegerisch dargestellt werden, sollten sie dem Menschen Perry Rhodan auch gestatten, zur Selbstverteidigung der Menschheit militärische Mittel anzuwenden. Ein Perry Rhodan, der es hinnimmt, dass seine Gefährten oder große Teile der Menschheit getötet oder verletzt werden, nur um seinen moralichen Grundsätzen, auf gar keinen Fall gegnerische Intelligenzen zu töten oder zu verletzen, zu entsprechen, wirkt auf mich völlig unglaubwürdig.

Wenn sich die fremden Intelligenzen gagegen friedlich und tolerant zeigen würden, könnte er sich ja auch friedlich verhalten und sich um die Erforschung des Weltalls, um die Entwicklung der menschlichen Kultur und Technik und den friedlichen Handel mit außerirdischen Völkern kümmern, ohne unglaubwürdig zu wirken. Aber momentan kommt es mir so vor, als sollte Perry Rhodan in NEO die Rolle eines sogenannten "Gutmenschen" übernehmen, der vor moralisch unangenehmen Entscheidungen zurückschreckt und vor solchen Problemen den Kopf in den Sand steckt. Schade eigentlich, so verliert er Achtung und Respeckt und eine evtl. Vorbildfunktion geht verloren.
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Roi Danton
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Re: Gewaltfrei kämpfen?

Beitrag von Roi Danton »

ianmcduck hat geschrieben:Als gute Alternative zum Solaren Imperium (schon vom Namen her aggressiv, da aus dem lateinischen „Oberbefehl, Herrschaft, Gewalt“) wäre eine wehrhafte "Föderation" (ja, die Assoziation zu Star Trek ist beabsichtigt) zu sehen. Das fängt ja schon bei den terranischen Staaten an und könnte direkt andere Völker einbinden, da in einer Föderation niemand beherrscht werden muss, sondern alle gleichberechtigt zu Werke gehen können. Selbst die Topsider könnten da eingebunden werden, um sich gegen das überstarke Arkonidische Imperium zu behaupten. Und mit diesen hätte man dann schon den Grundstock einer Verteidigungsflotte und müsste nicht massiv auf der Erde aufrüsten. Statt dessen könnte man die Raumschiffsproduktion langsamer anfahren und müsste die Wirtschaft nicht auf ausgeplünderte Kolonien stützen. Für die beteiligten Völker wäre dann ein Technologie- und Wissenstransfer der echte Vorteil, denn auch die Topsider könnten noch vom arkonidischen Wissen, dass auf der Erde so langsam ausgewertet wird, profitieren.
Genauso sehe ich das auch. Eine Föderation oder "Union der Freien Welten", nicht der Terraner könnten, Ferronen, ein geläutertes Topsid, von mir auch die doofen Fantans einbeziehen.
Und Regulus, kein Mensch hat hier irgendwelche Faschovorwürfe erhoben. Als damaliges Mitglied des alten SFCD habe ich die Debatte anfangs der Siebziger Jahre miterlebt. Seit WiVo hat niemand mehr solche Vorwürfe erhoben, den Hohen Mächten sei Dank.
Dann kann ich mich noch an ein gewisses jetzt hochrangiges Mitglied in der PR-Redaktion erinnern, der seinerzeits dem PR alten Stils, sagen wir mal sehr kritisch eingestellt war. :D Und das zurecht! Nur ein gewisser WiVo, der wirklich einen anderen Stil einführte hielt damals viele heutige Uralt-Leser bei der PR-Stange.
Semper Fi.
Ich bin noch immer stolz darauf, dass sich PR, wie unser altdeutsches Bewusstsein posiitv verändert hat. Leider mussten da zwei idiotische Weltkriege über die europäischen Lande ziehen, um uns einen gerechten und entsprechenden Platz in einer Freien Völkergemeinschaft, jenseits aller Ideologien zu sichern.
An die Jüngeren: Frieden ist wichtiger, als irgendwelche Eurodesaster oder hirnrissige Ideologien, egal welchen Coleurs.
Amen B-)
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Re: Gewaltfrei kämpfen?

Beitrag von Pangalaktiker »

Kann es sein, dass PR NEO sowieso schon wieder im Stechschritt in die Scheer-Zeit zurückmarschiert, natürlich mit einer Soße an modernisiertem Vokabular übergossen? Und zwar durchaus unter dem Jubel der Leser.

Die Topsider und Naats sind als endlich mal "fremdartige" Aliens gefeiert worden. Ich kenne ihre Darstellung eigentlich nur noch aus den Spoilern, vielleicht war die Darstellung in den Romanen differenzierter, aber wenn das in den Spoilern und Diskussionen keinen Niederschlag findet, bedeutet dass ja auch schon was. Was jedenfalls als fremdartig gefeiert worden ist, ist ihre Mitleidlosigkeit gegenüber a) Kindern und b) Kranken.

Zunächst einmal möchte ich festhalten, dass da nichts Fremdartiges dran ist. Solche Ideologien gab es auch auf der Erde und sind gerade in Deutschland und Österreich zur Vollendung gebracht worden.

Beachtenswert ist auch die Selektivität, mit der die Repilienhaftigkeit der Topsider geschildert wird. Ja gut, sie kümmern sich also um ihre Kinder, das machen Krokodile und Schildkröten auch nicht. Alles in Butter also? Allerdings führen Krokodile auch keine Kriege. "Wir" müssen "denen" da die Köpfe einschlagen, "die" "unsere" Feinde sind, solches Denken ist Echsen fremd, die haben keine emotionale Bindung an ein "wir" und auch keine Feinschaft gegenüber einem Kollektiv von "anderen", höchsten "alle anderen". Sich auf einem Planeten gottweißwo für die Ehre von Nation und Despot umbringen zu lassen, sowas kommt nur intelligenten Primaten oder vielleicht auch intelligenten Hunden in den Sinn. Offensichtlich sind die Topisder dann doch nicht ganz so echsenhaft, wenns ins Konzept passt.

Die Schilderung der Ferronen habe ich noch selbst mitbekommen, da hat es dann zu einigen fremdartigen Facetten ihrer Kultur Vorwürfe von wegen PC und Gutmenschentum gehagelt. Komisch, gell?

Summasumarum: Ist der Leser also an "fremdartigen" Aliens interessiert, oder bloß an "bösen"?

"Böse" darf man die ja natürlich nicht nennen, und schon gar nicht "unmenschlich" oder "fremdrassig", das ist das gewandelte Vokabular, siehe oben. Bei Scheer hieß es: "Das sind frrrrremdrrrrrassige Intelligenzen, da muss man nicht diskutieren, da muss man mit Transformkanonen drauf schießen." Und wo geht die Reise jetzt hin? Vielleicht: "Das ist eine fremde Spezies, da muss man die Sitten akzeptieren - und dann natürlich trotzdem mit Transformkanonen drauf schießen - und dann alles ganz tragisch finden." Würg.

Frank Borsch wird natürlich das Universum bauen, dass sich am Besten verkauft, und dass er da keine Skrupel kennt, das hat er schon bewiesen. Am Besten verlauft sich natürlich immer eine fiktive Handlung, die die eigene Ideologie bestätigt.
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Re: Gewaltfrei kämpfen?

Beitrag von Honor_Harrington »

@Pangalaktiker - sorry, jetzt wirst du mir echt zu abgedreht.
Du stellst Verbindungen her, die weder von der Qualität noch von der Quantität passt -
und dann überwiegend auch nur vom "Spoiler-Lesen", wo man ja dann differenziert beurteilen kann, gelle?!

Entschuldige, dass ich den Quark nicht Absatz für Absatz auseinander nehme -
es ist mir schlicht zu anstrengend und lohnt sich nicht - weil man braucht dich nicht wirklich ernsthaft zu überzeugen.
Eigentlich - sofern ich deine bisherigen Beiträge gelesen habe - bist du ja intelligent genug, um zu wissen,w as für ein Müll du da schreibst.
Aber gratuliere: Hiermit bist du in die Top-Liga der Polemiker aufgestiegen.
Du wolltest doch auch nicht mehr NEO lesen?
Gehörst also auch zu jenen, die gerne noch mal nachtreten, weil sie nicht los-lassen können?
Schaden.
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Pangalaktiker
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Re: Gewaltfrei kämpfen?

Beitrag von Pangalaktiker »

Polemik war beabsichtigt. Und selbstverständlich kann man vom Spoilerlesen und noch mehr den darauf folgenden Beiträgen so einiges entnehmen, auch wenn es immer wieder bequem bestritten wird.

Ich habe schon in meinem letzten Beitrag geschrieben, wenn man was ändern will, dann muss man aufhören zu lesen und erklären warum - und nicht weiterlesen und erklären warum man eigentlich aufhören sollte, es aber nicht tut. Also, liebe Redaktion, dass ich kein NEO mehr kaufe liegt nicht an Sid, nicht an hohlen Kugelraumern, aber u.a. an siehe oben.

Dass Dir das Antworten zu mühsam ist, akzeptiere ich, ich will auch nicht zu jedem Beitrag, der mir missfällt, ein Kontra geben. Aber genau deshalb fasse ich meine Anliegen lieben in Generalkritiken wie oben zusammen.
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Re: Gewaltfrei kämpfen?

Beitrag von Roi Danton »

Also ich habe nicht nachgelesen, was Pangalaktiker sonst noch so schreibt. Aber, deine Ergüsse bezüglich der Neo Grundrichtung, kann ich nicht nachvollziehen. Nein, ich habe nicht den Eindruck, dass FB nur darauf wartet, wieder die alte Scheersche Kanonenbootpolitik zu betreiben.
Da stimme ich Honor voll zu.

Mir ging es auch nicht darum eine Grundsatzdiskussion über die alten Sünden des 60er Rhodanismus aufzureissen. Die Zeiten sind auf Kooperation angelegt, nicht auf Konfrontation. Und soweit ich das beurteilen kann, sieht das FB auch so.
Allerdings würde ich FB durchaus raten, die Skizzen von HH, sehr, sehr genau zu Gemüte zu führen.

Ad Astra und
Semper Fi - Pro Neo, trotz aller Schwächen, freue ich mich auf jeden Download.
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Re: Gewaltfrei kämpfen?

Beitrag von Regulus »

Es gibt doch für jeden Geschmack die passende Lektüre. Wenn ich eine Weltraum-Abenteuerserie lesen möchte, dann will ich auch was von Abenteuer mitbekommen. Andernfalls kann ich auch "Fürstenhof"-Romane lesen. Oder die Frau im Spiegel.

Wenn ich Spannung und Abenteuer erwarte, dann will ich keine friedenspolitischen Gutmenschenüberlegungen anstellen. Das ist immerhin SF! Eine Utopie! Trivialliteratur. Und nicht das Programm der Grünen.

Ich wollte mal PR von Anfang an lesen. WiVo mit seinem Friedensgeschwurbel hat mich auf Jahre hin zum Aufhören gebracht. Erst später, bei den Herren der Straße, bin ich wieder eingestiegen.

Ja, ich gestehe: Ich will Action. Aber keine blinde Gewalt. Und mir gefallen die ersten 100 Bände der EA um Welten besser als NEO (Ein Grund , warum ich wohl mit NEO aufhören werde, ich warte noch das Ende des laufenden Zyklus ab und entscheide dann). Und ich bin weder Fascho noch Staatsfeind oder Skinhead, Schläger, Waffenfetischist, vorbestraft oder Kampfhundbesitzer.

Es ist halt verdammt schwer, es jedem recht zu machen.
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hartmutschmitt
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Re: Gewaltfrei kämpfen?

Beitrag von hartmutschmitt »

Hallo Forum,

als Biologe, der einen Einblick in verschiedenste Lebensräume (von kleinen künstlichen Nährböden mit einer ausschließlichen Mikroorganismenbesiedlung bis hin zum natürlichen Planeten mit den verschiedensten Organismengruppen bis zum intelligenten Menschen) hat, habe ich gelernt, dass in allen räumlich begrenzten Lebensräumen mit begrenzten Ressourcen über kurz oder lang ein Konkurrenzkampf der darin lebenden Organismen stattfindet. In einer fortgeschrittenen Phase geht das in kriegerische Auseinandersetzungen über, deren Ziel es ist, die Konkurrenten um die vorhandenen Lebensräume und Ressourcen zu vernichten. Ursache dieser Entwicklung ist es, dass das ungezügelte Bevölkeungswachstum meist aus kulturellen und religiösen Gründen nicht in den Griff zu bekommen ist.

Der einzige Ausweg wäre es, wenn z.B. die über die Toleranz der Lebensräume hinausgehenden Individuenzahlen in andere Lebensräume ausweichen würden. Hier gäbe es ein riesiges Betätigungsfeld für Perry Rhodan und seine Anhänger und damit auch für die NEO-Autoren/innen. Das wird aber unweigerlich dazu führen, dass man rechtzeitig auf Planeten in der für die Menschen habitablen Zone anderer Sonnensysteme Terraformingprojekte in die Wege leiten müsste. In der Zwischenzeit, bis diese Projekte greifen, müssten dort Bereiche geschaffen werden, in denen die menschlichen Kolonisten überleben könnten.

Das wird meines Erachtens dazu führen, dass es irgendwann zu Interessenüberschneidungen mit fremden Inteligenzen kommen wird. Sollten diese Überschneidungen zu kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen den Menschen und den außerirdischen Intelligenzen führen, müssten die Menschen rechtzeitig in die Lage versetzt werden, sich in diesen Auseinandersetzungen zu behaupten. Können sich die Menschen auf den Kolonialplaneten nicht behaupten, müssten sie zurück auf die überbevölkerte Erde und würden dann dort zu solchen Auseinandersetzungen führen. Es gibt aus der Geschichte der vergangenen Jahrhunderte und Jahrtausende bereits genügend reale Beispiele für ähnliche Mechanismen auf der Erde.

Hier könnten sich die Autoren/innen der NEO-Serie in solchem Umfang ausleben, dass es nicht allzuvieler Fantasy-Elemente bedürfte und man könnte Sciece-Fiction im ursprunglichen Stil betreiben. Das wäre mir eh lieber als eine allzu starke Mischung mit der Fantasy.
Honor_Harrington
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Re: Gewaltfrei kämpfen?

Beitrag von Honor_Harrington »

@hartmutschmitt - also um das ganze mal abzukürzen und nicht die ganze Dimension von Lorenz und Eibesfeld Biologismus-Debatte der letzten dreißig Jahren aufzukochen (und wo ich keineswegs deren Meinung bin):
Sollte der Punkt erreicht sein, wo der evolutionäre Selektionsdruck wirkt -
hier als Expansion aufgrund Bevölkerungsmassen in den Weltraum
und darum "notwendigerweise" Krieg gegen alle anderen Aliens ...
die Menschheit hat mehrere 100.000 Jahre gebraucht sich über die Erde auszudehnen,
davon die letzten 5.000 Jahre mehr oder wenigerbewußt.
Inzwischen beginnen bereits einzelne Bevökerungsgruppen (ganz gegen den biologischen Trend) sogar auf die Fortpflanzung in diesem Maße zu verzichten (weniger als 2 Kinder).
Warum auch immer.
Also eine reine mechanische Fortschreibung einst so gesicherten erscheinenden biologischen Parameter ist keineswegs naturbedingt unabdingbar.

Aber davon mal ab:
Von mir aus kann sich die Menschheit alle 500 Jahre verdoppeln.
Dafür reicht das Terraforming im Sonnensystem allemal.
Und dann reden wir in 2.000 Jahre weiter über den unausweichlichen Krieg.

Ansonsten ist dieses eine SF-Serie von Kaliber Perry Rhodan, wo bekanntlich vieles anders ist.
Ich selber gehe davon aus, dass es Konflikte, Spannungen und Kriege gibt -
aus Irrtum oder Zufall oder naturbedingter Expansion (Blues) oder aus Machtpolitik oder was auch immer.
Das war und ist gewiss Teil der "abenteuerlichen Komponente" Historie der terranischen Menschheit.
Allein schon mal der Wega-Konflikt zwischen den Topside und Ferronen ...
wo Perry Rhodan und seine Gefährten reingezogen worden sind (?), ohne selber explizit auf biologischer Notwendigkeit expandieren zu müssen.
Oder jetzt im "Gespinst" mit den Naats ...

Sogesehen wird auch überall gekämpft.
Es handelt sich dabei um einen terranischen "Kulturschock" in der "galaktischen gemeinschaft" hineingeworfen worden zu sein bzw. selbstbestimmt zu erkunden.
Und sicherlich (sofern man dazu kommt) werden die Menschen sich entsprechend den Erfordernissen anpassen und sich zu verteidigen wissen.
Wäre ja nicht gerade das, was die Menschheit nicht könnte: Kriege führen satt!
Von der Konstruktion der Serie her ist es dennoch ein Unterschied,
ob ich ein "solarisches Imperium" gründen will (was alleine von der Namensgebung her schon eine semantische Auslegung von Herrschaftsanspruch über andere ausdrückt)
im Sinne "wir erobern den Weltraum und machen uns alle anderen Völker zu unseren Untertanen"
oder ob ich eine demokratische Förderung schmiede, eine Allianz der Gleichen gegen genausolche Bestrebungen von wem auch immer.
Und das ist ja letztlich die Grundfrage der Serien-Konzeption -
wo Scheer die erste und Voltz die zweite Antwort gab.
Doch das Perryversum war immer und trotzalledem ein konfliktreiches und spannendgeladenes Terrain.
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Re: Gewaltfrei kämpfen?

Beitrag von Pangalaktiker »

Regulus hat geschrieben:Es gibt doch für jeden Geschmack die passende Lektüre. Wenn ich eine Weltraum-Abenteuerserie lesen möchte, dann will ich auch was von Abenteuer mitbekommen. Andernfalls kann ich auch "Fürstenhof"-Romane lesen. Oder die Frau im Spiegel.

Wenn ich Spannung und Abenteuer erwarte, dann will ich keine friedenspolitischen Gutmenschenüberlegungen anstellen. Das ist immerhin SF! Eine Utopie! Trivialliteratur. Und nicht das Programm der Grünen.
Der Polemikpokal ist ja schnell weitergewandert.
hartmutschmitt hat geschrieben:Das wird meines Erachtens dazu führen, dass es irgendwann zu Interessenüberschneidungen mit fremden Inteligenzen kommen wird. Sollten diese Überschneidungen zu kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen den Menschen und den außerirdischen Intelligenzen führen, müssten die Menschen rechtzeitig in die Lage versetzt werden, sich in diesen Auseinandersetzungen zu behaupten.
Das Bevölkerungswachstum verlangsamt sich schon heute, aber egal. Wenn Du sowas lesen willst, wozu braucht es überhaupt sogenannte "Terraner"? Können sich die Menschen nicht spannend gegenseitig im Weltall die Köpfe einschlagen? Und wenn der Konflikt um Resourcen der Naturzustand ist, weil es ja die Biologie so "beweist", dann sind die Terraner ja keine Ausnahme von Engeln, oder?

Das kann man ja alles schreiben. Perry hat ja schon eine Flagge in den Staub geworfen. Terra könnte ja eine imperiale Politik führen, worauf Perry mit Terra bricht und sich samt Getreuen und Fernraumschiff vom Acker macht. Da kann ihm jedenfalls keiner mehr vorwerfen, er sei kein Macher und keine moralische Autorität. So jetzt mal Hände hoch, wer will das lesen? Alle die die Hände unten gelassen haben, weil sie lieber was über die Terraner als "die Guten" vs. "die anderen" lesen: bitteschön, aber mit biologistischen Welterklärungen hat es dann nichts mehr zu tun. Sehr viel mit Scheers Weltsicht aber.
Wer unter Euch ohne Sünde ist, werfe das erste Heft aufs Garagendach ...
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Re: Gewaltfrei kämpfen?

Beitrag von Cybermancer »

Also mein Problem ist: Where is the conflict?

400 Milliarden Sonnenmassen, davon die meisten dank "billiger" Überlichttechnologie leicht zu erreichen. Ausgefeilte Nukleosynthesetechniken die benötigten Materialien direkt zu erbrüten. Turboterraformtechnologien (wie die, welche Homer G. Adams auf der Venus vorgeführt wurde. Und die Fantan sind technisch eine dritt- bis viertklassige Spezies). Fortgeschrittene Biotechnologie, welche es erlaubt das Wachstum der Spezies an die vorhandenen Resourcen anzupassen. Ausgefeilte von Positroniken gesteuerte Post-Scarcity Wirtschaftssysteme (http://en.wikipedia.org/wiki/Post-scarcity_economy).

So where is the fucking conflict and over what is it exactly?
It is no measure of health to be well adjusted to a profoundly sick society.
https://pgp.mit.edu/pks/lookup?op=get&s ... CC04F151DE
https://www.youtube.com/watch?v=WiMwVlpD-GU
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