Homers Storythread über Atlan, Rico, Adams + Co

Alles rund um die Neuerzählung der PERRY RHODAN-Saga
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Homer G Adams
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Re: Homers Storythread über Atlan, Rico, Adams + Co

Beitrag von Homer G Adams »

dandelion hat geschrieben:Ein kurzer Hinweis auf den Zauberspiegel (http://www.zauberspiegel-online.de). Dort wird zur Zeit ein täglicher Reisebericht aus dem Südwesten der USA veröffentlicht. Heute waren die Geschehnisse um Alamo in den 1830-Jahren an der Reihe. Passt von Zeitraum und Schauplatz gut zu "unserer" Geschichte.

Danke Dandelion, habe den Bericht gelesen. Solche Reiseberichte liebe ich einfach. :st:

Ja er passt zu 'unserer' Geschichte.

Da kommt noch ein Teil mit dem Quellenhinweis, über jenes Buch das 'unsere' Geschichte noch ergänzt. ;)

Am Freitag kommt der letzte Teil von der Auswanderung der Familie Jäger ins Texas, dann kommt Atlan, der 'letzte Ritter' ins Spiel. Übrigens ein Freund Homers aus seinem 'Heimatuniversum'. Mehr dann ab übernächste Folge. Es werden ca. fünf Teile, dann kommt wieder Ricardo de Navia
in Mexico wieder.

Übrigens Atlan bekommt in den fünf Teilen tolle Eindrücke des Wilden Westens in den Dreißiger Jahren des 19. Jahrhundert. U.a. niimmt er an einem
Rendezvous am Green River teil.... :unschuldig:
„Cappuccino und Earl Grey ☕🍵🥐 ist uebrigens ein Hauptgrund, der die Existenz Terras berechtigt erscheinen lässt. “ etwas abgeändert.
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"Wenn der letzte Ritter der Tiefe gegangen ist, werden alle Sterne erlöschen." Alte kosmische Weisheit über die RdT

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xarges
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Re: Homers Storythread über Atlan, Rico, Adams + Co

Beitrag von xarges »

So. Jetzt bin ich auf dem laufe den und erst mal hier fertig. Zurück zu BARDIOC bis es hier wieder ei e neue tolle Geschichte gibt :)
Mach weiter so, mir gefällt die Story sehr gut. Auch die verschiedenen Handlungen in verscniedene Epochen begeistern mich.
Vielen Dank an den Schreiber für schöne Lesestunden :st:
Homer G Adams
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Re: Homers Storythread über Atlan, Rico, Adams + Co

Beitrag von Homer G Adams »

xarges hat geschrieben:So. Jetzt bin ich auf dem laufe den und erst mal hier fertig. Zurück zu BARDIOC bis es hier wieder ei e neue tolle Geschichte gibt :)
Mach weiter so, mir gefällt die Story sehr gut. Auch die verschiedenen Handlungen in verscniedene Epochen begeistern mich.
Vielen Dank an den Schreiber für schöne Lesestunden :st:

Danke Xarges, dass du hier so toll mitmachst! :st:

Der Bardioc-Zyklus hat mir auch gut gefallen. Ist nur etwas lang her :(

Am Freitag gibt es die nächsten beiden Teile. Ab übernächsten Folgen gibt es mehr eine Mischung aus History + Phantastik-Mystik + Science Fiktion, da Atlan auftaucht in den Westerabenteuer.

Hoffentlich trifft das weiter deinen Geschmack. ;)
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Homer G Adams
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Re: Homers Storythread über Atlan, Rico, Adams + Co

Beitrag von Homer G Adams »

13.Teil



Im folgenden Jahr hielten Miriam und ich uns fast nur im Grenzgebiet auf. Nur hin und wieder kehrte ich zum Hof von König Salomon zurück, meistens alleine ohne Miriam, denn dort behandelte man sie nur wie eine Sklavin. In Hazor galt sie als Herrin. Und ich stellte Miriam jedem als meine Frau vor. Ich hatte ihr allerdings noch nicht erzählt, dass sie auch eine potentielle Jägerin des Ordens wäre, das vermutete ich zumindest anhand ihrer parabiologischer Ausstrahlung. Noch hatte ich nicht entschieden, wann ich den Zeitpunkt für geeignet hielt, sie aufzuklären.

Die Mitgliederzahl der Schwarzen Falken hatte sich in den letzten Monaten rapide erhöht. Die Überlebenden der ersten Gruppe waren nun die Ausbilder und ich kümmerte mich kaum noch um solche Dinge. David nahm mir diese Arbeit ab, er würde ein guter Nachfolger sein. Die jungen talentierten Krieger des Landes rissen sich darum bei den Falken aufgenommen zu werden.

Wieder einmal stand ich am Fenster meines Hauses in Hazor und beobachtete den Sonnenaufgang. Von den Reitern hatten wir lange nichts mehr gehört und ich fragte mich, wo sich Ricarius und Co befanden und in welchem Teil der Welt die Reiter dafür Tod und Verderben verbreiteten. Zwar hatte es noch einige Kämpfe mit ihnen gegeben, doch schließlich war es ruhig um sie geworden. Seit meiner Gefangennahme und Befreiung hatte ich Ricarius nicht mehr gesehen.
Allmählich dachte ich daran weiter zuziehen. Es würde bald auffallen, dass ich nicht älter wurde.

„In den letzten Jahren haben wir uns beide weiterentwickelt, du als Sammler und ich als in dieser ominösen Schola Primus vom Orden geschaffene und modifizierte Psitronik. Ich habe weitere Wissensdateien über die Jägersammler in mir entdeckt und dir dieses Wissen vermittelt. Wir wissen jetzt, das du nicht nur die gespeicherten parapsychischen Energien und die Vitalkräfte von getöteten negativ gewordenen Sammlerkreaturen aufnehmen, sondern notfalls auch Lebewesen töten kannst, um deren Energien aufzunehmen.“
„Ich dachte gerade vorhin, dass ich einer dieser verdammten vom Orden erzeugten und modifizierten Psychovampire bin, der in dieser ominösen Schule und Ordenszentrum in dieser Raumzeitfalte im Hyperraum neu modifiziert und umgestaltet wurde!“ gab ich ‚Jeannie’ verbittert mental zurück.

„Deine Verbitterung ist verständlich“, meinte Jeannie und fuhr fort: „Unser Körper ist so lange er durch deinen Zellaktivator Vitalkraft zugeführt wird relativ gesehen unsterblich. Finde dich damit ab, dass du eine fremdartige Kreatur bist und kein normaler Mensch mehr. Je schneller du das einsiehst, umso besser für uns alle, damit meine ich auch Miriam und alle die dir nahe stehen. Du bist jetzt, der du bist. Sieh dich als einen neuartigen Mutanten an. Ein solcher bist du ja immer gewesen!“

Logisch betrachtet hatte meine Psitronik Jeannie Recht. Das Problem lag nur darin, dass ich mich immer noch als einen normalen Mensch ansah, als Homer G. Adams.

Mit der Hilfe von Jeannie hatte ich hin und wieder Erinnerungsblitze an die Zeit meiner letzten Schulung und Umwandlung in der Schola Primus. So wussten wir, dass ich mich dort wiederum viele Jahre aufhielt, um zu dem zu werden, was ich jetzt darstelle. Der temporale Fluss in dieser Hyper - Raumzeitblase verlief dort völlig anders als im vierdimensionalen Standarduniversum.
Egal wie ich es sah, es wurde bald Zeit weiter zu ziehen.


„Auch solltest du zusehen, dass du weitere fremde Vitalkraft speicherst. Du musst einen diesen negativ gewordenen Jägersammler töten, um deinem besonderen künstlichen Organ Vitalkraft zuzuführen, sonst stirbt es ab und du wärst für den Orden nutzlos. Riskiere das nicht. Der Großmeister könnte sehr böse auf dich werden, nachdem er so viele Ressourcen in dich investierte.“

„Ja, schon gut, Jeannie! Ich weiß ja inzwischen, dass ich ein Monstrum bin. Primär müssen wir daran arbeiten, um diesen verdammten Ricarius wieder umzudrehen, um ein temporäres Paradoxum zu vermeiden.“

Meine Psitronik schwieg, was ich als Zustimmung auffasste.

"Was ist los mit dir, Homerius. Du wirkst so geistesabwesend, als würdest du mit jemand Unsichtbaren gedanklich reden?" fragte Miriam hinter mir noch ganz verschlafen.
Unsere Villa stand mitten im Hauptquartier der Falken, etwas erhöht auf einem Hügel. Von hier aus konnten wir das Lager, das sich jetzt in eine Garnison verwandelt hatte und die angrenzende Stadt überblicken.
Die ersten Sonnenstrahlen ließen die Häuser in einem Farbenmeer verschwimmen. Schon lange bestand das Hauptquartier der Falken nicht mehr aus Zelten, sondern aus festen Häusern, mit einer fünf Meter hohen Mauer. Die Garnison der Falken war zum Bestandteil von Hazor geworden und nicht mehr wegzudenken.

"Ich denke daran zu gehen. Schon zu lange lebe ich nun schon hier und langsam wird es auffallen, dass ich nicht älter werde. Es ist mein künftiges Schicksal nirgends lange zu verweilen und neue Identitäten aufzubauen. Oder mein Fluch. Doch ich habe mich daran gewöhnt, denn ich bin was ich bin. Nichts und niemand kann daran etwas ändern.“

Mit einem Satz sprang Miriam aus dem noch warmen Bett. "Du willst gehen? Mich verlassen? Das kannst du nicht. Wenn du gehst, gehe ich mit dir."

Ich sah sie noch verschlafen an. Miriam war nun Ende Zwanzig und langsam wurde es Zeit ihr zu sagen, dass sie wie ich, zu den Jägersammlern des Ordens gehörte. Für Miriam galt das gleiche wie für mich, nichts und niemand konnte etwas an unserer neuen humanoiden Art ändern. So beschloss ich den richtigen Zeitpunkt abzuwarten, um es ihr zu sagen, dann wenn wir wieder einen dieser negativen Sammler trafen.

"Gut, ich bin einverstanden. Du kannst mich begleiten. Wir..." Ich wurde unterbrochen, als draußen Schritte erklangen.

„Falke..." Ein junger Soldat, einer meiner persönlichen Leibwächter auf die David bestanden hatte, stürmte ins Zimmer und blieb verlegen stehen. In seinem Eifer, die Neuigkeit zu berichten, hatte er einen Fehler begangen.
"Verzeih meine Unziemlichkeit, Herr", entschuldigte er sich sofort.
Ich lächelte den jungen Soldaten milde an. "Was gibt es denn, Eso, das so wichtig ist, uns so früh zu stören?"
Eso wurde knallrot im Gesicht vor Verlegenheit: „Der König! Er hat einen Boten gesandt", der Junge war so aufgeregt, dass er fast stotterte.
"Und das ist so wichtig?" fragte ich in etwas herablassendem spöttischen Tonfall.
"Aber..." Eso konnte es nicht fassen, dass diese Nachricht den Falken so kalt ließ. Für Eso, der aus Hazor stammte, war der König fast wie ein Gott und vor ihn gerufen zu werden, würde die höchste Auszeichnung für ihn bedeuten. Für den Falken anscheinend aber nicht.
"Du sollst zum König nach Jerusalem kommen. Er möchte dich sehen." Sein Blick fiel auf Miriam. "Sie soll dich auch begleiten."
"So? Nun gut, ich wollte sowieso mit ihm sprechen. Wir werden noch heute aufbrechen. Und du, mein junger Freund, wirst zu meiner Eskorte gehören. Würde dir das gefallen?" fragte ich etwas spöttisch.
Das Gesicht des jungen Soldaten glühte vor Eifer. "Ich darf den König sehen? Meinst du das im Ernst, Herr?"
"Aber ja! Geh jetzt und bereite alles für den Aufbruch vor."
"Ja, Herr!" Eso eilte davon.
In der Tür hielt ihn meine Stimme zurück. "Geh erst zu David und schick ihn zu mir. Ich möchte ihn umgehend sprechen."
"Sofort", bestätigte Eso und verschwand endgültig. Seufzend wandte ich mich an die Frau an meiner Seite.
"Er ist sehr eifrig", meinte sie lächelnd. "Und noch so jung."
"Das ist er und in einigen Jahren wird er ein guter Krieger sein. Doch jetzt packe deine Sachen. Nimm mit, was dir besonders viel bedeutet. Wir werden nicht mehr zurückkehren."
Kurze Zeit später erschien David. "Du wolltest mich sprechen?"
"Hat dir Eso erzählt, was los ist?" begrüßte ich ihn umgehend.
"Ja, und er ist mit Feuereifer dabei die Eskorte zusammenzustellen", sagte David lachend. "Du hättest ihm keine größere Freude bereiten können, als ihn mitzunehmen. Er schwärmt regelrecht von König Salomon."
Mein Gegenüber sinnend anblickend meinte ich: "Hör zu, David, ich möchte die Zukunft der Schwarzen Falken in deine Hände legen. Du bist schon lange meine rechte Hand und eigentlich bist du derjenige, der alles zusammenhält. Ab heute bist du der Falke."
"Was meinst du damit?" fragte David überrascht. Noch begriff er nicht, was ich vorhatte.
"Miriam und ich kommen nicht zurück. Ich werde meine Dienste bei Salomon beenden und weiterziehen. Es ist an der Zeit", erklärte ich. "Ich war schon viel zu lange an einem Ort."
"Aber..." David sah mich beschwörend an. "Du kannst uns nicht verlassen. Wir brauchen dich, Falke."
"Nein, ihr seid gut genug alleine mit allen Horden der Finsternis fertig zu werden. Und die Reiter sind die letzte Zeit nicht hier gewesen. Ich glaube nicht, dass sie je in diese Gegend zurückkehren werden. Und mit jedem anderen Gegner werdet ihr spielend fertig", beruhigte ich meinen Freund.
"Der König wird dich nicht ohne weiteres ziehen lassen", orakelte David. "Du bist ein zu wertvoller Mann für ihn. Und er mag es nicht, wenn man sich ihm widersetzt."
"Salomon wird mich nicht aufhalten können", sagte ich. "Ich bin ein freier Mann und nicht sein Sklave. Auch ich möchte nicht länger irgendwelchen Herren dienen, die mich nicht verstehen."
"Und was ist mit ihr?" David zeigte auf Miriam, die damit beschäftigt war ihre Sachen zu packen. "Denkst du noch daran, dass sie eine Sklavin ist? Wir Falken übersehen das, denn sie ist deine Frau und eine von uns, aber vor dem Gesetz gehört sie noch immer Salomon. Und wenn er entscheidet sie zu behalten, kannst du nichts daran ändern."
"Das werden wir sehen", sagte ich, die hiesigen Verhältnisse verfluchend. Von einer zivilisierten Gesellschaft waren sie noch meilenweit entfernt. "Ich werde auf keinen Fall ohne Miriam gehen. In den Augen des Königs ist sie nur eine Sklavin. Ich werde sie ihm einfach abkaufen und sobald wir das Land verlassen haben, hat er keine Macht mehr über Miriam. Doch nun lass uns von anderen Dingen sprechen. Es gibt viel zu regeln, bevor ich gehe."

Stunden später standen wir auf einem Hügel oberhalb von Hazor und blickten mit Bedauern zurück. Für mich und Miriam war es ein Abschied für immer. Für lange Zeit war die Stadt unsere Heimat gewesen und hier hatten wir zusammen glückliche Monate erlebt. Langsam wendeten wir die Pferde und ritten in Richtung Jerusalem davon.



Jerusalem
Tage später


Ein halbes Jahr mochte es her sein, dass ich die Stadt das letzte Mal betreten hatte. Wir ritten unter dem Jubel der Bevölkerung durch die Straßen der Stadt, denn die Falken waren im ganzen Lande berühmt und der Falke selbst eine Legende.

Viel hatte sich verändert seit meiner ersten Ankunft. Salomon hatte in dieser Zeit seine Herrschaft gefestigt. Er galt als gerechter und weiser Herrscher weit über die Grenzen seines Landes hinaus. Allerdings galt er zu Recht auch als Verschwender und Ausbeuter seiner Untertanen. Er hatte seinen Tempel mit Hirams Hilfe gebaut, eine Handelsflotte geschaffen die über die Häfen Jaffa und Ezjon Geber am Golf von Akaba das Mittelmeer und das Rote Meer befuhren. Von diesen Häfen ließ er mit Hilfe der phönizischen Handelsflotte jeden gewünschten Gegenstand heranschaffen, auch wenn dieser noch so exotisch war.

Doch dies alles hatte viel Gold und den Schweiß und Kraft seiner Untertanen gekostet.
Langsam fing das Volk an zu murren. Die Steuern, die er der Bevölkerung auferlegte, um den Tempel und all die anderen Bauten zu finanzieren, waren ungeheuer hoch. Und diejenigen, die nicht viel Geld hatten mussten dafür hart in Front arbeiten, manche bis sie vor Erschöpfung zusammenbrachen. Auch seine Vorliebe für Frauen war weit und breit bekannt. Man munkelte, dass er über hundert Frauen und Konkubinen hatte und die Zahl seiner Kinder kannte wahrscheinlich Salomon selbst nicht genau. Ich wusste nicht, was davon wahr oder was erfunden wurde. Selbst die wissenschaftlichen Untersuchen späterer Zeiten konnten darüber keine Klarheit verschaffen.

Das Tempelgelände erstreckte sich über mehrere Hügel hinweg Größere und kleinere Gebäude lagen eingebettet in einem Meer von Blumen und Grünanlagen. Dazwischen immer wieder künstliche Wasserläufe und winzige Teiche oder Seen. Der prächtigste Bau selbst befand sich genau in der Mitte auf dem höchsten Hügel - der eigentliche Tempel. Mächtige weiße Säulen reckten sich in die Höhe. Eine große geschwungene Treppe mit Vorplatz führte zum Eingangstor hinauf. Springbrunnen, Blumenbeete und Bänke luden den Besucher zum Verweilen oder zum Gebet ein. Eine riesige von Grünpflanzen überwucherte Steinmauer umgab das komplette Gelände. Diese Überwucherung machte sie für das Auge fast unsichtbar.

Der Anblick hätte fantastischer nicht sein können: Doch ich dachte auch daran wie viel Blut und Tränen der Bau dieser Anlage gekostet hatte, so dass sich die Begeisterung bei mir in Grenzen hielt.

Eine laute Stimme unterbrach meine Überlegungen: "Homerius, mein Freund!" Asarja lief mir entgegen, als er Albion vor dem Eingang zum Palast Salomon anhielt und ich mich vom Rücken meines Reittieres schwang. Asarja umarmte mich herzlich, denn er freute sich wirklich seinen alten Freund zu sehen und trat dann einen Schritt zurück. "Ich glaube es nicht, aber du siehst aus wie bei unserer ersten Begegnung, während ich langsam erkennbar altere und mich wie ein alter Mann fühle."
Das mochte zwar übertrieben sein, denn Asarja sah immer noch gut aus, doch gleichzeitig sah man ihm die vergangene Zeit unmerklich an. Er hatte sich einen längeren Bart wachsen lassen und die jugendliche Unbeschwertheit wich einer gewissen Reife.
"Das kommt sicherlich von meiner Lockerheit, mein Freund, denn auch ich fühle die Jahre", log ich. "Es ist gut, dass der König mich rufen ließ, denn ich wollte sowieso mit ihm sprechen."
Langsam drehte ich mich um und half Miriam beim Absteigen. Asarja blickte jetzt die Frau an: "Meine Güte, ist dies das kleine Sklavenmädchen? Du bist ja eine wunderschöne Frau geworden. Du hast Homerius in jeder Beziehung gut gedient nehme ich an und jetzt ist es an der Zeit eine neue Aufgabe für dich zu finden."

Miriam erschrak und ich fühlte wie ihr das Blut aus dem Gesicht wich, während ich Asarja ungläubig fast feindlich anstarrte. Wie konnte mein Freund so etwas sagen? Wusste er nicht, dass ich in Miriam längst keine Sklavin mehr sah?
"Ich danke dir für deine lobenden Worte Asarja, aber ich hoffe, dass ich sie als Scherz auffassen kann. Miriam ist keine Sklavin mehr, sondern meine Frau geworden. Würdest du deine Frau hergeben?"

Asarja lachte laut auf: "Du bist einer der einflussreichsten und reichsten Männer in König Salomons Reich geworden. Die Reichen und Mächtigen des Landes hören auf deinen Rat und Salomon findet, dass es an der Zeit ist, dass du deinem neuen Rang entsprechend verheiratet wirst. Er will, dass du seine älteste Tochter heiratest. Sie wird dieses Jahr sechzehn und ist somit seit zwei Jahren im heiratsfähigen Alter. Du glaubst doch nicht, dass er deine Vernarrtheit in eine Sklavin akzeptieren wird? Meine Frau wird sie wieder gerne in ihre Dienste nehmen."

Er wandte sich an seinen Begleiter: "Führe die Sklavin in die vorbereiteten Gemächer.“
"Nein! Miriam schüttelte entschieden den Kopf. "Ich werde auf keinen Fall die Dienerin deiner Frau werden. Sie ist arrogant, herzlos und nur an sich selbst interessiert. Andere Menschen sind ihr egal."

Asarjas Schlag traf Miriam vollkommen unvorbereitet und warf sie zu Boden: "Du wagst es, so von meiner Frau zu sprechen? Wachen, begleitet sie in die Gemächer. Ich glaube man muss ihr vorher noch Manieren beibringen." Während die Krieger Miriam wegführten, wandte sich Asarja an mich: "Du hast ihr zuviel durchgehen lassen und zuviel Unsinn in den Kopf gesetzt, mein Freund."

Ich konnte mich gerade noch beherrschen. Asarjas Reaktion hatte auch mich überrascht:

"Wenn du Miriam noch einmal anfasst oder sie schlägst, bringe ich dich um."

Asarja wich überrascht vor dem Ausdruck in meinen Augen zurück. Die Wildheit darin entsetzte ihn: "Mein Freund, sie ist doch nur eine Sklavin."
"Wenn du nicht dafür sorgst, dass Miriam umgehend zu mir zurückkehrt, ist unsere Freundschaft zu Ende."

"Das kann doch nicht dein Ernst sein. Wegen einer Sklavin setzt du unsere Freundschaft aufs Spiel?"
"Du bist gewarnt. Also, wirst du dafür sorgen, dass ich Miriam zurückbekomme?"
"Aber das ist vollkommen unmöglich. König Salomon hat sich entschieden. Schon in drei Tagen wird deine Hochzeit mit Alisa sein. Du kannst nichts daran ändern. Vergiss die Sklavin und freue dich auf Alisa. Sie ist eine gerade erblühte Schönheit, eine Perle."

Ohne auf meine Antwort zu warten, packte er mich am Arm und zog mich mit sich.

"Der König erwartet dich im Thronsaal. Ich rate dir Miriam nicht zu erwähnen."

Der lauernde Ausdruck in Asarjas Gesicht warnte mich und ich beschloss vorsichtig zu sein und vorerst nachzugeben. Selbstverständlich dachte ich nicht daran auf Asarjas Rat zu hören. Notfalls würde ich Miriam mit Gewalt befreien und zusammen mit ihr fliehen. Salomon mochte zwar mächtig sein, doch sein Arm reichte nur knapp über die Grenze seines Reiches hinaus. Die Welt war groß. Zudem hatte ich einen großen Teil meiner Dividenden für das Finden neuer Minen im großen Reich, König Hiram zur Anlage gegeben. Hiram wurde nicht nur ein Freund, sondern ich gab ihm auch Tipps, auf welchen Mittelmeerinseln und wo, Edelmetalle, Kupfer, Zinn und Eisen zu finden wären. Dazu musste ich nur mein fotographisches Gedächtnis beanspruchen. Auch an jenen durch die Tyrer erschlossenen Minen besaß ich Beteiligungen. Meine Anlagen beim ‚Bankier’- und Händlerkönig Hiram mussten bereits enorm sein. Also konnte ich jederzeit nach Tyros fliehen.

Doch erst musste ich wissen, was hier im Reich des König Salomon vor sich ging.

Salomon erwartete uns im Thronsaal und stand auf, als ich und Asarja eintraten. "Homerius, mein Freund", begrüßte der König mich übertrieben freundlich. "Oder möchtest du lieber Falke genannt werden?"

Auch der König hatte sich verändert. Er war nun Mitte dreißig, doch sein Bart ließ ihn älter erscheinen, als er war. Salomon bemerkte meinen wütenden Gesichtsausdruck: "Du siehst verärgert aus? Hat jemand in meinem Reich dein Missfallen erregt? Wenn ja, werde ich ihn bestrafen."
"Du, mein König, warst das", sagte ich und ignorierte das entsetzte Aufschnauben von Asarja und einiger Höflinge, die es mitbekamen.

"Ich? Was habe ich getan?" fragte Salomon erstaunt und in meinen Augen einem hinterhältigen Tonfall. Er schien genau zu wissen, auf was ich hinaus wollte.
"Es ist wegen Miriam, meiner Frau. Ich möchte sie zurückhaben", verlangte ich trotzig.
"Miriam?" scheinbar ahnungslos sah Salomon Asarja an.
"Die Sklavin!", erklärte sein Ratgeber.
"Du bist wirklich wegen der Sklavin verärgert?“

Die nächsten Worte bestätigten meine schlimmste Vermutung, dass der König über Miriam sehr gut Bescheid wusste. Etwas war hier gegen mich im Gange. „Ich biete dir an ihrer Stelle, die Hand meiner Tochter an. Ich kann nicht glauben, dass dir die Sklavin mehr bedeutet, als die Möglichkeit mein Schwiegersohn zu werden", sagte der König bestimmt und gleichzeitig mich warnend.

"Natürlich bin ich tief geehrt über dein Angebot, mein König. Doch ich kann deine Tochter nicht heiraten. Mein Herz gehört Miriam und deine Tochter, so lieblich sie auch sein mag, kann ich deshalb nicht heiraten."

Jetzt wirkte Salomon wirklich verärgert, denn Widerspruch war er als Alleinherrscher nicht gewohnt. "Du wirst sie heiraten, weil ich es dir befehle. Ich bin dein König und damit auch Herrscher über dein Leben. Vergiss das nie."

Die Drohung stand unüberhörbar im Raum und ich beschloss es für den Moment zu belassen. Immerhin hatte ich inzwischen viele Freunde bei Hof und diese würden Miriams Aufenthaltsort herausfinden. "Doch jetzt lass uns die harten Worte vergessen", schlug Salomon versöhnlich gestimmt vor. "Lasst uns feiern und morgen wirst du dankbar dafür sein, dass ich dich von dieser Dummheit, eine Sklavin als gleichberechtigt anzusehen, befreit habe. Außerdem möchte ich dir mein neuestes Bauvorhaben vorstellen."

Er führte mich in ein Nebenzimmer des Thronsaals, in dem auch das Modell des neuen Tempels stand.
Viel hatte sich hier geändert. Der Raum sah noch prunkvoller aus. Der Boden bestand aus phönizischem Glasfluss. Er schimmerte bläulich, so dass man glauben konnte er bestünde aus Wasser. Die Wände hatten die punischen Handwerker aus geschnitzten Edelhölzern, aus Gold- und Elfenbeinplättchen erbaut. Purpurrote mit Goldstickereien eingefasste Stoffe verhängten die Fenster.
Für all diese Pracht hatte ich jedoch keinen Blick übrig, meine Gedanken weilten bei Miriam. Wo mochte sie stecken? Meine Wut und gleichzeitig Ohnmacht wuchs. Erstmals dachte ich daran einige Machtmittel meiner Silberkugel einzusetzen. Ein Großteil meines ‚ES-Schiffes’ hatte sich wieder autonom repariert. Eine Reise mit dem Superschiff könnte ich in einigen Monaten, spätestes in einem Jahr starten.
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Re: Homers Storythread über Atlan, Rico, Adams + Co

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11.Teil

Drei Tage später

Gestern waren drei unserer neuen Viehtreiber vom Llano River im Lager aufgetaucht. Sie hatten ein halbes Dutzend Maultiere und fünf zugerittene Pferde mitgebracht. Der Familienrat beschloss daraufhin, das gemietete Fuhrwerk zusammen mit dem Fahrer wieder zurück nach Carlshafen zu schicken. Dieser hätte sich sowieso geweigert, durch die unwegsame Wildnis zum Llano zu fahren, mitten hinein in das Comanchengebiet, wie er sagte. Das Auftauchen unserer Leute mit den Pferden und Maultieren hatte deshalb wirklich gut gepasst. Die anderen Siedler hatten in uns sowieso Privilegierte und keine echten Siedler gesehen, zumal unsere Mutter eine Adelige war. Es spielte keine Rolle, ob ihr einstmals reiches Geschlecht längst verarmte und sie zu einer Pionierfrau herab sank. In dem immer noch ständischen Denken der Mehrheit der deutschen Siedler, gehörte unsere Familie somit nicht wirklich zu ihnen.
So gingen wir gleich am nächsten Tag, nach der Ankunft der Viehtreiber mit ihren Mulis und Pferden los, ohne große Abschiedszeremonien, nachdem wir die Maultiere mit den Kisten beladen hatten. Unsere Vaqueros stellten sich auch als Meister im beladen und Führen von Maultieren.
In der Zwischenzeit hatten in Fredericksburg die Siedler schon die Gerippe von zehn künftigen Blockhäusern erstellt und das Land an die Familien aufgeteilt. Jeder erhielt ein Stadtlos von einem halben Acre (2000 Quadratmetern) und jede Familie ein Ackerlos von zehn Acres im Stadtumland. Das fertige Blockhaus gehörte dem Verein und wurde als offizielles Amt benutzt. Ich musste grinsen. Den Amtsschimmel versuchten die ehemaligen Obrigkeiten auch ins Neue Land zu bringen. Aber sie würden scheitern…
Ein inzwischen umfangreicher Stapel Holz wartete darauf für die Blockhütten und die Palisaden, welche die zentrale Siedlung umgeben sollte, weiterverarbeitet zu werden.
Wir warfen einen letzten Blick zurück auf Fredericksburg, dann zogen wir in einer langen Reihe von Pferden und Maultieren zum Llano. Alle konnten von uns reiten, auch Mutter, das dreizehnjährige Zwillingspärchen und natürlich mein fünfzehnjähriger Bruder Anton und ich. Wir alle waren auf einem Pferde- und Viehhof am Fuße des Schwarzwaldes in Baden aufgewachsen und konnten dadurch alle sehr gut mit Pferden umgehen und reiten sowieso.
Vorneweg ritt Tikami mit zwei der halbblütigen Viehtreiber, welche in Texas Cowboys und in Mexiko Vaqueros genannt wurden. Vater, ich und der dritte Reiter, den ich für einen reinblütigen Indianer hielt, der sich allerdings wie ein Weißer kleidete und sich wie einer verhielt, bildeten den Abschluss. Sein Englisch hörte sich beispielsweise vortrefflich an, besser als meines. Alle Cowboys beherrschten schon Brocken von Deutsch. Sie akzeptierten alle Tikami als Vorarbeiter und zeigten meinem Vater und meiner Mutter gegenüber großen Respekt, als künftige Rancher. Uns Jungs und Kinder behandelten sie fast wie Gleichrangige. Mir sollte es Recht sein. Konventionen hatte ich schon immer gehasst.
Das Gelände wurde immer unwegsamer und hügeliger. Wir waren froh nicht mit dem Wagen unterwegs zu sein. Ohne Zwischenfälle erreichten wir am Mittag des vierten Tages unser Ziel, den Llano River. An dieser Stelle begrenzten hohe Felsufer den Fluss, der von einem Baumgürtel, hauptsächlich Eichen und Zedern bewachsen war, sofern die Felsen den Bewuchs zuließen. An einer Stelle existierte eine Furt zwischen den Steilhängen. Wir benutzten diese und erreichten glücklich das andere Ufer. Wieder ging es die Anhöhe hinauf. Hier würde sicherlich mal eine Straße nach Fredericksburg entstehen. Auf der Anhöhe bot sich uns ein faszinierendes Bild.
Direkt vor uns breitete sich eine ziemlich ebene und lang gestreckte Prärie aus, die von einem größeren Bach bewässert wurde. Die Landschaft mochte sich mehrere Kilometer hin erstrecken. In das Grasland eingebettet lagen immer wieder Felsenkaps und hier und dort kleine Wäldchen. Dort entdeckte ich etliches Damwild und Antilopen. Es würde ein gutes Jagdgebiet sein. Der etwa sieben Meter breite, flache und sanft dahin gleitende kleine Fluss oder Creek hatte mit der Zeit einen schmalen Canon durch den Steilhang gegraben. Er mündete am Ende der Schlucht in den breiten Llano River. Genau dort wo der Mündungscanon oben auf der Hochfläche begann, lag eine Hügelkuppe, die von einem prächtigen Eichenwald bedeckt wurde. Auf der höchsten Stelle der Kuppe hatten fleißige Hände eine Lichtung in den Wald geschlagen und zwei Blockhütten errichtet, die im Schatten mächtiger Eichenkronen ziemlich märchenhaft da lagen. An einem dritten Holzgebäude wurde eben gearbeitet. Es würde einen großen Stall geben. Eine Quelle entsprang direkt am Fuße der Kuppe. Eine hölzerne Rohrleitung führte von der Quelle zu einem hölzernen Pumpengroßbehälter direkt vor dem Haupthaus. Ein ausgehöhlter Stamm diente als Wassertrog und wurde zur Tiertränke benutzt. Vier Handwerker arbeiteten an den Häusern und Anlagen der Ranch.
Die Hütten umgaben eine Palisade und ein hölzerner Wehrturm. Wenn die meisten Bäume um die Kuppe abgeholzt waren, würde es ein vorzüglicher Rundblick über das Llanotal und die Prärie von hier oben geben. Jede Annäherung würde bemerkt werden.
Aber das wirklich Malerische an der Szenerie war das Indianerlager, das vor dem Hügel am Bach existierte.
„Es handelt sich um ein Sommerlager des Comanchenstammes von Weißer Büffel. Während zweier Sommermonate sind sie unsere Nachbarn auf unserem Land. Dieses Aufenthalts- und Jagdrecht mussten wir ihnen in unserem Vertrag zugestehen. Aber der Vorteil darin liegt, dass uns keine anderen Comanchen angreifen werden, solange wir uns an den Vertrag halten“, informierte uns Tikami. „Am besten ihr meidet das Lager und besucht es nur, wenn ihr dazu eingeladen werdet. Umgekehrt ist es auch so. Die Comanchen betreten, das eigentliche Gebiet der Ranchgebäude nur, wenn sie eingeladen werden. Getrenntes Leben in friedlicher Koexistenz, das ist unser Motto.“
Onkel Benjamin trat aus dem größeren Blockhaus und begrüßte uns alle freudig. Besonders Mutter begrüßte er überschwänglich, was in mir sofort einen Stich im Herzen erzeugte. Den hämischen Blick meines jüngeren Bruders Anton fühlte ich wie Dolchstöße im Rücken.
Tikami begrüßte Ben mit einer kurzen Umarmung. Benjamin Jäger glich meinem Vater sehr. Im Grunde könnten sie Zwillingsbrüder sein, aber mein Onkel war erst vierzig, also fünf Jahre jünger, als sein Bruder. Zudem hatte Vater die harte Zeit im Gefängnis überdurchschnittlich altern lassen. So trennte sie vom Aussehen, mehr als fünf Jahre. Ben besaß trotz seiner Größe von sechs Fuß eine unglaubliche Beweglichkeit, sein Gesicht war braungebrannt von der heftigen Sonneneinwirkung im Südwesten und der Rocky Mountains. Er war in das Hirschleder eines Trappers gekleidet, wie Tikami.
Nach den Begrüßungszeremonien wechselte Ben mit Tikami eine zeitlang Worte, die ich nicht verstand. Derweil schauten wir uns die bereits gebauten Blockhäuser an. Es war alles noch eng, aber den Grundstock für ein großes Ranchgebäude wollten wir noch in diesem Monat legen. Während sich Vater die Viehherde und die Pferde, sowie das Ranchgebiet zeigen ließ, richtete sich Mutter mit Hilfe meiner jüngeren Geschwister wohnlich ein. Ich wollte Vater folgen aber Ben kam auf mich zu und hielt mich zurück.
„Du hast dich gut gehalten, wie mir Tikami erzählte. Wir sind beide mit dem Weißen Büffel der Meinung, dass die Ranch durch ein Ritual an der für die Indigenen heiligen Felsenkuppe im Süden des Llano-River gewürdigt werden sollte. Dazu werden die gerade mannbar gewordenen Jünglinge auf Visionssuche auf die Kuppel geschickt. Dort wird ein Schamane die Probanten erwarten. Jede Gruppe, also unsere Familie, die Comanchen und die halbblütigen Vaqueros werden jemand schicken. Du, Georg, wirst unsere Familie vertreten.“
„Ich glaube nicht an diesen Unsinn, Onkel. Und du solltest es auch nicht, Ben. Du bist wie alle in unserer Familie ein gebildeter Weißer und kein Heide.“ Im Gesicht des Onkels zeigte sich Enttäuschung darüber, dass ich wahrscheinlich seiner Meinung nach nichts begriffen hätte. Dann dachte ich daran, was er alles für die Familie getan hatte. Er allein hatte uns den Weg hierher bereitet.
„Auf der anderen Seite kann ein solches Ritual nicht schaden und wenn es ein Bestandteil des Vertrages, oder ein Entgegenkommen von uns an die Comanchen und Vaqueros bedeutet, soll es mir Recht sein. Ich bin bereit dazu, sage aber der Familie nichts dazu.“
„Keine Sorge. Offiziell werden es nur die Comanchen und die Vaqueros wissen. Deiner Familie werde ich erklären, dass es Tradition für die Indianer und die Halbblütigen ist, wenn jeweils ein Vertreter der drei Gruppen, das Land dadurch einweiht, indem er einige Tage darauf in der Natur unterwegs ist. Es würde die Gruppen zusammenschweißen.“
„Eine gute Idee Onkel.“
„Gehe jetzt“, sagte er in einem Tonfall, den ich nicht verstand. Überhaupt schien er mir immer fremder zu werden.
. „Der Comanche und der Vaquero warten bereits auf dich. Du kannst so gehen wie du bist. Ihr solltet die nächsten drei Tage fasten und nur wenig Wasser trinken. Eure Waffen sind ebenfalls nicht nötig, weil Späher der Comanchen jeden eurer Schritte überwachen und euch beschützen. Auch einer meiner Schatten wird dich beschützen. Niemand wird euch bedrohen oder gar angreifen.“
Er nahm mir meine Waffen und meine Satteltaschen weg. Ich fühlte mich nackt und gab Calico die Fersen. Was sollte das wieder? Was oder wer mochten diese ‚Schatten’ sein, über die er gebot? Er wurde mir, obwohl ich ihn immer noch fast mehr als Vater mochte, unheimlich. „Ben wer bist du wirklich“, dachte ich laut.

Etwas abseits erwarteten mich die anderen jungen Männer. Der Vaquero sah rein äußerlich wie ein Mexikaner aus und kleidete sich auch wie einer. Nur sein Gesicht war mehr bronzefarben, als üblich. Er sah auf seine Art sehr gut aus und er begrüßte mich mit einem Kopfnicken. Der Indianer blickte mich nur neugierig an. Er war nackt und trug nur ein Schamtuch. Seine Gestalt glich sehr einem mongolischen Reiter. So hatte ich mir immer die alten Mongolen oder Hunnen vorgestellt. In meinen Augen wirkte er hässlich, aber darauf kam es nicht an. Er war es auch der seinem Pony die Hacken gab und davon preschte. Als Comanche war er natürlich ein vortrefflicher Reiter, ebenso der Halbblut-Vaquero, dessen Namen ich nicht kannte. Aber mit meinem Calico stand ich reiterlich den beiden kaum nach. Lange ging es im Galopp und mein Pferd konnte beweisen, wie gut es wirklich war.
Wir ritten den Weg zurück, den wir vor Stunden benutzten. Zuerst gingen wir wieder über den Llano, dann führte uns der Weg nach Südosten. Die hügelige und felsige Landschaft war mir anfangs hinlänglich bekannt, schließlich ritten wir sie in den letzten drei Tagen von Fredericksburg herkommend. Was mich am meisten faszinierte waren die Felsenformationen, die das Auge am meisten beeindruckten. Gegen Abend erreichten wir unser Ziel und zügelten alle drei gleichzeitig unsere Tiere.
„Der Enchanted Rock“, sagte der Vaquero. „So nennen ihn die Texaner. Die Geologen haben festgestellt, dass es eine Granitkuppel ist. Die Indianer, ob Tonkawa, Comanchen oder Lipan-Apachen, haben ihm Dutzende Namen gegeben und verehren ihn als ‚Heiligen Berg’. Es ist ein so genannter ‚Ort der Kraft“.
„Du kennst dich gut aus, Vaquero, wer bist du?“, fragte ich. Er lachte bitter. „Ich heiße Miguel Gomez. Meine Mutter war eine Squaw, vom Stamm der Tonkawa und mein Vater ein mexikanischer Trapper, der mit Ben Hunter ritt. Beide kamen bei einem Überfall der Mescaleros ums Leben.“ Der junge Comanche sagte etwas zu Miguel in der Sprache seines Volkes und sprengte davon.
„Lass ihn gehen, wir müssen uns gleich sowieso trennen, und jeder den Weg der Visionssuche allein gehen. Du möchtest weitere Informationen über mich?“ Ich nickte und er erzählte mir das Wichtigste über sich, den Felsenberg und die Rituale der Initiation. Dann stieg er vom Pferd und ließ es frei. Anschließend ging er in das Gestrüpp, das den Kuppelberg in seinem unteren Bereich wie einen Gürtel einschloss. Selbst einige niedrige Bäume konnten sich am Hang halten. Die Humusschicht würde wohl unterschiedlich hoch sein.
Ich ließ auch mein Pferd frei. „Du musst mich jetzt verlassen, Calico. Die Comanchen nehmen dich mit zur Ranch. Ich muss jetzt an dem verdammten Berg einen Traum bekommen, an den ich mich erinnern kann, dann anschließend ohne irgendwelche moderne Waffen, den Weg zurück nach Hause finden. Blödsinnige Indianerrituale.“ Ich gab Calico einen Klaps auf sein Hinterteil. Erschreckt sprengte er davon. Ich fühlte mich plötzlich allein. Auch Miguel hatte sich bereits aus meinem Gesichtskreis entfernt. Seine Geschichte klang interessant. Er hatte den Überfall überlebt und wurde als Waisenkind von Benjamin in eine katholische Missionsschule bei Santa Fe gebracht, die von Onkel Ben stark finanziell unterstützt wurde. Dort lebten noch mehr Halbblutkinder. Miguel lernte dort Lesen, Schreiben und Rechnen. Er stellte sich als äußerst intelligent heraus, las jedes verfügbare Buch und wurde von Ben gefördert und auf eine Schule geschickt, welche er zwei Jahre vor dem Abitur unterbrach. Miguel könnte das Abitur machen und studieren, Ben würde ihn weiter fördern, aber Miguel wusste noch nicht, was er tun sollte. Durch die Initiation am Granitberg erhoffte er sich weitere Hinweise. Miguel hatte mir auch auf meine Anfrage mitgeteilt, dass Onkel Ben, anscheinend in Colorado eine ergiebige Silbermine entdeckt hatte und durch seinen Anteil bei der hinzu gezogenen Fördergesellschaft jedes Jahr fast sechzehntausend Dollar erlöste. Dies beantwortete mir einige Fragen, wie er sich plötzlich zu einem Kapitalisten entwickeln konnte
Ich blickte sinnend zum Hang hinüber. Die kuppelförmige Felsenformation erhob sich mehr als einhundert Meter über das übrige Bodenniveau, die eine große terrassenförmige Beckenlandschaft darstellte.
Fast betäubt von den Eindrücken über das Neue Land und den Veränderungen von Onkel Ben, wanderte ich durch das Gestrüpp hinauf, immer höher. Die Kuppel stellte sich als leicht begehbar heraus, aber ich hatte mit heftigen Durst und Hungergefühlen zu kämpfen. Die Vegetation wurde immer spärlicher, aus Gestrüpp wurden Kräuter und Gras und immer mehr blanker rötlicher Fels unterbrach den spärlichen Pflanzenbewuchs. Als ich eine bestimmte Stelle aufsuchen wollte, verwehrte mir der wie aus dem Nichts auftauchende Schamane den weiteren Weg. Er ließ mir ein Pulver zurück und eine Flasche mit Wasser. Er sah in seiner Tiertracht schaurig aus. Irgendwie erinnerte er mich an einen Vogelmenschen. Wahrscheinlich sollte er ein mythologisches Menschtier-Mischwesen darstellen. Seine Gesten konnte ich leicht verstehen. Ich sollte an dieser Stelle, die auf dem Grat der Bergkuppe lag, bleiben und das Wasser trinken. Dazu sollte ich das Pulver einnehmen. Auch deutete ich die Zeichen so, dass die beiden Anderen ebenfalls irgendwo auf dem Grat liegen würden. Jeder sollte allerdings seine Erfahrungen alleine machen. Eine Eidechse huschte rasch davon und verschwand in einer kleinen Felsenspalte. Meine Augen erkannten viele mir unbekannte Kräuter. Die Dunkelheit brach rasch über die Bergkuppe herein. Die Sterne funkelten und dann schüttete ich das Pulver in die Wasserflasche und trank es. Es schmeckte ekelhaft.
„Das ist diese verdammte schamanische Droge!“ Ich verschränkte die Finger ineinander und legte mich auf eine warme Vertiefung des Felsens. Das ganze fühlte sich wie eine Bettmulde an. Es war allerdings hart, aber hier drinnen musste schon andere Initianten gelegen haben. Das fühlte ich. Plötzlich hörte ich ein scheinbar melodiöses Geräusch.
„Der Fels schreit!“, dachte ich laut. „Miguel hatte Recht mit seinen Indianergeschichten.“ Es war ein unheimliches knarrendes und ächzendes aber oberflächlich betrachtet melodiöses Geräusch. Plötzlich wurden die vielen Gespenstergeschichten aus meiner Jugend in meinen Gedanken wieder präsent. Schrie da nicht eine Frau? Oder der Geist dieser Frau? War da nicht ein Riss in der Realität? Eine Art von Tor, aus dem ein Gespenst hervortrat? Wieder das Heulen. Die Furcht suchte mich mit der Plötzlichkeit eines Tornados heim. Halb wahnsinnig vor Furcht schlotterte ich. Der Fels selbst strahlte eine eigentümliche Wärme ab, ich fühlte mich überhaupt nicht unterkühlt. Laut lachte ich vor mich hin, um mich selbst zu beruhigen.
„Es ist nur die Auswirkung dieser Schamanendroge. Sie beeinflusst mein bewusstes Empfinden.“
Irgendwann schlief ich ein und träumte, ich wäre ein großer Weißkopfadler und flöge über die Kuppe, dann über der Beckenlandschaft und über den Llano-River. Irgendwann landete ich auf dem Eichenhügel unserer Ranch und wachte auf. Das Morgengrauen erfüllte die Landschaft mit einem eigentümlichen fast mystischen Licht.
Der Schamane stand plötzlich wieder neben mir. Er nickte mir respektvoll zu, deutete auf die gefüllte Wasserflasche und wies nach Nordwesten. Dort lag die Ranch. Ich machte mich auf den Weg und erreichte gegen Abend wieder den Llano-River. Es war ein ständiger Höllenmarsch nach Norden gewesen. Anhand der Sonne und meiner Taschenuhr konnte ich die Richtung leicht bestimmen. Ständig musste ich gegen den Hunger und die Schwäche ankämpfen. Seltsamerweise ließen mich die größeren Tiere in Ruhe und ständig hatte ich das Gefühl, dass mich ‚unsichtbare Hände’ behüteten und eventuelle tierische Feinde verjagten. War es Tikami, die Comanchen oder dieser ‚Schatten’ von Ben? Einmal meinte ich ein Lächeln neben mir zu hören. Es klang weiblich. Vermochte sich dieser besondere weibliche Leibwächter von Ben, unsichtbar zu machen? Trug er eine Art von technisch initiierte Tarnkappe? An Magie konnte ein aufgeklärter Mensch Mitte des 19. Jahrhundert wahrlich nicht mehr glauben. „Verfluchter Ben!“ entfuhr es mir. Wieder meinte ich ein Lächeln zu hören, diesmal zustimmend. Aber der Schatten enttarnte sich nicht.
Ich fand es nie heraus und wollte es nie wissen. In einem Dickicht am Llano übernachtete ich und am nächsten Tag ging ich den Fluss aufwärts und erreichte die Furt. Am Abend kam ich zuhause an, traf dort vor dem Hause Tikami. Ihm erzählte ich meine Geschichte. Von meinen Empfindungen über den Schatten erzählte ich ihm nichts.
Meinen Vater und meinen Onkel entdeckte ich auf einem Hügel mitten in der Prärie auf ihren Pferden sitzend. Sie wirkten auf mich wie Erscheinungen aus längst vergangenen Zeiten und starrten schweigend nach Westen. Calico lenkte ich ebenfalls dorthin und schwieg. Sebastian und Benjamin Jäger taten so, als bemerkten sie meine plötzliche Anwesenheit nicht. In der Farbenglut des Sonnenuntergangs konnten wir die Prärielandschaft erkennen und am Horizont die Berge und Hügel des östlichen Edward Plateaus. Friedlich weideten Pferde und Rinder und genossen das hier kräftige Gras unter den letzten Sonnenstrahlen des Tages. Es war ein Bild wie gemalt. Eine eigentümliche fast mystische Stimmung bemächtigte sich meiner. Allerdings konnte ich meine Empfindungen nicht genau definieren.
„Ich liebe dieses neue Land und werde es in Besitz nehmen“, sagte plötzlich mein Vater in die Stille hinein. „Die Indianer sagen, dass ein Mensch Land nicht besitzen kann. Er sei nur Gast auf ihm und genieße die Früchte, die ihm die Flora und Fauna beschert. Ich neige immer mehr zu dieser Ansicht“, entgegnete Benjamin.
„Du wirst immer mehr zum Wilden, Bruder. Aber sage mir, wenn du unsere europäische Lebensweise inzwischen so verachtest, wieso trägst du mit dem Landtitel dazu bei, die Prärie in Besitz zu nehmen? Immerhin gehört dir die Hälfte der Ranch“, fragte mein Vater Onkel Ben.
„Weil ich meine Familie möglichst nahe bei mir haben wollte. Außerdem wart ihr in Not. Was sollte ich sonst tun? Ihr seid nun mal keine Handwerker in den Städten. Ihr seit Pferde- und Rinderzüchter. Als solche seid ihr das kleinere Übel. Ich werde es allerdings nicht zu lassen, dass ihr den Boden unter den Pflug nehmt. Aber du bist kein Farmer, Bruder und wirst es nicht tun.“
Beide schwiegen wieder und blickten in die letzten farbigen Sonnenstrahlen hinein.
„Gut, Ben“, sagte mein Vater schließlich, „ich akzeptiere deine Forderung. Was ist aber, wenn Christine einen Garten, um das Haus haben möchte, willst du ihr das auch verweigern?“
„Blödsinn, natürlich nicht, solange es bei diesem Garten oder Park rund um die Ranchgebäude bleibt.“
„Du hast dich radikal verändert Bruder“, hörte ich meinen Vater sagen. „Manchmal meine ich ein mir Fremder steht vor mir, der sich als mein Bruder ausgibt. Da gab es mal Gerüchte Ende der Zwanziger Jahre.“
„Das ist Unsinn, Bruder und das weißt du!“
Wieder schwiegen sie und ich hörte nur zu und begriff weder meinen Vater noch den Onkel. Was wäre so schlimm, wenn Äcker angelegt würden? Aber was meinte er mit den Gerüchten über Benjamin? Er wäre nicht mehr der, der er vorgab zu sein. Meine Welt, wie ich sie kannte stand im Begriff zusammenzubrechen.


Ergänzung der Geschichte durch Richard Jäger de Navia:

Um die Story zu vervollständigen: Der Indianer träumte von einem großen Büffel, der auf ihn zustürmte und wurde künftig der ‚Starke Büffel’ genannt, während Miguel nichts träumte und voll den Weg des weißen Mannes ging. Er machte in zwei Jahren sein Abitur fertig, studierte in Harvard und wurde mein Kommilitone und Freund, mit dem ich und dem Cherokee Josef Bearclaw zusammen, unsere monatlichen Naturtouren in Neu-England unternahmen. Miguel sagte mir nichts von meinem Cousin und seiner gescheiterten Vision am Enchanted Rock in seiner Jugend. Er hatte mir über seine Herkunft ein Lügengebäude aufgetischt. Erst mein Treffen mit meinem Cousin Georg Jäger in Fredericksburg hatte mich über Miguels wahre Identität aufgeklärt. Ich sollte Miguel im Jahre 1856 in Mexiko Stadt nach langen Jahren der Trennung wieder treffen, aber das ist eine andere Geschichte. Miguel hatte sich mir in Harvard unter dem Namen ‚Miguel Diaz’ vorgestellt und so sollte er sich künftig weiter benennen.

Die Ranch nannten sie die Oak Eagle, ihr Zeichen wurde eine Eiche und ein Weißkopfadler. Die Indianer nannten Georg ab diesem Zeitpunkt ebenfalls Oak Eagle. Georg und seine Freundin wurden doch noch ein Paar, weil sich die Familie des Mädchens mit dem zweiten Siedlertreck in Fredericksburg niederließ. Die beiden Liebenden konnten ihren Willen nach langen Auseinandersetzungen deswegen zwischen den beiden Familien durchsetzen und heirateten zwei Jahre später.
Seine innere Gespaltenheit konnte Georg nie ablegen, auch nicht als er der Rancher wurde. Damals war er sich dieses Konflikts noch nicht bewusst

Es ist dies ein Krieg zwischen der europäisch geprägten Zivilisation mit der Wildnis, ein Konflikt der Zukunft mit der Vergangenheit, des Nomaden mit dem Sesshaften, des Viehzüchters mit dem Farmer, des visionären Entdeckers mit der ihm nachfolgenden Zivilisation. Diese Auseinandersetzungen sind so alt, wie die Menschheit und werden bereits in der Bibel angesprochen. Demnach begann dieser Krieg bereits mit dem Mord des Farmers Kains an seinem viehzüchterischen Bruder Abel.

Dieser Konflikt wird vor allem auch in der menschlichen Seele ausgetragen. Wie mein Cousin Georg oder wie Benjamin und Sebastian Jäger teilte ich dieses Schicksal. Bis in die Gegenwart des 27. Jahrhundert nehme ich an diesem inneren Konflikt teil und werde hin- und her gerissen, zwischen der logischen und rationalen Weltsicht der raubtierartigen, spezialisierten modernen Zivilisation und der mythologischen Denkweise des Indianers oder Trappers, der eine Symbiose von Natur und Mensch anstrebt oder idealisiert. Wie so viele europäische Trapper, Entdecker und Frontiermens, verzweifele ich fast an diesem inneren Zwiespalt. Es gibt allerdings eine dumpfe Masse von Menschen auf beiden Seiten der Frontlinie, die nicht die Hintergründe interessieren, sondern nur ihren Aggressionen auf der einen oder anderen Seite folgen. Diese große Zahl von Menschen will ich nicht verschweigen. Sie traten oft in mein Umfeld, und viele Male, musste ich sie mit der Waffe in der Hand bekämpfen. Die seelischen Abgründe eines Menschen können manchmal erschreckend sein.

Was das Erlebnis von Georg Jäger, während seiner Initiation am Enchanted Rock anging, kann ich aus geologischer Sicht des 27.Jahrhundert erklären, dass es in der Tat das geologische Phänomen des ‚Schreienden Felsen’ geben kann.
Das knarrende und ächzende scheinbar melodiöse Geräusch erklärt mein Geologenverstand dadurch, dass der riesige Granitkuppelfelsen tagsüber von der heißen texanischen Sonne erwärmt wird und in der Nacht durch Kontraktion wieder die Hitze abgibt. Deshalb auch das Wärmegefühl von Georg in der Felskuhle.

Dem geneigten Leser, sei allerdings Folgendes auf den Weg gegeben, um nicht den Eindruck zu erwecken, dass die Schulweisheit meines Verstandes alles auf dem anscheinend kleiner gewordenen Planeten, zu erklären weiß.

Die Stämme der Tonkawa, Apachen und Comanchen schreiben dem Berg magische und spirituelle Kräfte zu.

In Europa existiert die uralte Lehre der Geomantie, die heutzutage wieder in esoterischen und theosophischen Kreisen auf der Neuen Erde, eine Wiederauferstehung findet.
Ich habe mich mit ihr bereits im 26. Jahrhundert ebenfalls kurz beschäftigt und bin zur Überzeugung gelangt, dass diese feinstoffliche Sicht der Erde durchaus einiges an sich hat. Das Auftauchen der parapsychischen Entität TERRA MATER im 27. Jahrhundert auf der Erde lässt die Geomantie wieder salonfähig in der ‚Neuen Menschheit’ werden.

In dieser Lehre geht man von einem feinstofflichen Netzwerk der Erde, allerdings auch des Universums aus.
Die Erde durchzieht dieser Theorie nach ein energetisches System von ‚Leylinien’, die alle in Verbindung miteinander stehen. Deren Knotenpunkte bilden die so genannte ‚Orte der Kraft’. Diese können noch von manchen Naturmenschen oder Schamanen in der Gegenwart von den vielen neuen Psioniker auf der Erde, welche sie jetzt Gaia nennen, wahrgenommen werden. Der Enchanted Rock wäre also so ein Ort.

Wie gesagt, ich halte diese feinstoffliche Grundlage des Universums für möglich, ohne diesem neuerdings überzogenen Esoterikunwesen zu huldigen. Dafür ist mein Verstand zu sehr wissenschaftlich geschult, vielleicht auch konditioniert worden.
(Bemerkung des Autoren: Wer mehr über das Thema ‚Enchanted Rock’ oder Geomantie erfahren möchte, möge sich die Stichworte bei Google oder Wikipedia anschauen)

Quellen:
‚Wagenspur nach Westen’ von Kurt Klotzbach, W.Fischer-Verlag, Göttingen
Internet: Google + Wikipedia diverse Stichwörter
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Re: Homers Storythread über Atlan, Rico, Adams + Co

Beitrag von Homer G Adams »

Ab nächster Folge kommen einige Teile mit Atlan. Hier ein Auszug:

1823 Rocky Mountains, nahe Santa Fe

„Sie sollten sich noch schonen, Ritter. Der interdimensionale Transferschock ist für organische Lebewesen eine Tortur. Selbst meine Ultrahochleistungs- Mikroquantronik hatte anfangs einige Aussetzer. Wir nennen es bekanntlich den Strangeness- Schock.
„Seit dem Transfer sind neun Monate vergangen, Rico. Ich fühle mich topfit!“
„Alle meine Handlungen dienen nur zu Ihrem Besten, Ritter. Ich bin schließlich einer ihrer Orbiter!“
Die synthetische Intelligenz hat sich auch in den letzten Monaten weiterentwickelt. Interessant! Wisperte es in meinem Kopf. Die ‚Stimme‘ war so zu vernehmen, als flüstere mir jemand direkt ins Ohr.
Ich fühlte mich körperlich und psychisch wirklich gut. Neun Monate im biologischen Tiefschlaf reichten mir. Die Reanimation meines Körpers und Geistes war in sechs langen Monaten an Bord des ‚Ritterschiffs’ vor sich gegangen. Besser ausgedrückt des in den Rockys bei Santa Fe notgelandeten Schiffs, das durch seine Reanimations- und Selbstreparatur-Mechanismen noch Jahre benötigen würde, um wieder voll aktiv werden zu können. Dazu notwendig waren auch bestimmte seltene Metalle, die Rico und meine Wenigkeit noch auf der Erde besorgen mussten.

Nein, ich strotzte wieder vor Tatendrang. Jede Form von Aktivität schien mir recht zu sein. Mein wackerer Rico - der sich längst zu einem Superroboter (sein Körper stammte aus dem Arsenal von ES) mit einer hochwertigen Künstlichen Intelligenz entwickelt hatte - schien dies endlich begriffen zu haben.

Das ‚Ritterschiff’, eine spezielle von ES stammende ‚Silberkugel’, hatte mich auf die temporale und interdimensionale Spur des verschwundenen Freundes Homer G.Adams geführt. Allerdings materialisierten wir in einem misslungenen künstlich generierten Tryortan-Schlund zu weit weg vom Transferpunkt von Homers Silberkugel.
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Re: Homers Storythread über Atlan, Rico, Adams + Co

Beitrag von Todd »

Ich hoffe mal, bis zum Mittag einiges abschließen zu können, was doch ziemlichen Trubel verursacht hat :unsure:
um beim Storylesen aus dem "Nach" mal wieder halbwegs ins "Indes" zu kommen :D

Im Moment daher mit Vorfreude grüßend :)

Todd
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Re: Homers Storythread über Atlan, Rico, Adams + Co

Beitrag von Homer G Adams »

Todd hat geschrieben:Ich hoffe mal, bis zum Mittag einiges abschließen zu können, was doch ziemlichen Trubel verursacht hat :unsure:
um beim Storylesen aus dem "Nach" mal wieder halbwegs ins "Indes" zu kommen :D

Im Moment daher mit Vorfreude grüßend :)

Todd

Danke Todd und Grüße zurück. Du wirst das schon schaffen... :-=
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Re: Homers Storythread über Atlan, Rico, Adams + Co

Beitrag von Homer G Adams »

So heute nochmals ein Teil zum Lesen auf die Feiertage. B-)


12. Teil

„Der letzte Ritter!“

Ab jetzt folgen einige Teile über Atlan da Gonozal, den letzten Ritter der Tiefe. Er stammt aus Homer G. Adams (Homerius) Paralleluniversum und wurde von ES in dieses Universum, welches wir Neo 2 nennen, geschickt, um hier Aufgaben zu erfüllen.
Danach geht es wieder mit Ricardo de Navia nach Mexiko…


1823 Rocky Mountains, nahe Santa Fe

„Sie sollten sich noch schonen, Ritter. Der interdimensionale Transferschock ist für organische Lebewesen eine Tortur. Selbst meine Ultrahochleistungs- Mikroquantronik hatte anfangs einige Aussetzer. Wir nennen es bekanntlich den Strangeness- Schock.
„Seit dem Transfer sind neun Monate vergangen, Rico. Ich fühle mich topfit!“
„Alle meine Handlungen dienen nur zu Ihrem Besten, Ritter. Ich bin schließlich einer ihrer Orbiter!“
„Die synthetische Intelligenz hat sich auch in den letzten Monaten weiterentwickelt. Interessant!“ Wisperte es in meinem Kopf. Die ‚Stimme‘ war so zu vernehmen, als flüstere mir jemand direkt ins Ohr. Mein Extrasinn meldete sich auch wieder.

Ich fühlte mich körperlich und psychisch wirklich gut. Neun Monate im biologischen Tiefschlaf reichten mir. Die Reanimation meines Körpers und Geistes war in drei langen Monaten an Bord des ‚Ritterschiffs’ vor sich gegangen. Besser ausgedrückt des in den Rockys bei Santa Fe notgelandeten Schiffs, das durch seine Reanimations- und Selbstreparatur-Mechanismen noch Jahre benötigen würde, um wieder voll aktiv werden zu können. Dazu notwendig waren auch bestimmte seltene Metalle, die Rico und meine Wenigkeit noch auf der Erde besorgen mussten.

Nein, ich strotzte wieder vor Tatendrang. Jede Form von Aktivität schien mir recht zu sein. Mein wackerer Rico - der sich längst zu einem Superroboter (sein Körper stammte aus dem Arsenal von ES) mit einer hochwertigen Künstlichen Intelligenz entwickelt hatte - schien dies endlich begriffen zu haben.

Das ‚Ritterschiff’, eine spezielle von ES stammende ‚Silberkugel’, hatte mich auf die temporale und interdimensionale Spur des verschwundenen Freundes Homer G.Adams geführt. Allerdings materialisierten wir in einem misslungenen künstlich generierten Tryortan-Schlund zu weit weg vom Transferpunkt von Homers Silberkugel.

Tryortanschlünde waren für die Raumfahrer des Tai Ark'Tussan nichts Neues. Bereits in den ‚Ersten Archaischen Perioden‘ - die um dreitausend da Ark einsetzten und etwa siebenhundert Ark - Jahre später zu Ende gingen (siebzehntes Jahrtausend vor Christus) - kam es zu solchen Erscheinungen. Bei ihnen handelte es sich um natürliche unkontrollierte interdimensionale Transfertunnel in weit entfernte Räume, Zeiten – ja selbst in parallele Universen - wie wir wussten und auch künstlich durch die Supertechnik der SI ES initiiert, nutzten.

Natürliche Tryortanschlünde galten als unkontrollierbare interdimensionale Ungeheuer, die jegliche Materie in sich aufsaugten und irgendwo wieder ausspuckten. Eine Öffnung ins Nichts, die nicht nur Raumschiffe, sondern auch beispielsweise Reste eines Riesenplaneten mitbefördern konnten.

Eine Technik, die mit künstlich initiierten Tryortanschlünde arbeitete, riskierte viel, machte allerdings auch Vieles möglich. Beispielsweise interdimensionale Reisen in Parallel-Universen oder Zeitreisen.

Unser jetzt schwer angeschlagenes Schiff schaffte es zwar zuvor mittels eines künstlich generierten Tryortanschlundes in das richtige Paralleluniversum überzuwechseln, kam allerdings auf die hiesige Erde zur falschen Zeit an. Denn die noch vereinzelt funktionierende interdimensional arbeitende Orter registrierte keine energetische Dimensionsspur von Homer G. Adams Silberkugel, die den gleichen Interdimensionsantrieb, wie mein Ritterschiff verfügte. Die Signatur fehlte. Adams Silberkugel landete wenn überhaupt in diesem Universum nicht in dieser Zeit!

Mit letzter Energie schaffte es mein nahezu wrackes autonom von einer KI gelenktes Schiff nach dem Dimensionstransfer in einem Hochtal der irdischen Rocky Mountains eine Notlandung hinzulegen und sich zur Tarnung mit Geröll zu bedecken. Fast keine Systeme funktionierten mehr. Die Restenergie wurde aufgewendet, um für mich und Rico autonom funktionierende Überlebenszellen zu aktivieren. Mehr ging vorerst nicht, zu zerstört war damals das Ritterschiff.

„Wie sieht es jetzt aus Rico? Wie lange braucht die LAST KNIGHT noch zur völligen Selbstreparatur?

„Meine Hochrechungen lassen mich extrapolieren, dass es zwei Jahrzehnte dauern kann, mein Ritter. Allerdings benötigt das Schiff noch eine Vielzahl von in diesem Zeitalter nur schwer beschaffbaren seltenen Rohstoffen. Das nötige Kapital verschaffen wir uns durch Umwandlung von Blei in Gold. Da wir keine einsetzbaren Gleiter besitzen – noch nicht – habe ich einige Flüge in meinem Schutzanzug mit Aktivierung des Tarnfeldes in die Städte Santa Fe und New Orleans unternommen und insgesamt eine halbe Tonne Blei beschafft. Das Schiff hat es mittels des wieder beschränkt verfügbaren Materiewandlers mit seinen verfügbaren Energiereserven in Gold verwandelt. Wir verfügen jetzt über fünfhunderttausend Dollar in ungeprägtes Gold. Unser Materie/Energiewandler hat nach meinen Angaben und nach einigen Mustern von originalen Goldpesos das Rohgold in Goldpesos transformiert. Kein irdischer Spezialist kann feststellen, dass die Goldpesos nicht in einer mexikanischen Münzanstalt geprägt wurden.
Ein Vermögen in diesem Zeitalter, wie wir noch aus diesen Zeiten in unserem Heimatuniversum der dortigen Erde wissen.“ Er grinste mich verschwörerisch an.

„Gute Arbeit, Rico“, lobte ich und grinste zurück. Die Ursprungsbewusstseinszelle von Rico stammte noch von ‚meinem Rico’. Aber nur die. Das Bewusstsein hatte sich längst weiter entwickelt.
Der Androide hatte wieder ‚Maske‘ gemacht und wirkte nun wie ein Durchschnittsmensch. Der Biokokon bestand zwischenzeitlich aus neutralen geklonten Stammzellen, was die Originalität der Körperhülle noch unterstrich. Er warf mir einen kurzen strafenden Blick zu. Für Lob zeigte seine Persönlichkeit immer noch kein Verständnis. Es war für ihn selbstverständlich, dass er seinem ‚Ritter’ mit der höchstmöglichen Effizienz diente.

„Da ist noch was, mein Ritter.“ Fragend blickte ich meinen synthetischen Freund an.

„Bei meinem letzten Anzugstransport von Blei wurde ich von irgendwo in den östlichen Rockys geortet. Leider konnte ich nur annähernd das Gebiet abgrenzen. Es ist riesig. Da wir nicht wissen, ob unsere Gegner, hier nennt man ihn laut den Informationen die uns ES gab, das DUNKLE MYSTERIUM, mit seinen Hilfsorganisationen von unserer Anwesenheit wissen, müssen wir vorerst auf den Einsatz von Rittertechnik verzichten.“

„Also back to the roots!“

Rico nickte grinsend. “Ja, wie in alten Zeiten, Sir! In der Zeit, als Sie noch infolge des Strangeness-Schocks in der Überlebenszelle der wracken LAST KNIGHT lagen, ich war nur einen Monat funktionsunfähig, habe ich mit sieben wieder instand gesetzten Mehrzweck-Arbeitsroboter, oberhalb des kleinen Talkessel indem unser Schiff verschüttet liegt, ein großes Blockhaus bauen lassen. Einen Lifttunnel bauten wir auch zum Schiff. Soweit reichten unsere einsetzbaren Ressourcen. Das Blockhaus mag aussehen, wie eine hiesige etwas groß geratene zweistöckige Berghütte der Mountain Men, aber sie verfügt über einige versteckte primitive Technikeinrichtungen. Beispielsweise eine Dusche für Sie und eine halbautomatische Küchenzelle und eine Energiezelle, die einige getarnte Geräte und Lampen mit Strom versorgt. Die Kühlschränke sind voll bestückt. Auch mit ihrem geliebten Arabischen Kaffee. Sie können Cappuccino bereiten lassen. In New Orleans gibt es alles zu kaufen, was dieser Planet anbietet.“ Rico grinste sarkastisch.

„Super gemacht Rico!“ Ich lächelte zurück. „Wir haben dort sogar einen kleinen Stall für vier Maultiere. Die richtigen Tiere in dieser bergigen Gegend“, informierte er mich weiter.
„Das ist korrekt. Maultiere sind Ideal für die Wege in den Bergen und Täler der Rockys“, bestätigte ich. „Wie sieht es für eine Maske meinerseits aus?“

„Sehr gut, mein Ritter! Auf einer meiner Flüge stieß ich auf einen schwer verletzten Mountain Man, Ihrer Größe und Gestalt. Ein Riesengrizzly hat ihn tödlich verwundet. Ich brachte ihn trotzdem in eine Überlebenszelle der LAST KNIGT. Das Schiff konnte gerade für eine Medozelle etwas Energie abzweigen. Trotz aller Bemühungen unsererseits, starb der Mountain Man. Wir konnten allerdings mit Rittertechnik sein Gedächtnis durchforsten. Auch hatte er einige Briefe aus seiner deutschen Heimat bei sich. Wir konnten seine Geschichte nahezu perfekt rekonstruieren, selbst sein heimatliches Umfeld, von dem er vor zwei Jahren floh. Da er Ihnen in der Statur ähnelte, kann ich Sie in ihn verwandeln. Niemand wird es auffallen, dass Sie nicht echt sind, nicht einmal seinem Bruder oder seiner Familie.“
„Gut, dann mache es!“
Ich legte mich in den Maskensessel, der sogar Operationen durchführen konnte.

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Ein Tag später blickte mich in einem Feldspiegel ein fremdes Gesicht an. Rico stand neben mir und betrachtete wohlgefällig sein ‚Werk’.
„Sie sind jetzt Benjamin Jäger aus dem Großherzogtum Baden. Vor zwei Jahren sind Sie ausgewandert und haben drüben in ihrer alten Heimat noch die Familie ihres Bruders, der dort ein großes Gut betreibt. Da Sie sich in Ihre Schwägerin verliebten, gingen Sie ins Exil in die Vereinigten Staaten und versuchen sich hier als Trapper und Indianerhändler. Übrigens eine gute Tarnung, um die seltenen Rohstoffe in den nächsten zwanzig Jahre zu besorgen. Das nahe Santa Fe bietet eine gute Möglichkeit dort einen Handelsstützpunkt aufzubauen. Nicht nur mexikanische Händler, sondern seit einigen Jahren auch die jährlichen großen Trecks der amerikanischen Händler auf dem so genannten ‚Santa Fe Trail’ bieten sich dafür an. Mit einem solchen Treck kamen Sie, als Benjamin, vor zwei Jahren hier an, Sir. In Santa Fe setzen wir an, Sir!“

Ich lächelte zum wiederholten Male in mich hinein. Immer wenn er mich ‚Sir’ nannte kam das Ur-Rico-Bewusstsein zutage. So nannte er mich im letzten Jahrhundert in unserer Zeit der Gefangenschaft auf ‚meiner’ Erde. Das sich entwickelte und von ES manipulierte Bewusstsein, nannte mich dagegen ‚mein Ritter’. Eigentlich hatte ich den ganzen ‚Ritter-Klimmbing’ immer nur als Titel wahrgenommen. Seit ich allerdings der letzte Ritteraura-Träger wurde, könnte sich das verändern…

„Auf nach Santa Fe. Pelze hast du von den Indianern erhandelt. Und Goldpesos haben wir auch genügend“, sagte ich unternehmenslustig.

Pikes Peak, 1832

Sicherlich, der Tod einer meiner bisher größten Lieben – Isabella de Navia – bei der Geburt unseres gemeinsamen Sohnes vor zwei Jahren, warf mich aus der Bahn und ich tat so, als ob der Sohn - wir hatten schon vorher, falls es ein Sohn sein würde den Namen Richard oder Ricardo bestimmt – nicht existierte.
Eine noch von Isabella bestimmte Amme aus dem Hause de Navia kümmerte sich um ihn. Sie holte ihren Patron, den damals bereits wohlhabenden mexikanisch- asturianischen Grafen de Navia, dem ich seit damals stets mit Feindschaft begegnete. Dieser nahm mir in meinem halbverrückten Zustand das Kind und die Amme wieder weg. Sie zogen nach Sonora auf ihre riesige Hazienda. Das bekümmerte mich damals nicht, auch nicht, als ich einige Monate später von einem Anwalt die Papiere bekam, dass ich von einem mexikanischen Gericht für nicht qualifiziert erklärt wurde, um ein Grafenkind aufzuziehen.

Santa Fe gehörte damals noch zu Mexiko. Selbst wenn ich gewollt hätte, wären meine Chancen gleich Null gewesen, meinen Sohn zurückzubekommen. So ließ ich es bis heute bei diesem Zustand. Natürlich erholte ich mich von meinem jammervollen Zustand. Die Zeit schien wirklich alle Wunden zu heilen.

In meinem immer noch schwer angeschlagenen psychischen Zustand, hatte ich ein Ziel den Pikes Peak gewählt. Wieso ihn, keine Ahnung. In dieser Zeit der persönlichen Krise identifizierte ich mich mehr mit meiner Hauptmaske, des Benjamin Jäger. Der Ritter der Tiefe Atlan da Gonozal schien für die nächsten zwanzig Jahre weit weg zu sein.

Noch immer war die LAST KNIGHT ein Wrack, noch immer mussten wir wegen unserer heimlichen Feinde auf die Hochtechnik verzichten und noch immer suchten Rico und ich die seltenen Rohstoffe irgendwo auf der Welt zusammen. Geldprobleme hatten wir keine, weil mehrere Schürfroboter inzwischen in dem goldhaltigen Teil der Rockys, dessen Koordinaten ich mit meinem photografischen Gedächtnis aus meinem Heimatuniversum kannte, große Mengen von Gold zusammensuchten.

Auch beteiligte ich mich offiziell an einer Silbermine nahe Santa Fe, die ich dank meines fotographischen Gedächtnis ‚entdeckte’ und mit einem mexikanischen Bergbauunternehmen zusammen ausbeutete. Die Mine brachte mir bis 1850 jährlich etwa 15000 Dollar oder Peso. Dies erklärte meinen plötzlichen Reichtum auf eine natürliche Weise.

Wochenlang durchstreifte ich damals die Berge der Sangre de Christo Mountains, probierte meine neue von Rico gefertigten in diese Zeit passenden Waffen aus, begab mich damit auf die Jagd, um durch den Jagderfolg auf andere Gedanken zu kommen.

Der Tod Isabellas und die Wegnahme meines Sohnes belasteten mich noch immer schwer. Sicherlich, ich hätte mir mit meinen Möglichkeiten Richard zurückholen können. Aber was wäre dann gewesen? Sobald, das Ritterschiff wieder funktionierte musste ich zurück in mein Heimatuniversum, um dort meine Aufgaben als ‚letzter Ritter der Tiefe’ zu erfüllen. Und mein Sohn benötigte eine intakte Familie, die ihn gemäß seiner Herkunft aufzog und ihm die Chance gab, eine große Persönlichkeit zu entwickeln. Er brauchte keinen Vater, den er als Abenteurer wahrnehmen würde, der sich permanent auf der Achse befand.

Hin und wieder traf ich auf diesem ‚Selbstfindungstrip oder Walk About’ den einen oder anderen Indianer, vom Stamme der Utahs, die mir Felle anboten. Allerdings nahm ich den Handel nicht an, sondern jagte nur mit ihnen. Irgendwann gewann ich ihre Freundschaft und den Frieden mit mir selbst zurück.

Fassungslos begutachteten sie meine Zauberbüchse, die zwanzigmal schießen konnte oder meine Pistole, die es sechsmal vermochte. Sie zeigten allerdings eine große Scheu, diese beiden Wunderwaffen auch nur zu berühren. Sie nannten mich seit damals unter anderem die ‚Große Büchse’. Monatelang durchstreifte ich schließlich im Jahr 1832 bis in den Spätherbst hinein die Mountains und die Vorprärie.

Schließlich stand ich allein, meine indianischen Begleiter hatten mich als Freunde verlassen und würden an den Lagerfeuern von dem ‚Großen weißen Jäger’, der ‚Großen Büchse’ oder noch mit weiteren Namen bedacht, erzählen. Vor allem sprachen sie von der Zauberbüchse und dem weißen Jäger, der diesen Zauber handhaben konnte.

Wie gesagt, plötzlich stand ich vor dem Pikes Peak, vor dieser Masse eines mehr als viertausend Meter hohen einzeln stehenden Bergmassivs. Trapper, die von Saint Louis durch die Kansa-Prärien zogen, hatten mir in Santa Fe berichtet, dass man ihn noch in Kansas sehen könne. Die Handelstreck auf dem südlichen ‚Santa Fe Trail’ benutzten ihn eine zeitlang als westlichstes Wegzeichen auf ihrem Weg südlich vorbei an den Sangre de Christo Mountains nach Santa Fe. Diese Karawanen zogen seit 1821 jährlich regelmäßig vom Missouri oder Arkansas nach Santa Fe. Eine von ihnen hatte der originale Benjamin Jäger 1823 benutzt, um vom Arkansas her die Hauptstadt des mexikanischen Teils von Nordamerika zu erreichen.

Nach dem Tod des originalen Benjamin kaufte ich in der Maske von Ben Jäger in Santa Fe ein Haus, trieb ein wenig Handel, nur um meine Tarnung aufrecht zu erhalten oder die notwendigen seltenen Metalle von den amerikanischen Händlern kommen zu lassen. Dort traf ich Isabella, die mit ihrem Vater in Handelsgeschäften in Santa Fe weilte. Damals begannen mein kurzes Glück mit ihr und das bis heute anhaltende Unglück.

Nun, wie bereits angesprochen, hatte mein monatelanges Jagen und Fallenstellen mit den Utah-Indianern mein Gemüt beruhigt. Sie hatten mir viele Dinge der Wildnis neu beigebracht und ich hatte vor allem mit dem jungen Ute-Häuptling Kahpote, Bruderschaft geschlossen, welche bis zu meinem Weggehen aus Santa Fe und vom Pikes Peak anhalten sollte.

So stand ich also damals am Fuße des gewaltigen Bergmassivs und überlegte wie es weitergehen sollte. Vor meinem Auge materialisierte plötzlich ‚Mirona’, die KI meiner Psitronik, die ich neben meinem Logiksektor zusätzlich von Homunk XY in der Maschinenstadt auf Wanderer implantiert bekam. Mein Extrasinn hatte einige Schwächen, die meine neuartige ‚Psitronik’ kompensierte. Schließlich sollte ich meinen ‚Rittertitel’ mit Leben erfüllen.

„Das wüsste ich aber!“ beklagte sich mein Gedankenbruder. Ich ignorierte ihn. Seit dem Strangeness- Schock funktionierte er nicht mehr richtig. Meine Psitronik hatte sich dagegen rasch erholt. Die KI meines Implantats projizierte sich als Holofigur von Mirona auf meine Netzhaut und ich nahm ihre Gedanken wie die meines Logiksektors in meinen Ohren wahr.

„Meine nanobotischen Sensoren registrieren einige Impulse im ‚Rittercode’. Ich zeige dir die Spur als holografischer Pfeil. Du solltest ihm folgen, mein Ritter. Der Code stimmt.“
„Danke Mirona!“ Das Bild der KI hatte ich nach Mirona Thetin abbilden lassen. Ich überlegte schon geraume Zeit, ob ich die KI nicht bitten sollte, sich als Isabella zu zeigen.

„Das würde permanent kaum verheilte Wunden neu aufreißen. Davon rate ich ab!“ riet mir die Gedankenstimme meines Extrasinnes. Erholte sich der Logiksektor wieder?

„Das wüsste ich aber!“
„Ruhe!“

Der holografische Pfeil von Mirona zeigte mir den Weg.
Wie ein Wahnsinniger rannte ich den gigantischen Berg hoch. Solange bis ich außer Puste in die Knie ging und mich erholte. Die verdammte KI meldete sich in dieser Zeit nicht.

Nachdem ich mich erholt hatte, versicherte ich mich, dass meine Büchse noch um meinen Leib auf dem Rücken hing und der Revolver, das Jagdmesser und die Gürteltasche sich noch an ihrem Platz befand. Alles Okay. Erst dann blickte ich mich interessiert in der wunderbaren Natur um.

Im Westen erhoben sich die Häupter der Rockys hinter einer terrassenförmig ansteigenden Prärie. Vor mir erhob sich der Pikes Peak, der erstmals 1820 von dem Botaniker Edwin James und zwei Begleitern bezwungen wurde. Sie gehörten der von Stephen Long angeführten Expedition an, die sich auf den Spuren von Zebulon Pikes befanden.

Bis zur Vegetationsgrenze kleidete sich der Berg in eine üppige Botanik. Zedern, Kiefern und Hickorys vermochte ich sofort zu erkennen. Oberhalb davon erkannte ich viele Klüfte, Schründe und Canons in den Felsen, in diesem nackten Gestein und ganz oben sah ich bereits eine Schneekappe.
Wohlan!

Mein kontrollierter Aufstieg begann immer dem holografischen Pfeil folgend. Es ging hinein in die Wälder und die Hänge hinauf. Immer hatte ich die Gefahren, ob sie denn von einem Puma, Bären, Wolf oder von jagenden Indianer ausging vor Augen. Wären es Utah gewesen, dann hätte ich nichts zu befürchten, aber auch südliche Cheyennen oder gar Kiowas trieben sich nach der Aussage von Kahpote hier herum. Von den beiden letztgenannten Stämmen hätte ich durchaus etwas zu befürchten. Aber es ging gut und ich folgte einem für mich sichtbaren indianischen Jagdpfad. Die Monate mit den Utah- Indianern in ihren Bergen und Prärien zeigten längst wieder ihre Wirkung. Ich war wieder in Form gekommen. Den Pfad vermochte ich inzwischen zu erkennen.

Dann erreichte ich einen erhöhten Punkt, eine Art von Felshochsitz, eingeschmiegt und von zwei Seiten geschützt von höheren Wänden. Nur jene Seite, die ich hochkletterte und eine weitere, die mich die eigentliche Höhe des Berges erkennen ließ, zeigte mir was ich mir mit meinem Bergabenteuer eigentlich vorgenommen hatte.

Wahnsinn, nicht weniger oder mehr war es!
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dandelion
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Re: Homers Storythread über Atlan, Rico, Adams + Co

Beitrag von dandelion »

"Der Raum sah noch prunkvoller aus. Der Boden bestand aus phönizischem Glasfluss. Er schimmerte bläulich, so dass man glauben konnte er bestünde aus Wasser. Die Wände hatten die punischen Handwerker aus geschnitzten Edelhölzern, aus Gold- und Elfenbeinplättchen erbaut. Purpurrote mit Goldstickereien eingefasste Stoffe verhängten die Fenster."

Schön. Diese Beschreibungen lese ich gerne. Homericus und vor allem Miriam geraten jetzt wirklich in Bedrängnis, das tut der Geschichte sicher gut. Auch der Abschied aus Hazor war stimmungsvoll geschildert. Die leichte Melancholie, wenn ein Lebensabschnitt unwiderruflich zu Ende geht, war gut zu spüren.
Homer G Adams
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Re: Homers Storythread über Atlan, Rico, Adams + Co

Beitrag von Homer G Adams »

@ Dandelion

Ja die Reise geht weiter. Schön, dass du dich wieder gemeldet hast, trotz der Belastungen mit 1860... ;) :devil:
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Re: Homers Storythread über Atlan, Rico, Adams + Co

Beitrag von Homer G Adams »

13.Teil

Pikes Peak, 1832
Atlan da Gonozal

Da ich meine Wasserflasche verloren hatte, aß ich die letzten Bratenreste aus meiner Jagdtasche und trank dazu eine Handvoll Wasser aus einem Schrund, weiter unten.

Der Pikes Peak ist ein einzeln stehender Vorberg der Rockys und wurde von vielen indigenen Stämmen als ‚Heiliger Berg’ verehrt, welche in seinem Schatten lebten und auf ihm jagten und beteten.

Der Bergsockel leuchtete in einem rostigem Braun, der dann kurz vor der Sonne unterging und in einem flammenden Gelb aufleuchtete. Danach brach unvermittelt das Lichtlose der Nacht herein und ich betete für mich zum Großen Schöpfer, an den fast jeder Indianer glaubte, im Gegensatz zu den ‚Terranern’, mit denen ich solange zusammen lebte. Viele von ihnen hingen immer mehr nur einem reinen Verstandesdenken an und leugneten das Multiversale des Seins.

„Seid wann ist ein pragmatischer Arkonide zu einem terranischen Mystiker geworden? Bist du nicht selbst ein Agnostiker gewesen?“
Meinen Extrasinn ignorierte ich und irgendwann glitt ich in einen erholsamen Schlaf hinüber.

Am frühen Morgen, nach den letzten Stück Braten, dem Maisbrockenrest und einem kühlen Trunk aus einer winzigen Felsenquelle, ging es weiter, immer mehr hinauf, hinauf…

Gegen Abend erreichte ich die Vegetationsgrenze, immer dem fast unsichtbaren Pfad folgend, den der Pfeil vor meinen Augen wies. Raubtieren, tierischer oder menschlicher Art, begegnete ich keinen, dafür querte ein Hase meinen Weg. Ein blitzschnelles Ziehen meines Revolvers aus dem Gürtel und ein kurzer präziser Schuss, dessen donnernden Hall fast wie ein Sakrileg in dieser einsamen Ehrfurchtgebietenden Bergwildnis auf mich wirkte, war alles an Abenteuer auf dem Weg des Steigens und Kletterns. Aber der kleine Hase, den ich sonst nie getötet hätte, bedeutete die lebenswichtige Fleischnahrung, um die notwendige Kraft daraus für den weiteren Weg zu schöpfen. Nicht mehr und nicht weniger. Schließlich konnte ich nicht von Gras leben...

„Nein du bist wahrlich kein Vegetarier!“ erinnerte mich mein Extrasinn. Nun, wo er Recht hatte, hatte er Recht.

Trotzdem dankte ich meinem Schöpfer oder übersetzt Manitu, wie ihn die Utah nannten, für diese Nahrung, als ich den kleinen Körper auf dem kleinen Feuer briet. Er schmeckte zu einem Schluck Wasser, aus einem Felsenbecken, wirklich köstlich und gab mir Kraft. Es reichte gar noch zum Frühstück. Wurde ich hier langsam zu einem Indianer?

„Das wüsste ich aber?“ klang es in meinen Ohren. „Aber die Gefahr besteht, dass dich dieser Planet, die Urheimat aller Humanoiden zweier Galaxien, zu einem terranischen Mystiker macht“, maulte mein Logiksektor weiter in mir. Abermals ignorierte ich ihn.

„Mirona, was glaubst du?“ Keine Antwort war auch eine Antwort! Seufzend stieg ich weiter bergan. Vielleicht veränderte mich meine Ritteraura, nun, da ich meinen Status, als ‚Letzen Ritter der Tiefe’ akzeptierte und ihn annahm

Am anderen Morgen ging es ausgeruht und den Hunger und Durst gestillt weiter hinauf. Ein letzter Blick von einer freien Stelle hinunter in die bewaldeten kleinen Täler, Canyons und Hänge des Bergmassivs in westlicher Richtung.

Dort lag die Heimat vieler Utahstämme, im Quellgebiet des South Platte. Dort hatte ich vordringlich bis auf etwa dreitausend Meter Höhe in einem riesigen prärieartigen Hochplateau mit den Utah- Indianer gejagt. Begrenzt wurde es im Osten und Norden von den Front Range Mountains. Die Mosquito Range und die Sawatch Range grenzten sie gegen Westen ab. Gegen Südosten wurde es von einem erloschenen Vulkangebiet abgeriegelt. Wir jagten in der Hochprärie vor allem Bisons an den Ufern des South Platte. Dies alles konnte ich von hier sehen.

Eigentlich war der Pikes Peak ein Teil der Front Range, jener östlichsten Rocky-Bergkette der Vereinigten Staaten. Im Westen lag das vorhin angesprochene Hochplateau, dem Quellgebiet des South Platte und weiter westlich wieder andere Bergketten der Rocky Mountains. Ein insgesamt faszinierendes Gebiet, vom weißen Amerikaner wohl noch viele Jahre unerschlossen. Ich würde nie daran denken, dieses mit einer Prärie und an geschützten Stellen mit Wäldern versehenem Gebiet, die Hauptheimat der südöstlichen Utahstamme, zu verraten. Im Gegenteil.

Dieser Anblick ließ mich abermals auch seelisch die notwendige Kraft schöpfen, um weiter hinauf zu steigen. Das frühe Sonnenlicht fiel voll auf die Hänge, Bäume und Felsen. Der Morgenwind legte sich. Eine seidene nichtmenschliche Ruhe lag in den lichtlosen Tälern, dort wo sie im Schatten der noch niedrig stehenden Sonne lagen. Die Schleier der Nacht nahm immer noch ein Teil des Massivs ein.

Weiter immer weiter.

Jenseits der Vegetationsgrenze wurde der Anstieg immer schwieriger geriet immer mehr zu einem Klettern. Der Jagdpfad der Indianer endete an der Waldgrenze. Dafür zeigte sich mir der holografische Pfeil vor meinem geistigen Auge wieder klarer. Ohne diesen imaginären Wegweiser hätte ich längst mein inzwischen reines Bergsteigen aufgeben müssen. Wieder wurde es abends und ich blieb verblüfft stehen, als ich mein vorläufiges Ziel erkannte. Es handelte sich um einen wirklich kleinen Rastort unter einem überhängenden Felsen und ebenso steil verschwand unter mir der übrige Felsenhang. So stand ich auf einer kleinen, der Wirklichkeit scheinbar entrückten winzigen Bergterrasse, die über den Felsen hing und hoch über mir eine Welt, die immer mehr in die Dunkelheit sank. Aber ich stand vor einem weiteren kleinen Naturwunder. Aus einem Felsen drang, ein kleiner Strahl kalten Wassers und lief in eine kleine beckenförmige Mulde. Von dort ging es plätschernd zwischen den Felsen hinab in ein tiefes Loch. Weit unten zu Tal mochte es in einer wirklichen Quelle wieder zutage treten oder auch nicht. Es rann murmelnd, fiel ins Becken, quoll über sickerte murmelnd zwischen den Felsen hindurch und verschwand im dunklen Nichts dieses Loches.

Ich kniete mich zum kleinen Naturbecken nieder, das nicht mehr als zwei oder drei Liter fassen mochte und trank still mit den zusammengefalteten Händen, das kühle und hervorragend schmeckende Felsquellwasser. Da ich nichts mehr zu Essen hatte, sank ich erschöpft auf den Felsaltan neben dem Quellbecken und versuchte gleich einzuschlafen. Aber der fast volle Mond beschien mich und das Quellbecken mit seinem silbrigen Licht. Das Zauberspiel zwischen Wasser und Silberlicht, dazu das ewige Geräusch des Wasserspiels ließ mich nicht einschlafen, aber zur inneren Ruhe kommen.

Mein Blick hinauf in die Sterne gerichtet, von der wir einst als Sternenstaub kamen, wie ich wusste, sah ich fasziniert fallenden Sternschuppen zu. In meiner Fantasie waren sie für mich die Flammenschrift des Schöpfers am Firmament.

„Werde mir ja nicht zu einem Schöngeist, mein Ritter!“ Mein Gedankenbruder schien wieder klarer zu werden.

Eine größere Schnuppe mit einem kleinen weißlichen Schweif, ließ mich das Versprechen des Ureinen an seine Schöpfung bestätigt fühlen.
Keinen Laut hörte ich, außer dem kleinen Geläut des quellenden und fallenden Wassers.

Sah so die Urschöpfung aus, als der ‚Geist Gottes’ über seiner Schöpfung schwebte?

„Subjektives Empfinden von organischen Lebewesen, hat nichts mit der Realität zu tun! Es gibt keinen virtuellen oder geistigen ‚Schöpfer’! Alles ist Zufall!“

„Schweige Logiksektor! Ich mache ein Walking About!“ Ein tiefes mentales Seufzen erfüllte mein Denken, was ich einfach ignorierte. Mirona meine Psitronik schwieg weiter.

Irgendwann fiel ich in einen tiefen erholsamen Schlaf. Nach einem langen kühlen Trunk aus dem Becken ging es morgens weiter. Immer dem virtuelle Pfeil vor meinem inneren Gedankenauge folgend. Dann stand ich in einer Felsecke, die ich gestern in der Dunkelheit nicht sehen konnte, ein kleiner höchstens drei Meter breiter und nach oben offener Canyon tat sich vor mir auf. Diesem folgte ich. Er wand sich durch etliche Kurven und endete in einer Höhle. Sie blieb durch die Canyonöffnung hell genug, um alles Notwendige sehen zu können. Vor einer Felsenwand, endete der holografische Pfeil und bildete einen virtuellen Handabdruck. Genau darauf legte ich meine Hand. Eine Scannung erfolgte. Im Laserlicht badend ertrug ich stoisch das Kribbeln in meinen Eingeweiden, als kröche ein mikrokleines virtuelles Ameisenheer durch mich, wand sich um meine Gehirnlappen und übermittelte mir neues Wissen. Dieses Objekt analysierte mein Bewusstsein. Inzwischen ertrug ich diese doppelte Scannung mit stoischer Ruhe.

Irgendwann unvermittelt öffnete sich ein Schott. Es fuhr einfach in die Wände und schloss sich wieder auf die gleiche Weise, als ich es durchschritten hatte. Vor mir öffnete sich einladend eine weitere Tür. Als ich sie passiert hatte, wusste ich plötzlich, dass es sich um die Kabinentür einer Transporteinheit eines Turboliftes handelte. Das stationsinterne Transportnetzwerk brachte mich zu jenem Bereich der Station, für die mich die Scannung bereits autorisierte. All dieses wusste ich plötzlich. Aber noch kein Willkommen der Stations-KI. Wieso nur?

Ein dickleibiger fast kugelrunder Kyberno, er kleidete sich wie ein Biedermeierische Dandy mit Zylinder, was für ein Anblick, begrüßte mich und führte mich in jene Bereiche der Station, für die mich meine Scannung bereits autorisierte. Der Stützpunkt musste ziemlich groß sein. Für meinen Aufenthalt erhielt ich eine Suite, die meinem Geschmack entsprach. Ein winziges mentales Drängeln, ein leiser paramentaler Hauch meldete sich in mir. Diesem Impuls gab ich nach, öffnete gewissermaßen mein Ich.

„Falls du dich über die Möblierung und den Stil der Ausrichtung wunderst, solltest du das nicht tun“, meldete sich eine fremde KI in mir. „Da ich dein Bewusstsein scannte und analysierte, anschließend die Daten der Stützpunkt Master- KI zusandte, ist diese über deinen Geschmack und Stil längst informiert. Die Materialisierung der Möbel und Einrichtung von gespeicherten plasmatischen Materiegrundstoffen, war dann das kleinste Problem.“
„Ich verstehe“, gab ich zurück und wollte die nanobotische KI in meinen Neuronen darauf hinweisen, daß ein ‚Ich’ nicht mit dem Sein eines Terraners oder Arkoniden identisch wäre.

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‚Kugelblitz’ Ronald, so nannte ich den kleinen anscheinend dickleibigen Kyberno, der sich mir als mein persönlicher Verbindungskyberno zur Stützpunkt KI und als mein persönlicher Betreuer vorstellte, blickte mich skeptisch an. Auf meine Frage, wieso sich die KI nicht mit mir persönlich in Verbindung setzte, wurde mir von Ronald und später der Stations-KI, die ich Ghost nannte, unisono geantwortet, ich sei als der ‚Letzte Ritter der Tiefe’ eines parallelen Universums nicht dazu berechtigt in einer wichtigen ‚Ritterstation’ d i e s e s Universums einen Alpha-Status zu erhalten. Ich solle mit dem mir zur Verfügung gestellten Stationsbereich zufrieden sein.
Mein Fluchen wie ein Droschkenkutscher, half mir auch nicht weiter.

So informierte mich Ronald mit stoischer Ruhe – kein Fluchen brachte ihn aus der Ruhe oder änderte seine Meinung – über den Stützpunkt, soweit ich dafür autorisiert wäre. Dann sprach er die sieben Ark’ Geschlechter an, die gemäß den Chroniken dieses Stützpunktes, dem Untergang von Atlantis entkamen, weil sie der stellvertretende Tato Kosol ter Niidar in einem geheimen Stützpunkt außerhalb des Inselkontinents Atlantis unterbrachte. Niidar meldete sich nicht mehr und die drei Frauen und vier Männer beschlossen die sieben Ark’Klans zu gründen, indem sie mit den genetisch kompatiblen Larsaf- Humanoiden fraternisierten.

„Die sieben Ark-Clans, haben also sowohl arkonidisches, wie terranisches Blut in sich. Und sie verblieben permanent im Untergrund, was ihnen Dank ihrer arkonidischen Technologie aus dem verborgenen Stützpunkt leicht fiel.“
„So ist es, Ritter“, sagte Ronald und flitzte wieder davon.

Inzwischen wusste ich, dass dieser Ort, der ja gewissermaßen vor einem Haupteingang des Stützpunktes lag, von den Kybernos, diesen synthetischen mit einem individuellen Bewusstsein ausgestatteten Wesen, im Auftrage der ‚Sieben Weisen’, gebaut wurde. Diese Weisen konnte man am besten mit ES- Androiden, wie Homunk oder meinen jetzigen Rico, vergleichen. Sie wurden auch die ‚Alphas’ innerhalb der Kybernos genannt. Die zweite Stufe des neuen hiesigen Ritterordens, der von weniger Eingeweihten auch der ‚zweite Wächterorden’ genannt wurde, bildeten etwa fünfhundert Beta- Kybernos, die ebenfalls über hoch entwickelte individuelle Bewusstseine verfügten.
Unter dieser Stufe gab es wohl bereits Zigtausende Kybernos mit eigenem Individualbewusstsein und darunter hunderttausende Roboter und Androiden alle mit KI’s ausgestattet.

Der neue Ritterorden besäße in diesem Universum bereits in diversen Galaxien Stützpunkte, Werften und Tausende Schiffe, allesamt goldenfarbige Würfelschiffe. Sie wären alle auf den ersten Ritter der Tiefe in diesem Paralleluniversum konditioniert. Offensichtlich hatte ich ihn geboren.

„Das bedeutet, Ricardo, dein Sohn wird wohl irgendwann zum ersten Ritter der Tiefe in diesem Universum geweiht, wenn er die umfangreichen Prüfungen besteht“, flüsterte mein Gedankenbruder ehrfürchtig.
„Gut, das du wieder zurück bist“, gab ich mental zurück.
„Ich war nie weg, denn das wüsste ich!“
„Höre auf damit!“ schrie ich in Gedanken an.

Die ‚Wasserquelle’ auf dem kleinen Hochplateau wurde von einer Wasserleitung des Stützpunktes gespeist. Obwohl der ‚Zauber’ durch mein besseres Wissen dadurch verflog, blieb es mein Lieblingsplatz im Stützpunkt. Denn der Ort gehörte tatsächlich zu dieser riesigen Station, deren wirklichen Umfang ich bislang nur zum Teil erkennen durfte. Unsichtbare Kraftfelder hinderten mich daran, einfach zu verschwinden.

„So allein? Das tut nicht gut?“ Widerwillig blickte ich mich um. Aus dem ‚Canyon’ trat ein weiterer fremder Kyberno. Aber er besaß eine Ausstrahlung, wie ein organisches Wesen, das vermochte ich sofort zu spüren. Das musste einer der seltenen für Ronald legendären ‚Alphas’ sein.
Aus den Gesprächen mit Ronald wusste ich inzwischen, dass meine verstorbene Isabella, als eine genetische Besonderheit, gewissermaßen eine gezielte Mutation der Kybernos galt. Die Genlinien der Ark’Klans und der irdischen Familie der Navias hatten die Kybernos, die seit 2.500 vC in diesem Universum weilten, Jahrhundertelang überwacht und gezielt manipuliert, um die ‚Jeddah Masserath’ eine Mutation, eine genetische Anomalie zu schaffen. Was würde dann mein Sohn sein? Ein genetisches Ungeheuer gezielt gezüchtet, um hier in diesem Universum zum ‚Ersten Ritter der Tiefe’ zu reifen oder zu einem mentalen Ungeheuer?

Sicherlich, wir adelige Arkoniden züchteten und augmentierten unsere Nachkommen auch, um im ‚Spiel der Kelche’ bestehen zu können.
Aber die regelrechte Züchtung eines Ritters der Tiefe, das ging entschieden zu weit. Als ich das erkannte kochte ich innerlich, weil ich mich missbraucht und zu einem simplen Samengeber reduziert fühlte.

Plötzlich spürte ich die rechte Hand des Fremden an meiner Schläfe. Augenblicklich beruhigte ich mich und weiteres Erstaunliches geschah. Jene Informationen, welche unser Unterbewusstsein bildeten, verschmolzen. Abermals wähnte ich mich wieder auf einer virtuellen Insel, umgeben von einem weit mächtigeren wilden peitschenden Wissensozean. Wie lange ich mich als ‚Gefangener’ im eigenen Denken befand konnte ich nie klären.
Dann irgendwann spürte ich wieder jenes Drängen und Wispern in mir, welcher das Öffnen eines mentalen Kom-Kanals symbolisierte.

Ein winziger holografischer Avatar stand vor meinem inneren Auge. Der Fremde und nicht Ghost, die Stations-Master KI. Fast widerwillig ließ ich ihn auf meine Insel. Er visualisierte sich darauf.
Inzwischen hatte ich genug Wissensbrocken aus dem ‚Ozean’ entnommen und in mich integriert, um zu wissen, dass er sich Darian nannte. Er stellte sich mir als der Ky-Master vor, einer der Sieben Weisen der Kybernos. Im gesamten hiesigen Universum gab es nur sieben ‚Schwester/Brüder’. Mehr wusste ich noch nicht über ihn. Umgekehrt würde es sicherlich nicht so sein. Er kannte zumindest mein Unterbewusstsein und damit mehr, als ich wahrscheinlich je darüber erfahren würde.
Seine Präsenz in mir hatte eine ungemein beruhigende Wirkung auf mich. Die Wut verschwand, löste sich auf, wie Butter in der Mittagssonne.
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Homer G Adams
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Re: Homers Storythread über Atlan, Rico, Adams + Co

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14.Teil


Ankunft in Tyros
Handlungsebene Atlan und Falcor

Tyros lag voraus.

Sie segelten im letzten Licht des Tages auf die Felsplatten und Riffhänge zu, auf denen die Stadt lag und weiter ausgebaut wurde.

Die Häuser und Anlagen der beiden Häfen, die sich zu einer großen Hafenstadt verbanden, tauchten vor ihnen auf. Am Strand reihten sich ein knappes Dutzend Gerippe von halbfertigen Schiffen auf Balkengestellen. Zwei andere waren fast fertig. Es handelte sich um Schwesterschiffe der AXT.

Sie sahen bereits, dass die Stadt großzügig, sauber und auffallend klug angelegt worden war. Überall gab es neue Baustellen. Etliche Gebäude erreichten wohl eine Höhe von fünfzehn Mannsgrößen. In den Fenstern brannten bei der beginnenden Dämmerung bereits Lichter. Dann tauchte die große Steinmole auf, direkt an sie schlossen sich große lang gestreckte Lagerhäuser und Magazine an. Sie erkannten die hohen Giebel der beiden Tempel für Melkart und Astarte.

Jetzt übernahm Kapitän Nestor persönlich das Kommando. Seine Befehle kamen schnell, präzise und klar. Die Mannschaft bewegte sich rasch, doch ohne Hast, routiniert. Inmitten von zwei Dutzend Schiffsmasten lag ein hoher Turm aus Quadern und Eichenholz. Am Ende des Wellenbrechers trug er eine Plattform, auf der Falcor, grünspanige Kupferrohre und eine rußige Schale erkannte: das Leuchtfeuer, das ihnen seit einiger Zeit den Weg gewiesen hatte.

Nach dem Passieren des Leuchtturms fiel das Dreieckssegel und die Riemen ratterten durch die Dollen, zischten ins Wasser. Fünfzehn Mann auf jeder Seite, ruderten die AXT VON MELKART an den größten Kai außer dem in Tharsis, den Falcor bislang gesehen hatte. Eine aufgeregte und winkende Menschenmenge hatte sich am frühen Abend eingefunden, um das Andocken des lang vermissten Seglers zu beobachten. Mitten drin winkte und schrie der Hafenmeister immer wieder den Schiffsnamen, so als könnte er es nicht glauben, dass die AXT VON MELKART eben einlief.

Die neugierig schwatzende und aufgeregte Menschenmenge wurde immer größer. Mit ein paar Schlägen der Backbordruder trieb das Schiff breitseits auf die grauen Quadern heran.

„Festmacherleinen los!“

Zwei Ledersäckchen voller Kiesel zogen dünne Leinen durch die Luft. Hafenarbeiter zerrten an Land dicke Tauschlingen daran. Mehrere Seeleute hängten die Körbe zwischen Bordwand und Stein. Sie verformten sich knisternd, die Helfer zerrten eine Planke heran. Während die Ruder verstaut wurden, beobachteten Falcor und neben ihm Kapitän Nestor, wie die beiden Steuermänner, die letzten Manöver durchführten.

Der Kapitän und der Palastbeauftragte Hamilkar stapften steif und vorsichtig über die Planken und betraten in dieser Haltung den Kai.
Der Hafenmeister begrüßte sie fast ehrfürchtig.

Atalante und Falcor begaben sich aufs Achterdeck, holten dort ihre Kleidung, auf dem Schiff waren sie nur mit dem Nötigsten bekleidet gewesen, ihre breiten Ledergürtel mit den versteckten Fächern, die voller Goldplatten waren und Atalante mit seinen Rucksack. Sie legten ihre Tuniken an, die knapp übers Knie reichten. Falcor schnappte sich seinen ledernen Seesack und hängte ihn um die Achsel. Sein wichtigstes Gepäck war ein Papyrus-Dokument, das in einem Geheimfach verstaut lag. Im Moment wusste er noch nicht, was es in Tyros wert sein oder es bedeuten würde.

Schließlich betraten sie wieder das Oberdeck. Charis in einem hier üblichen teuren Kleid stieß zu ihnen. Ihr hellbraunes langes Haar hatte sie züchtig zu einem Zopf verflochten. Zusammen verließen sie das Schiff. Die Mannschaft und ihre hochwohlgeborenen Gäste würden sich bei einem Fest in irgendeiner guten Hafentaverne wieder treffen, dass morgen Abend zu ihren Ehren gefeiert wurde. Hamilkar würde dies arrangieren.

Als Falcor das Land betrat, wusste er zwar was ihn erwartete, trotzdem taumelte und schwankte er kurz. Der Boden schien zu beben und zu zittern. Er meinte immer noch das Grinsen und Feixen der Mannschaft hinter sich zu hören, als sie erstmals in Tharsis wieder festen Boden betraten. Damals hatte ihn ein kalter Schrecken durchfahren. Erst das Gelächter der Mannschaft hatte ihn gelehrt, dass es allen so ging, die nach langer Seefahrt wieder festen Boden betraten.
Atalante neben ihm ächzte nur kurz. Er hatte es nicht unterlassen können, und sich seinen zusammengesetzten Steppenbogen mit dem Köcher neben den Rucksack umgehängt. An seiner Seite hing das Kurzschwert. Falcor trug nur einen großen Dolch am Gürtel. Wer würde es im Reich des König Hiram wagen, dessen spezielle Gäste zu belästigen?

Aber Atalante dachte wohl anders. Vielleicht besaß er mehr Informationen über die wirkliche Lage im Land. Vielleicht war dieses Reich mehr gefährdet, als es den Anschein hatte...

Falcor konnte es nur ahnen. Was wusste er denn über seinen geheimnisvollen älteren Freund Atalante? Längst ahnte er, dass er einen Decknamen trug und viel vor ihm verbarg.
Vor Falcors Augen wurde das Land endlich fest, so wie es sich gehörte. Er blickte sich um.

Die Riffhänge aufwärts wurden viele Häuser terrassenförmig gebaut. An der Spitze des Hangberges, der so genannten ‚Akropolis’ lag König Hirams eindrucksvoller Palast.

Hier unten am Hafen sah Falcor neben den Docks, den Werften, Lagerhäusern und Magazinen, Dutzende Schenken, Läden, schattige Torbögen und gespannte Sonnensegel, unter denen sich ein mannigfaltiges Marktleben abspielte. Dann wieder schmale und krumme Gassenmündungen und Bordelle. Mehrere Hundert Seeleute und Städter bevölkerten die Kais.

Falcors Nase unterschied den Geruch von Salz, Sand, frische Erde, Holz, duftenden Braten, frischen Brot und Wein.
Hinter ihnen klarte die Mannschaft das Schiff auf.

Hamilkar, Kapitän Nestor und der Hafenmeister erwarteten sie bereits.
Der Hafenmeister betrachtete Falcor fast mit Ehrerbietung und blickte ihn immer wieder an. Darin erkannte er allerdings auch Zweifel. Als des Hafenmeisters Blick etwas länger an seinem Hals hängen blieb, dort hing das Schmuckstück des Falcgor- Klans meinte Falcor ein kurzes Erschrecken zu erkennen.

„Ich habe im Auftrage von König Hiram das Gästehaus am Hang der Akropolis für euch bereitstellen lassen. Der erhabene König müsste zusammen mit dem Wesir – ihrem Großvater - in den nächsten Tagen in die Stadt von einem Besuch aus Ushu, unserer Landstadt zurückkehren. Ich soll vor allem dem Herren Atalante ausrichten, dass er dringend vom erhabenen König gesprochen werden möchte.“

Als er Atalantes entgeisterten Gesichtsausdruck sah, lächelte er. „Sowohl der König, als auch sein Großwesir, haben magische Beobachtungsquellen. Sie sicherten unseren raschen Aufstieg.“ Atalante lächelte wissend. „Die beiden Herrschaften möchte ich brennend kennen lernen.“
„Das beruht auf Gegenseitigkeit“, lächelte der Hohe Beamte und verbeugte sich abermals vor den beiden Seefahrern. Falcor freute sich auf das Zusammentreffen mit seinem Großvater, der den Ark’Familienklan da Falcor leitete. Was würde er von ihm an Wissen erlangen?


Palast von Jerusalem, etwa zur gleichen Zeit
Handlungsebene: Homerius

Miriam blickte sich besorgt um. Der ganze Prunk und die Bequemlichkeit, den der Raum bot, interessierte sie nicht. Sie dachte nur daran, dass man sie von Homerius trennen wollte. Miriam wusste genau, dass er niemals das tun würde, was Salomon von ihm verlangte. Damit befand sich sein Leben in unmittelbarer Gefahr, denn der König würde im Ernstfall nicht zögern ihn töten zu lassen.
Wie ein Tiger lief Miriam in dem Gemach umher. Sie musste fliehen - zusammen mit Homerius. Ihr Plan Salomons Reich zu verlassen hatte mehr denn je Priorität. Allerdings hatten sie nicht gedacht, dass es auf diese Art und Weise geschehen würde.

Die Tür öffnete sich und zwei Soldaten der königlichen Leibgarde betraten den Raum. "Du wirst uns folgen“, sagte einer der Männer befehlend zu ihr.

"Wohin? Was habt ihr mit mir vor?" fragte Miriam. Der Ausdruck in den Augen der Soldaten gefiel ihr nicht. "Du hast nicht zu fragen sondern nur zu gehorchen, Sklavin", sagte der Mann grob.

Er griff nach ihr, als Miriam keine Anstalten machte ihm zu folgen und da reagierte sie instinktiv. Ein paar Griffe und der Soldat flog über ihren Rücken hinweg auf den Boden. Der andere sah einen Augenblick verwundert auf seinen Kameraden und griff dann nach seiner Waffe. Miriam packte sein Schwert, als er es aus der Scheide zog, um es ihm zu entwinden. Ein Schlag von unten nach oben geführt, ließ die Waffe im hohen Bogen durch die Luft segeln. Ein weiterer Schlag beförderte den Soldaten hinterher und er blieb betäubt liegen.

Ein Hieb traf von hinten ihren Nacken und raubte ihr fast das Bewusstsein. Miriam begriff, dass sie den ersten Soldaten vergessen hatte, doch ihre Instinkte funktionierten besser denn je. Schließlich hatte sie viel bei Homerius gelernt. Eine neue Kampferregung packte sie. Sie begriff nicht, wie ihr Körper sich leicht veränderte. Als der Soldat nach ihr griff reagierte sie instinktiv. Ihr Schlag traf den Soldaten von unten und er schrie vor Schmerz auf. Seine Hand griff nach einem Dolch, doch Miriam packte seinen Arm und versuchte ihm die Waffe zu entwinden. Ein Gerangel um den Dolch entstand und plötzlich spürte Miriam wie der Soldat erschlaffte. Entsetzt blickte sie auf den Dolch, der im Herzen des Soldaten steckte. Das hatte sie nicht gewollt.

Sie hörte Schreie und fühlte kaum wie weitere Soldaten auftauchten und sie packten. Widerstandslos ließ sie sich abführen. Sie dachte nur an Homerius. Was würde nun geschehen? Miriam wusste nur zu genau, was mit einer Sklavin geschehen würde, die einen Mord oder Todschlag an einem Krieger des Königs begangen hatte.

<<<

Von diesem Geschehen ahnte ich zu diesem Zeitpunkt noch nichts und versuchte gute Miene zum bösen Spiel zu machen. Dann verabschiedete ich mich an diesem Abend so schnell es ging von Asarja und Salomon. Entschlossen begab ich mich in das Haus, das mir zur Verfügung stand, solange ich mich in Jerusalem aufhielt. Meine Leibwächter und Kundschafter erwarteten mich bereits. Sie wussten Bescheid und deshalb befahl ich einigen Männern, die sich in Jerusalem auskannten, nach Miriam zu suchen. Nervös und wütend begab ich mich zur Ruhe und fiel irgendwann in einen unruhigen Schlaf, aus dem ich gegen Morgen unsanft geweckt wurde, als Elia, einer meiner Verbindungsleute bei Hofe, lautlos in meinem Schlafgemach auftauchte und mich unsanft wachrüttelte.

"Was hast du erfahren, Elia?" fragte ich verschlafen, meine brennenden Augen reibend. Ein ungutes Gefühl beschlich mich, als ich die ernste Miene meines Gegenübers bemerkte.

"Herr!" begann Elia ganz aufgewühlt. "Man hat Miriam in den Kerker geschafft. Sie soll einen Soldaten ermordet haben und der König hat vor sie hinrichten zu lassen."

"Was? Ich muss sofort zum König!" Elia konnte mich gerade noch zurückhalten, bevor ich eine impulsive Dummheit beging.

"Nein, Herr. Du musst vorsichtig sein. Ich habe gehört, dass Salomon nur darauf wartet, dass du dich ihm widersetzt. Wahrscheinlich hofft er sogar, dass du dich weigerst seine Tochter zu heiraten, denn das wäre Hochverrat und er hätte einen Vorwand auch dich hinrichten zu lassen."

"Aber warum denn? Sag mir den Grund", verlangte ich empört und wohl auch naiv. "Ich war Salomon gegenüber immer loyal und habe geholfen sein Reich an seinen äußeren Grenzen sicherer zu machen."
"Ja, und das Volk liebt dich dafür. Mehr als den König, der es ausbeutet und jetzt sogar diese fremde Frau, die Königin von Saba, heiraten will. Er wendet sich neuerdings fremden Göttern zu. Du bist seiner Meinung nach zu beliebt beim Volk. Er fürchtet dich. Ein weiterer Grund ist Sarah, Asarjas Frau. Sie hetzt gegen dich und hat Salomons Herz gegen dich vergiftet. Aus irgendeinem Grund hasst sie dich."

"Das ist eine lange Geschichte“, meinte ich obwohl ich Sarahs Hass auf mich nicht wirklich verstehen konnte. Das einzige, was ich ihr angetan hatte, war ihr eine Sklavin auszuspannen. Und davon hatte sie wahrlich genug. „Was ist mit Asarja?" fragte ich dann.

"Er steht zwischen allen Fronten. Die Freundschaft zu dir steht auf einer Seite - ihr gegenüber stehen seine Frau und der König. Dem König gegenüber ist er treu und Sarah wickelt ihn um den Finger, so dass er immer das macht, was sie wünscht. Ich fürchte er wird nicht zu deinen Gunsten eingreifen, zumal er den Plan des Königs kennt. Und er zweifelt nicht, dass du dem Herrscher gehorchen wirst."

"Was geschieht mit Miriam?"

Elia sah betreten zu Boden. "Der König wird ihr schon heute den Prozess machen und sie hinrichten lassen. Das Urteil steht bereits fest."

"Aber der König ist als gerechter Mann bekannt. Ich kann nicht glauben, dass er das tut."

Ruhelos, wie ein Tiger lief ich im Raum auf und ab. An Schlaf konnte ich jetzt nicht mehr denken.
"Nicht in diesem Fall", befürchtete Elia.

Ich blieb dicht vor Elia stehen. "Und wie wird sie hingerichtet?"

"Die normale Hinrichtung für eine Sklavin, die des Mordes oder Todschlags überführt wurde ist die Steinigung", sagte Elia betreten. "Und für Salomon besteht kein Grund davon abzuweichen. Es ist eine schreckliche Art zu sterben."

"Das werde ich auf jeden Fall verhindern."

"Du kannst das nicht verhindern, Herr. Es würde auch deinen Tod bedeuten", versuchte Elia mich vor einer Dummheit zu bewahren. "Aber was ist mit den Falken? Können sie nicht helfen?"

"Auf keinen Fall!" energisch schüttelte ich den Kopf. "Die Falken werde ich nicht hineinziehen. Geh jetzt, ich werde mir etwas anderes überlegen, um Salomon zu überlisten. Und sei vorsichtig, ich möchte nicht, dass du in meinem Haus gesehen wirst. Und danke für deine Nachricht."

Elia nickte traurig und verschwand so lautlos wie er kam. Gegen Mittag wurde ich im Palast erwartet und nachdem ich die Hinterlist des Königs durchschaut hatte, konnte ich diesen mit
dessen eigenen Waffen schlagen.

"Mein König", begrüßte ich Salomon. "Ich habe die ganze Nacht nicht schlafen können und mir deine Worte durch den Kopf gehen lassen. Ich habe erkannt, dass du Recht hast. Ich mag Miriam zwar sehr, doch sie ist mir nicht so wichtig, wie mein Dienst für meinen König. Ich werde deine Tochter also heiraten."

Wenn Salomon durch diese Worte enttäuscht war, so ließ er sich nichts anmerken. Kein verräterisches Aufblitzen in den Augen, keine Geste, die auch nur andeutete, dass er mich am liebsten tot gesehen hätte. Stattdessen nickte er: "Auch dein Ruf wird dir gerecht, Homerius. Deine Weisheit steht der meinen in nichts nach. Setz dich und feiere mit uns. In zwei Tagen werden wir die Hochzeit abhalten. Ich bin froh, dass du das gesagt hast, denn deine Sklavin ist eine Mörderin. Sie hat einen meiner Soldaten getötet und ich habe sie heute Morgen deshalb zum Tode verurteilt. Sie wird morgen durch Steinigung sterben." Salomon sagte das ganz beiläufig und ließ mich nicht aus den Augen.

"Da ich deinem Wunsch entsprechend deine Tochter heirate, bitte ich dich, mir einen Wunsch zu erfüllen, mein König. Begnadige sie."

Salomon lächelte kalt. "Nein! Ich kann das nicht tun. Meine Soldaten erwarten, dass ich die Mörderin bestrafe. Und ich möchte dich warnen - auch wenn du nun bald der Mann meiner Tochter sein wirst und das Volk dich liebt - wenn du versuchst sie zu retten, wirst auch du sterben. Das wäre Hochverrat gegen den König."

Aha! Nun verriet er indirekt seine wahren Absichten und ließ endlich seine Maske fallen. Doch ich tat, als bemerkte ich dies nicht. Stattdessen sagte ich: "Du musst verstehen, dass ich das versuchen musste. Ich liebe Miriam nun einmal."

Wir blickten uns in die Augen und schließlich gab Salomon nach: "Ich vergesse deine Worte und verzeihe dir. Doch nun lasst uns feiern."

Salomon ahnte jedoch, dass ich ein ebenbürtiger Gegner war und nicht aufgeben würde. Doch schließlich wartete Salomon nur darauf. Der Falke, wie er im ganzen Land genannt wurde, war ein zu mächtiger Gegner für ihn geworden. Und selbst wenn er sein Schwiegersohn sein würde – mein erster Fehler würde mir den Kopf kosten.

Irgendwie versuchte ich meine Bestürztheit über die Kaltblütigkeit des Königs zu verbergen und tat, als würde mich die Feier auch erfreuen. Auch bemerkte ich den triumphierenden Blick von Asarjas Frau Sarah, die in der Nähe bei ihrem Mann saß und jedes Wort mitgehört hatte. Ich wusste nun, dass Elia recht gehabt hatte. Diese Frau war an dem ganzen Unheil schuld und ich war entschlossen in dieser Nacht Miriam zu befreien und mit ihr zu fliehen.

Plötzlich hatte ich das Gefühl beobachtet zu werden und als ich den Blick hob, sah ich genau in König Hirams Augen. Der König von Tyros hielt sich zurzeit am Hofe auf und genau wie Sarah hatte er jedes Wort mitgehört. Im Blick des Königs lag etwas, dass ich mir nicht erklären konnte. Eine besondere Art von Vertrautheit. Die Erkenntnis durchzuckte mich fast schmerzhaft.

„Kapierst du endlich!“ wisperte die Psitronik in mir. „Er wurde ebenfalls vom Orden zu einem Sammler gemacht. Allerdings spüren meine nanobotischen Sensoren keine aktive Ausstrahlung seines ‚Sammlerorgans’. Es muss in einer Art ‚Schlaf’ liegen oder abgestorben sein. Seltsam, seit die Sensoren erwachten und immer besser funktionieren und ich die Menschen scannen kann, traf ich noch nie jemand wie ihn. Er ist kein Nachkomme der Lemurer. Er ist ein Fremder. Und an Miriam erspüre ich neuerdings eine Art von Verwandtheit mit ihm. Sie könnte eine Verwandte sein. Wer oder was Hiram und Miriam wirklich sind, kann ich dir allerdings auch nicht erklären.“

Was sollte das Gewisper meiner Psitronik Jeannie? Diese Gedanken, Miriam und Hiram wären keine Lemurabkömmlinge? Aber das waren doch direkt oder indirekt alle Humanoiden dieser Galaxis. Ergo mussten sie Aliens sein.
Verärgert konzentrierte ich mich auf die Gegenwart.

Den ganzen Tag musste ich in der Gesellschaft von König Salomon verbringen und ich lernte auch Alisa kennen. Ein zierliches und hübsches Mädchen, doch ich hatte nicht den Wunsch sie zu heiraten. Ständig dachte ich an Miriam, egal ob sie Mensch oder ein Alien war!

Sicher hoffte sie auf Rettung durch mich. Spät in der Nacht schaffte ich es endlich mich zurückzuziehen. Wenn ich noch etwas für Miriam tun wollte, musste ich mich beeilen. Da Salomon mich beobachten ließ, ging ich zuerst in mein Haus. Mein Verfolger stand hinter einer Säule und ließ das Haus nicht aus den Augen. Für mich war es allerdings nicht schwierig mich durch einen Seitenausgang fortzuschleichen.

Von meinen Männern wusste ich genau in welchem Kerker Miriam festgehalten wurde und ich zerbrach mir den Kopf wie ich es am besten anstellen konnte sie zu befreien.

„Falke!“ Der leise Ruf ließ mich erstarren und riss mich aus meinen Überlegungen. Innerlich verfluchte ich meine Unachtsamkeit. Salomons Männer waren besser, als ich gedacht hatte. Doch die beiden Männer mir gegenüber kannte ich nicht. Außerdem trugen sie nicht die Uniform von Salomons Palastwache.

"Was wollt ihr?" fragte ich in scharfem Ton, denn ich wollte keine Zeit verlieren.
"Unser Herr wünscht dich zu sprechen", sagte einer der Männer.

"So? Wer immer euer Herr ist, ich habe im Moment keine Zeit für ihn", antwortete ich und machte Anstalten weiterzugehen.

"Wir können dich nicht gehen lassen", sagte der Mann wieder. "Unser Herr hat strickten Befehl gegeben dich zu ihm zu bringen."

"Und wie wollt ihr das machen? Ihr beiden könnt mich nicht aufhalten", sagte ich in scharfen Tonfall.

"Vielleicht wir nicht, aber die anderen", und bevor ich begriff, was der Mann meinte, hörte ich hinter mir eine Bewegung. Dem Schlag konnte ich gerade noch ausweichen, doch den kleinen Pfeil, der mich von hinten traf, sah ich nicht einmal kommen. Das Betäubungsmittel wirkte sofort und ich war schon bewusstlos als ich zu Boden stürzte.

"Schnell", sagte der bisherige Sprecher. "Wir müssen uns beeilen. Niemand darf uns sehen. Der Herr wartet schon." Die Männer verschwanden mit mir so wie sie auftauchten - leise und unerkannt.
<<<

Benommen schlug ich die Augen auf und blickte um mich. Was war geschehen? Wo befand ich mich? Warum dröhnte es so in meinem Kopf? Schlagartig kehrte die Erinnerung zurück. Ich wurde betäubt und dann entführt.

Miriam!

Dann bemerkte ich, dass ich in einem weichen Bett lag. Ohne auf das Dröhnen in meinem Kopf zu achten, sprang ich mit einem Satz aus dem Möbelstück und lief zu dem einzigen Fenster hinüber. Die Vorhänge waren zurückgezogen. Schnell riss ich sie auf. Die Sonne schien hell herein und ließ die Staubpartikel in der Luft tanzen. Ihrem Stand nach zu urteilen war es später Vormittag.

Die Hinrichtung!

Dann erblickte ich meine Bekleidung fein säuberlich zusammengelegt neben meinem Bett auf einem Hocker liegen. Ich ging hinüber und zog mich schnell an. Die Türe öffnete sich und ein Mann betrat den Raum.

"Sie?" Ich glaubte meinen Augen nicht zu trauen. "König Hiram! Sie stecken dahinter? Warum haben Sie mich entführen lassen?"

Hiram sah mich einen Augenblick sinnend an, bevor er antwortete: "Es war zu deiner eigenen Sicherheit, mein Freund. Der Versuch deine Freundin zu retten, hätte dich deinen Kopf gekostet und das durfte ich nicht zulassen."

"Aber ich kann sie so nicht sterben lassen", begehrte ich auf. "Sie verstehen das nicht."
"Oh doch! Ich verstehe sehr gut, denn ich weiß, was du und vor allem Miriam seid. Salomon hätte dich enthaupten lassen und das würde auch für einen wie dich den Tod bedeuten."

Ich war mehr als überrascht. "Was meinen Sie damit? Einer wie ich?"

"Ein Sammler und Jäger. Ich kenne Wesen wie dich", erklärte Hiram ganz beiläufig. "Die vier Reiter sind wie du, nicht wahr? Deshalb sind sie nur schwer zu töten."
Ich nickte bestätigend. "Doch woher wissen Sie das?"

„Weil ich einst selbst ein Ordens-Sammler und Jäger war, bevor ich mich, hm, selbstständig machte und im Großen Ringen und im Kampf zwischen Orden und Dunklem Mysterium, neutral wurde. Aber das ist eine lange Geschichte. Und wir haben keine Zeit jetzt Geschichten auszutauschen."

„Helfen Sie mir Miriam zu retten", flehte ich.

„Du kannst sie nicht retten", stellte sich der König weiterhin auf stur.
"Sie ist eine potentielle Jägerin und Sammlerin wie ich und wenn sie umgebracht wird, ist das ein großer Verlust für den Orden. Außerdem hat sie teils aktive Gene von mir. Wahrscheinlich ist sie eine Nachkommin von mir, denn ich weile bereits mehr als Tausend Jahre auf diesem barbarischen Planeten und habe mich oft mit Frauen verbunden und Nachkommen gezeugt.“ Ich fragte im Moment nicht weiter, obwohl die Neugierde in mir heiß brannte, sondern flehte abermals.

„Helfen Sie mir bitte, Majestät!"

Endlich begriff Hiram meine Hartnäckigkeit bezüglich Miriam und reagierte sofort. "Folge mir!

Vielleicht können wir es noch verhindern, sonst könnten Dinge geschehen, welches die Masse der Menschen nicht sehen darf."
Erstaunt über diese Worte eilte ich Hiram hinterher und der König ließ für sich und mich Pferde holen. Um nicht erkannt zu werden, hatte ich einen langen Mantel mit Umhang übergezogen. Die dazugehörige Kapuze zog ich tief in mein Gesicht. Zusammen mit einigen Soldaten aus Hirams Leibgarde ritten wir zum Schauplatz der Hinrichtung. Schon von weitem sahen wir die entsetzte Menschenmenge und ich ahnte, dass wir zu spät kamen.

Die fassungslose Menge tobte und schrie. Das Wort "Mörderin" und „Dämonin“ konnte ich immer wieder hören. Die Leibgarde Hirams bahnte eine Gasse durch die unruhigen Schaulustigen von denen viele voller Panik schon wieder den Schauplatz der Hinrichtung verließen. Ich spürte wie mein Herz heftig zu schlagen begann.

"Nein! Ihr Unmenschen!" Ich sprang vom Pferd und schlug den Soldaten zu Boden. Die anderen hoben sofort die Waffen und richteten sie auf mich.

„Du bist wie Sie in Wirklichkeit ein Dämon!“

„Was ist geschehen?“ fragte ich und ahnte die schreckliche Wahrheit.

„Sie hat kurz vor der Steinigung ihre wahre Gestalt eines Dämons angenommen, entwand sich den Ketten und floh bevor wir es verhindern konnten. Wir waren einen Augenblick fassungslos, dann als wir reagierten, entfloh sie längst. Wir entdeckten sie nicht mehr. Wie sollen wir auch Dämonen fassen? Aber dich bekommen wir in unsere Hände, Dämon.“

Als sie mich ergreifen wollten sprach König Hiram ein Machtwort: "Legt die Waffen nieder. Ihr wisst wer ich bin?" Als die Soldaten nickten. "Geht. Ich werde mit Salomon sprechen."

Die Soldaten zögerten den Befehl auszuführen. Schließlich hatten sie von ihrem Herrn andere Befehle erhalten. Andererseits war der König von Tyros ein guter Freund des Herrschers.

"Ihr sollt gehen!" herrschte Hiram sie an. "Sonst lernt ihr meinen Zorn kennen."

Murrend entfernten sich die Soldaten. Hiram wandte sich an mich: "Es wird Ärger geben. Salomon ist zwar mein Freund, doch ich habe einen seiner Befehle widerrufen. Er wird mir zwar verzeihen, doch seine Wut an dir auslassen. Du musst fliehen. Sofort!" Der König zeigte auf einen seiner Männer. "Aaron ist ein Eingeweihter. Er wird dich in ein sicheres Versteck bringen. Von dort aus führt er euch über geheime Wege nach Tyros. Du kannst in meine Dienste treten. Ich hätte da eine Aufgabe für dich, die ich gerne einem Jäger anvertrauen möchte, denn sie ist sehr gefährlich."

"Aber, was ist mit Miriam. Ihre Formwandlerfähigkeiten sind, im Angesicht ihres sicheren Todes durchgebrochen. Sie wird verwirrt sein", meinte Hiram und fuhr fort:
"Ich konnte einst Dinge aus den Resten meines Raumschiffs bergen, die mir hier viel Macht geben und ich konnte sie auch vor dem Orden und dem Dunklen Mysterium verbergen. Dadurch habe ich Mittel, um mit einer verwirrten Sammlerin und Jägerin mit metamorphischen Genen umzugehen. Ihr Potential erwacht langsam. Wir finden sie und kümmern uns um sie. Aber du fliehe und zögere nicht länger", befahl Hiram. "Jede Minute ist kostbar."

"Mein Pferd! Ich möchte Albion nicht zurücklassen."
"Ich sorge dafür dass dein Pferd in das Versteck gebracht wird. Aaron!" wandte sich der Herrscher an seinen Leibwächter.
"Herr?"

Hiram sah seinen Diener befehlend an: "Du bringst den Falken sicher in das Versteck. Ich lasse euch alles Nötige für die Reise bringen und dann verlässt du umgehend das Land. Halte dich nirgends auf. Salomon wird dir Reiter hinterher schicken. Du wirst Miriam, dann in Tyros wieder treffen."

"Keine Sorge, mein König. Ich werde mein Leben für den Falken einsetzen", versprach der Krieger.

"Das wird hoffentlich nicht nötig sein", meinte ich und blickte Aaron an. Nun erkannte ich den Mann. Er hatte mich betäubt und entführt. Aaron übernahm die Führung. Hiram sah uns einen Augenblick sinnend hinterher: "Viel Glück euch beiden! Wir sehen uns bald wieder."

Dann schwang er sich auf sein Pferd und gab seinen restlichen Kriegern einen Wink. Sie ritten in die Stadt zurück, während wir auf Schleichwegen die Stadt über einen verborgenen Tunnel verließen. Er war groß genug für Pferde, wenn wir sie an der Leine führten. Außerhalb der Stadt ritten wir einige Zeit über Stock und Stein. Irgendwann kamen wir ans Ziel.

"Wir sind da", Aaron hatte sein Pferd angehalten und zeigte auf ein kleines versteckt liegendes Haus in einem Olivenbaum-Hain. "Hierher zieht sich der König zurück, wenn er alleine sein möchte", erklärte der Krieger.

"Oder wenn er ungestört mit einer Frau sein möchte?" versuchte ich zu raten.

In Aarons Augen blitzte es belustigt auf und ich begriff, dass ich ins Schwarze getroffen hatte. Aaron und ich blickten uns beide an. Er war mittelgroß und schlank und hatte kurze hellbraune Haare. Er mochte Mitte Vierzig sein. Seinem wettergegerbten Gesicht war anzusehen, dass er sich viel draußen in der Sonne aufhielt und auch schon einiges erlebt hatte. Er war mir auf Anhieb sympathisch.

Das Haus mochte zwar klein sein, doch wie üblich verschwenderisch eingerichtet. Für all den Luxus hatte ich jedoch keinen Blick übrig, denn mein ganzes Denken richtete sich auf die Flucht aus.
"Ein Reiter kommt!" Aaron kam herein. "Keine Sorge, es ist ein Freund", beruhigte er mich, als der Krieger meinen besorgten Blick sah.
Wir traten ins Freie um den Ankömmling zu begrüßen. "Ist alles gut gegangen? Ist dir auch niemand gefolgt?" fragte Aaron den Soldaten in tyrischer Gardeuniform.
"Keine Sorge, Herr. Niemand ist mir gefolgt, doch ihr müsst sofort aufbrechen. Salomon ist sehr wütend auf unseren Herrn und hat den Befehl gegeben den Falken zu fangen. Er bezichtigt ihn des Verrates."
"Das dachten wir uns", sagte ich und mein Blick fiel auf Albion, den der Krieger am Zügel führte. Ein weiteres Pferd trug reichlichen Proviant für die lange Reise.

"Wir brechen sofort auf. Wir danken dir, mein Freund. Doch nun reite zurück, wir wollen doch nicht, dass du auch verdächtigt wirst", sagte ich zu ihm um ihn loszuwerden. Der Krieger drehte sein Pferd herum und ritt zurück. Aaron und Ich begannen den Proviant auf alle drei Pferde zu verteilen.
Danach schwangen wir uns in den Sattel und ritten los. Unser Ziel hieß Tyros.
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Re: Homers Storythread über Atlan, Rico, Adams + Co

Beitrag von sonnenwind »

Hallo Homer! :)
Seit dem 16.April liege ich leider mit Deinen Erzählungen zurück. Aber ich versuche, alles so schnell wie möglich nachzulesen. Ich freue mich sehr, dass Du uns weiterhin mit Deinen Erzählungen erfreust.- :st:
Danke für die Grüße! Es war und ist keine leichte Zeit für mich, aber, wie sagt man so schön: "Da muss man durch!"
In diesem Sinne wünsche ich Dir gute Gesundheit und weiterhin Freude am Schreiben. Mal sehen, wie es mit Deinen Protagonisten weiter geht.
L.G.
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Re: Homers Storythread über Atlan, Rico, Adams + Co

Beitrag von Homer G Adams »

sonnenwind hat geschrieben:Hallo Homer! :)
Seit dem 16.April liege ich leider mit Deinen Erzählungen zurück. Aber ich versuche, alles so schnell wie möglich nachzulesen. Ich freue mich sehr, dass Du uns weiterhin mit Deinen Erzählungen erfreust.- :st:
Danke für die Grüße! Es war und ist keine leichte Zeit für mich, aber, wie sagt man so schön: "Da muss man durch!"
In diesem Sinne wünsche ich Dir gute Gesundheit und weiterhin Freude am Schreiben. Mal sehen, wie es mit Deinen Protagonisten weiter geht.
L.G.
sonnenwind
Hallo Sonnenwind! :)

Es freut mich wirklich, dass du wieder da bist!! :st:

Hoffentlich geht es wieder etwas Besser! :unsure:

Nun ich habe ebenfalls überzogen und kann mein Veröffentlichungstempo so nicht mehr halten
Vielleicht gibt es wöchentlich abwechselnd nur eine Fortsetzung.
Mal schauen.

Ich kann meiner Gesundheit nicht mehr zumuten. Es ist Sommer und der PC sollte mehr ruhen.
Es gibt sowieso kaum Resonanz.

Nun Ja.
Herzlichste Grüße aus New Tunbridge

Homer
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Re: Homers Storythread über Atlan, Rico, Adams + Co

Beitrag von sonnenwind »

Danke Homer! Ich gebe die Hoffnung nicht auf und natürlich hoffe ich, dass auch Du gesund bleibst. Wenn Du pro Woche eine Fortsetzung schaffst, ist das doch auch schon eine enorme Arbeitsleistung von Dir. Und ich hoffe, bald aufgeholt zu haben, um auf dem neuesten Stand zu sein.
Du weißt, ich mag Deine Schilderung des jeweiligen Lokalcolorits und auch das, was ich bisher an Kampfszenen gelesen habe, fand ich toll geschrieben.- :st: Ich jedenfalls finde Deine Erzählkunst spannend und entspannend zugleich.
Alles Gute für Dich und
L.G.
sonnenwind
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dandelion
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Re: Homers Storythread über Atlan, Rico, Adams + Co

Beitrag von dandelion »

Homer G Adams hat geschrieben:@ Dandelion

Ja die Reise geht weiter. Schön, dass du dich wieder gemeldet hast, trotz der Belastungen mit 1860... ;) :devil:
Ha, ich kann die Daumen loslassen. Es hat gereicht und ein wenig Spannung darf schon sein. :D

Trotz dieser schier unerträglichen Belastung in den letzten Tagen habe ich aber natürlich hier weitergelesen und auch meine Geographiekenntnisse erweitert. Dank Wikipedia ist das ja recht einfach. Interessiert hat mich vor allem der Pikes Peak. Er ist immerhin stolze 4300 m hoch, würde also auch in den Alpen eine gute Figur abgeben und ist als Randberg schon aus großer Entfernung sichtbar. Den Gipfel kann man heutzutage auf echt amerikanische Art auch mit dem Auto erreichen, wenn man nicht die schon seit 1891(man höre und staune oder ist das ein Schreibfehler in der Wikipedia) bestehende Zahnradbahn vorzieht. Der weiße Mann hat also voll Besitz ergriffen von dem ehemals "Heiligen Berg" der umliegenden Indianervölker.

Soweit der kleine Abstecher in die Realität. Freue mich aber schon auf neue Abenteuer in der Parallelwelt und hoffe natürlich auch, daß Du weitermachst. In welxchem Rytmus ist dabei nciht so wichtig. :st:
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Todd
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Re: Homers Storythread über Atlan, Rico, Adams + Co

Beitrag von Todd »

Ich kann meiner Gesundheit nicht mehr zumuten. Es ist Sommer und der PC sollte mehr ruhen.
Es gibt sowieso kaum Resonanz.

Nun Ja.
Herzlichste Grüße aus New Tunbridge

Homer
Die Resonanz ist wohl zeitweise unsichtbar. Die Story ist insgesamt einfach super und deswegen lektoriere ich sie
einfach mal so, während ich sie lese. Auch deswegen, weil ich mir in dem Schreibprogramm, das ich dazu verwende, die Buchstabengröße einstellen kann. Die Schrift hier ist mir für längere Beiträge nämlich zu klein und zu kontrastarm.
Das ist so gesehen keine Arbeit, sondern etwas, was ich während der Pausen mache...
Außerdem denke ich, man sollte für alle, die es gerne auf dem Kindle oder anderen Readern lesen - etwa mein Sohn - ein e-book daraus machen. Das ist für mich auch sehr lehrreich, weil ich das, was ich dabei lerne, auch an anderer Stelle gut gebrauchen kann. :)

Also schreib mal in einem Tempo weiter, das dafür sorgt, dass die Geschichte weitergeht! :)

Und @sonnenwind: natürlich auch an dieser Stelle :welcome:

LG

Todd
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Homer G Adams
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Re: Homers Storythread über Atlan, Rico, Adams + Co

Beitrag von Homer G Adams »

sonnenwind hat geschrieben:Danke Homer! Ich gebe die Hoffnung nicht auf und natürlich hoffe ich, dass auch Du gesund bleibst. Wenn Du pro Woche eine Fortsetzung schaffst, ist das doch auch schon eine enorme Arbeitsleistung von Dir. Und ich hoffe, bald aufgeholt zu haben, um auf dem neuesten Stand zu sein.
Du weißt, ich mag Deine Schilderung des jeweiligen Lokalcolorits und auch das, was ich bisher an Kampfszenen gelesen habe, fand ich toll geschrieben.- :st: Ich jedenfalls finde Deine Erzählkunst spannend und entspannend zugleich.
Alles Gute für Dich und
L.G.
sonnenwind
Hallo Sonnenwind!

Ja wir versuchen alles, um gesund zu werden oder zu bleiben….
Man sollte deshalb in einer Arbeit oder Tätigkeit niemals übertreiben. Irgendwann rächt sich das nämlich.

Als Hobbyhistoriker versuche ich immer ein gut recheriertes Lokalcolorit hinzu bekommen.

LG
Homer
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Re: Homers Storythread über Atlan, Rico, Adams + Co

Beitrag von Homer G Adams »

dandelion hat geschrieben:
Homer G Adams hat geschrieben:@ Dandelion

Ja die Reise geht weiter. Schön, dass du dich wieder gemeldet hast, trotz der Belastungen mit 1860... ;) :devil:
Ha, ich kann die Daumen loslassen. Es hat gereicht und ein wenig Spannung darf schon sein. :D

Trotz dieser schier unerträglichen Belastung in den letzten Tagen habe ich aber natürlich hier weitergelesen und auch meine Geographiekenntnisse erweitert.
Soweit der kleine Abstecher in die Realität. Freue mich aber schon auf neue Abenteuer in der Parallelwelt und hoffe natürlich auch, daß Du weitermachst. In welxchem Rytmus ist dabei nciht so wichtig. :st:
1860, 60, 60. :st: :st: :st:
Hat noch einmal mit viel Dusel gereicht. Glückwunsch, das sagt ein Roter mit viel Sympathie für die Blauen…^^^^
Ja der Pikes Peak. Der Berg ist ja in einer Parallelwelt unterhöhlt….^^^^
Mich hat er immer interessiert, seit ich die Abenteuer von Doktor ‚Mike’ Quinn, vor vielen Jahre am Berg gesehen habe…^^^^
Weitermachen schon, aber wahrscheinlich in einem langsameren Rhythmus. Sonst brenne ich mal wieder aus, wenn ich es übertreibe…

Liebe Grüße

Aus New Tunbridge Wells
Homer
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Re: Homers Storythread über Atlan, Rico, Adams + Co

Beitrag von Homer G Adams »

ote]Ich kann meiner Gesundheit nicht mehr zumuten. Es ist Sommer und der PC sollte mehr ruhen.
Es gibt sowieso kaum Resonanz.

Nun Ja.
Herzlichste Grüße aus New Tunbridge

Homer[/quote]

Die Resonanz ist wohl zeitweise unsichtbar. Die Story ist insgesamt einfach super und deswegen lektoriere ich sie
einfach mal so, während ich sie lese. Auch deswegen, weil ich mir in dem Schreibprogramm, das ich dazu verwende, die Buchstabengröße einstellen kann. Die Schrift hier ist mir für längere Beiträge nämlich zu klein und zu kontrastarm.
Das ist so gesehen keine Arbeit, sondern etwas, was ich während der Pausen mache...
Außerdem denke ich, man sollte für alle, die es gerne auf dem Kindle oder anderen Readern lesen - etwa mein Sohn - ein e-book daraus machen. Das ist für mich auch sehr lehrreich, weil ich das, was ich dabei lerne, auch an anderer Stelle gut gebrauchen kann. :)

Also schreib mal in einem Tempo weiter, das dafür sorgt, dass die Geschichte weitergeht! :)

Und @sonnenwind: natürlich auch an dieser Stelle :welcome:


LG

Todd[/quote]

Danke Todd, dass du dich wieder meldest!

Nochmals wegen dem Lektorieren. Es war mir einfach zu umständlich, mit dem Hin- und Herschicken der Teile.
Der Leser kann für eine hobbymäßige kostenlose Leistung nicht perfekt lektoriertes Buchniveau erwarten. :devil:

Dass du es für dein eigenes Vergnügen machst, amüsiert mich und bestätigt dich als Perfektionisten….
Ebook daraus machen für den Sohn, eine gute Idee. Liest er schon im Forum mit? Wenn ja, könnte er sich ja daran beteiligen? Nur so gesponnen….

Ja, ich versuche einen verlangsamten Rhythmus zu finden. Für einen ‚Widder’ nicht zu leicht. Entweder er brennt und möchte alles überrennen, oder er muss Zwangspausen, geschuldet seiner Gesundheit einlegen.

In diesem Sinne

So Long
Homer
„Cappuccino und Earl Grey ☕🍵🥐 ist uebrigens ein Hauptgrund, der die Existenz Terras berechtigt erscheinen lässt. “ etwas abgeändert.
Atlan, PR 470

"Wenn der letzte Ritter der Tiefe gegangen ist, werden alle Sterne erlöschen." Alte kosmische Weisheit über die RdT

PR ohne ES. Wirklich? Die ES Fragmente bringen Hoffnung!
Homer G Adams
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Re: Homers Storythread über Atlan, Rico, Adams + Co

Beitrag von Homer G Adams »

Wow, so meinen heutigen ‚Gottesdienst’ entrichtet und zwischen 6.30 bis 8.00 Uhr in Gottes freier Natur gewandert, vorbei an gemähten Wiesen, dessen Gras in der prallen Sonne frisch duftend zu Heu wird und tief in schattigen Waldstücken meiner ein bis eineinhalb Stunden Tour tief durchgeatmet.
Um 8.00 Uhr in der brennenden Sonne an einem geschützten Platz 33 Grad gemessen. Kein Wölkchen am Himmel. Wer in dieser beginnenden Hitzewelle wandern möchte muss es so machen wie ich heute, ab 6 bis sieben Uhr frühmorgens.

Cappuccino getrunken und ein Croissant getunkt. Jetzt rasch zu der Publizierung der Teile, falls heute am Feiertag noch jemand Lesen möchte. Später ist es auch bald zu warm, um die Zeit am PC zu verbringen….


16. Teil

Tyros, zehn Wochen später

Miriam nahm die Schriftrolle mit dem Stadtplan und den Aufzeichnungen über das Königreich Tyros in die Hand und studierte sie zum wiederholten Male. Diese Unterlagen wurden ihr von ihren Wächtern und Spezialisten im Auftrage des Königs zur Verfügung gestellt, nachdem sie sich in ihren Augen wieder mental und körperlich stabilisiert hatte.

Die Hafenstadt Tyros lag diesen Unterlagen zugrunde auf zwei kleinen Inseln. Der Hauptbereich der Stadt bildete ein langes, schmales Riff von etwa 500 Schritten Länge. Daneben lag eine kleinere Riffinsel. Die Verbindungen wurden seit Jahrhunderten aufgeschüttet und ergaben eine zusätzliche Siedlungsfläche. Als Kern dieser Stadt musste allerdings der Hang der Akropolis auf der Höhe des Riffrückens angesehen werden.

Stufenförmig bauten die Reichen und Mächtige ihre Villen in das Riff hinein, während der Königspalast oben auf der Höhe thronte. Hiram hatten in den Subbereich des Palastes umfangreiche Räume und Gewölbe hineinbauen lassen, die am Hangrande in mit Arkaden bedeckten Terrassenumläufen mündeten. Daran schlossen sich die weiteren Hanghäuser der Mächtigen und Reichen an. Insgesamt konnte man das Riff, als ein phantastisch verschachteltes Labyrinth von Gebäuden, Treppen, Rampen, Gängen, Tunneln, Säulenhallen und Arkaden ansehen. Dieser Irrgarten gebildet oft auch von verdeckten oder unterirdischen Gängen und Tunneln verbanden die einzelnen Villen an den Außenhängen des Riffhanges.
Einige Räume und Gewölbe wurden tief in den Untergrund des Felsenrückens hineingebaut und nur wenige Auserwählte hatten dazu einen Zugang. Sie konnten dadurch selbst für gefährliche Wesen zu einem ausbruchsicheren Gefängnis werden.

Dort hinein hatten die Spezialisten des Königs, Miriam verfrachtet, nachdem sie von ihnen in der Nähe von Jerusalem entdeckt und betäubt wurde. Nach ihrer Gefangennahme erwachte sie in einem dieser Gewölberäume, das auch für Miriam mit ihren neuen Möglichkeiten ausbruchsicher war.

Sie konnte sich noch erinnern, wie sie von Spezialisten mit seltsamen Geräten und Instrumente untersucht und behandelt wurde, bis sie wieder eine stabile Form annehmen konnte und sich abschließend ein neues Aussehen gab, damit sie nicht als ehemalige Sklavin von König Salomon entlarvt wurde.

Für Sie begann dadurch ein neues Leben.

An jene Zeit, als sie in unmittelbarer Todesfurcht, das ihr innewohnende Potential des Formwandelns nutzte und ihren Häschern entkam und als „Dämonin“, wie die Metamorpher wohl zu allen Zeiten genannt und gejagt wurden, konnte sie sich kaum noch erinnern. Diese Zeitspanne, eigentlich nur fünf Tage, wie sie jetzt wusste, war hinter einem Schleier des gnädigen Vergessens entschwunden. Nur in Albträumen konnte sie sich noch an diese schreckliche Zeit erinnern, in der sie offenbar in Bestienform Menschen gejagt hatte.

Nur den königlichen Spezialisten gelang es mit Miriam unbekannten Mitteln, sie nach fünf Tagen aufzuspüren, zu betäuben und in das Sonderverlies nach Tyros zu verfrachten. Sie fragte sich jetzt, nach dem sie wieder körperlich und geistig stabil und normal war, welche technischen Mittel die Wächterspezialisten, die sich als „Königliche Spezialisten“ tarnten, wirklich eingesetzt hatten?

Vor etwa einer Woche wurde sie von ihren Wächtern, als so stabil erachtet, dass sich ihr wieder Homerius zeigte und mit ihr unterhalten durfte. Er verbrachte nach seinen Worten, seit acht Wochen, seine Zeit im Gewölbe und im Palast, um ihr Nahe zu sein. Ferner ließ er sich in diesen Wochen in einem geheimen Raum von Spezialisten des Königs behandeln, um seine Erinnerungslücken zu schließen. Die Gehirnspezialisten hatten offenbar teilweise Erfolg. Miriams Studien und Überlegungen wurden unterbrochen, weil ihre Wächter mit Homerius auftauchten.

Er beugte sich zu ihr herunter, küsste sie und meinte: „Die Spezialisten des Königs gaben grünes Licht, Liebling. Du wirst als stabil erachtet und mir überantwortet. Ich bin dein Betreuer und wir beide sollen zum König kommen. Hiram möchte uns im großen Ratssaal sehen.“

Palast des König Hiram von Tyros
Bericht Homerius

“Du kommst gleich zum Punkt. Das gefällt mir. Ich möchte, dass Du als mein Abgesandter nach Babylon reist. Aaron und Miriam werden dich begleiten. Es ist mein Wunsch mit dem König von Babylon ein Handelsabkommen abzuschließen. Doch die Reise ist weit und gefährlich. Von jedem meiner Abgesandten hörte ich bisher nichts mehr. Selbst von den beiden Letzten nicht, die Erfolg versprachen." "Und nun denkst du, dass es für zwei Jäger weniger gefährlich ist? Das meinst du doch?" warf Miriam ein. "Du hast einen scharfen Verstand, Miriam. Der Falke ist der Meinung, dass du wieder einsetzbar und vertrauenswürdig wärst. Was lag also näher, als euch beide darum zu bitten?" erklärte Hiram. Ich überlegte nicht lange. "Wir werden deinen Wunsch erfüllen, Hiram. Und Aaron als Begleiter ist uns willkommen." "Sehr schön." Hiram strahlte seine Zufriedenheit offen aus. "Was ist mit Salomon?" fragte ich. "Weiß er wo wir sind?"
Hiram schüttelte den Kopf. "Nein, er hat keine Ahnung. Er lässt seine Leute das ganze Land nach dir und der „Dämonin“ absuchen. Aber wie wir wissen, wird er euch nicht finden." Hiram drückte dabei verschwörerisch ein Auge zu.
"Es stimmt mich traurig, dass ich so gehen musste", sagte ich bedrückt. "Viele glückliche Monate und Jahre habe ich dort verbracht und ich diente König Salomon gerne. Er hätte nichts von mir zu befürchten gehabt, denn Miriam und ich wollten so oder so gehen."

„Einen Moment, geht schon voraus auf die Hauptterrasse, dort warten Erfrischungen“, unterbrach Hiram und winkte einem sich herangeschlichenen Schreiber mit einer Zederntafel, auf der Binsenmarkblätter lagen. Dieser huschte heran und verbeugte sich, während Hiram einige Briefe diktierte und Miriam und ich auf die Terrasse verschwanden.

Wir saßen bereits zwei Stunden auf der großen Terrasse, als Hiram zurückkehrte. Der Wind schlief fast. Hinter den großen Zedernwäldern des nahen Libanongebirges stand die Sonne bereits hoch.

"Entschuldigt die Verzögerung. Dringende Geschäfte. Aber zurück zum Thema. Salomon hat sich zu sehr von seinen Beratern beeinflussen lassen. Und seit die Königin von Saba ihn beim Volk verhasst macht, leidet er an Verfolgungswahn. Doch jetzt, sprechen wir über euren neuen Auftrag."
Zwei Stunden später saßen Miriam und ich im Schatten eines Baumes im Garten eines kleinen Pavillons von Hirams Palast und unterhielten uns.
"Du hast sehr schnell zugestimmt, Homerius. Warum?" fragte Miriam. "Was soll ich in Tyros machen? Acht Wochen reichen mir, zumal ich wieder einen Großteil meiner Erinnerung zurückhabe und mir die ehemaligen Spezialisten des Ordens, die jetzt für den unabhängigen König arbeiten, versicherten, der Rest meiner immer noch verlorenen Erinnerung kehre irgendwann automatisch zurück. Tyros ist interessant, aber jetzt packt mich wieder die Abenteuerlust. Außerdem wird es Zeit, dass ich mich auf die Suche begebe, denn ich habe eine Spur die mich in die Berge des Zagrosgebirge führt. Babylon liegt demnach auf dem Weg." "Auf die Suche? Nach was?" Erstaunt blickte mich Miriam an. Ihre neue Frauenform ließ sie noch heißer als früher erscheinen. Da die Phönizier als die zurzeit dominierende Macht am Mittleren Meer galten, hatte sie die Gestalt einer bronzehäutigen Phönizierin angenommen. Niemand würde sie erkennen. Die alte Miriam war tot, offiziell nannte sie sich jetzt Dido, ein in Tyros weit verbreiteter Name. Wir hatten ausgemacht, dass wir sie jetzt immer so nennen würden.
„Du hast noch nie erwähnt auf der Suche zu sein.“
„Dann ist es jetzt Zeit darüber zu sprechen, bevor wir nach Babylon aufbrechen, denn ich habe durch die Arbeit der Gehirnklempner einen Teil meiner Erinnerung wieder. Ich muss die Silberkugel finden und weiß auch wo und wie ich sie wahrscheinlich finden kann. Zumindest habe ich eine Koordinate, die in den Randgebirgen des Iran liegt. Daran kann ich mich nun wieder erinnern.“

Einige Wochen später Auf einer Anhöhe oberhalb von Babylon Eine lange und anstrengende Reise lag hinter uns. Unzählige Schwierigkeiten hatten wir überwinden müssen. Doch endlich hatten wir es geschafft. Unsere stark bewachte Karawane erreichte die uralte Stadt Babylon.

"Aaron!" rief ich erleichtert aus und zügelte Albion. Das treue Pferd begleitete mich auch auf dieser Reise. "Wir haben es geschafft."
Der Phönizier nickte. Uns verband inzwischen eine tiefe und ehrliche Freundschaft. "Es wird nicht einfach sein zum König vorzudringen."
"Aber wir kommen als Abgesandte des mächtigen und reichen König Hiram von Tyros. Glaubst du nicht, dass der hiesige König uns empfangen wird? Schließlich bringen wir sogar Geschenke für ihn mit", meinte ich und sah keine Schwierigkeiten bei der Kontaktaufnahme. Schwieriger würde es sein, den König von einem Handelsabkommen zu überzeugen. "Lasst uns die letzte Wegstrecke noch zurücklegen. Nach dieser langen und gefahrvollen Reise haben wir uns eine längere Ruhepause verdient", schlug Aaron vor.
"Natürlich, mein Freund", stimmte ich begeistert zu und gab Albion das Zeichen anzureiten. Das treue Tier setzte sich gehorsam in Bewegung. Parallel hob ich die Hand und bedeutete der Karawane mit ihren Kamelen und Pferden ihren Weg fortzusetzen.
Die letzten Wochen hatten mein Vertrauen in Dido gerechtfertigt, sie war weiter stabil geblieben und hatte mir glaubhaft versichert, dass sie nur noch in unmittelbarer Todesgefahr auf ihre formwandlerischen Fähigkeiten zurückgreifen könne. Von Hiram wusste ich inzwischen, dass er ebenfalls ein Metamorph war und ahnte auch welchem Volk er angehörte. Wie ich mit meiner abgestürzten Silberkugel, die ich immer noch suchte, flog er wahrscheinlich vom gleichen Paralleluniversum wie ich in dieses und machte gegen seinen Willen eine Notlandung. Auch er geriet in die Fänge des Ordens und wurde irgendwo in einem Stützpunkt der Wächter im Hyperraum zu einem Sammler gemacht und mit einem künstlichen Organ ausgestattet, dass vitalpsionische Energie sammeln konnte. Dadurch wurde er wie ich zu einem ‚Psychovampir’, der für und im Auftrage des Ordensgroßmeister diese Psi-Energie sammelte und einen Teil für sich benutzte, um praktisch ‚unsterblich’ zu werden. Da er im Gegensatz zu mir keinen Zellaktivator besaß, musste er von Menschen diese Vitalkraft absaugen und davon leben, wenn er nicht organisch sterben wollte. Die blutigen religiösen Rituale der Phöniker mit eigenen Opfer, Sklaven und Gefangenen kamen mir in den Sinn. Sie bekamen durch mein neues Wissen, plötzlich eine neue blutige Bedeutung. Im Grunde waren alle Vitalenergie-Sammler oder deren Jäger, ob freiwillig oder nicht, im wahrsten Sinne des Wortes, Bestien!

„Teilweise bist du das selbst ebenfalls. Denke daran. Der Orden und das DUNKLE MYSTERIUM (DM) sind offensichtlich von ähnlicher Art, aber das Prinzip der Wächter beruht auf persönliche Freiheit und Freiwilligkeit. Das ist ein großer Unterschied zu den entweder kreatürlich negativen oder willenslosen Kreaturen des DM“, argumentierte ‚Jeannie’.
„Gewiss das ist ein Unterschied. Aber beide Kontrahenten, wie diejenigen des Großen Ringens in diesem Paralleluniversum, an das wir uns wieder erinnern können, tun das Falsche. Ich versuche als Verbündeter von Hiram einen neutralen Dritten Weg zu gehen. Dazu benötige ich die Reste meiner Silberkugel. Sie wird sich nicht alleine völlig restaurieren können. Wir brauchen eine Liste der Ressourcen, welche die Silberkugel für ihre vollständige Selbstreparatur benötigt“, gab ich mental zurück. Meine Psitronik schwieg und ich dachte wieder an Dido, die Formwandlerin, die ich liebte.

Sie hatte mir auf der Reise gesagt, dass sie das Motuul, das Formwandeln jetzt kontrolliere. Mir blieb nichts anderes übrig, als ihr zu glauben. Es war wirklich eine schreckliche Vorstellung, sie wieder als Wechselbalg zu erleben. Sie nahm dabei bevorzugt die Gestalt einer humanoid geformten Werwölfin an. Dies hatte ich selbst gesehen, als sie noch im Gewölbe angekettet war und mich nicht erkannte. Ein schrecklicher Anblick. Dido ritt an der Spitze und ich trieb Albion an, um zu ihr aufzuschließen. Sie sah sich um, als sie meine Nähe spürte.
"Homerius! Sieh nur! Babylon!" Dido schien von der Stadt genauso begeistert zu sein wie die Männer. Ich auch, gewissermaßen als aus der Zukunft stammend.
Vor uns erstreckten sich die Häuser so weit das Auge reichte. Die Bauweise fiel uns sofort ins Auge. Es gab meistens quadratische und zweistöckige Häuser mit flachen Dächern. Sämtliche Häuser wurden aus an der Sonne getrockneten Ziegeln gebaut und die Maler kalkten sie weiß, um die Sonnenstrahlen besser reflektieren zu lassen, wie überall im Orient. Kleine enge Gassen, in die sich kaum ein Sonnenstrahl verirrte, führten labyrinthartig zwischen den Häusern hindurch.
Daneben breite Straßen und Alleen, die ins Zentrum der Innenstadt führten. Das Ganze umgab wie üblich eine hohe Stadtmauer. Durch einige Tore konnte der Reisende die Stadt betreten. Das auffallenste und somit auch das Haupttor, war das so genannte Ischtar-Tor, benannt nach der Göttin Ischtar. Es wurde mit Blauglasierten Ziegeln verputzt und bestand aus acht unterschiedlich hohen Türmen. In den zwei vorderen Türmen und im Eingangstor mit Rundbogen fügten sich Figuren ein, welche die Handwerker aus Elfenbein- und Edelhölzer schnitzten. Das hervorstechenste Gebäude der Stadt aber galt dem pyramidenförmigen Tempel von Marduk, dem Hauptgott der Babylonier.

Beherrscht wurde die riesige Stadt, die etwa zehn Mal so groß wie Tyros sein musste, von der gigantischen Tempelpyramide, dem „Turm von Babel“. Er wurde einst mit Hilfe von sumerischen Baumeistern erbaut. Inzwischen wurde das sumerische Erbe längst von den Babylonier assimiliert. Die Bewohner der Stadt konnten als multikulturell angesehen werden.

Wir hatten unsere Hausaufgaben gemacht und die Pläne und Informationen über die Stadt in Hirams Palast genau studiert. Aus dem ausgeschlachteten Wrack seines Schiffs, das einst vor etwa eintausend Jahre im Libanongebirge einschlug, hatten sie viele wertvolle technische Geräte bergen können, auch Roboter und Sonden. Viele der Objekte hatten sich wieder selbständig repariert. Manche, nachdem ihnen Hiram gewisse Rohstoffe zuführte. All diese Dinge und Aggregate hatte Hiram im Laufe der Zeit in den großen Stützpunkt im Hang-Riff von Tyros eingebaut. Einen Fluchtstützpunkt hatte er noch von seinen wieder restaurierten Robotern submaritim in den Sockel der Hauptinsel von Tyros einbauen lassen. Von seinem Riffstützpunkt gab es eine direkte Tunnelverbindung zu seinem submaritimen Stützpunkt. Dort lagerte auch in einem kleinen Hangar ein Tauchboot. Notfalls könnte er als ein fischähnliches Wesen, jederzeit die Ozeane durchschimmen, so rasch wie die späteren Windjammer.
Unsere Karawane näherte sich dem eindrucksvollen Ischtar-Tor. Die Wächter begrüßten uns mit grimmiger Miene in der im Orient universellen akkadischen Sprache und verlangten den Grund unserer Reise zu wissen. "Wir kommen aus Phönizien, aus Tyros. Mein Begleiter", Aaron zeigte auf mich, "ist der Abgesandte des König Hiram. Wir möchten mit dem babylonischen König sprechen. Es geht um ein Handelsabkommen."
Die Wächter unterhielten sich kurz. Neue Handelspartner wünschte der König manchmal zu sehen: "Ihr könnt passieren."
Erleichtert zog die Karawane in Babylon ein. Als erstes suchten wir uns ein Quartier in einer Karawanserei in der Nähe des riesigen zentralen Marktplatzes.
"Und was jetzt?" fragte Dido etwas später, nachdem die Karawane untergebracht war und wir unsere luxuriöse Quartiere bezogen hatten.
"Nun werden wir einen Boten zum König senden und um eine Audienz bitten", erklärte ich. "Schließlich sind wir Abgesandte des Königs des mächtigsten Stadtstaates der Phönizier. "Ich werde gehen", erklang Aarons Stimme von der Tür her. Aaron hatte meine letzten Worte gehört. "Aaron, bist du sicher? Wir können auch jemanden anders schicken."
"Nein, Homerius, ich gehe. Als Abgesandter kannst du erst gehen, wenn der König bereit ist, dich zu empfangen. Ich bin dein Vertrauter, also geziemt es sich für mich die ersten Schritte zu unternehmen." "Wie du willst", gab ich schließlich etwas unwillig meine Zustimmung. "Sei vorsichtig." "Das werde ich sein", versprach Aaron mit einem Lächeln und ging.
Dido stand am offenen Fenster und besah sich das Treiben auf dem Marktplatz. Das tat ich auch und ging zu ihr hinüber. Gemeinsam beobachteten wir den Betrieb draußen.
"Möchtest du hinuntergehen? Wir könnten uns alles in Ruhe ansehen", schlug ich vor. Dido sah auf und nickte begeistert. Das wäre genau nach ihrem Geschmack. Bevor ich es mir anders überlegen konnte, packte sie mich am Arm und zog mich einfach mit sich.

Auf der Straße begrüßte uns lautes, buntes und geschäftiges Treiben. Männer und Frauen aller Altergruppen eilten oder schlenderten durch die Marktstände. Menschen aller bekannten Länder dieser Zeit waren vertreten. Babylon machte seinem Namen, ein Nabel der Welt zu sein, alle Ehre.

Die Häuser, die den zentralen Marktplatz eingrenzten, standen dicht beisammen. Nur hin und wieder zweigten schmale dunkle Gassen zwischen die Häuserzeilen ab. Dort hinein wollten wir uns nicht unbedingt verirren.
Schließlich erregte ein Geschäft mit erlesenen Stoffen Didos Aufmerksamkeit: "Homerius, ich möchte mir gerne neue Stoffe für Kleider kaufen." Als sie meinen wenig begeisterten Gesichtsausdruck sah, hakte sie nach: "Wir können uns auch in einer Stunde wieder hier treffen und du kannst dich inzwischen draußen noch etwas umsehen."
"Na schön", meinte ich. "Ich hole dich ab."
Während Dido freudestrahlend in das Geschäft eilte, blickte ich mich gelangweilt um. Schließlich erregte ein Geschäft mit Waffen meine Aufmerksamkeit und ich begutachtete einige Schwerter von erlesener Qualität. Doch keines konnte es mit meinem Samurai-Schwert aus Arkonstahl aufnehmen. Trotzdem beschloss ich den Laden zu betreten und setzte meinen Fuß auf die Schwelle und erstarrte...
Deutlich spürte ich die Anwesenheit eines anderen Jägers. Ich zögerte keinen Augenblick und betrat den Laden. Wir rannten uns fast über den Haufen und der andere fuhr überrascht zurück.
Ich war nicht weniger erstaunt: "Ricarius!“
"Der Falke! Was machst du hier?" Ricarius war genauso verblüfft und zog sofort sein Schwert, doch ich wollte keinen Kampf.
"Lass es stecken. Ich bin nicht hier, um mit dir zu kämpfen", meinte ich und blickte mich um. "Wo sind deine Freunde?"
"Sie sind nicht hier, sondern im Palast des Königs", erklärte Ricarius ziemlich unsicher, wohl über meine jetzige Anwesenheit und meine Existenz im Allgemeinen. Eigentlich konnte ich mich gut in ihn hineinfühlen. Er wusste nicht, was er machen sollte. Ricarius hatte wohl mit allem gerechnet, nur nicht damit, mir ausgerechnet hier über den Weg zu laufen. Ich erkannte den inneren Kampf in Ricarius Seele und gab ihm Zeit und hoffte darauf, dass Ricarius sich diesmal anders entschied und es nicht wieder zum Kampf kommen würde, denn ein Teil von ihm würde immer noch sein altes Ich sein, das er seit einhundert Jahre mit sich herumtrug.

Keine Gehirnwäsche würde die eigentliche Seele, sein inneres Wesen völlig umprogrammieren. Ein Teil von ihm musste immer noch gut sein, darauf hoffte ich. Ricarius Hand schwebte noch immer über seinem Schwert, doch er schien die Waffe vergessen zu haben.
"Warum schließen wir nicht einen Art Waffenstillstand, Ricarius? Noch sind wir keine Freunde, aber müssen wir denn Feinde sein? Wir sind beide Sammler und Jäger und sollten zusammenhalten anstatt uns gegenseitig zu töten", schlug ich ziemlich naiv vor.
Der andere Mann zögerte. Deutlich sah man, dass er innerlich einen Kampf mit sich selbst ausfocht. Er trug immer noch das weiße Gewand und die blauen Streifen im Gesicht. Auch ich trug einen Kampf mit mir selbst aus, denn mein logischer pragmatischer Teil meines Wesens, sah in ihm momentan einen schrecklichen Feind, während mein naiver Anteil in mir, auf ein kleines Wunder hoffte.
Ricarius beobachte mich genau und in meinen Gesichtszügen konnte er wohl mein eigenes gespaltenes Wesen lesen.
"Ich nehme deinen Waffenstillstand an, Homerius", sagte Ricarius etwas hinterhältig. “Aber treffen wir uns heute Abend an einem anderen Ort, wo wir reden können. Ich schlage den Ishtartempel am Nordtor vor“.

"Was soll das, Ricarius?" fragte ich misstrauisch. "Wenn das eine Falle sein soll, können wir es auch gleich austragen." "Aber, aber! Ein Tempel ist Heiliger Boden für jeden Jäger oder Sammler ob im Auftrage des Ordens oder umgedreht gegen ihn. Jeder von uns weiß, wer oder was er ist, das solltest du eigentlich wissen. Doch wenn du dich fürchtest?" lauernd sah Ricarius mich an.
"Heute Abend also", sagte ich knapp und verfluchte Zeitreisen oder solche in fremde Universen und gefallene Androiden, die zu negativ gepolten Menschen wurden.
"Ich werde pünktlich sein."
Ricarius nickte knapp und zwängte sich an mir vorbei durch den Eingang des Ladens. Mit zwiespältigen Gedanken blickte ich ihm nach, bis er in der Menge wie ein Geist verschwand. Diese Begegnung hatte mir die Lust an einem Kauf genommen und ich verlies ebenfalls den Laden und begab mich zu dem Stoffgeschäft.
Dido begrüßte mich überrascht: "Schon da? Aber ich bin fast fertig." Seufzend setzte ich mich und nickte nur. Meine Gedanken weilten bei Ricarius und die Hoffnung ihn zum Guten zu bekehren waren neu entfacht. Seit mir die ehemaligen Spezialisten des Wächterordens im Gewölbe unter König Hirams Palast in Tyros einen Großteil meiner Erinnerung wieder zurück gegeben hatten, überflutete dieses neu/alte Wissen meinen Geist wie eine Sturmflut. Meine Psitronik hielt sich seither merklich mit ihren Kommentaren zurück.

„Ich habe genügend damit zu tun, mich selbst zu stabilisieren. Gib mir einfach Zeit. Dank deines lemurischen Erbteils wurdest du auf der SCHOLA PRIMUS, die in einer Hyperraumfalte liegt, zu einem Sammler umgewandelt“.

Das neuerliche Wispern in meinem Ohr quittierte ich mit einem tiefen mentalen Seufzen.
Nebenbei bemerkte ich nur, dass Dido ihre Einkäufe beendete und die Stoffe mir einfach übergab.
Dido fiel auf, dass ich sehr still in mich gekehrt wirkte, während wir durch die Menge zurück zu unserem Quartier schlenderten. Sie kannte mich offensichtlich schon sehr gut - etwas musste passiert sein.
Als ich in unserem Quartier immer noch so ruhig blieb, beschloss sie mich zu fragen: "Homerius, was ist los? Und bitte, versuche es mir nicht zu verheimlichen. Ich bin jetzt wiedergeboren, als Metamorphin, die mir einst mein Vorfahr, der jetzt als ‚König Hiram’ wirkt, vererbte. Ich bin mir jetzt dessen bewusst!"
Einen Augenblick blickte ich sie nachdenklich an und beschloss es ihr zu erzählen. "Die dämonischen Reiter sind in Babylon. Ich bin eben Ricarius begegnet. Und er hat mich zu einem Treffen eingeladen."
"Was?" Dido wurde blass. Die Reiter waren nicht gerade in guter Erinnerung bei ihr und der bloße Gedanken an sie verursachten in ihr Alpträume. Dann erst ging ihr auf, was ich gesagt hatte. Doch gleichzeitig wusste sie, wie stark ich war: "Mach dir keine Sorgen, Liebster. Du bist stärker als Ricarius und wirst ihn besiegen."
Überrascht beäugte ich Dido und begriff was sie meinte, dass die Frau an ein Duell glauben musste. Plötzlich lächelte ich. "Nein, keine Sorge, Ricarius hat mich nicht zum Duell herausgefordert, sondern ein Treffen vereinbart - im Ishtartempel am Nordtor. Er möchte mir etwas zeigen." "Und das glaubst du ihm? Das ist eine Falle!" Dido ging erregt im Quartier auf und ab.
"Auf heiligem Boden? Nicht einmal die Reiter kämpfen darauf", widersprach ich und versuchte Didos Bedenken zu zerstreuen. Dido ließ sich nicht beruhigen.
"Dann komm doch einfach mit", schlug ich vor. "Lerne ihn kennen." "Ich werde mir seinen Kopf holen", versprach Dido wütend. "Er ist ein Mörder und will dich nur täuschen. Er ist schlau und verschlagen und nützt es aus, dass du seine Freundschaft suchst. Und du fällst blind auf ihn herein. Ich werde aber nicht zulassen, dass er dir etwas antut."
Jetzt wurde ich ungehalten: "Du wirst gar nichts tun, verstanden? Wage es nicht ihn zu einem Duell herauszufordern. Ich würde nicht zulassen, dass ihm etwas passiert." "Du würdest ihn mir vorziehen?" Dido glaubte sich verhört zu haben. "Du würdest mich opfern, um ihn zu retten?"
"Nein, nein! So habe ich es nicht gemeint. Versteh doch, ich möchte euch beide nicht verlieren. Dich liebe ich und er ist in einem anderen Zustand und in einer zukünftigen Zeit mein Freund und ein wichtiger Wächter der Menschheit. Bitte dränge dich nicht zwischen uns. Zwing mich nicht zwischen euch zu entscheiden. Lass es einfach geschehen", eindringlich und bittend blickte ich Dido an. Ihre mentale Ausstrahlung war seit ihrer „Erweckung“ für mich fast unwiderstehlich.
Aber auch Sie vermochte sich nicht meinem Charme in meinem neuem augmentiertem Klonkörper nicht zu widersetzen und lächelte schließlich versöhnlich. "Nun gut! Ich verspreche es dir. Aber wenn er es wagen sollte dir..."
Statt einer Antwort verschloss ich Didos Mund mit einem Kuss und machte damit ein Weitersprechen für sie unmöglich. Und Dido ließ das offensichtlich nur zu gerne zu.
„Cappuccino und Earl Grey ☕🍵🥐 ist uebrigens ein Hauptgrund, der die Existenz Terras berechtigt erscheinen lässt. “ etwas abgeändert.
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Re: Homers Storythread über Atlan, Rico, Adams + Co

Beitrag von Homer G Adams »

14. Teil

„Du bist anders, als alle Kybernos, die ich bislang traf.“

„Das stimmt. Wie du aus meinem Bewusstsein entnommen hast beauftragte uns ES aus deinem heimatlichen Parallel-Universum, das auch unseres war, in diese Raumzeit überzuwechseln und einen Ritterorden zu kreieren: Stützpunkte, Werften, Schiffe und meine Brüder, egal welchen Grades zu produzieren und schließlich die ‚Jeddah Masserath’ aus den Genlinien der hiesigen Ark’ Fams und der irdischen Familie de Navia zu züchten. Wir materialisierten mit unseren Raumarchen und Fabrikschiffen vor etwa viereinhalbtausend Jahre im Solsystem. Deshalb hatten wir Zeit die Stützpunkte und Werften zu installieren und uns zu reproduzieren. Den vorhandenen ‚Wächterorden’ integrieren wir zurzeit in unseren neuen Ritterorden. Das ist allerdings ein mühsamer sich wohl Jahrhunderte hinziehender Prozess, weil die Wächter des alten Kodexes, einer mehr mythologisch-parapsychischen Richtung, nicht gerne ins zweite Glied treten. Wir sind mehr naturwissenschaftlich ausgerichtet und produzieren und nutzen hochfrequente Hyperenergie mit einer Technologie. Dies wird von den Anhängern des alten Kodexes, die organisch erzeugte Psi-Energie bevorzugen oft nicht akzeptiert, obwohl wir alle für die Ordnungskräfte im Multiversum tätig sind.
Aber der Auftrag unserer Superintelligenz ES war hier eindeutig, obwohl auch sie zum ‚alten Kodex’ als biologisch-evolutionär hervorgegangene Superintelligenz gehört. Offenbar möchte sie zurzeit ebenfalls neue Wege gehen. So entstanden auch wir, synthetische Intelligenzen, die mit den alten Posbis oder den ursprünglichen ‚ES- Androiden’ nicht mehr viel gemein haben. In dieser Beziehung sind wir allerdings eindeutig konditioniert.“

„Dann war es Zeit für den Auftritt des Samengebers, mich. In einer gewaltigen Charade von ES meiner Raumzeit, wurde ich in dieses Paralleluniversum geschickt, um angeblich meinen verschollenen Freund Homer G.Adams zu suchen. In Wirklichkeit ging es nur um die Zeugung des Ersten potentiellen Ritters. Ihr habt Isabella, die ‚Jeddah Masserath’, in Jahrhunderten gezüchtet und mich als Samengeber missbraucht. Ihr habt mir Isabella zugeführt, dann ist sie bei der Geburt von Ricardo den Navia angeblich gestorben.“ Wieder wuchs in mir der Groll über diese Charade gegenüber ES und seinen konditionierten Handlangern den Kybernos, diesen unsäglichen konditionierten synthetischen Intelligenzen.
Natürlich war das unangebracht, denn letztlich war ‚mein’ ES, diese SI verantwortlich für meinen Missbrauch.
„Dir hat es doch gefallen!“ meldete sich mein Extrasinn, den ich allerdings mal wieder ignorierte.

„Wahrscheinlich habt ihr Isabella entführt, um ihre wertvollen Gene weiter zu erhalten. Liegt sie in einem Tiefschlaf in irgendeinem Ritter-Stützpunkt? Falls meine Gene als männlicher Part nicht zu einem Ritter reicht, führt ihr Isabella jemand Anderen zu?“
Wütend blickte ich Darian an. Aber dieser schwieg, etwas schuldbewusst.

„Es stimmt also“, dachte ich laut. „Ihr könnt mich mal!“

Ich ging wutentbrannt und Darian hielt mich nicht auf, denn ich brauchte dringend frische Luft und Abstand zu diesem verdammten Stützpunkt und diesen Knechten der Superintelligenz ES aus meinem heimatlichen Universum!



South Platte Hochplateau, an der westlichen Flanke des Pikes Peak, Frühjahr 1833

Fasziniert stand ich auf der sieben Meter breiten und wohl dreißig Meter langen hölzernen Plattform aus besten abgelagerten Eichenholzbalken. Darüber hatten die Androiden des Ritterstützpunkts breite Dielen gezimmert. Eine ein Meter hohe stabile hölzerne Brüstung schützte die Benutzer der Terrasse vor dem Absturz in den Abgrund der Prärie des South Platte Hochplateaus westlich des Pikes Peak. Über mir erhob sich die Westflanke des riesigen Berges. Ein dachartiges Energiefeld sorgte für Schatten oder auch nicht, wenn man es deaktivierte. Ein ständiges Holofeld tarnte die Plattform, das zurzeit offene Felstor in den Berg hinein und die unter der riesigen Terrasse liegende Pferdestall-Anlage, in der als Halbblütler maskierte Kybernos neben echten Arbeitern und Vaqueros arbeiteten. Der Ausblick von siebzig Meter Höhe über dem Boden machte mein Gemüt positiver und ruhiger.
Nach Süden hin lief die Hochprärie in Bergen aus, gleichfalls weit im Westen konnte man jenseits der Prärielandschaft die östlichsten Ausläufer der Rockys sehen. Diese Berge wurden schon die East und West Buffalos Peak genannt. Weiter oben im Nordwesten der Range erhoben sich der Mount Lincoln und der Quandry Peak. Auch im Norden erstreckte sich ein markanter Berg, dem wohl bislang nur die Ute-Indianer einen Namen gaben. Die östlichen Range, wessen südöstlichen Teil der Pikes Peak beherrschend ausmachte, wurde von einem riesigen Waldgebiet auf der Höhe des Plateau begrenzt, welches wir im Berg nur, den ‚Eastwood’ nannten.

Auf der Terrasse gab es einen größeren Tisch mit einer Bank und diversen Stühlen. Eine große Kaffeetasse, gefüllt mit Cappuccino duftete verführerisch. Die Zubereitung eines Mokkas zu einem Cappuccino hatte Amanda Aldur, meine neue Liebhaberin und Kampfklon mitgebracht. Seither gab es in jenem winzigen Teil des Stützpunkts, der mir nach der Trennung von den Kybernos trotzdem offen stand, Kaffeeautomaten, die unter anderem auch zeitgemäßen Cappuccino, wie er zurzeit in Wiener Kaffeehäuser zubereitet wurde, zur Verfügung stellten. Auch hatte Amanda ein neues Rezept für Hörnchen oder Croissants von ihrer Reise nach Wien für mich mitgebracht. Diese wurden seither stets in den Nahrungsmittel-Automaten gleichfalls mit in ihr Programm aufgenommen.
Von der großen Wohnhöhle führten eine Wendeltreppe und eine weitere Liftkabine, zu den Ställen hinab.
Nachdem ich die Landschaft, den Cappuccino und zwei Croissants, eingetunkt im Milchkaffee, genossen hatte, holte ich noch meine ‚Zauberwaffen’, benutzte die Wendeltreppe, um meine Füße noch zu trainieren. Den Rest meines ‚Ausflugs’ auf die South Platte Hochprärie würde ich sowieso hauptsächlich auf dem Rücken von Rian, meinem von den Ute-Indianern geschenkten Pferdes verbringen. Bekleidet hatte ich mich mit der typischen Tracht eines ‚Mountain Mens’: mit ledernem Jagdhemd, darüber eine wildlederne Jacke mit Fransen und Pelzeinsätzen, die echt warm gaben. Dazu trug ich die gleichfalls hirschledernen Leggings, Mokassin und einen breiten Gürtel, in dem mein Revolver steckte. Es handelte sich neben dem Jagdgewehr, mit dem ich bis zweitausend Meter zielgenau ein 52er Geschoss loslassen konnte und eine Repetierbüchse. Alle diese Waffen würden die ‚Terraner’ erst in ein oder zwei Generationen zur Verfügung haben. Diese Waffen hatte mir ‚mein Rico’ gemacht. Die Munition, so genannte 45er Patronen für das Repetiergewehr und den Revolver und die 52er Munition wurden inzwischen in einem kleinen restaurierten Bereich meines Ritterschiffes nachgemacht. Ebenso die drei Waffen. Die Höhle in der mein Ritterschiff ruhte, entwickelte sich durch die permanente Arbeit eines Dutzend von Roboter langsam zu einem Stützpunkt.
Tigami mein ‚Blutsbruder’ erwartete mich mit den fünf voll beladenen Maultieren. Er war kaum zwanzig Jahre alt und maß mindestens sechs Fuß. Aus braunem Hirschleder bestand alles an ihm, was er trug: seine Mokassins, Leggings und sein Jagdhemd. Teure und feine Arbeiten von Indianerinnen, die diese Kleidung an Trapper verkauften. Seine langen dunklen Haare versteckte er unter einem Hut, den die Terraner später ‚Stetson’ nennen würden. Das Halbblut besaß einen der neuen Revolver, der in einem Gürtelholster steckte. Er trug ihn wie ein Weißer. Das Indianische an ihm war ein Medizinbeutel um seinen Hals und eine Kette aus Grizzlyzähnen, was bei Indianer immer als ein besonderes Tapferkeitszeichen galt. In dem Gürtel steckten noch ein Jagdmesser, ein kleiner silbrig schimmernder Tomahawk und eine Patronentasche für den Revolver und die Repetierbüchse. Beides Geschenke von mir. Aus irgendeinem Grunde vertraute ich ihm bereits voll. Letztes Jahr hatte ich ihn in Santa Fe getroffen. Damals suchte ich einen Trapper, der mich in meinen Exkursionen begleitete. Er hatte sich als ein besonders begabter Trapper und ‚Kulturindianer’ herausgestellt. Wir wurden rasch Freunde und blieben zusammen. Letztes Jahr gründete ich in der Nähe von Taos eine Siedlung und besaß einen Handelsposten, den er und einige andere verlässliche Trapper leiteten. Er lernte mehr über die Welt des Weißen Mannes und vor allem die deutsche Sprache, denn offiziell war ich immer noch Benjamin Jäger aus Baden. Nun hatte ich Tigami zum Pikes Peak gerufen. Er wusste nicht, wer ich wirklich war, vermutete allerdings, da ich über weitere Exemplare der ‚Zauberwaffen’ verfügte, Einiges.
„Hallo Ben, endlich in deiner Höhlenwohnung ausgeschlafen?“ Er betonte besonders die Bezeichnung meiner Wohnung. Wahrscheinlich vermutete er mehr im Berg.
„Mich würde schon interessieren, was du in diesem Berg alles verbirgst. Dein Versteck muss etwas Besonderes sein?“
„Die Zeit ist noch nicht reif, Tigami, um dich in meine Geheimnisse einzuweihen. Begnüge dich mit unserer Blutsbrüderschaft. Ich sehe in dir einen jüngeren Bruder, der noch viel lernen muss.“
„Schon klar, das akzeptiere ich auch, obwohl dir deine vielen Geheimnisse schon aus Nase und Ohren quellen.“ Ich grinste nur und er fuhr fort.
„Sei es wie es ist, deine ‚Zauberwaffen’ funktionieren prima. Danke dafür. Hast du noch Munition für sie? Übrigens Rian wartet im Stall. Ein Vaquero müsste ihn fertig gesattelt haben. Übrigens, deine Ranch hier ist luxuriös. Habe selten so gut in einem Bett geschlafen, als in dem Zimmer, das du mir hier zur Verfügung gestellt hast. Das Umfeld, die Hochprärie, die Nähe des South Platte, ist hervorragend für den Betrieb einer Pferde-Hazienda geeignet.“
„Dafür ist sie gedacht. Mit den spanischen Pferden und den besten Tieren, welche uns die Ute verkauft haben, müssten wir eine hervorragende Zucht aufbauen können!“
„Deine halbblütigen Peons verstehen etwas von Pferden!“
„Ja klar, deshalb habe ich sie als Vaqueros eingestellt. Die Utes achten sie, das ist mir wichtig. So jetzt lass uns losziehen, die Utes von Kahpotes Stamm erwarten uns. Hier hast du noch Munition.“ Ich gab ihm eine größere Packung 45er und eine kleinere Schachtel mit 52er für den ‚Büffeltöter’
„Bin schon gespannt deinen Ute-Freund und dessen Sippschaft kennen zu lernen.“ Seine Worte verklangen, während ich in die Ställe ging, wo echte Peons und Vaqueros mit meinen Synthetischen, die mir zugeordnet wurden, Seite an Seite arbeiteten. Probleme gab es selten. Die Peons schienen froh zu sein, eine sichere und gute Arbeitsstätte gefunden zu haben. Die Hazienda wurde ‚Blackwood’ genannt, weil sie an den großen Wald angrenzte. Man züchtete neben Pferde auch Vieh, um sich selbst zu versorgen. Karawanen mit Pferden, Häuten und Pelze zogen nach Santa Fe. Dort wurde Getreide, Lagergemüse, Bohnen und der Rest der Lebensmittel und die Dinge welche die Hazienda Blackwood benötigte, erhandelt. Das Büffel und Wildfleisch, sowie die Häute wurden von den Ute-Indianern gegen Pferde eingehandelt. Einmal im Jahr, eben die nächsten Tage, fand ein kleines ‚Rendezvous’ am Sommerlager und Herbstlager der Utes von Kahpotes Stamm statt. Rian erwartete mich bereits aufgeregt. Einige Streicheleinheiten stellten ihn zufrieden. Der Vaquero übergab mir die Zügel.
„Rian ist heute ganz aufgeregt. Der Blutanteil seiner spanischen Vorfahren kommt zutage. Rian ahnt einen mehrtägigen Ausritt in die Wildnis voraus“.
„Ja, Danke Perron. Du leistet an Rian und den anderen Zuchtpferden gute Arbeit.“
„Danke. Das tue ich gerne, Senior Ben.“
Wir nickten uns noch gegenseitig zu, dann beruhigte ich den aufgeregt tänzelnden Rian mit Worten, Tätschelungen und führte ihn so aus dem Stallbereich hinaus in die Koppel, durch das offene Tor in die offene Prärie, wo mich Tigami mit seinen fünf Schwerbepackten Mulis, die er alle an einer langen Leine führte, erwartete. Im sanften Trab ging es hinaus in Richtung Sommerlager der Utes. Wir mussten etliche Meilen entlang des South Platte nach Norden reiten und wurden in der Nähe bereits von Kahpote und einigen seiner Elitekrieger erwartet.
Die Utes boten ein farbenprächtiges Bild. Sie hatten sich aus dem festlichen Anlass ihre bunten Gewänder angelegt. Hals und Ohren der Krieger hatten sie mit Perlen und kleinen Muscheln geschmückt, an den Armen trugen sie schwere Messingringe. Das lange schwarze Haar, das sie in Flechten gebunden trugen, war durch angeknüpftes Büffelhaar verlängert worden und reichte ihnen reich verziert mit Silberornamenten, bis zu den Füßen. Es glänzte vor Fett.
Am Fuß trugen sie Mokassins, das heißt aus Wildleder gefertigte Schuhe. Sie wurden wie die Leggins, die Wildlederhosen mit Perlen bestickt. Über ihre Schultern hingen rote und blaue Tücher, die an römische Togas erinnerten. Natürlich fehlte auch nicht der lange, mit Federn geschmückte Speer, dessen Spitze wirksamer als die beste Toledoklinge war. Ein aus Büffelhaut gefertigter Schutzschild, bunt bemalt, vervollständigte die Kampfausrüstung. Sie wirkten wie ein Trupp Komantschen. Aus den Legenden der Utes wusste ich, dass die Komantschen und Utes einst dem gleichen Großstamm angehörten. Von ihm hatten sie sich getrennt. Die Vorfahren der Komantschen zogen in die südlichen Prärien, während die Utes im Norden blieben. Ihre Verwandtschaft konnte ich jetzt gut erkennen. Dies fiel mir schon bei unserer ersten gemeinsamen Reisen auf.
Nach dem Begrüßungsritual fragte mich Kahpote in Ute, das ich leidlich sprach.

„Wer ist er? Ein Halbblut oder Weißer?“ Ich lächelte. Das hatte sich ziemlich eifersüchtig angehört. „Er ist ein Shawano, ein Bastardsohn des großen Tecumseh!“
„Uff, ein großer Vater! Wieso will sein Sohn so werden wie du? Du musst das richtig verstehen. Du bist zwar ein Blassgesicht, aber ganz anders. Du bist ein großer Medizinmann. Ist er dein Schüler?“
„So ähnlich. Er hat hohes Potential und kann sich in beide Welten, die der Blassgesichter und die seines Volkes hineindenken. Er hat in einer Schule der Weißen jenseits des Mississippis rechnen und schreiben gelernt.“
„Uff, das ist großer Zauber. Nun vielleicht passt er zu dir, Große Büchse.“ Über das Gesicht der Utes zog ein leichtes Lächeln. „Folgt uns!“

Die Indianertruppe trabte voran, während wir folgten. Tigami drängte sich auf seinem Pferd an meines heran, die fünf hoch bepackten Maultiere folgten gehorsam an der Leine, in einer Reihe. Sie hatten sich längst an diese Art des Reisens gewöhnt.

„Was habt ihr über mich getratscht. Du weißt, dass ich kein Ute spreche. Aber ich weiß, dass du eine Art von Lexikon geschrieben hast. Gibst du mir das?“ Ich langte in eine Satteltasche und holte ein Exemplar heraus. Mein handgeschriebenes Buch, wurde von Rico in seiner neuen ‚Werkstatt’ im Ritterschiff eingescannt und mittels eines speziellen Programms in maschinenlesbarer Schrift gebracht. Dadurch konnte ich jederzeit Exemplare ausdrucken lassen. Eines der vorsorglich gedruckten Exemplare zum Verschenken führte ich ständig bei mir.
„Da hast du ein Exemplar. Dort wo ich hm, mein ‚Versteck’ habe, wurden mehrere Exemplare davon hergestellt?“
„Danke ein wertvolles Geschenk, damit kann ich mein Deutsch verbessern und gleichzeitig Ute lernen. Ich…“
„Gerne geschehen, was wolltest du noch fragen?“
„Ach nichts, die Geheimnisse um deinen Stützpunkt werden damit noch größer.“
„Das ist richtig. Wenn du dich wie ich vorausberechnen ließ, das heißt wie ich es erwarte entwickelst, dann weihe ich dich in die ersten Stufen ein.“ Er nickte und meinte: „Das genügt mir“, und trabte weiter den vorausreitenden Utes nach. Auch ich folgte.

Nach einem weiteren Ritt von einigen Stunden erreichten wir das momentane Hauptlager dieser Ute. Es lag in einem idyllischen Abschnitt am South Platte, wo ein Bach einmündete, inmitten von Prärien und kleinen Kiefer-Eichen Wäldern die sich abwechselnden. Inmitten der etwa drei Dutzend Tipis erhob sich ein mächtiger Pfahl mit den Stammeszeichen der Utes vom Klan des Kahpote.

Von ihm wusste ich, dass es insgesamt noch vier solcher Dörfer seines Teilstammes gab. Unsere Ankunft wurde mit großer Begeisterung und Ausgelassenheit gefeiert. Alle blickten mich und besonders Tigami neugierig an. Ein freier Indianer, der offenbar als Bruder angesehen wurde, schien offenbar allen unbekannt und wohl auch etwas rätselhaft zu sein. Unzählige Fragen über ihn wurden mir gestellt. Die Blicke, die mich und besonders Tigami fortan trafen, wurden freundlicher und hochachtungsvoller, je mehr sie über ihn hörten. Allerdings wagte niemand ihn anzusprechen.

Das Leben in einem solchen Sommerlager konnte nur mit bunt und vielfältig beschrieben werden. Vor den Zelten befanden sich Gestelle zum Trocknen von Fleisch und Häuten. Viele Frauen unterbrachen bei unserer Ankunft ihre Arbeiten: das Gerben von Häuten, Sticken oder Nähen von irgendwelchen Kleidungsstücke, um uns zu begrüßen. Selbst die Alten, die vor ihren Zelten Pfeife rauchend saßen, standen auf, um sich an den Begrüßungsritualen von der Ankunft von erfolgreichen Kriegern zu beteiligen.
Überall liefen die Kinder herum, lachend einander jagend. Alle diese Tätigkeiten wurden unterbrochen, um uns jubelnd zu begrüßen.

Dann ließ Tigami abladen. Unzählige helfende Hände boten ihre Hilfe an. Ein Bündel nach dem anderen wurde unter dem Jauchzen der Kinder, dem Gekicher und Jubeln der Squaws und der Neugier der Krieger geöffnet. Alles waren Schätze für sie. Tigami und seine Helfer in Santa Fe hatten die Waren genau für die Utes abgestimmt. Zwei Tage handelten wir mit den Utes. Danach hatten wir unsere Waren los und in unserem Besitz häuften sich wertvolle Pelze, Häute und Wildlederwaren. Tigami ritt unter dem Schutz der Utes mit den wieder schwer beladenen Packen zur Hazienda, und nahm eine Schutztruppe nach Santa Fe mit. Die Ute verließen Tigami, an der Ranch wieder.

Derweil blieb ich eine Woche bei Kahpote, um zu jagen.

Für diese Zeit bekam ich ein eigenes Zelt am Außenring der Siedlung.

Wir jagten noch drei Wochen, dann verabschiedete ich mich. Wir würden uns im Juli beim Großen Rendezvous, dieses Jahr an der Mündung des Horse Creek in den Green River wieder treffen.

Von meinem Stützpunkt aus, würde mich einer der drei unterschiedlich großen getarnten Gleiter, den ich von den Kybernos, als ‚Wiedergutmachung’ für ihren schweren Missbrauch meinerseits erhielt, in die Nähe des Gebietes bringen. Ich wollte mal an einem Großen Rendezvous teilnehmen.

In jenem mir zugänglich gemachten Teil des Stützpunktes existierte im Außenbereich ein Hangar für diese drei mir geschenkten tarnfähigen Gleiter. Die integrierte ‚Rittertechnik’ machte ihn selbst für arkonidische oder vergleichbare Technologie unsichtbar und nicht orterbar. Bevor ich wieder abflog, würde für Ricardo ein vom Ritterorden unabhängiger Stützpunkt existieren, dort wo meine beschädigte Silberkugel einst lag. Ricardo würde über meinen Bankier, den zu mir übergetretenen und damit vom Orden verstoßenen Synthetischen David Weisshaupt in Santa Fe, den Schlüssel und das bei ihm lagernde Golddepot vererbt bekommen, wenn er die Berichte über Ricardo richtig zuordnete und diese meinen Erwartungen entsprach. Dafür hatten David und ich klare Parameter für die Entwicklung Ricardos aufgestellt.
David war mein Freund und spielte seine Rolle besser als gedacht. Innerhalb kürzester Zeit hatte der abtrünnige Synthetische eine gut gehende Bank aus dem Boden gestampft. Das Gold dafür hatte er von mir, was Ricardo auch noch zu einem vierzigprozentigen Bankteilhaber machen würde, wenn er den Erwartungen, gemäß unseren aufgestellten Parametern entsprach.
Da David mehr als ein Jahrtausend alt werden konnte, musste er wohl einige Male seine Identität wechseln. Er würde unabhängig von Ricardos Großvater über den jungen Mann wachen.
Ricardo sollte dann sowohl vom Ritterorden und von seinem Großvater, den ich als ‚Werkzeug’ des alten Wächterordens verachtete, unabhängig werden können und trotzdem seinen Aufgaben für das Licht einzutreten und gegen das DUNKLE MYSTERIUM oder deren moderne Nachfolgeorganisationen zu kämpfen, nachkommen können.

Im Stützpunkt würden die unterschiedlichsten technische Objekte wie Roboter, Androiden, Maschinen etc, neben den Gleitern und viel Gold lagern. Dazu kam eine kleine Silberkugel, die ständig ‚wachsen’ würde, zuerst zu einem überlichtfähigen formenergetischen Beiboot und später zu einer neuen ‚Silberkugel’, eines Klons meines ‚Ritterschiffes’. Wie ein Schiff ‚wachsen’ konnte übertraf meinen Horizont und grenzte fast schon an Magie. Aber wer wusste schon, wer noch dieses Klonschiff benötigen könnte?

Wenn ich das geahnt hätte….
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Homer G Adams
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Re: Homers Storythread über Atlan, Rico, Adams + Co

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17. Teil



Inzwischen versuchte Aaron zum König vorgelassen zu werden, was er sich einfacher vorgestellt hatte. Als er das weitläufige Palastgelände betrat, wurde er gleich von einigen Dienern, die sich sehr wichtig vorkamen, aufgehalten. Anschließend wurde er doch zu einem höheren Beamten geleitet.

„Du glaubst also, dass der König Zeit für dich hat?“ fragte ihn der Beamte in Aramäisch einer weit verbreiteten uralten Handelssprache. Aaron sprach selbstverständlich ebenso diese Sprache, mit der man sich in Mesopotamien und überall an den Anrainerstaaten und im östlichen Teil des Mittleren Meers unterhalten konnte. Der beleibte hohe Beamte dem er kurz darauf gegenüber saß, mochte im mittleren Alter sein. Er trug bunte Gewänder und so etwas wie einen hohen oben spitz zulaufenden Hut. Der Beamte war wohl der Meinung damit wichtig auszusehen, doch Aaron fand, dass es ihn nur lächerlich machte.
Trotzdem machte er gute Miene zu dem Spiel und stellte richtig: „Nicht ich möchte vorgelassen werden, sondern mein Herr, der Abgesandte von König Hiram, dem Herrscher des mächtigsten Staates Phöniziens.“

Eine ganze Zeit ging es so hin und her und schließlich verließ Aaron enttäuscht und unverrichteter Dinge den Palast. Doch eine seiner großen Fähigkeiten war die Beharrlichkeit. Jeden Tag kehrte er mit seinem Anliegen zurück und brachte insgesamt einige kleine wertvolle Geschenke.
Die Bestechung schien endlich ausreichend zu sein und öffnete wie überall Türen! Der beamtete Höfling sagte: „Ich kann dich nur zu dem Vertrauten des Königs bringen. Wenn er zustimmt dann kann dein Herr kommen.“

Aaron seufzte innerlich auf und verzog sein Gesicht zu einem dankbar erscheinenden Lächeln. Er wartete einige Sekunden und meinte dann höflich: „Schön, mein Herr wird hocherfreut und dir ewig dankbar sein.“
Der Beamte stand auf: „Dann komm! Ich bringe dich zu ihm. Er hat gerade etwas Zeit für dich.“
Aaron folgte dem Babylonier durch verzweigte Gänge des Palastes bis er vor einer kleinen unscheinbaren Türe stehen blieb. Nicht einmal ein Wachposten stand davor. Hier sollte ein Vertrauter des Königs residieren?

Der Beamte bemerkte sein verwundertes Gesicht. „Der Herr hält nichts von Protokollen und auch nichts von Leibwächtern. Er meint er kann auf sich selbst aufpassen.“
Dieser Mann gefiel Aaron jetzt schon. Vielleicht konnte er mit ihm vernünftig reden. Der Beamte klopfte an die Tür und eine klangvolle tiefe Stimme sagte: „Herein!“

„Hier bringe ich dir den Diener des Abgesandten aus der mächtigen Stadt Tyros, Herr“, erklärte der bestochene Höfling. Dann trat er zur Seite um Aaron einzulassen und ging davon.
Aaron betrat ein erstaunlich kleines Zimmer. Auf einer Seite lagen große Fenster, ohne Verglasung, die auf einen Innengarten des weiträumigen Palastes zeigten. Die hellen Vorhänge waren zur Seite geschoben, so dass das Licht und frische Luft ungehindert eindringen konnte.

An einem Tisch saß ein großer Mann und studierte eine Karte. Bei Aarons Eintritt blickte er auf. Das erste, was an ihm auffiel waren seine roten Augen und die langen weißblonden gepflegten Haare, die er in einem langen Zopf trug. Der Mann ließ seinen Blick lange auf Aaron verweilen und schließlich stand er auf und jetzt bemerkte Aaron wie groß und breitschuldrig sein Gegenüber wirklich war. Mindestens einen Kopf größer als er selbst und viel kräfiger. Trotzdem wirkte er geschmeidig wie eine Katze. Die Frauen würden auf ihn fliegen, wie Aaron etwas neidisch für sich feststellte.

Er trug einen hellbraunen Überwurf mit Gürtel und eine einfache Hose. Einladend zeigte er auf den Garten. „Gehen wir nach draußen. Dann können wir uns besser unterhalten.“
Aaron folgte dem ungewöhnlichen Mann, der ihn sofort an Homerius erinnerte. Sie könnten Brüder sein. Weniger im Äußeren, sondern in ihrer Art sich zu geben, so wie sie ihr starkes Charisma ausstrahlten. Allerdings schienen die rötlichen Augen noch älter und mehr Wissen auszudrücken, als er es beim Falken sehen konnte. Unwillkürlich fragte sich Aaron, ob der Mann auch einer dieser Mächtigen, wie sein Herr sein mochte? Er musste nicht älter als vielleicht vierzig Sommer sein, doch dieser Eindruck konnte gewaltig täuschen. Er wirkte irgendwie zeitlos.
„Mein Name ist Atalante“, stellte sich der Mann vor.
Ein Barbar aus dem Norden. Wie hießen sie nochmals? Sie nannten sich Hellenen und traten immer mehr als Piraten und Handelskonkurrenten der Phönizier in Erscheinung.

Sie bewohnten den nördlichen Saum des Mittleren Meeres. Ihre Siedlungen hatten kaum Stadtcharakter und wirkten noch ziemlich primitiv. Allerdings entwickelten sie sich zu gefürchteten Piraten, Söldner und neuerdings auch zu gewieften Händler. Insgesamt galten sie als Schrecken oder Geißel der phönizischen Zivilisationssphäre.

Wie ungewöhnlich fand Aaron, dass ein solcher Barbar bis nach Babylon kam. Er musste weit weg von seiner Heimat sein. Nur seine Ausstrahlung wies ihn als außergewöhnlich aus und die roten Augen, die er sonst am Mittleren Meer noch nie sah. Aber jenseits der Zivilisationssphäre am östlichen Mittleren Meer und im Zweistromland konnte es noch uralte Völker geben, die so barbarisch aussahen und doch eine eigene hohe Zivilisation besaßen...

Sie setzten sich auf eine Bank im Garten und Aaron erklärte sein Begehren. Atalante, der Grieche oder Hyperboräer hörte aufmerksam zu und nickte hin und wieder.

„Ich bin seit einem Jahr am Hof von König Segur und versuche ihn zu lehren ein wahrer König zu sein. Die Assyrer machen es mir nicht leicht und schon zweimal haben sie versucht mich umzubringen, obwohl es immer wie ein Unfall aussah. Dein Herr sollte also sehr vorsichtig sein.“

Aaron erschrak. „Warum sitzt du dann hier alleine? Wäre es nicht besser von Leibwächtern umgeben zu sein?“
Atalante lachte: „Ich kann sehr gut auf mich selbst aufpassen. So leicht bin ich nicht zu töten.“

Jetzt war Aaron sicher einen Mächtigen vor sich zu haben, der sich als hellenischer oder hyperboräischer Barbar ausgab. Interessant! Der Mann machte zwar einen freundlichen Eindruck, doch das konnte täuschen. Aarons Blick wanderte durch den Garten und blieb auf der Hecke mit roten Rosen haften. Ein Lächeln überzog sein Gesicht. Wie zufällig stand er auf und blieb bei der Rosenhecke stehen.

„Die dornigen Blumen sind schön“, sagte er.

Atalante stimmte ihm zu und kam zu ihm. „Ja, und sie sind selten.“
Aaron blickte den nordischen Barbaren neugierig an: „Darf ich einer Dame eine dieser Blumen mitnehmen?“

Der ‚Grieche’ nickte grinsend und Aaron nahm einen Zweig in die Hand und stellte sich ungeschickt an. Als Atalante ihm zur Hilfe kam, stach er dem anderen wie unabsichtlich in die Hand. Die Wunde war winzig, doch es floss leicht Blut. Bei einem dieser Mächtigen, mit dem sein König hin- und wieder in Kontakt kam, würde die Wunde rasch heilen. Doch nichts geschah.

Aaron war überrascht und sah Atalante entschuldigend an. „Tut mir Leid, Herr. Ich bin ungeschickt. Das wollte ich nicht.“

Atalante winkte lächelnd und überlegen ab. „Nichts passiert. Das ist bald verheilt. Ich werde sehen, was ich bei Segur erreiche. Komm morgen wieder.“
Aaron nickte dankbar und ging sich leicht verbeugend


>>>

Atalante blickte Aaron nachdenklich hinterher. „Hast du das gesehen, Ferrante?“ fragte er dann.
Neben ihm stand wie aus dem Nichts gezaubert ein großer dunkler Mann mit Lockenkopf. „Ja, Herr. War das ein Test?“

„Ich bin sicher. Er hat geprüft ob ich ein normaler Mensch bin. Du musst ihm folgen. Finde heraus, was sein wahrer Grund ist“, sagte Atalante.

Ferrante eilte davon und holte Aaron ein. Er folgte ihm mit Hilfe seiner Tarnfähigkeiten, die er als Nachkomme des Formwandlers Fazor, der sich zurzeit als König Hiram von Tyros ausgab, dank seiner metamorphischen Gene besaß, bis zu der Herberge, in welcher der Gesandte des König Hiram von Phönizien wohnte. Dort folgte er ihm bis Aaron in einem Zimmer verschwand. Er verstärkte seine Hörfähigkeiten, lauschte und konnte verstehen, was dort gesprochen wurde. Was er hörte erstaunte ihn nicht weiter. Aarons Herr und seine Begleiterin waren also tatsächlich im Auftrage von König Hiram unterwegs. Ferrante kehrte unerkannt zu Atalante zurück und berichtete ihm über seine Entdeckung.

„Dann werde ich dafür sorgen, dass sie von Segur empfangen werden“, meinte Atalante. „Wir aber sollten diesen Gesandten von König Hiram beobachten. Er muss einer dieser positiven Jäger des Ordens sein, die unser Auftraggeber erwähnte. Bisher haben wir noch nicht viele von ihnen gefunden. Die meisten Jäger oder Sammler waren nur auf das Töten ihrer jeweiligen Feinde aus und keiner war es wert von uns geschützt und unterstützt zu werden.“
„Besonders diese Reiter nicht“, meinte Ferrante voller Abscheu.

„Ja, sie geben sich als die Reiter der Apokalypse aus.“

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Atalante dachte daran wie sie nach Babylon kamen. Auch ihre kleine Truppe war im Auftrage von König Hiram unterwegs. Auf der Suche nach Rico in seiner neuen verderblichen Identität kamen sie vor einem Jahr nach Babylon. Inzwischen hatte Atalante ihn als einen der Reiter identizifiert.
König Segur selbst hatte sich als jung und viel versprechend herausgestellt. Er war es wert, dass sie ihm halfen, um die irdische Zivilisation wieder einen Schritt voranzubringen. Bisher stand er unter dem Einfluss der kriegerischen und aufstrebenden Assyrer. Dieses Volk war grausam und nur auf Eroberung aus. Ribos Hochrechnungen durch die Kuppelpositronik sagten leider voraus, dass dieses Volk künftig eine immer wichtigere Rolle in den Zivilisationen rund um das östliche mittlere Meer einnehmen würde. Die Abwehrkräfte gegen dieses zerstörerische Erobervolk galt es zu stärken. König Segur war auch hier eine Option, denn er entwickelte immer mehr Eigeninitiative. Nicht mehr lange und er würde ein guter König sein. Und solange er ihre Hilfe brauchte würden sie hier bleiben. Ferrante der Formwandler im Auftrage seines Erzeugers Hiram, hatte sich nicht nur als nützlich erwiesen, sondern zu einem Freund gemausert. Dass er Charia schöne Augen machte, störte Atalante noch nicht.

Die feigen Mordanschläge der Assyrer hatten sie dank ihrer versteckten technischen Möglichkeiten und ihrer natürlichen Fähigkeiten überlebt. „Ich werde mir diesen neuen Gesandten des mächtigen König Hiram von Tyros selbst einmal ansehen“, sagte Atalante ernst.
„Wolltest du nicht im Hintergrund bleiben, Herr?“ fragte Ferrante.
„Natürlich, und deshalb werde ich unauffällig vorgehen. Er wird mich nicht registrieren“, versprach Atalante und dachte an seine verborgenen technischen Möglichkeiten der Miniaturaggregate, die er trug und vermehrt wieder nutzte in diesem Entscheidungskampf um die Zukunft Ricos. Egal ob die sieben verborgengen Ark-Klans existierten oder nicht. Auch sie konnten nicht alles registrieren. Ebenso nicht ein weiterer unsichtbarer Feind mit erheblichen technischen Mittel, den er noch nicht identifiziert hatte…

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Aaron machte sich in den ersten Tagen unserer Ankunft in Babylon rar. Es war anscheinend doch nicht so einfach mit dem König zu sprechen. Als es Zeit war, machten Dido und ich uns auf den Weg zum Tempel der Ishtar. Den Weg zu finden, stellte sich nicht als schwierig heraus. Wir brauchten nur jemanden zu fragen. Jeder Bewohner der Stadt kannte die Anlage. Beim Tempel handelte es sich um ein großes weiß angestrichenes einstöckiges Gebäude aus den üblichen Bausteinen. Eine breite geschwungene Treppe führte zum großen weit geöffneten Eingangsportal hinauf. Unzählige Menschen gingen hinein oder kamen heraus. Ishtar schien eine beliebte Göttin zu sein, da so viele Menschen zu ihr beteten oder ihre ‚Dienste’ in Anspruch nahmen.
Wir gingen gemessenen Schrittes Hand in Hand die Treppe hinauf. Von Ricarius war nichts zu sehen. Über dem Portal prunkte ein großes Abbild der Göttin in einer entsprechenden Pose, die uns beide zum Grinsen brachte. Angenehme Kühle und gedämpftes Licht, von Lichtschächten und Öllampen erzeugt, empfing uns in der Vorhalle und plötzlich spürten wir die Anwesenheit eines weiteren Jägers. Aus einer Seitentür trat Ricarius zu uns. "Ich sehe du bist pünktlich, Homerius. Und du hast Gesellschaft mitgebracht." Ein abschätzender Blick traf Dido. "Entzückende Gesellschaft wie ich feststellen muss."
Dido spürte wohl Ricarius Blicke fast körperlich auf sich ruhen und sie verkrampfte sich und ich legte den Arm schützend um sie. Er schüttelte beschwörend den Kopf und sein Blick schien zu sagen: „Du hast es mir versprochen.“
Sogleich entspannte sich Dido und blickte Ricarius fest an: "Wenn du mich weiter so ansiehst, lernst du mein Schwert kennen."
Ricarius lachte hell auf: "Und schlagfertig ist sie auch noch. Das gefällt mir. Keine Sorge, Schätzchen, an dir bin ich nicht interessiert." Und um deinen Liebhaber zu beruhigen: "An ihm auch nicht. Ich möchte euch jemanden vorstellen - den Hohepriester des hiesigen Apollokults. Manchmal besucht er den Ishtar- Tempel“, grinste er dreckig. „Er ist einer von uns - der wahrscheinlich älteste und weiseste von uns Jäger-Sammlern. Astrakan wird dir gefallen."
"Und warum willst du ihn mir vorstellen?" fragte ich misstrauisch. "Astrakan verlässt seinen Tempel sehr selten und wenn, dann geht er in den benachbarten Ishtar-Tempel, schließlich hat er auch eine Libido, wie wir alle“, wieder grinste Ricarius schmutzig. „Ich dachte mir, dass er dir gefallen würde - er ist dir irgendwie ähnlich", erklärte Ricarius. „Da er den Tempel kaum verlässt, brauchst du auch nicht annehmen, dass ich es auf seinen Kopf abgesehen habe“, log er dreist. Ricarius wirkte gespannt, ob ich ihm diese Lüge abnahm. Doch zu seiner Erleichterung schien ich ihm zu glauben, wie er wohl meinte.

In diesem Augenblick wurde mir bewusst, dass es sehr schwer, wenn nicht unmöglich wurde, Ricarius wieder auf unsere Seite zu bekommen. Aber wir mussten es schaffen, weil er die Aufgabe hatte über den hiesigen Atlan, den Wächter der Menschheit, selbst zu wachen. Innerlich verfluchte ich den Wächterorden, alle gegenwärtige und künftige Großmeister und mich selbst als ihr verdammtes Opfer!

“Na schön! Dann stell mich ihm vor", sagte ich auch schon, denn trotz allem hatte mich die Neugierde längs gepackt, diesen Astrakan kennen zu lernen. Über den wahren Grund, warum Ricarius ihn uns vorstellen wollte, konnte ich nur raten und sah es meinem momentanen Hauptfeind an, dass er innerlich triumphierte. Nach seiner Meinung hatte ich wohl angebissen und es absehbar war, dass es ihm gelingen würde Astrakans und meinen Kopf zu nehmen.

„Wenn du dich nur nicht täuscht“, dachte ich grimmig.

Es stellte sich als leicht heraus, den Alten zu finden, denn er kam von einer Priesterin und schien befriedigt zu sein. Dido und ich blickten uns nur grinsend und viel sagend an. Ricarius grinste lediglich schmutzig. Ein ekelhafter Typ. Kaum vorstellbar, dass er in der Zukunft wieder als Wächter und Begleiter Atlans fungierte. Verdammte Hohe Mächte!

Astrakan, ein Mann mittleren Alters und von der Ausstrahlung her eindeutig ein Jägersammler, trug ein weit fallendes weißes Gewand, das bis auf den Boden reichte. Auf der Brust hatte er das Auge des Apollo aufsticken lassen und sein langes Haar fiel ihm bis auf die Hüfte hinunter. Natürlich spürte er sofort die Anwesenheit von uns anderen Jäger. Als Astrakans Augen durch die Menge wanderte, blieb sein Blick auf uns haften. Er nickte uns wohlwollend zu, denn auf „heiligem Boden“ hatte er nichts zu befürchten. Seltsamerweise hielten sich alle Jäger-Sammler, ob positiv oder negativ, daran.
Nachdem sich die Menge langsam zerstreute, begab sich Astrakan zu uns, um uns zu begrüßen. "Mein Name ist Astrakan", begrüßte uns der dunkelhaarige sympathisch wirkende Mann
“Das ist meine Gefährtin Dido und unser Begleiter ist Ricarius. Ich habe viele Namen und werde hier Homerius oder der Falke genannt. Ricarius kennst du schon, oder?"
Astrakan schüttelte erstaunt den Kopf. "Nein, wir sind uns noch nie begegnet. Doch darf ich nach dem Grund eures Besuches fragen? Falls ihr es auf meinen Kopf abgesehen habt, muss ich euch enttäuschen. Ich mache in dem Spiel nicht mehr mit und verlasse die beiden benachbarten Tempel niemals. Der Wächterorden und seine Widersacher oder das Kosmische Ringen interessieren mich nicht mehr. Ich betrachte mich als neutral und lebe nur noch mein Leben."
Lauernd und verunsichert blickte er uns dabei an.
"Keine Sorge, Astrakan. Wir sind nicht hier um zu kämpfen. Ich möchte mich gerne mit dir unterhalten. Ricarius erklärte mir, dass du der Älteste von uns bist und deshalb..."
"Deshalb möchtest du von mir lernen?" riet Astrakan. "Doch in einem irrt ihr euch! Es gibt noch andere in meinem Alter, die sich ebenfalls zu den Neutralen rechnen"
"Nun, auf jeden Fall hast du richtig vermutet", bestätigte ich ihm. "Ich möchte von dir lernen." "Dann seid ihr willkommen. Begleitet mich in meine hiesigen Gemächer. Unsere beiden Tempel arbeiten eng zusammen und sind durch einen Säulengang miteinander verbunden. Auch dieser ist nach dem Alten Kodex der Jäger-Sammler „heiliger Boden“. In diesen Gemächern ist es bequemer und wir können uns unterhalten solange ihr wollt." Astrakan ging voran und wir Drei folgten ihm. Da Ricarius als letzter ging, bemerkte niemand dessen triumphierenden Gesichtsausdruck, als er uns ohne ein weiteres Wort einfach verließ und mit Astrakan allein ließ...

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Re: Homers Storythread über Atlan, Rico, Adams + Co

Beitrag von Homer G Adams »

15.Teil


Green River Gebiet, Juli 1833
Bericht Atlan

„Von Mitte Juni bis Mitte September ist die Jagd eingestellt, weil die Biber in dieser Zeit ihre Haare verlieren und die Pelze dadurch von geringem Wert sind. Das sind Feiertage des Trappers, in denen er für Streiche und Lustbarkeiten zu haben ist, und die Zeit, in der er sich für die Feste mitten in den Bergen rüstet. Alle Teilnehmer sind guter Laune. So musst du dir ein Rendezvous vorstellen, Ben Hunter“.

Unter diesem Namen war ich bei den Mountain Mens in Taos und in Santa Fe bekannt.
„Du hast so wenig wie ich, bislang ein Rendezvous am Green River besucht. Woher weißt du das so genau?“ fragte ich meinen Freund skeptisch.
„Von den älteren Trapper in Taos und Santa Fe.“
„Ja, klar“, sagte ich. „Aber eigenes Erleben übertrifft alle guten Berichte!“
„Wir werden es in einigen Tagen selbst erleben“, meinte er. „Ich freue mich darauf!“

Inzwischen hatte ich Tigami in die erste Stufe eingeweiht. Er musste notgedrungen akzeptieren, dass heimlich die Technologie eines ‚Verborgen Volkes’ existierte und ich ein Erbe davon wäre, was zum Teil ja auch stimmte. Dies betraf allerdings meinen hiesigen ‚Parallel- Atlan’, den ich unter keinen Umständen treffen wollte. Es galt da einige Quantenmechanischen Grundgesetze einzuhalten. Genauso wenig sollte man bei einer Zeitreise, seinen ‚Zeitbruder’ direkt treffen.

Zur ‚Einweihung’ von Tigami gehörten auch Gleiter, für ihn immer noch ‚Fliegende Maschinen’, die ihn unwillkürlich an die ‚Fliegenden Teppiche’ aus den orientalischen Märchen erinnerten. In den Wintertagen las er meine große Bibliothek leer. Sie lag im Blockhaus nahe des verborgenen Ritterschiffs. Dort existierte auch ein Buch über diese orientalischen Märchen. Seit Tigami deutsch lesen konnte, verschlang er jedes Buch. Die Bücher waren nämlich alle in deutscher Sprache geschrieben, denn ich wollte meine Rolle als ‚Benjamin Jäger’ möglichst perfekt spielen.

Ein Gleiter aus meinem mir zur Verfügung stehenden Hangar im Pikes Peak hatte uns, zwei Pferde und drei Maultiere mit Ausrüstung, in die Nähe des diesjährigen Treffpunkt am Horse Creek gebracht.

Tigami wusste nicht, dass er bei seinem ‚Besuch’ des mir zugänglichen Bereich im Pikes Peak Stützpunkt (PPS) Nanobots verpasst bekam, die sich um seine Gehirnneuronen festsetzten und so eine verborgene KI generierten, die ihn soweit kontrollierte, dass er nicht gegen die Interessen des Ritterorden verstoßen konnte. Ansonsten war er trotz der Konditionierung, absolut frei in seinem Denken und seinen Entscheidungen. Vor der ‚Ersten Einweihung’ hatte ich ihm die Bedingungen genannt und er hatte sie angenommen. Er wollte unbedingt ‚dazu gehören’, wie er sich ausdrückte.
„Inwieweit ist der ‚Ritterorden’ besser als der alte Wächterorden oder die Organisationen des DUNKLEN MYSTERIUMS?“; meldete sich mein Gedankenbruder. Ich schwieg, denn wo er Recht hatte, hatte er Recht.

Wir machten am oberen Teil des Horse Creek an einer Stelle mit besonders saftigen Gras und einer Waldinsel inmitten der Hochprärie in diesem Green River Gebiet eine erste Rast. Umgeben von den Bergen der Rockys besaß die Landschaft eine besondere Schönheit.

„Hier haben wir Holz, Bachwasser sowieso, saftiges Gras und durch den kleinen Wald Windschutz. Was meinst du, Ben, sollen wir hier lagern? In drei Tagen erreichen wir Rendezvous?“

„Einverstanden. Schlage vor, dass ich mich um das Essen kümmere, versorge du die Tiere.“
„Eine gute Idee. Deine raffinierten Kochkünste übertreffen die Meinigen bei Weiten. Da wir die Flugmaschine erst vor vier Tagen verließen, können wir noch auf das ganze Programm zurückgreifen. Oder?“

„Ja“, bestätigte ich grinsend, sprang von Rian runter, suchte trockenes Reisig und dürre Äste zusammen. In einem schnell errichten Steinkreis, errichtete ich rasch einen Holzstoß, entzündete ihn mit einem arkonidischen Feuerzeug, welches immer funktionierte und baute das Kochgestell aus aluminiumleichten Stäben aus meinem Gepäck auf. Dann ergriff ich den Kochkessel, arkonidischer Produktion, der entfaltet einem Eisentopf glich, füllte ihn mit klarem Bachwasser und ließ es kochen. Gleichfalls entfaltete ich den Grillrost und bereitete aus einer Mehlmischung von meinem Stützpunkt am Pikes Peak rasch einen Teig und formte ihn zu einem Brot. Das Ganze legte ich auf den inzwischen heißen Rost. Während das Brot backte und das Essen kochte hörte ich plötzlich einen Alarmruf von Tigami.

„Wir werden beobachtet!“

Dann überschlugen sich die Ereignisse. Zwar reagierte ich blitzschnell und griff nach meinem Revolver, einer Nachbildung, die erst in den Siebziger Jahren des 19. Jahrhundert im Wilden Westen zur Verfügung stehen würde, aber Tigami handelte schneller und warf sich in den Strahlenschuss.
Ohne zu überlegen handelte ich doppelt und schoss alle meine sechs Kugeln in jene Richtung aus dem der Strahlenschuss kam und gleichzeitig griff ich nach der Repetierbüchse, die in meiner Reichweite an einem Sattel lehnte. Alle zwanzig Schuss aus dem Magazin gingen in einem blitzschnellen Tempo in jene Richtung und erweiterten den Fokus. Irgendwann meinte ich einen Schrei gehört zu haben, aber ich verfolgte den heimtückischen Attentäter nicht weiter.
Die leer geschossene Waffe wegwerfend, griff ich blitzschnell zur arkonidischen Medo- Notbox die immer in meinem Gepäck griffbereit lag, legte sie auf den wirklich schwer verwundeten Freund. Eigentlich konnte ich nicht hinsehen. Seine Überlebenschancen schätzte ich nicht sehr hoch ein. Er sah furchtbar aus. Die Box auf dem Körper Tigamis entfaltete sich und begann mit der Arbeit. Die Verbrennungen sahen schlimm aus. Der entfaltete spinnenförmige Medorobot setzte Tigami in einen komaähnlichen Stasis- Tiefschlaf, funkte nach einer mobilen Überlebenseinheit, eingebaut in einem Schnellgleiter aus dem Stützpunkt und versuchte zumindest das Gehirn zu retten. Der Rest vom Körper konnte leicht herangezüchtet werden, notfalls ein kompletter Dummyklonkörper, in den dann das Gehirn eingepflanzt wurde.

Der Pikes Peak Ritterstützpunkt besaß eine entsprechende Klinik und Zuchtanlagen, dazu die besten nur denkbaren Kybernos auf diesem Gebiet. Im Grunde waren die Kybernos eine kybernetische Zivilisation, weit den Posbis in meinem Heimatuniversum überlegen.
Eine Maschinerie lief an und ich konnte für Tigami nichts mehr tun. Es ging nur noch um die Rettung seines Gehirns und von Resten seines Körpers, aus dem dann alles Weitere herausgezüchtet werden konnte. Falls mich ein ähnliches Schicksal traf, würde ich auch zu einem Kyberno mit organischen Elementen werden. Man nannte diese neuen Mischwesen dann Cyborgs. Die erste Schicht des Körperskeletts würde rein synthetisch sein, in welches das Gehirn dann eingebettet werden würde. Das traf bei einem Cyborg zu. Bei einem Kyberno würden dagegen biologische Neuralzellen zu einem synthetisch/organischen Gemischgehirn aufgebaut werden. Um dieses synthetische Skelett herum würden dann die gezüchtete Klonkörpermaske aufgebaut werden. Die synthetische Skelettstruktur könnte natürlich auch ohne biologische Körpermaske weiterleben, als reiner ‚nackter’ Androide. Es existierten nun mal mannigfaltige Körperstrukturen für ein ‚Ich’, das unter allen Umständen überleben musste. So dachten die ‚kybernetischen Einheiten’ oder Kybernos des von ihnen seit 300 vor Christus aufgebauten Neuen Wächterorden hier auf der Erde, in der Milchstraße und in inzwischen weiteren Galaxien. Dieser in diesem Universum erste Ritterorden, wurde von ‚meinem’ ES, als eine neutrale Macht jenseits des Ringens in dieser Raumzeit aufgebaut.

Wenn ich daran dachte, schüttelte ich mich innerlich, aber dies war nun einmal meine Welt in der ich lebte, seit ich laut ES meinen ‚Rittertitel’ mit Inhalten füllen sollte.

Da ich das ‚Ich’ von Tigami in besten Händen wusste, lud ich in aller Ruhe meinen Revolver und mein Repetiergewehr und besann mich auf meine ‚Dagor- Ausbildung. Ab diesem Zeitpunkt wurde ich zu einem gefährlichen killerähnlichen Wesen und machte Jagd auf den Attentäter. Dazu setzte ich auch meine heimliche Ritterausrüstung ein. Aber außer Blut, das ich sorgfältig in eine entfaltete Kunststoffbox eintütete, um es im Stützpunkt von Kyberno-Spezialisten analysieren zu lassen, fand ich nichts. Als ich zum Lagerplatz zurückkehrte wurden die Reste von Tigami in eine Überlebenseinheit eingeladen. Vier schweigende Kyberno- Leibwächter begleiteten den Spezialgleiter. Einem von ihnen gab ich die Blutreste mit dem Befehl sie sofort im Stützpunkt analysieren zu lassen.

Die restlichen drei Kybernos, in ‚Mountain Men’ – Masken steckend würden mich künftig absichern. Da sich der hiesige Ritterorden, trotz unserer Entfremdung, für mein Wohlergehen verantwortlich fühlte, solange mein Ritterschiff noch nicht einsatzfähig war, blieb mir keine Wahl, als die Leibwächter zu akzeptieren.

Sie brachten auch noch Proviant mit. Da mein Brot und mein Eintopf inzwischen total verbrannt waren, kochte einer von ihnen neu. Eine soziale Interaktion mit ihnen lehnte ich ab. Dieser neuerliche Mordanschlag auf mich, dessen Abwehr Tigami mit dem Verlust seiner Menschlichkeit bezahlen würde, machte mir schwer zu schaffen.

Nach dem Essen zog ich mich auf mein Lager zurück und trauerte um den noch so jungen Freund, der mit seinem biologischen Leben meine vorläufige Zukunft als Cyborg verhinderte.

Nun ich machte mir nichts vor, ein verdammter Ark-Miva- Killer hätte mich zu einem solchen Schicksal verdammt, wenn mein ‚Ich’ in meinem Gehirn überhaupt überlebt hätte. Was würde Tigami künftig sein? Mein Schluchzen verstärkte sich. Darin mischte sich auch das Andenken, an das künftige Schicksal meines Sohnes, wenn er überhaupt überlebte. Wo und vor allem, als was würde er leben? Dann dachte ich an Isabella und meine Traurigkeit verstärkte sich noch.


Eineinhalb Tage später

Nachmittags erreichten wir das Rendezvous anno Domini 1833, dort wo der Horse Creek in den Green River einmündete. Umgeben von den Bergen der Rockys, erlebte die Hochprärie etwas Besonderes, sicherlich Einmaliges.
Meine Stimmung hellte sich langsam auf, auch weil ich wusste, dass in diesem bunten Chaos, aus Zelten und Tipis vor mir, irgendwo Amanda Aldur und Nick Colter, verkleidet als ‚Mountain Men’ stecken mussten, meine beiden mir vom Orden übermittelten Chef-Kampfklone, die ich nicht ablehnen konnte, weil mein Leben solange ich mich gezwungenermaßen auf dieser parallelen Erde aufhalten musste, permanent in Gefahr befand. Zudem war Amanda noch eine Augenweide. Es spielte keine Rolle, dass sie als Invitro geboren wurde.


Das Rendezvous 1833!

Was stellte es dar?
Ein bunter Zirkus?

Eine Theaterdarstellung, wobei jeder einzelne Mountain Men ein Schauspieler bildete?

Ein gigantisches Saugelage mit wilden Tänzen, hauptsächlich unter Männern?
Ein gigantisches Bordell, wo sich einsame Männer wie wild herausputzten und dabei sich oft verschuldeten, um wie ein Gockel herumzulaufen, um ja ein Shoshonenmädchen zu ergattern, die sich gleichfalls wie Huren möglichst bunt ausstaffierten?

Ein gigantischer Wettbewerb unter Männern, die sich in Boxkämpfen, Ringkämpfen, Weitsprung, Reiterkämpfen und Schießausscheidungen maßen?

Ein Treffen, um die mühsam im harten Ringen mit der Natur und auch mit Indianern erworbenen Pelzen gegen die nächste Jagdausrüstung an Munition, neuen Fallen und Lebensmittel zu erhandeln? Auf der einen Seite die Trapper und Indianer und auf der anderen Seite die Händler der Pelzgesellschaften aus Saint Louis?

Ja, selbst eine Art von ‚Mountain Akademie’, indem sich die Gebildeten unter ihnen mit dem Wissen auf allen Gebieten in einem Art von Wettbewerb maßen?

Eine Art von Geschichtenwettbewerb, wo sich die besten Erzähler mit erfundenen, gehörten oder gelesenen Storys unterhielten und möglichst die meisten Zuhörer bekommen wollten?

Vom ersten Augenblick faszinierte mich dieses unglaublich bunte Treiben, als wir Vier mit unseren voll bepackten Mulis ankamen und uns ins Treiben einreihten. Um nicht aufzufallen, machte einer meiner Leibwächter einen Stand in einem von uns allen rasch errichteten großen Zelt auf. Unsere Waren zogen bald Trapper und Indianer an. Während also einer von meinen Leibwächter den ‚Händlerpart’ übernahm, durchstreifte ich das Ganze. Meine beiden Leibwächter blieben fortan im ‚Stealthmodus’ was sie praktisch für Alle ‚unsichtbar’ machte. Nur ich mit meinen besonders geschulten und genetisch aufgepeppten Sinnesorganen, wie ich inzwischen wusste, konnte sie ahnen, manchmal auch sehen. Am Besten ignorieren!

Ein Wettbewerb zog meine Aufmerksamkeit an. Zwei Trapper, einer von ihnen ein junger Bursche mit femininen Zügen und ein vollbärtiger Aufschneider sprengten mit zwei Pferden aufeinander zu und schossen aufeinander. Während der Junge unverletzt blieb, schoss dieser den Alten durch einen Fußschuss aus dem Sattel. Er wurde sofort von Trapper umringt, die mit ihrer Kunst, durchaus Ärzte ersetzten, während der feminine Bursche wie ein Gockel herumlief und sich bewundern ließ.

Aber das war doch? Bevor ich ihn genauer anschauen konnte, lieferte er sich einen Boxkampf mit einem bulligen Typen, der wohl schon Dutzende Gegner zu Krüppel geschlagen hatte.
Der Kampf zog unglaublich viele Zuschauer an und alles wettete auf den Schläger. Auch ich zog einige Goldnuggets heraus und wettete auf den jungen Burschen, der mich unverschämt angrinste. Aber das Grinsen kannte ich doch. Wieder streiften meine Augen den jungen Burschen.

„Sind Sie ein Sodomist?“, fragte mich ein bärtiger Mountain Men voller Verachtung und streifte nun mich mit seinem Blick. „Wie kommen Sie darauf?“ Wieder der abschätzende Blick voller Verachtung. „So sieht ein Mann eine Frau oder eben ein Sodomist einen anderen Mann an.“

Am liebsten hätte ich ihm eine geknallt, allerdings wollte ich keine Aufmerksamkeit erregen, aber offensichtlich blieb mir keine Wahl. „Vor Typen wie Ihnen warnt bereits die Bibel! Das muss bestraft werden.“

„Ach ja?“ Irgendwie ritt mich der Teufel und als er mich angriff, spielte ich mit ihm, während oben das Schauspiel des jungen Burschen mit dem Boxer losging. Allerdings bekam ich davon nichts mit, weil mich der bibelfeste Mountain Men eben mit einem Schwinger erwischte und zu Boden schlug.

Aus mit dem Spiel!

Federnd und wütend kam ich auf die Beine und lieferte den inzwischen Dutzenden Zuschauer, die jeden von uns anfeuerten eine perfekte Show, ohne aus mir herausgehen zu müssen. Keine Ahnung, wie viel Old Joe, so wurde er angefeuert, vertrug. Aber nach jedem Niederschlag, kam er wieder hoch, während seine Fäuste mich nur noch dreimal streiften.
„Gib es dem Schönling, Old Joe!“

„Mensch Ben Hunter, spiel nicht mit ihm, was würde deine einstige Dagor- Ausbilder dazu sagen? Ich habe dich anders kämpfen sehen?“ Der hagere junge ‚Bursche’ stand plötzlich hinter mir. Er musste seinen Kampf inzwischen in Rekordzeit beendet haben. Während Old Joe wieder zu Boden ging, streifte mich der Jüngere im Rücken und ich spürte kleine feste Brüste in meinem Rücken. „Dachte ich es doch, Aman…“ Bevor ich den Namen aussprechen konnte, zischte es in meinen Ohren, so dass nur ich es hören konnte.

„Nein, mein Ritter, keine Demaskierung. Lass mir meinen Spaß, dafür mache ich nachher auch meinen letzten Vorrat an Cappuccino.“ Ein trockenes Lachgeflüster folgte, während ich eben von einem Schwinger von Old Joe zu Boden gestreckt wurde. Eine kurze sexuelle Ablenkung, ihre Brüste in meinem Rücken hatte dazu ausgereicht. Während Old Joe schwer atmend grinsend über mir stand und leise meinte, dass wahrscheinlich nur ich es verstand:
„Das kommt davon wenn sich Sodomiten gegenseitig ablenken!“ Dies machte mich nun doch wütend, zumal ich ihm nicht die Wahrheit über Amanda sagen durfte. Nur einige Sekunden machte ich ernst und Old Joe lag platt niedergeschlagen auf dem Boden. Diesmal stand er nicht mehr auf.

Während ich mich unter dem Schulter klopfen meiner Anhänger vom Acker machte und nach Amanda Aldur Ausschau hielt, ging das Getriebe weiter. Dieser kleine Kampf eben war nur eine winzige Einlage gewesen.

Aus den Gesprächen um mich erfuhr ich, dass das letzte Jahr einen guten Ertrag an Pelzen erbracht hatte. Auch stellte ich für mich fest, dass dieser übertriebene Wettbewerb der Trapper in allen Dingen untereinander, ihre Sinne schärfte, ihre Energien entfachte, denn sie brauchten dieselben in der nächsten Pelzsaison im Kampf gegen eine wilde Natur und nicht minder gefährliche indianische Konkurrenten, in dieser Jagd nach den letzten und besten Pelzen.
Immer mehr Pelzgesellschaften teilten sich den kleiner werdenden Kuchen auf.

Die Führer der Gesellschaften verkehrten untereinander freundschaftlich, tauschten Besuche aus und beschenkten sich gegenseitig im besten Stil, welche ihre jeweiligen vorhandenen Mittel erlaubten. Die Captains traktierten sich nobel und zumeist mit Stil.

Hier erschien der freie Trapper in seiner Ritterlichkeit. Hin und wieder wurden die Vertraulichkeiten zu weit getrieben, so daß sie in Handgemenge und rohe Schlägerei ausartete. Doch immer endete sie in herzlicher Versöhnung und rührseliger Umarmung. Die Anwesenheit der Shoshonen führte gelegentlich zu vorübergehender Eifersucht und zu Fehden. Die weiblichen Schönheiten aus der Nation der Shoshonen waren Gegenstand der Rivalität zwischen verliebten Trappern. Glücklich der Mann, der eine rote Decke, eine Kette mit leuchtenden Glasperlen oder ein kostbares zinnoberrotes Papier ausbreiten und damit das Lächeln eines hübschen Shoshonenmädchens hervorlocken konnte.

Eben traf eine neue Karawane mit dem Nachschub ein.

Für einen kurzen Augenblick unterbrach man das wilde Getriebe. Jetzt begann in den verschiedenen Lagern das Schauspiel eines eifrigen Wettbewerbs und wilder Verschwendung. Die Ballen wurden hastig aufgeschnitten, so daß sich ihr bunter Inhalt auf den Boden ergoss. Die Sucht alles zu kaufen, erfasste einige verschiedene Gruppen, die bislang noch zu kurz im Handel kamen. Die neue Karawane brachte die Ausrüstung für den Kampf und die Jagd nach neuen Pelztieren. Waren zum Protzen wurde mit der gleichen Gier zusammengerafft – Gewehre, Jagdmesser, Fallen, scharlachrotes Tuch, rote Decken, auffallende Perlen, funkelnden Schmuck kaufte man zu jedem beliebigen Preis, und die Schulden häuften sich, ohne daß man einen Gedanken daran verschwendet hätte, wie sie je wieder getilgt werden könnten. Alles Wucher, aber damit beschäftigten sich die meisten Trapper nicht, man lebte wie die Indianer nur im Augenblick. Kein Händler könnte allerdings einen Kredit verweigern. Wenn doch so käme dies einer Beleidigung für diese heißblütigen Männer gleich.

Einige Trapper, die bislang sehnsüchtig auf diese Waren gewartet hatten, kleideten sich frisch und putzten sich raus, flanierten auf ihren in indianischen Stil zurechtgemachten Pferden hin und her. Die Shoshonen- Mädchen prunkten ihrerseits in allen Farben des Regenbogens. Man gab jede verschwenderischer Laune ohne Hemmung nach und so hatten in kurzer Zeit die meisten Trapper ihren ganzen Erlös vertan und waren, meist knietief in Schulden, bereit für einen weiteren harten Feldzug in der Wildnis.

Kopfschüttelnd nahm ich das Alles in mich auf. Auch erfuhr ich dass letztes Jahr bei Pierres Hole eine größere Truppe von Trapper mit verbündeten Nez Perces ein blutiges Gefecht gegen einen Stamm der Schwarzfüße ausgefochten hatte.

Die meisten Trapper unterschieden sich in ihrem Äußeren kaum von Indianer, deren Lebensgewohnheiten sie teilten. Sie lebten in völliger Freiheit jenseits der Zivilisation. Zudem freundeten sie sich oft mit Indianerstämmen an und verbrachten viele Winter in ihren Zelten der Winterdörfer. Sie standen bei den Indianerinnen in hoher Gunst. Kaum ein Trapper blieb ohne Squaw. Solche Liebschaften machte die Runde an ihren Lagerfeuern. Einige Trapper führten Tagebücher.

Lesen war eine beliebte Winterbeschäftigung. In den ‚Caches’ sorgfältig getarnten Verstecken für Wintervorräte, Munition und Handelsware lagen meist auch Bücher. Man las Shakespeare, philosophische Werke, Unterhaltungsromane und kannte sich in der Literatur oft sehr gut aus. Bildung war nicht verpönt. An langen Winterabenden diskutierte man oft das Gleiche wie im Osten.

Schließlich trat ich zu einer Gruppe von Literaturvortragenden. Da ich einen gebildeten Eindruck machte, wurde ich gebeten einen Geschichte oder Gegebenheit vorzutragen.
Lange brauchte ich nicht zu überlegen.

„Ihr kennt doch Lord Tyron?“ Überall Kopfnicken. Einige trugen Verse von ihm vor und ich erzählte ihnen jene Story von ihm aus dem Jahr 1816, sagte ihnen allerdings nichts davon, dass er mich für einen Vampir hielt und sich das Ganze auf einer Parallelerde abgespielt hatte.

„Kennt jemand das Jahr 1816, das Jahr ohne Sommer?“

„Also ich habe einen wissenschaftlichen Aufsatz darüber im letzten Winter gelesen“, sagte ein ebenfalls ziemlich gebildet aussehender Trapper, „und dort wird von einem Geologen spekuliert, dass ein Vulkan aus Indonesien riesige Aschemengen bis in die Atmosphäre schleuderte und dies brachte im Folgejahr über viele Weltregionen ein ‚Jahr ohne Sommer’. Unwetter, Stürme und niedere Temperaturen ließen die Ernten verderben. Hungersnöte, Teuerungskrisen und Arbeitslosigkeit waren die mittelbaren Folgen.“

Ein anderer warf ein:
„Ich erhalte immer noch Briefe aus meiner europäischen Urheimat. In Mitteleuropa kam es zu schweren Unwettern. Zahlreiche Flüsse, auch am Rhein, wo meine Verwandten noch wohnen, traten über die Ufer. In der Schweiz schneite es jeden Monat in 1816 mindestens einmal bis auf 800 Meter Höhe und am 2. und 30. Juli bis in tiefe Lagen. Die Folge der niedrigen Temperaturen und anhaltenden Regenfälle in Teilen Europas waren katastrophale Missernten in der Deutschschweiz, Baden, Württemberg, Bayern und Vorarlberg. In einem Brief stand, dass in der Zentralschweiz die Hungersnot so schlimm war, dass die Leute, die unnatürlichsten, oft ekelhaftesten Sachen aßen, um ihren Heißhunger zu stillen.“

„Das stimmt!“, sagte ich, „durch die geringere Schneeschmelze im Vorjahr und die angesammelten zusätzlichen Schneefälle, zum Beispiel in den Alpen, führte die Schneeschmelze nun örtlich erneut zu katastrophalen Überschwemmungen. Hungersnöte brachen aus. Tausende der zusätzlich noch unter den Folgen der Napoleonischen Kriegen leidenden Europäer wanderten schließlich in die Vereinigten Staaten aus.“

„Ja“, fauchte ein anderer, “wodurch die Natur dafür sorgte, dass wir diese Masse von Dutchmen hier ertragen müssen.“ Mancher seltsame Blick traf mich bei diesen Worten.
„Wir alle sind Einwanderer in die Staaten. Die einen sind nur früher ausgewandert.“
„Das stimmt Dutchmen, aber was hat das alles mit Lord Tyron zu tun und mit Literatur?“
„Dazu komme ich jetzt!“ sagte ich und fuhr fort:

„Die britische Schriftstellerin Mary Helley (geänderter Name, wie Lord Tyron und andere, Anmerkung des Chronisten)
verbrachte den Sommer 1816 mit Freunden in der Nähe des Genfersees. Sie besuchten öfters Lord Tyron in der nahe gelegenen Villa Iodati. Aufgrund des bereits angesprochenen extrem schlechten Wetters in diesem Jahr, konnten die Anwesenden oft das Haus nicht verlassen. So beschlossen sie, jeweils eine Schauergeschichte zu schreiben und den anderen vorzutragen. Mary Helley schrieb die Geschichte Rankenstein und Tyrons Leibarzt Nick Olidori verfasste: Der Vampir. Lord Tyron vollendete seine Geschichte nicht, er verarbeitete allerdings die Eindrücke dieses Jahrs ohne Sommer in dem Gedicht: Die Finsternis.“
„Ja interessante Zusammenhänge tun sich hier auf. Wir können alle die Vampirgeschichte. Was ist mit Ihnen, Ben Hunter. Wissen Sie noch eine Geschichte?“

Die wusste ich natürlich und erzählte eine Story, die mir Amanda erzählte. Es ging um einen langlebigen Mutanten aus der ‚Genküche’ der Ark-Miva, einen Außenseiter, der sich außerhalb der Normen der Menschen stellte und zu einer Gefahr wurde, weil er Experimente mit Menschenblut machte. Ein ‚Kampfklon’ des ‚Weisen Rates’, ich beschrieb ihn als ‚Vampirjäger’ musste ihn zur Strecke bringen.

Danach diskutierten wir noch länger bis mich Amanda in Maske und zweier meiner Leibwächter, die sich ‚enttarnten’, abholten.
Ihr versprochener Cappuccino in ihrem Zelt war jeden Weg wert.

„Wo ist Nick Colter?“ frage ich. Amanda immer noch als ‚junger Bursche’ verkleidet zuckte mit den Schultern. „Irgendwo unterwegs. Ich glaube er hat sich einer Jagdtruppe angeschlossen. Diese Trapper sind sowohl für mich, als auch für ihn oder jeden anderen noch jungen Kampfklon, die uns soziale Erfahrungen nebst eigener Kindheit fehlen, ein ständiger Quell von Überraschungen und Versuchungen. Ihre seltsame durch Treue und Verrat gleichermaßen gekennzeichnete Brüderschaft geht uns als konditionierte Klone völlig ab. Deshalb benutzt Nick seine ihm zustehende ‚Auszeit’ von der Wächter-Kampfklon-Akademie, bevor wir dir als ‚Orbiter’ zur Verfügung stehen, Ritter der Tiefe’. Er ist im Besitze eines tarnfähigen Spezialgleiters und wird zu deinem neuen Hauptquartier im PP-Stützpunkt zurückkehren, wenn sein lebenslanger Dienst beginnt. Gönne ihm diese Auszeit, um wichtige Erfahrungen zu sammeln, mein Ritter.“ Schon fast verzweifelt blickte ich Sie an. „Was soll ich dagegen haben? Meine Kyberno- Leibwächter schützen mich solange, bis ihr soweit seit. Was ist mit dir?“
„Keine Sorge, Atla…äh, Ben, du bist ab jetzt mein Quell der Erfahrungen. Gib mir noch eine Woche im Rendezvous. Auch mein getarnter Gleiter parkt in der Nähe. Ich nehme an, du wartest noch auf Kahpote?“
„Das stimmt und du sollst deine verdammte Auszeit haben. Wir treffen uns dann in meiner ‚Wohnhöhle’ und der Terrasse. Ich nenne dir nun noch die Codes, mit dem du mittels Turbolift meine Wohnung erreichen kannst.“ Als ich ihr die Codes ins Ohr geflüstert hatte, fragte ich sie laut: „Wie schätzt du die Trapper noch ein? Auch ich bin für jede Erfahrung dankbar.“
Sie lachte jetzt perlend auf und versuchte nicht mehr den ‚jungen Burschen’ zu kopieren.

„Du hattest eine normale Jugend, Atlan, besaßest zwei Elternteile, besuchtest eine Eliteschule, einige Jahre an einer arkonidischen Eliteuniversität, hattest eine Dagor- Ausbildung, kämpfest für die Freiheit im Universum und so weiter, und du behauptest immer noch ‚Erfahrungen’, wie wir Klone zu benötigen. Ich weiß nicht Ben, man kann alles übertreiben.“

„Es stimmt, Amanda, ihr Kampfklone oder Wissenschaftsklone, Soldatenklone oder was sonst noch für Klone des Ritterordens, ihr erlangt als komplett erwachsene Menschen euer Ichbewusstes Leben und besitzt bereits eine komplette theoretische Ausbildung, als was auch immer. . Dafür fehlt euch jegliche soziale Kompetenz oder Erfahrung auf jedweden Gebiet. Ihr seid hochintelligente ‚Supermenschen’ im Teenageralter.“
„Ja, Ben so ist es, was willst du damit sagen?“

„Dass wir im zwischenmenschlichen Bereich unser Leben lang lernen. Aber beantworte mir nun deine Frage. Wie siehst du diese Trapper? Sie faszinieren mich auch.“

„Wie du meinst, ‚Master’ oder ‚Magister’“. Sie fuhr sich über ihre Kurzhaarfrisur. „Wie bereits erwähnt, bilden diese ‚Mountain Men’ eine seltsame Bruderschaft, für die US-Gesetze keine Geltung besitzen und sie werden ihnen auch nicht gerecht. Denn unter den besonderen Bedingungen in denen sie leben, benötigen sie um in der Wildnis zu überleben diese ungeschriebene Gesetze, Kodex und Verhaltensregeln. Umso mehr sie jetzt in verschärfte Konkurrenz, wegen dem Auftauchen von Astors skrupellosen ‚American Fur Company’, untereinander treten. Mord und Totschlag gilt für sie als weniger schlimm, wie beispielsweise Diebstahl. Der Trapper lebt in einem ständigen innerlichen und äußerlichen Kriegszustand, und er schläft quasi mit seiner Büchse in der Hand. Ohne Kampf gibt es für sie kein Überleben. Nur selten trennt sich der Trapper von seinen Waffen. Man ist hart im Geben und Nehmen.“
„Interessante Lebensweise. Genauso gespalten betrachten sie die Indianer?“ fragte ich.
„Das stimmt Ben. Zum einen leben sie mit ihnen. Aber feindlichen Stämmen begegnen sie wie die Einheimischen. Die Amerikaner nehmen beispielsweise den Skalp von besonderen Gegnern. Die Meinung unter ihnen gilt, dass es ein Trapper mit drei Indianern aufnehmen könne. Viele Stämme zögern deshalb sich mit ihnen feindlich einzulassen, es würde sie viel Blut kosten. Auch viele der Trapper blieben tot in der Wildnis zurück. Selbst der listenreiche Old Bill Williams, dessen unbarmherzige Parole von seinen Kameraden als ‚Gesetz’ gilt, starb durch die Hand eines Indianers, der ihn in einer Blutrache verfolgte.
Als Astors ‚American Fur Company’ um 1830 in den Bergen erschien, artete der den Amerikanern von Natur aus vertraute freie Wettbewerb in eine hemmungslose Jagd aus, die mit den Bibern und anderen Pelztragenden Tieren in wenigen Jahren aufräumte. Kein Mittel bleibt unversucht, die Rivalen aus dem Feld zu schlagen, Wortbruch und Hinterlist wurden gang und gäbe. Das schlechte Beispiel der amerikanischen Trapper wirkt jetzt negativ auf die Indianer. Auch der vermehrte Einsatz des Alkohols, das vor allem die American Fur einsetzt, hat eine verheerende Wirkung auf sie. Noch immer liefern die Indsmen den jährlichen größten Anteil an Pelzen in den Rendezvous ab.“

„Das stimmt alles“, sagte ich. „In unserer ‚Geschichtenrunde’ erzählte einer der Trapper eine interessante Story. In der letzten Saison brachen die Trapper Fitzpatrick und Bridger in ein neues Jagdrevier auf. Dort in diesem gefährlichen Gebiet der Schwarzfüße an den Gabeln des Missouri, welches aus diesem Grunde von Trappern sehr selten aufgesucht wird, hofften sie viele wertvolle Pelze zu finden. Vanderburgh und Drips, die residierenden Partner der American Fur folgten ihnen heimlich. Bridger und Fitzpatrick bemerkten das gleich und führten die Verfolger kreuz und quer in die Irre. Als Vanderburgh endlich die Sache durchschaute, fand er sich umgeben von feindlichen Schwarzfüßen an den Gabeln des Missouri wider. So geriet er in einen Hinterhalt und fiel im Kampfe gegen die Blackfeet.
Der Tod Vanderburghs und die Schläue Bridgers und Fitzpatrick wurden während des diesjährigen Rendezvous heftig kontrovers diskutiert. Die eingerissenen bösen Sitten werden sich allerdings kaum ändern. Alle Trapper befürchten jetzt, dass die ‚American Fur’ blutige Rache nehmen wird. Keiner handelt moralischer.“

Amanda Aldur blickte mich interessiert an. „Du hast Recht. Seit einigen Jahren kommt es vermehrt zu einem Zulauf in den Rockys von Abenteurern, Glücksucher, Touristen und Sportsleuten. Alle trugen sie zu der Zunahme des Chaos bei. Dieses Jahr tauchte beispielsweise ein besonders arroganter Typ namens Bonneville auf. Er möchte in Kürze am Horse Creek, ein ‚Fort Bonneville’ errichten. Konkurrenten nennen es bereits ‚Fort Nonsense’, weil sie der Meinung sind, das ein jährlicher Treffpunkt günstiger für alle Beteiligten wäre.
Zu was soll dieses alles führen? Und nun Benjamin, verlasse mich, suche die Utes, sonst glauben meine ‚Verehrer’ ich wäre wirklich ein ‚Sodomist.“

Beide lachten wir und ich ging. Amanda sollte ihren Spaß als ‚junger Bursche’ so lange haben, wie sie wollte. Sie würde in Kürze ihren lebenslangen Dienst für den Neuen Ritterorden antreten und ich freute mich darauf sie als Liebhaberin zu gewinnen. Meine Depression ging unwiderruflich zu Ende. Jetzt freute ich mich auf das Wiedersehen mit Kahpote und seinen Utes. Ein letzter Gedanke galt meinem Lebensretter, Tigami. In welcher Form würde ich ihn wieder sehen?
„Egal“, dachte ich. „Von mir aus kann er als Kyberno oder Cyborg wiederkehren. Wie einst Sinclair M. Kennon, wird er mein stets geachteter und geliebter Freund und Gefährte sein und bleiben!“

‚Chronicles’ aus den ‚Adams-Chroniken’:

1850 nC Atlan und Gefährten brechen gegen den Willen des Neuen Ritterordens mit dem wieder
restaurierten Ritterschiff auf, um ins heimatliche Universum zurück zu kehren. Bei dieser
Exkursion verschlägt es sein Schiff mittels eines künstlich initiierten nicht korrekt
funktionierenden Tryortan- Schlundes, ins Jahr 2590 nC des hiesigen Universums. Er
erlebt zehn Jahre später seine Abenteuer im ‚Dunklen Land’ und auf der völlig veränderten
‚New Earth’ oder ‚Gaia’.

So, ab nach dem nächsten Teil geht es wieder mit Ricardo Navia da Gonozal weiter.
„Cappuccino und Earl Grey ☕🍵🥐 ist uebrigens ein Hauptgrund, der die Existenz Terras berechtigt erscheinen lässt. “ etwas abgeändert.
Atlan, PR 470

"Wenn der letzte Ritter der Tiefe gegangen ist, werden alle Sterne erlöschen." Alte kosmische Weisheit über die RdT

PR ohne ES. Wirklich? Die ES Fragmente bringen Hoffnung!
Antworten

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