Sense of Wonder (SoW) in PR (und SF allgemein)

Aktuelle Erstauflage, zu Hintergründen und möglichen Entwicklungen.
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nanograinger
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Sense of Wonder (SoW) in PR (und SF allgemein)

Beitrag von nanograinger »

Liebe Mitforisten,

manche werden sich jetzt denken, "oh nein, nicht schon wieder diese Diskussion". Aber das Thema "Sense of Wonder" (SoW) kommt immer wieder in den Spoiler-Threads hoch, aktuell in Thread zu PR 2871. Deshalb nun dieser Thread, in dem entsprechende Äußerungen gesammelt und diskutiert werden können.

Aktueller Anlass einiger Postings im Spoilerthread zu PR 2871 war folgender (gekürzter) Austausch:
nanograinger hat geschrieben:
Wanderer777 hat geschrieben: ....
Das "Sense Of Wonder" erklärt sich doch eigentlich hauptsächlich aus der Begegnung von übergeordneten Entitäten, die alle eine quasi-religiösen Charakter haben. Daher ist es doch klar, daß alle Geschichten auf solche Vorstellungen hinzulaufen.
Ich stimme nicht zu, dass "Sense Of Wonder" (SoW) sich "hauptsächlich aus der Begegnung von übergeordneten Entitäten" ergibt, weder in PR, noch in SF allgemein. Es ist auch sehr offensichtlich (wenn man die entsprechenden Äußerungen dazu mal anschaut), dass SoW ein sehr schlecht definierter Begriff ist, zu dem drei Leser meist fünf Meinungen haben.

In der klassischen (amerikanischen) SF bis u den 50er Jahren bezog sich der Begriff schlicht auf die Erfahrung der Größe des Weltalls ("vastness of space and time"). Andere "Definitionen" werden in diesem Artikel auch gegeben, der einfachste ist einfach das Staunen über etwas das "mysterios or awe-inspiring" ist. Dazu braucht es definitiv keine "übergeordneten Entitäten".
Es ist sicher so, dass "übergeordnete Entitäten" und der "Überbau" (oder Unterbau, je nach Sichtweise) des Perryversums Szenarien für SoW erlauben, die vielleicht in anderer SF nicht einfach zu realisieren sind. Genannte Beispiele dafür aus dem PR2871-Thread sind der Frostrubins (Kardec), der Moralische Kode (Frank Chmorl Pamo). Aber SoW sehen die Leser auch in vielen Aspekten, die nichts mit diesen Aspekten zu tun haben, bspw. (Kardec) "Dinge wie das Planetarium von Impos, oder der :D galaktozentrische Sonnentransmitter", oder (Frank Chmorl Pamo) "das erste Mal, als ich las, wie beim Überlichtflug die Sterne und Galaxien am Raumschiff scheinbar vorbeiflogen, die Reise nach Lemuria und 200.000 Jahre zurück auf der Erde, als man im Mahlstrom der Sterne ankam, Plohns, Sargasso der See, Hirdobaan, Suprahet, Druuf".

Vor etwa drei Jahren diskutierte ich mit anderen Foristen via PN Fragen wie, "Was unterscheidet SoW von reinem Staunen?" (oder Wow! ), und "Inwiefern ist es möglich SoW in einen Text strukturell einzubringen, also unabhängig (oder wenig abhängig) von der Leserrezeption?"
Es ist wahrscheinlich unnötig zu erwähnen, dass wir keine Einigung erreichen konnten. :D

Also gebt doch mal eure Beispiele von SoW in PR (und vielleicht vergleichend mit anderer SF) und wie ihr die Unterscheidung zu WoW! seht.
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Samkar
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Re: Sense of Wonder (SoW) in PR (und SF allgemein)

Beitrag von Samkar »

Nun, ich denke, Sense of Wonder kann man nicht an bestimmten Begriffen festmachen. Es ist nicht nur, wie es R.B. formuliert hat, das Unbegreifliche, Unerklärliche, sondern mMn der Versuch der Autoren (speziell, Willi Voltz) diesem Unbegreiflichem etwas Tiefe zu verleihen. Das heißt, bei bestimmten Figuren und Geschehnissen des PR-Universums die Faszination des Kosmos etwas näherzubringen. Und das geht, denke ich, wenn man sich als Autor diesen Figuren und dem Mysterium „vorsichtig“ nähert, also nicht aller Geheimnisse entraubt. Für mich war der SoW als bspw. Dobrak Perry Rhodan das Zwiebelschalenmodell erklärte. Oder als Laire auf der Ebene auf die Mächtigen wartete, oder als Alaska in Derogwanien Callibso begegnet. Aber auch einzelne Romane in der Großen Leere als um die Sampler-Planeten ging. Vieles blieb unklar oder wurde nicht klar definiert, aber es wurde faszinierend beschrieben.

Unter dem WOW-Effekt, dem Staunen verstehe ich nur einzelne Szenen oder einzelne Entscheidungen/Abläufe wie sie in den PR-Romanen ab und zu vorkommen...SoW ist die Beschreibung von Geschehnissen und Figuren, die nachhaltig, sozusagen handlungsübergreifend verschiedene Mysterien im PR-Universums aufgezeigt haben...
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Early Bird
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Re: Sense of Wonder (SoW) in PR (und SF allgemein)

Beitrag von Early Bird »

Ist dieser Artikel bekannt?

Und nein, mit dem Hinweis auf diesen Artikel will ich nanograingers oder Samkars Aussagen nicht in Frage stellen! :)
Die Wahrscheinlichkeit verstanden zu werden, ist oft genug und aus allen möglichen Gründen gering.
Deshalb bin ich zwar für meine Texte verantwortlich, nicht jedoch für vermutete Absichten und Ansichten.
Kursiv soll meist auf irgend etwas mit Hümör hinweisen. Doppeltkursive Schrift gäbe noch mehr Möglichkeiten.

Lebe, als würde die Welt morgen untergehen. Lerne, als wenn du ewig lebst.
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nanograinger
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Re: Sense of Wonder (SoW) in PR (und SF allgemein)

Beitrag von nanograinger »

Early Bird hat geschrieben:Ist dieser Artikel bekannt?
...
War mir nicht bekannt, danke für den Hinweis.

Der doch recht kurze Artikel benennt meines Erachtens nichts Neues, was in dem oben zitiertem Wikipedia Artikel nicht auch, aber ausführlicher beschrieben wäre. Die These des Artikel, dass es bei "Sense of Wonder" um "märchenhafte Aspekte" der SF handelt, die SF "näher zur verwandten Gattung der Fantasy rücken" halte ich aber für im Grunde für falsch, zumindest aber für eine unzulässige Verkürzung. Und die "tiefenpsychologische Deutung"...naja. Angeblich ein "work in progress" (aber letzte Änderung im November 2007).
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Early Bird
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Re: Sense of Wonder (SoW) in PR (und SF allgemein)

Beitrag von Early Bird »

Leider kann ich mit englischsprachige komplexerer Texte kaum etwas anfangen. :o(
Deinen Ausführungen jenseits des genannten Wikipedia Artikel kann ich, zu mindest vorläufig, nicht widersprechen.

Trotzdem eine Anmerkung zu der "tiefenpsychologischen Deutung".
Mir bleibt auch nur ein naja dazu.
Überdeckt mit einem diffusen Filter und ohne mich ob der hohen Wissenschaft imponiert zu fühlen meine ich aber, den Aussagekern zu verstehen.

Hier noch eine, wie ich meine, trotz 2005 recht interessante, wenn auch nicht ultimative Betrachtung:
Über den Verlust des Sense of Wonder
Erklärt mir ein wenig, warum ich hier und da leseglücklich noch so etwas wie SoW empfinde:
Ich lasse den Techniker in mir beim Lesen oder Hören eines Romanes ruhen, analysiere den Roman während des Genusses nicht. :unsure:
Die Wahrscheinlichkeit verstanden zu werden, ist oft genug und aus allen möglichen Gründen gering.
Deshalb bin ich zwar für meine Texte verantwortlich, nicht jedoch für vermutete Absichten und Ansichten.
Kursiv soll meist auf irgend etwas mit Hümör hinweisen. Doppeltkursive Schrift gäbe noch mehr Möglichkeiten.

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PJoppen
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Re: Sense of Wonder (SoW) in PR (und SF allgemein)

Beitrag von PJoppen »

.:Edit:. Knapp daneben ..

Zum Thema SoW, genau so wie ich mir keine Namen von Liedern merken kann, kann ich auch nicht die Roman Titel nennen die in mir SoW ausgelöst haben (bzw. den Inhalt/die Stelle im Heft).
Was mir aber für immer im Gedächtnis bleibt ist das Bild des Handschlages zwischen Menschen und Maahks. Für mich DAS Symbol des SoW in PR

http://www.perrypedia.proc.org/mediawik ... PR0287.jpg

.... leider durch die Entwicklung zur Anti-Utopie zunichte gemacht..
.. die IT .. schläft nie.., weshalb ich mehr als oft nicht oder spät Antworte. Keine Absicht und ich entschuldige mich schon mal prophylaktisch..
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Axo
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Re: Sense of Wonder (SoW) in PR (und SF allgemein)

Beitrag von Axo »

SoW war bei mir immer das "Staunen" über Dinge oder Ereignisse. Typische Beispiele:
- Die Arkoniden auf dem Mond (also eine unerwartete Begegnung mit einer außerirdischen Zivilisation)
- Die Sonnentransmitter (also eine kosmische Konstruktion)
- Die lemurische Menschheit (also eine Erweiterung der Geschichte der Menschheit)
- BARDIOC (also das Erkennen von kosmischen Zusammenhängen [Schwarm, Mächtige, Kosmokraten] über Äonen)
- "Der Terraner" (das Zusammenfügen von Serien-Bruchteilen zu einem großen Bild)
- Naupaum (da stehe ich wohl ziemlich allein :lol: . Eine völlig neuartige Situation [das Gehirn Perrys in einer Odyssee] in einer exotischen Umgebung)

Stelle gerade fest, dass für mich das Staunen aus der Handlung nach 1000 verschwunden ist. Gab immer noch klasse Geschichten, aber vielleicht war ich dann zum Staunen auch schon etwas zu "alt". Trotzdem faszinierten mich neue Konzepte (Abruse, Thoregon) oder neue exotische Völker (die Tolkander). Nur dieses SoW-Gefühl hat sich in der Form nicht mehr eingestellt (wie schon gesagt, vielleicht ist SoW auch ein wenig an das Lebensalter gekoppelt).
Der Umgang mit Büchern bringt die Leute um den Verstand.
Erasmus von Rotterdam
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Early Bird
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Re: Sense of Wonder (SoW) in PR (und SF allgemein)

Beitrag von Early Bird »

Axo hat geschrieben:...
- Naupaum (da stehe ich wohl ziemlich allein :lol: . Eine völlig neuartige Situation [das Gehirn Perrys in einer Odyssee] in einer exotischen Umgebung)
...
Nein. :)
Die Wahrscheinlichkeit verstanden zu werden, ist oft genug und aus allen möglichen Gründen gering.
Deshalb bin ich zwar für meine Texte verantwortlich, nicht jedoch für vermutete Absichten und Ansichten.
Kursiv soll meist auf irgend etwas mit Hümör hinweisen. Doppeltkursive Schrift gäbe noch mehr Möglichkeiten.

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Frank Chmorl Pamo

Re: Sense of Wonder (SoW) in PR (und SF allgemein)

Beitrag von Frank Chmorl Pamo »

Das Universum als Möbiusband.
Plot Overdrive
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Re: Sense of Wonder (SoW) in PR (und SF allgemein)

Beitrag von Plot Overdrive »

Liebe Altleser,
die ihr in den 70er Jahren in der 3. Auflage den MDI-Zyklus gelesen habt,
und vielleicht in der 4. Auflage neu eingestiegen seid,
weil ihr unbedingt wissen wolltet, ob Perry wirklich auf dem Mond angekommen ist...

Seid mal ehrlich zu euch selbst:
an wem liegt es, wenn man den geistigen Höhenflügen der Expokraten nicht mehr folgen kann?

Doch nicht an Expokraten & Autoren! Die machen ihren Job! Und der Job ist: Jede Woche ein Heft.

Also, was ist so verwerflich an Recycling alter Ideen, neuverknotung loser Enden von ~500 - 2000 Heften in der Vergangenheit, plötzlichen Wendungen... Und auch dem Abschneiden alter Zöpfe?

Warum nicht Tiuphoren als Haluter reloaded nehmen (die sind billiger und leichter ersetzbar als Haluter), warum nicht alle 100 Hefte die beinahe-Zerstörung des Sol-Systems, warum nicht ein permanent untätides ES? Und selbst wenn das der Leserschaft irgendwann zum Hals raushängt: Dann gibt es eben mehr Zeitreisen, mehr Parallel-Universen, mehr Zeitschleifen, mehr Parallel-Handlungen, mehr 4er-Blöcke. Und irgendwann erfindet ein Expokrat den 5er-Block!

Seht mit Zuversicht in die Zukunft, in 1000 Heften werden uns Gestalten wie Thez im multiversalen, multitemporalen Multiversum an jeder Ecke begegnen. Und wir werden dann lachen und uns denken: "Ach, schon wieder so einer!" Bis sich dann herausstellt: Nein, DER ist ganz anders. DER ist noch nicht mal das Gegenteil von dem, was man gedacht hat, dass er sein könnte, weil es plötzlich neben Raum und Zeit noch andere Dinge gibt, die in den 3999 Heften vorher noch keiner entdeckt hat, die jetzt aber plötzlich und unerwartet auftauchen.

NEU sein kann in einer Serie, die auf das 3000. Heft zugeht, eigentlich nichts mehr. Und was Einsteins berühmten Spruch angeht, stelle ich mit Entsetzen jeden Tag fest, dass auch die Phantasie sehr begrenzt ist. Was also tun, wenn jede Woche ein Heft auf dem Tisch liegen soll, in dem ganz neue und großartige Dinge passieren sollen? Irgendwann geht es nicht mehr.

Für Ewig Gestrige, die doch noch an permenent neue Ideen glauben:
https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der ... nsehserien
Unglaublich: Marienhof hat PR schon lange überholt, Reich und Schön erst recht, und wem das nicht genügt: General Hospital, über 13.000 Folgen, und wieviel SOW und neue Ideen bekommen wir da in jeder Folge serviert... Und wenn so viel Erfolg kein Vorbild für PR sein sollte, dann ist es Zeit, sich Sorgen zu machen!

Also, liebe PR-Fans aus der guten alten Zeit: Ärgert euch nicht - wundert euch nur. Und die wirkliche Antwort auf die 3. ultimative Frage ist natürlich: "Damit es auch in Zukunft jede Woche ein Heft gibt!"
i'm plotting my life away...
Frank Chmorl Pamo

Re: Sense of Wonder (SoW) in PR (und SF allgemein)

Beitrag von Frank Chmorl Pamo »

Plot Overdrive hat geschrieben:Liebe Altleser,
die ihr in den 70er Jahren in der 3. Auflage den MDI-Zyklus gelesen habt,
und vielleicht in der 4. Auflage neu eingestiegen seid,
weil ihr unbedingt wissen wolltet, ob Perry wirklich auf dem Mond angekommen ist...

Seid mal ehrlich zu euch selbst:
an wem liegt es, wenn man den geistigen Höhenflügen der Expokraten nicht mehr folgen kann?
Ich bin stark, versucht Deine Ausführungen und Andeutungen über die geistige Beweglichkeit von uns Lesern in aller Ausführlichkeit zu erwidern - lasse es aber, um den Thread/Poll nicht explodieren zu lassen.
Hier gehts darum, was für den Einzlnen der SoW in PR ist. Du kannst gerne Deine Favourites hier beitragen, dann aber bitte wie Deine Vorposter in sachlichem Ton. Danke.
Frank Chmorl Pamo

Re: Sense of Wonder (SoW) in PR (und SF allgemein)

Beitrag von Frank Chmorl Pamo »

nanograinger hat geschrieben:Vor etwa drei Jahren diskutierte ich mit anderen Foristen via PN Fragen wie, "Was unterscheidet SoW von reinem Staunen?" (oder Wow! ), und "Inwiefern ist es möglich SoW in einen Text strukturell einzubringen, also unabhängig (oder wenig abhängig) von der Leserrezeption?"
Es ist wahrscheinlich unnötig zu erwähnen, dass wir keine Einigung erreichen konnten. :D
Ich denke, das SoW-Gefühl ist verbunden mit einem "Größer als ich selbst" oder "Größer als alles mir Bekannte".
So wie z.B. ein Kind durch ein Loch im Vorhang spitzt und dort Gaukler, Artisten oder ein riesiges Mobile sieht.
Man fühlt sich irgendwie über eine Schwelle treten zu neuen, bislang unbekannten Erkenntnissen und Welten, man fühlt sich "erleuchtet". Es ist quasi ein Initiationsritual in den Kreis von Wissenden, dieser Augenblick in dem man davon hört oder liest.
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Baptist Ziergiebel
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Re: Sense of Wonder (SoW) in PR (und SF allgemein)

Beitrag von Baptist Ziergiebel »

Beeindruckend finde ich vorrangig immer alles, was mit großen Leistungen zu tun hat, vor allem Raumschiffe oder andere technische Konglomerate, mittels denen der Weltraum bezwungen wird. PRAETORIA war das letzte, was mich diesbezüglich stark angezeckt hat. Ich stelle mir das immer gerne bildlich vor und bin da ebenfalls gerne auch etwas kindlich naiv, aber wenn ich mir vorstelle, wie so ein Ding vor mir vorbeizieht, mache ich innerlich immer die Beckerfaust. Ein ehrfurchtgebietendes Beispiel menschlichen Willens und Ingenieurskunst und in seiner Imposanz durchaus etwas, dem ich Sense of Wonder zuspreche. Ich kann mir sehr gut vorstellen, wie sich um solche Gebilde wie die SOL oder eben PRAETORIA Mythen und Legenden bilden.

Ansonsten hat es der Sense of Wonder meines Erachtens zur Zeit schwer. Ich glaube, Kardec hat es in einem anderen Thread mal ähnlich angeprochen, die "Vermenschlichung" höherer Mächte oder der Aufklärzwang haben viel Zauber genommen. Die Cynos sind ein gutes Beispiel, meine ich. Zu Beginn und lange Zeit der Inbegriff des Geheimnisvollen, ist ihnen spätestens mit dem Negasphärezyklus eben jenes abhanden gekommen. Manche Sachen sollten nicht bis ins letzte aufgedeckt werden.

Gruß.
Das ist ... TERRA!
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Vishna
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Re: Sense of Wonder (SoW) in PR (und SF allgemein)

Beitrag von Vishna »

Ich habe gerade mit großer Begeisterung die Honor Harrington Reihe entdeckt und verschlungen. Vielleicht, weil mir diese Begeisterung bei und für PR letztens mal wieder abhanden gekommen ist. Kein Grund zur Sorge. Ein neuer Expose Autor konnte das Problem in der Vergangenheit meist lösen.

Honor Harrington gilt als Military SF. Obwohl es mindestens noch eine starke politische Komponente hat, und Einiges mehr.

Und natürlich spürte ich mehrfach diesen Sense of Wonder. Und das obwohl es in der Serie keinen Überbau gibt. Es gibt nicht einmal raumfahrende Aliens. Sense of Wonder ist für mich ganz im Sinne von Star Trek "in unbekannte Welten vorstossen". Dazu brauchts weder Kosmokraten noch SI oder Schlimmeres.

Etwas mehr Bodenständigkeit, würde PR gut tun. So einen übertriebenen fast schon esoterischen Müll wie Atlan in den Jenseitigen Landen brauch ich echt nicht. Wie konnten sich die Expose-Autoren eigentlich erfrechen, sowas zu schreiben? Wo sie uns doch in der Ankündigung des Zyklus mehr Bodenständigkeit versprochen hatten.
Frank Chmorl Pamo

Re: Sense of Wonder (SoW) in PR (und SF allgemein)

Beitrag von Frank Chmorl Pamo »

Baptist Ziergiebel hat geschrieben:Beeindruckend finde ich vorrangig immer alles, was mit großen Leistungen zu tun hat, vor allem Raumschiffe oder andere technische Konglomerate, mittels denen der Weltraum bezwungen wird. PRAETORIA war das letzte, was mich diesbezüglich stark angezeckt hat. Ich stelle mir das immer gerne bildlich vor und bin da ebenfalls gerne auch etwas kindlich naiv, aber wenn ich mir vorstelle, wie so ein Ding vor mir vorbeizieht, mache ich innerlich immer die Beckerfaust. Ein ehrfurchtgebietendes Beispiel menschlichen Willens und Ingenieurskunst und in seiner Imposanz durchaus etwas, dem ich Sense of Wonder zuspreche. Ich kann mir sehr gut vorstellen, wie sich um solche Gebilde wie die SOL oder eben PRAETORIA Mythen und Legenden bilden.

Ansonsten hat es der Sense of Wonder meines Erachtens zur Zeit schwer. Ich glaube, Kardec hat es in einem anderen Thread mal ähnlich angeprochen, die "Vermenschlichung" höherer Mächte oder der Aufklärzwang haben viel Zauber genommen. Die Cynos sind ein gutes Beispiel, meine ich. Zu Beginn und lange Zeit der Inbegriff des Geheimnisvollen, ist ihnen spätestens mit dem Negasphärezyklus eben jenes abhanden gekommen. Manche Sachen sollten nicht bis ins letzte aufgedeckt werden.

Gruß.
Bei allen persönlichen Sichtweisen, was denn nun genau der SoW ist, gibt es doch wohl eine Gemeinsamkeit: Das IMAX-Motto "Größer als die Realität".
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Richard
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Re: Sense of Wonder (SoW) in PR (und SF allgemein)

Beitrag von Richard »

Vishna hat geschrieben: Etwas mehr Bodenständigkeit, würde PR gut tun. So einen übertriebenen fast schon esoterischen Müll wie Atlan in den Jenseitigen Landen brauch ich echt nicht. Wie konnten sich die Expose-Autoren eigentlich erfrechen, sowas zu schreiben? Wo sie uns doch in der Ankündigung des Zyklus mehr Bodenständigkeit versprochen hatten.
Nun, ich bin eigentlich praktisch von beginn des aktuellen Grosszyklusses nicht so begeistert gewesen.
Allerdings denke ich dass hier "erfrechen" jetzt von der Wortwahl her nicht ideal ist.
Immerhin ist PR ein Produkt, dass man auf freiwilliger Basis kauft und wenn es halt nicht mehr passt kann man "voting per feet" machen und das Produkt - hier eben die PR Hefte - nicht mehr kaufen.

Die JZLAbenteuer waren jedenfalls nicht sehr bodenständig und eine Zeitreise von 20 Mio Jahren in die Vergangenheit ist auch nicht etwas, dass ich als bodenständig sehe - speziell wenn ich mir so die Zeitreisen im Laufe der PR Serie ansehe. Im MDI Zyklus waren rund 50000 Jahre sehr heftig.
Dann kamen der Cappinzyklus mit 200.000 Jahre ... usw usf. Jetzt sind wir bei 20.Mio Jahre angelangt.
Was kommt als nächstes .. 50 Mio Jahre oder doch schon eine Mrd Jahre oder doch nur 22 Mio? ....
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Kardec
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Re: Sense of Wonder (SoW) in PR (und SF allgemein)

Beitrag von Kardec »

SoW ist hier das Thema - wäre schön, wenn hier nicht auch noch eine Zyklusdiskussion hierher verlagert wird.
Bis Band 2874 wird man ja warten können.
ParaMag
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Re: Sense of Wonder (SoW) in PR (und SF allgemein)

Beitrag von ParaMag »

Hallo,

SOW was ist das, diese Frage stellte sich mir im Zyklusverlauf des Öfteren. Für mich bin ich 5 Ebenen gestoßen die SOW erzeugen können. Reihenfolge beliebig!
- Technik
- Soziologische Themen bzw. Zusammenhänge von Überwesen/Völker, -gemeinschaften/Gruppierungen
- Einzelwesen
- Zeitliche Zusammenhänge in Abläufen ohne Zeitreisen
- in sehr begrenztem Umfang Zeitreisen (wenn in überschaubaren Zeiträumen Mio./Mrd. Jahre sind da eindeutig zu hoch gegriffen und nicht nachzuvollziehen)

Desweiteren in welchem Alter befinde ich mich?
Was sind meine Vorlieben in Bezug auf SF? (Enger Rahmen)
Welcher Zeitgeist weht momentan? (Großer Rahmen)

Als Jugendlicher waren andere Sachen im Vordergrund als Erwachsener bzw. jetzt fast vor dem Rentenalter stehender. Die eigenen Neigungen und Vorlieben wandeln sich im Laufe der Zeit.
Romane wie z.B. die der Second Genesis Krise, die ich momentan aus Nostalgie nochmals Lese, könnten mich heute nicht mehr begeistern. Alleine die Egozentrische Sicht auf Perry als alleinige Stütze der Menschheit ginge heutzutage gar nicht mehr.
Doch zurück zum SOW.
Als Bsp. habe ich mir meinen bis Dato immer noch Top SF Roman „Ringwelt“ von Larry Niven ins Gedächtnis zurückgerufen.
Was mich dort begeisterte und dermaßen fesselte das ich bis in tiefe Nachtstunden gelesen habe, war
1. Grundlage des Romans ist ein Szenario in dem das Milchstraßenzentrum Explodiert.
2. Die Beschreibung einer zukünftigen Welt in der die Menschheit mit einer Rasse von „Tigerwesen“ Kzin im Clinch liegt. Diese sehen in den Menschen eine gute Nahrungsquelle.
Man darf sich nicht so fortpflanzen wie man möchte, es gibt eine Die Mädchen aus verflog'nen Tagen - Herman van Veen
1. Geburtsrecht-Lotterie[/] die es erst erlaubt sich fortzupflanzen. Eine der Protagonistin ist Teela Brown sechste Gewinnerin in Reihenfolge innerhalb einer Familie, als personifizierter Glückspilz.
2. Ein Herdenvolk der Puppenspieler die als ängstlich gelten auch sind, und trotzdem das Technisch höchststehende Volk des bekannten Universums sind. Daneben ein höchst kompliziertes Fortpflanzungs Prozedre besitzen mit mehr als 2 Partnern (ohne ins Detail zu gehen). Dieses Volk hat es geschafft sein gesamtes Heimatsystem auf die Reise zu schicken um den Folgen der Katastrophe die erst in zig Tausend Jahren akut wird zu entkommen. Diese Volk hat ein Gebilde entdeckt das eine Sonne umkreist, welches künstlich erbaut wurde. Eine Ringwelt (Dyson-Sphäre) mit einem Durchmesser von 300 Mio. Km.

Ohne in die Tiefe zu gehen, dieser Roman (bis heute mindestens 5 x gelesen) fasziniert mich immer wieder. Die Tiefe und Art der Beschreibung fesselt mich immer wieder. Ohne dabei die Nachfolger dieser Serie schmälern zu wollen.

Nun zu Perry, hier ist die Sache etwas anders, hier geht es nicht um einen Kurzzyklus. Eine Serie die kurz vor 2900 steht hat vieles gesehen. Mir fällt da momentan, ‚Die Mädchen aus verflog'nen Tagen‘ von Herman van Veen ein. Was hier bis (ich schreibe extra) heute fasziniert, ist die Vielfalt der Themen und Hintergründe.

Ohne jetzt irgendeinen Expokraten oder Autoren diffamieren zu wollen, mir sind die Autoren eigentlich egal. Es ist eine Serie die von einem alleine gar nicht zu bewältigen ist, da bleibt es nicht aus das ein Autor auch mal eine Stoff bekommt den er von seiner Vita her nur schwierig handhaben kann. Genug OT.

Was mich jetzt aus dem Gedächtnis der Romanreihenfolge nach faszinierte war, das hinein gleiten in eine Welt die nicht SOO weit in der Zukunft lag das es nicht überschaubar war. Ohne nun auf die Wiedersprüche einzugehen
- Der Arkoniden Raumer mit dem alten Wissenschaftler die Venusfestung
- Dann das erste absolute Highlight „ES“ Der Beginn des Hintergrund Überbaus der Serie
- Die Mutanten, ein faszinierender (ich bekomm schon spitze Ohren) Aspekt der Serie
- Atlan ein Arkonide der schon 10000 Jahre mit Tiefschlafphasen auf der Erde wandelt (Zeitabenteuer)
- Sonnentransmitter, alleine dieser Begriff hat mich zum Nachdenken gebracht
- Die Tefroder waren interessant als Hintergrund Info zu der Terranischen Vergangenheit
- Haluter als Wesen der Retorte mit der Geschichte in M87, der Jungbrunnen für Gucky, eine Sonne als Versteck für Sonnensysteme
- Der Schwarm als erster Bote des Kosmischen Hintergrunds, vorher die Cappins mit all den mythologischen Zwitterwesen
- Eins der Highlights der Serie das Kosmische Schachspiel mit der Reise nach Naupaum war für mich eins der Höhepunkte der gesamten Serie!!!!
- Die Versetzung des Solsystems in den Mahlstrom der Sterne ebenfalls, die Geschichte im Mahlstrom naja
- Dann Kosmische Burgen, Endlose Armada, Bardioc mit Kaiserin von Therm, Laire , Ayindi mit Möbiusband, Meilensteine die einfach nicht wegzudenken sind
- Nach dem moralischen Code wird’s dünner da hat man irgendwo den Bezug verloren, evtl überdreht

SOW heist mMn. nicht immer schneller, weiter und höher.
Sondern mit Bedacht, die Serie geht eben auf das Rentenalter zu. Hier einen Mittelweg zu finden der
- Im Einklang des bisherigen (darauf lege ich großen Wert, nicht Kraft meines Pinselstrichs ab heute gültig!)
- Die Geschichte wird Punktuell weitererzählt ein Großthema, mehrere Kleinthemen, die auch einen Abschluss finden (ein Wow Effekt ist zwar gewünscht, nur..)
- Was die Serie zum Teil auch groß machte waren Typen die der Handlung Ihren Stempel aufdrückten, auch Skurilitäten (nicht jede gefällt jedem)
- Geheimnisse hinter den Geheimnissen sind immer ein greifbarer Punkt der zum Nachdenken anregt

Es gibt noch so viel hierzu zu schreiben!
Zum Teil bin ich abgeglitten, Entschuldigung bei den Puristen unter uns, aber für mich kann ich zum Teil sagen “ liegt‘s an der Gewöhnung?“, sprich ist die Geschichte auserzählt?
Ich glaube nicht!
ParaMag
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Re: Sense of Wonder (SoW) in PR (und SF allgemein)

Beitrag von ParaMag »

Eins fehlt noch dabei, 2001 von Arthur C. Clarke

was mich dort faszinierte war die Beziehung Mensch - Maschine, KI ein bis zu diesem Zeitpunkt absoluter Höhepunkt der Technik für mich.
Dass es möglich sein sollte eine Maschine zu bauen die "Intelligenz" nachahmte / bzw. Intelligent war. Das zu einem Zeitpunkt in dem in dem Werk in dem ich eine Lehre begann maximal 5-6 Rechner existierten und Datenverarbeitung zum Teil noch über Telefone geleistet wurde.
Die Beschreibung der Welt in der die Geschichte spielt, absolutes Neuland. Kein Vergleich zu dem was bis heute auf SF und Fantasy Seite schon alles beschrieben wurde. Die Dialoge zwischen Mensch und Maschine waren einfach nur toll.
Dann als Mysterium der schwarze Monolith. Was ist er, was bedeutet er, wer hat ihn Erschaffen den Begleiter/Förderer der Menschheit?
Gruß an den Hauptprotegen von 2001, Dr. Heywood Floyd.
Fällt mir ein, es wird Zeit der besten aller Ehefrauen den Film zu zeigen. :unschuldig:

Übertragen auf PR ist das ES, wozu mir einfällt es wird immer gemeckert (Leider auch von mir) das ES immer weg, verhindert, behindert oder sich neu sortieren muss! Also weg damit, als Rückschluss daraus.
Was mir bei diesen Diskussionen auffällt ist einfach das diejenigen die sich Beschweren vergessen das die Expos samt Autoren für den Umgang und Wirkung der Akteure verantwortlich sind. Dabei hat das Auftauchen von ES und Wanderer (mein Einstieg waren die Altmutanten ein 25er Block also Jahre später, in 5. Auflage nachgelesen) doch einen WOW Effekt erzeugt der lange Nachgehallt hat. Mitsamt dem Überbau der weitern hohen Mächte.
Was dabei den Kitzel gab war auch das dosierte Auftauchen dieses Protagonisten der Menschen und der HM. Taurec, Monos waren sehr gut zu verkraften. Irgendwann musste erzählt werden über diese Mächte.

Neuland zu finden ist die Kunst der Schaffenden. :devil: :st:
Dann die Art und Weise eine Geschichte zu erzählen und dem geneigten Leser darzubieten (schwülstig, trifft aber den Kern) ist eine Kunst an der schon viele Künstler gescheitet sind.
Es soll Fesseln, Spannung erzeugen, die Geschichte voran treiben, endlose Wiederholungen vermeiden, das bisherige bewahren (schwerste Kost) usw.

Dabei sollte nicht vergessen werden den Raum den die weitere Geschichte, nach den jetzigen Expokraten/Autoren, nicht so eingeschränkt wird das nur noch der Weg zur SF Fantasy bleibt.
Nun ist genug, bis irgendwann.
Frank Chmorl Pamo

Re: Sense of Wonder (SoW) in PR (und SF allgemein)

Beitrag von Frank Chmorl Pamo »

nanograinger hat geschrieben:Vor etwa drei Jahren diskutierte ich mit anderen Foristen via PN Fragen wie, "Was unterscheidet SoW von reinem Staunen?"
Kann man das voneinander unterscheiden, gibt es überhaupt einen Unterschied zwischen diesen beiden?
Ich selber kann es nicht.
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nanograinger
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Re: Sense of Wonder (SoW) in PR (und SF allgemein)

Beitrag von nanograinger »

Frank Chmorl Pamo hat geschrieben:
nanograinger hat geschrieben:Vor etwa drei Jahren diskutierte ich mit anderen Foristen via PN Fragen wie, "Was unterscheidet SoW von reinem Staunen?"
Kann man das voneinander unterscheiden, gibt es überhaupt einen Unterschied zwischen diesen beiden?
Ich selber kann es nicht.
Naja, Staunen kann man über Vieles, was ich definitiv nicht unter Sense of Wonder zählen würde. Das mögen einfach Rätsel sein, (oder deren Lösungen, siehe Ziegenproblem), (nicht ganz) alltägliche Naturphänomene wie Regenbogen oder Wasserfälle, oder große weibliche Oberweiten B-)

Mathematisch gesprochen hatte ich die These aufgestellt, dass Staunen für SoW eine notwendige, aber keine hinreichende Bedingung ist. Aber ich glaube, nicht einmal darauf konnten wir uns einigen. Und viel entscheidender ist die Frage, was denn außer reinem Staunen noch notwendig ist. Da gingen die Meinungen vollends auseinander.

Wenn ich ein bisschen mehr Muße habe, schreibe ich meine Überlegungen aus der damaligen Diskussion hier rein, aber das wird noch ein wenig dauern.
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Marsianer
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Re: Sense of Wonder (SoW) in PR (und SF allgemein)

Beitrag von Plot Overdrive »

Sense of Wonder Vs. Sinn und Verstand.

Momentan treibt sich Perry als freundlicher Geist in einer unbegreiflichen Sphäre herum, um – wahrscheinlich passend zu Halloween – wieder in Fleisch und Blut (auf) zu erstehen. Ich hatte da gewisse Hoffnungen: Im Katatonat der Teuflophoren haben wir doch auch noch eine tote Superintelligenz – was wäre das für eine Chance! Perry & Superintelligenz fusionieren zu PERRY, der ab und zu (in der Praxis also dauernd) Materie-Projektionen seiner selbst durch den Rest der Serie geistern lässt. Dabei kommt es ihm manchmal schmerzlich zu Bewusstsein, wie es ist, alles zu können und leider nicht alles zu dürfen. Damit kann man Vintiglarden von 4er-Blocks füllen. Perry im inneren Monolog zum neuesten Problem: Soll ich schon in Band xx12 alle Feinde der Erde vernichten, oder warte ich bis Band xx99? Schade, das bleibt uns wohl verwehrt.

Generell fing meine Enttäuschung über gewisse Strömungen in PR schon so etwa ab Band 650 an.
Aus schlechter Gewohnheit bin ich trotzdem dabei geblieben. Ab und zu war ja ein wirklich gutes Heft dabei. Ich war nicht so empfindlich, wie man es meinen könnte, wenn man das hier liest: Alle 10 Hefte EIN gutes – mehr brauchte ich nicht.

Für alle, die vergessen aben, was ab Heft 650 los war:
Perry lernt die Laren kennen, die ihn erst zum CEO der Milchstrasse machen, dann aber aufgrund unerlaubter Nebentätigkeiten feuern. Zum Glück hat das Sol-System das ATG, aber das kann ja nicht ewig gut gehen – jedenfalls nicht bei so einem Gegner. Also kommt man auf die absolute Über-Idee: Wir transmittieren die Erde nach Andro-Beta. Was ich mich damals schon fragte: Das kriegen die Laren nicht mit? Die Erde ist praktisch einen Häuserblock weiter, und keiner merkt das? Für wie doof hält Perry die Laren?
OK, weiter. Die Sache geht daneben. Die Erde materialisiert im „Mahlstrom“. Irgendwo da treibt sich ein „Zeus“ rum, von dem man zuerst denkt, es wäre ES. Das war auch meine Hoffnung: ES lacht sich einen Ast, während ES Perry erklärt, dass das mit den Laren nur ein Spässchen war, die Erde ist natürlich wieder (oder immer noch) am alten Platz.
In einer Nebenhandlung wird ein Großteil der Terranischen Flotte von Lametta-Fäden verspachtelt – und das in EINEM Heft. Und ganz ohne Gigatonnen-Explosionen und sonnenhellen Entladungen, die millionenfachen Tod in die Reihen des Gegners... Äh... zurück zur Handlung.

Wie auch immer, ausnahmsweise mal freundliche Riesen-Ameisen helfen den armen Terranern, die Erde um eine hyper-vergiftete Sonne kreisen zu lassen, was aber dann weitere Probleme mit sich bringt.
In Band 700 ist das Solare Imperium auf die Größe eines Raumschiffs geschrumpft, das das olle Sol-System wiederfinden will. Dank verrückter Super-Hyper-Inprotonik und keloskischer Anhalter mit fremder Technik, die man menschlicherseits überhaupt nicht begreift, aber trotzdem einbauen lässt, wendet sich das Schiff gegen seine Besatzung.
Irgendwann treibt Perry im Raumanzug vor der SOL herum, mit dem Rest der Besatzung. Meine Befürchtung damals: Kommt jetzt ein Außerirdischer und schwatzt Perry den Raumanzug auch noch ab, im Tausch gegen Glasperlen oder so?
Nein, das ist alles nur ein Langzeitplan. Ach so. Kommt leider erst später raus. Also weiter.
Im Rest-Sol-System herrschen derweil Zustände wie im alten Rom, Tekener & Multi-Cyborgs wollen Leticron ermorden. Das kann der aber selbst besser, wenn auch nur mit fremder Hilfe. Schade, einen Leticron hätte die Serie noch längere Zeit brauchen können. Der sorgte wenigstens für Action.
Die Erde stürzt in einen „Schlund“, ES kann sich mal wieder ordentlich mit Seelen vollfressen, die SOL reist von Ort zu Ort, und irgendwann taucht auch mal ein Teil von ihr in der Milchstrasse auf, um zu tanken...
Was war noch?
Atlan treibt sich in einer Dunkelwolke herum, auf der fast entvölkerten Erde haben wir einen Haufen halluzinierender Psychopathen, die SOL macht derweil die Machtbasis des Konzils zur Lachnummer (das hätten wir auch schon früher haben können, aber was wird dann aus dem Langzeitplan???)...
Und ab Band 800 lernen wir die Kaiserin von Therm kennen, einen gewissen Bardioc, seine Hulkoo(-Hogan?)-Armee, Unmengen von kosmischen Zusammenhängen, ächz, wann kommt das Ende, ich bin doch nur ein ganz gewöhnlicher Leser, Bittebitte...
OK, meine Gebete wurden erhört: Unternehmen Pilgervater läuft, und alles war wieder gut. Oder?
Nein, denn danach zog die Monarchie bei PR ein:
Ritter (der Tiefe), (kosmische) Burgen, Herzogtümer, Majestäten... Ab Band 900 fragte ich mich, wann Elfen, Feen oder weiße Kaninchen in der Handlung erscheinen würden.
Die Handlung konnte man irgendwie vergessen: Boyt Margor, die Loower... Die kloppen sich um ein Auge... Das gehört aber einem Kosmokraten-Roboter, der es selber gerne behalten würde... Wozu braucht man das Ding? Um etwas zu sehen, das sowieso keiner versteht. Ah ja, dann kloppt euch mal darum!
Dann kommen noch „Ufonauten“ dazu, Weltraumbeben, Demonteure... Ich hätte gerne mehr von den „Tempester-Tendern“ gelesen, das war wenigstens noch originell: Relikte aus einem Krieg, der längst vergessen war. Was hätte man daraus machen können!

Mit Mühe und Not hielt ich es bis Band 1000 durch...
Und dann kam ein Schock nach dem Anderen. Endlose „Abenteuer“ der ebenso endlosen Armada. Endlose Leere in der großen Leere. Endloses Gelaber um einen sogenannten Monos (früher hätte man den in 5 Heften abserviert!) Endlose Pleiten, Pech und Pannen wegen irgendeinem Thoregon. Endlose Verwirrungen und Verirrungen um Möchtegern-Superintelligenzen, dann auch mal eine Invasion der Affen aus Tradom (letzte Hoffnung auf alte Tugenden in der PR-Serie, umsonst...), dann die Hyperinkontinenz, Sternenozean, Traitor, gefühlte 200 Jahre Krieg mit „überraschendem“ Ende in 5 Minuten, und was dann kam, habe ich schon wieder vergessen.

Gut, ich habe es schon gesagt: Die Autoren müssen den Laden am Laufen halten. Irgendwann wiederholt sich einfach alles, da kann man sich noch so viel Mühe geben. Das Problem ist ganz einfach auch, dass man das ganze Konstrukt nicht immer größer, besser, multiverseller machen kann. Irgendwann blickt keiner mehr durch. Die Expokraten haben jetzt also dieses eine Problem:
Entweder: Noch mehr, noch größer, noch geheimnisvoller...
Oder: Alle 100 (200) Hefte wiederholt sich alles, die Namen und Schauplätze ändern sich, die Story bleibt gleich.
Oder: (Was keiner hofft) – Beides zusammen.

Kann man davon ausgehen, dass diese Probleme nicht neu sind? Mit Sicherheit.
Man stelle sich vor, Leo Tolstoi hätte um 1870 eine Heftroman-Serie mit dem Titel „Krieg und Frieden“ angefangen. Im Laufe der Zeit hätten sich andere Autoren dem Projekt angeschlossen, und die Leserschaft würde in Literaturclubs (Internet gab es damals noch nicht) über die wundervolle Ausgestaltung der Figuren Gorkis ereifern, oder die überraschenden Wendungen und Sprünge in den Handlungen Dostojewskis loben.
Spätestens bei der Berufung eines Wladimir Galaktionowitsch Korolenko in das Expokraten-Team der Serie gäbe es aber irgendwelche Probleme, und allerspätestens ein Iwan Alexejewitsch Bunin als Gast-Autor würde die Leserschaft endgültig entzweien. Abgesehen davon: Krieg und Frieden gibt es dauernd, auch im richtigen Leben, irgendwann hat man davon die Schnauze voll.

Zurück zu Perry: Auch hier gab es mal einen Anfang. Wir wollen nichts beschönigen, der Verlag und die Autoren müssen auch von was leben, der kommerzielle Erfolg war also wichtig. Und der kam ja auch. Wir alle wissen: 150 – 200 Bände, mehr sollte es nicht werden. Der Erfolg ließ ein Ende nach Band 199 aber nicht zu. Also: Weitermachen.
Wir alle kennen und lieben den MDI-Zyklus.
Gut, damals war es etwas Gigantisches. Die heutigen Expokraten rechnen lieber mit vierstelligen Zahlen, aber damals waren 100 projektierte Hefte schon eine große Nummer.
Was passiert im MDI-Zyklus eigentlich (nach heutigen Maßstäben)? War wirklich alles so gut?
Schon in Band 200 erfahren wir z.B., dass Icho Tolot Stunden braucht, um in seine Klamotten zu kommen. Wahnsinn. Heute würde man einen 4er-Block daraus machen.
Perry ist unglaublich leichtsinnig: „Was? 6 identische Sonnen? Das schauen wir uns aus der Nähe an. Wie, geht nicht? Gefährlich? Das wollen wir doch mal sehen!“
Und so landet die ganze Bande in Andromeda, wo die unglaublichsten Dinge passieren... Lächerliche Fallen-Planeten, Zeitreisen, Erkenntnisse über eine unglaubliche Vergangenheit, unglaubliche Technik, unglaubliche Dummheit und Überheblichkeit der Schurken, die dann auch ein unglaublich unglaubliches Ende nehmen. 12 (eigentlich nur noch 4, oder so) Oberschurken, entsorgt in den letzten 10 Heften. Was würden heutige Leser dazu sagen?

Oder nehmen wir die Posbis, etwas weiter in der Vergangenheit:
Eigentlich war der Zyklus eine Mogelpackung.
Wann tauchen die Posbis endlich auf? 27 Bände nach Zyklus-Beginn! Mehr als die Hälfte von dem Zyklus ist 'rum, bevor es richtig losgeht! Vorher müssen wir uns durch die Eskapaden von Perrys missratenem Nachwuchs lesen, den Akonen bei ihren Mätzchen zuschauen, Atlan bei dem Verlust und der Wiedergewinnung seines Imperiums beobachten... Schrecklich. Ich erinnere mich an diese Zeit sehr deutlich. Die Posbis kannte ich aus einigen Planetenromanen, und jede Woche fragte ich mich: „WO SIND DIE POSBIS??? Sch... auf Perry Junior. F*** Atlan und die degenerierten Arkoniden. Verp***t euch, Akonen. Oh nein, nicht noch eine Abteilung-III-Story!“
Gut, es gab ja noch knapp 20 Hefte Posbi-Action, das Heft 128 zeigte dann endlich auch auf dem Titelbild, dass der Zyklus seinen Namen verdiente. Geschafft. Auch wenn die Posbi-Stories dann etwas hölzern daherkamen. War wohl die Zeit für „böse“ Roboter.

Über die ersten 100 Hefte der Serie brauchen wir im Rückblick überhaupt nicht zu reden, die permanenten „Agenteneinsätze“ wirken einfach nur lächerlich. Für jedes Problem hat Perry einen passenden Mutanten, und das liebste Hobby der Terraner ist arkonidische Raumschiffe klauen. So baut man sich sein „Imperium“ auf. Springer und Arkoniden sind schon übermächtig, später kommen noch Druuf dazu, alles kein Problem: Perry spielt die Großen gegeneinander aus und gewinnt immer. Da kommt kein Robotregent dagegen an: Kubik-Kilometer große Ansammlungen von Relais und Röhren sind eben nichts gegen den sofort-umschaltenden Verstand des Namensgebers der Serie. Gut, 2 Fiktiv-Transmitter von ES, die haben auch etwas geholfen. Aber spätestens mit „Rekruten für Arkon“ wird es äußerst peinlich: SO dumm und SO degeneriert können die Arkoniden doch nicht sein.
Aber ein mehrere jahrtausende alter Computer soll es dann richten? Wenn er von seinen Pflege-Robotern immer wieder ein Upgrade bekommen hat, warum nicht... aber gerade dann sollte er wissen, dass die Terraner gefährlich sind. Ist ihm aber egal... Oder das letzte Upgrade hatte einige Bugs im System. (Hätte es damals schon Computer wie heute gegeben, wäre die Story ganz anders aufgezogen worden!)

So bleibt nach einem Rückblick auf die bessere gute alte Zeit im PR-versum auch nur die Erkenntnis, dass man sowas dem Leser heute nicht mehr servieren könnte.
Und wenn man den alten PR-Kram nach heutigen Maßstäben vergessen kann, den neuen erst recht, dann stellt sich die Frage:
Was kann bei Perry noch passieren?
NEO? Sollte eher RETRO heißen.
Kurz-Zyklen wie z.B. „Lemuria“? Das wäre was.
Die alten Planetenromane? Das hat mich damals erst auf PR aufmerksam gemacht.
Atlan? Na ja...
Comics? Ganz nett, wenn man nicht so Textlastiges lesen will. Oder für den PR-Nachwuchs. Oder wenn man besoffen ist...
Aber die Serie, die echte, alte PR-Serie... Die hat es hinter sich. Überzeugt mich vom Gegenteil. Ich lasse mich übrigens gerne überzeugen!
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Re: Sense of Wonder (SoW) in PR (und SF allgemein)

Beitrag von Plot Overdrive »

SOW, nach so vielen Jahren...

Ganz im Ernst:
Ein allmächtiges, unsterbliches Wesen reicht.
Gut, 2 oder 3, geht auch noch. Meinetwegen ein Dutzend.
Aber hat mal jemand eine Statistik gemacht, wieviele von denen es inzwischen gibt?
Man kann den Autoren zugute halten, dass sie mit THEZ einen irgendwie desillusionierten (in Rente gegangenen) Obermacker aufgebaut haben. Das kam mir zumindest neu vor. Was hätte man daraus machen können.
Aber so war es dann am Ende doch nicht... Jedenfalls nicht wirklich, wobei das Wort WIRKLICH im letzten Zyklus irgendwie nicht passt.

Vielleicht sind wir in Heft 5000 schlauer und bekommen alles erklärt. Was jetzt noch SOW ist, ist in 2000 Heften... hm... na ja... ach so war das...
In Realzeit und in Anbetracht der statistischen Lebenszeit eines Deutschen kann ich leider nur sagen: Das erlebe ich sicher nicht mehr. Ich werde also (im Bezug auf PR) dumm sterben.

Übrigens möchte ich hier noch was klarstellen: PR-Leser sind intelligente Menschen. Das weiß ich seit meiner Schulzeit. Verglichen mit Lassiter - John Sinclair - Fix & Foxi - Donald Duck - Landser - Bergdoktor - Lesern hatten die PR-Leser in meiner Klasse durchschnittlich die besten Noten! Also bitte keine Unterstellungen bezüglich meiner Motivation, zu spekulieren. Und wenn ich Ironie als solche kennzeichnen muss, frage ich mich, wo ich hier eigentlich gelandet bin.

Humor und Ironie hält mich seit über 50 Jahren am Leben - und das nicht nur bei PR!
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Re: Sense of Wonder (SoW) in PR (und SF allgemein)

Beitrag von Plot Overdrive »

Sense of Wonder – verschenkte Gelegenheiten (die Serie ist voll davon – hier nur ein paar Erinnerungen)

Wer kennt die erste „kosmische“ Figur in der Serie? Ich wette, dass hier fast jeder die falsche Antwort gibt.
Die erste „kosmische“ Figur in PR ist Ernst Ellert. Und wegen dem Roman „Die Zeitmauer“ habe ich angefangen, PR zu lesen. Ernst Ellert erscheint in der Serie in Heft Nr. 4 – lange, bevor es ES & Co gibt. Ellert war mein erstes Sense-of-Wonder-Erlebnis in der PR-Serie. Ich hätte mir mehr von ihm gewünscht, aber die Autoren ließen ihn verkümmern. Alle 100 Jahre kommt Ellert aus der Kiste und erzählt einen Witz. Traurig.
Ich habe nie verstanden, warum hier so viel Potenzial verschenkt wurde. Sicher, in den ersten 500 Heften mag es andere Prioritäten gegeben haben, aber ein Ellert, der alle 10 Hefte als Ratgeber erscheint – das hätte es sein können, der Einstieg zu Sense of Wonder ohne diesen Fantasy-Überbau, der irgendwann unerträglich wurde.

Der Hinweis in der Perrypedia:
„K. H. Scheer erkannte, dass der von Clark Darlton in PR 4 erstmals vorgestellte Ernst Ellert aufgrund seiner Fähigkeit der Perry Rhodan-Heftserie jegliche Spannung nehmen würde, da Rhodan nun Gewissheit über zukünftige Geschehen erlangen würde. Infolgedessen schrieb er in das Exposé von PR 7, dass Ellert den Heldentod zu sterben habe.“
mag historisch korrekt sein – allerdings MUSS ein „Allwissender“ kein Hindernis für Spannung sein. Später war das Perryversum von hunderten „Allwissender“ bevölkert, also hätte man auch hier (im Bezug auf Ellert) was machen können...

Statt dessen baute man ES auf, ebenfalls allwissend, am Anfang aber unerträglich kindisch und weit weg von dem Eindruck, den man von einer „Super-Intelligenz“ haben sollte. Die Mätzchen von ES in den ersten 100 Bänden kann jeder selbst nachlesen – ich habe diesen M*** (sorry) nie besonders originell gefunden.

Gucky, die Mausbiber und die „Wespen“, die Tramp zerstört haben war auch so eine verpasste Gelegenheit. Den Grund für die Zerstörung von Tramp musste man sich aus einem Planetenroman holen, und die 28 „Überlebenden“ wurden in der Lücke zwischen Band 399 und 400 entsorgt. Mir kann keiner erzählen, dass Mausbiber dermaßen unbeliebt waren, dass sie unbedingt aus der Serie raus mussten. Später tauchten ab und zu mal Mausbiber auf wie Kai aus der Kiste – ich habe mich immer gefragt, was das soll. Vielleicht ein Langzeitplan, dessen tieferer Sinn in Heft 6500 erklärt wird.

Die MDI, mal etwas weniger als Schurken wie in einem frühen James-Bond-Film charakterisiert, wären auch so eine Gelegenheit gewesen. Da gibt es Leute, die Jahrzehntausende an der Macht sind – und was machen sie daraus? Einen Wettbewerb, wer als noch böserer Böser in Band 299 sterben darf.

Altmutanten, in Altmetall eingeschlossen – davon habe ich mir auch einiges versprochen, aber die Autoren wollten sich damit wohl nicht ernsthaft auseinandersetzen. Bewusstseine in technischen Geräten zu speichern, das hätte (ganz ohne den Fantasy-Überbau) erhebliches Potenzial in der PR-Serie um Heft 600 herum gehabt. Man denke nicht nur an die reine Technik, sondern auch an moralische und gesellschaftliche Folgen. Und was wäre, wenn das PEW-Metall irgendwann mal seine Eigenschaften verlieren würde...? Auch hier: Verschenktes Potenzial, statt dessen geht Perrys Verstand auf Wanderschaft, und Es prügelt sich mit Anti-Es, was erwartungsgemäß ausgeht (war auch nur ein Kurz-Zyklus).

Über die Handlung von Heft 650 - ca. 800 habe ich mich schon ausgelassen, es mag nicht jedem gefallen haben, aber das waren meine persönlichen Eindrücke, die hängengeblieben sind. Nach Heft 1000 (das Heft 1000 selbst war übrigens exzellent!) begann eine dunkle Zeit. Die bloße Erwähnung oder Erfindung von Kosmokraten usw. ersetzt leider keine vernünftige Handlung. Irgendwie wirkte alles halbfertig: Da gibt es nun diese Chaos- und Ordnungsmächte, beide haben Helfer, Stützpunkte, Technik, bevorzugte Speisen und Getränke... Und? Ich habe diese Informationen konsumiert, aber irgendwie passte das nicht zu PR, wie ich die Serie verstanden habe. Einfach nur „Hohe Mächte“ zu erfinden reicht nicht. Zumal, wenn die ein paar Hefte später offenbaren, dass sie auch nur mit Wasser kochen.
Alles muss sich weiterentwickeln, aber (um mal ein Beispiel zu nennen) einfach irgendwas zu nehmen und einen Taschenrechner einzubauen, ist keine Entwicklung.
Und was der Taschenrechner für ein beliebiges Ding ist, ist der Kosmokrat für die PR-Handlung. Schön, dass es ihn gibt, aber wozu eigentlich?
Da die Kosmokraten dann doch nicht das Größte der Entwicklung des Kosmos waren, stellte sich mehrere hundert Hefte lang die Frage, was noch über ihnen steht. Offensichtlich sind die Expokraten aus der Denkfalle ausgebrochen, dass es ein „Über“ geben muss, es darf auch „neben“ oder „davor“ oder „seitlich, und dann um die Ecke“ sein... Die höheren Sphären werden sich also weiter mit dubiosen Lebensformen füllen.
Ich erwarte natürlich nicht ernsthaft (oder hätte damals erwartet), dass EIN Kosmokrat erscheint und sagt: „Ja, ich weiß auch nicht alles. Ich bin das am höchsten entwickelte Wesen im Multiversum, aber davon habe ich auch keine Ahnung!“
Obwohl, wenn Sense of Wonder mit staunen gleichzusetzen ist – dann wäre das doch mal was gewesen. So nach dem Motto: Hier ist Feierabend – ab jetzt müssen wir uns wieder selber um unseren Kram kümmern!“
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Re: Sense of Wonder (SoW) in PR (und SF allgemein)

Beitrag von Plot Overdrive »

Sense of Wonder – Geister in der Maschine

SF ohne Technik ist undenkbar. Aber: Denkende Maschinen sind heute denkbarer als 1961.
Und das ganz ohne Positronen, die eigentlich nur ein schlechter Scherz sind. Die Physik liefert die dazu notwendigen Erklärungen.
Wir arbeiten heute an der Realisierung von Quanten-Computern, aber Quanten, Quarks und Strings waren zur Entstehungszeit der Serie undenkbar. Auch „Syntroniken“ in den PR-Stories erscheinen mir heute irgendwie lächerlich. Positronisch-Biologisches würde sowieso nicht funktionieren, und auf Strings und Tachyonen, von dunkler Energie versorgt, wird man bei PR nicht umsteigen wollen. Aber ein Bisschen Retro schadet nicht. Es soll hier nicht um Begriffe gehen, sondern um Geschichten.

Interessant wird es, wenn die Maschinen ein eigenes „Bewusstsein“ entwickeln. Entweder war es latent schon immer da (Posbis), oder es kommt durch irgendwelche Hyper-Einflüsse zustande. Die in PR vorgestellten Rechner haben mich schon immer fasziniert, weniger wegen der Technik, mehr wegen der Anwendungsmöglichkeiten. Die Lochstreifen und Relais lasse ich mal beiseite, das ging damals wohl nicht anders. Aber ein Rechner, der so groß ist, dass er ein Großteil des Mondes zur Unterbringung braucht – DAS war unglaublich. Aufmerksam auf den Gigant-Rechner wurde ich zuerst durch das Taschenbuch „Die Monddiebe“, alleine die Andeutungen in diesem Roman waren schon Sense of Wonder für mehr als 2 Wochen. Später kam mehr aus anderen Romanen und der Serie dazu, und selbst jetzt – jetzt, während dieser -äh- umstrittene Zyklus läuft – hat Nathan nichts von seiner Faszination eingebüßt. Im Gegenteil, die Handlung mit dem Matan hat die Sache noch interessanter gemacht. Das kann also aus einem simplen Rechner werden. Das ist Sense of Wonder.

Im letzten Beitrag habe ich mich über etwas negativ über Kosmokraten ausgelassen. Kosmokraten kommen aus dem Nichts. (Natürlich wird in der Serie ihre Entstehung erklärt, aber 1. war keiner live dabei – wer weiß, ob es stimmt, und 2. ist es sehr abstrakt, alleine die Zeiträume und die schiere Masse an „Mächtigkeitsballungen“, die hier verheizt werden, um einen desorientierten Dummschwätzer als Ende dieser Evolution zu erzeugen, sind selbst für eine SF-Serie zu astronomisch.)

Der Kosmokrat (und sein chaotischer Gegenspieler) sind in der Evolution des Perryversums also eher als dumme Idee einzustufen. Aus viel wird wenig, aus Klarheit wird Vernebelung, und – pures Gift für SoW - aus Mystik wird Kosmo-Technokratik. Das Multiversum ist das Knetgummi, aus dem die Kosmo-Chaos-Technokraten sich das zurechtkneten, was sie für richtig halten. Sympathie gewinnt man so nicht. Wenn die Kosmokraten wenigstens wirklich allwissend wären... Aber sie können noch nicht mal 3 Fragen beantworten. Die Einführung von Kosmokraten in der Serie war also DER Fehler überhaupt, ihre Kriege, Zauberkunststücke oder die Eingriffe in den Niederungen (die alle irgendwie nicht das waren, was sie sein sollten) brachten keine Ordnung und keine kosmische Weisheiten. Dass Perry & Co den von ihnen hinterlassenen Müll aufräumen müssen, sorgt für ordentlich Handlungs-Stoff – aber einen tieferen Sinn habe ich darin nie gesehen.

Die Evolution einer Maschine wie z.B. Nathan sieht da schon ganz anders aus. Könnte der Mond das Ende unserer Sonne überleben, wer weiß, was in mehreren Milliarden Jahren aus Nathan werden könnte... Diese Geschichte, gut erzählt, wäre Sense of Wonder pur.
Ein Kosmokrat ist dagegen eine Witzfigur.

Und wer weiß... In 20, 30 Milliarden Jahren könnte ein immer weiser werdender Nathan die Antwort auf die 3. universelle Frage errechnen. Ganz unspektakulär, einfach so, als Ergebnis seines „Lebens“. Und er müsste es niemandem erzählen, denn Wichtigtuerei, Überheblichkeit oder Arroganz sind ihm vollkommen fremd.

Nur – wer würde sich dafür interessieren?
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