Spoiler 2941: TEIRESIAS spricht, von Kai Hirdt

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Waringer
Plophoser
Beiträge: 406
Registriert: 30. Juni 2012, 01:13

Re: Spoiler 2941: TEIRESIAS spricht, von Kai Hirdt

Beitrag von Waringer »

Hallo nanograinger, ich habe den Teil der Antwort, die sich mit dem Personenkult befasst, auch einmal gesondert verfasst.
nanograinger hat geschrieben:Du schreibst, dass man Perry Rhodan nicht mehr überhöhen könnte (ob beim Stand von "Ein Mann wie Rhodan", also PR 330 oder "heute", also Stand PR 2941, bleibt offen), angesichts seiner Leistungen.

Ich sehe es aber genau umgekehrt: Die Serie war von Anfang an von Scheer so konzipiert, Perry Rhodan immer weiter zu überhöhen. Am Anfang war er "nur" der Spitze der Elite der US-Piloten, weshalb er als Kommandant der STARDUST ausgewählt wurde. Aber dabei blieb es nicht und schon sehr bald hatte er seine Hypnoschulung erhalten, wonach ihm in der Tat "geniale" Fähigkeiten zugesprochen wurden (was nicht bedeutet, wie du richtig erwähnst, dass er sich nicht aus dramaturgischen Gründen oft genug dämlich anstellen muss). Spätestens als ES ihm die Zelldusche gewährt UND das Recht, nach seinem Belieben andere Personen auch dafür zu nominieren, ist er weit über den Otto-Normal-Terraner überhöht. Und das wird dann soweit weitergetrieben, bis zunächst das Vereinte Imperium (im Plophos-Unterzyklus) und dann das SI im M87-Zyklus NUR durch seine Person gerettet werden kann, was dann zu der Heiko Anrath-Story führt. (NB: Der typisch deutsch-bürgerliche Name Heiko Anrath ist der absolut perfekte Gegensatz zum Namen Perry Rhodan, was auch den Unterschied der beiden wunderbar betont. Man stelle sich vor, der Name der Serie wäre "Heiko Anrath - Der Erbe des Universums" gewesen).
Die Hypno-Schulung war später im Prinzip für jeden zugänglich und die Vergabe der Zellduschen wurde mehr oder weniger inflationär vergeben, was später zu einem Problem wurde, als diese wegfiel. Man müsste sich fragen, ob Perry Rhodan die Zellduschen verantwortungsbewußt oder mißbräuchlich vergeben hat. Im Prinzip ist so etwas natürlich ein ideales Mittel zur Repression oder Kontrolle. Dann müsste es aber einen Fall geben, in dem die Zelldusche nicht wieder zur Anwendung kam, was aber nicht beschrieben wurde. (Man aber nachträglich erfinden könnte! B-) )
Im Prinzip wurde die spätere Vergabe der Zellaktivatoren dann dadurch bestimmt, dass die Mutanten gerettet werden mussten. Man könnte darüber streiten, ob die Vergabe des Zellaktivators an Mory Abro, Rhodans spätere Ehefrau, rechtens war. In der Serie hat man sich halb damit herausgeredet, dass Iratio Hondro es so wollte. Zur Erinnerung: Ishy Matsu dagegen erhielt keinen Zellaktivator und mit ihrem Strahler wurde Thora erschossen.

Ich weiß nicht, ob dass eine geplant ansteigende Überhöhung war. Zu Beginn ähnelte die Figur des Rhodan überraschend stark einem Professor Xavier, der Mutanten einsammelte, diese sogar auch entführte (s. Mutant X/X-Men). Allerdings alles für einen eher guten Zweck. Die Figur des Rhodan ist sicherlich so überhöht, wie es damalige Superhelden waren. Die sechziger Jahre war die Zeit der (Marvel-)Superhelden Comics:
Fantastic Four, Spider-Man, Hulk, X-Men etc. Davor gab es bereits Superman und Captain America.

Scheer hatte außerdem dieses Konzept der Epochen, welches im Prinzip mit der sechsten Epoche, dem Erreichen fremder Galaxien (Nr.250 „Die sechste Epoche“), abgeschlossen war. Im Prinzip war das eine Zeit, in der Menschen/Terraner das Weltall „eroberten“. Nachdem diese Epochen erreicht waren, endete früher oder später auch die Zeit des SI, dessen Geschichte dann auserzählt war, weil Status Quo-Geschichten, also Geschichten die einen festen Status beschreiben eher langweilig sind. Also fiel irgendwann der Schwarm und das Konzil der Sieben in die Milchstraße ein und beendete alles.
nanograinger hat geschrieben: Nun könntest du erwidern, "ja, Scheer hat das so angelegt, aber Voltz war ja nicht Scheer und Voltz hatte ja keinen Einfluss auf den Rahmen, der zur Heiko Anrath-Story von PR 330 führte" (so ähnlich hast du das ja auch geschrieben: "Daraus zu konstruieren oder Voltz vorzuwerfen, dass er damit einen Personenkult beschreibt oder betreibt, wäre meiner Meinung nach unpassend.").

Formal hast du auch hier recht. Scheer hat die Exposes geschrieben, Voltz "nur" den Roman (wieviel Einfluss Voltz schon damals auf Scheer hatte, brauchen wir hier nicht zu diskutieren). Ich hatte "Ein Mann wie Rhodan" deshalb erwähnt, weil hier die Überhöhung der Person Perry Rhodans sehr deutlich wird und Voltz als Autor ohne Zweifel beteiligt war.
Meiner Meinung nach wollte Voltz mit „Ein Mann wie Rhodan“ eine „Homo Faber“ Adaption bezüglich Selbstentfremdung u. Identitätskrise schreiben und hat dem alles untergeordnet. Dafür musste auch extra die Existenz eines Doubles erfunden werden. Später gibt es sogar noch eine weitere „Homo Faber“ Referenz, wenn Heiko Anrath in Nr. 370 Laury Marten einen Heiratsantrag macht.
nanograinger hat geschrieben: Vor allem ist es aber nicht so, dass Voltz die Tendenz der Überhöhung der Person Perry Rhodans mit seiner Übernahme der Exposegestaltung beendet hätte. Zwar ist es in der Tat so, dass Voltz Perry immer als Menschen darstellte, und ihn auch mal versagen ließ, bspw. als er sich in PR 765 nicht mit seiner Vorstellung des Vorgehens gegen die Laren-Besatzung beim NEI in der Provcon-Faust (und nicht einmal bei Gefolgsleuten wie Tifflor) durchsetzen konnte. Und diese Humanität kam nicht nur in seinen eigenen Romanen durch, sondern prägte in seiner Expose-Zeit auch mehr und mehr die Darstellung Perrys durch die anderen (insbesondere jüngeren) Autoren, ich denke da bspw. an Marinanne Sydows PR 907 "Das Weltraumbaby".
Ja, die Überhöhung wurde später nicht beendet, die Figur stand immer noch im Mittelpunkt. PR 765 etc. sind exzellente Bespiele, an denen man erkennen kann, dass die Figur des Rhodan auch ständig bestimmte Funktionen in der Serie zu erfüllen hatte, um die Handlung voranzutreiben - und dazu gehörten auch Meinungsverschiedenheiten und Fehler. Mein Lieblingsbeispiel für ein offensichtliches und dargestelltes Versagen Perry Rhodans findet sich im M87-Zyklus. Damals nahm die CREST IV einen Sarg mit einem Zwerg an Bord (Nr. 328 „Die Flotte der gläsernen Särge“). Der Zwerg verseuchte daraufhin die Wasservorräte an Bord, weshalb die CREST IV Besatzung gezwungen war, einen Planeten mit Wasserreserven aufzusuchen (Nr. 329 „Ein Planet läuft Amok“), wo Perry Rhodan die verseuchten Wasservorräte in einem See verklappte. Tiere starben und das Ökosystem des Planeten wandte sich daraufhin gegen die Besatzung der CREST IV. Rhodan äußerte daraufhin ein „mea culpa“:
Nr. 329,S. 50, 3. Auflage
Erst Perry Rhodan brach die Stille.
„Das ist der Beweis, meine Herren“, sagte er ernst, „der Beweis dafür, daß ein winziger Denkfehler von mir eine Katastrophe ausgelöst hat.!“
Und das ist der Roman, direkt vor „Ein Mann wie Rhodan“.
nanograinger hat geschrieben: Aber das ist nur der (wenn auch sehr löbliche und gerade im Gegensatz zu Scheer deutliche) Gegenpol zu seiner Überhöhung als Auserwählten, die in PR 1000 so klar beschrieben wird, wie nur denkbar: Er ist eine Person, nach der Jahrzehntausende (vielleicht sogar Jahrmillionen) gesucht wird. Er ist einer von dreien Rittern der Tiefe (Atlan ist der andere, Jen Salik wird es nur, weil irgendwie das Wissen von Igsorian van Veylt in ihn überging). Um den Anker des Frostrubins zu lösen müssen die Chronofossilien aktiviert werden, die als Ergebnis des positiven Wirkens Perry Rhodans (und nicht durch das der Menschheit) ausgegeben werden, sie werden als Perry Rhodans "Fußspuren im Universum" bezeichnet (wobei mir nie klar war, was bspw. das positive Wirken Perrys bei den Jülziish war, sodass Gatas ein Chronofossil wurde). Schließlich soll er die Antwort auf die dritte Ultimate Frage erhalten. Ja, das kann man fast nicht mehr überhöhen (Feldhoff und die aktuellen Expokraten schafften es dennoch in manchen Aspekten), aber diese Überhöhung ist von den Expokraten Scheer und Voltz angelegt. Ich halte es für falsch, das wegdiskutieren zu wollen.
Da stimme ich vollkommen zu, die Überhöhung ist im Laufe der Serie organisch ins Unermeßliche gewachsen. Ungefähr so, wie wen Superman Jahrtausende lang die Erde retten würde. Und... um noch einmal abschließend zum Personenkult zurückzukommen und die Brücke zur aktuellen Handlung auf Last Hope zu schlagen: Durch Zufall, weil ich aus aktuellen Gründen einige alte Romane über Last Hope noch einmal durchblättern wollte, habe ich aber eine interessante Stelle zum Thema Personenkult und Solares Imperium gefunden, die einen Einblick erlaubt, ob und wie Autoren, wie Ewers, diese Probleme damals (auch nach der Monitor-Sendung?) sahen.
Nr. 431 („Energie aus dem Jenseits“), S. 8, 3. Auflage:
„Ich weiß“, erwiderte Perry gelassen. „Aber die Berichte der SolAb und die Studien unserer Kosmopsychologen beweisen, daß es wieder einmal höchste Zeit ist, den Völkern der Galaxis - und besonders unseren lieben Mitmenschen unter ihnen - einen gewissen Großadministrator vorzuzeigen...“
„Aus deinen Worten klingt Bitterkeit, Freund...“, murmelte der Arkonide.
Perry Rhodan lachte trocken.
„Soll ich mich vielleicht darüber freuen, daß die außersolare Menschheit immer noch nicht klüger geworden ist, als es die terranischen Völker zur Zeit Alexanders des Großen waren! Noch immer brauchen sie ihren Abgott, einen Fetisch, den sie lieben und hassen, fürchten und verehren können!“
„Was gut werden soll, braucht seine Zeit, Perry“, sagte Atlan wissend. „Du kannst die Masse nicht mit klugen Worten und erhobenen Zeigefinger ändern, sondern nur, indem du ihr gibst, was sie von dir erwartet. Außerdem beweist dir die solare Menschheit täglich, daß die Gattung Homo Sapiens kein hoffnungsloser Fall ist.“
Das würde ich wie folgt interpretieren:
Den Autoren war die Problematik bezüglich möglicher Vorwürfe in Richtung Personenkult u. Darstellung militärischer Auseinandersetzungen zunehmend bewußt, im Prinzip wird es hier sogar thematisiert. Die Serie war zu diesem Zeitpunkt gerade einige Jahre alt. Es wird eine Unterscheidung in solare Menschheit, SI, und außersolare Menschheit, Dabrifa, ZGU etc. durchgeführt. Wir haben hier wieder das SI, die solare Menschheit, als positives Gegenstück. Kleine Anmerkung nebenbei: Einer der größten Fehler war es, das Solare Imperium als „Imperium“ zu bezeichnen, weil es sofort die Assoziation mit z.B. dem Römischen Imperium und Legionen die Grenzen überschreiten und Länder annektieren, heraufbeschwört. „Solare Förderation“ wäre besser gewesen. Den Autoren war das Dilemma der längjährigen Regentschaft Perry Rhodans bewußt. Perry Rhodan als Großadministrator darzustellen, ergab sich aber unter anderem schlicht aus der Notwendigkeit die Hauptfigur bzw. Heldenfigur in den Mittelpunkt zu stellen. Personenkult und aggressive, imperiale Eroberungsgelüste („Abgott“, „Fetisch“, „Alexander der Große“) wurden dabei den anderen Parteien, der außersolaren Menschheit, den Antagonisten wie Dabrifa, ZGU etc zugewiesen, während die solare Menschheit als aufgeklärt und pazifistisch geschildert wurde („kein hoffnungsloser Fall“). Das deckt sich auch mit den Formulierungen aus der Nr. 419 („Konferenz der Verräter“):
„Vielleicht ist er bald Großadministrator.“
„Es ist nur ein Titel.“ Tifflor lächelte. „Sie wissen genau, daß die Menschen von ihnen nicht als Großadministrator denken. Dieser Titel taugt nur bei Verhandlungen mit den Regierungschefs anderer Völker. Im übrigen sind Sie Perry Rhodan.“
Ein interessanter Roman bezüglich der Frage der Darstellung eines Personenkults um Perry Rhodan ist auch z.B. die Nr. 323 „Die Zeitpolizei“ vonVoltz. Dort trifft Roscoe Poindexter zum ersten Mal auf Rhodan u. liefert eine Beschreibung von außen. Dort wird die Figur von Rhodan gerade so beschrieben, dass verständlich ist, warum Rhodan diese Position bekleidet. Nicht mehr und nicht weniger.

Mein Resümee würde wie folgt lauten:
Wenn man die Figur des Perry Rhodan in die Nähe von Personenkult rückt oder rücken würde, auch nachträglich, würde man sich zum Teil genau die Vorwürfe (Orignal-Ton: „...in denen die Reinheit der Rasse, der Krieg, der Führerkult, verherrlicht werden.“, „Eine Million mal Krieg, Eroberung des Universums, Kampf um Lebensraum, Vernichtung minderwertigen Lebens“, „Perry Rhodan ist sozusagen der Ersatz-Hitler...“, „Führerkult mit Meinungsknöpfen“, „...kleinkarierte -Liebe zu Diktatur...“) aus der legendären Monitor-Sendung (https://www.youtube.com/watch?v=XnXc33z ... e=youtu.be), die wohl, kein Zufall, aus dem selben Zeitraum 1969 stammen, zu eigen machen. Ich denke nicht, dass das im Sinne der damaligen Autoren gewesen wäre. Die Autoren wollten wahrscheinlich diesen Eindruck des „Personenkults“ bzw. „Führerkults“, vielleicht auch als Folge des damaligen Monitor Berichts bzw. Vorwurfs, vermeiden. Die Textzitate interpretiere ich als Versuch gegen diesen Eindruck anzuschreiben. Aus den Textzitaten, dem damaligen Zeitgeist und der legendären Monitor-Sendung würde ich deshalb ableiten, dass eine Darstellung bzw. Existenz eines Personenkults um Perry Rhodan von den Autoren damals zunehmend unerwünscht und unwahrscheinlich war. Die Figur hat aber den Eindruck hinterlassen, als gäbe es einen Personenkult, schon allein weil sie als zentrale Helden-Figur und Großadministrator gesetzt war. Ein Dilemma der Autoren. Wenn man jetzt nachträglich erklären würde, dass es einen Personenkult gab, so würde man vielleicht die damaligen Bestrebungen der Autoren konterkarieren und sich evt. den Vorwurf der Monitor-Sendung zu eigen machen.
Haywood Floyd hat geschrieben:Manche scheinen gleich den Schaufelbagger mitzubringen... B-)
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Re: Spoiler 2941: TEIRESIAS spricht, von Kai Hirdt

Beitrag von nanograinger »

Waringer hat geschrieben:
nanograinger hat geschrieben: ... lange Zeit keine sprechenden (Bio-) Positroniken ... die Posbi-Kommandanten hatten Sprachfähigkeit ... Jede Menge Roboter hatten ganz selbstverständlich Sprachfähigkeit... Meech Hannigan. Dessen Positronik war sicher nicht leistungsfähiger als eine Bordpositronik des ganz frühen SI, aber Meech konnte offenbar sprechen, seine Besonderheit war ja der Sprachfehler !
Absolut, nicht zu vergessen in diesem Zusammenhang auch Spinoza, ... Mit den Posbis hat es natürlich die spezielle Bewandtnis, dass sie eine Bio-Komponente besaßen, also eine Art Bewußtsein, ähnliches gilt auch für Pseudo-Roboter, wie Luck Log. Im Prinzip berührt diese Frage, wie intelligent Roboter oder Positroniken in der Serie waren oder sein können, auch die grundlegende Frage und das Konzept der Serie bzg. On- und Noon-Quanten. Können Roboter ein richtiges Bewußtsein bzw. Intelligenz besitzen? Vielleicht kommt in dieser Beziehung noch etwas vom Techno-Mahdi?
Meiner Meinung nach ist die Frage nach Intelligenz längst entschieden. Selbst Meech Hannigan hatte meines Erachtens Intelligenz und hätte einen Turing-Test sicher bestanden. Und er war sich ebenso selbst bewusst, wenn ich recht erinnere.

Die Frage nach dem "richtigen Bewußtsein" wurde durch die Einführung der ÜBSEF auf eine andere Ebene verlagert. Danach war die Frage ÜBSEF ja oder nein. Gerade im aktuellen Zyklus scheint es in die Richtung zu gehen, dass auch künstliche, anorganische Lebensformen wie bspw. die "echten" Neurotroniken der Thoogondu aus PR 2944 durch die Zugabe der Hooris-Hyperkristalle eine Art künstliche ÜBSEF und damit "richtiges Bewusstsein" zugesprochen bekommen. Aber auch Wesen wie Sholoubwa wird man kaum ein "richtiges Bewusstsein" absprechen können.
Waringer hat geschrieben:
nanograinger hat geschrieben: [Einschub: Es ist auch klar, warum Roboter wie Meech sprechen mussten, denn sie waren ja als künstliche Menschen konzipiert. Sie entsprangen in nahezu direkter Linie den romantischen Ideens Mary Shelleys in Frankenstein oder dem Prager Golem, nur waren sie eben "Blechkumpel", die ihre Intelligenz den in ihnen verbauten Computern verdankten. Dass noch viel größere Computer auch viel intelligenter sein könnten/müssten, wurde meines Wissens von den meisten SF-Autoren lange Zeit ignoriert, deshalb war HAL aus "2001" (von 1968) auch so eine Sensation. ...
Das mit Kubricks „2001“ ist ein sehr guter Hinweis. Das muß auch auf die Autoren in den sechziger Jahren einen enormen Einfluß gehabt haben. Ich würde vermuten, dass die Darstellung von SENECA an Bord der SOL und seine teils rätselhafte Verhaltensweise davon beeinflußt war.
Das scheint mir durchaus plausibel, aber nachweisen wird man das vermutlich nie können.

Übrigens habe ich letzte Woche PR 1985 "Ein Köder für MATERIA" gelesen (erschienen Sept. 1999). Dort wird ein altes Ultraschlachtschiff PANTANI von den "Galactiv Guardians" geklaut. Ursprüngliche Inbetriebnahme war 3428. Die Aktivierung der Positronik gelingt, weil zunächst von NATHAN die "Verschlußkodes" des Schiffes geholt werden, die dann auf mehreren "Speicherkarten" eingespeist werden. Die Positronik spricht mit "krächzender" Stimme (vermutlich trockengelaufen) aber die Befehlseingabe läuft über Terminal/Tastatur.
Waringer hat geschrieben:
nanograinger hat geschrieben: Du hast aber recht, dass das SI als positiver Entwurf angelegt war, so wie die Autoren, insbesondere Scheer und Darlton, positiv damals verstanden (pazifistisch war das SI aber keineswegs). Sie waren aber keine Mitglieder der 68er Generation, aus deren Vordenkerreihen ja gerade die gegenteiligen Vorwürfen kamen. Diese Vorwürfe mögen überzogen gewesen sein, und in mancher Hinsicht vollkommen an der Serienrealität vorbei. Das heute geschilderte ZSI ist aber meilenweit von der damaligen Kritik weg, und trifft viel genauer ins Schwarze (was aus der Rücksicht ja auch viel einfacher ist).
... In der Spätphase des SI ging es schon relativ pazifistisch zu, siehe „Fall Laurin“. Man hätte diesen Konflikt auch komplett anders lösen können. Es gab damals in den 400er Bänden schon relativ deutlich pazifistische Anwandlungen, wo betont wurde, dass Menschen nicht gegen Menschen kämpfen sollten, später noch viel mehr. Im Spiegel-Universum wurde das sogar explizit betont ...
"relativ pazifistisch" ist ein Euphemismus. Natürlich sind immer die Angreifer die "Bösen" gewesen, und das arme SI hat sich nur verteidigt, Aber wir reden von einer Zeit, in der Riesenflotten durch die Gegend ziehen und später im Zyklus in der Sombrero-Galaxis bspw. Takera durch eine Arkonbombe zerstört wird. Die Lösung des Konflikts ist auch hier erst nach der Vernichtung der Gegner (Dabrifa, Takerer) erreicht (lediglich der Carsualsche Bund unter der Triumvirats-Diktatur überstand den Zyklus).
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Re: Spoiler 2941: TEIRESIAS spricht, von Kai Hirdt

Beitrag von nanograinger »

Waringer hat geschrieben:Hallo nanograinger, ich habe den Teil der Antwort, die sich mit dem Personenkult befasst, auch einmal gesondert verfasst.
nanograinger hat geschrieben:....
Ich sehe es aber genau umgekehrt: Die Serie war von Anfang an von Scheer so konzipiert, Perry Rhodan immer weiter zu überhöhen. ...
Spätestens als ES ihm die Zelldusche gewährt UND das Recht, nach seinem Belieben andere Personen auch dafür zu nominieren, ist er weit über den Otto-Normal-Terraner überhöht. Und das wird dann soweit weitergetrieben, ....
....Man müsste sich fragen, ob Perry Rhodan die Zellduschen verantwortungsbewußt oder mißbräuchlich vergeben hat. Im Prinzip ist so etwas natürlich ein ideales Mittel zur Repression oder Kontrolle. Dann müsste es aber einen Fall geben, in dem die Zelldusche nicht wieder zur Anwendung kam, was aber nicht beschrieben wurde. (Man aber nachträglich erfinden könnte! B-) )
Im Prinzip wurde die spätere Vergabe der Zellaktivatoren dann dadurch bestimmt, dass die Mutanten gerettet werden mussten. Man könnte darüber streiten, ob die Vergabe des Zellaktivators an Mory Abro, Rhodans spätere Ehefrau, rechtens war. In der Serie hat man sich halb damit herausgeredet, dass Iratio Hondro es so wollte. Zur Erinnerung: Ishy Matsu dagegen erhielt keinen Zellaktivator und mit ihrem Strahler wurde Thora erschossen..
Es spielt keine Rolle, ob Perry nun verantwortungsbewusst oder missbräuchlich mit Zelldusche oder Zellaktivatoren umging (natürlich war er verantwortungsbewusst, etwas anderes kam für die Autoren gar nicht in Frage). Dass er aber in die Position kommt, Zellduschen und Zellaktivatoren zu vergeben war sicher kein Zufall, oder etwas, dessen Konsequenzen sich die Autoren sich nicht bewusst waren. Das war ohne Zweifel ganz bewusst so angelegt.
Waringer hat geschrieben: Ich weiß nicht, ob dass eine geplant ansteigende Überhöhung war. Zu Beginn ähnelte die Figur des Rhodan überraschend stark einem Professor Xavier, der Mutanten einsammelte, diese sogar auch entführte (s. Mutant X/X-Men). ....
Der Vergleich mit Professor Xavier gefällt mir gut, was den Mutantenaspekt angeht. Und in Verbindung mit der Zelldusche sieht man sofort den Unterschied. Durch die Vergabe der Zelldusche waren die Mutanten auf eine Art und Weise an Perry gebunden, die es bei Professor Xavier nie gab. Meines Wissens thematisiert sogar Iratio Hondro diesen Aspekt, als er auf seine Art der "Personenbindung" angesprochen wird (leider habe ich diese Romane nicht, kann also nicht nachschauen, ob mich meine Erinnerung hier trügt).
Waringer hat geschrieben:...
Da stimme ich vollkommen zu, die Überhöhung ist im Laufe der Serie organisch ins Unermeßliche gewachsen. Ungefähr so, wie wen Superman Jahrtausende lang die Erde retten würde. Und... um noch einmal abschließend zum Personenkult zurückzukommen und die Brücke zur aktuellen Handlung auf Last Hope zu schlagen: Durch Zufall, weil ich aus aktuellen Gründen einige alte Romane über Last Hope noch einmal durchblättern wollte, habe ich aber eine interessante Stelle zum Thema Personenkult und Solares Imperium gefunden, die einen Einblick erlaubt, ob und wie Autoren, wie Ewers, diese Probleme damals (auch nach der Monitor-Sendung?) sahen.
Nr. 431 („Energie aus dem Jenseits“), S. 8, 3. Auflage:
„Ich weiß“, erwiderte Perry gelassen. „Aber die Berichte der SolAb und die Studien unserer Kosmopsychologen beweisen, daß es wieder einmal höchste Zeit ist, den Völkern der Galaxis - und besonders unseren lieben Mitmenschen unter ihnen - einen gewissen Großadministrator vorzuzeigen...“
„Aus deinen Worten klingt Bitterkeit, Freund...“, murmelte der Arkonide.
Perry Rhodan lachte trocken.
„Soll ich mich vielleicht darüber freuen, daß die außersolare Menschheit immer noch nicht klüger geworden ist, als es die terranischen Völker zur Zeit Alexanders des Großen waren! Noch immer brauchen sie ihren Abgott, einen Fetisch, den sie lieben und hassen, fürchten und verehren können!“
„Was gut werden soll, braucht seine Zeit, Perry“, sagte Atlan wissend. „Du kannst die Masse nicht mit klugen Worten und erhobenen Zeigefinger ändern, sondern nur, indem du ihr gibst, was sie von dir erwartet. Außerdem beweist dir die solare Menschheit täglich, daß die Gattung Homo Sapiens kein hoffnungsloser Fall ist.“
Das würde ich wie folgt interpretieren:
Den Autoren war die Problematik bezüglich möglicher Vorwürfe in Richtung Personenkult u. Darstellung militärischer Auseinandersetzungen zunehmend bewußt, im Prinzip wird es hier sogar thematisiert. Die Serie war zu diesem Zeitpunkt gerade einige Jahre alt. Es wird eine Unterscheidung in solare Menschheit, SI, und außersolare Menschheit, Dabrifa, ZGU etc. durchgeführt. Wir haben hier wieder das SI, die solare Menschheit, als positives Gegenstück....
Das SI (und Vorgänger) war immer das "positive" Gegenstück, ob Arkon, Mehandor, Aras, Akon, Jülziish, Hondro usw.. Da sehe ich keine Änderung. Aber das ist ja nur eine relative Aussage. X ist besser als Y heißt ja noch lange nicht, dass X an sich "gut" ist, und vor allem mag es viel schlechter als Z sein (ich verkneife mir hier Beispiele, die nur ablenken würden).

Ich meine auch, dass die Monitor-Sendung zumindest kurzfristig Wirkung zeigte, und zu solchen Passagen wie von dir zitiert führte. Das hielt aber Scheer und Kollegen nicht davon ab, Perry als durchgängig bestätigten Großadministrator zu beschreiben, und den militärischen Gigantismus weiterzutreiben. Das Gesamtbild hatte sich meiner Meinung nach nicht wesentlich geändert, es wird lediglich darüber reflektiert. Unbestritten ein Fortschritt, aber mehr auch nicht.
Waringer hat geschrieben:...
Mein Resümee würde wie folgt lauten:
Wenn man die Figur des Perry Rhodan in die Nähe von Personenkult rückt oder rücken würde, auch nachträglich, würde man sich zum Teil genau die Vorwürfe.....aus der legendären Monitor-Sendung (https://www.youtube.com/watch?v=XnXc33z ... e=youtu.be), die wohl, kein Zufall, aus dem selben Zeitraum 1969 stammen, zu eigen machen. Ich denke nicht, dass das im Sinne der damaligen Autoren gewesen wäre. Die Autoren wollten wahrscheinlich diesen Eindruck des „Personenkults“ bzw. „Führerkults“, vielleicht auch als Folge des damaligen Monitor Berichts bzw. Vorwurfs, vermeiden. Die Textzitate interpretiere ich als Versuch gegen diesen Eindruck anzuschreiben. Aus den Textzitaten, dem damaligen Zeitgeist und der legendären Monitor-Sendung würde ich deshalb ableiten, dass eine Darstellung bzw. Existenz eines Personenkults um Perry Rhodan von den Autoren damals zunehmend unerwünscht und unwahrscheinlich war. Die Figur hat aber den Eindruck hinterlassen, als gäbe es einen Personenkult, schon allein weil sie als zentrale Helden-Figur und Großadministrator gesetzt war. Ein Dilemma der Autoren. Wenn man jetzt nachträglich erklären würde, dass es einen Personenkult gab, so würde man vielleicht die damaligen Bestrebungen der Autoren konterkarieren und sich evt. den Vorwurf der Monitor-Sendung zu eigen machen.
Ich kann dir hier in deinen Schlussfolgerungen leider nicht zustimmen.

Die von dir gebrachten Zitate aus PR 419 oder oben PR 431 zeigen meiner Meinung nach gerade, dass es in wesentlichen (sowohl zivilen als auch militärischen) Teilen des SI einen "Personenkult" gab (von den damaligen Autoren so beschrieben), die damaligen Autoren es aber nun so darstellten, dass es Rhodan "peinlich" war, so überhöht angesehen zu werden. Das entspricht exakt der Darstellung in diesem Roman (PR 2941), der der Auslöser dieser Diskussion war. Die "Absetzbewegung" vom alten SI (aus den Vorgängerzyklen des Cappin-Zyklus) war also bereits damals im Gange, zumindest in diesem Aspekt und von manchen Autoren. Und sehr wahrscheinlich war das eine Folge der Monitor-Sendung. die einen Handlungsbedarf in diesem Aspekt zeigte.

Es wird also in diesem Roman (PR 2941) gerade nicht "nachträglich" "konterkariert", sondern genau die Linie der Autoren aus dem Jahre 1969 fortgeführt.
Waringer hat geschrieben:...
Haywood Floyd hat geschrieben:Manche scheinen gleich den Schaufelbagger mitzubringen... B-)
Big boys, big toys. :D
Eben. Und definitiv besser Schaufelbagger als Jauchekelle. B-)
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Mehathor
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Re: Spoiler 2941: TEIRESIAS spricht, von Kai Hirdt

Beitrag von Mehathor »

Unabhängig von dem eher unbefriedigenden Verlauf der Narration, muss ich neidlos anerekennen, wie geschickt der Autor die "losen Enden" am Ende des Romans verknüpft. "TEIRESIAS spricht" reisst zwar nicht vom Hocker, kommt aber mit erfreulich wenigen Protagonisten (wichtig für die Arbeit eines PP, da zeitsparend) relativ weit. ;)
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Partoc
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Re: Spoiler 2941: TEIRESIAS spricht, von Kai Hirdt

Beitrag von Partoc »

Über den Roman bin ich zwiegespalten. Was die schriftstellerischen Qualitäten angeht, keine Frage, da gefällt mir der Roman von Kai Hirdt sogar ein Ticken besser als der Vorgängerroman von Uwe. Was die Handlung angeht, die reinste Schmierenkomödie :sad: . Was der Autor aber auf jeden Fall mit Humor nimmt :st: .
Mit den Rhodanisten packt er eine Gruppierung in den Roman ein, die zum Teil rassistisch veranlagt sind (sie sind Entsetzt über die Vorstellung einer Kreuzung von Menschen und Gondu) und zu anderen Teil Verschwörungstheorien unterliegen (besagte "Kreuzungen" werden in bestimmte, wichtige Positionen eingeschleust). Das kommt mir irgendwie bekannt vor :gruebel: :lol: .

Meine Wertung: 4,95 Punkte (Note: 3+) -> ( 4+ , 2 , - )
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