R.B. hat geschrieben:Was wissen wir denn über diese 500 Jahre bislang? Die Handlung wurde zumeist aus der Sicht Rhodans geschildert und der fragt kaum oder auf jeden Fall zu wenig, um sich ein Urteil bilden zu können. Wir Leser wissen genauso viel wie Rhodan und das ist nur das grobe Gerüst. Natürlich, so kann man argumentieren, erzählt Bull nicht besonders viel über diese lange Zeit. Mit seltsamen "irgendwann demnächst" Ausführungen hält er seinen alten Kumpel hin. Dazu kommen Mutmaßungen, dass mit Bull etwas nicht stimmt. Vielleicht ist das ja so. Vielleicht auch nicht. Nur: Ich betrachte eine Verurteilung einer Person anhand der mickrigen Datenlage als ein klein wenig verfrüht. Für abschließendes, vernichtendes Urteil wissen wir einfach zu wenig.
Eben. Bully hat etwas geschafft, was Perry Rhodan in der Zeit nach der Dolan-Krise nicht geschafft hat - die Menschheit zusammenzuhalten nämlich. Man muss sich doch mal die Dimensionen vorstellen: ein Weltenbrand, der die Menschen und anderen Galaktiker geradezu von allen ihren Heimatplaneten vertreibt. Eine gigantische Völkerwanderung muss das gewesen sein. Wesen in Not, die versucht haben, den Planeten im Nachbarsystem zu besetzen, weil der Weltenbrand dort nicht spürbar ist. Verdampfte und zerstörte Planeten, weil die Wesen geradezu wahnsinnig unter der Strahlung geworden sind. Raumschlachten um Ressourcen ohne Ende. Dann kamen noch der Posizid und die Hyperkristallerosion und all dieser M*** sowie zahlreiche Piratenaktionen (Onryonen, Ladhonen) noch oben drauf. Unter normalen Umständen überlebt das kein Staatswesen! In der Geschichte der Erde war es zum Beispiel die Völkerwanderung der Germanen aufgrund klimatischer Verschlechterungen im Norden, die das Römische Reich zerstört hat. Hunger als die treibende Kraft. Das war vielleicht vergleichbar dem, was die LFG auszuhalten hatte.
Bully hat, anders als es Perry Rhodan mit dem Solaren Imperium tat und anders als es die Römischen Kaiser mit dem Römischen Reich taten, die LFG bewahren können - und er hat sogar eine Art Lemurischer Allianz mit definiert. Wie passt das alles zusammen?
Mit guten Worten kann man so eine Leistung nicht bewerkstelligen. Mit der Ethik eines Perry Rhodans ebenfalls nicht. Ich fürchte, wir werden sehr unschöne Sachen erfahren: mit einem Bully, der über Leichen ging. Ein Bully, der Welten zerstört und erpresst hat. Ein Bully, der wechselnde Allianzen einging, bei denen es um Leben oder Tod für viele Welten ging. Ein Bully, der sich durchgesetzt hat. Ein Massenmörder, der glaubte, das alles tun zu müssen, um Schlimmeres zu verhindern. Ein Diktator, der versuchte, die Menschen zusammenzuhalten, um Schlimmeres zu verhindern. In der Cairanischen Epoche wiederum war es möglich, die schlimmsten dieser Auswüchse wieder zurückzufahren. Die Milchstraße stabilisierte sich und Bully musste nicht mehr so extrem agieren. Aber vielleicht gab es immer noch Kriege, die für nichts gefochten wurden. Vielleicht hielt es Bully für nötig, höchstpersönlich den Posizid und die Datensintflut auszulösen, um den Frieden zu gewinnen. Wir wissen es noch nicht, ob es Bully war.
Und dann kommt ein Perry Rhodan zurück, der eine ganz andere Ethik besitzt. Der ganz anders handeln würde. Ein Perry Rhodan, mit dem die Verluste an Menschenleben vielleicht viel höher gewesen wären, mit dem in vergleichbarer Situation eine Milchstraße im totalen Chaos versunken wäre. Ein Perry Rhodan, der sich gescheut hätte, das schmutzige Geschäft eines Retters der Milchstraße zu übernehmen. Was wäre, wenn sich Bully dann hinstellen würde, um Perry Rhodan ganz stolz zu erzählen:
"Hör mal, ich habe die Menschheit gerettet, nur meinetwegen gibt es die Menschheit und viele galaktische Völker noch. Dafür habe ich nur 19 Kriege führen und nur 637 Planeten zerstören müssen. Unter meiner Regentschaft sind nur 23 Billionen Menschen gewaltsam ums Leben gekommen. Bin ich nicht toll?"
Was würde ein Perry Rhodan da sagen?