Robert Corvus hat geschrieben:Todd hat geschrieben:Bei uns ist das Ganze ja auch erst seit der Renaissance, resp. seit den Zeiten der Aufklärung in Schwung gekommen, nachdem die Kirche als Haupthindernis aus dem Weg geräumt war.
Das ist falsch. Der Mythos des finsteren Mittelalters entstand in der Renaissance als Abgrenzung zum Vorhergegangenen. Tatsächlich sah das abendländische Mittelalter einen stetigen wissenschaftlich-technischen Fortschritt, wie er etwa in der Bevölkerungsexplosion nach Einführung der Dreifelderwirtschaft (von Mönchen etabliert), dem durch den Kathedralenbau vorangetriebenen architektonischen Aufbruch oder der Waffentechnik (vollgerüstete Ritter) und auch in der Medizin (Hildegard von Bingen) deutlich wird. Die Propaganda gegen das Mittelalter war allerdings sehr erfolgreich - bedauerlicherweise bis in unsere Zeit.
Ich habe hier keinesfalls wider das Mittelalter gelästert, und würde ihm auch nicht jeglichen Fortschritt absprechen wollen. Die Kirche verhielt sich im Mittelalter auch nicht so repressiv, wie überhaupt erst in der Neuzeit. Was aber daran lag, dass der Fortschritt Ergebnis von try and error war.
Der Widerstand der Kirche wuchs ja, grob gesagt, erst als Widerstand gegen ein Denken, das Gott zur Erklärung für alles nicht mehr vorsah.
Man kann auch nicht behaupten, es hätte im MA kein wissenschaftliches Denken gegeben, eine solche Behauptung ignorierte die Scholastik.
Allerdings kam erst in der Renaissance der wesentliche Bestandteil der modernen Wissenschaft hinzu: Das Insistieren auf die Bestätigung aller deduktiv gewonnenen Erkenntnisse durch das Experiment, was ja leider in der Antike durch Aristoteles abgewürgt worden war.
Was den Stand der arkonidischen Medizin angeht: Ich glaube, da können wir wirklich nur spekulieren. Eine Extrapolation unseres heutigen Kenntnisstands kann da nur sehr begrenzt weiterhelfen. Ich höre immer gern die Vorträge des Futurologen und SF-Autors Steinmüller, die ich sehr empfehle (er tourt auch ab und zu auf Cons). Einer dieser Vorträge beschäftigt sich mit Entwicklungen, die vorausgesagt (oder als sicher prophezeit) wurden und dann doch nicht eingetreten sind. Zitat: "Das vollautomatisierte Haus wird seit 50 Jahren rollierend für in 50 Jahren vorhergesagt" ...
Klar... solche Extrapolation führt halt zur Ausgabe von Lochstreifen auf Raumschiffen des Solaren Imperiums
Das vollautomatisierte Haus müsst´s nicht mal sein, ich träume seit 30 Jahren vom papierlosen Büro.
Ich schätze, wenn man einen wissenschaftliche interessierten Mitteleuropäer 1913 gefragt hätte, ob man 2013 Blut synthetisch herstellen könne, womit dann Blutspenden überflüssig würden, hätte dieser im Brustton der Überzeugung "Ja!" gerufen (ich hätte es auf jeden Fall getan).
Ja, da sind wir in der Tat arg im Verzug. Und die Kernfusion lässt auch auf sich warten...
Und mein für vor 13 Jahren prognostizierter Urlaub auf dem Mond ist auch ausgefallen.
Aber, so abgedroschen es auch klingt, die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.
LG
Todd