Das kann ich verstehen. Wenn man eine Zeit aktiv miterlebt hat ist man sich natürlich ihrer unerfreulichen Seiten viel bewuster als wenn man sie nur aus zweiter Hand, also z.B. Filmen, Fernsehen, Erzählungen von Verwandten und Bekannten kennt. Was bei mir der Fall ist.Vermutlich darum wirkt das ganze auf mich zunächst einmal charmant und sympatisch. Wobei es trotzdem gerade im "Die dritte Macht" Zyklus einiges gibt das mich SEHR stört! Vor allem Perrys Machtgehabe geht mir dort oft sehr auf den Geist.Omar Hawk hat geschrieben:Mein Problem, wenn man das eo nennen will, ist eben gerade der Zeitgeist der frühen 1960er Jahre, der aus den Romanen dringt. Ich habe diese Zeit bewusst erlebt, und ich bin ganz froh, dass sie Geschichte ist. In einem SF Roman wirkt das für mich dann irgendwie kontraproduktiv, weil ich ja durch die inzwischen stattgefundene Entwicklung weiß, dass sich die Zukunft was Umgangsformen betrifft eben nicht so entwickelt hat. Für mich ist Science Fiction oder besser ein Abenteuer in der Zukunft mit den Gepflogenheiten von gestern paradox, wenn Du verstehst, was ich meine. Da kann ich mit den aktuellen Romanen (ich lese ja auch PR NEO) weit mehr anfangen, weil die eben von der heutigen Warte aus geschrieben sind.
Trotzdem lese ich die alten Hefte gerne, aber eigentlich nur aus nostalgischen Gründen.
Bei Tolkien und Doyle ist das was anderes. Die beschreiben ja Abenteuer mit dem Erfahrungshorizont einer Zeit und Welt, die mit meinen eigenen Erfahrungen nichts zu tun haben. Deshalb stören mich da antiquiert wirkende Formulierungen weit weniger. Bei Tolkien kommt noch dazu, dass die Welt, die er beschreibt, völlig fiktiv ist und sich eher aus der Sagenwelt unserer Vorfahren speist.
Er kommt da teilweise für mich wirklich wie ein Diktator rüber! Ich bin froh das die Autoren dann sehr schnell gegengesteuert haben. Ich frage mich nur ob das Absicht war oder nicht. War man sich nicht bewusst wie der Titelheld der Serie wirkte? Fand man es angemessen? Oder wollte man ganz bewusst Perrys Entwicklung als Mensch zeigen der erst lernen muss mit Macht und Verantwortung umzugehen?
Was mich an den aktuellen Heften stört ist (neben einigen anderen Dingen) eben gerade ihre starke Anlehnung an die Gegenwart. Manchmal habe ich mir beim Lesen der Hefte um Orplyd und zuvor die Tius in der Milchstraße echt gedacht: Wir sind 3000 Jahre in der Zukunft und in Syrien ist immer noch Krieg?!?. Aber da können die Autoren wohl nicht aus ihrer Haut raus. Nur je weiter man in der Zukunft ist je unglaubwürdiger wirkt auf mich diese starke Einbindung der aktuellen Tagesnachrichten.
Und die modernen Umgangsformen... irgentwie passen die für mich auch nicht wirklich in eine SF-Serie die Jahrtausende in der Zukunft spielt. Z.b. hat die Beziehung zwischen Perry und Sichu oder Fayre und ihrem neuen Freund bei einigen Autoren einfach zu viel von einer Daily Soap für mich. Auch wenn die Hefte grundsätzlich meistens gut bis sehr gut geschrieben sind.
Zu Neo kann ich leider nichts sagen. Ich hatte zwar überlegt mal einzusteigen aber ich bin einfach kein Fan von Reboots. Da gibt es im Kino und im Fernsehen für meinen Geschmack bereits viel zu viele...