Atlan und Arkon - Vor 50 Jahren

Unvergessene Abenteuer, legendäre Zyklen - nachgelesen und neu diskutiert.
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dandelion
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Re: Atlan und Arkon - Vor 50 Jahren

Beitrag von dandelion »

Laury Marten hat es geschafft eine Probe des lebensverlängernden Elixiers zu entwenden. Rhodan hält es aber für zu riskant, direkt zur Erde zurückzukehren und will lieber für einige Zeit abseits der gängigen Schifffahrtsrouten untertauchen.

Das verschafft Kurt Mahr die Gelegenheit in der Nr. 53 Die Verdammten von Isan, die tragischen Folgen eines Atomkrieges zu schildern. Ein Los, das der Menschheit dank des Eingreifens von Thora in letzter Minute erspart blieb.

Auf Isan war das Schicksal nicht so gnädig. Die wenigen Überlebenden vegetieren mehr schlecht als recht dahin. Die Bewohner des Bunkers Fenomat sind mittlerweile so knapp an Nahrung, dass sie gezwungen sind, ihre Kleidung zu essen, wenn auch selbstverständlich nicht „roh“. Zuständig für die Umwandlung in Genießbares ist sinnigerweise eine Frau. Die Freude, eine weibliche Hauptperson agieren zu sehen, währt aber nicht lange. Sehr bald übernimmt die Chefchemikerin genau die Rolle, die Frauen in zeitgenössischen Abenteuergeschichten nun mal zu spielen haben. Die holde Ivsera gerät in Bedrängnis und braucht einen Retter, der, wie könnte es anders sein, von unserem Perry verkörpert wird. Wie dieser völlig unbehelligt in das Herz des feindlichen Bunkers vordringen und justament im richtigen Augenblick auftauchen konnte, wird allerdings nicht verraten. Gucky war daran anscheinend nicht beteiligt. Der Mausbiber wird später unter ungeklärten Umständen schwer verwundet und fällt als wertvolle Hilfskraft und als Sprüchemacher aus. Etwas, das ihm in seiner Laufbahn nicht sehr oft passiert sein dürfte.

Einige Dinge bleiben im Gedächtnis:

Rhodan landet auf einem fremden Planeten und ergreift aufgrund telepathischer Erkundung Partei. Selbstverständlich für die Seite, die er für freiheitlich hält. Die Gegenseite wird ja von einem Wüstling dirigiert. Schön, dass die Unterscheidung zwischen Gut und Böse so einfach ist.

Aus Kleidung werden Nahrungsmittel hergestellt. Das ist zumindest für mich verwunderlich. Ich weiß nicht, ob so etwas tatsächlich vorstellbar ist.

Die DRUSUS bringt Lebensmittel für 100 000 Isaner mit, die für ein Jahrhundert reichen sollen. Das ist erstaunlich wegen der Menge und vor allem des Zeitraumes. Allerdings soll einmal Konzentrat essen, ein Sättigungsgefühl für vier Wochen hervorrufen. Ob auch die Bewohner der übrigen Bunker in den Genuss dieser Segnungen kommen, bleibt im Dunkeln.

Im Großen und Ganzen spult Kurt Mahr die Handlung passabel ab. Zwar ohne größere Glanzpunkte, aber doch in angenehmer Schreibweise. Darin ist er den Schreibern der beiden vorhergehenden Romane überlegen. In der Qualitätsreihung der ersten vier Hefte des Zyklus rangiert er nach Scheer an zweiter Stelle, aber deutlich vor Brand und Darlton.

Rhodan hat nun Wichtigeres zu tun, als sich um die weitere Entwicklung auf Isan zu kümmern. Der Robotregent ist aufmerksam geworden und außerdem wartet die Erprobung des lebensverlängernden Serums. Die kommenden Ereignisse werden zeigen, ob Thora und Crest dem Alter ein Schnippchen schlagen können.

Mit dem Erscheinen dieses Heftes wurde die Serie im Übrigen ein Jahr alt. Ein Jubiläum, das aber drei Wochen nach Erscheinen der vom Verlag besonders herausgestellten Nr. 50 wohl kaum Beachtung fand.
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Langschläfer
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Re: Atlan und Arkon - Vor 50 Jahren

Beitrag von Langschläfer »

dandelion hat geschrieben:Aus Kleidung werden Nahrungsmittel hergestellt. Das ist zumindest für mich verwunderlich. Ich weiß nicht, ob so etwas tatsächlich vorstellbar ist.
Wenn die Ausgangsstoffe entsprechend sind, könnte es gehen. Hier wird zwar von "organischen" Fasern geschrieben, aber wenn damit Naturfasern gemeint sind, etwa Cellulose-basierte Fasern...
http://de.wikipedia.org/wiki/Naturfaser
(Lustig, was man bei solchen Suchen manchmal findet - es gibt eine Naturfaser namens Akon. http://de.wikipedia.org/wiki/Akon_%28Naturfaser%29 :D )

Cellulose ist eine besondere Molekülform, die aus Traubenzucker aufgebaut ist. Müsste man dann aufbrechen, weil die Verdauungsenzyme der Menschen mit Cellulose nicht fertig werden. Kann man aber machen.
Kühe lassen das in ihrem Pansen besondere Bakterien den ganzen Tag machen. ;)
http://de.wikipedia.org/wiki/Cellulose#Tiere

Mahlzeit. ;)
Neun von zehn Stimmen in meinem Kopf sagen mir ständig das ich nicht verrückt bin. Die zehnte pfeift die Melodie von Tetris.
"Fighting for peace is like screwing for virginity." - George Carlin
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dandelion
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Re: Atlan und Arkon - Vor 50 Jahren

Beitrag von dandelion »

Also ganz aus der Luft gegriffen, ist die Sache anscheinend nicht. War beim Wissenschaftler Mahr eigentlich auch nicht anzunehmen. Darüber, wie das schmeckt, denke ich lieber nicht nach. Aber in der Not frisst der Teufel bekanntlich Fliegen.

Akon ist also eine Naturfaser. Ob Scheer das bekannt war?. Arkon dagegen gibt es auch als Figur in den Marvel-Comics. Aber da der erste Auftritt erst 1970 erfolgte, war der Name bei Rhodan sicher eine Eigenkreation. Insider wissen das wahrscheinlich schon länger. Ich habe es gerade zum ersten Mal gelesen.
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Loxagon
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Re: Atlan und Arkon - Vor 50 Jahren

Beitrag von Loxagon »

Band 89 - der Roman war wirklich gut.

Der bisher beste und lesbarste Roman von Kurt Brand.
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DelorianRhodan
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Re: Atlan und Arkon - Vor 50 Jahren

Beitrag von DelorianRhodan »

Nr. 90 geht auch.
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dandelion
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Re: Atlan und Arkon - Vor 50 Jahren

Beitrag von dandelion »

Ich bin erst bei Nr. 55 Der Schatten des Overhead. Da macht Kurt Brand deutlich, dass im frühen Mutantenkorps nicht nur Lichtgestalten Aufnahme fanden. Allerdings sind die Probleme mit Tropnow und Yatuhin durchaus hausgemacht. Rhodan konnte wohl kaum annehmen, dass die Beiden in unverbrüchlicher Treue zu ihm stehen würden, wenn er ihnen im Gegensatz zu anderen Mutanten die Zelldusche verweigerte. Die angebliche Unzuverlässigkeit wird nicht weiter thematisiert, so dass unklar bleibt, ob die Verweigerung zu Recht bestand. Die Folgen aber hat Rhodan durch seine Entscheidung mitzuverantworten.
Allerdings muß man ihm zugute halten, dass er als allein Verantwortlicher für die Zulassung zur Zelldusche unmäßig starkem Druck ausgesetzt war, wenn auch nicht so sehr, wie später bei der Vergabe der wenigen Zellaktivatoren.

In ähnlicher Weise sind auch alle Begünstigten einer dauernden starken Belastung ausgesetzt. Sie müssen sich Rhodans Wohlwollen erhalten, um weiter in den Genuss der Lebensverlängerung zu kommen. Genau genommen, kann ihre Loyalität deshalb nicht in erster Linie Terra oder dem Solaren Imperium gelten. Ein unguter Zustand, der zwar wegen der alles überragenden Persönlichkeit Rhodans im Großen und Ganzen funktioniert, hier aber doch einmal seine Schattenseiten zeigt.
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Faktor10
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Re: Atlan und Arkon - Vor 50 Jahren

Beitrag von Faktor10 »

stimmt
Unbelehrbarer Altleser.Allem Neuen aber aufgeschlossen. Leider mit ausgeprägter Rechtschreibschwäche.
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dandelion
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Re: Atlan und Arkon - Vor 50 Jahren

Beitrag von dandelion »

Der Roman enthält zu Beginn auch gute Beispiele, wie die Autoren der damaligen Zeit versuchten, dem Leser die Faszination des Weltraums näher zu bringen.

"Der Weltraum, das Meer aus unendlicher Schwärze und ewiger Stille..."

"Der100-Meter-Kugelraumer... stand unbeweglich in der Dünung von Zeit und Raum."

"...und fernen fremden Sonnen, die... seit ihrem Bestehen versuchten, gegen die Dunkelheit des Universums anzukämpfen."

Kurt Brand verwendet hier, wie auch sonst manchmal, eine etwas ungelenke Sprache, aber Einleitungen dieser Art habe ich immer gern gelesen. Da war sofort der Sinn für die Wunder des Alls geweckt.
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AARN MUNRO
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Re: Atlan und Arkon - Vor 50 Jahren

Beitrag von AARN MUNRO »

Richtig. Stimme zu!
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DelorianRhodan
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Re: Atlan und Arkon - Vor 50 Jahren

Beitrag von DelorianRhodan »

Ich denke, Kurt Brand lief bei PR auch häufig zu einer so guten Form auf, die er sonst nicht so häufig zeigte.
Was als "Vielschreiber" vielleicht auch nicht immer möglich war. Von der PR-Konkurrenzserie Ren Dhark (1966-1969) schrieb er über die Hälfte der Romane!
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AARN MUNRO
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Re: Atlan und Arkon - Vor 50 Jahren

Beitrag von AARN MUNRO »

RD war ja auch sozusagen Kurt Brands Serie, bei PR war er nur einer von mehreren!
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DelorianRhodan
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Re: Atlan und Arkon - Vor 50 Jahren

Beitrag von DelorianRhodan »

Die Rollen von Karl-Herbert Scheer bei PR und Kurt Brand bei RD lassen sich kaun vergleichen.
KHS hat prozentual nur wenige Romane von PR geschrieben und sich viel mehr um die Exposees und deren Beachtung gekümmert.
Bei RD war es anders. Brand hat, besonders gegen Ende von RD den Großteil der Romane geschrieben und bereits zu Beginn der Serie Probleme gehabt, gute Autoren zu gewinnen und zu halten und die Beachtung seiner Vorgaben durchzusetzen und soll auch keinen guten Lektor gehabt haben.
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dandelion
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Re: Atlan und Arkon - Vor 50 Jahren

Beitrag von dandelion »

DelorianRhodan hat geschrieben:Die Rollen von Karl-Herbert Scheer bei PR und Kurt Brand bei RD lassen sich kaun vergleichen.
KHS hat prozentual nur wenige Romane von PR geschrieben und sich viel mehr um die Exposees und deren Beachtung gekümmert.
Bei RD war es anders. Brand hat, besonders gegen Ende von RD den Großteil der Romane geschrieben und bereits zu Beginn der Serie Probleme gehabt, gute Autoren zu gewinnen und zu halten und die Beachtung seiner Vorgaben durchzusetzen und soll auch keinen guten Lektor gehabt haben.
Viele Informationen zu diesem Thema enthält der Kurt Brand-"Gedächtnisband" des EDFC Passau von 1993 (Fantasia 76-77). Darin zu blättern lohnt sich immer wieder einmal. Kurt Brand gehört ja eigentlich zu den Gründungsvätern von Perry Rhodan und hat seinen Teil zum frühen Erfolg und zur Etablierung der Serie beigetragen.

Zum Thema Exposes für Ren Dhark sagte Brand in einem Interview, daß die Umstellung auf 14-tägige Erscheinungsweise seine Arbeit erleichtert hätte. Er konnte deshalb mehr Romane selber schreiben und die anscheinend manchmal schwierige Abstimmung mit anderen Autoren entfiel.
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AARN MUNRO
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Re: Atlan und Arkon - Vor 50 Jahren

Beitrag von AARN MUNRO »

Leider endete die (Heft)Serie RD mit Band 98.
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dandelion
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Re: Atlan und Arkon - Vor 50 Jahren

Beitrag von dandelion »

AARN MUNRO hat geschrieben:Leider endete die (Heft)Serie RD mit Band 98.
Nach seinen eigenen Worten wurde Kurt Brand von der plötzlichen Einstellung überrascht. Er hatte noch drei Romane Zeit, um die Handlung zu einem Ende zu bringen. Der Inhalt fiel aber anders aus, als ursprünglich geplant. Ich habe mich damals auch mit Ren Dhark beschäftigt, aber so richtig ist der Funke nicht übergesprungen. Mir wäre lieber gewesen, Brand hätte weiter für PR schreiben können.

Für den Arkon-Zyklus hat er immerhin 10 Romane verfasst, wobei es ihm anscheinend besonders die Figur Thomas Cardif angetan hatte. Diese Romane stehen in nächster Zeit auf meinem Leseplan. Brand erfand auch die Aras und war sozusagen der Fachmann für medizinische Fragen. Auch die Grundidee für die Siganesen und der Begriff Ilts stammen von ihm.

Tja, so ein in die Jahre gekommenes Büchlein kann eine wahre Fundgrube sein. Der EDFC und die seinerzeitigen Autoren haben sich auch nachträglich noch ein Dankeschön verdient.
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AARN MUNRO
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Re: Atlan und Arkon - Vor 50 Jahren

Beitrag von AARN MUNRO »

Mit Letzterem hast Du allerdings recht. Der EDFC hat viele schöne Ausgaben dokumentiert und publiziert über viele interessante, phantastische SF/Fantasythemen. KB bei PR war eigentlich immer sehr erfrischend; Er übertiebs zwar mitunter, ähnlich wie WE, etwas heftig mit dem Mausbiber, aber ansonsten waren seine Bände immer spannend. Die ab 100 gefallen mir besonders. Er hatte wirklich wichtigen Anteil an der frühen PR-Serie. Schade, dass er später so mit Schelwokat aneinandergeriet(?) und aus dem team ausschied. Die genauen Einzelheiten dazu kenne ich jetzt allerdings nicht genau...seine RD-Serie hingegen läuft ja auch heute noch...auch RS Promet wurde ja weitergeschrieben...hat nicht sogar Monty einige davon verfaßt?
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dandelion
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Re: Atlan und Arkon - Vor 50 Jahren

Beitrag von dandelion »

Bevor es in der Nr. 56 Die Toten leben um das weitere Schicksal der abtrünnigen Mutanten geht, beschäftigt sich Clark Darlton erst einmal mit einer Gruppe von Terranern, die in nächster Zeit noch eine größere Rolle spielen wird. Die Freien Siedler, von Regierungsseite flugs mit dem Attribut „Asozial“ versehen, wollen einen eigenen Weg zum Lebensglück suchen. Die Vorstellung, dass es Menschen gibt, die mit Rhodans Plänen nicht einverstanden sind, hat in der Gedankenwelt von Bull und Gucky keinen Platz. Die Beiden raten zu radikalen Maßnahmen, die geeignet sind, dem Leser von 2014 erst einmal die Sprache zu verschlagen:

„Die einfachste Lösung wäre, sie alle umzubringen – meinetwegen mit Rattengift!“ schlägt Bull vor und Busenfreund Gucky „piepst“ seine Zustimmung. Natürlich ist das aber nicht ganz ernst gemeint und Rhodan lehnt selbstverständlich Gewalt ab. Seine Ansichten wecken bei mir aber trotzdem ungute Gefühle.

„Auf der Erde jedenfalls ist kein Platz mehr für sie, denn die Erde gehört der geeinten Menschheit. Außenseiter zählen nicht dazu.“

Da bröckelt die Fassade, nur der stromlinienförmige Rhodanunterstützer gilt als guter Terraner, die anderen sollen Leine ziehen. Dieser brachiale Vorspann zur eigentlichen Handlung hat mich doch überrascht, auch wenn Darlton sicher keine bösen, demokratiefeindlichen Absichten damit verfolgt hat. War wohl eher eine Portion Gedankenlosigkeit und ist 1962 vielleicht gar nicht aufgefallen.
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Re: Atlan und Arkon - Vor 50 Jahren

Beitrag von Haywood Floyd »

Das war 1:1 das Gedankengut der damaligen Vor-68er-Zeit. Egal ob in den USA (McCarthy-Ära) oder im Adenauer-Deutschland ("Dann geh' doch 'rüber!") - Abweichler waren asoziale, suspekte Subversive, für die 'hier kein Platz' war. Bulls Gedankenspiele, solche außenseiterischen Systemschädlinge mittels großzügigem Einsatz von Zyklon-B... Agent Orange... Rattengift auszurotten war aus damaliger Mainstreamsicht wohl schon politisch korrekt und konsenzfähig... - Wobei CD der Gesellschaft und Leserschaft hier wohl eher einen (Zerr-)Spiegel vorhält, als inhaltlich zu konzedieren. Hoffe ich jedenfalls. :unsure:
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AARN MUNRO
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Re: Atlan und Arkon - Vor 50 Jahren

Beitrag von AARN MUNRO »

@ Haywood etc: Glaube ich schon, das mit dem Zerrspiegel, denn im allgemeinen ist Ernsting im PR kein Scharfmacher oder Runtermacher von anderen Gruppen (soll heißen, Gruppen, die politisch anders denken). Andererseits werden diese "neuen" Siedler ja auch demnächst benötigt...und Rhodan hat seit dem Siedlungsbeginn alle möglichen Formen der einzelnen Regierungen zugelassen...solange sie allerdings keine Außenpolitik machen, denn die will er dem Imperium vorbehalten. Auch später (kein aktueller Spoiler!) werden ja Monarchien, diverse Formen der Demokratien, Wahlmonarchien etc. zugelassen, nur Diktaturen (später:Hondro) will Rhodan nicht für die planetaren Gouverneure oder Regierungscherfs/Administratoren.
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Re: Atlan und Arkon - Vor 50 Jahren

Beitrag von dandelion »

AARN MUNRO hat geschrieben: Andererseits werden diese "neuen" Siedler ja auch demnächst benötigt...
Ich denke auch, daß hier vor allem ein Ausgangspunkt für die kommenden Siedlerabenteuer geschaffen werden sollte. Trotzdem ist es interessant, daß hier sozusagen eingestanden wird, daß nicht alle Erdenbewohner mit der Rhodanschen Politik einverstanden sind. In der Nr. 57 Die Attentäter wird das Thema von Kurt Mahr ja fortgesetzt, aber leider nicht in sehr glücklicher Weise, was diesen Teil der Handlung angeht.

Die Art und Weise wie die Opposition schachmatt gesetzt wird, bestätigt vielmehr in manchen Bereichen deren Befürchtungen. Gehirnwäsche als Ermittlungsmethode und ein auf die Schnelle durchgepeitschtes Deportationsgesetz.

„Die Regierung wird dem Solaren Rat einen Gesetzentwurf vorlegen. Der Solare Rat wird diesen Entwurf unverzüglich annehmen…“.

Das von den Bürgern gewählte (?) Parlament als Abnickverein, nach was klingt denn das?

Lustig finde ich, daß Mahr die Großstadt Seattle (damals ½ Million Einwohner) als klein und altmodisch bezeichnet und als eine der „hinterwäldlerischsten Gegenden Amerikas“. 1962 war die Stadt Veranstaltungsort der Weltausstellung, die übrigens laut Wikipedia im „Zeichen des Wettlaufs ins All“ stand. Ich habe Mahr eigentlich für einen USA-Kenner gehalten.

Die weitere Handlung ist aber durchaus spannend und ein guter Beginn der Kolonistenabenteuer. Ein wenig Reiz geht verloren, weil Rhodan nicht verborgen bleibt, wohin es die Siedler verschlagen hat. Sie sind also keineswegs so allein auf sich gestellt, wie sie glauben.
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Re: Atlan und Arkon - Vor 50 Jahren

Beitrag von Haywood Floyd »

dandelion hat geschrieben: „Die Regierung wird dem Solaren Rat einen Gesetzentwurf vorlegen. Der Solare Rat wird diesen Entwurf unverzüglich annehmen…“.

Das von den Bürgern gewählte (?) Parlament als Abnickverein, nach was klingt denn das?
Nach EU-Kommission und EU-Parlament...??? :devil: <duckunwech...>
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AARN MUNRO
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Re: Atlan und Arkon - Vor 50 Jahren

Beitrag von AARN MUNRO »

Ist zwar OT aber das E-Parlament müßte den Rat kontrollieren, nicht die Kommission! (Kannst wieder auftauchen, Haywood...). :D
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Re: Atlan und Arkon - Vor 50 Jahren

Beitrag von dandelion »

Im Roman gibt es ja noch weitere dieser zumindest aus heutiger Sicht eher zwiespältigen Aussagen:

„ Fünfundzwanzigtausend Urteile wurden an einem einzigen Nachmittag gefällt.“

„Die Urteile der Kombinatorik waren unanfechtbar.“

„…die Urteilsbegründung, die … niemanden interessierte.“

Dies alles wird von Mahr in einer Weise vorgetragen, die dem Leser vermittelt, daß hier endlich der Stein der Weisen für das Justizsystem gefunden wurde.

Glücklicherweise gibt es aber noch einen zweiten Romanteil und der ist unter Berücksichtigung der Entstehungszeit durchaus spannend.
Das Attentat auf Rhodan, Fraudys zu erahnende Doppelrolle, die Auseinandersetzungen an Bord der ADVENTUROUS und schließlich die Ankunft in einem unbekannten Sonnensystem. Das ist größtenteils gut lesbar und weckt auch Neugier auf das weitere Schicksal der Verbannten.

Fraudys wundersame Wandlung von der pflichtgemäßen Verräterin zur liebenden Gefährtin überschreitet aber doch die Kitschgrenze. Für derlei Geschichten war doch eigentlich Clark Darlton zuständig. Es sei denn, Fraudy handelt in allerhöchstem Auftrag. Dann nehme ich den Kitsch selbstverständlich zurück. Bei Agenten weiß man eben nie.
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Re: Atlan und Arkon - Vor 50 Jahren

Beitrag von Richard »

Wobei ich mich da immer fragte, was hier die Intention bei der Namensgebung von Fraudy war.

Ich muesste mal unsere beiden Kollegen fragen, die aus den USA bzw. Australien stammen ob das tatsaechlich ein Vorname ist aber ansonsten laesst sich das eigentlich nur von "fraud" ableiten ... .
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dandelion
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Re: Atlan und Arkon - Vor 50 Jahren

Beitrag von dandelion »

Richard hat geschrieben: aber ansonsten laesst sich das eigentlich nur von "fraud" ableiten ... .
Also Betrug oder gibt es noch eine andere Bedeutung? Das würde aus Mullons Sicht für den ersten Teil ihrer Bekanntschaft passen.
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