Meine Geschichten

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Alexandra
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Re: Meine Geschichten

Beitrag von Alexandra »

Mit selbst aufgestellten Deadlines gibt es immer wieder Unterhaltung. :devil:
Ich bin gespannnt.
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GruftiHH
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Re: Meine Geschichten

Beitrag von GruftiHH »

Das stimmt Alexandra.

Ich bin der Meinung, dass ich in der etwas längeren Geschichte auch schon einiges von den Kritiken verbessert habe. Ich habe sie aufgrund dieses Threads hier doch noch auf Herz und Nieren geprüft :D und das Böse kommt auch wieder drin vor. ;)
* Am Ende des Regensbogen sehen wir uns wieder. *
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GruftiHH
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Re: Das Mädchen von Hammerweiss (Weihnachtsgeschichte)

Beitrag von GruftiHH »

DAS MÄDCHEN VON HAMMERWEISS


Eine "weihnachtliche" Geschichte.

Eine Urfassung habe ich 1998 geschrieben und damals ins WWW gestellt.
Spoiler:
Es war das Jahr 1345 nach Christi Geburt. Weihnachtszeit. Der Schnee bedeckte das Land wie Puderzucker und funkelte im Sternenlicht.

Zadok von Mühlheim war schon lange unterwegs. Sein Weg - wie immer - ein einsamer.
Trotz der vier Ritter und dem Magister Albwin, die ihn begleiteten, fühle er doch, dass er allein war. An jedem Ort, den der Trupp durchritt oder als Ruhestatt aussuchte, wurde er nicht begeistert aufgenommen. Im Gegenteil eine Welle von Haß flutete den Männern entgegen und drohte sie jedesmal wegzuspülen. Doch dann war da stets Zadok. Seine Aura umfing ihn und ließ jeden im Umkreis erzittern, denn Zadok war ein Inquisitor, dessen Ruf schon durch das ganze Land eilte. Man munkelte, daß von den über vierhundert Verhandlungen, die er geführt hatte, nicht eine war, die milde ausfiel. Bis jetzt hatte er sie alle überführt.

Das sollte diesmal auch so sein, wenn es nach dem Willen der Heiligen Kirche und dem Mönch ginge.
Die Inquisition, einst von Innozenz IV. im Jahre 1252 gestattet, hinterließ seit dem eine blutige Spur durch ganz Europa. Und nun war einer der Mächtigsten von ihnen gekommen: Zadok von Mühlheim! Hammerweiß war in Aufruhr: Die Hexe hatte keine Chance. Dafür würde der Mönch schon sorgen.

Das Örtchen Hammerweiß lag an der schönen Mosel und war eigentlich noch nie aufgefallen. Der Graf, dessen Leibeigene die Dorfbewohner stellten, hatte keinen Grund zur Klage gehabt. Sein Zoll wurde immer pünktlich von allen beglichen. Es gab zwar hier und da einige "Verspätungen", aber darüber konnte man ja stets verhandeln. Er war ein stolzer und gütiger Mann.

Dann war da jedoch die junge Frau in den Ort gekommen. Sie war bildhübsch und verdrehte gleich allen Männern den Kopf. Auch der Graf blieb von ihrem Reiz nicht verschont. Schon bald gab es Gerede, denn eine solch hübsche Person mußte doch eigentlich einen Ehemann haben. Es ging doch gar nicht anders. Etwas merkwürdig war es schon.

Nach ihrem Namen gefragte antworte sie: "Julia. Ich heiße Julia."

Zuerst war das Mädchen bei der Schneiderfamilie untergekommen, der sie auch bei ihrem Tagewerk behilflich war. Dafür erhielt sie Kost und Unterkunft.

Doch dann wurde alles anders. Da sich die Männer - verständlicherweise - zu Julia hingezogen fühlten, wurden deren Ehefrauen eifersüchtig. Das Mädchen selbst wollte jedoch auch nichts von den Männern wissen, so dass die Abgewiesenen auch wütend auf sie wurden. So waren es nach kurzer Zeit schon zwei Parteien, die gegen Julia ankämpften.

Das war aber noch nicht Alles: Der Auslöser für die Berufung des Inquisitors war die Zurückweisung des Grafen!
Das Mädchen war bestimmt mit dem Teufel im Bunde. So mußte es sein!

Deswegen führte also nun Zadoks' Weg nach Hammerweiß. Er sollte über die Hexe richten.

In der Nähe des Dorfes machten die Männer um den Inquisitor noch einmal Halt. Der Mönch wollte die Fakten, die er bis jetzt hatte, aufarbeiten, um dann ans Werk zu gehen. Er war so in seinen Gedanken versunken, dass er das kleine Mädchen (es mochte wohl vier Lenzen zählen) erst spät bemerkte. Es stand schon eine ganze Weile da und sah ihn interessiert an.
Das Mädchen fühle nun die Augen auf sich ruhen, und der finstere Blick des Mönches wurde von ihr erwidert. Nicht einen Funken Angst oder gar Haß traf den Mönch.

Das kann nicht sein, dachte er. Alle haben Angst vor mir. Warum dieses Kind nicht?
Das war für den Mann wirklich eine Erfahrung.

"Was willst du?" raunte er und versuchte seine Stimme unheilvoll klingen zu lassen.

Doch das Mädchen sah ihn nur an und erwiderte nichts.

Zadok meinte ein Funken von Belustigung aus den Augen blitzen zu sehen, und Zorn stieg ihn im Hoch. Das Gefühl breitete sich aus den Eingeweiden heraus in das Hirn hervor. Es würde nicht viel fehlen und der Mönch würde explodieren. Ein Funke nur, ein kleiner Funke.

Doch der kam nicht.

Je mehr das Mädchen einfach nur schaute, desto zorniger wurde der Mann. Er wollte gerade seinem Zorn Luft machen, da verschwand das Mädchen im Wald. Es schien so, als habe es nie existiert.

"Das werden mir die Bürger von Hammerweiß büßen," murmelte er. "So darf nicht einmal ein Kind mit mir umspringen."

Mit barschen Worten befahl der Inquisitor seine Mannen aufzusatteln. Dann ging die Reise weiter. Nach einer guten Stunde waren die Häuser des Dorfes zu erkennen. Über dem Ort thronte auf einem Hügel die Burg des Grafen. Dort wollte der Mönch zuerst hin.

Als die Gruppe nun durch das Dorf ritten war alles anders als sonst: Diesmal funkelte der Haß in den Augen des Inquisitors und nicht der Bewohner. Mit Genuß weidete sich der Mönch an deren Ängste, die ihnen ins Gesicht gebrannt waren. Man hatte schon viel über Zadok gehört - auch über seine Aura; aber so hatte ihn sich keiner vorgestellt. Die Angst ging um in Hammerweiß......

*

Die Burg des Grafen sollte für Julia die Richtstätte werden. Zadok ließ alle "Zeugen" auf die Burg bringen, und hörte sich jedes ihrer Worte an. Selbstverständlich waren alle Dinge gelogen: Kein Mädchen konnte auf einem Besen fliegen, oder mit Geistern sprechen (so behaupteten jedoch die Leute). Der Inquisitor bemerkte nicht, wie er von den Dorfbewohnern zu dem Todesurteil hingezogen wurde. Die Aussagen schienen die Lage genau zu klären. Das Mädchen mußte einfach eine Hexe sein. Also sollte sie auch sterben.

Es war schon dunkel und Zadok lag wach in seinem Bett als er merkte, daß er nicht mehr allein im Gemach war. Ein leiser Hauch zischte an seiner Wange vorbei und ließ ihn erschauern.

Da stand auf einmal das kleine Mädchen an seinem Bett. Es strahlte ihn an. Das Gesicht war so rosig und voller Heiterkeit, daß der Mann von einem Augenblick zum anderen seinen Zorn vergaß.

Die Kleine zog ihn in seinen Bann.

"Wie bist du hier hereingekommen?" fragte der Mönch und blickte in das zarte Gesicht.

Das Mädchen stieß ein heiteres Glucksen aus. "Durch die Tür. Wie jeder normale Mensch auch. Oder meint ihr etwa, ich könne fliegen?"

Die Antwort überraschte Zadok etwas und er merkte gar nicht, wie gut das Mädchen für sein Alter sprechen konnte. Die Worte waren sehr weise gewählt als ob der Körper nur die Hülle eines viel älteren und weiseren Geistes war. Das entging aber den Inquisitor.

"Wie heißt du und wo kommst du her? Was willst du?"

"Oh je, das sind aber viele Fragen. Ich werde sie dir alle beantworten und noch viel mehr", meinte das Mädchen und setzte sich auf einen Stuhl neben das Bett. "Also, ich bin Zoe und komme von weit her. Meine Eltern sind hier auf der Durchreise. Die letzte deiner Fragen ist ebenfalls leicht zu beantworten: Ich will mit dir reden!"

"Ohne Grund? Einfach nur so?" Der Mann schüttelte den Kopf.

Wieder drang das herzliche Glucksen an das Ohr des Inquisitors.

"Oh, nein. Ich habe meine Gründe. Du bist vom Weg abgekommen, und ich möchte dich dort hin zurück führen."

"Was kann mir den ein Mädchen schon beibringen?"

"Die rechte Sprache."

Zadok schüttelte den Kopf. "Sprache. Ich spreche richtig. Fließend Latein, Griechisch, Spanisch und Gotisch. Reicht das nicht? Augenblick mal!" Da erst wurde dem Mann der seltsame Umstand bewußt. "Du redest wie ein Weiser. Dabei bist du doch erst vier, höchstens fünf."

Jetzt brach schallendes Gelächter aus dem Mund des Mädchens hervor. "Das hat aber lange gedauert, oh großer Inquisitor Zadok von Mühlheim." Als Zoe seinen Namen aussprach tropfte Spott mit aus dem Mund des Mädchens.

Das brachte den Mönch zum Nachdenken.

"Was meinst du? Du sprachst von dem rechten Weg", fragte er. "Ich habe immer auf Gottes Weg gewandelt. Ich bin nie von ihm abgewichen. Ich habe sogar für ihn gekämpft und seine Feinde - die Hexen, Teufel und anderes Gesinde - verurteilt. Alles um unseren Heiland ein glückliches Leben zu verschaffen."

Jetzt wurde das Mädchen ernst, und es sprach: "Genau das ist es ja. Bald feiern wir ein großes Fest, das Fest der Geburt unseren Herrn. Ein Fest der Liebe und Hoffnung für alle. Doch du, du zerstört diese Feier mit deinem Tun. Du willst die junge Frau töten!"

"Das ist es also! Ich dachte wirklich einen Augenblick, Gott hätte dich gesandt, doch nun merkte ich, daß du in Wirklichkeit nur ein Mädchen bist, dass von der Hexe verzaubert wurde. Du sollest mich umstimmen!" rief Zadok aus.

Als er jedoch die Wachen rufen wollte, hielt ihn die Stimme des Mädchens wie Fesseln zurück: "Du Narr! Weist du was mein Name bedeutet? LEBEN. Der kommt nicht von ungefähr."

Dann verschwand sie wieder so geheimnisvoll, wie sie gekommen war.

Noch lange blieb der Mönch wach. Es kamen ihm Zweifel.

Was ist, wenn sie doch Recht hat? fragte er sich. Sie sprach davon, dass ich vom Wege abgekommen sei. Dabei war doch mein Weg der Richtige, oder?

So sehr der Mönch auch versuchte, die Zweifel zu verdrängen, gelang es ihm nicht. Immer wieder drangen die Gedanken in seine Kopf und ließen ihn lange nicht schlafen.

*

Die Tage und Nächte zogen dahin, und das Mädchen erschien Zadok jedes Mal.

Tagsüber grübelte der Mönch über die Dinge nach, die er des Nachts von Zoe gehört hatte. Diese Gespräche waren voller Philosopie und Harmonie, daß er schließlich einsehen mußte, wie Recht die Kleine hatte.
Er war vom Wege abgekommen und hat unschuldige Menschen in den Tod getrieben; verurteilt. Das Unrecht konnte er zwar nicht wieder gut machen, aber ein Leben konnte er doch retten: Das der jungen Frau.

Rasch zog er sich an und lief den Hügel zur Stadt hinab. Doch schon bald drang Brandgeruch in seine Nase und er spürte, daß er zu spät gekommen würde. Die Dorfbewohner hatten selbst über die Hexe gerichtet.

Zadok stand auf dem Marktplatz und blickte in die Flammen. Dort sah er nur noch den zuckenden und sich unter Schmerz windenden Schatten der Frau. Es war vergebens gewesen. Seine Seele würde nie gereinigt werden.

Tränen schoßen ihm in die Augen und die harten Gesichtszüge wurden weich - sehr weich.

Plötzlich schrie Zadok auf. Die Menschen um ihn herum wichen ängstlich zurück.

"Was habt ihr getan? Ihr hattet kein Recht auf den Tod dieser Frau. Ich habe noch nicht über sie gerichtet."

Die Worte drangen wie Donnerhall über das Land und alles Getier und die Menschen verstummten.

"Die Frau war unschuldig! Sie hat die Männer durch ihre Schönheit betört. Das ist richtig, aber ist das ein Verbrechen? Nein. Gott hat sie schön erschaffen, so anmutig. Es war Gottes Wille. Er wollte euch testen, und ihr alle habt versagt. Auch ich. Es gibt keine Hexen! Es gibt keine Zauberer, die mit dem Teufel buhlen. Der Teufel ist in jedem von euch. Es ist das Böse im Menschen! Das habe ich jetzt eingesehen. Ja, auch in mir ist er. Ich habe lange Unschuldige im Namen Gottes gerichtet - falsch gerichtet. Wenn also der Teufel in mir ist, bin ich kein Mönch mehr, sondern ein Hexer! Und das mußte mir erst ein vierjähriges Mädchen erklären."

Mit diesen Worten ging Zadok zu dem Scheiterhaufen hin, stieg hinauf und verschwand in den Flammen.

Ein Raunen ran durch die Menge. Plötzlich verstanden alle, was der Mönch gemeint hatte.

Keiner bemerkte das kleine Mädchen, das im Schatten eines der Häuser stand und lächelte....

Das war aber noch nicht ganz das Ende der Geschichte.

Der kleine Ort Hammerweiß wurde zum Hort des Lichts in dem finsteren Mittelalter. Hier versammelten sich die Menschen, die wieder auf den rechten Weg gelangen wollten. Hier entstand das Zentrum der Liebe, der Harmonie und der Freude.

In Hammerweiß wurde das Wort Gottes umgesetzt, egal wie man ihn nennen mag.

Jeder sollte sich in dieser weihnachtlichen Zeit mal fragen, ob sein Herz nicht auch groß genug ist für den Ort Hammerweiß.
Ich wünsche Euch alles Liebe und Gute zum Weihnachtsfest, denn Ihr seit das Wichtigste auf der Welt.
* Am Ende des Regensbogen sehen wir uns wieder. *
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Alexandra
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Re: Meine Geschichten

Beitrag von Alexandra »

Schön. :st:
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Re: Meine Geschichten

Beitrag von Meiner Einer »

Gefällt mir gut :st: :respect:
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HOT
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Re: Meine Geschichten

Beitrag von HOT »

Meiner Einer hat geschrieben:Gefällt mir gut :st: :respect:
Dem kann ich nur folgen. Schöne Geschichte, lieber GrufftiHH.
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GruftiHH
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Re: Meine Geschichten

Beitrag von GruftiHH »

Dank Euch und Eurer konstruktiven Kritik werde ich immer besser - und natürlich durch das Lob, was ich hier von Euch bekomme (so was baut auf). Danke dafür. :knuddel:
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GruftiHH
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Re: Meine Geschichten

Beitrag von GruftiHH »

Hallo Ihr Lieben - tja - also ich bin jetzt wieder voller Tatendrang. Es wird eine Perry Geschichte - HOT muss dran glauben und Lektor spielen. Das Expose ist fertig, die Kapitel ausgelegt (Inhalte festgelegt) - jetzt geht es ans schreiben.

Stelle dann immer die Kapitel einzeln rein.

Es geht zurück in die Frühzeit der USO.
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sonnenwind
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Re: Meine Geschichten

Beitrag von sonnenwind »

Hallo GruftiHH :)
Jetzt habe ich auch Deine Geschichte über das "Mädchen von Hammerweiss" gelesen. Ist zwar eine "weihnachtliche" Geschichte, aber ich finde, man kann sie immer lesen. Sie gefällt mir gut. :st: Zadoks Ende hätte ich so nicht vermutet. Aber prima!- :st:
Auf Deine neue Geschichte bin ich gespannt. :)
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HOT
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Re: Meine Geschichten

Beitrag von HOT »

GruftiHH hat geschrieben:- HOT muss dran glauben und Lektor spielen.
Oha, es geht voran...
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GruftiHH
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Re: Meine Geschichten

Beitrag von GruftiHH »

So zwischen durch konnte ich nicht anders und habe mal eine Kurzgeschichte verfasst.

Das Haus des Admirals
Spoiler:
Es war eine raue Nacht gewesen, als die alte Barke in den sicheren Hafen von Glückstadt einlief.
Der Sturm hatte dem Schiff sehr zugesetzt, und von der Mannschaft war nur noch eine Handvoll übrig geblieben.
Der Rest von Trümmern und Segel erschlagen, oder in die See gespült.
Die Männer waren froh, endlich wieder festen Boden unter den Füßen spüren zu können.
Obwohl das für einen Seebären sehr ungewöhnlich war.
Und dort am Hafenrand stand, wie jedes Mal, eine Gestalt auf dem Balkon seines Hauses.
Immer in Uniform und mit einem langen Mantel bekleidet, der nun durch den Sturm aufgebläht wurde, so als ob er ein Eigenleben hätte und den Mann umspielte. Sein Gesicht war durch die salzige Seeluft mit unzähligen Furchen durchzogen, seine Wangen eingefallen und sein Alter dadurch überhaupt nicht einzuschätzen.
Torben knuffte seinen Kameraden Alto an.
„Schau mal. Da steht er wieder. Der Admiral.“
Verängstigt senkten sie ihre Blicke.
Der Admiral war eine Institution in Glückstadt. Keiner konnte ihn leiden; seine raue, hochnäsige Art waren alle ein Dorn im Auge. Aber er hatte die Macht. Er hatte im Hafen das Sagen.
Da trat eine junge, wunderschöne Frau an die Seite des Admirals. Sie umarmte ihn von hinten und lehnte den Kopf an seinen Rücken.
Die beiden Männer auf dem Schiff blickten sich an.
„Das solch ein altes Raubein solch eine junge hübsche Frau hat ist ungerecht.“
Alto sagte dazu nichts. Denn er hatte bereits für heute Nacht andere Pläne.
Als sie angelegt hatten gingen die Männer nach Hause oder in die Kneipe „Zum Goldenen Segel“ um die Strapazen der langen Reise zu vergessen.
In der Nacht schlich sich eine Gestalt durch die Winkeln und Gassen von Glückstadt. Jeden Schatten und jede Dunkle Stelle ausnutzend gelang sie so vor das Haus des Admirals.
Sie erklomm mit Hilfe einer Ranke den Balkon und klopfte leise an die Tür des Gemachs. Agnes öffnete die Türe nur mit einem leichten Schlafgewand bekleidet und ihr Geliebter konnte hinein schlüpfen. Alto umarmte die Frau des Admirals stürmisch und liebte sie danach wild, verlangend.
Der Admiral bemerkte nichts davon.
„Nun mach schon. Du musst gehen, Geliebter. Wenn der Admiral dich hier erwischt....“
Das half. Rasch zog sich Alto an und verließ das Gemach ebenso leise, wie er gekommen war.
Kaum hatte sich Agnes wieder einigermaßen Frisch gemacht, da betrat Torben den Balkon.
„Geliebte. Ich dachte ich würde heute Nacht nie mehr das Glück haben, Deinen Körper zu spüren. Es brannte noch lange das Licht.“
„Nun ja,“ kam es leicht von den Lippen der Frau. „Der Admiral hat nach mir verlangt und ich musste meinen ehelichen Pflichten nachkommen.“ Sie sah Torben an, umarmte ihn und zog ihn sanft in ihre Bettstatt. Dort liebten sie sich leidenschaftlich.
Auch Torben musste dann rasch gehen – und als nächstes kam der Smutje der Barke an die Reihe.
Dem Admiral wurden alleine in dieser Nacht 6 mal die Hörner aufgesetzt.
Eines Nachts hatte Agnes aber dann doch den Bogen zu sehr überdehnt.
Torben lag gerade in ihren Armen als überraschend der Admiral das Zimmer betrat.
Mit irrem Blick zog er sein Schwert und stürmte auf den Matrosen los. „Dir werde ich es zeigen, Du Hurensohn!“
Und mit einem Seitenblick auf seine Frau raunte der alte Mann noch: „Und Du kommst auch noch dran. Mich so zu hintergehen.“
Der Hieb des Admirals war so kräftig geführt, dass er den Kopf vom Halse trennte. Der Kopf rollte über den Boden und blieb mit dem Gesicht auf Agnes gerichtet liegen. Stumm klagten die Augen die Frau an.
Dann wirbelte der Admiral herum So behände hatte Agnes ihren Mann noch nie gesehen. Sie ergriff den Kerzenständer, der auf dem Nachttisch stand und wehrte den ersten Angriff ihres Mannes ab.
Dieser Fluchte und begann einen neuen Versuch. Doch sein Degen verkannte sich in den Armen des Kerzenständers und
er konnte ihn nicht wieder herausziehen. Agnes öffnete die Balkontür und trat in die eisige, stürmische Nacht hinaus. Ihr Haar wirbelte herum, das Gewand umspielte den Körper und der Admiral erhaschte noch einmal kurz den Blick auf den wunderschön geformten Busen der jungen Frau als diese die Ranke hinunter klettern wollte.
Da plötzlich fuhr eine heftige Windböe durch das Geäst und riss die Frau mit sich. Sie bemerkte nicht einmal mehr wie sie auf den Boden aufschlug und ihr schöner Körper im unnatürlichen Winkel liegen blieb.
Der Admiral hatte dieses Ereignis nie verarbeitet und starb griesgrämig und einsam in seinem Haus am Glückstädter Hafen.
Heute steht dort eine moderne Jugendherberge und Bewohner erzählen sich so manche unheimliche Geschichten. Eine wollte gespürt haben, wie raue Lippen sie im Schlafe angehaucht hätten, eine andere berichtete davon, dass sie sich ganz komisch fühlte, in die Länge gezogen und nicht von dieser Welt.
Und ja, dann gibt es ja noch die seltsamen Geräusche in der Nacht, das Klopfen an den Türen morgens, und an manchen Nächten soll man auch noch eine einsame Gestalt auf dem Felsen vor dem Hause sehen können.
Das Seltsamste jedoch ist, dass sich in dem Raum, wo die meisten Phänomene auftraten, das Zimmer 212 im zweiten Stock ist. Genau dieses Zimmer war damals das Schlafgemach
Seltsam? Aber so steht es geschrieben.
Viel Spaß beim Lesen.
* Am Ende des Regensbogen sehen wir uns wieder. *
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Re: Meine Geschichten

Beitrag von GruftiHH »

Da man mir ja mal gesagt hat, dass ich gut beobachten kann.....

Gedanken über "Sehnsucht"


Spoiler:
Sehnsucht, was ist das? Jeder hat seine Träume, aber sind Träume auch gleichzusetzen mit Sehnsüchten? Ich denke nicht. Träume kann man verwirklichen, Sehnsüchten jagt man meistens hinterher.
Eine 15 jährige Teenagerin z.B. hat Sehnsucht nach dem ersten Kuss, der ersten zärtlichen Berührung, der Geborgenheit eines Partners und dem ersten zaghaften Erkunden des anderen Körpers. Ihr Kerl will sie endlich nur flach legen.
Das Mädchen hat Sehnsüchte – er bestimmt nicht.
Oder sehen wir uns mal den alten Mann dort drüben an. Er steht auf dem Deich und blickt auf das Meer. Bestimmt hat er Sehnsucht nach fernen Ländern – bestimmt sogar, wenn man seine Mütze sieht. Er ist zur See gefahren. Hat viel gesehen und fühlt sich nun an Land einfach fehl am Platze.
Die Schwangere, die gerade in den Zug steigt sehnt sich bestimmt jetzt, dass das Baby endlich das Licht der Welt erblicken möge und sie diese schwere Last nicht mehr tragen braucht.
Früher war sie Model und gertenschlang. Jetzt blickt sie jeden Morgen in den Spiegel und verachtet sich. Ist ja nur vorübergehend, denkt sie dann. Aber eigentlich sollte sie ja den Typen, der sie letzten Monat sitzen gelassen hat, verachten. Den trieb bestimmt die Sehnsucht nach der Freiheit.
Wie wir es auch drehen und wenden. Jeder Mensch hat Sehnsüchte.
Jetzt fragen Sie sich bestimmt, lieber Leser, was ich denn für Sehnsüchte habe.
Ich könnte Ihnen den Bauch pinseln und sagen, dass meine größte Sehnsucht ist, ein Werk zu veröffentlichen, dass Sie glücklich macht. Das wäre aber nicht die ganze Wahrheit..... eigentlich ist mir das wirklich Schnurz egal. Hauptsache die Kohle stimmt.
Und Schwupps ist die Stimmung gekippt und sie verachten mich oder schütteln nur mit dem Kopf. Ein paar Zeilen vorher war ich noch der, den Sie bewunderten, der Ihnen ein bisschen aus dem Alltag hilft zu entfliehen. Das ist eine ihrer Sehnsüchte. In fremde Welten ab zu tauchen. Geschichten zu lesen und Abenteuer zu erleben.
Aber ich kann Sie beruhigen. Stimmt gar nicht. Ich wollte sie nur foppen. Ich mag gerne Unterhalten. Aber das ist keine Sehnsucht.
Ich jagte einer ganz bestimmten Sehnsucht hinterher: Die der glücklichen Familie. Jetzt habe ich sie gefunden und bin glücklich verheiratet.
Halten Sie jetzt einen Augenblick mal Inne, legen sie diese Zeilen zur Seite, schließen sie die Augen und blicken in sich hinein. Nun, welche Sehnsüchte finden Sie da?
Wie kann man diese Sehnsüchte ausdrücken. Ein gelungenes Beispiel dafür ist das Lied von Purple Schulz mit dem ungewöhnlichen Titel „Sehnsucht.“ Dort schreit er im Refrain seine ganze Verzweiflung heraus. „Ich will raus!“ Aber wie ist es beim Schreiben? Wie kann ich die Gefühlswelt der Romanfigur dem Leser nahe bringen, also Ihnen? Nun, diese Frage stelle ich mich jedes Mal.
Aber sie sehen ja jetzt schon, dass es ein sehr komplexes Feld ist.
Manchmal kann ein einzelner Blick mehr sagen, als 1000 Worte.
„Schon vor langer Zeit gebrochene Augen blickten mich durch die Gitterstäbe an. Vor Jahren waren sie noch flehend – jetzt wirkten sie wie tot. Vor Jahren hatte ich nicht die Kraft – jetzt ist es vielleicht schon zu spät. Ich schloss vorsichtig den Käfig auf und der einst König der Tiere trottete hinaus. Es war ein Elend. Gebrochen. Der weiten Steppe der Serengeti vor langer Zeit geraubt.“
Wenn Sie solche Gedanken nicht kennen, sollten sie mal einen Zoobesuch wagen, oder sind ein Mensch aus Eis.
Oder nehmen wir noch mal das Beispiel vom Anfang dieser Zeilen. Der alte Seebär.
Sehnsüchte sind unsere Triebfeder. Bewusst oder unbewusst steuern sie unser Leben.
So ich kann Sie natürlich jetzt nicht so hängen lassen. Nein ich sollte Ihnen schon fairer weise jetzt beschreiben, wie Sie mit Ihren Sehnsüchten klar kommen.
Auf jeden Fall sollen sie nicht überhand nehmen, von Ihnen Besitz ergreifen oder gar Ihr ganzes Leben bestimmen.
Vielmehr ist ein gesundes Mittelmaß gefragt.
Sie sollten eine Tabelle aufstellen. In eine Spalte kommen Ihre Sehnsüchte, in der anderen Seite die Lösungswege. Wie kann ich diese Sehnsüchte befriedigen? Erreichen? Gut in „Sex and the City“ wäre der Fall klar: Einfach die Dog Martins kaufen! Aber so einfach ist das Leben halt nicht.
Und meine Sehnsucht ist gestillt ... und wenn ich das kann, dann können Sie es auch.
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Re: Meine Geschichten

Beitrag von Elena »

Zwei sehr unterschiedliche Geschichten. Eine - ich nenne es mal Gruselgeschichte und eine nachdenkliche.

Mir gefallen beide sehr gut! :st:
Ein bisschen gesunder Menschenverstand, Toleranz und Humor - wie behaglich es sich dann auf unserem Planeten leben ließe.
- William Somerset Maugham


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Re: Meine Geschichten

Beitrag von GruftiHH »

Danke schön Elena. Das freut mich. :)
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Re: Meine Geschichten

Beitrag von Alexandra »

GruftiHH hat geschrieben:So zwischen durch konnte ich nicht anders und habe mal eine Kurzgeschichte verfasst.

Das Haus des Admirals
Spoiler:
Es war eine raue Nacht gewesen, als die alte Barke in den sicheren Hafen von Glückstadt einlief.
Der Sturm hatte dem Schiff sehr zugesetzt, und von der Mannschaft war nur noch eine Handvoll übrig geblieben.
Der Rest von Trümmern und Segel erschlagen, oder in die See gespült.
Die Männer waren froh, endlich wieder festen Boden unter den Füßen spüren zu können.
Obwohl das für einen Seebären sehr ungewöhnlich war.
Und dort am Hafenrand stand, wie jedes Mal, eine Gestalt auf dem Balkon seines Hauses.
Immer in Uniform und mit einem langen Mantel bekleidet, der nun durch den Sturm aufgebläht wurde, so als ob er ein Eigenleben hätte und den Mann umspielte. Sein Gesicht war durch die salzige Seeluft mit unzähligen Furchen durchzogen, seine Wangen eingefallen und sein Alter dadurch überhaupt nicht einzuschätzen.
Torben knuffte seinen Kameraden Alto an.
„Schau mal. Da steht er wieder. Der Admiral.“
Verängstigt senkten sie ihre Blicke.
Der Admiral war eine Institution in Glückstadt. Keiner konnte ihn leiden; seine raue, hochnäsige Art waren alle ein Dorn im Auge. Aber er hatte die Macht. Er hatte im Hafen das Sagen.
Da trat eine junge, wunderschöne Frau an die Seite des Admirals. Sie umarmte ihn von hinten und lehnte den Kopf an seinen Rücken.
Die beiden Männer auf dem Schiff blickten sich an.
„Das solch ein altes Raubein solch eine junge hübsche Frau hat ist ungerecht.“
Alto sagte dazu nichts. Denn er hatte bereits für heute Nacht andere Pläne.
Als sie angelegt hatten gingen die Männer nach Hause oder in die Kneipe „Zum Goldenen Segel“ um die Strapazen der langen Reise zu vergessen.
In der Nacht schlich sich eine Gestalt durch die Winkeln und Gassen von Glückstadt. Jeden Schatten und jede Dunkle Stelle ausnutzend gelang sie so vor das Haus des Admirals.
Sie erklomm mit Hilfe einer Ranke den Balkon und klopfte leise an die Tür des Gemachs. Agnes öffnete die Türe nur mit einem leichten Schlafgewand bekleidet und ihr Geliebter konnte hinein schlüpfen. Alto umarmte die Frau des Admirals stürmisch und liebte sie danach wild, verlangend.
Der Admiral bemerkte nichts davon.
„Nun mach schon. Du musst gehen, Geliebter. Wenn der Admiral dich hier erwischt....“
Das half. Rasch zog sich Alto an und verließ das Gemach ebenso leise, wie er gekommen war.
Kaum hatte sich Agnes wieder einigermaßen Frisch gemacht, da betrat Torben den Balkon.
„Geliebte. Ich dachte ich würde heute Nacht nie mehr das Glück haben, Deinen Körper zu spüren. Es brannte noch lange das Licht.“
„Nun ja,“ kam es leicht von den Lippen der Frau. „Der Admiral hat nach mir verlangt und ich musste meinen ehelichen Pflichten nachkommen.“ Sie sah Torben an, umarmte ihn und zog ihn sanft in ihre Bettstatt. Dort liebten sie sich leidenschaftlich.
Auch Torben musste dann rasch gehen – und als nächstes kam der Smutje der Barke an die Reihe.
Dem Admiral wurden alleine in dieser Nacht 6 mal die Hörner aufgesetzt.
Eines Nachts hatte Agnes aber dann doch den Bogen zu sehr überdehnt.
Torben lag gerade in ihren Armen als überraschend der Admiral das Zimmer betrat.
Mit irrem Blick zog er sein Schwert und stürmte auf den Matrosen los. „Dir werde ich es zeigen, Du Hurensohn!“
Und mit einem Seitenblick auf seine Frau raunte der alte Mann noch: „Und Du kommst auch noch dran. Mich so zu hintergehen.“
Der Hieb des Admirals war so kräftig geführt, dass er den Kopf vom Halse trennte. Der Kopf rollte über den Boden und blieb mit dem Gesicht auf Agnes gerichtet liegen. Stumm klagten die Augen die Frau an.
Dann wirbelte der Admiral herum So behände hatte Agnes ihren Mann noch nie gesehen. Sie ergriff den Kerzenständer, der auf dem Nachttisch stand und wehrte den ersten Angriff ihres Mannes ab.
Dieser Fluchte und begann einen neuen Versuch. Doch sein Degen verkannte sich in den Armen des Kerzenständers und
er konnte ihn nicht wieder herausziehen. Agnes öffnete die Balkontür und trat in die eisige, stürmische Nacht hinaus. Ihr Haar wirbelte herum, das Gewand umspielte den Körper und der Admiral erhaschte noch einmal kurz den Blick auf den wunderschön geformten Busen der jungen Frau als diese die Ranke hinunter klettern wollte.
Da plötzlich fuhr eine heftige Windböe durch das Geäst und riss die Frau mit sich. Sie bemerkte nicht einmal mehr wie sie auf den Boden aufschlug und ihr schöner Körper im unnatürlichen Winkel liegen blieb.
Der Admiral hatte dieses Ereignis nie verarbeitet und starb griesgrämig und einsam in seinem Haus am Glückstädter Hafen.
Heute steht dort eine moderne Jugendherberge und Bewohner erzählen sich so manche unheimliche Geschichten. Eine wollte gespürt haben, wie raue Lippen sie im Schlafe angehaucht hätten, eine andere berichtete davon, dass sie sich ganz komisch fühlte, in die Länge gezogen und nicht von dieser Welt.
Und ja, dann gibt es ja noch die seltsamen Geräusche in der Nacht, das Klopfen an den Türen morgens, und an manchen Nächten soll man auch noch eine einsame Gestalt auf dem Felsen vor dem Hause sehen können.
Das Seltsamste jedoch ist, dass sich in dem Raum, wo die meisten Phänomene auftraten, das Zimmer 212 im zweiten Stock ist. Genau dieses Zimmer war damals das Schlafgemach
Seltsam? Aber so steht es geschrieben.
Viel Spaß beim Lesen.
Ganz die traditionelle Legendenerzählweise. Ich mag das schon. Man muss nicht immer alles über eine möglichst persönlich gestaltete Erzählerfigur laufen lassen.
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dandelion
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Re: Meine Geschichten

Beitrag von dandelion »

Würde sich gut als Vorlage für eine Folge der Gespenstergeschichten eignen. Zeichner: Hansrudi Wäscher (ist aber leider nicht mehr möglich).
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GruftiHH
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Re: Meine Geschichten

Beitrag von GruftiHH »

Mal eine kleine Geschichte für zwischendurch

Die Fliege
Spoiler:
Die Fliege war schon eine ganze Weile über die bunt gefleckte Wiese geschwirrt und hatte kaum noch die Kraft um zurück zu dem Bauernhof zu gelangen.
Da gibt es immer genug zu Essen, dachte sie und flog direkt zu dem sichersten Ort der Welt – ihrem zuhause.
Ich weiß nicht mehr ob es Unachtsamkeit, Übermut, die Müdigkeit oder alles zusammen war.
Wie auch immer, die Fliege kam nie an Ihrem Ziel an, denn zwischen zwei Balken hatte eine Spinne ihr Netz gespannt.
So voller Schönheit und Eleganz, so zart und doch kräftig, ein Meisterwerk und doch so tödlich.
Die Fliege versuchte sich aus der Falle zu befreien, doch das Netz hielt sie in ihren klebrigen Armen gefangen.
Dann durchlief eine Woge das Netz und ein Schauer die Fliege.
Mit Panik im Blick sah sie ihren Tod vor Augen.
Die Spinne kam, die Künstlerin, die Meisterin – die Henkerin.
„Nie wieder werde ich die Wiese sehen, den Hof, die Tiere“ raunte die Fliege. „Mich nie wieder an einen köstlichen Pferdeapfel oder einem Kuhfladen laben.“
Die Spinne war nun ganz nah und hörte die Worte der Fliege.
„Ih, Du isst Sch*****!“ rief sie aus, zerschnitt das Netz und ließ die Fliege frei.
* Am Ende des Regensbogen sehen wir uns wieder. *
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GruftiHH
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Re: Meine Geschichten

Beitrag von GruftiHH »

Und hier meine Aufarbeitung vom G20 als Kurzgeschichte... könnte aber auch jede andere Demo sein.

Der Pflasterstein
Spoiler:
Er wurde von einer schwieligen Hand aufgehoben und eine Weile von einer vermummten Gestalt herumgetragen.
Worte und wilde Rufe drangen an sein Ohr, die er nicht verstand, aber die laut waren.

Dann wurde er weggeworfen.

In einem hohen Bogen flog er durch die Luft. Der Wind umspielte seine Seiten, und die Straße unter ihm huschte vorbei.

Er erblickte brennende Autos, Vermummte und noch mehr Seinesgleichen in deren Händen.

Dann traf er etwas hartes, weißes und spürte, daß das Getroffene zu Boden viel. Der letzte Blick, den der Pflasterstein erhaschte war der auf einen Polizisten, aus dessen Helm Blut floß.

Und der Stein weinte ....
* Am Ende des Regensbogen sehen wir uns wieder. *
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Anne Sloane
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Re: Meine Geschichten

Beitrag von Anne Sloane »

GruftiHH hat geschrieben:Und hier meine Aufarbeitung vom G20 als Kurzgeschichte... könnte aber auch jede andere Demo sein.

Der Pflasterstein
Spoiler:
Er wurde von einer schwieligen Hand aufgehoben und eine Weile von einer vermummten Gestalt herumgetragen.
Worte und wilde Rufe drangen an sein Ohr, die er nicht verstand, aber die laut waren.

Dann wurde er weggeworfen.

In einem hohen Bogen flog er durch die Luft. Der Wind umspielte seine Seiten, und die Straße unter ihm huschte vorbei.

Er erblickte brennende Autos, Vermummte und noch mehr Seinesgleichen in deren Händen.

Dann traf er etwas hartes, weißes und spürte, daß das Getroffene zu Boden viel. Der letzte Blick, den der Pflasterstein erhaschte war der auf einen Polizisten, aus dessen Helm Blut floß.

Und der Stein weinte ....
Sehr gute Geschichte - und sehr gute Aufarbeitung! Das sagt alles! :st:
Genauso sehe ich es auch!
Manchmal sind Menschen nicht erwünscht. Dann sollte ein unerwünschter Mensch gehen.
Wir werden uns wieder sehen, da bin ich mir sicher - aber nicht in diesesm Forum.
sonnenwind
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Re: Meine Geschichten

Beitrag von sonnenwind »

"Der Pflasterstein" hat mich emotional berührt, GruftiHH!
Klasse Geschichte... kurz, aber aussagekräftig! :st:

Und "Die Fliege"... klasse Ende! :)
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Elena
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Re: Meine Geschichten

Beitrag von Elena »

Der Pflasterstein macht echt betroffen. :(

Die Fliegenrettung ist lustig! :lol:
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GruftiHH
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Re: Meine Geschichten

Beitrag von GruftiHH »

Und noch eine Stein Geschichte.


Der Stein in der Mauer
Spoiler:
Es war ein wunderbarer, sonniger und warmer Tag, als er von Meisterhand geformt und gebrannt wurde.
Seine Farbe war rot – so rot wie das Blut, das vor seinen Augen mehrfach vergossen werden sollte. Sehr zu seinem Leidwesen, denn der Mauerstein, von dem hier die Rede ist, wurde zu einem Teil eines Gebäudes, das eigentlich Frieden und Hoffnung ausstrahlen sollte.
Doch lest selbst, was dem Stein widerfahren ist.

*

Ungeduldig wartete er schon seit Tagen darauf, an die Reihe zu kommen. Seine rote Farbe war vollkommen
und harmonierte sehr zu den übrigen Ziegelsteinen, die an der Dorfkirche verbaut wurden.
Dann war es endlich soweit – rauhe Hände trugen ihn hinauf auf den Turm und setzten ihn behutsam ein.
Das Werk war vollbracht, und das ganze Dorf war auf den Beinen.
Überall sah man glückliche und frohe Menschen, die feierten, dankbar hinauf auf die Turmspitze blickten, und einigen schien es, dass ein Stein dort oben besonders hell in der Sonne erstrahlte.
Es war unser Stein, der überglücklich seine ganze Pracht zeigte.
Den ersten Gottesdienst wird der Stein nicht vergessen. Zuerst war es furchtbar, denn die Glocken wurden geläutet
und der Lärm war so laut, daß der Stein gequält einen kleinen Sprung in der Ecke bekam.
Aber mit der Zeit gewöhnte er sich daran. Der Priester sprach die Gebete und seine Predigt auf Latein, denn 1530 war dieses noch üblich.
Es war eine schwere und grausame Zeit an einem noch grausameren Ort.
Das Dorf war in den Highlands gelegen, sehr weit im Norden Schottlands.
Das Wetter und die Menschen waren rauh und unwirtlich, so daß es eigentlich an ein Wunder grenzte, dss
bei der Einweihung des Gotteshauses, die Sonnenstrahlen ihr Lichterspiel auf die Wände und in das Innere malten.
Zuerst dachte der Stein, daß sein Platz so weit oben am schönsten sei.
Alle Leute blickten zu ihm auf und bemerkten seine einfache Schönheit.
An Regen- und Sturmtagen wünschte sich der Stein lieber einer der Steine zu sein, die am Altar oder am Hochamt ihr „Leben“ leben durften.
Die hatten es schön warm und trocken.
Wenn die Sonne den Kampf mit den Wolken gewonnen hatte, was wirklich selten vorkam, die war unser Stein
wieder froh an der Spitze des Turmes eingebaut worden zu sein.
So bemerkte er rasch, daß alles sein Vor- und Nachteile hatte.
Vielleicht sollten sich die Menschen, die unter ihm hin und herliefen sich dieses auch mal bewußt machen.
Dann kam ein Schock, der das „Leben“ unseres Steines sehr verändern sollte.
Der Nachbar-Clan griff das Dorf an; schon bald halten Kampfeslärm, Waffengeklirr und Todesschreie durch die Gassen und drangen zu dem Stein hinauf.
Er erblickte Menschen, die sich gegenseitig umbrachten und keine Kompromisse zuließen.
Die Schwerter waren stärker als die Vernunft, und so kam es, daß unser Stein einen zweiten Riß bekam. Dieses konnte er nicht verstehen.
Die Steine lebten immer friedlich neben einander; warum konnten es die Menschen nicht?
Lag es vielleicht daran, daß sie nicht so eng aneinander gefügt waren, wie die Steine?
Der Mensch ist das einzige Lebewesen, das aus anderen Motiven als Hunger tötet!
So grübelte der Stein und hing seinen Gedanken nach. Er sah hinab auf das Elend und Leid unter ihm und die Augen füllten sich mit Tränen....
Vielleicht sollte ich mal mehr "Steingeschichten" schreiben und zu einer Sammlung zusammenführen?
* Am Ende des Regensbogen sehen wir uns wieder. *
sonnenwind
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Re: Meine Geschichten

Beitrag von sonnenwind »

Deine "Steingeschichten" sind klasse, GruftiHH! Gut auf den Punkt gebracht und zu Herzen gehend. :st:
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Elena
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Re: Meine Geschichten

Beitrag von Elena »

Ich finde die Idee klasse, über den Umweg mit dem Stein aufzuzeigen, wie man besser miteinander leben kann. Gute Geschichte! :st:
Ein bisschen gesunder Menschenverstand, Toleranz und Humor - wie behaglich es sich dann auf unserem Planeten leben ließe.
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HOT
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Re: Meine Geschichten

Beitrag von HOT »

Ich hoffe, ich darf dem "Pflasterstein" eine kleine Fortsetzung anfügen:
Spoiler:
…auch der Polizist weinte.

…hatte er nicht Überstunden gemacht und kaum geschlafen, damit in Hamburg drei Tage lang eine gespenstische Ruhe herrschte? …Tag und Nacht nur der Lärm der kreisenden Hubschrauber über einer gelähmten Stadt …gesperrte Straßenzüge …kein Durchkommen für Radfahrer und Jogger an der Außenalster …verrammelte Schaufenster in der Innenstadt … er musste kleine Gruppen friedlicher Demonstranten auseinandertreiben …martialisch aufmarschieren in Star-Wars-Ausrüstung gegen singende junge Frauen, um das Versammlungsverbot durchzusetzen …verschwitzt am Rande einer Großdemo ausruhen nach Stunden ohne Wasser vor bunten Fahnen und lachenden, singenden Menschen…

…und dann die Scheiß-Chaoten…!

vergessen: die Argumente... …die Gegenargumente :vergessen

Es ist zum Weinen!
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