Die Olfaktoren . eine NON-PR-Fangeschichte

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Schnurzel
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Re: Die Olfaktoren . eine NON-PR-Fangeschichte

Beitrag von Schnurzel »

Ihr schafft es noch, mich zu überreden... Aber selbst, wenn ich mich breitschlagen lasse: vor Ostern läuft definitiv nix und selbst danach könnt ihr nicht jede Woche eine Fortsetzung erwarten, es sei ich erwische mal so einen Sonntag, wie ich ihn in einem meiner letzten Posts beschrieben habe.
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Todd
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Re: Die Olfaktoren . eine NON-PR-Fangeschichte

Beitrag von Todd »

Schnurzel hat geschrieben:Ihr schafft es noch, mich zu überreden... Aber selbst, wenn ich mich breitschlagen lasse: vor Ostern läuft definitiv nix und selbst danach könnt ihr nicht jede Woche eine Fortsetzung erwarten, es sei ich erwische mal so einen Sonntag, wie ich ihn in einem meiner letzten Posts beschrieben habe.
" Prima!" Sagte das Matchbox-Auto zur Seifenkiste. :st:

Ich komm am nächsten WE auch nur deswegen zum Weiterschreiben, weil ich mich zu guter Letzt doch noch die Erkältungs-Bazillen erwischt haben, sonst hätte ein zweitägiger Lehrgang im chinesischen Schwertkampf angestanden. :mellow:

LG

Todd
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Roi Danton
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Re: Die Olfaktoren . eine NON-PR-Fangeschichte

Beitrag von Roi Danton »

Todd hat geschrieben:
Schnurzel hat geschrieben:
Aber ich glaube das nicht, denn auch andere Story-Threads haben auch nicht mehr Zugriffe als mein Thread - außer Rois "Sohn von Minos", der läuft ganz gut.
Ja, eigentlich kann der Roi nicht quaken, tut er aber trotzdem :P

Todd
Doch der Roi quakt gerne, selbst wenn er keinen Anlass hat. Das Granteln, wir in Schwaben sagen 'Goschen' gehört zu seinem Wesen. Wenn er mal nicht maulen kann, dann stimmt was nicht. :o( :D B-) :unschuldig:
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Todd
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Re: Die Olfaktoren . eine NON-PR-Fangeschichte

Beitrag von Todd »

Roi Danton hat geschrieben:Toll diese Fortsetzung, Schnurzel! Besonders gefallen hat mir natürlich der Ansatz von Philosophie. Wer bei den Geiern ist nun jetzt Adamju?
Bin wirklich gespannt auf die Fortsetzung! :st:

Hoffentlich rufen jetzt endlich mehr Besucher diesen Thread auf. :o(
Na das passiert schon, liege ja gerade selber etwas platt und lesen hilft mir gegen Kopfschmerzen, aber irgendwann fallen einem doch die Augen zu.
:unsure:

LG

Todd
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Todd
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Re: Die Olfaktoren . eine NON-PR-Fangeschichte

Beitrag von Todd »

Schnurzel hat geschrieben:Ihr schafft es noch, mich zu überreden... Aber selbst, wenn ich mich breitschlagen lasse: vor Ostern läuft definitiv nix und selbst danach könnt ihr nicht jede Woche eine Fortsetzung erwarten, es sei ich erwische mal so einen Sonntag, wie ich ihn in einem meiner letzten Posts beschrieben habe.
Yô, ich bin jetzt gerade dabei, wo sich Joshua, Ilaria und Peter an die Farm anschleichen... und nachdem ich die 12 hier verfügbaren Teile verkindelt habe, erwarte ich Lesefutter. :)

LG

Todd
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Schnurzel
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Re: Die Olfaktoren . eine NON-PR-Fangeschichte

Beitrag von Schnurzel »

Todd hat geschrieben:
Schnurzel hat geschrieben:Ihr schafft es noch, mich zu überreden... Aber selbst, wenn ich mich breitschlagen lasse: vor Ostern läuft definitiv nix und selbst danach könnt ihr nicht jede Woche eine Fortsetzung erwarten, es sei ich erwische mal so einen Sonntag, wie ich ihn in einem meiner letzten Posts beschrieben habe.
Yô, ich bin jetzt gerade dabei, wo sich Joshua, Ilaria und Peter an die Farm anschleichen... und nachdem ich die 12 hier verfügbaren Teile verkindelt habe, erwarte ich Lesefutter. :)

LG

Todd
Siehe mein obiges Zitat....
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Re: Die Olfaktoren . eine NON-PR-Fangeschichte

Beitrag von Todd »

Schnurzel hat geschrieben:
Todd hat geschrieben:
Schnurzel hat geschrieben:Ihr schafft es noch, mich zu überreden... Aber selbst, wenn ich mich breitschlagen lasse: vor Ostern läuft definitiv nix und selbst danach könnt ihr nicht jede Woche eine Fortsetzung erwarten, es sei ich erwische mal so einen Sonntag, wie ich ihn in einem meiner letzten Posts beschrieben habe.
Yô, ich bin jetzt gerade dabei, wo sich Joshua, Ilaria und Peter an die Farm anschleichen... und nachdem ich die 12 hier verfügbaren Teile verkindelt habe, erwarte ich Lesefutter. :)

LG

Todd
Siehe mein obiges Zitat....
Und so lange hockt man bei Dir jetzt mit den Terroristen in der Steppe... :P
Das war schon ein seltsames Gefühl, als ich weiterblätterte und es erschien dieselbe Seite... :(
Bis hierhin auf jeden Fall ein Pageturner. Würde mich freuen, wenn es so weiterginge...

LG

Todd
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Todd
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Re: Die Olfaktoren . eine NON-PR-Fangeschichte

Beitrag von Todd »

[quote="Schnurzel" Deinen Teil 7 nehme ich mir übrigens spätestens am Wochenende vor.[/quote]

Ich warte! B-) Wie Du siehst, ist auch Dein Weg zur Hölle mit guten Absichten gepflastert. :lol: :devil:

Habe mir hier noch mal einige Kritiken durchgelesen. Au weia! Wenn der Fortgang in Deiner Story schon als zäh erscheint, dann müsste ich
ja erst recht und noch viel mehr Tiger in den Tank packen. :unsure:

Vielleicht trägt aber auch das Medium etwas zum Eindruck bei, am PC zu lesen ist echt ätzend, während ich mich gewundert habe, wie schnell so ein kapitel auf dem Kindle gelesen war. :o

LG

Todd
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Alexandra
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Re: Die Olfaktoren . eine NON-PR-Fangeschichte

Beitrag von Alexandra »

Todd hat geschrieben: Habe mir hier noch mal einige Kritiken durchgelesen. Au weia! Wenn der Fortgang in Deiner Story schon als zäh erscheint, dann müsste ich
ja erst recht und noch viel mehr Tiger in den Tank packen. :unsure:

Vielleicht trägt aber auch das Medium etwas zum Eindruck bei, am PC zu lesen ist echt ätzend
Allein das Vorzeigen einer in Entstehung befindlichen Geschichte lockt halt auch viele Teufelchen an, die einem auf der Schulter rumsitzen und flüstern, dass es so nicht geht.
Andererseits ist vieles davon natürlich wichtige, konstruktive Kritik.

Ich finde, Schnurzel hat eben vor allem dieses eine Problem mit der mangelnden Abwechslung - immer mal wieder ein bisschen mehr Dialog oder auch mal was Witziges zwischendrin, das würde seine schönen Beschreibungen gleich viel besser zur Geltung bringen.
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Todd
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Re: Die Olfaktoren . eine NON-PR-Fangeschichte

Beitrag von Todd »

Alexandra hat geschrieben: Allein das Vorzeigen einer in Entstehung befindlichen Geschichte lockt halt auch viele Teufelchen an, die einem auf der Schulter rumsitzen und flüstern, dass es so nicht geht. Andererseits ist vieles davon natürlich wichtige, konstruktive Kritik.
Das wäre ja zu wünschen. Leider kommt da doch - zumindestens bei den NEO-Fanstories - relativ wenig. Dabei ist mir z.B. völlig klar, dass es jede Menge zu verbessern gibt, würde mich auch wundern, wo die letzten längeren Texte, die ich zuvor schrob, Aufsätze waren und das ist 40 Jahre her. :unsure: Käme jetzt sogleich ein derartiges Teufelchen daher, könnte es also schon mal helfen, den nächsten Text etwas besser zu machen. Und sollte ihm selber seine Kritik gar zu harsch erscheinen, ob verdient oder nicht, gäbe es zur Not noch die PN. Alles besser, als Schweigen im Walde.
Ich finde, Schnurzel hat eben vor allem dieses eine Problem mit der mangelnden Abwechslung - immer mal wieder ein bisschen mehr Dialog oder auch mal was Witziges zwischendrin, das würde seine schönen Beschreibungen gleich viel besser zur Geltung bringen.
Kannste mal sehen, das ist mir nicht mal aufgefallen. :o(

LG

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Re: Die Olfaktoren . eine NON-PR-Fangeschichte

Beitrag von Alexandra »

Todd hat geschrieben:[
Ich finde, Schnurzel hat eben vor allem dieses eine Problem mit der mangelnden Abwechslung - immer mal wieder ein bisschen mehr Dialog oder auch mal was Witziges zwischendrin, das würde seine schönen Beschreibungen gleich viel besser zur Geltung bringen.
Kannste mal sehen, das ist mir nicht mal aufgefallen. :o(

LG

Todd
Ei, das ist auch nur ein Aspekt.
Mein Beitrag damals (der letzte hier) war auch nicht so das Neueste, mir ging damals die Puste aus und ich musste mich bis gestern echt auf die Arbeit konzentrieren. Jetzt bin ich schon wieder ein wenig aufgelebt und suche alte Orte auf.
Fühle mich wie die Frequenzmonarchie. :)
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Todd
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Re: Die Olfaktoren . eine NON-PR-Fangeschichte

Beitrag von Todd »

Alexandra hat geschrieben:
Todd hat geschrieben:[
Ich finde, Schnurzel hat eben vor allem dieses eine Problem mit der mangelnden Abwechslung - immer mal wieder ein bisschen mehr Dialog oder auch mal was Witziges zwischendrin, das würde seine schönen Beschreibungen gleich viel besser zur Geltung bringen.
Kannste mal sehen, das ist mir nicht mal aufgefallen. :o(

LG

Todd
Ei, das ist auch nur ein Aspekt.
Mein Beitrag damals (der letzte hier) war auch nicht so das Neueste, mir ging damals die Puste aus und ich musste mich bis gestern echt auf die Arbeit konzentrieren. Jetzt bin ich schon wieder ein wenig aufgelebt und suche alte Orte auf.
Fühle mich wie die Frequenzmonarchie. :)
Scheint wohl einigen so gegangen zu sein. :unsure: Ist aber ja nicht verkehrt, mal was anderes zu machen und es ging ja auch noch nicht weiter mit den Olfaktoren. Was soll´s? Mit meiner Story ja auch nicht, aber nachdem ich mal einen Teil nach Monaten noch mal gelesen und auch laut vorgelesen habe, gelangte ich zu dem Schluss, dass es nicht schaden könnte, mal einen Schreibratgeber zu lesen... was den Gruselfaktor noch steigerte.. aber besser mak am Anfang gruseln, als noch weiter in die Sackgasse zu schreiben.. :unsure:

LG

Todd
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Schnurzel
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Re: Die Olfaktoren . eine NON-PR-Fangeschichte

Beitrag von Schnurzel »

Seufz, ihr habt mich wieder an meinen schönen Thread erinnert.

Ich habe zwar wegen der enttäuschenden Resonanz immer noch nicht vor, die Geschichte zu Ende zu schreiben, aber ich hatte Ende 2013 schon an der Fortsetzung gedoktert ("Die Thetyaner"), als Roi Danton sein GCversum noch nicht begraben hatte. Bevor diese wenigen Seiten digitalen Schimmel ansetzen, werde ich sie kommentarlos und unedited hier reinstellen. Dass ich den kleinen Bezug zum GCversum nicht umgeschrieben habe, mag mir Roi verzeihen.

Viel Spaß - und bitte keine weiteren Überredungsversuche! Vielleicht lasse ich mich breitschlagen, wenn es wieder um 16 oder 17 Uhr dunkel wird, aber auch nur vielleicht!










DIE THETYANER



1. FONTAINE, ANEMOI, 88 n.V.

An seinem achtundzwanzigsten Geburtstag wachte Joshua auf und tastete mit seiner rechten Hand nach dem Kissen neben sich, aber es war leer. Gähnend rieb er sich den Schlaf aus den Augen.

Seine Lebensgefährtin war bereits wach und bereitete sicher das Frühstück zu. Er freute sich bereits darauf; heute konnten sie sich Zeit lassen, denn er hatte einige Tage frei genommen. Er gähnte wieder ausgiebig und fragte sich, ob heute rechtzeitig zu seinem Geburtstag endlich die gute Nachricht kommen würde, auf die er schon seit Wochen wartete.

Er hörte es in der Küche rumoren und fragte sich, was sie heute für Köstlichkeiten zu bieten hatte, außer sich selbst. Er erinnerte sich noch gut an die letzten Geburtstage; das jeweilige Frühstück war jedes Mal bombastisch gewesen. Das „danach“ erst recht.

Als er schließlich das Tapsen nackter Füße im Flur hörte, krähte Keyshea erwartungsfroh. Sie saß wie immer auf einer Sitzstange und musterte Joshua mit schief gelegtem Kopf.

Sie kackte ungeniert. Gottseidank war unterhalb der Sitzstange ein Behälter mit Sägespänen aufgestellt, den Dala jeden Abend säuberte. Na, guten Appetit, dachte Joshua und verzog das Gesicht.

Dala betrat schließlich, einen Tablettwagen vor sich herschiebend, nur mit einem viel zu knappen Hemdchen bekleidet und einem strahlenden Lächeln auf den Lippen, das Schlafzimmer. Nein, es war eher ein dreckiges Grinsen, verbesserte er sich. Das sie immer aufsetzte, wenn die Hormone mit ihr durchgingen.

Warum konnten sie nicht immer so frühstücken, dachte er, hatte seinen Blick aber unverwandt auf den perfekt gebauten Körper vor ihm gerichtet. „Ich weiß schon, was ich mir als Nachtisch wünsche“, ging Joshua auf das dreckige Grinsen ein.

„Warum fangen wir nicht gleich mit dem Nachtisch an“, neckte Dala und wackelte mit den Hüften. „Spart Kalorien. Und verbraucht welche.“

Joshua deutete auf die kulinarischen Köstlichkeiten. „Wenn ich mir das so alles ansehe, muss ich mir das noch genau überlegen.“

Dalas blaue Augen blitzten und sie warf den Kopf in ihrer typischen Art zurück. Die lange Nase ragte in einem Winkel von ungefähr fünfundvierzig Grad empor. „Was hast du heute sonst noch vor?“ drohte Dala schnippisch. „Insbesondere kurz vor oder kurz nach Mitternacht?“

„Jemanden vernaschen“, antwortete Joshua, erwischte Dala am Handgelenk und zog sie auf das Bett. Sie kreischte. Beide schlugen kichernd mit den Kopfkissen aufeinander ein, was Keyshea mit einem auffordernden Krächzen quittierte.

Schließlich hielt Joshua inne. „Wir sollten uns mit dem Frühstück sputen. Die Fähre wird nicht auf uns warten“, sagte er, um Ernst in der Stimme bemüht.

Wie so oft an verlängerten Wochenenden oder gemeinsamen Urlauben unternahmen sie eine Reise in den Westen, zu den Großen Wäldern, wo es Dala magisch hinzog, weil sie dort nur allzu sehr an ihre Heimat Thetys, den Dschungelplaneten, erinnert wurde. So auch an diesem Wochenende. Die Fähre war ein öffentliches Verkehrsmittel, das zweimal am Tag zwischen Fontaine und Groteau pendelte. Verpassten sie die morgendliche Fähre, so würden sie einen halben Tag verlieren. In Groteau, der größten Stadt in und am Großen Wald, wartete dann ein Mietgleiter auf sie.

Joshua waren diese finsteren Wälder etwas unheimlich, aber gleichzeitig war er fasziniert von der dortigen Vielfalt an Flora und Fauna, die es in diesem Umfang in der Steppe nicht gab.

Wenn sein Versetzungsgesuch Erfolg hatte, würde er sich an unendliche Wälder gewöhnen müssen. Wie auf Kommando ertönte der Türsummer. Während er noch nach Kleidung suchte, um seine Blöße zu bedecken, hatte sich Dala schon einen Bademantel übergeworfen und eilte in den Flur.

Eine Minute später kam sie zurück und wedelte mit einem Briefumschlag in der Hand. Joshuas Herz schien kurz auszusetzen. Nur wichtige, hochoffizielle Mitteilungen wurden per Kurier übermittelt, anstatt als digitale Datei auf einem Kom zu landen, wo sie gehackt werden konnten. Er schüttelte verständnislos den Kopf. Auch wenn die Verschlüsselungstechniken in den letzten beiden Jahrzehnten enorme Fortschritte gemacht hatte, waren die Hacker den Behörden immer einen zwar kleinen, aber oft entscheidenden Schritt voraus.

„Ich denke, du weißt, was das ist“, sagte Dala gedehnt. Ungeduldig riss Joshua ihr den Umschlag aus der Hand. Mit fahrigen Bewegungen öffnete er ihn und seine Lippen bewegten sich mit, als er das Schreiben las.

Schließlich warf er Brief und Umschlag hoch in die Luft, dass Keyshea empört flatterte und krächzte.

„Ja!“ schrie er nur. Dala verstand, natürlich, und sank sprachlos und erleichtert auf das Bettlaken. Endlich. Joshuas Versetzung nach Thethys, dem Heimatplaneten seiner Lebensgefährtin, war bewilligt. In wenigen Wochen würde er die feuchte, immer etwas modrige Luft der Dschungelwelt riechen und wahrscheinlich den reinen, klaren Duft nach Gras schmerzlich vermissen. Ja, er würde sogar den Gestank nach Pferdedung vermissen, dem er so oft in seiner Jugend ausgesetzt gewesen war. Und die endlose Weite der Steppe. Und den Geschmack und Duft von frisch gegrilltem Rind- oder Steppenrennerfleisch. Und… Seine Mutter, seinen Vater. Er winkte ab und verdrängte diese Gedanken. Er freute sich schließlich auf die neue Aufgabe im diplomatischen Dienst Anemois.

Dala hatte ihr Arbeitsverhältnis bereits lange vorher auf Alternativen abgeklopft und Optionen sowohl für Anemoi als auch für Thetys. Ihr Gesicht strahlte. Nun hatte sie endlich Planungssicherheit.

Joshua blickte Keyshea an. Wie würde das alte Mädel auf Thetys zurechtkommen? Welche Zeit war prägender gewesen? Ihre jungen Jahre auf Thetys oder die Zeit auf Anemoi?

Unter dem dichten Blätterdach der Dschungelriesen hatte sie auf wesentlich mehr Hindernisse zu achten als in den Steppen von Anemoi, über die sich austoben konnte. Nun, sie würden sehen. Im Großen Wald Anemois machte sie sich jedenfalls nicht schlecht. Und die nächsten Tage konnten sie zumindest noch einmal üben. Außerdem hatte sie einige Jahre auf Thetys gelebt, als die Zed’hä sich zurückgezogen hatten.

Joshua erinnerte sich.

Nach den Ereignissen auf der Enamena-Farm vor zwölf Jahren waren die Zed’hä Hals über Kopf von Anemoi geflüchtet, kurze Zeit später auch von Thetys, mit der Begründung, ihr Verhältnis zu den Menschenvölkern zunächst zu überdenken und neu zu bewerten. Die Menschen hatten keine andere Wahl, als dies zu akzeptieren. Da ausschließlich die Zed’hä über Raumschiffe mit Überlichtantrieb verfügten, riss der Kontakt komplett ab. Der Bau von Überlichtschiffen aus anemoianischer Produktion war zwar projektiert, aber es konnte noch viele Jahre dauern, bis das erste Schiff flog, erst recht ohne Beratung durch die Zed’hä-Ingenieure. Das einzige, was die Zed’hä noch taten, war, die Menschen von Anemoi, Thetys oder Lavadero auf ihren jeweiligen Heimatplaneten zurückzubefördern. Lavadero wurde komplett von Menschen geräumt, und nur wenige Thetyaner blieben freiwillig auf Anemoi und umgekehrt. Dala und ihre Familie gehörten nicht dazu, denn sie und die anderen Betreuer wurden durch den Rückzug der Zed‘hä praktisch arbeitslos und reisten zurück nach Thetys.

Joshua sah Dala mehrere Jahre nicht. Zwischen Anemoi und Thetys war ohne die Plastikraumschiffe der Zed’hä jeder Kontakt abgebrochen. Funkkontakt war ohnehin nicht überlichtschnell möglich. Die wenigen freiwillig auf Anemoi zurückgebliebenen Thetyaner waren somit heimatlos geworden, ohne Aussicht auf Rückkehr, solange die selbstgewählte Isolation der Zed’hä andauerte.

Viele Anemoianer, die dem Kontakt zu den Fremdwesen eher skeptisch gegenüber standen, wurden sich erst jetzt dessen bewusst, was der Verlust des Kontaktes sowohl zu den Zed’hä als auch zu dem Schwestervolk im Einzelnen bedeutete. In den wenigen Jahren des Kontaktes hatte die Gesellschaft Anemois eine Änderung erfahren, die nur noch von den Umwälzungen übertroffen wurden, die zum Ende des Vergessens führten. Zwar in vielen Dingen immer noch dem Clandenken der letzten knapp siebenhundert Jahre behaftet, hatte sie sich in vielen anderen Dingen geöffnet, war freier und progressiver geworden. Die Enttabuisierung einer in Tabus und Ritualen erstarrten Gesellschaft, dachte Joshua. Es lebten 88 Jahre nach dem Vergessen nur noch sehr wenige Leute, die damals aufgewachsen waren und heute noch Einfluss besaßen. Auch die Macht der Clans war im Zuge der Umwälzungen geschrumpft, auch wenn sie immer noch eine wichtige Rolle spielten.

Zyniker unter den Anemoianern wurden nicht müde zu erwähnen, dass die Wächter Anemois, obwohl bei der Geiselnahme grandios gescheitert, ihr Ziel doch noch erreicht hatten. Es gab sogar einige, die behaupteten, dass Adamedu sich die Geiselnahme hätte sparen können. Hätten die Wächter stattdessen ein Massaker unter den Zed’hä angerichtet, wäre ihre Vertreibung nachhaltiger oder sogar irreversibel gewesen. Solche Stimmen wurden aber ignoriert und gesellschaftlich geächtet.

Joshuas Beziehung zu Ilaria ließ sich zunächst gut an, wurde jedoch auf eine harte Probe gestellt, als sie ein Stipendium an einer Universität im fernen Osten erhielt und er in Fontaine blieb, um seine Ausbildung im diplomatischen Dienst zu beginnen. Die Wochenendbeziehung der beiden funktionierte eine Weile bestens. Sie konnten allerdings nicht verhindern, dass sie sich mit der Zeit auseinander lebten, bis sie schließlich ihre Beziehung in gegenseitigem Einvernehmen und in aller Freundschaft beendeten. Wobei die Trennung von ihr ausging. Ilaria war eine fröhliche und warmherzige Frau, die allerdings ein klares Ziel vor Augen hatte: eine Karriere als Astrophysikerin auf einem Observatorium im Orbit anzustreben, vielleicht sogar den Flug auf einem Plastikraumschiff zu den Sternen, sollten sich die Zed’hä besinnen. Eine feste Beziehung oder gar das Gründen einer Familie mit Kindern war für sie zweitrangig. Joshua fragte sich, wie sein Vater das geschafft hatte und erst recht, wie er die Familie all die Jahre zusammenhalten konnte.

Joshua blieb nach der Trennung eine Weile ohne Partner, denn seine Ausbildung erforderte seine ganze Aufmerksamkeit und Kraft; so redete er es sich zumindest ein. Trotz des Einvernehmens hatte ihn die Trennung tief getroffen. Ilaria war die Liebe seines Lebens gewesen, aber nichts schien von Dauer zu sein, nicht einmal dies.

Ilarias weiterer Weg führte sie über ihr Studium tatsächlich ins All, genau wie ihren Verwandten und Vorbild Georgio. Die zweite Tocacelli, die ihren Heimatplaneten verließ. Sein Vater sah sie wesentlich öfter als er. Und jedes Mal, wenn er seinen Vater sah, musste er an sie denken, so dass sich ihm der Magen umstülpte, was dazu führte, dass er seinen Vater bei seinen seltenen Besuchen zunehmend mied und dadurch sein Verhältnis zu Russ Duncan ebenfalls auf eine harte Probe gestellt wurde, sehr zum Leidwesen seiner Mutter Carlotta. Aber auch das gab sich nach einer Weile. Schließlich heilte die Zeit jede Wunde, wenn auch Narben zurückblieben. Joshua fragte jedenfalls nie mehr nach ihr und Russ redete nie über sie. Diese unausgesprochene Übereinkunft bestand heute noch.

Peter Duncan hatte er seit den Tagen der Geiselnahme nie wieder gesehen. Naomi hatte ihn sofort zurückgeschickt. So viel Joshua wusste, hatte seine Familie Peter in die ferne Nordprovinz abgeschoben, zwar auf einen gut dotierten Posten, aber die Nordprovinz war weit ab vom Schuss, und dort konnte Peter nicht allzuviel Schaden anrichten. Er hatte sich aber, wie Joshua hörte, wider Erwarten recht gut entwickelt.

Auf Lavadero hatten sich in der Zwischenzeit zwei in etwa gleich große Fraktionen gebildet, die Isolationisten, die jeglichen Kontakt mit den gewalttätigen Menschen ohne Wenn und Aber abbrechen, ja sogar die interstellare Raumfahrt komplett einstellen wollten und die Sociabilisten, denen zwar die dunkle Seite der Menschen ebenfalls Angst machte, die aber der Meinung waren, dass diesem ansonsten friedliebenden Volk die Zukunft gehöre und weiterer Kontakt auch zum Nutzen der Zed’hä unvermeidlich sei, in einem Universum, das womöglich noch gewalttätigere Rassen hervorbrachte, wie das Schicksal der Liga von Tara bewiesen hatte.

Der Streit zwischen beiden Fraktionen gehörte zu den erbittertsten, der je auf Lavadero geführt wurde, aber die Sociabilisten setzten sich schließlich durch. Also nahmen die Zed’hä wieder Kontakt zu den Menschen auf, so dass sie innerhalb kurzer Zeit samt ihren Betreuern wieder das inzwischen fertig gestellte Botschaftsgebäude in Fontaine bezogen.

Dala traf er zufällig wieder, als er während einer Mittagspause durch einen Park im Regierungsviertel schlenderte und plötzlich ein rot-schwarz gefiederter Vogel auftauchte und ihn aufgeregt krächzend umkreiste. Als dann Dala auf der Suche nach Keyshea auftauchte, konnte ihre Verblüffung nicht größer sein, als sie ihre Tierschwester auf der Schulter von Joshua vorfand. Im Nachhinein erfuhr er, dass Keyshea den Kontakt zu Dala kurzzeitig geblockt hatte, um sie zu überraschen; dies war perfekt gelungen. Joshua hatte dem Vogel zwar eine gewisse Halbintelligenz unterstellt, aber dieses Verhalten war schon erstaunlich. Er musste lächeln, als er an diese Begebenheit dachte, denn Dala und er waren sich daraufhin lachend in die Arme gefallen und auf dem Weg haltlos herumgetanzt, so dass zufällig vorbeikommende Passanten verständnislos die Köpfe schüttelten.

Alles andere ergab sich dann wie von selbst. Keyshea als 1A-Kupplerin, dieser Gedanke hatte etwas. Vor allem, wenn man bedachte, mit welchem Misstrauen sie anfangs einander begegnet waren.

Joshua zwang seine Gedanken zurück in die Gegenwart und widmete sich dem fürstlichen Frühstück.


2. FONTAINE, ANEMOI, 88 n.V., ein paar Wochen später

Bevor sie nach Thetys aufbrachen, hatte Joshua allerdings noch etwas zu erledigen. Jahrelang hatte er nicht mehr daran gedacht, aber vor einigen Monaten war ihm dieser Datenstick eingefallen, den er damals vor den Terroristen versteckt hatte. All die Hektik nach ihrer Befreiung, die Befragungen durch die Behörden und schließlich sein arbeitsreiches Praktikum und nicht zu vergessen die gemeinsame Zeit mit Ilaria auf der Enamena-Farm hatten ihn das winzige Ding schlicht und einfach vergessen lassen.

Wahrscheinlich war der Stick uninteressant und es waren nur ein paar persönliche Dateien des Eremiten darauf, vielleicht ein paar Fotos, Tagebucheinträge oder so etwas in der Art. Dann konnte er ihn Naomi schenken, gewissermaßen eine Erinnerung an eines der Mysterien aus ihrer Kindheit. Wem hätte er es sonst geben können, denn die Herkunft des Eremiten war nachwievor unbekannt, es sei denn, der Stick brachte Licht in dieses Dunkel.

Joshua wollte den Ausflug unbedingt alleine unternehmen. Die Steppe war seine Welt, nicht Dalas. Dass Dala an jenem Wochenende beruflichen Verpflichtungen nachzugehen hatte, kam ihm zugute, denn es ersparte ihm eventuelle unliebsame Diskussionen. Er kannte seine Gefährtin.

Er ließ es sich nicht nehmen, auf der Enamena-Farm Zwischenstation zu machen. Er gab vor, vor seiner Abreise nach Thetys noch einmal die Weite der Steppe mit all seinen Sinnen spüren zu wollen, was zwar stimmte, aber nur zum Teil, denn sein eigentliches Ziel war natürlich der Stick, von dem niemand außer ihm wusste.

Naomi freute sich aufrichtig, ihn zu sehen und auch in den Augen von Migel Onyali blitzte es kurz auf. Der Verwalter war alt geworden, hatte aber noch nichts von seiner natürlichen Autorität eingebüßt. Im Laufe der Monate auf der Farm hatte Joshua ihn zu schätzen gelernt. Onyali war bisweilen hart und unnachgiebig, aber in seiner wortkargen, knurrigen Art immer fair gewesen. Und sie hatten einander respektiert, trotz des Altersunterschiedes. Joshua musste grinsen. So redselig wie an jenem Tag, an dem sie Onyali mit der Schusswunde in der Wildnis gefunden hatten, hatte er ihn allerdings nie wieder erlebt.

Nachdem er die Nacht im Gästehaus der Farm verbracht hatte, zufällig (oder auch nicht) in jenem Zimmer, das während der Praktikumszeit sein Zuhause gewesen war, brach er nach einem ausgiebigen Frühstück mit dem Mietgleiter zu den Anhöhen auf. Es war Spätherbst und feucht und bitterkalt.

Es hatte sich zwar nichts verändert an den Anhöhen, aber es kostete ihn eine Menge Zeit, die Stelle wiederzufinden, an der sie damals gerastet hatten. Dann ging es allerdings schnell. Er fischte den winzigen Stick aus der Felsspalte heraus und drehte ihn in den Händen. Äußerlich schien er unversehrt, aber was hatte die Witterung von zwölf langen Jahren in seinem Innern angerichtet? Er steckte ihn in den Port seines Koms und wartete gespannt auf eine Reaktion. Ein leises „Pling“ erklang. Sein Kom erhielt Zugriff auf den Datenträger. Joshua atmete erleichtert auf.

Er überlegte, den Inhalt des Sticks an Ort und Stelle durchzusehen, entschied sich aber dagegen. Auch wenn das Innere des Gleiters ihn vor den Unbilden der Natur schützte, wartete zuhause eine warme, gemütliche Wohnung und ein Glas guten Weins auf ihn. Dala würde ihn heute nicht vor Mitternacht stören, denn sie war als Betreuerin und Dolmetscherin auf einer Konferenz beschäftigt.

Er blieb noch etwa fünfzehn Minuten einfach so stehen, bis seine Haare klatschnass waren und atmete in tiefen Zügen die frische, klare Luft ein, die, so kalt sie war, in seinen Bronchien stach. Wahrscheinlich war es das letzte Mal für längere Zeit, dass er dieses Gefühl genoss und das Grasmeer wild im Wind wogen sah.

Er bestieg schließlich wieder den Gleiter und versuchte die Höhle des Eremiten zu finden. Das erwies sich als relativ leicht, denn Naomi hatte seinerzeit das Buschwerk vor dem Eingang roden und die Höhle, wie angekündigt, zumauern lassen, mit seinen sterblichen Überresten im Innern und all seinen persönlichen Gegenständen. Außer dem Stick, dachte Joshua. Ein angemessenes Grabmal für jemanden, der zur Legende geworden war, zumindest in dieser Gegend. Nun ja. Er beschloss, nicht zu landen und nahm Kurs nach Norden, Richtung Fontaine. Vielleicht würde er ja anhand des Sticks herausfinden, wer der Eremit wirklich gewesen war, welcher Mensch und welches Schicksal sich hinter ihm verbarg.

Etwa nach einer halben Stunde fädelte er in das Verkehrsleitsystem der Hauptstadt ein und landete weitere zwanzig Minuten später vor dem Eingang seines Wohnhauses. Der Mietgleiter flog wieder selbständig zu seiner Servicestation zurück.

In seiner Wohnung angekommen, nahm er zunächst eine heiße Dusche und schenkte sich als nächstes ein Glas des hervorragenden Rotweins von den Südhängen der Mezzaluna-Berge im Osten ein. Er schaltete das Kaminfeuer-Holo ein, das zwar den gemütlich flackernden Lichtschein imitierte, aber die wohlige Wärme eines echten Kaminfeuers, wie er es aus den Wohnhöhlen des MacAillan-Clans kannte, vermissen ließ.

Joshua verband seinen Kom mit dem Monitor und rief voller Erwartung die Daten aus dem Stick ab. Da sie mit uralter Software geschrieben waren, hatte er anfangs einige Schwierigkeiten. Schließlich war der Stick mehr als fünfzig Jahre alt.

Er fand zunächst Dutzende von Dateien, entweder in schriftlicher Form, als Audio oder als Video. Die schriftlichen Dokumente waren in einer Schrift abgefasst, die noch fremdartiger aussah, als die ihm bekannten asiatischen Schriftzeichen von der alten Erde. Demzufolge konnte er sie nicht lesen.

Auch die Audio- und Videodateien waren vollkommen fremdartig. Er war sich sicher, dass die dort verwendete Sprache nicht irdischen Ursprungs sein konnte. Auch kein Zed’hä-Slang, den er zwar immer noch nicht verstand, geschweige denn sprach, den er aber durchaus von dieser fremden Sprache unterscheiden konnte.

Die Szenen aus den Videos muteten an, wie aus einem gut gemachten Holospiel. Ein fremder Planet, Humanoide mit dunkler Hautfarbe, wallenden hellen Haaren und goldenen Mustern und – er spürte, wie das Blut aus seinem Gesicht wich – dunkle Würfelraumschiffe einer Bauart, die ihm aus den uralten Aufzeichnungen der Liga von Tara bekannt war. Der Feind!

Fassungslos sah er zu, wie ein Planet unterging.

Die Vernunft gebot, die Filmaufzeichnungen tatsächlich für ein gut gemachtes Holospiel zu halten, aber welchen Grund hätte es gegeben, es in einer komplett fremden Sprache zu vertonen? Je mehr er darüber nachdachte, desto mehr kam ihm die Überzeugung, dass die Aufzeichnungen authentisch sein mussten.

Wie im Fieber durchforstete er weitere Dateien, aus denen er schlussfolgerte, dass die Goldenen vor dem unheimlichen Gegner flohen und woanders eine neue Heimat fanden, auch wenn er nach wie vor kein Wort verstand.

Schließlich, es ging bereits auf Mitternacht zu, stieß er auf eine Video-Datei, die anders war als die bisherigen. Im Hintergrund eine geräumige Höhle, die ihm verdammt bekannt vorkam und ein menschliches Gesicht, das sich vor die Kamera schob. Der Eremit! Der geheimnisvolle Mann begann zu berichten, in Anglatara, mit rauer Stimme, aber bedächtiger Sprache – eine Zusammenfassung dessen, was er sich in den letzten Stunden anhand der fremden Videos zusammengereimt hatte. Außerdem lüftete der Eremit seine Identität. Joshua wurde blass.

Er bekam unvermittelt Sodbrennen. Und der Wein schmeckte ihm nicht mehr.

Joshua meinte, sein Kopf müsste ihm platzen. Sollte der Inhalt des Sticks, sofern er der Wahrheit entsprach und nicht der Fantasie eines Irren entsprang, bekannt werden, so konnten die Folgen noch weitreichender sein, als die Ankunft des ersten Plastikraumschiffes vor sechzehn Jahren.

Egal. Er brauchte jemanden, mit dem er nicht nur darüber reden, sondern dem er auch vertrauen konnte. Und zwar jetzt gleich! Dala glänzte immer noch durch Abwesenheit, wahrscheinlich war sie mit Kollegen noch in eine Bar gegangen. Mutter war gerade im Osten unterwegs, Freunde besuchen. Ihr stand zur Zeit sicher nicht der Sinn nach solchen Geheimnissen. Vater, ja… aber solange er nicht wusste, ob die Funkstrecke in den Orbit nicht irgendwie abgehört wurde...

Blieb nur eine Person, die hier in Fontaine war, der er sich anvertrauen konnte. Er griff zu seinem Kom. Es war schon spät, aber an Schlaf war diese Nacht nicht mehr zu denken.


3. FONTAINE, ANEMOI, 88 n.V., in der gleichen Nacht

Georgio Tocacelli genoss mit seinen siebzig Jahren mittlerweile den Ruhestand. Zwar war er etwas knurrig gewesen bei Joshuas Anruf zu solch später Stunde, aber dessen Andeutungen hatten ihn hellwach gemacht.

So stand Joshua eine halbe Stunde nach dem Anruf an Georgios Wohnungstür. Der Freund seines Vaters bat ihn herein. Joshua blieb unschlüssig im Türrahmen stehen. Er hatte Georgio schon eine Weile nicht mehr gesehen. „Komm schon rein“, knurrte dieser. „Oder willst du hier ewig rumstehen?“

Joshua zögerte einen Augenblick, betrat dann aber die Wohnung. Das, was ihn die ganze Zeit, zusätzlich zu der Geschichte des Eremiten, unterbewusst beschäftigt hatte, trat zutage und er konnte sich nicht verkneifen, zu fragen: „Was macht… Ilaria so?“ Im gleichen Moment wünschte er sich, er hätte diese Frage nie gestellt.

Georgio schaute ihn lange nachdenklich an, ehe er sagte: „So viel ich weiß, ist sie auf irgendeinem Zed’hä-Außenposten. Auf einem Mond oder auf einer Raumstation, was weiß ich, aber im Orbit um eine Supererde. Seit ungefähr einem Jahr. Wenn ich noch jünger gewesen wäre, hätte ich sie begleitet. Ich beneide die Kleine.“

Wieder eine lange Pause, die peinlich zu werden drohte. „Aber du bist sicher nicht gekommen, um mit mir über Ilaria zu reden!“ sagte er barsch. „Du bist doch mit Dala Zanodi verbandelt?“

Joshua ignorierte die Spitze und war froh, das Thema wechseln zu können, das er erst angefangen hatte. Er griff in die Hosentasche und holte den Stick hervor. „Das solltest du dir ansehen.“


Das war's. Mehr hatte ich nicht geschrieben....

PS: Mir sind beim Lesen zwei, drei kleine Ungereimtheiten aufgefallen. Wie gesagt, der Stoff ist Ende 2013 geschrieben und unedited.
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Alexandra
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Re: Die Olfaktoren . eine NON-PR-Fangeschichte

Beitrag von Alexandra »

Schnurzel hat geschrieben: enttäuschenden Resonanz...
Das liegt, glaube ich, an gewissen Eigendynamiken des Forums.

Würdest du die Sache fertigschreiben und per Eigenverlag kostenpflichtig ins Internet stellen, hättest du wahrscheinlich mehr Resonanz.
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Schnurzel
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Re: Die Olfaktoren . eine NON-PR-Fangeschichte

Beitrag von Schnurzel »

Danke für den Tipp, ich denk drüber nach.
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Todd
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Re: Die Olfaktoren . eine NON-PR-Fangeschichte

Beitrag von Todd »

Schnurzel hat geschrieben:Danke für den Tipp, ich denk drüber nach.
Von mir bekommst Du auf jeden Fall einen Kommentar, wenn ich es gelesen habe...
by the way... ich erinnere mich dunkel, auch noch ein Feedback als Außenstand zu haben... ;)

Einerseits nicht gar so wild, weil ich mein Zeugs überarbeiten muss, nachdem ich festgestellt habe, dass ich mit "discovery writing" bei einer längeren Story nicht weit komme... :unsure: andererseits darf man sich nicht über mangelndes Feedback beschweren, wenn man ggfs selbst auch keins gibt. B-)

LG

Todd
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Raumkapitän Nelson
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Re: Die Olfaktoren . eine NON-PR-Fangeschichte

Beitrag von Raumkapitän Nelson »

Es ist verdienstvoll, Fan-Storys zu schreiben. Danke Dir und auch den vielen anderen. Es sind hier und anderswo richtige Perlen zu entdecken. Allerdings auch das Gegenteil :devil: ;-) Das Hauptproblem, das mich davon abhält, mich öfter mit Fan-SF zu beschäftigen ist die angebotene technische Form. Das Lesen in Threads ist einfach anstrengend. Papier geht aus wirtschaftlichen Gründen bei Kleinstauflagen natürlich nicht.
Ich rege deshalb an, sich etwas ausführlicher mit dem Thema eBook zu beschäftigen. Es gibt eine ganze Reihe von Websites, die beschreiben wie man so etwas macht. Wenn man es dann einmal draufhat, ist es eigentlich ein Klacks. Es geht nur darum einmal die Basis anzulegen. Für uns als Leser ist es dann einfach, sich das eBook auf iPhone und iPad (in meinem Fall) zu laden. Man liest deutlich einfacher, man kann bei der zuletzt gelesenen Stelle weiterlesen, kann suchen, Lesezeichen setzen usw. Was den Autoren dann aber fehlt, ist das unmittelbare Feedback.
Das zweite Problem ist die Zersplitterung der Szene. Es gibt einfach zuviel Stellen, an denen man sich den Stoff suchen muss. Im scifinet ist ebenfalls eine Menge Stoff zu finden. Wenn man allerdings einmal damit anfängt, ufert es schnell aus und frisst die Zeit. Ideal wäre ein Blogger, der sich etwas intensiver mit der Szene beschäftigt und rezensiert. Und man sollte von dort aus bereits Direktlinks haben, also nicht zum Download die Website wechseln müssen. Ich habe ihn zumindest noch nicht gefunden.
Nein. Ich kann es nicht machen ^_^
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Schnurzel
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Re: Die Olfaktoren . eine NON-PR-Fangeschichte

Beitrag von Schnurzel »

Die hier angebotene Form ist auch mein Problem.

Die NEO-Fanstories und einige Sachen von Roi Danton habe ich angefangen auszudrucken, aber schnell damit aufgehört, als mir bewusst wurde, wieviel Papier das verschlingt.

Vielleicht sollte ich mir endlich mal einen ebook-Reader zulegen? Ich habe mir sagen lassen, die Sachen aus dem Forum über c&p in Word rein, vielleicht noch ein wenig bearbeiten wegen des Looks, und ab in den Reader. Kann man das mit allen Readern machen?
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Hideo
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Re: Die Olfaktoren . eine NON-PR-Fangeschichte

Beitrag von Hideo »

Ebooks erstellen ist recht einfach mit dem richtigen Programmen:

Ich nutze dafür generell Calibre.

1. Schritt: Den Text in einer Doc-Datei speichern. Ist, wie Schnurzel geschrieben, hat über C&P am einfachsten.
2. Schritt: Die Doc Datei in einer Website abspeichern (geht über Word mit "Speichern unter")
3. Schritt: Das ganze in Calibre einfügen. (Reicht eigentlich, die Website-Datei anzugeben)
4. Schritt: Die Website mit Calibre zu einem beliebigen E-Book konvertieren. (Mobi ist Amazon-standard)
5. Schritt: Das ganze auf den Reader übertragen.
6. Schritt: LESEN!

BTW: Hier nochmal eine Liste mit Fanstorys (nicht mehr aktuell)

Und Schnurzels Geschichte als Ebook (ich glaube das letzte Kapitel fehlt.)

Viel Spaß :D :st:
Alles hier gepostete ist meine eigene Meinung und auch als solche zusehen. Sollte sich jemand davon angegriffen fühlen, so kann er es gerne sagen.
Noch besser wäre es dann aber, in sich hinein zu horchen, um festzustellen, wieso...


Ein bisschen Lesestoff? Bödde: Vimes für's Kindle oder Vimes Thread

Mehr Stardust?
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Schnurzel
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Re: Die Olfaktoren . eine NON-PR-Fangeschichte

Beitrag von Schnurzel »

Hideo hat geschrieben: Und Schnurzels Geschichte als Ebook (ich glaube das letzte Kapitel fehlt.)

Viel Spaß :D :st:
Danke!
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HOT
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Re: Die Olfaktoren . eine NON-PR-Fangeschichte

Beitrag von HOT »

Habe also angefangen, Deine Geschichte zu lesen - konnte nicht warten - und habe dafür erst mal die Kosmischen Burgen für dieses Wochenende beiseite gelegt. Nach etwa einem Drittel kann ich über die "Story-Line" im Sinne von Spannungsbogen oder "Message" erst nichts sagen, sondern:

- Du bist ein sehr guter Erzähler, jedenfalls habe ich beim Lesen eine sonore Stimme im Kopf, die mir die Geschichte vorliest. Ich finde es erstaunlich für mich, der ich meine Protagonisten von Dialog zu Dialog hetze, immer in der Angst, es würde nicht dynamisch und spannend genug bleiben, wenn einer mal das Maul hält, durch Deine ruhige Art, in eine komplexe und immer interessanter werdende Situation eingeführt zu werden. Immer wieder kommt ein Hinweis so aus dem Hinterhalt, wo Du die erst mal recht alltäglich anmutende Situation immer mehr in Richtung Science-Fiction führst, bis man plötzlich mitten drin ist und Außerirdische zuhause einquartiert leben.

- Mein einziger Kritikpunkt bisher sind garnicht die Dialoge, von denen Du selbstkritisch schriebst, sondern die Beschreibung der Personen, wenn sie handeln, resp. sprechen. Mehrfach "grinsen" Deine Leute - ein Wort, was ich eher mit "hämisch grinsen" identifiziere, aber merke, dass Du wohl "freundlich grinsen" meinst. Dadurch war ich dann emotional etwas aus der Spur geraten. Ansonsten ist Deine Wortwahl sehr differenziert, aber angenehmerweise niemals übertrieben.

Bin gespannt, wie es weitergeht.
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GruftiHH
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Re: Die Olfaktoren . eine NON-PR-Fangeschichte

Beitrag von GruftiHH »

Da ich ja auch noch den "Kosmischen Burgen" Thread betreue musste ich da natürlich auch noch den nächsten Band lesen. :unschuldig:

Aber ich habe jetzt die Hälfte von Deinem Roman gelesen und finde ihn sehr gut. Was mir sehr gut gefällt, dass Deine Schreibe mir sehr liegt: Mehr Beschreibung, weniger Dialoge. Genau wie bei mir.

Wobei ich bei Deinen Dialogen stimmig finde. Also nichts Negatives an denen finden kann.

Auf jeden Fall bin ich gespannt auf mehr. :)
* Am Ende des Regensbogen sehen wir uns wieder. *
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Schnurzel
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Re: Die Olfaktoren . eine NON-PR-Fangeschichte

Beitrag von Schnurzel »

Hätte ich jetzt nicht gedacht, dass mein Thread nach solch langer Zeit wieder reaktiviert wird. Zwei neue Leser, immerhin. Danke für das Feedback.
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Schnurzel
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Re: Die Olfaktoren . eine NON-PR-Fangeschichte

Beitrag von Schnurzel »

Ach ja, GruftiHH und HOT, mich würde natürlich interessieren, wie euch die zweite Hälfte gefallen hat
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HOT
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Re: Die Olfaktoren . eine NON-PR-Fangeschichte

Beitrag von HOT »

Habe den auf dem Tolino lesbaren Teil durch, habe mit dem Rest angefangen. Bisher gleichbleibend gut. Mal sehen, was jetzt kommt.
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