Alexandras Spielplatz

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Alexandra
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Re: Alexandras Spielplatz

Beitrag von Alexandra »

Arthur hört sich nach einem erfolgreicheren Lebensweg an.

Bei mir geht's jetzt auch wieder los, ich fühle mich wie die Frequenzmonarchie.
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GruftiHH
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Re: Alexandras Spielplatz

Beitrag von GruftiHH »

Alexandra hat geschrieben:Arthur hört sich nach einem erfolgreicheren Lebensweg an.
Genau, dass ist der Widerspruch. :D
* Am Ende des Regensbogen sehen wir uns wieder. *
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Alexandra
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Re: Alexandras Spielplatz

Beitrag von Alexandra »

GruftiHH hat geschrieben:
Alexandra hat geschrieben:Arthur hört sich nach einem erfolgreicheren Lebensweg an.
Genau, dass ist der Widerspruch. :D
Ich denk drüber nach. Es sprießt schon was. Mal schauen, wie es sich einfügt.

Schade, dass du deinen Kollegen in der Geschichte noch nicht kennengelernt hast. Na ja.
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GruftiHH
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Re: Alexandras Spielplatz

Beitrag von GruftiHH »

Hallo Alexandra,

jetzt habe ich endlich auch Berber's Pride geschafft zu lesen. Sehr sehr gut. Auch Du bist eine gute Beobachterin. Der Zwiespalt von Gucky kann man gut nachvollziehen - und das Szenario erinnert mich an Bladerunner. Sehr gut und bildlich sind Dir die Beschreibung der Unterwelt gelungen. Du hast das Panorama sehr gut eingefangen. :st:
* Am Ende des Regensbogen sehen wir uns wieder. *
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Alexandra
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Re: Alexandras Spielplatz

Beitrag von Alexandra »

Hallo Grufti,
ha, ha, ha, du hast mir da ein schönes Ei ins Nest gelegt mit deinem Arthur und seinem Abgleiten. Hier ist der erste Teil des Abstiegs.

Diesmal habe ich mit dem Stil eines anderen österreichischen Autors experimentiert, den man den Namen unschwer entnehmen kann. Schon interessant, so schnell konnte ich mich noch nie durch die Zeit bewegen. Und diese reine Außenperspektive, auch wenn sie im Rahmen der personalen Erlebnisse bleibt, hatte ich auch noch nie.


Der Paradieb und der Berber

III. Amazigh
Spoiler:
III. Amazigh

Mit einem Mal hatte der Paradieb es geschafft. Mit seiner neuen Gabe erlebte er mit, was der in Berberkleidung verhüllte Mann sah, blickte quer über den Platz auf seinen eigenen, geparkten Gleiter. Fettglänzend und silbern sah er aus. Der Platz wirkte entrückt, Personen, Maschinen und Gebäude waren in ein eigentümlich metallisches Licht getaucht, als sähe er sie aus weiter Ferne und einer anderen Zeit. Der Blick ging nach unten. dort kreisten die Holotiere auf ihren künstlichen, verwehenden Sanddünen, unermüdlich und flackernd, Runde um Runde im Kreis. Vier Solar lagen im Holznapf. Von der Wetterkontrolle dosierte Windstöße wehten über den Platz, vermischt mit den Ausdünstungen von Essen, ungewaschenen Lebewesen, überfüllten Räumen und gelegentlichen Fetzen Musik. Die vier Solar ließen an gefüllte Teller denken, ohne Freude, sogar ohne Gier. Gelbe Stücke von Teigfladen in violettem Zwetschgenkompott. Darüber ein hartnäckiger Schleier wie Nebel und Gleichgültigkeit.

Gucky äugte von seinem Sitz aus hinüber. Der Mann kratzte sich am Hals, dann bückte er sich und fischte das Geld aus dem Napf. Während er es in die Tasche schob, wanderte sein Blick über das weite Oval. Er zog die dunklen Tücher um Kopf und Schultern enger zusammen. Unwillkürlich duckte sich Gucky mit. Der Mann war nicht nur resigniert, er versteckte sich auch. Der tröpfelnde Strom vorbeitreibender Passanten umkreiste ihn, zog sich um ihn zusammen wie Treibsand und ließ ihn zurück. Er fand im nachgiebigen Untergrund keinen Tritt und versank in der lichtlosen Tiefe. Die klammernde Hülle um ihn hatte Gesichter. Verzerrte, abgewandte, höhnische Gesichter. Hinterköpfe.

Erneut tauchte Gucky auf und bemühte sich, die drängenden Schattenbilder abzustreifen. Doch sie passten zu gut zu seiner eigenen Stimmung, sie verbanden sich augenblicklich mit seinen Träumen, die auf die Nacht lauerten, um ihn ganz zu besitzen. Was konnte ein Paradieb schon anderes erwarten, verspottete Gucky sich selbst, bemüht, seine Angst in höhnischer Selbstverachtung zu betäuben. Zynisch lachte er auf, hustete und konzentrierte sich. Er glitt er erneut in die Gedankenwelt des Obdachlosen, in dessen Psyche die Spuren ruhelosen Umhergetriebenwerdens nur zu deutlich zu spüren waren. Er sah sie wie schartige Krallenabdrücke in der klebrigen Dreckschicht um einen fettig verwahrlosten Herd, auf dem Schaben liefen.

Wieder tauchte er in die Gedanken des Berbers ein, sah Bilder, die der Mann selbst kaum bemerkte. Gesichter. Abgedunkelte Fenster. Ein in der eigenen Würde erstarrter älterer Mann mit grauem Haar im Bürstenschnitt, eine Frau im Kaftan mit ungewaschenem Haar und faltigem, verquollenem Gesicht, eine Sektflasche vor sich. Er fühlte abgestandene Luft. Ein schwarzer Engel, ein Flügel, der Wände verschob. Fluten, die sich ergossen. Sandwüsten, Lehmbauten. Eine blonde Frau, ein Dolch. Ein Fach voll Speicherkristalle. Junge Männer auf Kneipentour. Der Mann war einer davon, fühlte Gucky, früher und anderswo. Ein Raumhafen, eine in weitem Bogen an den Hang geduckte Stadt mit Nestern wuchernder Hochbauten. Raumschiffe verschiedener Bauart, dahinter Wüste und Fels.

Amazigh, tatsächlich. Der Berberplanet. Er sah wie damals aus. Gucky erinnerte sich an das gekrümmte Bergmassiv, das sich rings um die Hauptstadt erhob, mit diesem von eigenartigen Reliefs aus Säulen und Mosaiken zum Kunstwerk gewandelten Turm im Herzen der Stadt. Er sah Menschen in wallenden Gewändern mit echt terranischen Kamelen, dazwischen Raumfahrer in metallisch glänzenden Anzügen auf einem Bazar. Er tauchte auf, starrte blicklos die Gleiterfenster an. Damals hatte er alles gekonnt. Natürlich hatte er alles gekonnt. Die Erinnerung war unerträglich.

Wieder von außen und fern beobachtete er die schlaffe Gestalt, die hier auf Berber's Pride in Terrania fehl am Platze war und eben deshalb genau zu all dem anderen passte. Eine Brise Wüstenwind kam auf, die nach Brathähnchen roch. Woher dieser Typ wohl kam? Woher dieser Platz wohl kam? Behutsam tastete er die Grenze ab, die ihn von den Gedanken des Mannes trennten, und traf auf zähen Widerstand. Vergebens versuchte er, mehr als Bilder zu lesen. Er stöhnte und presste die Hände an den Kopf.

Zur gleichen Zeit dachte der Mann an die Vergangenheit, und seine Gedanken erzählten seine Geschichte, über die er grübelte, jeden Tag grübelte. Er hieß Arthur. Arthur Tarabas. Und seine Frage war dieselbe: Wie war er nur in diese Situation gekommen? Wie hatte das alles geschehen können? Er versuchte sich zu sammeln und ganz am Anfang zu beginnen. Als noch alles in Ordnung war.

Im August des Jahres fünfzehnhundertvierzehn Neuer Galaktischer Zeitrechnung lebte in der Hauptstadt Tamazight des Siedlungsplaneten Amazigh ein junger Mann namens Arthur Tarabas. Er war ein Terraner. Er entstammte einer jener Familien, die der Wunsch nach einem Lebensabend in Größe und Ruhm beherrschte und die deshalb auf einem jener Welten siedelte, die man als „kulturell konservative Randwelten“ bezeichneten. Arthur war der Sohn eines als Admiral pensionierten Schlachtschiffkommandanten. Sein Vater Joseph, ein Mann mit brandrotem Haar, hatte beim Angriff der Sterngaleonen auf Terra am 5. Oktober 1469 NGZ Ruhm und Ehre erworben. Heldentaten, mit denen Arthur aufgewachsen war, vor allem, seit sein Vater in Pension gegangen war und Terra verlassen hatte. Man hatte den hochdekorierten, wohlhabenden Pensionär auf Amazigh als Ehrenbürger begrüßt und aufgenommen. Auf dem Sohn lasteten hohe Erwartungen. Die Erfolge des Vater gaben den Maßstab, an dem er gemessen wurde.

Das Zusammenleben im Wohnzimmer war ein tägliches Hochamt. Die hohen, schmalen Fensterschlitze zu beiden Seiten wandüberspannender Holoschirme ließen das Tageslicht ein und verbargen trotzdem die Welt. Einer zeigte ewig heranrasende Sternengaleonen, die grob geformten Arme der Galeonsfiguren in Flugrichtung ausgestreckt, die blinden Augenhöhlen in irrlichternd funkelnd. Einer bildete die von Kunstsonnen umkreiste Erde ab, eingebettet in der Schwärze des Fimbul-Winters. Ein dritter hielt den Moment fest, in dem der Vater von Perry Rhodan persönlich seinen Orden entgegengenommen hatte. Diese Bilder hatte Arthurs Kindheit begleitet, die Erzählungen dazu hatten ihn beim Aufwachen begleitet und bis in den Schlaf. Der Vater thronte in seinem Sessel, die Mutter saß stets im kleineren Sessel zur Seite. Zum Schlafen nahm man Tabletten.

Arthur besuchte in Tamazight die Technische Hochschule. Weniger aus echter Beteiligung als infolge jugendlichen Übermuts und Langeweile schloß er sich im dritten Semester seiner Studien einer Gruppe lokalpatriotischer Studenten an. Sie trugen aus Prinzip die traditionelle Kleidung der Berbersiedler, die die Sandwüsten von Amazigh als Nährboden ihrer Ursprungskultur nahmen, und Arthur besuchte ihre Wohnungen, begann mit ihnen zu leben. Ein Meer kastenförmiger Bauten hatten die Siedler in die Wüste gebaut, wo der sorgsam geformte Lehm in der Sonne buk. Sandstürme wehten, solange kein Prallschirm in Betrieb war, und beim Freischaufeln der Straßen trafen die Nachbarn sich, plauderten und blieben beieinander stehen. Diese nahe Menschlichkeit war ihm neu und er tauchte in sie ein wie in warmes Wasser.

Doch seine Freunde waren Rebellen. Jener fünfte Oktober brachte den Wendepunkt. Er hatte er sich an Randalen beteiligt, bei denen sie alle in der traditionellen Berberkleidung mit vermummten Gesichtern leichte Sprengsätze gegen die Botschaft des Galaktikums schleuderten. Sachschaden entstand. „Nieder mit der Gleichmacherei“, schrien sie. „Zurück zu den Wurzeln!“ In der Kleidung erkannte sie keiner, doch Kameras verfolgten ihren Weg. Sie wurden verhaftet.

Arthur Tarabas und seine Kameraden kamen vors Gericht. Einige von ihnen wurden verurteilt, andere freigesprochen. Zu diesen gehörte Arthur. Sein Vater verwies ihn des Hauses und versprach ihm Geld für den Fall, daß er sich entschlösse, auf einen anderen Planeten auszuwandern. Arthur tauchte in der Stadt unter. Sein Vater erlag einem Herzanfall. Der Sohn kam zurück zum Begräbnis, begleitete die Mutter nach Hause. Im Wohnzimmer lachte sie unerwartet heiter, stand von ihrem kleinen Sessel wieder auf und wechselte flink in den großen des Vaters. Sie sah plötzlich glücklich aus. Mitten am Tag öffnete sie eine Flasche Sekt, goss ihnen ein und begann, von seiner Karriere zu reden, machte Pläne für ihn, erdachte Prognosen. Ihn fröstelte. Mit einer Ausrede verließ er das Haus, verkroch sich in seiner flüchtigen Bleibe, nahm das Geld, verließ die Heimat, übergangslos, so wie er zuvor Revolutionär geworden war. Er floh, folgte der Neugier, dem Ruf der Ferne, sorglos und kräftig und voller Zuversicht auf ein neues Leben frei von den Klauen alternder Sesselinsassen. Er ging nach Terra in der festen Erwartung, zu Ruhm und Ehre zu kommen.

Allein, schon zwei Monate nach seiner Ankunft in der großen, stählernen Stadt, in der keiner ihn kannte, erwachte das Heimweh in ihm. Er blieb stecken. Obwohl sein Leben noch vor ihm lag, schien es ihm manchmal, es läge hinter ihm. Zuweilen fühlte er sich wie ein alter Mann, der sich nach einem verlorenen Leben sehnt und empfindet, dass ihm keine Zeit mehr bleibt, ein neues anzufangen. Er kaufte Sekt und Vurguzz. Terrania hatte nicht auf ihn gewartet. Es rollte keinen roten Teppich für ihn aus. Er war nicht willkommen, nicht einmal verhasst. Also ließ er sich gehen, machte keine Versuche, sich an die neue Umgebung anzupassen und nach einem Unterhalt zu suchen. Bald träumte er sich die Heimat zurecht, verklärte sie, sehnte sich nach der flirrenden Hitze über der Wüste, nach den Ziegen im Arganzigh-Baum, nach den quaderförmigen Lehmbauten und dem Duft des Fladenbrots auf offenen Herden, als habe er sie täglich erlebt statt nur ein paar Monate lang. Das Heimweh trug Arthur Tarabas im Herzen mit sich herum, um es zu füllen. Er hasste Terrania City, die in den Himmel ragenden Häuser, die breiten Ringstraßen und überhaupt alles, was Stahl war. Und Terrania war eine stählerne Stadt.

Ein paar Monate nach seiner Ankunft lebte er in den verfallenen Außenbezirken der Stadt, in denen es keinen Ruhm und wenig Ehre, aber sehr billige Mieten gab. Er lernte Lene kennen, und durch sie kam er nach Berber's Pride, wo er jetzt stand. Ein seltsamer Ort. Der Platz zog Vergangenheitsverliebte an wie keiner sonst, Lebewesen, die in Kulturen aus Terras Vergangenheit verkrallt waren, die neu verdientes Geld in die Nachahmung alter Güter steckte, alter Gerichte, alter Musik, alter Kleidung und alter Identität. Die mit dem Tod liebäugelten und der Schwermut. Die eine längst vergangene Zeit heraufbeschworen und ihn ihrem Schatten gediehen. Er fand eine neue Heimat. Und er fand Lene.

Lene arbeitete als Kellnerin in einer Bar nahe des Schattenlands, die hieß Heurigenbar. Sie bot verdünnten Wein mit Gesang und Musik an, mit Musik aus hölzernen Instrumenten und Gesang in einer unverständlichen, schwingenden Sprache. Wegen ihr das Missverständnis, nach der ersten Enttäuschung aufgeklärt, das sie ins Gespräch kommen ließ: Es ging gar nicht um Berber, und schon gar nicht um seine Heimatwelt, sondern um diese am Leben gehaltene terranische Kultur, in deren Sprache das Wort Berber ein Begriff für Obdachlose gewesen war. Dieser Platz war ein Sammelpunkt für Vergangenheitsvernarrte, in durch die Gegenwart trieben, ohne in ihr Wurzeln zu schlagen. Ein Spaßvogel mit besonders krudem Sinn für Humor hatte ihm den Namen gegeben, und der Name blieb.

Arthur liebte Lene wie seine verlorene Heimat. Er konnte mit ihr sprechen, er durfte sie anfassen, schmecken und riechen. Sie erinnerte ihn an die sandigen Winde, die vom Bergrücken herunter über die Stadt wehten, an den heimischen Himmel, an den süßen Duft bratender Kichererbsen auf herbstlichem offenen Feuer. Sie fügte sich seinen Launen und sang mit ihm die Lieder, die er auch in seiner Heimat gelernt hatte, und liebte die Vergangenheit, die besser war als das Jetzt. Weil sein Geld knapp war, brachte sie ihm Essen aus der Küche, fremd aber wohlschmeckend, und einen Schlüssel zu ihrer kleinen Wohnung.

Arthur war eifersüchtig und bewachte täglich die Bar, in der Lene arbeitete. Stundenlang trieb er sich in ihrer Nähe herum, saß lange an einem der Tische, die sie bediente, beobachtete sie, die anderen Kellner und die Gäste und ging manchmal in die Küche, um auch noch den Koch zu beobachten. Allmählich begann man, sich in seiner Anwesenheit unbehaglich zu fühlen, und der Wirt drohte, Lene zu entlassen. Arthur drohte, den Wirt zu erschlagen. Lene bat ihn, nicht mehr in die Bar zu kommen. Und damit begann das Verhängnis. Damals. Arthur kam zu sich, blickte über den weiten Platz, auf den glänzenden Gleiter, fühlte sich müde und zerschlagen. Und trotzdem irgendwo begleitet, als säße jemand in seinem Kopf und sähe mit. Er lächelte.

Gucky schreckte hoch. Er hatte Räume gesehen, Musikinstrumente, Essen und die hämischen Gesichter von Betrügern, und ein blondes Mädchen, das wegzulaufen schien. Er schüttelte sich. Wenn er doch wüsste, wie der junge Mann hieß. Aussteigen und fragen konnte er nicht. Das hätte einen schönen Menschenauflauf gegeben und eine noch größere Enttäuschung. Der Retter des irgendwas, des gar nichts, den wollte keiner treffen. So versteckt fühlte er sich besser, und trotzdem richtig mies. Eifersucht hatte er geschmeckt und Blut und Wurst, und etwas Schreckliches gespürt, das auf ihn zukam. Eigentlich wollte er weg. Aber dann fühlte er sich so allein, dass dieses bisschen Gefühl ihm mehr Wärme gab als die fremde Wirklichkeit, in der er aufgewacht war. Erneut öffnete er sich dem Vermummten mit dem Geld im Holznapf und dem flackerigen Holo als Attraktion. Eine neue Reise in die Untiefen anderer Verlorener. Er sah einen Krug. Und einen Totenkopf mit einer Krone darauf. Die Zähne unter den Nasenlöchern und Augenhöhlen grienten ihn an. Wer war das denn?
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Alexandra
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Re: Alexandras Spielplatz

Beitrag von Alexandra »

Hier ist der vierte Abschnitt, der fünfte folgt.
IV. Verzweiflung
Spoiler:
IV. Verzweiflung

Ein Totenkopf mit einer Krone. Nach all den Wundern des Universum ein seltsames Bild. Von allen Möglichkeiten das Sinnbild unerlöster, eitler Menschlichkeit Seltsam war das. Eine halbe Stunde gab er sich noch, dann würde er in die Klinik zurückkehren. Es war Nacht. Der Mausbiber rieb sich die Augen und suchte im Widerstreit seiner Gefühle nach Ruhe. Sicher verabscheute er die geraubten Paragaben, wegen der Art, wie er sie erhalten hatte. Doch neben der Reue würgte ihn die Furcht vor ihrem Verlust. Vor der Isolation in dämmrigem, grünen Dunkel. Er wär gern tot, doch Überanstrengung war das letzte, das er riskieren wollte, und sein Rücken tat weh. Erschöpft ließ er sich in die Polster sinken. Durch die bepelzte Haut spürte er das leblose Metallplastik des Gleiters, roch die optimierte Luft des Innenraums, wusste um die von innen transparenten, von außen blickdichten Fenster. Er legte beide Hände flach auf die Sitzfläche und krallte die Finger in das nachgiebige Material. Ihm schwindelte.

Hilflos öffnete er die Augen und schloss sie gleich wieder. Vor seinem geistigen Auge türmten sich die Erwartungen all der Vorübergehenden, die Hoffnung unzähliger Fans in zahlreichen Galaxien als massiver schwarzer Fels vor ihm auf, mit glatter, abweisender Oberfläche, von der er abrutschte, um, wie ein auf dem Rücken liegender Käfer, am Boden zu zappeln. Die würden betroffen sein und erstaunt, dann lachen, spotten und sich endlich abwenden, sinnlos beschäftigt mit den eigenen kleinen Leben. Wie jene freudlose Frau. Die würde ihn glatt in eine Vitrine stecken, um sich an seinem leeren Trara zu wärmen.

Gucky erschrak über sich, was er seit Severins und Muaz' Tod nicht für möglich gehalten hatte. Hatte er eben „kleine Leben“ gedacht? Die Überheblichkeit ließ ihn erschauern. Kleine Leben! Für was um alles in der Welt hatte er sich denn nur gehalten bis jetzt? Kleine Leben! Nichts gab ihm das Recht, sich aufzuspielen wie früher. Nichts war bei seinem Sündenfall vor die Hunde gegangen als ein bisschen Tünche und Tricks. Bitter lachte er auf. Retter der Universums? Überall-zugleich-Töter? Marktschreierei für Idioten. Dekoration mit Klingelglöckchen für eitles Getöne. Kein Grund zum Stolz.

Nur seine Feinde hatten ihn erkannt: Eine erbärmliche Weltraumratte war er, ein unnützer Schadnager, ein unsterblicher Fresser ohne Sinn und Verstand, ein prahlender Popanz. An keinem Unternehmen würde er teilnehmen, ohne Mitleid zu ernten und sein Versagen in allen Mienen zu lesen. Nicht mal auf Kindergeburtstagen würde er auftreten können, ohne Enttäuschung in die Gesichter zu zeichnen. Was sollte er denn bloß tun?

Er lauschte in sich hinein und suchte er in der grauen Wirrnis einen Halt. Vergeblich. Aber er wollte leben und griff er nach etwas Neuem, dem letzten Bild aus dem Bewusstsein des Obdachlosen. Der steinerne Totenkopf mit einer Krone darauf, vor einem Gewölbe mit einem prunkvollen Sarkophag. Dahinter Urnen auf einem hohen Regal, aus fettem Metall und unheimlich feierlich, als entstammten sie einer Zeit, in der das Leben eine Richtung hatte und Ordnung. So wie im Solaren Imperium. Als er der Held war, die ewige Überraschung, das putzige, alleskönnende Kuscheltier, das den Menschen stets aus der Klemme half. So viele andere hatten ihren Job getan, hatten Arme, Beine, ihr ganzes Leben zum Opfer gebracht, ohne dass jemand groß Wind drum gemacht hätte. Sein Hochgefühl war eine Lüge gewesen, wie seine ganze Legende. Und jetzt war es aus.

Das Grabgewölbe war eine gute Idee. Tot müsste man sein. Der Platz wäre frei für jemand Neuen. Er war verbraucht und erledigt. Sollten sie in der Klinik weiter verschwendete Energie in sein überflüssiges Leben stecken? Überflüssig war das. Und wieder regte sich in der uferlosen Verzweiflung der Wunsch, trotzdem weiterzumachen, in jeder Weise, die ging. Noch ein Versuch, das Rätsel des Totenkopfes und des Obdachlosen zu lösen. Er tastete, und mit dem Kontakt spürte er Neugierde in sich aufsteigen. Er hasste sich, dann konzentrierte er sich mit aller Kraft und griff nach dem fremden Bewusstsein und nach einer Geschichte, die nicht die seine war. Alles besser als seine.

Das Bewusstsein des Bettlers. Erneut das Oval von Berber's Pride wie auf Papier gedruckt, aus fremden Augen gesehen. Alt und weit weg. Schlendernde Gruppen von Leuten mit Taschen voll Geld, über Straßenniveau parkende Gleiter, sein Gleiter dabei, in der Mitte des Platzes der Eingang zu einer Tiefgarage und ein abstraktes Kunstwerk, sieben Stockwerke hoch. Der Eingang zum Schattenland und das Spezialitätenkaufhaus, das gebratene Huhn in Glittering Peaks, der stete Strom von Passanten und das wieder und wieder zusammengezogene Tuch vor dem Gesicht.

Dann dann gab es statt der vielen Passanten nur noch ein einziges Bild. Ein blondes Mädchen. Überlebensgroß und ganz klar sah er sie, in allen Einzelheiten, obwohl sie auf der anderen Straßenseite ging. Ihre Augen, ihre Stirn, Nase, das Wischen des Pferdeschwanzes beim Wenden des Kopfes. Klarer als klar und unerreichbar wie durch eine Scheibe. Die Gruft, Tische davor und ein hagerer Mann. Das Bild verschwamm in Blut. Eine dunkelhaarige Frau in bunter Kleidung mit Warze und Kopftuch vor einer Kristallkugel. Ein Wirt in weißer Schürze. Immer wieder der Dolch. Der Platz, die Straße, der Eingang, in der das Mädchen verschwunden war. Ein Wirbel von Eindrücken, und Gucky wünschte sich, der Mann würde einfach mal ruhig halten, damit er etwas erkennen könnte. Ein bisschen war ihm, als bemerke er ihn. Als sei er nicht völlig allein. Gucky hielt sich an ihm fest.
Zuletzt geändert von Rainer Nagel am 23. Oktober 2015, 23:32, insgesamt 4-mal geändert.
Grund: Auf Wunsch Alexandras eingefügt, Geändert auf Wunsch von Alexandra, und noch einmal geändert auf Wunsch der Beiträgerin
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Re: Alexandras Spielplatz

Beitrag von Alexandra »

ZUr Zeit haben sich meine spielerischen Aktivitäten ins Berufsleben verlagert.
So wie an jenem Tag, als ich in der Pause kopieren wollte und merkte, dass die Vorlagen zuhause im Drucker lagen.
Also lief ich zum Kollegen von der Parallelklasse und fragte hn, ob er rein zufällig ein Arbeitsblatt über Schilllers Leben in der Tasche hatte. Er hatte.
Da es nun keinen Sinn macht, in einer aufgeweckten Zehnten mit einem Arbeitsblatt, das man noch nicht gelesen hat, Unterricht halten zu wollen, verkündete ich den Schülern, dass ich mehr Aktivität von ihrer Seite sehen möchte.
Demzufolge hatten sie zei Möglichkeiten:
1. ein Dialog über Schillers Leben
2. eine Geschichte, die der Story des "Handschuh" folgt und 21 Wörter des Originals importiert.
Einer schrieb eine Geschichte, in der zwei Schwertfans sich zum Üben im Wald treffen, sich an die Hausaufgabe erinnern und Schillers Lebensdaten weiterbesprechen, während Dämonen und Harpyen auftauchen, die sie töten müssen, und als die besiegt waren, hatten sie auch gerade die Lebensdaten durch.
Einer schrieb eine Umgestaltung, die ich unbedingt nacherzählen musste, in meinen Worten und mit meinen Stilmitteln natürlich und paar kleinen Änderungen im Ablauf. Das Grundgerüst ist aber eine interessante Schülerleistung.


Kunigunde
Spoiler:
Kunigunde

Es war ein ganz normaler Morgen, ein Tag wie jeder andere. Ich lief den Gang entlang, der sich schon geleert hatte, und öffnete das Tor zur Manege voll dressierter Raubtiere, nämlich zu unserer Klasse. Alle saßen auf ihren Plätzen, starrten vor sich hin, redeten, waren am Handy oder holten Bücher und Hefte raus. Sieben Uhr neunundfünfig. Eine Minute vor Mathe. Mathe.

Die Klingel schrillte. Unser Mathelehrer, Herr König, kam herein mit bedächtigem Schritt, sah sich um, ging wortlos zu seinem Pult, legte die Mappe darauf, schüttelte die graue Mähne und setzte sich mit langem Gähnen nieder. Es wurde still, denn während er im Kursheft herumsuchte, war das Rund der Schüler war von einem einzigen Gedanken beherrscht: nicht aufzufallen. Er war wie ein Löwe in einem Zwinger, und wir, die Schüler, saßen um ihn herum als Publikum. Mit einem feinen, wichtigen Unterschied: Im Zwinger hatte das Publikum Gitter, um sich vor dem Raubtier zu schützen. Hier nicht.

Die Suche im Kursheft gab er auf, und begrüßte stattdessen die Klasse. Erleichterung machte die Runde. Der Lehrer streckte die Glieder, ergriff die Kreide und begann, an die Tafel zu schreiben. Er nahm den großen Zirkel. Flächenberechnung von Kreisausschnitten. Schweiß perlte zwischen meinen Schulterblättern. Als Ottos gesamte Papiere vom Tisch rutschten und er mit hochrotem Kopf auf dem Boden herumkroch, um sie einzusammeln, lachte keiner. Es war Herr König, um den sich alles drehte, alles.

Da plötzlich öffnete sich die Tür, und Kunigunde kam rein, Kunigunde, das Mädchen meiner Träume. Die Schönste der Schönen. Ihre geschmeidigen Bewegungen hoben die Schwerkraft auf und überhaupt alle Regeln, die je einer gesetzt hatte, außer dieser einen: Kunigunde. Es war, als würde eine Tigerin zu einem Löwen in den Zwinger laufen und seine Einzigartigkeit verblassen ,seine Majestät durch Eleganz und Glanz zu Staub zerfallen lassen. Kunigunde, die einzige.

Höflich entschuldigte sie sich bei Herrn König für die Verspätung und kassierte natürlich keinen Tadel, abgesehen von einem vagen Brummen und einem Ansatz von Lächeln, das verweht war, ehe jemand daran hätte glauben können.

Alle beobachteten Kunigunde, während sie Platz nahm und ihre Sachen rausnahm. Auch ich. Nur mein bester Freund und Banknachbar Franz, der schaute mich an, beugte sich zu mir und flüsterte: „Herr Ritter, ist eure Lieb' so heiß, wie ihr's mir schwört zu jeder Stund?“. Ich erwiderte: “Franz,hör auf mit dem Blödsinn, du weißt, dass ich kein Wort rausbringe, wenn sie mich nur anschaut.“ Darauf lachte er, und Herrn König zog die buschigen Augenbrauen hoch, was das Gespräch abschnitt.

Doch jede Doppelstunde geht einmal zu Ende, und in der Pause zog ich mit Franz, wie jeden Tag, zu unserem Stammplatz. Doch heute war alles anders. Denn Kunigunde kam in schnellem Lauf auf uns zu, als sei es das Normalste der Welt. Mir war, als würde mein Herz nie wieder einen einzigen Schlag tun, keinen einzigen. Sie stand vor uns, lächelte süß und sprach: „Delorges, wenn du mich wirklich liebst, so wie es mir jede Stunde erzählt wird, dann beweise es mir. Du musst mir deine Liebe beweisen.“ Sie wandte sich um und deutete auf eine bestimmte Gruppe. „Die da drüben. Das sind die schlimmsten Schläger der Schule und alle machen sich in die Hose, wenn die nur vorbeilaufen. Aber du nicht. Geh hin zu Kevin und beleidig ihn. Zeig's mir!“

Eigentlich konnte ich gar nicht denken, so watteweich war mein Hirn, und meinen Knien ging es nicht besser. Eben deswegen ging ich ohne Zögern los, als hätte ich keine Angst. Ich hatte wohl zu viel Angst, um sie noch spüren zu können. Ich ging als mit festem Schritt auf Kevin und Danny zu, die in ihren Bomberjacken und Springerstiefeln am Eisengeländer lehnten und eigentlich gerade hinter die Turnhalle gehen wollten, um ihre Kippe zu rauchen, Nun blieben sie stehen und sahen mich an, mich, der ich wie im Traum, mit festen Schritten auf sie zumarschierte und stehenblieb. Ich fuhr einen kecken Finger aus und sagte mit wider Erwarten gut funktionierender Stimme zu Kevin: „He, du Vollidiot.“ Dann blieb meine Stimme weg, und mir fiel nicht mehr ein, und ich drehte mich um und lief zurück. Franz starrte mich an, ob mit Erstaunen oder Grauen war mir nicht klar. All meine Freunde starrten mich an. Entsetzen stand in ihren Gesichtern. Herr König, der Aufsicht hatte, starrte mich an. Ich drehte mich um. Auch Danny und Kevin starrten mich an. Ihr Münder standen weit offen Kevin rieb sich das bärtige Kinn. Mir wurde schlecht.

Wer strahlte, war Kunigunde. Sie hängte sich an meinen Arm und hauchte mir einen Kuss auf die Wange. „Delorges, du bist der Größte“, schmeichelte sie. Sie schmiegte sich an mich, stellte sicher, dass es auch jeder bemerkte und guckte zu den beiden Schlägern hinüber. „Die sind immer noch baff. Komm, wir machen ein Selfie und schicken es rum.“

Meine Erstarrung wich. Die Watte in meinem Kopf löste sich auf wie Morgennebel, und plötzlich wusste ich mit gläserner Klarheit, was ich wollte. Das nämlich nicht. Ich regte mich nicht einmal auf. Ganz sachlich zog ich meinen Arm weg und schob Kunigunde auf Abstand. Nun war es ihr schöner Mund, der offen stand. Ich sah ihr in die Augen und erklärte: „Kunigunde, ich brauche deine Liebe nicht. So nicht.“

Franz und ich gingen woanders hin. Die Blicke folgten uns. Wir liefen weiter. Kunigunde stand alleine da, ohne sich zu rühren. Manche lachten. Mir war nach Heulen zumute. Seitdem verfolgt mich das Bild meiner einsamen großen Liebe, die verloren auf dem Pausenhof stand, weil ich ihr Angebot wegwarf. Mein gebrochener Arm heilt, und Kevin hat Schulausschluss. Mein Ansehen ist enorm gestiegen durch diese Sache, und ich habe viele Freunde, was mich darüber hingtröstet, dass ich für Kunigunde Luft bin und Luft bleibe. Ich bereue nichts. Ich will mich nicht ausnutzen lassen. Aber trotzdem ist keine wie sie.
Jetzt spielen sie den Wilhelm Tell I,3, eine Gruppe das Original, zwei machen Adaptionen, in einer davon ist der Steinmetz ein jüdischer Handwerker, der Nazis hilft, bei den anderen ein Waffenverkäufer, der seine Verkaufslizenz verbrennen will, wenn er sich zu Ruhe setzt, mit ISIS-Kundschaft.
Zum Abschluss der Stunde hat eine Windbö die Wanduhr ergriffen und zu Boden geschleudert, Plastiksplitter überall. Spannend.
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Re: Alexandras Spielplatz

Beitrag von cc-zeitlos »

Hallo, Alexandra!

Nette Spielwiese, musste ich mir doch auch mal ansehen, weil Du mir davon vorgeschwärmt hast. Einige der Geschichten, die hier ihren Anfang nahmen sind ja zwischenzeitlich in unserem Portal auf http://www.cc-zeitlos.de/alexandras_domain zu bewundern.

So möchte ich Dir ein Experiment vorschlagen. In den 80ern habe ich im Fanzine CAPRICORN meine Geschichte Khyber veröffentlicht, die ein Jugenderlebnis von mir Anfang der 70er thematisiert. Ich begegnete drei ähnlich aussehenden und schwarz gekleideten Männern und da zu der Zeit gerade die Thematik "Männer in Schwarz" up-to-date war, ging meine Phantasie mit mir durch, was meine drei wohl im Sinn hätten.

Zum Aussehen und zur Kleidung findest Du hier weitere Infos:
https://de.wikipedia.org/wiki/Men_in_Bl ... theorie%29

Brauchst Du noch weitere Angaben?

In Kürze überarbeite ich diese Geschichte etwas und es wäre doch eine nette Spielerei, wenn wir beide Geschichten parallel im Portal veröffentlichen könnten - wie zwei unterschiedliche Menschen an ein Thema auf ihre Art und Weise herangehen. Was meinst?

Gruß
Hans

PR/SF-Storys und allgemeine Artikel vom CC-Zeitlos.de-Team und mir, darüber hinaus wunderschöne Grafiken von echten Talenten: CC-Zeitlos.de
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Re: Alexandras Spielplatz

Beitrag von Alexandra »

Ei, ein Hans auf meinem Spielplatz!
Die Idee ist gut.
Meinen derzeitigen Terminplan kennst du ja, aber in zwei Wochen sind wieder Ferien.
Hm, du lenkst mich vom Schluss der Paradieb-Geschichte ab. Und meinen Korrekturen.
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Re: Alexandras Spielplatz

Beitrag von cc-zeitlos »

Mache nur, wie Du kannst, weißt ja, ich habe auch nie viel Zeit. Eilt also nicht ... :rolleyes:

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Alexandra
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Re: Alexandras Spielplatz

Beitrag von Alexandra »

Zeig mir deine bloß nicht, ehe ich meine hab!!
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cc-zeitlos
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Re: Alexandras Spielplatz

Beitrag von cc-zeitlos »

Nö, keine Sorge, das würde uns beiden ja den Spaß verderben ...

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Alexandra
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Re: Alexandras Spielplatz

Beitrag von Alexandra »

So - die "Paradieb und Berber"-Geschichte ist inzwischen doppelt so lang und komplex.
Ich sage Bescheid, wann und wo geneigte Leser sie finden.

Die drei Männer fallen im Moment unter die Abstandsklausel.

Überhaupt will ich hier dringend wieder kürzere Sachen reintun.

Ich hatte meine Klasse zu einem Crossover von Gryphius und Kästner genötigt, was sich sehr lohnte, und weil ich es ihnen hübsch mache und ausdrucke, habe ich noch ein eigenes dazugesetzt.
Dieses hier.

Ende der Eitelkeit. An Gryphius.

Du baust ein Haus ins Land, die Raten würgen täglich.
Mit Training wirst du fit, das Alter macht dich schlapp.
Die Freunde, die du liebst, sind morgen unerträglich.
Die Kinder, die du hegst, sehn bald schon von dir ab.

Die Bücher, die du schreibst, wird bald ein anderer lesen,
wenn Rheuma die Gebeine täglich plagt.
Glück, Eifer, Überschwang, sie trieben dich durchs Leben,
was alles wertlos wird, wenn Zweifel nagt.

So stäubt als Blütenstaub der Zeit dein Mühen.
So treibt im Wechselspiel der Zeit dein Ich.
Du unternimmst und planst und regelst alles,

du schließt Verträge für den Fall des Falles,
um aus dem Traume endlich zu erwachen.
Vorbei ist's. Und? War's alles wert?
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Re: Alexandras Spielplatz

Beitrag von TCai »

@Alexandra
Sehr schönes Gedicht, dass gibt so richtig die Stimmung wieder, in der ich mich gerade befinde. :st:
Danke, das du das mit uns teilst!
»Denn Phantastik schreiben, heißt ja nicht, die Realität mit anderen Mitteln nachzuerzählen, sondern die Realität mit anderen, eben phantastischen Mitteln aufzubrechen.«
Sascha Mamczak

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cc-zeitlos
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Re: Alexandras Spielplatz

Beitrag von cc-zeitlos »

Schließe mich dem an.

Ich komme nicht umhin,
ein Stück Realität steckt drin.
Kürzere Sachen willst Du machen.
Nun denn, dann lass' es krachen ...

:)

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Vivian-von-Avalon

Re: Alexandras Spielplatz

Beitrag von Vivian-von-Avalon »

cc-zeitlos hat geschrieben:Schließe mich dem an.

Ich komme nicht umhin,
ein Stück Realität steckt drin.
Kürzere Sachen willst Du machen.
Nun denn, dann lass' es krachen ...

:)
@Alexandra:

Oh ja, es steckt ein sehr großes Stück Realität drin ...
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Alexandra
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Re: Alexandras Spielplatz

Beitrag von Alexandra »

TCai hat geschrieben:@Alexandra
Sehr schönes Gedicht, dass gibt so richtig die Stimmung wieder, in der ich mich gerade befinde. :st:
Danke, das du das mit uns teilst!
Gerne.
Es it eine Adaption von Andreas Gryphius' "Es ist alles eitel", in dem es ganz grundlegend die Wechselhaftigkeit des Schicksal und die Unzuverlässigkeit des Glücks durch irdische Güter geht. In dieses typischen Antithetik des Barock: Der vordere Teil des Alexandriners stellt eine These auf, ein Bild, und der zweite Teil, der nach der Zäsur, widerlegt sie wieder.
So entsteht ein Hin und Her, wie es fürs Leben an sich typisch ist, und daran hat sich seit dem Barock nicht geändert.
Das eingewechselte Material stammt aus dem modernen Alltag, und die im Barock erwarteten Bilder sind durch moderne Situationen ersetzt.

Es ist eben eine Hausaufgabe, die ich gegeben und dann selber auch gemacht habe. Das tut mir immer mal ganz gut, selber dazusitzen im Bewusstsein, das jetzt bis abends fertighaben zu müssen bzw. wollen (ich kann es mir ja aussuchen) und dieses Gefühl des vagen Nichts zu erleben.
Meine Leute hatten eben nur die Vorgabe, kein leeres Blatt zu bringen, und machten dann so hübsche Sachen, dass ich sie abtippen ließ und mir schicken, und jetzt stelle ich sie ihnen bisschen hübsch zusammen. Dazu kommt dann meins.
Natürlich hatte jetzt keiner ein Sonett probiert, sondern sie haben diese modernen, variierten Formen gemacht, die Kästner auch verwendete. Ich bin mir jedoch sicher, dass es bei der nächsten Gelegenheit anders sein wird, wenn sie mal gesehen haben, dass es geht und welche Effekte man dadurch erreicht.
Einen Alexandriner zu konstruieren ist halt auch eine gute Gelegenheit, Zugang zum Hören der Metren (Jambus, Trochäus, Daktylus, Anapäst) zu bekommen. Indem man ein solches Gefüge baut.

@Vivien und cc-zeitlos,
cc-zeitlos hat geschrieben:....ein Stück Realität steckt drin.
Kürzere Sachen willst Du machen.... :)
Den Realitätsbezug sehe ich tsatsächlich als Qualitätsmerkmal.
Die kürzeren Sachen sind der Zeit geschuldet, in der Schulzeit bin ich definitiv froh um alles, was überhaupt geht. Eventuell ist es wirklich der einfachste Weg, die von mir aufgegebenen Hausaufgaben selbst zu machen, da bleibe ich im Fluss und kann mir trotzdem ein wenig die Füße vertreten, bildlich gesprochen. Ich hab' sowieso immer viele Kreativaufgaben drin, das sollte ich vielleicht stärker nutzen.
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Re: Alexandras Spielplatz

Beitrag von cc-zeitlos »

Stile zu kopieren und sie mit eigenen Gedanken zu versetzen war schon immer Dein Ding, das Du jetzt vielleicht nur verstärkt einsetzt. Das hat was und das macht Dir schon berufsbedingt viel Spaß, das merkt man.
Bleibe Deinem Weg treu, denn das ist Deine Stärke, so wie ich meinem treu bleibe, denn ich bin ich und werde es auch bleiben auch in meinem ganz eigenen Stil.
Bin gespannt, wie es bei Deinen Sachen weitergehen wird. Spannend ist das allemal ...

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Vivian-von-Avalon

Re: Alexandras Spielplatz

Beitrag von Vivian-von-Avalon »

cc-zeitlos hat geschrieben:Stile zu kopieren und sie mit eigenen Gedanken zu versetzen war schon immer Dein Ding, das Du jetzt vielleicht nur verstärkt einsetzt. Das hat was und das macht Dir schon berufsbedingt viel Spaß, das merkt man.
Bleibe Deinem Weg treu, denn das ist Deine Stärke, so wie ich meinem treu bleibe, denn ich bin ich und werde es auch bleiben auch in meinem ganz eigenen Stil.
Bin gespannt, wie es bei Deinen Sachen weitergehen wird. Spannend ist das allemal ...
Das finde ich auch. Und ich werde es aufmerksam verfolgen.

Auch von mir der Rat: Bleibe Deinem Stil und Deinem Weg treu - genauso wie cc-zeitlos bleibe ich es. Du kennst meinen Weg - und auch ich bleibe ihm treu und lasse mich nicht davon abhalten - Hindernisse sind dazu da, um aus dem Weg geräumt zu werden ... wir alle werden es schaffen, unsere GANZ EIGENEN Hindernisse zu besiegen ...
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Re: Alexandras Spielplatz

Beitrag von Alexandra »

@cc-zeitlos und Vivien-on-Avalon

Leute,
nett gemeint, aber ich weiß nicht, ob ihr den Begriff der "Distanzierung" richtig verstanden habt.
Ich meinte "Distanzierung".
Also, "Distanzierung".
Bitte hört auf, mir hier im Forum auf die Pelle zu rücken, ich mag es nicht.
Ich fühle mich bedrängt.
Ich fühle mich nicht respektiert, denn ich habe gesagt, was ich will.
Lasst einen freundlichen Abschied doch einfach mal gelten, ohne dass unangenehmes Geziehe folgen muss.
Nix für ungut,
Alexandra
Vivian-von-Avalon

Re: Alexandras Spielplatz

Beitrag von Vivian-von-Avalon »

Sorry, Alexandra.

Das tut mir echt leid. War NICHT so gemeint, sondern nur freundlich.

Aber ich ENTSCHULDIGE mich und respektiere Deine Ansicht so ...
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Re: Alexandras Spielplatz

Beitrag von Alexandra »

Danke.
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GruftiHH
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Re: Alexandras Spielplatz

Beitrag von GruftiHH »

Andreas Gryphius kenne ich nicht (habe halt nur Realschule :( ) - Aber ich lese da eine trübe Grundstimmung raus.... ist die von Dir oder von Gryphius?

AUf jeden Fall ein Gedicht welches einen doch etwas nachdenklich zurück läßt. "Da hat Alexandra aber so was von recht."...... :st:
* Am Ende des Regensbogen sehen wir uns wieder. *
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Re: Alexandras Spielplatz

Beitrag von Alexandra »

Gryphius : Es ist alles eitel.
Kannste googeln.
Trüb? Oder einfach nur, wie's ist?
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GruftiHH
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Re: Alexandras Spielplatz

Beitrag von GruftiHH »

Mit "trüb" meine ich die Gedanken, die da mitschwingen. So zwischen den Zeilen. Mir gefällt es auf jeden Fall. :)

So bei Wikipedia ist ja ein guter Artkel drin.

Und genau diese Stelle meine ich:
„das Leiden, Gebrechlichkeit des Lebens und der Welt“
Genau so sehe ich die Grundstimmung des Gedichtes.
* Am Ende des Regensbogen sehen wir uns wieder. *
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