Die Perspektive des Schreibers

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Hideo
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Die Perspektive des Schreibers

Beitrag von Hideo »

Angeregt durch Aarn's hm... Bemängelung von der externen Perspektive bei dem aktuellen Schreibstil in PR, bin ich mal so frei, die Diskussion sammt einem Aufruf, hier hin zu holen.

Wie definiert ihr für euch so eine externe Sicht? Was für Regeln würdet ihr dabei anlegen und wo seht ihr den Sinn und den Nutzen, Vor- und Nachteil davon? Vielleicht könnt ihr ja auch ein exemplarisches Beispiel bringen.


Und um als Vorbild voran zu gehen:

Ich habe in Vimes den letzten Teil, der in der Gegenwart spielt, aus einer neutralen, von außen betrachtenden Perspektive beschrieben. Dabei waren meine Regeln:

"Ich habe mir vorgenommen, von Kenjin und Vimes weder Gedanken, noch Gefühle zu beschreiben (auch nicht von anderen Protagonisten, denen sie begegnen) und will dies vor allem über Dialoge und die beobachtbaren Handlungen zu beschreiben. Jegliche Interpretation der Handlungen, Gefühle und Gedanken bleibt damit beim Leser und muss auch von diesem bewertet werden. Damit entfällt auch eine Benennung der... hm... Intonation beim Sprechen, also so kleine Hinweise wie: sagte er genervt... blickte ihn unschlüssig an... usw.
Für mich eine ziemliche Herausforderung, da ich so mehr Aufmerksamkeit auf den Dialog selber,die beschriebene Handlung legen muss. Außerdem neige ich von Natur aus dazu, Dinge zu beleben.
Deshalb habe ich dies auch in den Abschnitten in der Vergangenheit einfach gelassen und eine Mischung des 1. und 2. Stils gewählt.
Achja: als Ausgleich, Kontrast zu den rein von Außen beschriebenen Akteuren, fahre ich freudig damit fort, ihre Umwelt zu beleben und zu vermenschlichen. Ich mag das einfach :D"

Quelle/Link



Ich selber fand das ziemlich.... steril. Auf der anderen Seite war es eine gute Übung, um Dialoge zu üben und durch die Wortwahl die Intention der Charaktere herauszuarbeiten. Nur ist es so ziemlich schwer, die Sympathie gezielt zu lenken und man hält eine ziemlich Distanz zu den Protagonisten.

Ein Beispiel für den Stil im Text:
Spoiler:
An Bord der IANT

„Ich bin mir sicher, dass wir nicht auf dem direkten Weg zu der LAOMARK gebracht werden.“
Kenjin saß vor Vimes in dessen Kabine. Der weitläufige Raum erinnerte eher an eine Luxus-Suite, als an ein Raumschiffquartier.
„Woher willst du das wissen?“, fragte Kenjin zurück. Sanftes Dämmerlicht erschuf das Gefühl eines Sonnenuntergangs in der Serengeti.
„Weil wir keine Informationen darüber erhalten, wo wir uns befinden.“
„Vielleicht will man uns einfach nicht über die Möglichkeiten der IANT informieren.“
„Das glaube ich erst, wenn ich Zugang zu der Zentrale habe.“
„Und wie willst du den bekommen?“
Schweigen. Die goldene Dämmerung wechselte unhörbar den Farbton, wanderte über Orange zu einem dunklen, immer tiefer werdenden Rot.
„Das halte ich für keine gute Idee, Vimes. Du hast keine Ahnung, wie groß die IANT ist, wie viele Personen zur Mannschaft gehören, wie die Bewaffnungs- und Verteidigungssysteme sind, ob es Mutanten an Bord gibt.“
„Wenn ich immer nur nach Fakten gehandelt hätte, wäre ich jetzt nicht hier. Manchmal muss man auf seinen Instinkt vertrauen.“
„Auch der Instinkt kann sich irren. Denk nach, Vimes, du hast nichts! Du hast keine Ausrüstung, keine verlässlichen Pläne und keine...“
Wieder ein Schweigen.
„Deshalb brauche ich ja auch dich. Alleine geht es nicht.“
„Vergiss es Vimes. Das ist selbst für dich zu groß. Überleg wie viel Ausrüstung du alleine brauchtest, um den Arkonidenraumer zu übernehmen. Und dort hattest du auch aktuelle Pläne. Außerdem hast du selbst gesagt, das du glaubst überwacht zu werden. Wenn willst du also überraschen?“
Nach einer Weile des stummen Zwiegespräches erhob sich Kenjin und ging.

„Willst du mit eine Runde spazieren gehen?“
„Nein.“
„Du bist seit zwei Tagen nicht mehr unterwegs gewesen. Also, was man hier halt so nennen kann.
Willst du in deinem Quartier versauern?“
„Wie ich meine Zeit verbringe ist meine Sache.“
„Stimmt, da hast du recht.“
Stumme, glotzende Fische beobachteten die beiden Laosoor.
„Du überlegst doch nicht immer noch...“
„Was denkst du, bin ich etwa Verrückt?“
„Ver... ach komm Vimes. So war das nicht gemeint.“
„Gut.“
Mit einem schnippischen Zischen schloss sich die Tür.

Drei weitere Tage später wachte Kenjin mitten in der Nacht auf.
Vimes stand grinsend an seinem Bett.
„Wie...“
„Siehst du? Es geht.“
Mit diesen Worten drehte Vimes sich um und verließ den Raum.
„Positronik, mach Licht.“
Die Positronik reagierte nicht.
„Was...“
Kenjin sprang aus dem Bett, ging zur Tür und betätigte den Öffner. Nichts geschah.
„Dieser verdammte Dreckskerl.“
Kenjin griff telekinetisch den Schaltmechanismus. Nichts geschah.
„Keine Energie... M***!“
Sein Blick fiel auf ein provokantes Quadrat neben der Tür, in dessen Mitte ein kleiner Hebel auf sein Stichwort wartete.
Kenjin griff mit den Ohrenhänden nach dem Hebel und legte ihn mit einiger Anstrengung um. Die Tür klackte und öffnete sich ein Stück. Der Laosoor griff in den Spalt. Ohne weiteren Widerstand öffnete sich die Tür.
Der Flur glänzte durch die Abwesenheit von Licht. Selbst die Notbeleuchtung verweigerte den Dienst.
Kenjin blickte durch seine Brille, die mit kleinen Tastern den Gang vermaß und das Ergebnis auf das Glas projizierte.
Leise setzte Kenjin sich in Bewegung. Die Infrarot-Sensoren zeichneten ein deutliches Wärmebild von Vimes.
Wenige Minuten später fand Kenjin Vimes. Er starrte eine verschlossene Tür an.
„Die Treppe dahinter bleibt aus irgendeinem Grund verschlossen“, sagte er Kenjin, ohne ihn direkt anzusehen.
Noch bevor Kenjin etwas erwidern konnte, flammte die Beleuchtung auf.
Ein Hologramm von einem Igelartigen Wesen mit dem Kopf einer Hyäne baute sich zwischen den beiden Laosoor auf.
„Hier spricht Kommandant Letoxx LXXXIX. Wir haben den Zielpunkt erreicht und sind im Zenit der Sonne in Position gegangen. Ich rufe die beiden Passagiere in den Knoten-Punkt 38. Und solltest du, Vimes, deine Ambitionen nicht augenblicklich aufgeben, kannst du dein endgültiges Ziel zu Fuß erreichen.“
Das Holo veränderte sich zu einem kleinen, blau leuchtenden Punkt, der auffordernd blinkte.
„Nun,“ sagte Vimes und setzte sich in Bewegung, „wir wollen den guten doch nicht warten lassen.“

Also: was denkt ihr zu dieser Art zu schreiben? Vor- und Nachteile? Und wenn ihr könnt: belegt es am besten mit einem Beispiel :P :D



PS: Ich mag diesen Stil nicht. Er mag zwar für die Betrachtung der Charaktere realistischer sein, ist für meinen Geschmack aber zu steril...
Alles hier gepostete ist meine eigene Meinung und auch als solche zusehen. Sollte sich jemand davon angegriffen fühlen, so kann er es gerne sagen.
Noch besser wäre es dann aber, in sich hinein zu horchen, um festzustellen, wieso...


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hz3cdv
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Re: Die Perspektive des Schreibers

Beitrag von hz3cdv »

Simpel gesagt: Innenperspektive, Aussenperspektive, Perspektive von oben, unten, rechts oder links oder gar aus dem nach innen gekehrten Äußeren ist mir komplett Wurscht. Achte ich auch beim Lesen gar nicht drauf.

Die Erzählung soll halt gut sein. Und wenn jemand, der gut die Aussenperspektive beherrscht sich an der Innenperspektive versucht, dann entwickelt er sich zwar schriftstellerisch weiter, aber womöglich auf Kosten meines Lesevergnügens. Und umgekehrt.

Ach ja, wenn Atlan usw. Aus der Ich-Perspektive erzählten, dann hat mir das gut gefallen. Wahrscheinlich Prägung durch Karl May.
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Alexandra
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Re: Die Perspektive des Schreibers

Beitrag von Alexandra »

Bei der "Außenperspektive" handelt es sich gemeinhin um die auktoriale Erzählsituation.
Vorteile: Die Geschichte wirkt realer, weil weniger gebrochen und subjektiv, und man kann in der Zeit ein wenig springen, Ausblicke geben, die Geschehnisse der Geschichte kommentieren usw.

Schau mal hier unter IV., da habe ich das Problem im Textzusammenhang bearbeitet vor paar Jahren. Ich mag das jetzt nicht noch mal zusammenschreiben.
http://www.msh-xp107.de/cc-zeitlos.de/a ... alyse.html
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TCai
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Re: Die Perspektive des Schreibers

Beitrag von TCai »

Autorenperspektive (externe Perspektive) – ist zur Zeit bei mir ein großes Thema. Ich versuche nämlich diese aus meinen Geschichten zu eliminieren.

Wie @Hideo es schon angesprochen hat. Der Stil ist steril und wirkt auf die Dauer nicht nur belehrend, sondern auch langweilig.

Das Problem ist, als Hobbyautor bekommt man es nicht mit, wenn man in der Autorenperspektive schreibt. Meist benutzt man es bei Exposition, also dem Einführen in einen Roman oder bei Rückblicken und wenn man dann wieder in die Figur geht, hat man plötzlich einen störenden Perspektivwechsel. Darin unterscheidet sich übrigens der Text eines Profi und von dem eines Laien.

Das habe ich bis vor einem Jahr auch nicht gewusst und wurde erst bei einem Schreibseminar darüber aufgeklärt. Auch wenn man jetzt gleich wieder über mich herziehen wird, wenn ich Erfahrungen aus Schreibseminaren hier anbringe. Fakt ist, dass ich inzwischen sehr gut erkennen kann, warum ein Text nicht funktioniert. Früher konnte ich nur sagen, der Text ist langweilig oder gefällt mir nicht. Heute weiß ich, warum das so ist.

Bestes Beispiel Autorenperspektive: Ich lese gerade einen Katzenkrimi von Rita Mae Brown, ich mochte ihre Bücher immer ganz gern, aber in den letzten Jahren hat die Autorin stark nachgelassen. Der Roman den ich jetzt lese (Die Geburtstagskatze) ist extrem langweilig. Ich denke darüber nach, ihn nicht zu Ende zu lesen. Er ist komplett in der Autorenperspektive geschrieben, damit lässt sich zwar viel Wissen vermitteln, aber die Charaktere können nicht an Tiefe gewinnen. Doch es ist gerade diese emotionale Tiefe, die die Figuren in den früheren Büchern der Reihe ausmacht. Deshalb gefallen mir die frühen Werke der Autorin viel besser, als die jetzigen.

Andreas Eschbach hat auf seiner Seite eine schöne Zusammenfassung über Erzählperspektiven zusammengestellt, mit einigen sehr hilfreichen Beispielen. Er schreibt zur Autorenperspektive, dass es schon einen sehr guten Grund geben muss, um dieses Stilmittel zu benutzen.
http://www.andreaseschbach.de/schreiben ... olge9.html
»Denn Phantastik schreiben, heißt ja nicht, die Realität mit anderen Mitteln nachzuerzählen, sondern die Realität mit anderen, eben phantastischen Mitteln aufzubrechen.«
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Vivian-von-Avalon

Re: Die Perspektive des Schreibers

Beitrag von Vivian-von-Avalon »

Ich bemühe mich, die Autorenperspektive in meinen Romanen zu vermeiden - und achte auch gezielt darauf. Spätestens beim ersten Überarbeitungsdurchlauf sollte man das doch merken - auch als Hobbyautor.

In meinen Romanen wechsele ich öfter die Perspektive zwischen den Personen - ich habe auch relativ abwechslungsreiche Überblendungen drin. Das macht m.E. mit die Spannung eines Romans aus. Natürlich bemühe ich mich, den Leser nicht bei einem Perspektivenwechsel "ins kalte Wasser" zu werfen, sondern ihm schon jeweils im ersten Satz mitzuteilen: JETZT kommt ein Perspektivwechsel.
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Alexandra
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Re: Die Perspektive des Schreibers

Beitrag von Alexandra »

Woher stammt der Begriff "Autorenperspektive"?

- gefunden, das ist anscheinend as der Terminologie von Käte Hamburger. Ich benutze immer Stenzel und muss dann erst umdenken.
Zuletzt geändert von Alexandra am 4. August 2015, 16:46, insgesamt 1-mal geändert.
Vivian-von-Avalon

Re: Die Perspektive des Schreibers

Beitrag von Vivian-von-Avalon »

Alexandra hat geschrieben:Woher stammt der Begriff "Autorenperspektive"?

- gefunden, das ist die Terminologie von Käte Hamburger.
Ich glaube, man nannte das früher "Kameraperspektive" ...
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Alexandra
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Re: Die Perspektive des Schreibers

Beitrag von Alexandra »

Die Kameraführung kann sehr viele Perspektiven einnehmen.
Das klassische Beispiel für das, worüber wir hier sprechen, ist in dem Kontext wohl diese typische Totale Hitchcocks zu Beginn der Filme oder immer wieder zwischendrin. Von ganz oben oder das Ganze abbildend, in dem die Figuren herumlaufen, an die man dann heranzoomt.
Die Kameraführung kann aber auch die Ich-Perspektive abbilden, wenn man z.B. genau das sieht, was die Person gerade sieht, begrenzt und oft dann noch bisschen schwankend, so wie aus einem atmenden Körper heraus.

Was mich bei Krimis oft nervt ist, wenn man ganz lange dem personalen Tunnelblick folgen muss und dann plötzlich der Detektiv vor versammelter Mannschaft alles sagt, wie es ins Gesamtbild passt, und somit ins Auktoriale wechselt. Also die Autorenperspektive, soweit ich eben richtig in die Definition reingelesen habe. Dieser spezifische Perspektivumschwung lässt mich zu passiv.

In Hideos Beispiel liegt die allerdings nicht vor. Personale Erzählsituation.
In der Hamburger-Terminologie ist das der "neutrale Erzähler", das heißt, der Erzähler tritt so sehr hinter die Figuren zurück, dass er unsichtbar wird.
Vivian-von-Avalon

Re: Die Perspektive des Schreibers

Beitrag von Vivian-von-Avalon »

Ich finde, Perspektivwechsel erfordern immer ein gewisses Fingerspitzengefühl.

Manchmal erscheint es mir einfach zu langweilig oder teilweise sogar schwer verständlich für den Leser, wenn ich die Sichtweise der Person A schildere, also bei ihr bleibe, dann macht Person B plötzlich etwas, was für diese Person nicht vorhersehbar ist, was den Leser verwirren muss.
Da switche ich dann schon mal kurz innerhalb einer Szene um auf die Perspektive von Person B, eben um dem Leser kurz deren Gedanken zu zeigen, damit der Leser überhaupt der Handlung folgen kann.

Natürlich kenne ich die Grundregel, dass in einer Szene Person A denkt, fühlt, empfindet - während Person B zur Handlung gehört und deshalb "stumm" ist.
Aber machmal ist das - jedenfalls meiner Meinung nach - eben nicht genug für eine lebendige Handlung.
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Alexandra
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Re: Die Perspektive des Schreibers

Beitrag von Alexandra »

Der Perspektivwechsel muss natürlich Sinn machen. Aber man kann ihn sicher auch einsetzen, um Abwechslung in einen ansonsten eintönigen Text zu bringen. Oder Brechungen zu erzeugen.

Mein Favorit ist nach wie vor der Monddiamant ("The Moonstone") von Wilkie Collins. Da wird ein Verbrechen nie aufgeklärt außer dem Hörensagen nach, und alles ist in wechselnden Ich-Perspektiven erzählt, die durch eine Rahmenhandlung verbunden wurden.
Das war für mich ein Moment echter Einsicht, wenn eine Person felsenfest sicher Sachverhalte schildert und Personen beschreibt, und dann kommt der nächste dran, und plötzlich wirkt alles anders, die schöne, verwöhnte junge Frau, an der sich alle freuen, wird von der armen Dienstbotin kommentiert, die ihre Wäsche flickt und nur meint, jede könnte so aussehen, wenn sie genug Geld hätte, aber sie hat nur die Arbeit damit; alle Zuordnungen verschieben sich und das ist unheimlich erhellend.

Um wieder auf unseren Hideo zurückzukommen: den neutralen Erzähler hat Hamburger vor allem als Terminus für die Erzählhaltung von Kurzgeschichten eingeführt. Das Resultat ist eine extrem hohe Aktivität und Interpretationsleistung des Lesers, der aus den Gesten, Geschehnissen, Worten selber herauslesen muss, was sie bedeuten.
Wo in der EA wurde denn so was kritisiert? Ich hinke bisschen hinterher.
hz3cdv
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Re: Die Perspektive des Schreibers

Beitrag von hz3cdv »

Ich glaube, Aarn Munro mag die Innenperspektive nicht und kritisiert diese gerne und häufig.
Vivian-von-Avalon

Re: Die Perspektive des Schreibers

Beitrag von Vivian-von-Avalon »

hz3cdv hat geschrieben:Ich glaube, Aarn Munro mag die Innenperspektive nicht und kritisiert diese gerne und häufig.
Warum? Ich finde sie gerade lebendig und verwende sie in meinen Romanen gerne, auch mit so einiges Switches.
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Hideo
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Re: Die Perspektive des Schreibers

Beitrag von Hideo »

@Alexandra: Guck mal hier rein.

Und ja, ich habe die "Kritik" von Arn schon öfter gelesen und finde sie spannend. Mir schwebte es schon immer mal im Kopf herum, das gezielt zu thematisieren.
Von daher würde ich mich freuen, wenn Arn und/oder auch Marc sich hier auch zu Wort melden :)








PS des Optimisten: Gerne auch andere Team-Autoren!
Alles hier gepostete ist meine eigene Meinung und auch als solche zusehen. Sollte sich jemand davon angegriffen fühlen, so kann er es gerne sagen.
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Alexandra
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Re: Die Perspektive des Schreibers

Beitrag von Alexandra »

Hideo hat geschrieben:@Alexandra: Guck mal hier rein.
Nett und witzig geschrieben. Vom Pragmatischen her sicher praktisch.
Sorry, das ist für mich alles.
Leider fehlt mir auf der Ebene der Sinn für Vereinfachung, das liegt an meinem Job und meinen Ansprüchen als Germanist und Anglist. Ich kann kein "Doppeldenk", mein Leben muss unbedingt aus einem Guss sein, und diese Differenzierung könnte ich nicht akzeptieren.
Würde ich hier über meinen Schatten springen, sähe ich sofort all die Schüler vor mir, die wegen unsauber durchgeführter Analysen Punktabzug bekommen, dadurch auch relevante Abschlüsse nicht schaffen. Daran bin ich gebunden. In genau dieser Hinsicht habe ich keinen Humor. Hat du schon mal jemandem gesagt, dass die Nachprüfung nicht reichte, die Klausur die Zeugnisnote in die Unterpunktung drückt oder das Abitur nicht bestanden wurde? Hättest du, würdest du mich verstehen.
In 16 Jahren bin ich pensioniert, dann kann ich ja mal drüber nachdenken. Vielleicht.

ZUr Kritik von Aarn könnte ich höchstens was sagen, wenn ich eine exemplarische Anwendung vorliegen hätte, also seine Kriik einer bestimmten Teststelle. So ist mir das zu vage. Ich müsste ja erst eine eigene Analyse aufbauen und dann mit seiner vergleichen, damit irgendwas Sinnvolles bei rumkommt.
Zuletzt geändert von Alexandra am 4. August 2015, 23:01, insgesamt 3-mal geändert.
hz3cdv
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Re: Die Perspektive des Schreibers

Beitrag von hz3cdv »

Vivian-von-Avalon hat geschrieben:
hz3cdv hat geschrieben:Ich glaube, Aarn Munro mag die Innenperspektive nicht und kritisiert diese gerne und häufig.
Warum? Ich finde sie gerade lebendig und verwende sie in meinen Romanen gerne, auch mit so einiges Switches.
Ich kann die Kritik auch nicht nachvollziehen.
Vivian-von-Avalon

Re: Die Perspektive des Schreibers

Beitrag von Vivian-von-Avalon »

TCai hat geschrieben:Andreas Eschbach hat auf seiner Seite eine schöne Zusammenfassung über Erzählperspektiven zusammengestellt, mit einigen sehr hilfreichen Beispielen. Er schreibt zur Autorenperspektive, dass es schon einen sehr guten Grund geben muss, um dieses Stilmittel zu benutzen.
http://www.andreaseschbach.de/schreiben ... olge9.html
Ich lese auch sehr gerne Romane von Andreas und insbesondere lerne ich sehr gerne von ihm!

Wie machst DU das denn selbst in Deinen Texten?
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TCai
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Re: Die Perspektive des Schreibers

Beitrag von TCai »

Vivian-von-Avalon hat geschrieben:
TCai hat geschrieben:Andreas Eschbach hat auf seiner Seite eine schöne Zusammenfassung über Erzählperspektiven zusammengestellt, mit einigen sehr hilfreichen Beispielen. Er schreibt zur Autorenperspektive, dass es schon einen sehr guten Grund geben muss, um dieses Stilmittel zu benutzen.
http://www.andreaseschbach.de/schreiben ... olge9.html
Ich lese auch sehr gerne Romane von Andreas und insbesondere lerne ich sehr gerne von ihm!

Wie machst DU das denn selbst in Deinen Texten?
Die Vorwürfe meiner Kritiker zu meiner FanEdition sind voll berechtigt. Der Text steckt voller Perspektivwechsel und große Teile sind in Autorenperspektive geschrieben, was die Geschichte belehrend wirken lässt. Das erkenne ich jetzt auch. Deshalb arbeite ich gerade alle meine Texte durch und ändere die Stellen mit Perspektivewechseln und Autorenperspektive. Letzteres ist aber aber oft nicht so genau zu erkennen. Ich kann dir gern mal eine Seite schicken, die Tostan für mich lektoriert hat. Er ist da ja knallhart, hat aber jede Menge Erfahrung.

Im Autorenforum habe ich hier: http://www.autorenforum.de/experten/11-fantasy?start=10 gelesen, dass man als Hobbyautor glaubt, mit der wechselnden Sicht unterschiedlicher Figuren den Text aufzulockern. Die Profis erteilen dieser Auffassung eine klare Absage. Man macht es sich als Autor damit nur einfach. Die Schwierigkeit am Schreiben ist aber, eine Szene aus der Sicht nur einer Person so spannend zu schreiben, dass der Leser sie versteht und von ihr gefesselt wird. Darin liegt die Herausforderung für einen guten Autor. Zumindest habe ich das so verstanden.

Schreiben ist Arbeit! Das habe ich auch erst lernen müssen.
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Re: Die Perspektive des Schreibers

Beitrag von Vivian-von-Avalon »

TCai hat geschrieben:...
Schreiben ist Arbeit! Das habe ich auch erst lernen müssen.
Mit Sicherheit! DAS habe ich auch gelernt!
Vivian-von-Avalon

Re: Die Perspektive des Schreibers

Beitrag von Vivian-von-Avalon »

TCai hat geschrieben: ...
Die Vorwürfe meiner Kritiker zu meiner FanEdition sind voll berechtigt. Der Text steckt voller Perspektivwechsel und große Teile sind in Autorenperspektive geschrieben, was die Geschichte belehrend wirken lässt. Das erkenne ich jetzt auch. Deshalb arbeite ich gerade alle meine Texte durch und ändere die Stellen mit Perspektivewechseln und Autorenperspektive. Letzteres ist aber aber oft nicht so genau zu erkennen. Ich kann dir gern mal eine Seite schicken, die Tostan für mich lektoriert hat. Er ist da ja knallhart, hat aber jede Menge Erfahrung.
...
Ich gehöre auch zu den Kritikern Deiner FanEdition - aber NICHT wegen der Perspektivenwechsel oder der Storyline. Wir alle sind (noch) keine Profi-Autoren. Jeder muss für sich selbst entscheiden, ob sie/er weiterhin nur aus Freude an der Sache schreibt, oder versuchen will, den Weg ins Profi-Lager zu schaffen.

Die o.a. Fehler werden nun einmal von Hobby-Autoren gemacht, die am Beginn ihrer Entwicklung stehen.

MEINE Kritik bezieht sich eindeutig auf das Frauenbild, das Du in Deinem Roman zeichnest - und auch das Bild der Männer. Auch wenn ich schon viel "abgestrichen" habe, da Du selbst in Deiner Ankündigung darauf hinweist, dass der Leser es mit Humor nehmen sollte.
Trotzdem bleibt genug übrig, was meine Nackenhaare sträubt und meine Krallen ausfahren lässt ...

Ich räume sogar ein, dass ich vielleicht in diesem Fall nicht ganz objektiv bleibe. Mir bedeutet nämlich die innere Stärke und die Würde der Frauen sehr viel.
Um es kurz zu machen: Frauen sind für mich genauso gute Soldaten, Techniker, Wissenschaflter, Piloten, Nahkämpfer, Einsatzsspezialisten, Offiziere, Kommandanten usw. wie Männer!
Und Männer sind NICHT "triebgesteuerte Monster", wie es in einer Szene der "Telepathin" auf mich wirkt. Und Frauen sind nicht die "verführerischen Monster", die den Männern auflauern.

Dein Frauenbild wirkt auf mich ganz einfach frauenverachtend. Und da habe ich bei meiner eigenen Weltanschauung einiges dran zu knabbern. Gerade in der SF (wobei ich jetzt noch nicht einmal PR im Speziellen meine), wo ohnehin die Frauen in der Minderzahl sind und sich gegen Männer immer noch durchsetzen müssen, schadet ein derartiges Frauenbild mehr als dass es nützt.
Nach der Ankündigung für Deinen Roman hatte ich erwartet, dass Du Dich einerseits sachlich, andererseits auch emotional (eben weil Du eine Frau bist), aber immer WERTSCHÄTZEND mit der Benachteiligung der Frauen in der damaligen Solaren Flotte auseinandersetzt. Ja, ich hatte mich auf die Lektüre des Romans richtig gefreut, weil ich dachte: endlich mal so etwas, endlich mal so ein wichtiges Thema von einer Frau geschrieben, das ist bestimmt ganz toll. - Und dann kam Seite für Seite die Ernüchterung.

Allein eine Szene am Anfang, als Perry Rhodan Anne Sloane, nachdem sie total verdreckt an Bord kommt, nicht "befehlen möchte" zu baden, ist für mich nicht akzeptabel. Es impliziert, dass Anne nicht selbst weiß, dass sie total im Dreck versinkt und erst einmal duschen sollte/muss, dass ein Mann (und noch schlimmer ihr oberster Chef!) ihr das erst sagen muss, weil sie als Frau ja so "unselbstständig" ist.

Sehr gut gefallen hat mir dagegen die Person Deines Quartiermeisters. Die ist Dir echt gelungen! Die Person ist realistisch und nachvollziehbar.
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Re: Die Perspektive des Schreibers

Beitrag von TCai »

Vivian-von-Avalon hat geschrieben:
MEINE Kritik bezieht sich eindeutig auf das Frauenbild, das Du in Deinem Roman zeichnest - und auch das Bild der Männer. Auch wenn ich schon viel "abgestrichen" habe, da Du selbst in Deiner Ankündigung darauf hinweist, dass der Leser es mit Humor nehmen sollte.
Trotzdem bleibt genug übrig, was meine Nackenhaare sträubt und meine Krallen ausfahren lässt ...

Dein Frauenbild wirkt auf mich ganz einfach frauenverachtend. Und da habe ich bei meiner eigenen Weltanschauung einiges dran zu knabbern. Gerade in der SF (wobei ich jetzt noch nicht einmal PR im Speziellen meine), wo ohnehin die Frauen in der Minderzahl sind und sich gegen Männer immer noch durchsetzen müssen, schadet ein derartiges Frauenbild mehr als dass es nützt.
Nach der Ankündigung für Deinen Roman hatte ich erwartet, dass Du Dich einerseits sachlich, andererseits auch emotional (eben weil Du eine Frau bist), aber immer WERTSCHÄTZEND mit der Benachteiligung der Frauen in der damaligen Solaren Flotte auseinandersetzt. Ja, ich hatte mich auf die Lektüre des Romans richtig gefreut, weil ich dachte: endlich mal so etwas, endlich mal so ein wichtiges Thema von einer Frau geschrieben, das ist bestimmt ganz toll. - Und dann kam Seite für Seite die Ernüchterung.
Ich nehme deine Kritik zur Kenntnis, obwohl ich denke, dass sie nicht in diesen Beitrag gehört. Aber okay!

Dennoch glaube ich, dass du immer noch nicht verstanden hast, mit welcher Absicht ich diese Geschichte schrieb. Das Frauenbild in den Heftromanen der damaligen Zeit war eben so und es lag nie in meiner Absicht, das ändern zu wollen oder auf die heutige Zeit umzuschreiben. Vielmehr wollte ich zeigen, wie unrealistisch das damalige Bild war, in dem ich daraus eine Persiflage machte. Das der Roman dann von den Verantwortlichen der PRFZ falsch beworben wurde ("Frauen in der Solaren Flotte") hat sich natürlich negativ auf die Erwartungshaltung der Leser ausgewirkt.

Sicher, da gehe ich mit dir konform, dieses Frauenbild ist menschenverachtend. Doch leider ist dieses Bild auch heute nicht aus den Köpfen einiger Männer verschwunden, was ich regelmäßig am eigenen Leib erfahren muss. Ich arbeite als Frau in einem Männerjob und habe ausschließlich mit Männern zu tun. Vielleicht nimmt man die kleinen Frotzleien der Kollegen oder das Mobbing durch den Chef irgendwann nicht mehr als das wahr, was es ist - erniedrigend. Man verliert eben die Perspektive. Anne Sloane macht in meinem Roman genau das durch.
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Re: Die Perspektive des Schreibers

Beitrag von Hideo »

Auch wenn ich euren Austausch über... ich nenne es mal, moralische/gesellschaftliche Perspektiven, auch interessant finde, würde ich euch doch bitten, dies in einem seperaten Thread zu diskutieren, Vivian und TCai
Mir geht es hier nur um die Erzählperspektiven, mit denen man spielen kann.
Am Anfang habe ich es ja eindeutig auf die Diskussion bezogen, die Aarn immer wieder bewegt. Allerdings finde ich es auch spannend, wenn hier ein Austausch über andere Perspektiven geführt wird, warum ihr zum Beispiel welche Perspektive in einer Geschichte nutzt, usw.
Alles hier gepostete ist meine eigene Meinung und auch als solche zusehen. Sollte sich jemand davon angegriffen fühlen, so kann er es gerne sagen.
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Re: Die Perspektive des Schreibers

Beitrag von Alexandra »

Hideo hat geschrieben:Mir geht es hier nur um die Erzählperspektiven, mit denen man spielen kann.
Also ich fühle mich mit einer Form der erlebten Rede wohl, die ein bisschen in die stream-of-consciousness geht, so dass ich immer wieder darauf achten muss, die Sätze auszubilden statt den Gedankenfetzen nachzugeben. Das siehst du an der Geschichte "Die Flucht". Subjektiv, die sich durch ihre Ungeglättetheit wiederum verrät, so dass der Leser kritische Positionen zu Geschehen und Reflektorfigur einnehmen kann beziehungsweise zu diesen hingeführt wird.

In der Kafka-Parodie, die ich mit dieser Yoga-Jogo-Geschichte im Nachbarthread grad mache, ist das anders, da imitiere ich Kafkas lange Satzperioden und lege vor allem Wert auf diese typisch kafkasche Reflektorfigur, diese Mischung von Überheblichkeit und übertriebener Nachgiebigkeit hinzubekommen. Damit bin ich vollauf beschäftigt.

Die Diskussion und die ideale Erzählhaltung an sich finde ich so, wie wenn man ausdiskutiert, ob Nudeln, Reis oder Knödel die ideale Beilage sind, dies dann basisdemokratisch festlegt und dabei bleibt. An Guad'n.

Hol' dir doch eine gute Systematik, wie Stenzels Typenkreis des Erzählens, hier ist eine nette kleine Einführung http://www.leixoletti.de/theorie/perspektive.htm, und dann schreibe die gleiche Story mit verschiedenen Ansätzen und lass sie auf dich wirken, dann merkst du ja, welchen Effekt die haben.

In der Arbeit mache ich das gern mit Zeiten.
Mit den Zeiten bekommst du auch ganz tolle Effekte, die Kids jedenfalls tun das.
Zum Beispiel:

1. Schreibe im Präteritum und wechsle am Spannungshöhepunkt ins Präsens. Die vorgeschlagenen Themen waren, dass man plötzlich das/ den allertollste/n Mädchen/ Jungen sieht oder dass man blaumacht und in dr Stadt plötzlich vor dem Lehrer steht, bei dem man heute die Arbeit blau gemacht hat. Einer schilderte aber ein Fußballspiel, bei dem plötzlich der Teufel erscheint. War toll.
2. Schreibe den gleichen kleinen Vorfall einmal im Präteritum und einmal im Perfekt (formal - informal!)
3. Plusquamperfekt, du besuchst nach dreißig Jahren deine alte Schule, stehst auf dem Pausenhof und erinnerst dich.
4. Indirekte Rede (Konjunktiv I), ein Geschwister hat was angestellt und du willst keine Stellung beziehen, während du mit den Eltern redest.
5. Konjunktiv II - wenn du reich wärst, wenn du auf einer Raumstation leben würdest...
6. Partizip Präsens, das ergibt mit Absätzen automatisch eine Art Gedicht, z.B.
Das Ahornblatt
tanzend
schwebend
bunt sich färbend im Herbst
zu Boden taumelnd
in der Pfütze treibend
schwimmend im Bach
am Ufer liegend
Erde werdend
zu neuem Leben
tot.


Und der Satzrhythmus, wenn man sich das Geschriebene vorspricht.
Meine neueste Idee ist eben die Nachbildung von Musik in der Satzmelodie, das müsste gehen, aber ich bin noch nicht an dem Punkt, es zu versuchen.
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MAH
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Re: Die Perspektive des Schreibers

Beitrag von MAH »

Hideo hat geschrieben:@Alexandra: Guck mal hier rein.

Und ja, ich habe die "Kritik" von Arn schon öfter gelesen und finde sie spannend. Mir schwebte es schon immer mal im Kopf herum, das gezielt zu thematisieren.
Von daher würde ich mich freuen, wenn Arn und/oder auch Marc sich hier auch zu Wort melden :)
Zufällig entdeckt.

Meine Meinung habe ich in den beiden Zauberspiegel-Artikel eigentlich schon kundgetan. Zu Aarns Forderungen habe ich folgende Theorien:

1. Aarn fühlte sich in der "alten" Erzählwelt der Sechziger- und Siebzigerjahre wohler.
2. Aarn mag keine Gefühlsduseleien in den Romanen
3. Aarn mag holzschnittartige Figuren, die handeln und nicht denken oder fühlen

Zu allen drei Punkten habe ich nichts einzuwenden. Wenn er diese Art der Erzählungen bevorzugt, dann ist das gut so.

Weniger Verständnis habe ich, wenn er belehrende Artikel (wie man (nicht) PR schreiben sollte) veröffentlicht, in denen er aus Sicht seiner persönlichen Vorlieben Theorien aufstellt und fordert, dass sich die Autoren daran zu halten hätten. Und obwohl ich mehrere Anläufe genommen habe, scheint er nicht verstanden zu haben, dass es nicht widernatürlich ist, wenn ein Autor eine Figur denken und fühlen lässt. (Aarn: "Denn ich als Leser kann ja nicht verstehen, was eine Figur denkt oder fühlt") Ganz abstrus dann seine Forderung, dass es besser wäre, wenn die Figur konstant seine Gedanken äußern würde, also seine Gedankengänge vor sich hinmurmelt, damit der Leser sie "hört". Das ist doch - sorry - Blödsinn. Aarn versteht irgendwie nicht, dass ein Roman nichts anderes ist als eine Geschichte, die der Autor dem Leser erzählt.

Zu den Perspektiven: Ich kann allen Hobbyautoren nur raten, dass sie sich bei ihren ersten Romanen für eine Perspektive entscheiden und sich dann daran halten. Aus meiner Sicht sollte man mit der personalen Perspektive beginnen. Mit ihr kann man spannende Geschichten erzählen. http://www.buecher-wiki.ch/index.php/Bu ... erspektive

Wichtig: Ein Wechsel der Perspektive bringt Abwechslung und kann das Geschehen aus verschiedenen Richtungen beleuchten. Begeht aber nicht den Fehler (wie oben zu lesen ist), innerhalb einer Szene von einer Person auf die andere zu wechseln, um etwas zu erklären. Das ist in meinen Augen ein absolutes No-go und sollte vermieden werden. Beendet die Szene (mit einem coolen/spannenden Schlusssatz), macht zwei Zeilenschaltungen, ein Sternchen oder gleich ein neues Kapitel und schreibt dann aus der neuen Perspektive weiter. So funktioniert es.

Gerade wenn ihr einen Roman veröffentlichen wollt, dann passt auf eure Perspektive(n) auf. Es sind schon viele gute Geschichten auf dem "leider nein"-Stapel gelandet, weil der Autor bei den Perspektiven geschludert hat.

Schreiben lernt man nur durch das Schreiben. Wenn ihr in der personalen Erzählperspektive sicher seid, könnt ihr euch ja mal mit der auktorialen oder neutralen Perspektive versuchen - oder mit dem Ich-Erzähler. Das macht Spaß und ihr werdet sehen, welche Perspektiven euch besonders liegen und was ihr mit ihnen alles anstellen könnt.

Derzeit arbeite ich gerade intensiv an einem Erstauflagen-Roman. Darin habe ich drei Perspektiven: Einen jungen Ich-Erzähler und zwei Figuren, bei denen ich die personale Erzählperspektive verwende. Beim letzten Roman (PR 2821) hatte ich neben Atlan (personale Perspektive) noch die Sicht der Jung-Geniferen (ebenfalls personale Perspektive) und die "Zeitfenster", die ich aus der neutralen Erzählperspektive und im Präsens geschrieben habe. Mir machte die Abwechslung Spaß, die Leser haben es - wenn überhaupt - nur am Rande bemerkt. Unterbewusst - und genau das wollte ich dabei erreichen.

PS: Ich habe keine Ahnung, was eine "Autorenperspektive" ist. Meint ihr damit die auktoriale Erzählperspektive?
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Re: Die Perspektive des Schreibers

Beitrag von TCai »

MAH hat geschrieben: PS: Ich habe keine Ahnung, was eine "Autorenperspektive" ist. Meint ihr damit die auktoriale Erzählperspektive?
Ja! Quasi abgeleitet vom allwissenden Autor. :) Mir fiel das Wort "auktorial" gerade nicht ein.
»Denn Phantastik schreiben, heißt ja nicht, die Realität mit anderen Mitteln nachzuerzählen, sondern die Realität mit anderen, eben phantastischen Mitteln aufzubrechen.«
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Re: Die Perspektive des Schreibers

Beitrag von Vivian-von-Avalon »

MAH hat geschrieben: ...
Meine Meinung habe ich in den beiden Zauberspiegel-Artikel eigentlich schon kundgetan. Zu Aarns Forderungen habe ich folgende Theorien:
...
2. ... Gefühlsduseleien in den Romanen
3. ... holzschnittartige Figuren, die handeln und nicht denken oder fühlen
Gerade DAS ist es doch, was Romane lebendig macht! Die Gefühle der Personen, ihre Ängste, Sorgen, Nöte - ein wenig Psychologie ...
MAH hat geschrieben: ...
Wichtig: Ein Wechsel der Perspektive bringt Abwechslung und kann das Geschehen aus verschiedenen Richtungen beleuchten. Begeht aber nicht den Fehler (wie oben zu lesen ist), innerhalb einer Szene von einer Person auf die andere zu wechseln, um etwas zu erklären. Das ist in meinen Augen ein absolutes No-go und sollte vermieden werden. Beendet die Szene (mit einem coolen/spannenden Schlusssatz), macht zwei Zeilenschaltungen, ein Sternchen oder gleich ein neues Kapitel und schreibt dann aus der neuen Perspektive weiter. So funktioniert es.
...
Ja, da habe ich bei meinem ersten veröffentlichen Roman - leider - auch kleine Fehler drin ... Ich hoffe, Ihr verzeiht mir das ...
MAH hat geschrieben: ...
Schreiben lernt man nur durch das Schreiben. Wenn ihr in der personalen Erzählperspektive sicher seid, könnt ihr euch ja mal mit der auktorialen oder neutralen Perspektive versuchen - oder mit dem Ich-Erzähler. Das macht Spaß und ihr werdet sehen, welche Perspektiven euch besonders liegen und was ihr mit ihnen alles anstellen könnt.
Stimmt. Habe ich auch gemerkt. Schreiben übt und macht Spaß. Bei meinem gerade abgeschlossenen Roman "Der Arkonide und der Freihändlerkönig", habe ich damit auch "gespielt". Da gibt es vier Perspekten: die von Roi Danton, von seiner Freundin Beatrice, von Atlan und von Perry Rhodan. Alle beleuchten es von "ihrer" Seite. Hinterher habe ich beim ersten Nachlesen selbst gemerkt, wie viel Freude das Spielen mit den Figuren macht.
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