Vivian-von-Avalon hat geschrieben:Ich finde es insbesondere köstlich, wenn Leute, die gerade erst mit dem Schreiben begonnen haben, "belehrende" Empfehlungen posten. Natürlich möchte jeder seine Meinung kundtun, dazu sind Foren schließlich da und ich wäre die Letzte, die etwas dagegen hätte. Dazu bin ich schließlich auch in Foren aktiv.
Das hatte ich mal vor einigen Jahren.
Da wollte Jemand - oberlehrerhaft - erklären, wie eine Geschichte kreativ verfasst werden MUSS (nicht soll sondern muss !!) Der Gag war dabei der, dass der Junge gerade 13 Jahre alt war - und der will erwachsenen Männern dann erklären, wie eine romantische Szene abläuft. Herrlich...!!
Abgesehen davon hat besagter JUNG-Autor natürlich bis heute nicht mal eine Kurzgeschichte veröffentlicht - und was er in einem WIKI als Anfang einer geplanten (Riesen-)Serie gepostet hatte war - vorsichtig gesagt - eine Zumutung. Da stimmte so rein gar nichts - angefangen von Fanboy-Jung-Captains im Jugendalter, über Self-Inserts (natürlich der typische Marty-Stu-Character) bis hin zu der Anfängerangewohnheit, ein Thema für 500 Seiten in zehn Schachtelsätze zu quetschen.
Nein - von solchen Kindern ein Review zu bekommen macht keinen Spaß...
Ich würde nicht mal etwas sagen, wenn die es dann wirklich besser könnten - ABER...!!
Vivian-von-Avalon hat geschrieben:Aber gerade angefangen und dann Belehrungen und sehr schwer nachvollziehbare Beurteilungen ... lieber ein wenig zurückhalten, denke ich mir da.
Yo - dieses Selbstaufwerten (weil sie tatsächlich schon 2 und nicht eine Kurzgeschichte verfasst haben) stört gelegentlich.
Ein Blick auf deren Werke lässt dann zumeist die Frage aufkommen, warum sie nicht viel besser schreiben, bei all den "klugen" Tipps.
Vivian-von-Avalon hat geschrieben:So etwas stößt sehr schnell unangenehm auf. Jedenfalls empfinde ich es so. Wenn dann noch Formulierungen wie "archaisch" oder "unreif" dabei fallen ..... Zum Glück nicht hier in DIESEM Forum! DAS freut mich ganz riesig. Deshalb fühle ich mich im PR-Forum ja auch so wohl!
Bei so etwas weiß ich dann nie so recht, ob ich lachen oder weinen soll (zumeist passiert dann aber eh Beides).
Vivian-von-Avalon hat geschrieben:Nur eines sollten solche "belehrenden" Menschen doch beachten: Natürlich sollte jeder Autor, egal ob Profi oder Anfänger, Kritik einstecken können. Aber Formulierungen wie o.a. gehen m.E. doch etwas zu weit. Und gerade darum tun sie vielen Menschen richtig weh! Zum Glück gehöre ich nicht dazu, sondern sage mir bei so etwas nur: "Aha ... naja, wenn er/sie meint ..." Aber es gibt eben auch andere und an die sollte jeder Kritiker immer denken!
Konstruktive Kritik: JA
Verletzungen: NEIN
Nun ja - EHRLICH Feedback (ich nenne es bewusst nicht Kritik) zu geben ist so eine Sache.
WENN ich mal eins schreibe (und das mache ich nur, wenn IMO Potenzial zu erkennen ist - also ist allein das Feedback selbst schon ein Lob) dann vermeide ich einerseits absolute Aussagen, wie: "Dass MUSS so geschrieben werden..." oder "Das IST nicht gut geschrieben..." sondern sage lieber: "Ich selbst schreibe es so, weil..." oder "Mir gefällt der betreffende Textteil nicht so sehr, weil..."
Was ich bei Feedbacks gerne einfüge ist eine Textpassage im Original, und dann dieselbe Passage, so wie ich selbst sie geschrieben hätte. Dann hat der/die Betreffende gleich die Möglichkeit zu schauen, wie andere Leute so etwas schreiben (was nicht heißt, dass das dann unbedingt besser wäre !!).
Oft ringe ich dabei mit mir selbst, wenn es um die Frage geht: "Wie ehrlich soll ich sein/verträgt es der/die Hobby-Autor(in) ??
Mir ist es schon passiert, dass ich ganz offen geschrieben habe (falsche Lobhudelei bringt dem der das Review bekommt ja nichts) was an einer Geschichte fehlt (z.B. wurden nur Namen in den Raum geworfen und ich blieb mit der Frage zurück, was für eine Funktion hat dieser Charakter eigentlich) oder wie man Beschreibungen in die Handlung einflechten könnte um Fließtext dafür zu verwenden zu vermeiden.
Tja, da fiel der besagte Jung-Autor - der sein Werk für die Krone allen Schaffens gehalten hatte - doch tatsächlich aus allen Wolken und er war ernsthaft der Meinung dass es gar nicht besser ginge. Dafür gibt es ein Wort: Realitätsentzug. Zwar ist es für die Personen schade, die Vorschläge gerne aufgreifen, oder zumindest nicht generell in den Wind schlagen, doch durch solche Reaktionen verliere ich dann herzlich die Lust Feedback zu geben.
Vivian-von-Avalon hat geschrieben:Ich habe schon einige heftige Kritik von erfahrenen Profis "um die Ohren" bekommen. Aber IMMER konstruktiv und sachlich fundiert, wie es sein sollte! Und jedes Mal konnte ich viel daraus lernen und an meinem Stil verbessern!
Das ist ein ganz wichtiger Punkt.
Obwohl es da auch immer auf den "Profi" ankommt. Vor einigen Monaten habe ich in einem Star Trek Roman (bei einem Freund - ich selbst lese ST nur in FF Form, denn einige von denen sind besser geschrieben als die meisten kommerziellen ST-Bücher) geblättert, weil ich etwas über den Aufbau und das Aussehen des Inneren eines romulanischen D´DERIDEX-Warbirds zu erfahren hoffte.
Nun ja, ich war zuerst erstaunt und dann erschüttert, denn obwohl ein Gutteil des Romans auf einem solchen Schiff spielte gab es nicht mal den Hauch einer Beschreibung, wie es da aussieht, oder wo welcher Bereich liegt. Ebenfalls Fehlanzeige bei sämtlichen Charakteren - hätte ich die Canon-Figuren nicht gekannt, dann hätte ich mir als unvorbereiteter Leser zu keinem von denen einen Reim machen können. Traurig.
Da frage ich mich dann schon, ob ich einen solchen Autor wirklich als Profi bezeichnen soll...
Vivian-von-Avalon hat geschrieben:Die Fehler, die ich "damals" machte, in den alten Storys zu korrigieren - das mache ich persönlich nicht. Wenn ich mit einer Story wirklich fertig bin und das Wort - ENDE - da drunter steht - ich meine sie wirklich gelesen und lektoriert ist, dann ist sie für mich auch "tabu".
Kommt auf den Fehler an.
Trotz Korrekturlesens hatte ich mal aus einer Eiswüste eine Eiwüste gemacht - da korrigiere ich dann schon.
Ansonsten handle ich das wie du - neu gelernte Erfahrungen fließen ins aktuelle Projekt ein, ein langwieriges stilistisches Umschreiben meiner Episoden wäre viel zu aufwendig. Dafür ist es Hobby-Arbeit und gratis, keine "Profi-Arbeit" für die man Geld bezahlt.
Vivian-von-Avalon hat geschrieben:Ich persönlich verzettele mich, wenn ich sie wieder und wieder "raufhole". Außerdem wird die Sache dann für mich langweilig. Ich arbeite lieber daran, die erkannten Fehler im aktuellen Projekt und in zukünftigen zu vermeiden. Das übt sehr viel mehr und macht ungleich viel mehr Freude! Denn auch ein Hobby-Autor möchte mit seinen Figuren Neues erleben und nicht immer und immer wieder das Alte aufwärmen ...
Jopp.
Vor allen Dingen behält man dadurch eine Vergleichsmöglichkeit und kann nachschauen, was und in wie fern man selbst etwas verbessert (oder möglicherweise auch mal verschlimmbessert) hat.