Schulaufführung

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Frank Chmorl Pamo

Schulaufführung

Beitrag von Frank Chmorl Pamo »

"RUHE!"
Frau Dilars Stimme überschlug sich. Erfolglos wie immer versuchte die Lehrerin, nur mit ihrer dünnen Stimme die Klasse zum Schweigen zu bringen.
Im Jahr 1517 waren die Lehrer Moderatoren, die die positronikgestütze Wissensvermittlung beim Lernen begleiteten. In gemischten Klassen kann auch ein Cheborparner, Blue oder Posbi diese Stelle einnehmen, was bei der Einschulung der Kleinen oft zu Schreikrämpfen und längerer schulpsychologischer Betreuung führte.

Gaspar blickte um sich. Bestimmt die Hälfte seiner Mitschüler war nur virtuell anwesend, mit halbtransparenten Avataren. Diese trugen aber genauso zum Lärmpegel bei wie die körperlich Anwesenden. Von Einem oder Zweien wusste er, dass sie ihre Positronik hackten und eine individualisierte KI einsetzten. Schließlich konnte man die blöde Unterrichtszeit für Besseres nutzen: MMOTG - Massive Multiplayer Online Trivid Games - spielen, oder einen Tag am Raumhafen abhängen. Wenn das herauskam - die Strafen waren empfindlich. Vier Wochen Präsenzpflicht - nicht auszudenken!

"RUHE!"
Gaspar wurde aus seinen Gedanken gerissen. Langsam sank der Lärmpegel. Frau Dilars Gesichts strahlte wieder in pädagogisch geschulter Freundlichkeit.
"Bevor der Unterricht heute zu Ende ist, müsst ihr euch auf ein Thema für die Schulaufführung einigen. Irgendwelche Ideen?"
Es prasselte nur so von Vorschlägen.
"Perry trifft Gucky"
"Sichu verliebt sich in Perry". Die Jungs verzogen wie von etwas Ekligem die Gesichter.
"Atlan wacht in seiner Kuppel auf"
"Terra im Grauen Korridor"
"Perry trifft entdeckt die Arkoniden"
"Bully in Allerorten"
"Archetim und die Shohaaken"
Mehr und mehr Vorschläge füllten die holografische Wolke in der Mitte des Lehrzimmers.
Schließlich mussten die Schüler einen virtuellen Pfeil auf ihren Favoriten schießen. Schon boxten die höher gewichteten, animierten Vorschläge die Niedrigeren aus der Wolke, bis noch zwei Gegner übrigblieben: Perry und Sichu gegen Perry und die Arkoniden. Unter begeistertem Anfeuern der Kinder schmetterten schließlich Perry und seine Arkoniden ihre Gegner in hohem Bogen davon, glatt durch die Wand.
"Gut Kinder, das ist also euer Projekt. Einigt euch, verteilt die Aufgaben. Ich freue mich schon auf eure Vorstellung in acht Wochen."

Ein paar Abende später traf sich die Klasse im Trivid-Chat.
Stille.
Alle blickten sich ratlos an.
"Blöde Arkoniden!" maulte schließlich einer.
"Arkoniden sind nicht blöde!", verteidigte Andromeda sie, das Mädchen neben Gaspar. Er fand sie ... geheimnisvoll.
"Arkoniden sind kick!". Sie beugte sich mit gestreckter Zunge vor.
"Sind sie nicht! Die sind flüüt!", gab Anson zurück, und zog eine Grimasse.
Niemand wusste genau, was Blues damit meinten. Es musste aber etwas ziemlich Grässliches sein.
"Selber flüüt und blöd!", riefen die Anderen und warfen virtuelle Papierkugeln auf die beiden Streitenden.
"Sucht bis morgen Abend alles über Perry zusammen, und wie er zum Mond geflogen ist.", versuchte Gaspar die Klasse zu beruhigen. "Ich geh' jetzt raus. Gleich gibts Abendessen."
Da auch die Anderen Hunger hatten, war das erste Brainstorming alsbald beendet.

Am nächsten Abend ...
Über Perry Rhodan und Reginal Bull hatten sie Unmengen an Informationen gefunden.
Es waren jedoch insgesamt 4 Terraner, die damals zum Mond flogen. Soviel war noch bekannt. Zu den anderen waren kaum Daten erhältlich. Einer von denen hieß Flipper, der Andere Eric.
Gemeinsam suchten sie in den Datenbanken. Schließlich wurden sie bei den Entdeckern fündig: Erik der Rote, ein Wikinger.
"Wikinger?", fragte ein Mädchen zweifelnd. "Kenne ich nicht."
"Hier! Siehst Du?", entgegnete Homer, als sein Terrapedia-Eintrag im 3-Vid-Raum projeziert wurde. "Wikinger entdeckten als erste Amerika. Und so sahen die aus!". Zu diesem Worten erschien das Bild eines rotbärtigen, grimmig dreinblickenden Kriegers mit gehörntem Helm."
"Also ... ich weiß nicht ...", war Andromeda zu vernehmen. "Das kann ich mir nicht vorstellen."
"Aber hier steht doch, dass die Wikinger Amerika entdeckten. Und auf Sakrament III leben doch auch noch die Nachfahren der Bayrischen Entdecker. Und außerdem haben die Wikinger doch Helme mit kleinen Hörnern in den Raumschiffen gehabt. Sonst wären die doch garnicht durch die Schleusen gekommen."
Das klang einleuchtend.

"Weiß jemand etwas über Flipper?", eröffnete Gaspar den nächsten Abend.
Alle setzten eine ratlose Miene auf. Über Flipper fand niemand einen Eintrag.
Schließlich warf Anson zaghaft ein "Ein Delfin ..."
"Häh?", machte Gaspar. "Das ist flüüt!"
"Nein, stimmt nicht. Delfine sind schlau!", stritt Anson und spielte eine historische Aufnahme ab, über einen Delfin der Verbrecher jagt und mit den lokalen Polizeibehörden zusammenarbeitet. Im Nu waren alle Zweifler bekehrt.
"Aber wie kommt der mit zum Mond? Der muss doch schwimmen und braucht Wasser."
"Ganz einfach. In der Rakete war ein großer Tank. Dort konnte Flipper spielen und schlafen und die Rakete steuern."
Das klang einleuchtend.

Schnell erkannten einige Superschlaue das größte Problem, das Gewicht!
"Die ganze Rakete mit soviel Wasser drin, die ist doch zu schwer.", meinte der Streber von der ersten Bank. Keiner mochte ihn!
Er rasselte Zahlen herunter (nichtmal eine Projektion brauchte er!) und beharrte darauf, dass damals keine Rakete mit diesem Gewicht hätte abheben können.
"Dinosaurier! Flugsaurier!", unterbrach Gaspar ihn.
"Aber ..."
"Doch! Und außerdem sind Flugsaurier stark. Die haben die Rakete gepackt und soweit hochgeflogen bis die Rakete das Gravofeld Terras verlassen hat. Dann konnte die Rakete mit den Atomdüsen zum Mond fliegen."
"Damals gabs doch keine Saurier mehr auf Terra", meldete sich Andromeda zu Wort.
"Eben doch!", triumphierte Gaspar und projezierte ein Foto Perrys mit einem Flugsaurier im Hintergrund.
Die Bildunterschrift "Lemuria/Terra" interessierte niemand.

An den weiteren Abenden wurden weitere Details festgelegt und ausgearbeitet und schließlich in eine Positronik-TriVid-Komposit-Präsentation übergeführt: Die Schüler schauspielerten und dazu erzeugte die Positronik die Umgebung, generierte die Umgebung samt Hologramme und schuf semimanifeste Aktionsfelder.

Und so trug ein abgerichteter Ptherosaurier mit majestätitschem Flügelschlag die STARDUST I hoch in die Stratosphäre, von wo aus sie mit Atomantrieb dem Mond zustrebte; navigiert von Flipper, der mit seinem Bordteleskop über ihren Kurs wachte; von einem grimmig dreinblickenden Wikinger medizinisch betreut.
Nach einigen Zwischenfällen schließlich erreicht der Shift mit Perry, Bully und dem Wikinger in der Kabine und dem Delfintank auf der Pritsche die Aetron. Die Schiffschleuse öffnete sich, und ihnen entgegen schwebte in überirdischem Schein, mit feinem Lächeln und großen Augen die Sternprinzessin Sailor Thora!

Leider fiel, bevor das Schauspiel seinen Höhepunkt erreichen konnte, die Energieversorgung aus unerfindlichen Gründen aus ...
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Soulprayer
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Re: Schulaufführung

Beitrag von Soulprayer »

Sehr amüsant. :D :D :st:
Die Jugend aus der Zukunft... :mrgreen:
VG
Soulprayer
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