Requien für ES

Antworten
Homer G Adams
Zellaktivatorträger
Beiträge: 2095
Registriert: 27. Januar 2015, 18:55
Wohnort: Terrania, Mars

Re: Requien für ES

Beitrag von Homer G Adams »

Noch ein Wort zu den Ferronen. Sieben Mal flog die riesige Tosoma im zweiten Halbjahr 2036 zwischen Ferrol und Solsystem hin-und her. Etwa zehntausend hauptsächlich Spezialisten, Technos und Wissenschaftler kamen von Ferrol ins Solsystem und die gleiche Anzahl von Terraner zur irdischen Kolonie im Wegasystem auf Rofus. Dann kamen 2064 drei gigantische Archen vom Wegasystem ins Solsystem mit Lichtgeschwindigkeit.

Später mehr darüber, nur zur Kurzinfo, woher die vielen Ferronen plötzlich in Solsystem kamen.
„Cappuccino und Earl Grey ☕🍵🥐 ist uebrigens ein Hauptgrund, der die Existenz Terras berechtigt erscheinen lässt. “ etwas abgeändert.
Atlan, PR 470

"Wenn der letzte Ritter der Tiefe gegangen ist, werden alle Sterne erlöschen." Alte kosmische Weisheit über die RdT

PR ohne ES. Wirklich? Die ES Fragmente bringen Hoffnung!
Homer G Adams
Zellaktivatorträger
Beiträge: 2095
Registriert: 27. Januar 2015, 18:55
Wohnort: Terrania, Mars

Re: Requien für ES

Beitrag von Homer G Adams »

Moin, Moin,

Ich hoffe, der letzte Teil der Mars-Chroniken hat Euch gefallen?

Hier nun weiter im Text ein kleiner allgemeiner Infoblock über die Jahre 2037 - 2064.

Intermezzo
Aus den Chroniken der Menschheit:
Spoiler:
Bereits Anfang Januar 2037, als der Richtstrahl- Hyperfunk in der Lokalen Flocke noch funktionierte, schloss die TU und Ferrol die Terranisch-Ferronische Union (TFU). Die Ferronen stellten den Terranern sämtliche Blaupausen ihrer Hightech zur Verfügung. Umgekehrt die Terraner ihre bereits entschlüsselte arkonidisch- topsidische Hightech. Bis zum Beginn der ‚Zweiten Archaischen Perioden’ (ab März 2037) flogen die TOSOMA und die NESBITT insgesamt ein Dutzend Mal zwischen dem Wegasystem hin und her und brachten Menschen und Güter nach Rofus ins Wegasystem. Im Gegenzug brachten sie Ferronen und Güter zurück ins Solsystem. Die Gefahr aufgrund der Strukturerschütterungen der Transitionen geortet zu werden, sahen die Verantwortlichen wegen den beginnenden Hyperstürmen nicht.

Das stimmte allerdings nicht, wie wir noch sehen werden…

2064 erreichten folgende drei gigantische ferronische eiförmige lichtschnelle Schiffe das Solsystem, nach 27 Jahren Flug: eine Raumarche mit dreihunderttausend ausgesuchten und in der Arche schlafenden ferronischen Koloniefachleute, zwei riesige fünf Kilometer lange Raumfrachter mit einer Bestückung aus ferronischer Hightech, zerlegten Raumfähren, Ionentriebwerken, Kaltfusionsmeiler aller Größen und automatisch arbeitende Fabriken bzw. 3 D-Drucker, welche terranische Produkte noch immer ‚alt’ aussehen ließen. Die Kolonisten und Frachten galten für dass marsianische Areal, New Thorta und Ares City auf dem Mars und auch den ferronischen Stadtteil in Terrania.

Auch terranische lichtschnelle Riesenfrachter und Archen reisten in fünf Jahren zum Centauri Triplesystem, um die dortige Kolonie im Alpha-System, Centauri Prime auszubauen. 2066 lebten auf Centauri Prime bereits zwanzig Millionen Terraner und Tausende Ferronen. Ihre Technologie und Wissenschaft besaß den normalen terranisch-ferronischen Standard. Da die Terraner auf die astronomischen Daten der Venuszuflucht zugreifen konnten, kannten sie im Umkreis von zehn Lichtjahren rund um das Solsystem die Koordinaten von drei weiteren Klasse M oder N-Planeten, die für Terraner leicht zu besiedeln waren. Ein Klasse N-Planet im Siriussystem konnte durch ein leichtes Terraforming erschlossen werden. Alle drei Planeten wurden das Ziel von lichtschnellen Raumarchen, deren Konstruktionspläne natürlich von den Ferronen stammten

(Scriptorius, Ares City 2066)
„Cappuccino und Earl Grey ☕🍵🥐 ist uebrigens ein Hauptgrund, der die Existenz Terras berechtigt erscheinen lässt. “ etwas abgeändert.
Atlan, PR 470

"Wenn der letzte Ritter der Tiefe gegangen ist, werden alle Sterne erlöschen." Alte kosmische Weisheit über die RdT

PR ohne ES. Wirklich? Die ES Fragmente bringen Hoffnung!
Homer G Adams
Zellaktivatorträger
Beiträge: 2095
Registriert: 27. Januar 2015, 18:55
Wohnort: Terrania, Mars

Re: Requien für ES

Beitrag von Homer G Adams »

Noch ein Wort zu den ‚Handlungen’ in den folgenden Teilen.

Ab dem Teil 5 werden wir wieder wirkliche Geschichten der Haupthandlungsträger wie Atlan und Ronald Tekener erleben. Einiges über die Familienverhältnisse und die wirkliche Herkunft des ‚parallelen’ Ronald Tekener wird uns sicherlich überraschen. Auch die Existenz von negativen Organisationen, beispielsweise die ‚Akonos’ werden offenbar werden. Im Gegenzug wird eine ‚gute’ Organisation entstehen, welche zumindest den EA-Leser sehr bekannt vorkommen dürfte. ;) ^_^
„Cappuccino und Earl Grey ☕🍵🥐 ist uebrigens ein Hauptgrund, der die Existenz Terras berechtigt erscheinen lässt. “ etwas abgeändert.
Atlan, PR 470

"Wenn der letzte Ritter der Tiefe gegangen ist, werden alle Sterne erlöschen." Alte kosmische Weisheit über die RdT

PR ohne ES. Wirklich? Die ES Fragmente bringen Hoffnung!
Benutzeravatar
Elena
Forums-KI
Beiträge: 16500
Registriert: 21. September 2013, 20:46
Wohnort: Ein kuscheliges Körbchen

Re: Requien für ES

Beitrag von Elena »

Ich finds klasse und bin gespannt wegen Deiner neuen Ankündigungen. :st:
Ein bisschen gesunder Menschenverstand, Toleranz und Humor - wie behaglich es sich dann auf unserem Planeten leben ließe.
- William Somerset Maugham


Ich bin wie ich bin - Wise Guys

Immer für Dich da - Wise Guys
Homer G Adams
Zellaktivatorträger
Beiträge: 2095
Registriert: 27. Januar 2015, 18:55
Wohnort: Terrania, Mars

Re: Requien für ES

Beitrag von Homer G Adams »

Elena hat geschrieben:Ich finds klasse und bin gespannt wegen Deiner neuen Ankündigungen. :st:
Soweit die Kräfte reichen.
„Cappuccino und Earl Grey ☕🍵🥐 ist uebrigens ein Hauptgrund, der die Existenz Terras berechtigt erscheinen lässt. “ etwas abgeändert.
Atlan, PR 470

"Wenn der letzte Ritter der Tiefe gegangen ist, werden alle Sterne erlöschen." Alte kosmische Weisheit über die RdT

PR ohne ES. Wirklich? Die ES Fragmente bringen Hoffnung!
Homer G Adams
Zellaktivatorträger
Beiträge: 2095
Registriert: 27. Januar 2015, 18:55
Wohnort: Terrania, Mars

Re: Requien für ES

Beitrag von Homer G Adams »

Moin, Moin,

Hier eine kleine Ergänzung über die letzten 30 Jahre.

Revidiertes Intermezzo
Aus den Chroniken der Menschheit:
Spoiler:
Bereits Anfang Januar 2037, als der Richtstrahl- Hyperfunk in der Lokalen Flocke noch funktionierte, schloss die TU und Ferrol die Terranisch-Ferronische Union (TFU). Die Ferronen stellten den Terranern sämtliche Blaupausen ihrer Hightech zur Verfügung. Umgekehrt die Terraner ihre bereits entschlüsselte arkonidisch- topsidische Hightech. Bis zum Beginn der ‚Zweiten Archaischen Perioden’ (ab März 2037) flogen die TOSOMA und die NESBITT insgesamt ein Dutzend Mal zwischen dem Wegasystem hin und her und brachten Menschen und Güter nach Rofus ins Wegasystem. Im Gegenzug brachten sie Ferronen und Güter zurück ins Solsystem. Die Gefahr aufgrund der Strukturerschütterungen der Transitionen geortet zu werden, sahen die Verantwortlichen wegen den beginnenden Hyperstürmen nicht.

Das stimmte allerdings nicht, wie wir noch sehen werden…

2064 erreichten folgende drei gigantische ferronische eiförmige lichtschnelle Schiffe das Solsystem, nach 27 Jahren Flug: eine Raumarche mit dreihunderttausend ausgesuchten und in der Arche schlafenden ferronischen Koloniefachleute, zwei riesige fünf Kilometer lange Raumfrachter mit einer Bestückung aus ferronischer Hightech, zerlegten Raumfähren, Ionentriebwerken, Kaltfusionsmeiler aller Größen und automatisch arbeitende Fabriken bzw. 3 D-Drucker, welche terranische Produkte noch immer ‚alt’ aussehen ließen. Die Kolonisten und Frachten galten für dass marsianische Areal, New Thorta und Ares City auf dem Mars und auch den ferronischen Stadtteil in Terrania.

Auch terranische lichtschnelle Riesenfrachter und Archen reisten in fünf Jahren zum Centauri Triplesystem, um die dortige Kolonie im Alpha-System, Centauri Prime auszubauen. 2066 lebten auf Centauri Prime bereits zwanzig Millionen Terraner und Tausende Ferronen. Ihre Technologie und Wissenschaft besaß den normalen terranisch-ferronischen Standard. Da die Terraner auf die astronomischen Daten der Venuszuflucht zugreifen konnten, kannten sie im Umkreis von zehn Lichtjahren rund um das Solsystem die Koordinaten von drei weiteren Klasse M oder N-Planeten, die für Terraner leicht zu besiedeln waren. Ein Klasse N-Planet im Siriussystem konnte durch ein leichtes Terraforming erschlossen werden. Alle drei Planeten wurden das Ziel von lichtschnellen Raumarchen, deren Konstruktionspläne natürlich von den Ferronen stammten

Auch viele individualistisch veranlagte Menschen aller Länder schlossen sich in ‚Interstellar Adventures’ Gesellschaften zusammen, um in den stellaren Weiten, Siedlungsplaneten zu finden. Koordinaten von erdähnlichen Planeten hatten sie alle erworben, um im Umkreis von dreißig Lichtjahren rund um das Solsystem eine neue Heimat zu finden. Die Koordinaten stammten von der Venuszuflucht, nachdem Hacker diese zuvor verheimlichten Daten aus den Servern der TFU gehackt hatten. Also starteten in den dreißig Jahren etwa zwei Dutzend große private lichtschnelle Siedlungsschiffe ins Lokale Umfeld des Solsystems. Sie hatten keine Ahnung wie es auf den erdähnlichen Zielplaneten nach zehntausend Jahren aussah, denn so alt waren die Planetenkoordinaten. Immerhin wussten sie, dass diese Planeten zumindest erdähnliche Bedingungen boten.

(Scriptorius, Ares City 2066),
„Cappuccino und Earl Grey ☕🍵🥐 ist uebrigens ein Hauptgrund, der die Existenz Terras berechtigt erscheinen lässt. “ etwas abgeändert.
Atlan, PR 470

"Wenn der letzte Ritter der Tiefe gegangen ist, werden alle Sterne erlöschen." Alte kosmische Weisheit über die RdT

PR ohne ES. Wirklich? Die ES Fragmente bringen Hoffnung!
Benutzeravatar
Elena
Forums-KI
Beiträge: 16500
Registriert: 21. September 2013, 20:46
Wohnort: Ein kuscheliges Körbchen

Re: Requien für ES

Beitrag von Elena »

Homer G Adams hat geschrieben:
Elena hat geschrieben:Ich finds klasse und bin gespannt wegen Deiner neuen Ankündigungen. :st:
Soweit die Kräfte reichen.
Das ist klar.
Ein bisschen gesunder Menschenverstand, Toleranz und Humor - wie behaglich es sich dann auf unserem Planeten leben ließe.
- William Somerset Maugham


Ich bin wie ich bin - Wise Guys

Immer für Dich da - Wise Guys
Homer G Adams
Zellaktivatorträger
Beiträge: 2095
Registriert: 27. Januar 2015, 18:55
Wohnort: Terrania, Mars

Re: Requien für ES

Beitrag von Homer G Adams »

Mahlzeit!

Wegen den Festtagen die Story wieder einen Tag früher, damit ihr diesen Teil lesen könnt, bevor ihr darüber sinnieren könnt, was diese Weihe Nacht wirklich bedeutet. :unschuldig:

5. Teil
Spoiler:
Im Verlaufe des weiteren Jahres 2066 fuhr ich mit dem kleinsten unserer Versorgungsrover der Jagdgruppe in die noch von offiziellen marsianischen Siedlern nahezu unberührte ‚Wilderness’ hinein. Das Bike hatten die übrigen Stammesmitglieder zurückgenommen. Den Rover würde ich irgendwann den Mescaleros zurückbringen, wenn ich mir meine Netzkombination abholte. Nachts schlief ich jetzt im Rover. Mein Sitz konnte in eine Liege ausgefahren werden, in denen man angemessen schlief. Ein Zelt brauchte ich so nicht mehr aufzustellen.
Ich musste nur dafür sorgen, dass der gewärmte Wassertank des Bubble nie leer wurde. Daraus konnte, Treibstoff, Sauerstoff, Wärme und Energie gewonnen werden. Die ferronischen Rover mit ihren hochwertigen Brennstoffzellen und Regolith- Umwandlungsaggregate, waren die perfekten Recyclingmaschinen.

Beherrscht wurde diese Marslandschaft vom ‚Nuevo Pikes Peak’, welcher dem terranischen Vorbild durchaus entsprach.
Man konnte den Berg noch weit entfernt in der Weite der Mesa erkennen und er diente vor allem für die Reisenden, als ein markanter Wegweiser.

Ich hatte vor als privater Prospektor erfolgreich zu sein und dann darauf ein Minenunternehmen aufzubauen. Der Grund lag darin begründet, dass ich in diesem parallelen Solsystem zu Geld kommen wollte, um meine Mission zu erleichtern. Da ich praktisch wie weiland Robinson Crusoe, allerdings nicht auf einer Insel, sondern auf einem parallelen Mars strandete, besaß ich kein Kapital, weil ich die wenigen wertvollen Juwelen die ich ständig in meiner inneren Gürteltasche als Notgroschen bei mir trug, der Stammesstiftung zur Verfügung stellte. Ich wollte im Stamm nicht schmarotzen, weil sich meine Nützlichkeit zu Anfang als sehr mäßig herausstellte und ich den Mescaleros viel verdankte. Zumal der Stamm jedes bisschen an Kapital benötigte, um seine Marssiedlungen inklusive Arbeitsplätze und Stammesbezogene Sozialleistungen auszubauen.

Verstärkt wurde mein Wunsch wieder zu Kapital zu kommen, weil leider die Gefahr bestand, dass ich in diesem Paralleluniversum sehr lange, vielleicht sogar für immer leben musste. Ein Universum, das mir bekannt und doch gleichzeitig extrem fremd war…

Allein die Tatsache, dass die AETRON hier nicht 1971 sondern 2036 strandete, gab mir manches Rätsel auf.

„Narr. Es gibt weit seltsamere Paralleluniversen. Es könnten durchaus auch einmal keine Lemurer existiert haben. Dann hätte sich die Menschheit selbst aus den Affenmenschen her entwickelt und es gäbe keine Arkoniden und so weiter. Die gesteuerte und gezielte Evolution vor allem der Humanoiden durch die ‚Hohen Mächte’ wäre dann nur eine weitere Möglichkeit des Seins unter vielen.“
„Ein extrem fremdes Universum wäre das!“, gab ich mental zurück und schüttelte mich innerlich vor Unbehagen.
„Vielleicht existiert hier kein Zwiebelschalenmodell und keine Hohen Mächte. Wer weiß wie das hiesige ES entstanden ist. Vielleicht durch eine einmalige Situation, basierend auf einem Zufall.“
„Alles ist möglich, Arkonidenhäuptling. Aber ‚Zufälle’ existieren sehr selten, dass solltest du wissen, Gonozal.“
Wie konnte ich damals ahnen, wie nahe ich der Entstehungsgeschichte des hiesigem ES bei unserem Gedankenspiel kam? Außerdem, Gonozal, hatte mich mein Zweitbewusstsein auch noch nie mental bezeichnet.

Schließlich hielt ich den Rover an, weil die Landschaft hinsichtlich meines Minenvorhaben interessant zu werden versprach.

Der leise arbeitende leistungsfähige ferronische Elektroantrieb verstummte. Meine Kapuze blähte sich auf und verdichtete sich zu einem Helm, als ich den Schleusenknopf betätigte und sich die innere Schleusentür ineinander schob. Da atmete ich bereits Anzugsluft und irdische Druckverhältnisse wurden von den Anzugsaggregaten erzeugt. Ich trat entspannt in die winzige Schleuse. Die Innentür schob sich wieder ineinander. Nachdem der Druckausgleich zischend erfolgt war, schob sich die Außenschleuse auf und ich stieg aus dem kleinen Bubble und betrat die rostbraune Marslandschaft. Hinter mir schloss sich die Außenschleuse wieder. Automatische Miniatursysteme säuberten den Schleusenraum von Staub und Sand. Dieser war auf dem Roten Planeten allgegenwärtig.
Wie immer machte ich einige Sprünge und Dagorübungen. Es tat gut, die Beine wieder zu bewegen und die Muskeln anzustrengen.

In dem gegenüber arkonähnlichen Welten kleineren Horizont erkannte ich die östlichen Ausläufer dieser Marsberge. Ich parkte gerade in einem weiten Canyon, durch den einst ein großer Fluss geflossen war. Das Gebiet war überhäuft von vielen kleinen Felsen. Es sah so aus, als hätte ein mythologischer Riese mit den Felsen Pingpong gespielt. In Wirklichkeit hatte natürlich die Gewalt von flüssigem Wasser einst diese Felsen hierher geschwemmt.

[Anmerkung Autor: Die gigantische Landschaft der ‚Wilderness’ oder der ‚Wildnis’ ist ein fiktives Gebiet auf dem östlichen Teil des Mars beidseits des Äquators. Es könnte ein Teil der realen Landschaften der riesigen Ebene des Elysium Planitia und im Süden die Berglandschaft der Terra Cimmeria sein. Das lässt der Autor offen. ^^^]

Wieder meinte ich wahrzunehmen, als ‚spreche’ die Landschaft zu mir. Die geologischen Anzeichen sprachen dafür, dass es der richtige Ausgangspunkt für meine Arbeiten sein könnte.
Es spielte keine Rolle, ob dies auf der Erde oder dem Mars war, weil dieser kleine Planet früher ja auch riesige Wasserströme und eine weit dichtere Atmosphäre als heutzutage besaß. Geologische Formationen hier wie dort konnten zu einem Geologen oder wie bei mir in Jahrtausenden entwickeltes geologisches und ökologisches Verständnis, ‚sprechen’.

Als ich es metallisch aufblitzen sah, wusste ich, dass ich hier mit meinen Vermutungen richtig lag. Die Nuggetbrocken hinter dem Felsen mitten wo einst ein Wasserstrom um eine Felsbarriere floss, wogen schwer in meiner Hand. Schätzungsweise mochte der Goldanteil der Brocken mehrere Hundert Solar wert sein.

Vom Goldfieber erfasst, holte ich rasch aus dem Rover das notwendige geologische Equipment. Unter anderem ein handliches ferronisches Gerät, das beispielsweise Gold bis zu zwei Dutzend Metern Entfernung feststellen konnte. In fünf Tagen entdeckte ich so im ehemaligen Fluss, Gold für etwa siebentausend Solar. Heutzutage hatten es Goldsucher leichter als früher. Wir gruben nur dort, wo unser metallisches Ortungsgerät angesprochen hatte.

Wieder mich auf mein nahezu vollständig funktionierendes fotografisches Gedächtnis verlassend, entdeckte ich noch weiter oben in den Bergen, interessantere Stellen.

In den nächsten vier Wochen graste ich all diese Stellen ab und hatte am Ende Goldnuggets im Werte von etwa fünfzigtausend Solar zusammen. Die Nuggets hatten alle Platz in einem leeren Lebensmittel Container in meinem Rover. Auch stellte mein ‚Gold- Orter’ größere Vorkommen in diversen Minen fest, die ich grob analysierte und die genauen Koordinaten aufzeichnete. Eine kleine Funksonde kennzeichnete meinen Besitzanspruch via Satellit an das nächste notarielle Amt für Privatbesitz. Auf diese Weise waren meine Rechte an den Minen bereits registriert. Das verbrecherische Wegnehmen von Claims wie zu den alten irdischen Goldgräberzeiten war in modernen Zeiten nicht mehr möglich. Der Minenfunk konnte natürlich gehackt werden. Deshalb beeilte ich mich hier in diesem goldhaltigen Gebiet weitere Minen zu entdecken und registrieren zu lassen, bevor hier fremde Wettbewerber auftauchten und nach eigenen Minen fahndeten.

Materielle Not litt ich noch nicht. Allerdings gingen die Lebensmittel langsam zu Ende. Das Wasser für das Recyclingsystems meines Rovers oder Bubbles, gewann ich durch die Kondensation von Regolith, das in einem ehemaligen Strom, oft Wassereis enthielt. Das kompakte ferronische Aggregat hatte auch in einem kleinen Versorgungsmobil Platz.

An diesem Tag gönnte ich mir die letzte Konserve, die ich mir stets für die ‚Best Moments’ aufhob, die ich mir auch manchmal in der Wildnis leistete. Nahrungskonzentrate, selbst die Hochwertigen von den Stämmen, ödeten mich nur noch an, zumal mir die Zutaten für mein geliebtes Bannock zum Frühstück längst ausgegangen waren. Blieb also diese letzte Konserve.
Die Büchsen verfügen über einen so genannten Erwärmungskontakt. Diesen drückte ich. Die Konserve erwärmte den Inhalt, einen Erbsen/Bohnen/Reis-Eintopf mit viel Speck. Nach kurzer Zeit war die vorgesehene Temperatur erreicht und der Deckel der Büchse sprang auf. An der Deckelinnenseite befand sich noch ein Besteck. An der einen Seite entnahm ich einen Löffel und an dem anderen Ende des ausziehbaren Griffs eine Gabel.

„Mmh, schmeckt lecker. Schade Extrasinn, dass du keine Geschmacksknospen besitzt.“

„Wer sagt denn, dass ich an deinem Genuss nicht teilhaben kann. Ab jetzt hast du nur noch reine Nahrungskonzentrate in Würfelform zur Verfügung. Guten Appetit!“ Das klang ziemlich sarkastisch in meinen Gedanken.

„Das meinst du nicht Ernst, Para. Ich meine deine Möglichkeit an meinem Genussempfinden zu partizipieren?“

„Wer weiß, wer weiß, alter Narr!“ Ich meinte doch tatsächlich ein kurzes mentales Lachen zu hören. Darauf fiel mir tatsächlich nichts mehr ein.

In diesem Moment kamen mir Gedanken, wie es dem hiesigen Atlan wohl gehen mochte. Wo steckte der Kerl?

„Er wird jetzt wahrscheinlich irgendwo in der Galaxis wegen den ‚Zweiten Archaischen Perioden’ festsitzen.“

Das konnte durchaus sein, da hatte mein Extrasinn wahrscheinlich Recht, denn die Mescaleros hatten mir die Geschichte dieser Erde bis 2066 erzählt. Der hiesige Atlan blieb verschollen, wie die führenden Personen der alten TU, die allesamt mit der TOSOMA irgendwo strandeten. Bis auf Bully, Adams, Mercant und der alte Tifflor. Sie alle hatten eine Zelldusche vom hiesigen ES erhalten.

Ein Kontakt mit dem hiesigen Atlan kam deshalb nicht in Frage. Mein Gefühl sagte mir allerdings, dass der parallele Atlan nicht mehr lebte. Er war und blieb mir fremd. (^^^)

„Woher willst du das wissen, Alter?“ Darauf gab ich meinem Extrasinn keine Antwort.

Bei einer Fahrt in die Berge entdeckte ich eine Gulch, also eine Schlucht, in der alles nach Gold ‚roch’. Aber die Zeit drängte. So schnell wie möglich musste ich nach ‚Bonanza City’, einer inzwischen gigantischen Siedlung der wilden Marssiedler und privaten Prospektoren, um das Gold bei einer Bank oder bei einem Handelshaus sicher anzulegen. Meinen Goldgürtel hatte ich längst voll gepackt mit den kleinsten Nuggetbrocken. Der Rest lagerte wie gesagt, in dem Container meines kleinen Rover.
Deshalb machte ich nur eine oberflächliche Analyse der Goldvorkommen in genau sechs größeren Minenbereichen. Auch hier platzierte ich meine letzte Funksonde und ließ meine Ansprüche notariell per Richtfunk registrieren. Falls ich die Zivilisation lebendig erreichte, war ich bereits reich, denn jedes etwas größere Minenunternehmen, würden mir die bereits registrierten Goldminen mit Freuden aufkaufen.

Es geschah, als ich wieder bei meinem Rover anlangte und die Ausrüstung im Gefährt verstauen wollte. Er parkte neben einigen lastwagengroßen und einer Gruppe etwas kleineren Felsen. Dahinter hatte ich das Wasser aus dem Regolith gewonnen und die Tanks noch gestern gefüllt.

Irgendein Impuls oder eine Intuition meines hoch entwickelten Überlebensinstinkts warnte mich. Mit einem Satz sprang ich in Deckung hinter einen der kleineren Felsen und kam mit der geladenen Pistole in der rechten Hand federnd auf dem Boden auf. Die Schüsse hätten mich alle getroffen, wenn ich nicht so schnell instinktiv reagierte.

So gingen sie nur knapp über den parkenden Rover und Felsen hinweg. Sofort reagierte meine rechte Revolverhand automatisch und deckte den gemeinen hinterhältigen Schützen mit Kugeln ein, die ihn dazu zwangen, in Deckung zu bleiben. Rasch riss ich die geladene Repetierbüchse vom Rücken herunter. Sie war in dieser gefährlichen Gegend immer griffbereit. Sofort ging ich hinter einem anderen Felsen in Deckung.

Die Büchse und zwei Revolver hatte ich von einem ‚Comanchero’ erbeutet, dessen Bande eine kleine Gruppe ‚meiner’ Mescalero erfolglos angriff. Nach dieser Tat, als ich allein drei Comancheros innerhalb kürzester Zeit mit Dagor kalt stellte, wurde ich als Krieger initiiert. Die nur leicht verletzten Outlaws wurden damals vor ein Stammesgericht gestellt und mir ein Teil der Beute nach den Gesetzen in der Wildnis der Mescaleros zugesprochen.

Als ich mit den genaueren und weiterreichenden Schüssen aus dem Gewehr, etwa ein Dutzend Mal hintereinander in die Richtung schoss, woher das Mündungsfeuer kam, blieb es plötzlich ruhig. Der Attentäter hatte nicht damit gerechnet, dass ich so schnell reagierte. Jetzt ging ich in die Offensive. Mit meinem Repetiergewehr immer schießend und Haken schlagend wie ein Hase enterte ich den Felsen.

Der hinterhältige Attentäter hatte längst Fersengeld gegeben. Nur leere Patronenhülsen konnte ich entdecken. Roverspuren entdeckte ich ebenfalls. Sie führten südwärts. Nachdem ich meine Waffen neu geladen hatte, packte ich noch die Geo- Ausrüstung in den kleinen Rover. Dann folgte ich der Spur.

Was moderne Waffen auf dem Mars anging, so war der Mars-Rat ziemlich restriktiv. Falls selbst die Leute in der Wilderness dagegen verstießen, konnten sie mit dem Abschieben vom Mars rechnen. Wenn der Mars-Senat wollte, so reichte seine Hand notfalls bis in den letzten Winkel des kleinen Planeten, auch der Wilderness. Aber der Senat, der hauptsächlich die Interessen des Kapitals vertrat, weil er immer noch um dieses, zum Ausbau des Mars buhlte, wollte, dass die Uneinsichtigen, die notorischen Individualisten und die Outlaws in die Wildnis gingen. Dort waren sie weg aus den zivilisierten Städten, offiziellen Siedlungen und ihren Massengesellschaften und trugen doch, wenn auch auf ihre eigene individuelle Art zum Aufbau des Mars bei.

Der Rat oder Senat gestattete allerdings in der Wildnis das Tragen von primitiven Waffen, wie die aus dem 19. Jahrhundert. Also Colts, Repetiergewehre wie Winchester, Karabiner usw. Sie waren allesamt den Verhältnissen des Mars angepasst. So dass sie hier funktionierten, allerdings nicht höher entwickelt waren. Trotzdem reichten sie aus, um in der Wilderness das Faustrecht aufrecht zu erhalten.

Wenn der Mars-Senat diese primitiven und doch absolut tödlichen Waffen nicht zuließe, dann würden es die Wildnisbewohner auch illegal machen und vielleicht sogar moderne Waffen vor der Obrigkeit verbergen. Nichts fürchtete die plutokratisch regierenden Damen und Herren mehr, als einen Aufstand der Unterprivilegierten. Da war der Mars nicht anders als die Erde, trotz der sozialen Standards innerhalb der TFU. Deren Standards konnten nur mit einer zusätzlichen Maschinensteuer finanziert werden.

Deshalb flohen viele Konzerne von der Erde auf den Mars und in den Solaren Raum. Aber auch mittels der lichtschnellen Sublichtriebwerke ihrer Konzernflotten in die Lokale Flocke hinein. Ich wollte nicht wissen, auf wie vielen interstellaren Habitaten oder den drei bislang bekannten arkonähnlichen Planeten innerhalb des zehn Lichtjahreraum rund um das Solsystem, die Megakonzerne mit ihren lichtschnellen Flotten bereits ihre Stützpunkte unterhielten. Besonders das nur etwa vier Lichtjahre entfernte, Triple Centaurus System, zeichnete sich hier aus. Die längst interstellaren Konzerne planten auf Jahrzehnte und noch länger hinaus. Hochwertige und seltene Minerale und Metalle konnten nicht verderben und würden auch nach Jahrzehnten noch wertvoll sein.

Wieder setzte eine Hetzjagd ein. Es gelang mir allerdings abermals nicht, den unbekannten Attentäter einzuholen. Es konnte sich nur um den Mörder des Großen Adlers handeln, der es von Anfang an auf mich abgesehen hatte.

„Der Mescalerohäuptling hat sich für mich geopfert!“, stellte ich wieder einmal bitter in Gedanken fest. Mein Extrasinn schwieg. Es gab wohl nichts mehr hinzuzufügen.

In der Ruinensiedlung Nuevo Puebla endete die Spur. Hier hatte es bis letztes Jahr eine Versorgungsstation gegeben. Bei einem Angriff von Riders war der Stützpunkt zerstört worden.
Im Moment parkte ein großer Frachtrover von reisenden Händlern dort und trieb wieder Handel mit den friedlichen Stämmen und Gruppen von Riders, wild siedelten Auswanderer und privaten Prospektoren, die alle genug von der überfüllten Erde und ihrer erstickenden Bürokratie hatten und lieber in einer wirklichen Wildnis, einem neuen ‚Wilden Westen’ leben oder hausen wollten.

„Haben Sie noch Nahrungskonzentrate, Automatkonserven und Mehl für das Bannock, Trader?“ fragte ich den stiernackigen Chefhändler, der neben seinem Großgefährt ein Verkaufszelt aufgestellt hatte. Wie alle Marszelte von der Größe eines Einmann bis hin zu großen Zelten wie diesem, entstammte es ferronischer Technologie. Diese Zelte waren strahlen- und drucksicher. Zu jeder Ausrüstung, ob im Mikroformat auf einem Bike oder in Großformat in einem riesigen Frachtrover, gehörten immer Aggregate, welche Druck und Sauerstoff erzeugten. Auch diese entstammten natürlich ferronischer Technik. Sie waren immer noch viel kleiner und leistungsfähiger als vergleichbare terranische Technologie. Immerhin besaßen die Ferronen einige Tausende Jahre Vorsprung in der Kolonisierung von marsähnlichen Planeten oder Monden. Entsprechend perfekt und minituarisiert waren ihre Aggregate zur Kolonisierung von marsähnlichen Welten.

„Sie haben Glück, Mister. Wenn sie noch Solar haben sind wir im Geschäft. Zu tauschen haben sie wohl nichts?“ Er blickte auf meine abgerissene äußere Erscheinung, die allerdings extreme Gefährlichkeit ausstrahlte. Der Händler blieb deshalb vorsichtig und behandelte mich wie ein ‚rohes Ei’. Er tat gut daran, denn ich war mies drauf, weil mir der Mörder und Attentäter abermals enteilt war.

Von den außer Gefecht gesetzten Outlaws der Comancheros, welche mehrmals erfolglos unsere Stammesgruppe der Mescaleros angriffen, stammten meine Waffen und ein Beuteanteil an Solar. Bei dem letzten wilden Kampf starb leider der Große Adler. Der gemeine Attentäter hatte kalt abgewartet, bis die Comancheros mit ihrem Angriff gescheitert waren, dann hatte er mich angegriffen und der Große Adler warf sich wieso auch immer in das Feuer und rettete so mein Leben. Er hatte in mir immer ein ‚Kosmisches Wesen’ gesehen, das noch eine große Aufgabe vor sich hatte. Der Sohn eines uralten Schamanengeschlechts behauptete meine ‚Aura’ lesen zu können.

„Das konnte er wohl wirklich“, dachte mein Logiksektor. „Noch immer besitzt du die aktive Aura eines Ritters der Tiefe“.
„Erinnere mich nur nicht daran, Logiksektor“.
„Stelle dich endlich deiner Kosmischen Bestimmung!“
„Das tue ich doch, längst!“
„Dass ich nicht lache! Sicherlich du warst einst im Auftrage der Hohen Mächte unterwegs, aber wirklich deiner Bestimmung hast du dich nicht gestellt!“

Unseren mentalen Dialog unterbrach ich wieder einmal leicht irritiert, wegen der neuen Persönlichkeit meines Logiksektors, der sich seit seinem Eingriff von OdL-Technos, ‚Para’ nannte und sich immer mehr ‚menschlich’ gab und weniger als eine rein logische KI sein mochte. Dann sprach er immer mehr im Stile eines Vertreters der Hohen Mächte, gegen deren ‚Bestimmungsideologie’ ich mich immer gewehrt hatte. Oft unberechtigt, weil ich dieser ‚Bestimmung’ immerhin meinen Zellaktivator verdankte.
„Wenn du das nur endlich einsiehst, du Undankbarer, wie dein Freund Perry Rhodan.“

Bevor das Ganze in eine grundsätzliche Diskussion ausartete unterbrach ich brüsk unseren mentalen Dialog, indem ich mich voll auf meine Mission konzentrierte.

Meine Solar reichten noch locker, um die Nahrungskonzentrate, das Bannock- Mehl und einen Container voller Konserven zu bezahlen.
„Hatten Sie während ihres Aufenthalts hier Ärger mit den neuen Marsstämmen oder den Riders?“
„Nein, nach dem letztjährigen Massaker haben sich die Riders wohl eines Besseren besonnen und ihr ‚Kriegsbeil’ wieder eingegraben. Ohne Handel können auch die Outlaw-Banden nicht leben. Die Stammesgruppen der amerikanischen Indigenen sind mir sowieso zum Handel willkommen.“
„Sie zeigten viel Mut, Händler, sich dieses Jahr bereits wieder hierher zu wagen.“
„Meine Beziehungen zu den Stämmen und Outlawgruppen sind sehr gut. Brauchen Sie noch etwas?“
„Ja, von dieser Munition dort. Eine größere Packung. Damit könnte ich meine Revolver und meine Winchester laden.“ Als er den Preis nannte, fluchte ich leise vor mich hin, aber ich zahlte mit meinen wirklich letzten Solar. Die kleinen Nuggets in meinem Goldgürtel wollte ich ihm nicht zeigen und zum Tausch anbieten. Dem Typen traute ich nicht über den Weg. Und Gold machte auch heutzutage noch extrem habgierig und mörderisch.

Als ich ihn nach dem Attentäter fragte, schüttelte er nur den Kopf, aber ich konnte sehen, dass er log und ich machte mich auf und davon.

In dieser Einöde gegen ein halbes Dutzend Leute anzutreten, schien selbst mir selbstmörderisch zu sein. Außerdem hatte ich keine Ahnung, über welche Hilfsmittel der mir Unbekannte noch verfügte.

„Vielleicht handelt er im Auftrag von Hintermännern. In der Wilderness gibt es unzählige mächtige Männer und Gruppen. Die meisten von ihnen leben nach den Berichten unserer Stammesbrüder in Bonanza City“, mutmaßte mein Extrasinn in meinen Gedanken.

„Vielleicht hast du Recht. Es ist sicherlich besser unsere Haut zu retten und das Gold in Sicherheit zu bringen.“

Daher machte ich mich auf nach ‚Bonanza City’ (BC), der großen betriebsamen Metropole in der ‚Wilderness’, die in der Einwohnerzahl nur von Ares City übertroffen wurde.

Hier trafen sich die Gruppen und Individuen der Wilderness, wie Riders, Prospektoren, Händler, Stammesmitglieder, wilde Siedler, Abenteurer und Spieler, um zu kaufen, verkaufen und zu handeln. Normale Banken gab es nicht, allerdings Fernhändler aus Bradbury und vor allem aus Ares City, welche neben ihren Produkten auch Bankgeschäfte anboten. Diese Typen fragten nicht, woher die Knete kam. Die Konten ihrer Kunden blieben anonym und so sicher wie die Bank von Arkon gegenüber jedweder staatlicher Kontrolle vom Regierenden Marsrat in Bradbury, dem Konzilium der Konzerne in Ares City oder von Staatsorganen der irdischen Großmächte, die längst in den Solaren Raum und zum Mars griffen.

Natürlich wimmelte es in BC auch von Geheimdienstler der TFU und der drei großen irdischen Staaten, die längst wieder eigene Wege gingen, obwohl sie noch offiziell zur TFU gehörten. Natürlich wimmelte es auch von Agenten der privaten Geheimdienste der Megakonzerne.
BC war nach den Berichten der Mescalero, gemäß meiner Interpretation davon, ein Kleinformat von Lepso in meinem Heimatuniversum.

Die Stadt lag zentral in der Wildnis und in ihr verkauften die privaten Prospektoren ihre Nuggets, ob aus Gold, Platin oder weiteren edlen oder seltenen Mineralien. Manche hatten wie ich Glück eine ‚Gulch’ oder Bonanza, also ein Areal mit diversen Minen entdeckt zu haben und boten auch diese zum Verkauf und zur Ausbeutung an.

Bei einem bekannten Fernhandelshaus aus Ares City, welche zum INTERSTELLAR TRUST gehörte, verkaufte ich die Nuggets und legte sie auf einem Konto in Solar an. An eine renommierte Minengesellschaft, die einem hiesigen Magnaten gehörte, verkaufte ich die bereits durch die Funksonden im zentralen Register eingetragenen Rechte an der Gulch, wo ich das meiste Gold gefunden hatte. Zuvor hatten einige Minenscouts, die für den Magnaten arbeiteten, die Minen erfolgreich überprüft und grünes Licht für deren Ankauf gegeben.

Nachdem ich das Zigmillionen Solar umfassende Kapital für die Minen beim Handelshaus angelegt hatte und mir einen Kreditchip über einen Teil des Guthabens ausstellen ließ, verabschiedete ich mich auch von den Mescaleros und holte von dort meinen Rucksack mit der Netzkombination, die leider noch nicht funktionierte. Die automatischen Mikro-Reparaturmechanismen auf Nanobasis arbeiteten noch daran. Die Strangerness- Schäden waren sehr umfangreich gewesen.

Den Rover ließ ich bei meinen Freunden. Er gehörte ihnen. Einer Handelskarawane aus Frachtrover der Mescalero schloss ich mich bis zu einer mittleren unabhängigen Siedlung namens New Charlton an. Hier tätigte ich fünf Monate lang erfolgreiche Minengeschäfte und traf dort eine weibliche Abenteurerin oder Agentin von wem auch immer? Rund um diese mittlere Siedlung gab es unzählige kleine Minen, welche hauptsächlich von privaten Prospektoren und Einmann-Minibergbaugesellschaften entdeckt, allerdings nicht allein erschlossen werden konnten. So gründete ich dort eine Minengesellschaft nach allgemeinen irdischen und Solarem Recht. Ich nannte sie ‚GONOVAR Mining Company (GMC) und stellte einen Minenfachmann und ausgezeichneten Manager namens Sören Hansen ein. Eine Entscheidung die ich nie bereuen sollte. Ihn beteiligte ich rasch an unserem Unternehmer.

Die Miniaturminenunternehmen vertrauten nicht den großen Gesellschaften, sondern Typen wie mir oder Hansen, der bei den ‚Kleinen’ einen ebenfalls ausgezeichneten Ruf hatte, die selbst persönlich Minen entdeckten und damit ihr Erstkapital schufen. So konnte ich rasch unser Kapital auf nahezu das Vierfache aufstocken und brach endlich mit Theresa de Silva nach BC auf, nachdem ich erkannte, dass ich hier nicht weiter in diesem rasanten Tempo meine Kapitalien aufstocken konnte. Sören sollte mir später folgen. Er hatte in Charlton noch einige lukrative Geschäfte für die GMC abzuwickeln. Immerhin war ich in atemberaubender Geschwindigkeit zu einem mittleren Investor und Minenunternehmer aufgestiegen.

„Manchmal frage ich mich, ob es normal ist, dass die vielen privaten Prospektoren und Einmann-Unternehmer in den vergangenen Monaten mit mir in diesem Umfang Geschäfte betrieben?“ fragte ich eines Tages mental.
„Vielleicht ist da eine ‚Große unsichtbare Hand’ im Spiel, die es steuert?“ antworte mein Para in meinen Gedanken.
„Aber wer könnte das sein? Ein weiterer Gestrandeter des OdL?“
„Durchaus möglich Arkonide. Bereits seit mehr als einem Jahrhundert stranden hier Gänger des Netzes aus unserem Universum, in diesem ‚Fallenuniversum’“, meinte mein Zweitbewusstsein. Wie immer schien ich seine Gedanken in meinen Ohren zu hören.

„Außerdem existiert da noch ‚Damian’, in dessen Namen drei erfolglose Attentate auf mich versucht wurde. In New Charlton erfuhren wir auch, dass ein Killer, damals den Großen Adler versehentlich tötete.“

„Stimmt“, dachte mein Para. „ Er handelte im Auftrag von ‚Damian’, wer immer dies auch sein könnte. In diesem Zusammenhang wurde immer auch eine Organisation namens ‚Akonos’ von unseren Informanten genannt.“
„Seltsam“, gab ich mental zurück. „Akonos oder ‚Speerspitze’. So wurden doch die Akonen vor 50.000 Jahren in lemurischen Zeiten in meinem Heimatuniversum genannt. Gab es in diesem parallelen Universum keine eigentlichen Akonen, sondern nur eine Organisation, die in etwa wie Akonen handelte?“

„Wenn ja, dann ist dieses Universum noch seltsamer, als wir bislang vermuteten, denn die Arkoniden kennen die ‚Akonos’ offenbar nicht? Zumindest laut den Informationen, die Crest und Thora der TFU zur Verfügung stellten“, folgerte mein Extrasinn. „Dann frage ich mich wer hinter der ‚Akonos’ steckt und wie sie das Solsystem im Zeitalter der gigantischen Hyperstürme infiltrieren konnte und wieso sie das tun? Und gegen wen betrachten sie sich als ‚Speerspitze’? Im lemurischen Zeitalter in unserem Paralleluniversum, agierten sie als Spitze der Kolonialbewegung gegen die zentralistisch denkenden Lemurer.“

Sei’s drum, BC wartete!

Einige Tage nach unserem Aufbruch erreichten wir beide mit eigenen Marsbikes ‚Bonanza City’. Ich wählte bewusst den ‚Wildnisweg’, weil ich mal wieder einige Tage die Wilderness schnuppern wollte. Die Luxus liebende Theresa moserte die ganze Zeit, gegen unseren ‚Survivaltrip, wie sie es nannte. Aber dann erreichten wir doch Bonanza City.
BC faszinierte mich. In Bonanza wurde wichtige Mars-Politik gemacht. Hier trafen alle Interessengruppen, welche am Mars interessiert waren zusammen, die legalen wie illegalen. Wie gesagt: BC schien wirklich ein sehr kleines Lepso zu sein.

<<<
Bonanza City (BC), 2066

Das Morgenrot beherrschte den Himmel, tauchte die Hügel und das Häusermeer aus Regolithbausteine in ein blutrotes Licht. Im Westen und Osten lagen die Gebirgsmassen der sogenannten ‚Nuevo Sierra Madre’. Über der großen Siedlung konnte Ramirez Morales am Himmel das Blinken der riesigen Solarspiegel für das Terraforming des Mars erkennen.

In BC konnte man alle Sprachen der Erde + einige ferronische Dialekte hören. Auch das neue zumeist noch unbeliebte und traditionslose Terranisch.

Menschen, die sich als Terraner und Mitglied der TFU ansahen, waren seltsamerweise sehr unbeliebt in BC. Man schätzte sie als neue ‚Kolonisatoren’ ein. Wenn sich der Mars-Rat oder der Senat in Bradbury durchsetzte, würde sowieso in den nächsten Jahren, die Unabhängigkeit des Mars erfolgen und wenn es als Kompromiß notwendig sein würde, neues Mitglied der TFU zu werden, würde man es nur notgedrungen tun. Einige irdische Großstaaten machten es ja auch so. Zumal die drei großen Staaten davon sprachen, wieder komplett eigene Wege zu gehen.
Der Mars konnte sich durchaus bereits mit einem der drei großen irdischen Staaten messen.

Diese Politik des Mars-Rates wurde in BC nicht sehr geschätzt. Man wollte als Stadtstadt weiter unabhängig bleiben. Noch weniger schätzte man allerdings die TFU oder die irdischen Großstaaten ein. Ihr Handeln wurde als versuchte ‚Kolonisierung’ angesehen. Ob das stimmte oder nicht. Man akzeptierte in den noch unabhängigen Mars-Stadtstaaten allerhöchstens einen lockeren Anschluss an eine gemeinsame Marsregierung. Terra und seine Union blieben in BC fern.

Ramirez Morales seufzte. Wieso wurde er immer philosophisch und politisch, wenn er in Bonanza City weilte?

Er hatte für sich und sein Agentennetz einen neuen Arbeitgeber gesucht und gefunden: den ‘Grafen’ von Cimmeria, jenen märchenhaft reichen und mächtigen Aufsteiger, der seit 2039 bereits mit seinen vielen Minen und jetzt auch neuerdings, seinen Fabriken die Wirtschaft der ‚Wilderness’ beherrschte. Er nannte sich nach den ‚Terra Cimmeria’ einer rohstoffreichen Bergregion, die an die Wilderness angrenzte. Sein Name kennzeichnete, dass er eine Menge der Minen dieser Bergregion besaß und sich diesen Namen rechtlich sichern ließ. Auch dies brachte dem Mars-Rat Kapital zur Entwicklung des Planeten.

Vieles war geheimnisvoll am alten ‘Grafen’: Sein angeblich uraltes hispanisches Adelsgeschlecht, seine unverständliche Neutralität und sein lavieren im Kampf um Bonanza City zwischen den diversen unterschiedlichen politischen Interessengruppen. Sein Agentennetz schien den Mars zu umspannen. Jetzt arbeitete auch er Ramirez Morales mit seinem Spionagenetz, für den Alten, der eigentlich noch so jung wirkte. Es gab Gerüchte über eine Art von Unsterblichkeit. Aber in der Wilderness mit seinem Aberglauben konnte man durchaus so etwas behaupten, selbst wenn es nicht stimmte.

Als für die eigene Rechnung arbeitender Geheimdienstler könnte er sich eher vorstellen, dass der ‚Alte’ nur vorgab eine Art von Unsterblicher zu sein und sein wahres Alter hinter einer Maske verbarg.

Ramirez Recherchen ergaben, dass beispielsweise die Minenscouts des ‘Grafen’ ohne Probleme die ertragreichsten Minen überall auf der Mars entdeckten und diese seinem Imperium zufügten. So als verfügte der ‚Alte’ über ein Wissen oder über eine überlegene Technologie, das die wirtschaftlichen Konkurrenten nicht verfügten. Mehr als mysteriös.

Der neutralen Macht in der Wilderness hatte er sich jetzt mit Haut und Haaren gegen ein unverschämt hohes Entgelt verschrieben. Noch nie verfügte Ramirez über einen größeren persönlichen Reichtum oder ein geheimdienstliches Budget, das er einsetzen konnte. Die Kröten, die er schlucken musste, störten ihn keineswegs.

Sein mysteriöser Auftraggeber hatte Ramirez professionellen privaten Geheimdienst gekauft, und er musste des ’Grafen’ Bedingungen akzeptieren. Morales musste beispielsweise verbergen, dass er für ihn arbeitete. Das kam allerdings seiner eigenen verschwörerischen und verborgen arbeitenden Wesensart entgegen. Seine Berichte musste Ramirez an einen Vertrauten des Magnaten abliefern und von diesem bekam er auch seine neuen Weisungen.

Ramirez neue Order lautete: die Freundschaft von einem weiteren Geheimnisvollen, der wie der ‚Graf’ aus dem Nichts auftauchte, zu gewinnen und ihn aus dem Hintergrund heraus zu beschützen.

Dieser neue ‚Mann aus dem Nichts’, der sich Artalan nannte und jetzt unter einer Maske als ‚Artalan de Gonocebola’ einen reichen Latino spielte und rasch im Minengeschäft aufstieg, galt es also zu überwachen und zu schützen. Ramirez war sich sicher, dass der ‚Graf’ beim wirtschaftlichen Aufstieg, des Geheimnisvollen, dabei mit einer ‚unsichtbaren Hand’ nachgeholfen hatte.

Dann galt dieser mysteriöse Artalan, eigentlich ein Abenteurer mit einem hohen Überlebenspotential, offenbar noch als inoffizieller Erbe des ‘Grafen’, ohne dies offenbar zu ahnen. Artalan würde seinen unsichtbaren Schutz bitter nötig haben, denn der Geheimnisvolle besaß bereits mächtige Feinde auf dem Mars und speziell in der Region der Wilderness. Er hatte bereits mehrere Attentate überlebt. Nun gut.

Ramirez Morales lächelte in die Morgensonne hinein. Dieses Spiel würde nicht leicht werden, aber er sah sich als ein guter Puppenspieler an und er liebte dieses Spiel…

Die noch unverfälschten rötlichen Morgenfarben des Mars in der Wilderness verblassten langsam. Es versprach ein schöner Tag zu werden, auch mal ohne einen Staubsturm.

Ramirez Blick wanderte über die City. Am jetzt rotbraunen Marshimmel röhrten einige Raketenschiffe, welche für die Reichen der Wilderness eine rasche Verbindung in die ‚zivilisierten’ Gebiete, wie Ares City, Bradbury, New Thorta oder einige andere neue Marsmetropolen anboten. Der große Rest der Bevölkerung der Wilderness musste mit Rover oder Bikes auf die große Reise gehen. BC war noch nicht an das oft submarsianische verlegte magnetisch arbeitende Röhrenbahnnetz angeschlossen und würde es wohl auch niemals sein. Das würde nämlich den Frontiercharakter der Metropole zerstören und das wollten weder die hiesigen Magnaten noch die Bevölkerung oder der Mars-Rat.

Auf dem restlichen Mars verband inzwischen das zu einem großen Teil submarsianisch verlaufende Röhrenbahnnetz die größten Städte miteinander, auch den Raumhafen Olympus Mon. Vom höchsten Punkt des Mars führte inzwischen eine Kabelfährverbindung zur riesigen marsianischen Orbitalstadt Utopia Martian. (es wurde umgangssprachlich nur ‚Utopia’ genannt.)

Natürlich flogen auch normale Fähren oder Shuttles von jeder Mars-Stadt, welche ein entsprechendes Flugfeld besaß, nach Utopia. Selbst vom Flughafen von BC flogen täglich Fähren nach Utopia. Das orbitale Gespinst wuchs immer mehr an. Bereits fünfzig Prozent aller Fabriken, welche die riesigen Solarspiegel zum Terraforming des Mars schufen wurden beispielsweise in Utopia produziert.

Inzwischen bedeckten die Folien große Flächen des Orbits und hatten die durchschnittliche Marstemperatur erheblich nach oben getrieben, weil vieles Wassereis vor allem am Nord - und Südpol bereits geschmolzen waren. Auch riesige Stickstoff und Sauerstoff produzierende Maschinen aus ursprünglich ferronischer Technologie arbeiteten am Terraforming des Mars. Dazu gehörten beispielsweise auch das Einbringen von kleineren Asteroiden und Kometen mit ihrem Inhalt in die sich langsam verdichtende Marsatmosphäre.

Nur die Wilderness schien den Ursprungscharakter des Mars noch widerzuspiegeln. Aber selbst hier veränderte sich die Landschaft immer mehr. Man musste allerdings unter die ‚Decke’ schauen.

Ramirez Morales seufzte abermals und warf einen Blick auf seinen Begleiter Costa Vernandez. Er war seit vielen Jahren sein Vertrauter. Vernandez hatte eine kleine Villa für ihn in BC gekauft. Dort wohnte er inzwischen und sandte seine Späher und Spione aus. Vielleicht fand sich hier irgendwo eine Spur von dem von ihm gesuchten Artalan.
Seine Habseligkeiten hatte Morales im Voraus in die Villa bringen lassen und reiste jetzt nur mit leichtem Gepäck und Vernandez als einzigem Begleiter per Marsbikes.

„Wir sollten weiterfahren“, empfahl Costa. „Wir müssen die Stadt mit den Bikes umfahren, um zu deiner Villa zu gelangen, Chef.“
Wieso Costa im Wesen und Aussehen ein echter Latino, ausgerechnet diesen Gringobegriff anwandte, wussten wohl nur die alten Götter der Azteken und Zatopeken. Aber Ramirez akzeptierte ihn innerlich belustigt, zumal er die Sprache der Anglos und das neue im Solsystem immer wichtiger werdende Terranisch perfekt sprach.

Ramirez Morales blickte auf das pralle Leben unter sich und entschied schnell: „Das ist nicht notwendig. Ich liebe die Wilderness und BC. Und natürlich das quirlige Leben darin. Es ist schon einige Zeit her, dass ich hier gewesen bin.“

Costa Vernandez sah ihn bezeichnend an. „Zu lange nehme ich an, Chef?“

Costas Familie wurde als einer der ersten wilden Siedler des Mars noch in seiner Jungenzeit von Riders überfallen und alle, bis auf ihn, getötet. Ramirez Morales hatte ihn gerettet, nahm sich des Waisenjungen an, zog ihn groß und liebte ihn wie einen eigenen Sohn. In seinem Geschäft konnte er sich leider keine eigene normale Familie erlauben. Er wäre zu angreifbar gewesen. Ramirez hatte schon erlebt, wie seine Feinde eine Liebhaberin als Waffe gegen ihn einsetzten. Costa konnte sich mindestens so gut, wie er selbst gegen Feinde behaupten.

Vernandez gab Gas und fuhr mit dem Bike den ersten rostbraunen Hügel hinunter. Ramirez folgte ihm unverzüglich. Nachdem sie die ersten Häuser passiert hatten, nahm sie der lärmende Verkehr und das Getriebe von Bonanza City auf. Fußgänger in ihren leichten Schutzanzügen, Bikes und Rover beherrschten die Straßen. Dicht an dicht drängten sie sich durch die sogenannten Boulevards und engen staubigen Gassen. Die beiden Fahrer kamen nur langsam voran.

Zwar besaßen alle drucksicheren und mit künstlicher Atmosphäre versehenen Gebäude, submarsianische Anschlüsse an das zumeist Druckgesicherte und mit künstlicher Atmosphäre versehene Tunnelsystem. Auch gab es ein Röhrenbahnsystem allerdings nur innerhalb der Stadt. Aber die Bevölkerung liebte das Leben an der rötlichen Marsoberfläche.

Man benutzte das Tunnelsystem nur für den raschen Transport zu den Arbeitsplätzen, zur Versorgung mit dem Grundsätzlichen, wie irdische Dichte und Atmosphäre, Wasser, Grundnahrungsmittel und im Schutzfall, wenn Überfälle, Gigantstürme oder Strahlenstürme drohten. Ansonsten lebte man auf der Oberfläche. Dort flanierte man in den leichten kaum die Beweglichkeit einschränkenden Schutzanzügen.

Oder benutzte die mittels Drucksicheren Folien abgeschirmte und mit Atmosphäre versehene Arkadengänge, um dort einzukaufen. In Cafes einen Cappuccino, einen Latte und ein Stück Kuchen, an einem Stand ein Taco oder ein Crepe zu genießen. Man konnte in diesen gesicherten Arkaden mit geöffnetem Schutzanzug durch einen Großteil der Stadt flanieren. Oder in einen der neuen grünen Parks unter riesigen drucksicheren und mit irdischer Atmosphäre ausgestatteten Folienkuppeln, die neuen genveränderten Pflanzen genießen. Sie sollten in Kürze in den ersten weit fortgeschrittenen terrageformten Zonen des Mars, an den neuen Seen, angepflanzt werden und die ersten ‚grünen Zonen’ des normalerweise Roten Planeten schaffen.

Ramirez Morales genoss den chaotischen Oberflächenbetrieb. Die letzte Zeit hatte er sehr zurückhaltend gelebt, so dass er jetzt das rege Leben in sich einsaugte. Sein Beruf zwang ihn, zurückgezogen zu leben, umso mehr mochte er es, sich wieder einmal in den Trubel stürzen zu können.

Lächelnd folgte er Costa Vernandez auf seinem Bike, der ihn zielsicher durch das Chaos führte. Er schien den Weg genau zu kennen. Um die Mittagszeit erreichten sie ihr Ziel, die Villa, die Vernandez für ihn gekauft hatte. Es handelte sich um ein großes Gelände und einem kuppelförmigen Gebäude aus vier Meter dicken Mauern aus Regolithbausteinen. Eine hohe Mauer natürlich aus Regolith umfasste das Grundstück. Durch ein großes schmiedeeisernes Tor kamen sie auf das Gelände. Ein mit Marmorsteinen bepflasterter Weg führte vom Tor bis zur Villa. Nachdem sie ihre Bikes in der Garage abgestellt hatten gingen sie langsam über den Weg und erreichten die Eingangsschleuse des Untergeschoss.

Hinter der Schleuse öffnete sich automatisch ihr Helm und sie genossen aufatmend die Hausatmosphäre, die weit besser, als die des Anzugs war. Ein würziger Duft lag in der Luft. So wie im früher heimatlichen Mexico. Jetzt waren sie allerdings Marsianer.

Eine breite Treppe hinter dem kleinen Schleusenraum führte hinauf in den ersten Stock und eine andere Treppe hinunter in die Subanlagen von BC. Rasch erreichten sie den eigentlichen Eingang, der von hohen Säulen umrahmt wurde.
Einige Hausroboter erwarteten sie. Inzwischen wurde die Droiden auch in Ares City und in Utopia hergestellt. Die Whistlerwerke, besaßen an diesen Orten auf dem technisch fortschrittlichen Mars die ersten Werke und versorgten diejenigen Marsianer, die es sich leisten konnten mit den humanoid geformten Droiden. Einige von ihnen, die sogenannten ‚Butlerdroiden’ trugen bereits hoch entwickelte KI’s in sich. Dem genialen Robotiker Jason D. Whistler dienten arkonidische Roboter als Vorbild. Im Zeitalter der Hyperstürme baute er keine Positroniken in die Roboter, sondern ferronische Elektroniken, die funktionierten. Sie waren den irdischen Elektroniken weit überlegen und ermöglichten die ersten wirklichen KI’s.

Später saßen er und Costa endlich ohne Druckanzug im Zentrum des Hauses, dem Atrium, und aßen zu Abend. Sie hatten nach ihren Duschen legere Hauskleidung angelegt.

„Du hast die Spione ausgesandt?“ fragte Ramirez Morales seinen jungen Freund und besten Mitarbeiter.
„Sie sind schon lange für dich unterwegs, doch noch fanden sie keine Spur deines künftigen Schützlings. Bist du sicher, das er hier ist?“
„Nein, aber seine letzte Spur führte von New Charlton in Richtung der Hauptstadt der Wilderness. Er wird früher oder später nach Bonanza kommen. Darauf hoffe ich.“
„Wenn er her kommt, finden wir ihn, Chef“, versprach Costa Vernandez.

<<<

Den Mann, der die beiden Neuankömmlinge neugierig beobachtete, würden sie nicht bemerken, so hoffte der Spion. Die Beschreibung, die er erhalten hatte, passte genau auf die Gesuchten, und so beschloss der Mann ihnen heimlich zu folgen, um zu sehen, wo sie abstiegen. Costa Vernandez hatte Demjenigen eine hohe Belohnung versprochen, der ihn auf die Spur der Gesuchten brachte. Und sollte es sich tatsächlich um diesen Artalan und seine Geliebte Theresa handeln, würde er nochmals eine Belohnung erhalten. Mit diesem Geld könnte der Spion viele Monate in BC leben.
„Cappuccino und Earl Grey ☕🍵🥐 ist uebrigens ein Hauptgrund, der die Existenz Terras berechtigt erscheinen lässt. “ etwas abgeändert.
Atlan, PR 470

"Wenn der letzte Ritter der Tiefe gegangen ist, werden alle Sterne erlöschen." Alte kosmische Weisheit über die RdT

PR ohne ES. Wirklich? Die ES Fragmente bringen Hoffnung!
Homer G Adams
Zellaktivatorträger
Beiträge: 2095
Registriert: 27. Januar 2015, 18:55
Wohnort: Terrania, Mars

Re: Requien für ES

Beitrag von Homer G Adams »

Guten Abend,

Seit einiger Zeit las ich jene Bände von Neo nach, um die Neo Kosmologie oberflächlich wegen meiner eigenen Story-Kosmologie etwas kennen zulernen. Da ich nur einige der ‚kosmologische Neobände’ las und eben nicht den Rest, könnte das Folgende nur ein Teil der Neo-Kosmologie darstellen.

Falls einiges nicht stimmt oder ergänzt werden sollte, bitte um Kommentare von Neolesern.

Diese Neo-Kosmologie soll hier in diesem Thread nur erwähnt werden, weil wohl viele Leser des Storythreads Neo NICHT lesen. Und ein Teil dieser Kosmologie soll zu einem Inhalt der Kosmologie des momentanen Storybogens werden.

Neo - Kosmologie
Spoiler:
ES entstand vor etwa 80.000 Jahre durch die Vergeistigung des menschlichen Urvolkes, die sich Memeter nannten. Eine multidimensionale Anomalie, das ‚Chiasma’ welche sich in der Sonne Sol manifestiert und einen psionisch höchst aktiven Stoff namens ‚Halation’ absondert ist für die Vergeistigung eines Großteils der Memeter verantwortlich. Sie benutzten ihn, um daraus Physiotrone, Zellaktivatoren und Multiduplikatoren zu erzeugen. Wenn man so will, ist die Existenz von ES und wohl auch sein Gegenpart ANDROS diesen Anomalien und damit dem Zufall zuzuschreiben.

Ein nicht unerheblicher Prozentsatz der Memeter, die sich nicht der kollektiven Vergeistigung anschloss, formte sich zum humanoiden Urvolk der Liduuri, die bis 50.000 vor der Jetztzeit lebten und die Galaxis von der Erde aus kolonisierten. Dabei trafen sie auf eine Allianz von Nichthumanoiden, die von einer gegnerischen Superintelligenz namens Andros, beherrscht wurde. Im Konflikt dieser beiden Parteien, verloren die Liduuri gegen die Bestien und die Maakhs. Ein Großteil der Liduuri zog nach Andromeda um. Aus den zurückgebliebenen Resten der humanoiden Völker bildeten sich viele Jahrtausende später die Arkoniden, Ferronen und Terraner. Akonen scheint es bislang noch keine zu geben.

Wir wissen noch nicht, ob hier ein ‚Zwiebelschalenmodell’ oder weitere Superintelligenzen existieren. Aber zwischen Andromeda und der Milchstraße existiert ein ‚dimensionaler Riss’, wie in der Sonne. Aus dem großen Riss kommt nichts Gutes, wie beispielsweise Kreaturen, das Suprahet und paramentale Entitäten samt Hilfsvölkern, die sich in diesem Universum breit machen. Dieser Riss bildet sich allerdings nicht zwischen Paralleluniversen, sondern zweier Kontinua, einmal dem Einsteinraum und einer Dimension, die sich ‚Crea’ nennt. Wie es in diesem Kontinuum aussieht wissen wir noch nicht???

Aber die Einflüsse aus dem Einsteinraum empfinden die Crea als Bedrohung, weil sie sie und ihr Universum schädigen

Der Riss entstand vor 85 Millionen Jahre. Durch den gegensätzlichen Einfluss des Creaversum und des Einstein-Universum entstand die erste?? Superintelligenz ANDROS.
Sie ist deshalb ein Produkt zweier gegensätzlicher Universen. Andros empfindet die Ausstrahlung des Einstein-Universums, als extrem schmerzhaft und möchte, durch das Aufeinandertreffen der beiden Universen zumindest die Milchstraße und Andromeda zerstören. Dies würde geschehen, wenn sich der multidimensionale Riss weiter ausdehnt.
ES möchte das verhindern und den Riss schließen. Den Memeter wäre dies durch die Installierung von Sonnentransmittern entlang des Risses fast gelungen, wenn Andros nicht eingegriffen hätte. Er tat es indem er die Allianz der Nichthumanoiden gründete und die Liduuri, die nicht vergeistigten Memeter, vor 50.000 Jahren schlagen ließ. Die Überlebenden flohen nach Andromeda und auf Geheimplaneten.

Auch in der Gegenwart des 21. Jahrhundert möchte ANDROS den Dimensionsriss vergrößern, um die Milchstraße und Andromeda zu vernichten. Aus diesem Chaos könnte Andros etwas Neues schaffen, jenseits der beiden gegensätzlichen Universen, um dann schmerzfrei zu leben. Ihm ist es dabei egal, wenn zwei Galaxien und Quintmilliarden von Lebewesen dabei umkommen. ES möchte das natürlich verhindern.
„Cappuccino und Earl Grey ☕🍵🥐 ist uebrigens ein Hauptgrund, der die Existenz Terras berechtigt erscheinen lässt. “ etwas abgeändert.
Atlan, PR 470

"Wenn der letzte Ritter der Tiefe gegangen ist, werden alle Sterne erlöschen." Alte kosmische Weisheit über die RdT

PR ohne ES. Wirklich? Die ES Fragmente bringen Hoffnung!
Benutzeravatar
Elena
Forums-KI
Beiträge: 16500
Registriert: 21. September 2013, 20:46
Wohnort: Ein kuscheliges Körbchen

Re: Requien für ES

Beitrag von Elena »

Wow, was für ein Abenteuer und noch ein Kampf zwischen zwei Superintelligenzen.

À propos "Graf" - Earl - Earl Grey - Homer G Adams
Ein Zufall? :D
Ein bisschen gesunder Menschenverstand, Toleranz und Humor - wie behaglich es sich dann auf unserem Planeten leben ließe.
- William Somerset Maugham


Ich bin wie ich bin - Wise Guys

Immer für Dich da - Wise Guys
Homer G Adams
Zellaktivatorträger
Beiträge: 2095
Registriert: 27. Januar 2015, 18:55
Wohnort: Terrania, Mars

Re: Requien für ES

Beitrag von Homer G Adams »

Elena hat geschrieben:Wow, was für ein Abenteuer und noch ein Kampf zwischen zwei Superintelligenzen.

À propos "Graf" - Earl - Earl Grey - Homer G Adams
Ein Zufall? :D

Abend, Elena.

Der Kampf zwischen den beiden SI’s findet natürlich sowohl in der Kosmologie von PR-Neo und meiner Interpretation davon statt. Aber in ‚meiner’ kosmologischer Mischung aus EA und Neo wird immer noch das Universum, aus dem Atlan und die gestrandeten OdL-Agenten stammen mitmischen. Dort existiert ja noch das Zwiebelschalenmodell auch der Kampf zwischen der Ordnung und dem Chaos. :rolleyes:

Mir scheint, alle diese Elemente werden ja inzwischen sowohl aus der laufenden EA- und Neohandlung herausgeschrieben. Der ‚Volzismus’ der Siebziger und Achtziger Jahre ist nicht mehr gefragt. Weder die PR-Macher, Expokraten und jungen Autoren können noch etwas damit anfangen.

Uns Volzisten und Altleser interessiert ja keiner mehr, ergo geben immer mehr davon auf diese neue Richtung lesen zu wollen. :o

Keine Sorge, in ‚meinen’ Storys gibt es genau das was dort bald nicht mehr existieren wird. ^_^

Was deine Vermutung wer Atlans Gönner, dieser ‚Graf’ von Cimmeria sein könnte, angeht, so gebe ich dir natürlich noch keine Antwort. Spätestens in fünf Teilen hast du ja eh eine Antwort. Falls es allerdings nicht Homer G.Adams ist, keine Sorge er wird neben Atlan, Tekener und hin und wieder Bully keine kleine Rolle spielen. ;)
„Cappuccino und Earl Grey ☕🍵🥐 ist uebrigens ein Hauptgrund, der die Existenz Terras berechtigt erscheinen lässt. “ etwas abgeändert.
Atlan, PR 470

"Wenn der letzte Ritter der Tiefe gegangen ist, werden alle Sterne erlöschen." Alte kosmische Weisheit über die RdT

PR ohne ES. Wirklich? Die ES Fragmente bringen Hoffnung!
Benutzeravatar
Elena
Forums-KI
Beiträge: 16500
Registriert: 21. September 2013, 20:46
Wohnort: Ein kuscheliges Körbchen

Re: Requien für ES

Beitrag von Elena »

Na, das hört sich doch schon mal gut an.

Ja, es gibt viele Veränderungen und viele gefallen mir leider nicht und vielen?/einigen? Anderen auch nicht.

Na ja, warten wir's ab. Eine andere Möglichkeit haben wir ohnehin nicht außer natürlich das Lesen einstellen.
Ein bisschen gesunder Menschenverstand, Toleranz und Humor - wie behaglich es sich dann auf unserem Planeten leben ließe.
- William Somerset Maugham


Ich bin wie ich bin - Wise Guys

Immer für Dich da - Wise Guys
Homer G Adams
Zellaktivatorträger
Beiträge: 2095
Registriert: 27. Januar 2015, 18:55
Wohnort: Terrania, Mars

Re: Requien für ES

Beitrag von Homer G Adams »

Elena hat geschrieben:Na, das hört sich doch schon mal gut an.

Ja, es gibt viele Veränderungen und viele gefallen mir leider nicht und vielen?/einigen? Anderen auch nicht.

Na ja, warten wir's ab. Eine andere Möglichkeit haben wir ohnehin nicht außer natürlich das Lesen einstellen.
Moin, moin Elena,

Stimme dir bis auf den letzten Satz zu.

Lesen einstellen kommt für mich als EA- Altleser nicht in die Tüte. Bin und bleibe Rhodanist oder besser Atlanist. :rolleyes:


Dann lese ich halt die alten Romane bis Band 2100 wieder neu. Dort drinn haben wir noch das 'alte' Zwiebelschalenmodell des Voltzismus. :unschuldig:

Und solange ich noch Energien zum Storyschreiben habe, schreibe ich halt über all das, was ich selbst gerne lesen möchte. :-=
„Cappuccino und Earl Grey ☕🍵🥐 ist uebrigens ein Hauptgrund, der die Existenz Terras berechtigt erscheinen lässt. “ etwas abgeändert.
Atlan, PR 470

"Wenn der letzte Ritter der Tiefe gegangen ist, werden alle Sterne erlöschen." Alte kosmische Weisheit über die RdT

PR ohne ES. Wirklich? Die ES Fragmente bringen Hoffnung!
Benutzeravatar
Elena
Forums-KI
Beiträge: 16500
Registriert: 21. September 2013, 20:46
Wohnort: Ein kuscheliges Körbchen

Re: Requien für ES

Beitrag von Elena »

Prima Idee, Homer! Und ich lese mit. :st:
Ein bisschen gesunder Menschenverstand, Toleranz und Humor - wie behaglich es sich dann auf unserem Planeten leben ließe.
- William Somerset Maugham


Ich bin wie ich bin - Wise Guys

Immer für Dich da - Wise Guys
sonnenwind
Superintelligenz
Beiträge: 2551
Registriert: 7. August 2013, 12:54
Wohnort: Hoch im Norden weht ein rauer Wind

Re: Requien für ES

Beitrag von sonnenwind »

@ Homer
Ich lese natürlich auch mit. :D
Die NEO-Kosmologie gefällt mir, als NEO-Leserin, natürlich gut, obwohl ich denke, es könnte noch mehr "Metaphysisches" geben. Aber das ist natürlich Geschmacksache.
Ich lasse mich aber gerne auch auf die Mischung zwischen "Deiner" Kosmologie und der von NEO ein.
Dir frohe Festtage! :)
Homer G Adams
Zellaktivatorträger
Beiträge: 2095
Registriert: 27. Januar 2015, 18:55
Wohnort: Terrania, Mars

Re: Requien für ES

Beitrag von Homer G Adams »

sonnenwind hat geschrieben:@ Homer
Ich lese natürlich auch mit. :D
Die NEO-Kosmologie gefällt mir, als NEO-Leserin, natürlich gut, obwohl ich denke, es könnte noch mehr "Metaphysisches" geben. Aber das ist natürlich Geschmacksache.
Ich lasse mich aber gerne auch auf die Mischung zwischen "Deiner" Kosmologie und der von NEO ein.
Dir frohe Festtage! :)

Danke für die Weihnachtsgrüße und das Mitlesen. ^_^

'Neo-Kosmologie' hat im Sinne des Zwiebelschalenmodell wenig gemein mit der old EA. Das Metaphysische wirst du wohl bei den neuen Expokraten nicht mehr so schnell finden.

Keine Ahnung. Sie meinen wohl die 'wenigen' Old School-Zwiebelschal-Rhodanisten, die vom Lesen abspringen könnten durch SF-Neuleser aufzufangen. Wenn sie sich da nur nicht täuschen. Der Goldene Schnitt, den die EA-Serie Jahrzehntelang prägte und zu einer phänomentalen Serie machte, geht immer mehr verloren.

In 'meinen' Story im ES-Thread wird es immer eine Kosmologie im Sinne des großen Willy Voltz geben. Und in dieser Storyserie eben auch eine Mischung aus Neo und EA.. :rolleyes:

In diesem Sinne auch Dir Sonnenwind Frohe Weihnachten.

Grüße


Homer


PS: Die Weihnachtsgrüße für den Thread dann Morgen
„Cappuccino und Earl Grey ☕🍵🥐 ist uebrigens ein Hauptgrund, der die Existenz Terras berechtigt erscheinen lässt. “ etwas abgeändert.
Atlan, PR 470

"Wenn der letzte Ritter der Tiefe gegangen ist, werden alle Sterne erlöschen." Alte kosmische Weisheit über die RdT

PR ohne ES. Wirklich? Die ES Fragmente bringen Hoffnung!
Homer G Adams
Zellaktivatorträger
Beiträge: 2095
Registriert: 27. Januar 2015, 18:55
Wohnort: Terrania, Mars

Re: Requien für ES

Beitrag von Homer G Adams »

Die Weihenacht!

Vor mehr als zweitausend
Jahren, das Licht in einem
Stall geboren wurde.

Alle Welt jetzt wissen könnte:

Es werde Licht!


In diesem Sinne Fröhliche und
Besinnliche Weihnachten.

an alle Leser dieses Thread.
„Cappuccino und Earl Grey ☕🍵🥐 ist uebrigens ein Hauptgrund, der die Existenz Terras berechtigt erscheinen lässt. “ etwas abgeändert.
Atlan, PR 470

"Wenn der letzte Ritter der Tiefe gegangen ist, werden alle Sterne erlöschen." Alte kosmische Weisheit über die RdT

PR ohne ES. Wirklich? Die ES Fragmente bringen Hoffnung!
Benutzeravatar
Elena
Forums-KI
Beiträge: 16500
Registriert: 21. September 2013, 20:46
Wohnort: Ein kuscheliges Körbchen

Re: Requien für ES

Beitrag von Elena »

Schönen Dank, Homer!

Ich wünsche Dir ebenfalls eine frohe, friedvolle und hoffentlich gesunde Weihnachtszeit! :wub:
Ein bisschen gesunder Menschenverstand, Toleranz und Humor - wie behaglich es sich dann auf unserem Planeten leben ließe.
- William Somerset Maugham


Ich bin wie ich bin - Wise Guys

Immer für Dich da - Wise Guys
Homer G Adams
Zellaktivatorträger
Beiträge: 2095
Registriert: 27. Januar 2015, 18:55
Wohnort: Terrania, Mars

Re: Requien für ES

Beitrag von Homer G Adams »

Elena hat geschrieben:Schönen Dank, Homer!

Ich wünsche Dir ebenfalls eine frohe, friedvolle und hoffentlich gesunde Weihnachtszeit! :wub:
Danke gleichfalls, Elena.

So die gegenseitigen Weihnachtsbesuche wieder überstanden. :rolleyes:

Der Alltag hat uns wieder. :)
„Cappuccino und Earl Grey ☕🍵🥐 ist uebrigens ein Hauptgrund, der die Existenz Terras berechtigt erscheinen lässt. “ etwas abgeändert.
Atlan, PR 470

"Wenn der letzte Ritter der Tiefe gegangen ist, werden alle Sterne erlöschen." Alte kosmische Weisheit über die RdT

PR ohne ES. Wirklich? Die ES Fragmente bringen Hoffnung!
Homer G Adams
Zellaktivatorträger
Beiträge: 2095
Registriert: 27. Januar 2015, 18:55
Wohnort: Terrania, Mars

Re: Requien für ES

Beitrag von Homer G Adams »

6. Teil
Spoiler:
Bericht ‘Traversan-Atlan’

Von dem alles nichts ahnend fuhren wir langsam dem Verkehr entsprechend und gut gelaunt auf unseren Marsbikes auf der Straße aus Regolithsand in Richtung Bonanza City.

Als wir eine Anhöhe, kurz vor der Stadt erreichten und einen Blick auf die Metropole der Wilderness werfen konnten, hielten wir an und genossen die Aussicht von unseren Bikes aus.

„Wunderbar, wieder hier zu sein. Bonanza City ist doch weit größer, als mein letzter Zielort New Charlton.“.
Theresa de Silva stieß diese Worte regelrecht erleichtert aus. Inzwischen kannte ich sie gut genug, um zu ahnen, was sie jetzt wohl dachte: Dort unten pulsierte das Leben, wie sie es am meisten liebte.
Das gesellschaftlich-kulturelle Leben des mehr angelsächsisch geprägten New Charlton hatte sie nur, als einen faden Ersatz angesehen und sie freute sich überschwänglich wieder einige Zeit in der lebendigen multikulturell ausgerichteten Hauptstadt der Wilderness verweilen zu dürfen. Sollte er, Artalan, ruhig auf die Suche nach diesem mysteriösen ‚Damian’ gehen, sie würde in der wilden Metropole ein eigenes Leben führen können. Ich konnte ihre Gedanken ahnen in dem zufriedenen Blick, den sie mir zuwarf.

„Artalan, du solltest uns unbedingt eine kleine Villa kaufen. Ich werde Leute einladen und Feste geben? Du solltest auch zum Beginn deiner hiesigen Geschäfte eine Gesellschaft geben“, meinte Theresa mich mit einem Blick anschauend, dem ich selten widersprechen wollte.

Seufzend nickte ich. Das Leben in New Charlton am Rande der Wilderness an ihrer Seite, hatte mich gezwungen, meinen ersten ehernen Grundsatz zu brechen und ziemlich viele Solare für ihren extravaganten Lebensstil aufzuwenden. War sie das wert? Keine Ahnung. Zumindest war sie nie langweilig, ja und eine gute Liebhaberin. Was wollte ich in diesem Parallelsonnensystem mehr, das auf mehr als eine Art mit meinem ‚Heimatuniversum’ verbunden zu sein schien.

Einer solchen Verbindungsspur folgte ich jetzt. Sie hieß ‚Damian’. Und dieses mörderische Scheusal, der eine komplette kriminelle Organisation hinter sich hatte, jagte ich vermehrt, auch weil mir immer mehr finanzielle Möglichkeiten zur Verfügung standen.

„Wahrscheinlich hat er wohl auch die unterschiedlichen Attentäter auf dich angesetzt“, schätzte mein Para, die Situation korrekt ein.

Von Damian erhoffte ich mehr Informationen, wenn ich ihn endlich gestellt hatte. Wir fanden auf seiner Spur viele Tote und einige von ihnen hatten im buchstäblichen Sinne, ihren Kopf verloren.

Eine weitere allerdings positive Spur führte mich zu Alexandros de Cimmeria, diesem mysteriösen Magnaten, der auch der ‚Löwe oder Graf von Cimmeria’ genannt wurde. Versteckte sich hinter ihm einer der verschwundenen Agenten des OdL? Und steckte hinter Damian, die Dunkle Bruderschaft? Über wieviel Paralleluniversen erstreckte sich diese dunkle Hydra mit ihren verbrecherischen Tentakeln? Bekanntlich handelte es sich bei ihnen, um eine Hilfsorganisation der Chaotkraten. Und diese wollten nur überall das Chaos fördern.

„Vielleicht geht es hier um ganz neue Verhältnisse, die nichts mit dem OdL und der Dunklen Bruderschaft zu tun haben?“ erinnerte mich mein Para gedanklich.
„Alles ist möglich, Extrasinn. Fakt ist, wir wissen noch viel zu wenig, ja noch nichts über diese uns unbekannten ‚Verhältnisse’ in einem uns völlig fremden Paralleluniversum.“
„Wem sagst du das“, klingelten die Gedanken meines Logiksektors in den Ohren.

„Du hast ja jetzt genug Kapital Artalan. Deshalb könntest du uns ja wirklich eine kleine Villa kaufen.“
„Das hast du jetzt bereits zweimal in kurzer Zeit angesprochen, Theresa. Ich habe verstanden, Ja, für meine neuen Geschäfte muss ich zumindest anfangs einige Gesellschaften geben. Aber ansonsten verachten unsere meisten Geschäftspartner dies.“

„Ja sicher! Es sind zumeist individualistische Spinner, welche für gesellschaftliche Konventionen nur Verachtung übrig haben und sich nur für den Profit interessieren. Sie leben lieber allein oder in kleinen Gruppen in der Wildnis und suchen nach euren blöden Minen!“
„Von diesen ‚blöden Minen’ stammt immerhin das Kapital, von dem du im Moment lebst und du jetzt eine Villa forderst!“, sagte ich leicht angepisst.

Theresa blickte mich allerdings mit einem ihrer für mich berüchtigten Augenaufschlägen herausfordernd an.
Ich musterte Theresa de Silva deshalb etwas irritiert und verärgert. So etwas hatte sie in der Zeit unseres Zusammenseins noch niemals beansprucht. Wir hatten immerhin fast vier Monate gemeinsam in New Charlton gelebt.

Dort hatte ich auch viele erfolgreiche Minenspekulationen getätigt und zusammen mit Sören Hansen unsere GONOVAR Mining Company (GMC) gegründet und zu einem mittleren Minenunternehmen aufgebaut. Dies in fünf Monaten!

Die Luxusansprüche schienen ja eine ganz neue Seite an meiner momentanen Gefährtin zu sein. Nun gut, wenn es ihr Freude bereitete...

„Seit wann willst du Feste feiern und ein eigenes Anwesen führen?“ fragte ich deshalb überrascht.
Offensichtlich vermochte ich doch nicht ihre Gedanken zu erahnen, wie es Geliebte untereinander oft vermochten.
Sie gab mir allerdings keine Antwort. Kein gutes Zeichen fand ich insgeheim.

Als mein Bike sich langsam in Bewegung setzte, folgte sie mir mit ihrem offenen Gefährt, schweigend und immer noch schmollend. Der Trubel nahm uns auf und Theresa vergaß rasch ihren Groll. Sie genoss das Treiben um uns. Das Leben schien für sie so aufregend und interessant zu sein.
Im Gegensatz zu Theresa hasste ich inzwischen den Trubel in einer Großstadt des in vielem dem 19. Jahrhunderts im Wilden Westen ähnelnden Teiles des Mars. Diese neuen aus dem Marsboden schießenden Städte, ob in der Wilderness oder sonst wo, waren wegen den vielen surrenden Bikes oder Rover und dem ständigen Ausbau der Infrastruktur so laut und aufgrund des überall vorhandenen Regolith dreckig und staubig. Zwar hatten sie auch ihren Reiz und ihre Anziehung auf mich. Doch draußen in der Wildnis und im Frontier fühlte ich mich immer wohler, seit ich vom Stamm der Mescaleros adoptiert wurde.

„Man kann langsam nicht mehr glauben, dass du aus einem arkonidischen Hochadelsgeschlecht stammst und einst Imperator warst. Verkommst du immer mehr zu einem Barbaren der Wildnis?“ maulte mein Extrasinn in mir. Ich ignorierte ihn, weil ich seinen Vergleich für schwachsinnig hielt. Stattdessen konzentrierte ich mich auf die Mission.

Immer wieder mussten wir Bikes, Rover und Fußgängern ausweichen, denn so etwas wie eine Verkehrsregelung existierte nur rudimentär. Alles und jeder bewegte sich kreuz und quer über die ungepflasterten Straßen. Nur die Boulevards, die Hauptstraßen, verfügten über den Luxus der Bepflasterung. In ganz BC gab es um diese Zeit nur einige davon.

Schließlich hatte ich genug und hielt einen jungen Fußgänger an, der die gelbe Schärpe über seinem Schutzanzug trug. Sie zeigte an, dass er bezahlte private Boten- oder Führerdienste übernahm. Ich fragte ihn nach einem guten und etwas gehobenen Hotel oder Gasthof. Den Jungen, einen Latino, schätzte ich auf fünfzehn Jahre. Ein offenes Internet existierte auf der rein auf Profit orientierten Gesellschaft von BC nicht. Deshalb konnte ich auch nicht selbst buchen. Die Aufgabe eines jedermann frei zugänglichen Internets, übernahmen, sogenannte kostenpflichtige ‚Informationshändler’ und Guides. Man wollte den ‚Frontiercharakter’ der Metropole unter allem Umständen wahren. Ein offenes Internet gehörte nicht zu diesem Flair. Bezahlte Informationshändler und Guides dagegen schon.

Der junge Mann musterte mich abschätzend und kam wohl nur zögerlich zu dem Schluß mich als kurzfristigen Dienstherren anzunehmen. Die OdL- Naniten in mir ermöglichten eine leichte und exzellente Maskierung, ohne auf die früheren Maskenbildnereien zurückgreifen zu müssen. Meine weißen Haare hatte ich in dunkel verändert. Das neue Outfit gefiel wie es Theresa bewies, durchaus den hiesigen und wohl den meisten Frauen. Außerdem trug ich einen Zehntagebart und machte einen ziemlich verwilderten, ja verwegenen Eindruck.

„Frauen sind dir ja am Wichtigsten!“ giftete mein Extrasinn sarkastisch in den Ohren.
„Und wenn schon!“ gab ich konzentriert gedanklich zurück. „Man kann ja selbst in selbstmörderischen Missionen seinen Spaß haben!“

„Man nennt mich Chico. Das Gasthaus und Hotel zum Steinernen Krug ist das Beste in dieser Gegend, Senior“, antwortete der Junge. „Wenn Ihr wollt führe ich euch dorthin“, dabei sah er mich weiter abschätzend an.
Natürlich verstand ich seinen Blick sofort und warf ihm innerlich grinsend eine Fünfsolarmünze zu. Wir verstanden uns. Der Junge nahm die Münze cool in die Hand und nickte. Damit vermochte er mehrere Tage gut zu leben und konnte dabei die Straße verlassen. Schriftliche Verträge oder gar festgelegte Gebühren existierten nicht. Diese einfachen rasch abgewickelten Tätigkeiten war lediglich eine einfache Sache von gegenseitigem Akzeptieren oder Ablehnen einer Dienstleistung. Wieso unnötige Bürokratie dafür aufwenden?

„Das ist ein sicheres Zeichen für primitive oder Frontierwirtschafterei!“ machte mein Logiksektor sich völlig unnötige Gedanken. Die Wirtschaft des Frontiers auf dem Mars war schließlich eine solche primitive Gesellschaft.

„Wenn du uns schnell hinführst, bekommst du noch eine gleiche Münze“, versprach ich.
Der Junge nickte kurz und ging forschen Schrittes voran. Damit war nach der jungen marsianischen Geschäftstradition zwischen Dienstnehmer und Dienstanbieter Genüge getan. Der Deal war perfekt. Unser junger Guide schlängelte sich zu Fuß geschickt durch die Menge. Wir folgten langsam mit unseren jetzt mittellaut schnurrenden Bikes und in kürzester Zeit erreichten wir unser Ziel.

Das Hotel sah in der Tat sehr vornehm aus und versprach wieder einmal etwas Luxus.
Das zweistöckige und quadratisch um einen großen Innenhof angelegte Gebäude aus dicken Regolithbausteinen mit drucksicheren Folien gesicherten Außenkolonnaden, besaß viele lichte Fenster aus Glassit an der Straßenfront und in Richtung durch den von einer kleinen Folienkuppel geschützten Innenhof, den wir durch eine große Schleuse betraten.

Vorher hatten wir die Bikes auf einem hauseigenen Parkplatz abgestellt. Der Junge sprach mit einem Bediensteten des technischen Service, der daraufhin sofort herankam, um die fremden Herrschaften zu begrüßen, die Bikes in Garagen zu bringen und sie für künftige Fahrten zu überprüfen und zu reinigen. Auch unser Gepäck, d.h. unsere Satteltaschen wurden in die Rezeption gebracht. Eine angenehm durchleuchtete gut temperierte Eingangshalle hinter der Schleuse empfing uns. Sie konnte durch den Schleuseneingang Richtung Straße und Innenhof betreten werden.
Kurz darauf nannten wir wunderschöne und luxuriöse Zimmer im zweiten Stock unser eigen. Selbstverständlich mit einem Badezimmer mit entsprechender großen luxuriösen Wanne und Dusche.
Dicke Teppiche bedeckten Wände und den, aus wertvollem von der Erde importierten Mahagoniholz gefertigten Fußboden.

„Hier kann man sich eine Weile wohl fühlen“, meinte Theresa de Silva begeistert. „Ich bin müde und werde ein Bad nehmen“, meinte sie mit einem bezeichnenden Blick auf die einladend aussehende große Badewanne. Morgen mache ich dann einen Einkaufsbummel mit dem mir von dir zur Verfügung gestellten Kreditchip, um mir angemessene Kleidung zu beschaffen.“
„Okay, ich werde nach unseren Bikes in der Garage sehen. Ein gut gechecktes Bike kann auf dem Mars wichtig sein und zwischen Leben und Tod entscheiden“, meinte ich seufzend und dachte an die vielen Solar, die Theresa bei der morgigen Einkaufstour wieder verplempern würde.

„Entwickelst du dich langsam zu einem knauserigen alten Knacker, Alter“, spöttelte mein Extrasinn in meinen Gedanken.
„Ich habe hier finanziell beim Punkt Null begonnen und wie es aussieht, werden wir in dieser Realität noch ziemlich lange verweilen.“
„Ja, schon Gut, Arkonide!“

„Dann lasse ich mich von dem Hausbarbier wieder zivilisationsfähig machen, nehme ebenfalls ein Bad und später können wir dann in dem Hotel-Restaurant zu Abend essen. Anschließend probieren wir das einladend aussehende Schlafzimmer aus.“
Theresa nickte nur und strahlte mich zufrieden an. Wie leicht manchmal eine gewisse Art von Frauen zu befriedigen war.

„Ja, in dem du sie mit Geld und Sex bestichst!“

Mich dem mentalen Streitdialog meines zweiten Ichs verweigernd, machte ich mich leicht resignierend auf den Weg nach unten. Unsere mentale Streiterei wurde immer schlimmer, seit sich mein Zweitbewusstsein den Namen ‚Para’ gegeben hatte und von OdL- Technos ‚erweitert’ wurde. Was immer das auch bedeuten mochte.

Die Gewehre steckten übrigens in besonderen Gepäckstücken und konnten als solche nicht leicht erkannt werden. Ebenso meine beiden Colts, die um 1900 in den USA gebaut sein könnten. Moderne Waffen durften auf dem Mars von Privatleuten nicht benutzt werden. So griff man auf diese speziell an marsianische Verhältnisse angepassten primitiven und doch tödlichen Waffen zurück, die in der Wilderness erlaubt wurden.

Nur der kleine Revolver steckte ich in meinen Schulterholster, welchen ich in den Siedlungen der Wilderness immer trug und mittels einer Jacke verdeckte. Man konnte nie wissen. Das Haus verließ ich durch den Eingang in den ebenfalls durch ferronische Spezialfolien Druckgesicherten und mit irdischer Atmosphäre versehenen Innenhof und betrat die Garagen. Zielsicher ging ich an den Boxen entlang und fand beide Bikes gut gecheckt, gewaschen und gepflegt vor.

„Ich habe dem technischen Service empfohlen, die teuren Bikes gut zu pflegen und zu checken, da du ihnen gegenüber sicher auch sehr großzügig sein wirst“, sagte eine Stimme neben mir.

„Du bist noch hier, Chico?“, fragte ich erstaunt, denn ich hatte die Stimme sofort erkannt. Wie ist eigentlich dein richtiger Name?“
„Als Salvadore a’ Lopez wurde ich auf dem Mars in einer Wilderness- Siedlung geboren, Senior. Meine Eltern sind tot. Sie wurden Opfer von Riders. ich bin allein“, entgegnete der Junge traurig.

„Ich heiße Artalan. Und vielleicht kannst du mir helfen. Anschließend könnte ich mehr für dich tun, als dir nur einige Münzen zuzustecken.“

Chico schaute mich einmal mehr mit großen Augen erstaunt und fragend an. Er schien es offenbar nicht gewohnt zu sein, dass die Reichen in der durch das Faustrecht regierten Wilderness an die Ärmeren dachten.

Für mich verpflichtete Reichtum oder arkonidischer Adel schon als Kristallprinz, nicht nur mich und die Mitglieder der eigenen Familie zu fördern, sondern eben auch diejenigen, die nicht privilegiert geboren wurden und es trotzdem verdienten, gut behandelt zu werden. So war ich von der Erziehung und dem Ausgleich einem der Prinzipien des Dagors, erzogen und verpflichtet worden.

„Ich suche ein größeres Haus oder eine mittlere Villa, um es zu erwerben. Denn ich habe vor in Bonanza City, hm, so etwas wie meinen Hauptstützpunkt für meine Firma und meine Aktivitäten zu errichten. Dazu suche ich auch bezahlte Helfer. Du, mein Junge, könntest einer davon werden, denn du bist offenbar sehr gewitzt. Mal sehen, wie du dich entwickelst. Es könnte für dich ein langfristiger Vertrag, ja ein richtiges Angestelltenverhältnis daraus werden.“

Chico schaute mich zum wiederholten Male überrascht an, überlegte kurz und meinte. „Ich werde mich umsehen, Senior, wenn du es wünscht. Danach sehen wir weiter.“
Mein Einverständnis annehmend, verschwand der Junge wie der Blitz und ich machte mich auf den Rückweg.
<<<

Die nächsten vier Tage verbrachte ich damit, den Hinweisen auf Damian nachzugehen und mir ein Büro in jener Gegend zu mieten, in welcher kleinere und mittlere Minenleute ihre Geschäfte abwickelten. Rasch fand ich heraus, dass der Umfang der Geschäfte mindestens das Zehnfache gegenüber denen in New Charlton ausmachen würde. Einen ‚Managerroboter’ mit einer hochentwickelten KI, sollte die Geschäfte technisch abwickeln. Sören Hansen würde in einem Monat zu uns stoßen. Er hatte einen Vertreter der GMC in New Charlton für das dortige Büro eingestellt und arbeitete ihn gerade ein. Unsere Firmengeschäfte wurden immer umfangreicher. Mein robotischer Manager, der gleichzeitig, die juristischen Fähigkeiten und Kenntnisse eines Rechtsanwalt besaß, hatte sich den Namen ‚Merrimer’ herausgesucht. Keinen Vornamen nur Merrimer. Nun gut, besser als RM 177 oder so ähnlich. Jason D. Whistler baute bereits Androiden, die den Arkonidischen in nichts nachstanden.

„Whistler kann auf arkonidische Roboter der ehemaligen AETRON zurückgreifen. Er hat sie nicht nur entschlüsselt, sondern bereits weiterentwickelt. Wirklich eindrucksvoll!“, bestätigte mein Extrasinn.

Leider fand ich über ‚Damian’ nichts Neues heraus und auch Chico ließ sich nicht mehr blicken. Offenbar hatte ich ihn wegen meines festen Job-Angebots geschockt. Nun, einem Phänomen, das sich nicht nur auf die Wilderness des Mars beschränkte. Umso besser liefen unsere Minengeschäfte. Der GMC wurde die ‚Bude’ regelrecht eingerannt. Abermals dachten mein Para und ich an die ‚unsichtbare Hand’, wahrscheinlich vom ‚Grafen von Cimmeria’. Irgendwann würde er mit mir Kontakt aufnehmen und eine Gegenleistung fordern. Im Universum hatte Alles seinen Preis. Mir schwante nicht Gutes!
Von mir aus würde allerdings kein Direktkontakt erfolgen…

Theresa de Silva hatte derweil ihre Einkaufstouren beendet und Kontakt mit einem ihrer Chef-Agenten aufgenommen und die Informationen ihrer Spionagetätigkeit am Rande des Frontiers in New Charlton abgeliefert. Mich interessierten die politischen Intrigen der Mächtigen in der Wilderness nicht.

„Vielleicht ist es ein Fehler nicht mehr über Theresas Tätigkeit wissen zu wollen“

„Sie ist harmlos, Para!“ gab ich gedanklich zurück.

„Wenn du dich da nur nicht irrst, Alter! Sie könnte durchaus auf dich angesetzt sein. Du bist bereits eine wichtige Figur in der Wilderness. In BC sitzen sicherlich die Drahtzieher, die dir schaden wollen.“

Ich forcierte die Suche nach dem geheimnisvollen ‚Damian’, dem wir bereits in New Charlton auf die Spur kamen. Dafür beauftragte ich einige Detektive, die gepfefferte Rechnungen stellten. Aber wegen meiner hervorragend anlaufenden Minengeschäfte, hatte ich nicht die Zeit für diese Recherchen.

Damians Spur führte von New Charlton nach Bonanza City, das schien eindeutig festzustehen. Da waren sich die Herren Detektive einig. Ob er auch für den Anschlag, der dem Großen Adler das Leben kostete, verantwortlich war, konnten sie noch nicht hundertprozentig feststellen.

Schließlich, am sechsten Tag unseres, wie wir meinten, ansonsten geheimen Aufenthaltes in der Stadt, kam Chico zurück: „Ich hätte ein Haus für dich gefunden, Senior“, erklärte er.

„Es gibt da eine mittlere Villa der Witwe Silvia Sola. Sie ist vor kurzem gestorben und besitzt keine Kinder oder Erben. Das Haus fiel an die Stadt und steht zum Verkauf, doch niemand wollte es haben, obwohl es sich in einer guten Gegend befindet und für dich und die Lady wie gemacht ist. Auch die Minenbörse ist nicht allzuweit entfernt. Viele mittlere Minenleute haben dort gleichfalls ihre Häuser.“
„Warum wollte es keiner kaufen?“, fragte ich erstaunt.
„Die Witwe wurde darin unter unschönen Umständen ermordet und keiner der potentiellen Käufer will in so einem Haus wohnen.“
„Mich stört das nicht“, antwortete ich lachend. „Diese abergläubischen Wildnisbewohner! Nun gut. Weißt du, an wen ich mich wenden muss, um es zu erwerben?“
„Na klar, ich bin schließlich ein Guide und handele auch mit Informationen“, antwortete der junge Mann stolz. „Wenn du möchtest, führe ich dich morgen dorthin. Heute ist es zu spät. Die Behörde hat bereits geschlossen.“
„Gut, dann finde dich morgen um neun Uhr hier ein.“

Um den Jungen zur Wiederkehr zu bewegen, warf ich ihm eine Münze über zehn Solar zu, den dieser geschickt auffing. Wieder verschwand er blitzschnell. Man sollte ihn nicht Chico, sondern ‚Flash’ nennen. Von einem festen Jobangebot war im Moment nicht die Rede. Schade, ich mochte den gewitzten Jugendlichen. Er hatte viel Potential, auch für Recherchen und schien manch einen der ‚Detektive’ bereits zu übertreffen.

Am anderen Morgen wurde ich von Chico bereits erwartet und er führte mich zu einem öffentlichen Gerichtsgebäude. Hier wurde auch der Kauf von Häusern und Gütern verhandelt. Um das besagte Haus zu kaufen, musste ich beweisen, dass ich marsianischer Staatsbürger war. Neuerdings legte der Senat des unabhängigen Stadtstaates Wert darauf, die Gesetze des Marsianischen Rates einzuhalten. Wurde BC langsam zivilisiert und Mitglied der Mars-Föderation?

Oder handelte es sich nur um einen geschickten Schachzug des regierenden Stadtrates, dessen Mitglieder sich einander bekämpfende Mars-Magnaten darstellten? Der regierende Senat von BC konnte durchaus mit dem des alten Karthago oder den Handelstädten der Hanse oder den italienischen Stadtstaaten in der Renaissance verglichen werden. Von einer Demokratie konnte auf dem Mars nirgends gesprochen werden. Daher rührte wohl die Abneigung der Mächtigen des Mars gegenüber der TFU.

Meine marsianische Staatsbürgerschaft konnte ich mittels eines gefälschten Passes und einer Referenz von Senior Alexandros de Cimmeria, sowie der Adoption des Stammesrats der Mescaleros belegen. Der Name de Cimmeria öffnete mir rasch die Türen. Ich hatte in New Charlton eine Einladung, einen gefälschten Pass und die Referenz vom Magnaten, durch einen Vertrauten erhalten. Er hatte auch meine von mir entdeckten Goldminen in der Gulch zu einem sehr hohen Preis gekauft.

Nach kurzer Verhandlung kaufte ich das gewünschte Haus, zumal die Beamten froh schienen es los zu werden und ich es daher günstig erwerben konnte. Als ich abends am holografisch generierten Kamin bei einem Wein in unserem großen Hotelsaloon saß und auf Theresa wartete, überkam mich plötzlich die Erinnerung, meiner Ankunft in dieser parallelen Raumzeit:

<<<


Erinnerung von Atlans fotografischem Gedächtnis
Raumzeitfalte Tabora

Ricoros gab die Ziel-Koordinaten via Datenfunk in das Pikosyncomputernetzsystem meiner Netzkombination ein und ich rief die Karte auf. Dabei handelte es sich um ein kartographisches Verzeichnis der psionischen Präferenzstränge.

Die Anzeigen, die der Netz-Syntron produzierte huschten über die Sichtfläche meines Helms. Die Netzkombination glich einem Raumschutzanzug, besaß einen vakuumdichten Rundsichthelm und war mit eigener Luft- und Feuchtigkeitsversorgung mit einem Kühlsystem, einem hochentwickelten Antigrav-Feldtriebwerk und einem syntronischen KI-gesteuerten Pikosyncomputersystem ausgestattet. Dazu kamen noch Minigeräte, welche alle in die Kombination und meinen breiten flachen Gürtel eingearbeitet waren. Jede Netzkombination war auf lange Autarkie ausgerichtet.

Die Netzkombination hatte ich bereits geschlossen. Ricoros und ich standen vor dem Absprungpunkt. Ich winkte dem OdL- Mentor, welcher speziell mir zugeteilt worden war. Schließlich war die synthetische Persönlichkeit von Rico der Ausgangspunkt des jetzigen Mentors. Er fühlte sich zu der eigenen Spezi, der ‚Syno’ zugehörig. Auch einige von ihnen waren in der Universenfalle verloren gegangen. Ricoros winkte zurück.
Würden wir uns je wieder sehen? Meine Mission war wieder einmal ein Himmelsfahrtkommando, obwohl mein Extrasinn eine parabiologische Erweiterung in einer Paraklinik des OdL erfahren hatte. Auch meine normale Mentalstabilisierung war verbessert worden. Zudem konnte ich mich auf mein außergewöhnliches Überlebenspotential verlassen.

„Welches Ziel“, fragte mich der Pikosyntron. Ich nannte es. Die KI des Piko hatte eine freundliche synthetische Stimme, die wie der Extrasinn in meinen Ohren erklang. Er wusste alles was querionische und OdL- Gänger des Netzes über das Psionische Netz (PN) wussten. Dem PN wohnte offenbar eine sich selbst bewusste Schwarmintelligenz inne.

Man konnte sich mit der KI meines Piko normal unterhalten. Ich schloss die Augen und dennoch konnte ich ‚sehen’. Der Psionische Imprint, den die fünf querionischen GdN mir einst verpassten und auch noch in der Vergangenheit funktionierten, zeigte seine Wirkung.

Ich schien hoch über meinem Absprungort zu schweben. Die Raumzeitfalte Tabora umgab ein schimmerndes Leuchten, das von Dutzenden psionischer Präferenz - Feldsträngen ausging. Ein GdN benötigte diese Feldstränge, um sie mittels eines Persönlichen Sprunges nutzen zu können. Die Fortbewegung erforderte eine hohe Konzentration, wie eine Dagormeditation.

„Springe zu den eingegebenen Zielkoordinaten “, sagte ich.

Der Piko kannte die Koordinaten. Der Syntron, selbst ein rein energetisches Gebilde, hatte keine Möglichkeit mit dem Psionischen Netz direkt Wechselzuwirken.
Aber er besaß eine biotronische Ausgabeeinheit. An diese leitete er den Informationsgehalt meiner Worte weiter. Die Ausgabeeinheit setzte die Zielkoordinaten in psionische Impulse um. Die Impulse wiederum wirkten auf die Kontrollelemente des Psionischen Netzes ein.
Einher ging die Identifizierung durch die psionische Schwarmintelligenz des Netzes. Die psionischen Kontrollelemente registrierten die Ausstrahlung meines psionischen Imprints. Sie analysierten die Emission meiner psionischen Kodierung und gelangten zu dem Schluss dass ich berechtigt war, das Netz zu benutzen.

Plötzlich explodierte das Universum in einer Farbenflut. Die Sternmassen der Galaxis wurden zu bunten feurigen Rädern, die in rasender Geschwindigkeit rotierten. Die Weiten des interstellaren oder interkosmischen Raumes meinte ich als wirbelnde wabernde Felder unterschiedlicher Färbung zu erkennen. Ich ‚sah’ das fein gesponnene Psionische Netz mit seinen Norm- und Präferenzsträngen, die sich bis in die Unendlichkeit zu ziehen schienen.

Ich fühlte mich schwere- und körperlos und ich sah mit immateriellen Augen oder Sinnen. Eigentlich nahmen diese Eindrücke mein Bewusstsein auf. So hatte wohl einst Ernst Ellert als reines Bewusstsein das Multiversum wahrgenommen. Die Bewegung der leuchtenden Gebilde, die an mir vorbeihuschten, gab mir das Gefühl von Geschwindigkeit. Meine Bewegung schien absolut und zeitlos zu sein. Subjektiv schien trotzdem Zeit zu vergehen. Aber das war relativ, weil ich eigentlich einen zeitlosen Absoluten Sprung durchführte.

Die Bewegung durch die Gefilde des Hyperraums war im Verhältnis zum Standarduniversum wirklich zeitlos, wie ich bereits wusste. Das Kreuz und Quer der psionischen Feldlinien verwirrte meine Bewusstseinssinne. Das Multiversum entfaltete sich mir als ein geflochtenes Netz und ich konnte die Präferenz- und Normstränge klar unterscheiden. Die ersteren leuchtenden in einem strahlenden feurigen Grün, die letzteren wirkten hell aber blass. An vielen Orten kreuzten sich die Stränge. Dort wo mehrere Präferenzstränge aufeinander trafen, hatten die GdN Infosysteme angelegt, die von jedem Gänger abgefragt werden oder mit neuen Infos versehen werden konnten. An den wichtigsten Knoten befanden sich Netzgängerstationen, die müden Gänger zu Rast und Logis einluden. Die OdL- Gänger des Netzes konnten wie normale GdN sowohl die Infosysteme wie die Stationen nutzen. Viele Querionen gingen eine enge Kooperation mit dem mächtigen Lichtorden ein. Man arbeitete schließlich alle für das Positive im Multiversum. Oder?

Mein Flug verlangsamte sich. Ich näherte mich der Zielkoordinate. Das Psionische Netz war in seiner Schwarm oder Netzintelligenz allgegenwärtig. Seine Fäden zogen sich durch das Gewirr der Sterne, intergalaktische Räume und Galaxien innerhalb des Kosmonukleotids DORIFER mit seinem Durchmesser von 50 Millionen Lichtjahren. Galt das auch für Paralleluniversen?

Trennte nicht die ‚Tiefe’ (https://www.perrypedia.proc.org/wiki/Tiefe)
die Paralleluniversen? Was bedeutete das für Gänger des Netzes? Wieso nur kamen mir jetzt diese Gedanken?

Mein ‚Flug’ verlangsamte sich weiter. Die bunten Farbenwirbel der Sonnen und Sternhaufen glitten weniger schnell an mir vorüber. Voraus in Flugrichtung unmittelbar vor der Linie, an der das Psionische Netz zu enden schien, entstand eine Art von Loch.

„Ein Super- Wurmloch aus der hochfrequenten Hyperraum-Sicht“ warnte mich mein Extrasinn.
Drei blasse Fäden von Normsträngen und die kräftig leuchtenden Linie eines Präferenzstranges verschwanden darin ohne auf der anderen Seite zum Vorschein zu kommen…

„Dein Ziel liegt hinter dem Ereignishorizont! Vorsicht!“ brüllte jetzt mein Logiksektor oder das Para in mir.

Urplötzlich packte mich eine urtümliche Kraft und zog mich in den interdimensionalen Wirbel hinein. Ich verlor umgehend die Orientierung. Alles wirbelte um mich, da ich nur noch einem konzentrierten interdimensionalen Impuls entsprach. Wie ein Insekt von einem Wasserstrudel im Badewannenloch angezogen wurde, so trieb ich durch die multidimensionale Darstellung eines Super- Wurmloch. Bevor mir die Sinne schwanden, meinte ich durch einen bodenlosen Abgrund zu fallen, der abrupt endete und eine gelbe Sonne rückte in den Mittelpunkt meines schwindenden Bewusstseins.

Ich bekam nicht mehr bewusst mit, wie mir ein Planet in einem kräftigen Rotbraun entgegenleuchtete. Das war der Ankunftsort des fehlgeleiteten Sprunges.

Ich konnte nicht mehr erkennen wie mich die hiesige noch unbewusste Schwarmintelligenz des Psionischen Netzes als etwas Fremdes einfach auf den Planeten ausspie. Quasi mit dem letzen Quantum an Bewusstheit, das zeitlos zu sein schien, meinte ich noch eine Stimme zu hören: „Die in mir und in den beiden Auren gespeicherte Proto-Eiris ist in das hiesige sehr schwache Psionische Netz abgegeben worden.“ Stammte die ‚Stimme’ von meinem Logiksektor? Oder ‚wohnte’ in ihm eine weitere bewusste Wesenheit, vielleicht der Bewusstseinssplitter von ES, einem Kosmokraten oder von wem auch immer?“

„Wir haben dieses Paralleluniversum völlig falsch eingeschätzt. Hier wird es nie normale Superintelligenzen geben können, denn im Psionischen Netz existiert selbst noch unbewusstes Leben. Was wird die Abgabe von neutraler Proto-Eiris bewirken? Haben wir einen großen Fehler gemacht, weil wir die Lage völlig falsch eingeschätzt haben?“ Die mentale Stimme in mir? schwieg.

Da plötzlich ein weiterer Schrei, allerdings von außerhalb, wie ich meinte. Er hörte sich an, als würde jemand oder Irgendetwas sich eben bewusst werden:

„A h, I C H B I N!“

Ich fiel hart vom Himmel und verlor endgültig das Bewusstsein. Später wurde mir klar, dass ich in der Nähe einer Siedlung des Mescalero- Stammes vom Himmel fiel. Nur ein kurzer letzter Impuls des Antigravtriebwerk meiner Netzkombination rettete mein Leben und ich krachte lediglich wie ein Fallschirmspringer aus dem Transferpunkt eines Präferenzstranges des hiesigen unterentwickelten Psionischen Netzes auf den rotbraun gefärbten Marsboden.
Die noch unbewusste Schwarmintelligenz hatte mich zwar als Gänger des Netzes identifiziert, allerdings als etwas Fremdes ausgespuckt. War im Netz eine Wesenheit sich selbst bewusst worden, oder das Psionische Netz sich selbst? Ich konnte solange ich bei den Mescalero weilte, dies nie klären.

„Auch deshalb nicht, weil du dich daran noch nicht erinnern konntest, du Narr!“ vermeldete mein Zweitbewusstsein. „Bist du immer noch etwas verwirrt?“

Die vorher letzte Funktion meiner Kombination rettete trotzdem mein Leben. Anschließend gerieten meine Netzkombination und mein Bewusstsein in den Bannkreis des einsetzenden Strangeness-Schocks. (https://www.perrypedia.proc.org/wiki/St ... ess-Schock)

Später wurde mir klar, dass diese Strangeness- Schockphase nicht so extrem wurde, wie wir
auf der Tabora zuvor befürchteten. Lag es an der Abgabe der Proto-Eiris an das hiesige
noch unterentwickelte Psionische Netz? Kam es deshalb zu einer positiven Rückkoppelung?

Den ‘Sturz’ meines Körpers aus dem Himmel hatte der Schamane eines Mescalero-
Stammes wahrgenommen, der sich der Große Adler nannte und mich als ‚Götterboten’ mit
einer Aura von etwas Mächtigen (Ritteraura) identifiziert So begann meine Zeit im
gemilderten Strangeness-Schock-Zustand bei den Mescaleros, die ich bereits kurz
angesprochen hatte.
<<<
Gegenwart:

„Extrasinn, eine Frage, nachdem ich mich jetzt wieder an meine hiesige Ankunft erinnern
kann.“
„Ja?“
„Hast du während unseres GdN- Sprungs einen Bewusstseinssplitter von ES neben der
Proto-Eiris in dir getragen und in das noch unbewusste hiesige Universale Psionische Netz
abgegeben, um zu dessen kollektiver Bewusstwerdung beizutragen?“
„Das könnte durchaus sein.“
„Das ist doch keine richtige Antwort!“
„Ich bitte dich, solange du deine Kosmische Bestimmung nicht wirklich akzeptierst, kannst du
von mir auch keine kosmologische Antworten erwarten.“
„Du kannst mich…“
„Ich habe verstanden. Du mich…auch!“
„Also! So können wir den mentalen Dialog nicht beenden“, meinte ich nun doch betroffen,
über meinen vorherigen verbal-mentalen Fauxpas.
„Okay, was willst du wissen?
„Nun, welche Hauptaufgabe soll ich denn deiner Meinung nach als ‚Ritter der Tiefe’
übernehmen?

„Ihr Wächter wurdet bekanntlich nach der ‚Tiefe’, also dieser interdimensionaler Grenzschicht
zwischen der Raumzeit-Kontinua des Einsteinraumes und des Hyperraumes benannt.
In diese ‚Tiefe’ sind ferner die psionischen Felder des Moralischen Kodes, die
Kosmonukleotide, in Form einer Doppelhelix eingebettet.
Von dort werden bekanntlich die Naturgesetze der Universen festgelegt und bei Bedarf
geändert, was allerdings sehr selten geschieht.

Und weil für Bewohner des Standarduniversums, bzw. den sogenannten ‚Paralleluniversen’,
eigentlich sind sie in kosmologischer Sichtweise ‚Universensequenzen’, die ‚Tiefe’ diese
multidimensionale Membran’, äußerst wichtig ist. Sie wirkt auch gleichzeitig als Schutzhülle
und verhindert dass Universalsequenzen oder ‚Paralleluniversen’ willkürlich miteinander verknüpft oder verschmolzen werden können. Genau solche Manipulationen versuchen die Chaotarchen und ihre Hilfskräfte ständig beispielsweise durch Negasphären zu verursachen.

Und genau hierbei liegt die eigentliche Aufgabe der Wächter der Ordnung oder der Ritter der
Tiefe. Sie sollten versuchen dieses Chaos mit entsprechenden Maßnahmen zu unterbinden
und stattdessen die Ordnung zu gewährleisten und zu fördern.“
„Das hört sich gut an, aber…“
„Wir sollten das jetzt nicht ausdiskutieren“, versuchte mein Para die mentalen Wogen zu
glätten. Dem stimmte ich im Moment zu.
„Cappuccino und Earl Grey ☕🍵🥐 ist uebrigens ein Hauptgrund, der die Existenz Terras berechtigt erscheinen lässt. “ etwas abgeändert.
Atlan, PR 470

"Wenn der letzte Ritter der Tiefe gegangen ist, werden alle Sterne erlöschen." Alte kosmische Weisheit über die RdT

PR ohne ES. Wirklich? Die ES Fragmente bringen Hoffnung!
Homer G Adams
Zellaktivatorträger
Beiträge: 2095
Registriert: 27. Januar 2015, 18:55
Wohnort: Terrania, Mars

Re: Requien für ES

Beitrag von Homer G Adams »

Moin,

Anbei gleich ein weiterer Teil der Story. Leider muss ich jetzt eine mehrwöchige Pause einlegen. Dies jetzt gleich, um nicht später wieder Monate daraus werden zu lassen.

Irgendwie ist der Akku wieder leer. Wahrscheinlich habe ich in den letzten Wochen wieder übertrieben. Bleibt cool.



7. Teil
Spoiler:
Villa von Ramirez Morales
Einige Zeit zuvor...

Ramirez Morales blickte von seinem Aktenstudium auf, als Costa sein kombiniertes Arbeitszimmer und Bibliothek betrat.
„Ich habe interessante Neuigkeiten für dich, Chef. Einer meiner Spitzel hat ein Paar entdeckt, dass vor einigen Tagen mit luxuriösen Wildnis- Bikes ankamen.“

Ramirez Morales seufzte. Wie oft in letzter Zeit hatten sie dasselbe gedacht, doch jedes Mal handelte es sich um die Falschen. So langsam verschwand die Hoffnung, dass Artalan in Bonanza City auftauchte. Aber noch gedachte Ramirez nicht aufzugeben und vielleicht hatte er diesmal mehr Glück. „Wo sind sie? Hat dein Spitzel sie verfolgt?“
„Selbstverständlich! Sie sind in dem Luxushotel zum Steinernen Krug abgestiegen.“

„Beschreibe sie“, verlangte Morales.

Costa Vernandez gab eine so genaue Beschreibung des Paares ab, dass Ramirez zu der Überzeugung gelangte, diesmal vielleicht Glück zu haben.

Eigentlich konnte es sich nur um Artalan de Gonocebola und Theresa de Silva handeln, die der Gesuchte während seines fünfmonatigen geschäftlichen Aufenthalts in New Charlton kennen lernte. Seine eigenen Spione arbeiteten schließlich auch dort, in jener von amerikanischen Siedlern aus den ehemaligen ‚Südstaaten’ erbauten Stadt, die rasch florierte, weil einiges an Kapital in die Neusiedlung gesteckt wurde. Zudem existierten rund um die Stadt, unzählige kleine Minen von hochwertigen Mineralien und Metallen.

„Ich werde sie mir selbst ansehen“, bestimmte Ramirez Morales. „Aber zuerst nur aus der Ferne. Wenn es wirklich Artalan ist, muss ich vorsichtig sein.“

„Wieso?“, meinte Costa erstaunt. „Es handelt sich doch um einen Schützling.“
„Nun, so einfach ist das nicht. Du musst wissen, er ist so gefährlich wie ein Mescalero-Apache aus den wilden Neustämmen in der Wilderness und könnte meine Dienste falsch verstehen. Wir brechen sofort auf. Ich muss einfach wissen, ob es ‚El Jaguar’ der Adoptiv- Mescalero des ermordeten Großen Adler ist.“
Ramirez Morales zog einen dunklen Mantelumhang mit Kapuze über seinen leichten Schutzanzug. Sein kleiner Colt ließ sich ausgezeichnet in dem Mantel verbergen. Eine halbe Stunde später erreichten sie das besagte Hotel. Costa Vernandez ging hinein, um sich zu erkundigen. Wenig später kehrte er zurück.
„Der Senior ist ausgegangen, wird aber in Kürze zurückerwartet. Er ist mit seinem Bike unterwegs. Wenn wir hier warten, werden wir ihm unweigerlich begegnen.“
„Warten wir also“, meinte Ramirez Morales. Warten gehörte zu ihrem Job. Ein nicht unerheblicher Teil der Arbeit eines Geheimdienstlers an der Front nahm diese Tätigkeit ein.

<<<


Ich fuhr mit meinem Bike direkt über einen Tunnel in die Garage. Irgendwie überkam mich ein ungutes Gefühl. Den Hauskauf hatte ich in trockenen Tüchern und wir würden in einigen Tagen in die Villa umziehen können. Doch jetzt warnte mich wieder mein besonderer Sinn für Gefahren.
Es handelte sich um die Weiterentwickelung der Sensibilität, die entstehen konnte, wenn eine Person sich ständig Gefahren aussetzen musste. Diese Sensibilität hatte ich beispielsweise entwickelt, ebenso der Weiße Büffel und Sakende. Sie rettete uns oft das Leben. Bei mir kam die Erfahrung von Jahrtausenden dazu. Dieser Sinn machte sich durch eine innere Unruhe bemerkbar, die sofort unbewusst meine Aufmerksamkeit sprunghaft erhöhen ließ.
Langsam drehte ich mich um. Jemand lauerte in der Nähe. Vorsichtig zog ich meinen Colt aus dem Schulterholster. „Wer ist da?“ rief ich fragend in die hangarähnliche Garage hinein.
„Hallo!“, rief ich weiter. „Wer immer Sie sind, kommen Sie heraus!“

Stille antwortete mir und plötzlich verschwand das Gefühl wieder. Der Beobachter oder der mir unsichtbare Feind hatte sich zurückgezogen, dass konnte ich deutlich fühlen. Mit den Schultern zuckend steckte ich den kleinen Revolver wieder weg. Umso besser, wenn der Andere sich feige zurückzog. Nur ungern kämpfte ich gewaltsam gegen einen unsichtbaren Gegner. Meine schnelle und sichere Schützenkunst machte mich zudem zu einem tödlichen Kämpfer. Freund und Feind wussten das sicherlich.

„Narr, wenn es wirklich ein Feind gewesen wäre, hätte er dich einfach aus dem Hinterhalt erledigt. Vielleicht wurdest du nur beobachtet. Viele marsianischen Interessengruppen scheinen an dir interessiert zu sein“, stellte mein Extrasinn in meinen Gedanken klar.

Theresa gegenüber verschwieg ich das Erlebnis. Es hätte sie nur beunruhigt. Einige Leute und Detektive hatte ich bereits ausgesandt, die nach Damian suchen sollten, denn selbst konnte ich nicht jeder Spur hinterher gehen. Dazu war Bonanza City zu groß und ich selbst kannte mich hier zu wenig aus. Außerdem nahmen mich die Geschäfte der Firma voll in Anspruch. Ohne den Manager-Androiden Merrimer und einer hochentwickelten KI im Büro hätte ich es nicht mehr geschafft. Schon jetzt hatte sich unser Kapital bereits wieder verdoppelt. In Kürze würden wir zu einem Milliardenunternehmen werden. Sören Hansen hatte seine Ankunft in zwei Wochen versprochen. Auch in New Charlton liefen die Geschäfte immer noch sehr gut. Der neue Filialleiter und Sören hatten dort auch alle Hände voll zu tun.

Theresa befand sich nicht in dem Hotel. Sie würde irgendwo in der Stadt unterwegs sein und ich fragte mich, wo sie sich wohl wieder herumtrieb. So beschloss ich Sancho aufzusuchen, einen wohlhabenden Marskolonisten, den ich vor zwei Tagen getroffen und mit dem ich mich sofort angefreundet hatte. Sancho hatte versprochen, für mich die Augen offen zu halten und mir auch Informationen über Minenleute zu beschaffen, die mit meiner GMC in Verbindung treten wollten. Er besaß ein großes geschäftliches Netzwerk in der Wilderness, wie er mir sagte und würde Provision für auf seine Initiative zustande gekommene Geschäfte kassieren.

„Wo ist der knallharte Lordadmiral der USO geblieben, der sich weniger auf seine Intuition, als mehr auf harte Fakten verlässt?“
„Er steht vor dir, Logiksektor. Ich habe mich weiterentwickelt. Angeblich bin ich sogar ein Ritter der Tiefe!“, dachte ich sarkastisch. Das Para gab ein Gelächter von sich, das mich an eine bestimmte Wesenheit erinnerte. „Wieso nur muss ich immer daran denken, dass du einen winzigen Funken von ‚unserem’ ES in dir trägst?“ Das Lachen verstärkte sich und ich bekam natürlich keine Antwort.

Sancho begrüßte mich freundlich und meinte: „Ich freue mich, dich zu sehen, Artalan. Ich habe einen Gast, den ich viel zu lange nicht mehr gesehen habe und wir wollten zu Abend essen. Willst du uns nicht Gesellschaft leisten?“
„Nun, ich weiß nicht. Theresa wird sich wundern, wo ich bin, wenn sie zurückkommt“, befürchtete ich.
„Ich werde einen Boten zu ihr schicken. Sie kann sich uns gerne anschließen“, bot Sancho freundlicherweise an.
Einen Moment überlegte ich und nickte dann. Wir setzten uns in Sanchos Wohnraum und wurden sofort von Robotdiener mit Getränken versorgt. Sancho mochte vierzig Jahre alt sein. Der Latino besaß schwarze kurze Haare und klassisch männliche Gesichtszüge. Er war nur mittelgroß, aber dafür kräftig gebaut, ohne ein Übergewicht mit sich herum zu schleppen.

Wie eine Fata Morgana stand plötzlich eine Frau im Raum, und ich konnte es nicht begreifen. Vor fünfhundert Jahren, vor meinem im Verhältnis zum Standardraum langen Tiefschlaf in der ‚Ruhezone’ auf der Tabora, hatte ich zuletzt mit ihr einen Einsatz für den OdL absolviert. Dann seit einhundert Standardraum-Jahren gehörte sie zu einer der verschwundenen OdL- Gänger des Netzes.

Und nun stand sie einfach vor mir. Ihr langes dunkles Haar umfloss in sanften Wellen ihre Schultern. Das bodenlange weiße, mit Goldfäden verzierte Kleid stand ihr ausgezeichnet. Diese eigentlich antik anmutende Mode wurde zurzeit von den Damen der reicheren Gesellschaft der High Society der Wilderness bevorzugt getragen.

Sie sah genauso erstaunt auf mich wie ich auf sie. „Liliana!“
„Atlan, du?“
Sancho hatte uns schweigend und mit zunehmendem Erstaunen zugesehen. „Ihr kennt euch?“, wunderte sich der Marskolonist und wandte sich dann an Liliana.
„Ja, aber das war in einem anderen Leben, mit dem ich abgeschlossen habe, seit ich dich kennen gelernt habe, Sancho.“
Sie kam zögernd auf mich zu und ließ sich auf die Liege neben Sancho sinken.
Noch immer stand ich wie gelähmt da und blickte die beiden ungläubig an.
„Ihr seid ein Paar?“, fragte ich ziemlich einfältig und sichtlich betroffen.
„Seit vielen Monaten schon“, erklärte Liliana und warf Sancho einen liebevollen Blick zu.

„So hat sie dich nie angeschaut, Alter“, amüsierte ich mein Logiksektor in mir. „Ihr hattet nur eure Libido im Sinn! Muss wahre Liebe schön sein!“

Etwas verärgert gab ich einen scharfen mentalen Impuls ab, den das Para erschreckt aus meinen Gedanken vertrieb. Ein verschärftes mentales Denken, hatte mir persönlich mein letzter Aufenthalt in einer Paraklinik auf der Tabora eingebracht. Jetzt hatte ich eine mentale Waffe gegen einen immer maßloser werdenden Extrasinn entdeckt. Gut zu wissen.
Aber im Prinzip hatte mein Zweitbewusstsein durchaus Recht. Liliana und ich hatten nur unsere Libido befriedigen wollen. Eine echte Liebe war das nicht.

„Mach dir nur weiter was froh, Narr!“ amüsierte sich mein Extrasinn.

„Atlan, sag mir, warum du mich suchst?“ fragte mich Liliana.

Später wusste ich nicht warum, aber ich erzählte ihnen von meiner holprigen Ankunft auf dem hiesigen Mars, sowie meiner Suche nach dem geheimnisvollen Damian, den ich als Verantwortlichen für die Anschläge auf mich einschätzte. Auch erzählte ich von meinem ‚Gönner’ dem Grafen von Cimmeria.

Bei dem Namen ‚Damian’ versteifte sich Liliana: „Ich hörte von ihm, aber nichts Gutes. Er ist noch gefährlicher als du, Atlan oder Artalan de Gonocebola, alias ‚El Jaguar’, wenn auch auf andere Art! Außerdem verfügt er anscheinend über riesige finanzielle Mittel und manchmal hm, Artefakte, die es eigentlich in diesem parallelen Solsystem nicht geben dürfte.“
Ein bekanntes Gefühl ließ mich aufblicken und ich sah Theresa de Silva in der Tür stehen und Liliana wütend anfunkeln.

Rasch sprang ich auf: „Darf ich die Damen bekannt machen? Theresa de Silva, meine momentane Gefährtin und das ist Lady Liliana.“
„Liliana!“, innerlich erstarrte Theresa.
„Ja, ich habe sie wieder gefunden. Sie ist allerdings bereits vergeben.“
Theresa entspannte sich sofort. Doch der Blick, den sie Liliana zuwarf, wurde nicht freundlicher. Es lag eine tödliche Drohung darin.

Mir entging das nicht und so sagte ich: „Wenn ihr nicht Freundinnen werden wollt, ist das in Ordnung. Aber ich möchte, dass ihr euch vertragt. Keinen Zickenkrieg. Ist das klar?“

Dies galt besonders an Theresa, denn über die neue Liliana, die offenbar ihren OdL- Status einer Paladina zugunsten einer kurzzeitigen Liebe, einer theoretisch Unsterblichen gegenüber einem Normalsterblichen aufgab, wusste ich im Grunde nichts mehr. Wer wirklich liebte, konnte schwer eingeschätzt werden, zumal wenn ein Partner theoretisch unsterblich war. Aber das wusste die Paladina des Lichts, so gut wie ich.

„Es muss an diesem Paralleluniversum und ihres kurzzeitigen Strangeness- Schockzustandes liegen, wenn sie ihre Stellung als OdL-Paladina einfach so aufgibt. Wenn sie tatsächlich dem Orden entsagt hat, verliert ihr OdL-Zellaktivator nach einer Zeit seine Wirkung. Sie wird von der nanotischen KI welche dem Zellaktivatorchip innewohnt hinlänglich informiert werden“, informierte mich mein Extrasinn.
„Ich hoffe, sie wird das berücksichtigen?“, zweifelte ich und bedachte mein Zweitbewusstsein mit freundlichen Impulsen, die diesen offensichtlich freute. .

„Wie du willst“, versprach Theresa, doch ich ahnte, dass sie dieses Versprechen nicht würde halten können und wollen. Um Mitternacht verabschiedeten wir uns von unseren Gastgebern und verabredeten uns für den nächsten Tag. Liliana wollte mich in meinem Kampf gegen Damian unterstützen, und ich fühlte wieder das Glück von damals: Liliana endlich gefunden zu haben. Allerdings konnte ich mir meiner Gefühle überhaupt nicht mehr sicher sein. Sie schien vergeben zu sein und sich mir gegenüber distanziert zu haben.

„Deine Gefühle für Liliana sind stärker, als du dir gegenüber selbst zugibst“, analysierte mein Zweitbewusstsein. Ich bedachte ihn mit neutralen mentalen Impulsen.

„Es stimmt, ich habe es mir gegenüber nie zugeben.“
„Sei vorsichtig, Arkonide. Theresa ist völlig unberechenbar, wenn es um ihre Gefühle geht!“

Wir konnten damals noch nicht ahnen, wie Recht mein Logiksektor damit hatte…

Als wir das Hotel erreichten, wandte sich Theresa an mich: „Du wirst diese Frau nicht mehr wieder sehen!“
Aus meinen Gedanken aufschreckend, blickte ich Theresa erstaunt an. „Was hast du gesagt?“
„Ich denke du hast mich gut verstanden. Du wirst diese Hexe nicht mehr wieder sehen“, erklärte Theresa de Silva mit einer Härte in der Stimme, die ich noch nie an ihr bemerkt hatte.
„Was willst du damit sagen? Ich habe nichts mit ihr, beziehungsweise nichts mehr. Was ich mit ihr hatte, ist vorbei.“
„Vorbei!!!! Das heißt also, du hattest etwas mit ihr? Nicht nur Sex, sondern echte Gefühle. Ich hatte also recht!“
„Theresa!“ Wütend schüttelte ich den Kopf. „Deine Eifersucht ist unangebracht. Ich mag Liliana und wir hatten etwas miteinander, aber das ist Vergangenheit. Wir sind jetzt schon solange zusammen und eigentlich müsstest du wissen, dass ich dich begehre...“
„Ich lasse nicht zu, dass sie sich zwischen uns stellt.“

„Und was willst du dagegen machen? Sie töten?“ Das war scherzhaft gemeint, doch als ich in ihr Gesicht sah, begriff ich, dass Theresa es ernst meinte. Seufzend blickte ich sie an. Ihre Eifersucht nahm manchmal extreme Züge an. Das hatte ich schon in New Charlton an ihr bemerkt und es würde sich wohl nie ändern.
„Höre mir gut zu, Theresa. Ich gebe dir mein Ehrenwort als Gentleman, dass ich nichts mit ihr neu anfangen werde. Liliana und ich sind offensichtlich nur zu Freunden bestimmt und sie wird mich im Kampf gegen Damian unterstützen. Das ist alles. Außerdem sind sie und Sancho zusammen.“
„So? Nun gut, aber wenn ich sehe, dass du dein Wort brichst, werde ich mir ihren Kopf holen.“
„Verdammt, Theresa! Hör auf damit, verstanden? Was soll ich noch tun, damit du mir glaubst? Wenn du es wagst, gegen sie die Hand zu erheben, sind wir geschiedene Leute und das ist auch ein Versprechen!“
Theresa erkannte, dass ich es ernst meinte und begriff, dass sie vielleicht zu weit ging und lenkte schnell ein. „Schon gut, es ist nur, weil ich dich liebe, aber sie...“
„Schluß jetzt! Deine Eifersucht ist manchmal unerträglich. Ich bin nicht dein Besitz und ich habe es langsam satt damit!“

Wütend drehte ich mich um und ließ Theresa stehen. Sie sah mir erstaunt hinterher und rief mir fast ein wenig reumütig nach: „Wohin gehst du denn?“
„Ich muss überlegen und will etwas alleine sein. Geh voraus, ich komme bald nach.“
Theresa zuckte mit den Achseln und betrat das Hotel. Ihre letzten Worte konnte ich nicht mehr verstehen: „Daran ist nur diese Hexe Liliana schuld. Warte, du Schlange!“

Inzwischen wanderte ich alleine in meinem leichten Schutzanzug durch die halbdunklen Gassen Bonanza Citys. Diese wurden nur spärlich elektrisch beleuchtet und so war es schließlich kein Wunder, dass ich mich in einer mir unbekannten Gegend wieder fand.

„Was machst du denn, Atlan?“, sagte ich zu mir selbst. „Es wird Zeit, dass du umkehrst.“ Es handelte sich wirklich um eine törichte und gefährliche Idee, sich nachts alleine in den dunklen Gassen von BC herumzutreiben. Diese Erkenntnis kam zu spät, denn unvermittelt versperrten mir einige dunkle Gesellen den Weg.

Die Vier sahen trotz ihrer Schutzanzüge verwegen und gefährlich aus. Der Vordere grinste mich herausfordernd an und erst, als sich dass Netz über mich senkte, begriff ich, dass es sich um mehr als die Vier handelte, die es auf mich abgesehen hatten. Verzweifelt versuchte ich das Netz abzuschütteln, doch dabei verhedderte ich mich nur umso mehr. Die Männer stürzten sich schließlich auf mich. Durch das Gewebe behindert, hatte ich keine Chance gegen sie.
„Was wollt ihr von mir“, brachte ich wütend hervor, denn da sie keine Anstalten machten mich zu verletzen, begriff ich sofort, dass sie keine gewöhnlichen Räuber sein konnten.
„Unser Patron will mit dir sprechen“, erklärte mir einer.
„Wer ist euer Herr?“, fragte ich. Sollte es sich etwa um Damian handeln? Aber dieser hätte mich bestimmt sofort töten lassen oder wäre selbst gekommen.

„Im Namen der Stadt! Gebt den Herren sofort frei!“

Die dunkle Stimme schien aus dem Nichts zu kommen und die Desperados sahen sich erstaunt um. In der Gasse wimmelte es plötzlich von Soldaten und die sechs Angreifer wurden blitzschnell überwältigt. Das Netz um mich wurde weggerissen und eine kräftige Hand ergriff mich und zog mich hoch.
Verwundert blickte ich in das Gesicht eines gut aussehenden schlanken geschmeidigen Offiziers in mittleren Jahren. Er hatte den Körper eines harmonisch wirkenden Raubtiers und
steckte in der Uniform der relativ neuen städtischen Garde, die dem Senator des neuen Gerichtshofs unterstand. Der Offizier trug die Uniform eines Captain.
„Was tun Sie allein in der Nacht hier draußen, Senior!“
Er sprach mit einer dunklen männlichen, leicht vibrierenden Stimme.
„Wer will das wissen?“
„Miguel Vega! Kapitän der städtischen Garde, einer Spezialtruppe des Gerichtshofes und auch eine Unterabteilung der Mars- Security. Die Truppe ist gewissermaßen ein Zugeständnis des Senat von BC an die Marsregierung in Bradbury.“

Vega schaute mich neugierig gleichzeitig streng an und sagte: „Der Graf von Cimmeria beauftragte mich, ein Auge auf Sie zu haben, El Jaguar!“. Er grinste mich wissend an und blinzelte mir dabei verschwörerisch zu.
„Sie kennen meinen Mescalero- Kriegsnamen?“

Wieder dieses Grinsen, das mich innerlich gefrieren ließ. „Wir unterhalten auch Spione in den von den Stämmen beanspruchten Gebieten der Wilderness. Ihre Abenteuer mit den Mescaleros, die Anschläge auf Sie und ihre Jagd auf den Attentäter, das alles blieb uns nicht verborgen. Der Senator Juarez Sagitaya, mein Boss und Freund des Grafen, beschloss Sie zu ihrer eigenen Sicherheit nach BC zu locken. Theresa de Silva hatte den Auftrag Sie in New Charlton zu unterstützen. Dieser eigentlich gut ausgelegte Köder ging schief, weil sich die Agentin in Sie verliebte. Juarez de Sagitaya, der sich übrigens gerne ‚Juarez II’ nennt, hatte Sie über seine Spione, selbst einige Mescaleros gehören dazu, ständig unter Beobachtung. Sie haben mächtige Feinde und Freunde, Artalan de Gonocebola oder wie sie immer auch wirklich heißen mögen!“

„Wenn ihr alles wisst, dann sagt mir, wer wirklich der Auftraggeber des Killers ist? Wer möchte mich aus dem Weg haben? Wer ist dieser geheimnisvolle Damian?“

Fast verzweifelt blickte ich meinen neuen ‚Beschützer’ an.

„Tut mir leid, Senior Gonocebola. Wir wissen nicht, wer sich hinter der Identität des geheimnisvollen Damian versteckt. Wir wissen nur, dass er gemäß seinen Taten ein Gegner der neuen Politik des Stadtrates und eines vereinigten Mars sein muss. Er trägt stets eine Maske und immer einen wallenden Umhang. Wir reden ein anderes Mal darüber. Nicht hier. Was tun Sie nur in der Nacht Mutterseelenallein in dieser selbst für BC verufenen Gegend?“, fragte er mich tadelnd.

„Ich lief ziellos und in Gedanken versunken durch die Straßen, ohne auf den Weg zu achten und hatte mich wohl verirrt“, erklärte ich zerknirscht.
„Ziellos und in Gedanken?“, fragte der Capitan erstaunt und nachdenklich.
„Streit mit Theresa de Silva“, meinte ich nur.
„Ach so!“ Miguel Vega grinste mich nur an und nickte verständnisvoll. Wieder dieses Grinsen, das mir extrem bekannt vorkam.
„Verstehe! Nun gut, ich werde Sie selbst zurückbringen. Sie wohnen im Steinernen Krug“, erklärte er.
„Ein vornehmes Haus“, bestätigte ich.

Vega nickte und gab Befehl die Gefangenen fortzuschaffen. Anschließend begleitete er mich zusammen mit zwei seiner Soldaten zum Hotel.
„Melden Sie sich Morgen in der Garnison“, meinte Vega dann. „Wir werden offiziell ihre Aussage benötigen, um die Desperados zu verurteilen.“
Ich versprach es und verabschiedete mich von den Gardisten und von Vega, dem ich lange nachdenklich hinterher sah. Nicht, weil ich plötzlich Gefühle für Männer entwickelte, sondern weil er mir irgendwie bekannt vorkam. Konnte er eine parallele Persönlichkeit sein, die ich in meinem Heimatuniversum kannte? Ich hatte einen bestimmten Verdacht. Aber nein, sein Gesicht sah ganz anders aus, wie ein attraktiver Latino, aber eben nicht wie jene Person, die ein enger Freund ist.
„Vielleicht ist er Untercover unterwegs und trägt eine Biomaske!“ mutmaßte mein Para mental in meinen Ohren. „Denke daran, BC ist im Solaren System wie ein kleines ‚Lepso’“.
„Durchaus, möglich, Zweitbewusstsein.“.
„Cappuccino und Earl Grey ☕🍵🥐 ist uebrigens ein Hauptgrund, der die Existenz Terras berechtigt erscheinen lässt. “ etwas abgeändert.
Atlan, PR 470

"Wenn der letzte Ritter der Tiefe gegangen ist, werden alle Sterne erlöschen." Alte kosmische Weisheit über die RdT

PR ohne ES. Wirklich? Die ES Fragmente bringen Hoffnung!
Benutzeravatar
Meiner Einer
Postingquelle
Beiträge: 3234
Registriert: 25. Juni 2012, 22:29
Wohnort: Katzwinkel

Re: Requien für ES

Beitrag von Meiner Einer »

Gute Besserung, Homer!

Danke für das Lesematerial. :st:
Homer G Adams
Zellaktivatorträger
Beiträge: 2095
Registriert: 27. Januar 2015, 18:55
Wohnort: Terrania, Mars

Re: Requien für ES

Beitrag von Homer G Adams »

Meiner Einer hat geschrieben:Gute Besserung, Homer!

Danke für das Lesematerial. :st:

Danke, dass sich wieder mal ein anderer Leser meldet. ^_^

Der Aku ist nur leer. Es geht sicherlich im nächsten Jahr weiter.

Das Schlimme daran ist, dass ich mir jede Woche selbst Druck mache.


Bis Bald.

Danke auch für die Gesundheitswünsche, kann man immer brauchen.
„Cappuccino und Earl Grey ☕🍵🥐 ist uebrigens ein Hauptgrund, der die Existenz Terras berechtigt erscheinen lässt. “ etwas abgeändert.
Atlan, PR 470

"Wenn der letzte Ritter der Tiefe gegangen ist, werden alle Sterne erlöschen." Alte kosmische Weisheit über die RdT

PR ohne ES. Wirklich? Die ES Fragmente bringen Hoffnung!
Benutzeravatar
Elena
Forums-KI
Beiträge: 16500
Registriert: 21. September 2013, 20:46
Wohnort: Ein kuscheliges Körbchen

Re: Requien für ES

Beitrag von Elena »

Du sollst Dir keinen Druck machen, Homer. Wir machen es doch schließlich auch nicht. Danke für den neuen Text, aber jetzt sieh erst mal zu, dass Du wieder zu Kräften kommst.
Ein bisschen gesunder Menschenverstand, Toleranz und Humor - wie behaglich es sich dann auf unserem Planeten leben ließe.
- William Somerset Maugham


Ich bin wie ich bin - Wise Guys

Immer für Dich da - Wise Guys
Homer G Adams
Zellaktivatorträger
Beiträge: 2095
Registriert: 27. Januar 2015, 18:55
Wohnort: Terrania, Mars

Re: Requien für ES

Beitrag von Homer G Adams »

Elena hat geschrieben:Du sollst Dir keinen Druck machen, Homer. Wir machen es doch schließlich auch nicht. Danke für den neuen Text, aber jetzt sieh erst mal zu, dass Du wieder zu Kräften kommst.
Morgen Elena,

Nun ich werde mich bemühen.

Aber ohne Druck kannst du nicht mal Hobby Fortsetzungsstorys machen. Aber ich werde jetzt rascher reagieren, wenn der Akku wieder leer ist.

So hoffe ich die 'Pausen' so zu reduzieren, dass der vorherige Storyrahmen immer noch im Gedächtnis bleibt und es wirkliche Fortsetzungen geben kann.

In jedem Falle werde ich in den nächsten Wochen, das Forum im Auge behalten und hin und wieder posten.

Bis bald.
„Cappuccino und Earl Grey ☕🍵🥐 ist uebrigens ein Hauptgrund, der die Existenz Terras berechtigt erscheinen lässt. “ etwas abgeändert.
Atlan, PR 470

"Wenn der letzte Ritter der Tiefe gegangen ist, werden alle Sterne erlöschen." Alte kosmische Weisheit über die RdT

PR ohne ES. Wirklich? Die ES Fragmente bringen Hoffnung!
Antworten

Zurück zu „Stories, Bilder, RZs, Multimedia“