Requien für ES

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Homer G Adams
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Re: Requien für ES

Beitrag von Homer G Adams »

Elena hat geschrieben:Ich bedaure es ja auch, kein ES, kein Atlan, zumindest für die nächste Zeit! Wieder mal warten! Traurig! :sad:

Stimmt. "Traurig, traurig, traurig", wie bereits Theo Lingen sagte.
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PR ohne ES. Wirklich? Die ES Fragmente bringen Hoffnung!
Homer G Adams
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Re: Requien für ES

Beitrag von Homer G Adams »

4. Teil

Zehn Stunden später

Mirona Lethos blickte sich in der kreisrunden Kommandozentrale um. Alle Stellen hatten sie doppelt besetzt. Die Delta- und die Alphaschicht machten beim Start gemeinsam Dienst. So wollte es der Kapitän.

Sie saßen alle angeschnallt und mit ihren Raumanzügen bekleidet in den Kontursesseln ihrer Arbeitsstationen. Die Druckhelme hatten sie noch geöffnet. Diese konnten allerdings im Bruchteil von einer Sekunde hermetisch verschlossen werden.

Kapitän Ataro Kaspon gab ständig Befehle. Bei ihm liefen alle Fäden zusammen. Mirona hatte im Sitz des Kopiloten Platz genommen. Sie sollte lernen, notfalls das Schiff selbst führen zu können, immerhin besaß sie den Großen Pilotenschein.

Lyra belegte zusammen mit dem eigentlich ‚Ersten Orter‘ vorne links die Funk- und Ortungsstation. Renus Apharis und sein Partner saßen hinten links an den wissenschaftlichen Konsolen. Nebenbei waren sie noch für die Bordpositronik zuständig.

Nemus und der weibliche Fähnrich der Ersten Schicht belegten die Piloten- und Navigationspulte. Chefingenieur Ranner Olari würden im Moment keine zehn Säbelzahntiger von seiner Zentrale im Maschinendeck vertreiben können.

Auf der rechten Seite hinter dem holografischen Kartentank lag die Feuerleitstelle, die von Otar Torosa belegt wurde, einem Umweltangepassten vom Planeten Tulsa, dessen Reflexe die von Normal-Atoranern weit übertrafen.

„DANTA erbittet Startfreigabe“, sagte Kaspon mit ruhiger und konzentrierter Stimme.

„Bestätigt, DANTA“, bellte die Stimme des leitenden Hangaroffiziers aus dem Hauptkommunikator.

„Die positronischen Rechensysteme arbeiten einwandfrei. Sie überprüfen jetzt die Bordaggregate und anschließend sich selbst durch Datenvergleich und Kontrollimpulse. Die Endergebnisse werden auf den positronischen Anzeigenbänder der Panoramagalerie, dar...“

„Danke, Fähnrich Apharis“, unterbrach ihn der Kapitän ungehalten. „Sie sollten lernen das Selbstverständliche nicht zu erwähnen.“
„In der Kürze liegt die Würze“, grinste Nemus.

„Ta Dopoulis! Ihr Vater kann zehnmal Tamrat auf dem Lemur-Inselkontinent sein. Aber sein Sohn sollte sich seine dummen Sprüche verkneifen. Wir sind hier nicht in einem lemurischen Kindergarten.“
„Ich möchte bemerken…“, versuchte Mirona die Wogen zu glätten. Aber ein eisiger Blick aus den seltsam dunklen Augen des Kommandanten brachte sie zum Schweigen. Hathorabkömmlinge besaßen normalerweise grün gesprenkelte Augen.

In der Hauptzentrale schien es plötzlich so ruhig und frostig wie in jenem Mausoleum zu sein, wo sie damals vor fünf Jahren eine Anlage der Alten entdeckten und zu erforschten versuchten. Ein hathorisches Sprichwort sagte: „Das Alte war besser!“ und bezog sich natürlich auf die Ethik, Moral und Technologie der Hathor- Vorfahren.

Renus rote Stoppelhaare schienen zu schrumpfen. Das Gesicht des übergewichtigen Genies lief noch röter an, als es sowieso schon war. Der junge Mann hatte sich hoffnungslos in Lyra verliebt und warf ihr prompt hilflose Blicke zu. Aber die junge Frau, die auch jetzt wieder so schick wirkte, als begäbe sie sich zur nächsten Modenschau, war sicherlich die Letzte, die sich etwas gegen den Kapitän herausnehmen konnte. Sie wusste es und schwieg beharrlich mit zusammengekniffenen Lippen. Ihre Augen in Richtung des Kapitäns schienen Zornesblitze zu verschießen. Hin und wieder warf sie ihm nämlich heimliche Blicke zu, die nichts Gutes verhießen.

Nemus wollte sich nichts von Ataro Kaspon sagen lassen. Mirona seufzte wieder einmal frustriert und lautlos vor sich hin.

Vor fünf Jahren reiste Nemus erstmals mit einem Dopoulis- Großraumschiff via Sonnentransmitter nach Anthuresta. An Bord befand sich seine Robotjacht DRACO, die mit den damals besten Kompakt-Lineartriebwerken ausgestattet, jeden Punkt im Zentrumsrest von Anthuresta erreichen konnte.

Zusammen mit den Gefährten hatte er sich erstmals als Kapitän bewährt und sie hatten bei ihrer Exkursion Erfolg, obwohl sie an dem ‚Mausoleum’ des Hüter-des-Lichts scheiterten. Nemus zeigte immer wieder offen seinen Stolz, wenn die Sprache auf ihre erste große Reise der DRACO kam. Die Jacht wurde im Moment generalüberholt und technisch auf den neuesten Stand gebracht.
Herausfordernd blickte er deshalb den erfahrenen Kapitän an.

„Nemus. Bitte halte dich zurück“, flehte Mirona in Gedanken.
Seltsam, er blickte sie in diesem Augenblick perplex an. Hatte der junge Dopoulis ihre Gedanken verstanden?

Aus den Augenwinkeln heraus erkannte sie die drohenden Blicke des kleinwüchsigen Kapitäns. Nemus sah sie auch, aber er hatte keine Angst vor Ataro Kaspon. In seinen Augen gehörte der Kommandant zu den Niemanden. Er mochte zehnmal ein Hathorabkömmling sein, aber er stammte aus einfachen Verhältnissen und wagte sich mit einem Mitglied der fünf führenden Familien von Lemura anzulegen.

Mirona konnte sich Nemus Gedankengänge durchaus vorstellen. Dopoulis vergaß allerdings, dass die Lemurer - ob arm oder reich – in der Überzeugung des Kapitäns, nichts anderes als Parias, galaktisches Ungeziefer, darstellten. Für ihn galten nur die Atoraner etwas, egal aus welchen Schichten sie stammen mochten. Kurzlebige Lemurer stellten in seinen Augen nichts dar. Übrigens, das Gleiche hielt er von den übrigen Menschen in Anthuresta, den Terranern. Mirona ärgerten solche Ansichten zutiefst. Von ihrem Vater wusste sie, dass alle humanoiden Völker, auch die Hathor, von den Motana abstammten, dem humanoiden Urvolk der beiden Mächtigkeitsballungen von TALIN und ES. Letzterer galt allerdings als verschollen und seine ehemalige Mächtigkeitsballung lag jetzt im Zentrum des NILUM!
Es handelte sich um eine inzwischen völlig unzugängliche Raumregion von 100 Millionen Lichtjahren Durchmesser, rund um die ehemalige Mächtigkeitsballung von ES. All dies hatte ihr Timur, ihr Vater, mitgeteilt. Was genau das NILUM darstellte und woher er die Informationen besaß, darüber schwieg Timur natürlich wie üblich. Heimlichkeit hatte bei Timur immer schon Priorität Eins besessen…

Noch immer flehte die junge Frau Nemus in Gedanken und mit Blicken an, sich zurückzuhalten.
Das wirkte. Sein Blick ließ sie wissen, dass er es nur Mirona zuliebe tat.

„Wie Sie meinen, Ratoron, Ta.“

„Vermeiden Sie künftig ihre lemurischen Bezeichnungen. Ich bin Ihr Kapitän oder Kommandant und nicht Ihr Ratoron!“
„Verstanden, Kapitän, Ta.“

Kaspon traute dem Braten nicht. Aber er akzeptierte, dass der heißblütige Jungspunt aus dem mächtigen Dopoulis-Haus seine Autorität zumindest im verbalen Umgang respektierte. Mirona atmete tief durch und vermied es in die Augen ihrer Freunde zu blicken. Sie gab sich profimäßig kühl und die Gefährten folgten ihr darin.

Der Anfang ihrer Reise begann nicht gut. Überhaupt nicht! Um sich abzulenken und ihren Ärger zu vergessen, blickte die Atoranerin routiniert auf die holografischen Anzeigenbänder, die den momentanen Stand der automatisch ablaufenden Prüfroutinen aller relevanten Aggregate und Maschinen anzeigten.

Fast glaubte sie das ‚Wispern‘ der Rechner zu hören. Sie stellte sich vor, wie die Lichtquantenströme über positronisch-holografische Terabyte fassende Kristallchips entlang den holooptischen Informationsmustern umherhuschten.

Mirona verstand genug von Positroniken, um zu wissen, dass sie ohne fünfdimensional arbeitende Hyperkristalle nicht funktionieren würden. Von diesen erhielten sie ihre Prägung.
Ohne 5-D-Technik wiederum würden weder die Antigravitation, die Andruckabsorption, die künstliche Schwerkraft, Impulsantriebe oder Hypertriebwerke funktionieren.
Die lemurisch/atoranische Technologie basierte auf Halbraum- und Hypertechnik. Aber für jedwede Anwendung waren halt Hyperkristalle notwendig und diese zeigten oft im Zeitalter der Hyperdepression ihre Anfälligkeit. Ohne sie gab es allerdings keine 5D- oder Halbraumanwendung.

Das Anlaufen von Aggregaten riss sie aus ihren Gedanken. Sie hatte sowieso keine Ahnung, wieso sie vor allem über die Anfälligkeit von 5-D-Technik im Zeitalter der Hyperdepression nachdachte…

„Schiff schwebt auf Antigravkissen“, plärrte die Automatikstimme des Hauptrechners.
Er funktionierte nach dem Prinzip der ‚Künstlichen Intelligenz‘ und würde die DANTA notfalls auch ohne menschliche oder hathorische Besatzung zum Ziel bringen. Aber wieso nur plärrten Rechner oder gar KI’s immer mit ihrer ‚Stimme’?

Aber für einen Mann der alten Kosmonautenschule, wie Ataro Kaspon, war dies pure Spielerei. Er akzeptierte Positroniken nur als Hilfe. Der organische Raumfahrer, egal welcher Rasse, sollte immer und in jeder Situation das letzte Wort haben.

Die jungen Wilden dachten anders. Sie wuchsen mit einer neuen positronischen Generation von Rechnern auf, die das Prinzip der immer perfekter werdenden Künstlichen Intelligenz durchaus akzeptierte und es in ihre Überlegungen mit einbezog. Für Kaspon dagegen mochten es lediglich Rechner, also Maschinen sein. Jetzt stand eine neue Rechnergeneration vor ihrem Durchbruch: Positroniken, deren Abläufe auf Halbraumbasis abliefen. Dies bedeutete, sie arbeiteten weit schneller als die Lichtgeschwindigkeit der positronischen Rechnerabläufe.

Zwei Denkweisen rieben sich hier aneinander. Fast in allen Belangen dachte die junge Generation der Oberklasse – egal ob Lemurer oder Atoraner - anders, als der alt gediente Militär.

Wieder einmal fragte sich Mirona, wie ihre Reise unter diesen Umständen gut gehen sollte?
Aber Alora ta Lethos hegte offenbar die Meinung, es würde gut funktionieren.
Die Tochter hatte dagegen ihre Zweifel.

Wenn Mirona wirklich gewusst hätte, was sie erwartete, hätte sie sofort den Flug abgebrochen und wäre reumütig in die Fußstapfen ihrer Mutter getreten.

„Andruckabsorber und künstliche Schwerkraft sind innerhalb der vorgesehenen Parameter“, meldete Ranner Olari mit sonorer Stimme.

„Hypermechanischer Abstoß-Schutzschirm und Ionisations-Prallfeld: 100 Prozent.“

Im Sekundentakt kamen die Klarmeldungen herein. In der holografischen Anzeigengalerie zeigten immer mehr Displays und Schirme Grünwerte. Mit einem dumpfen Geräusch fuhren die Teleskopstützen ein und arretierten mit einem ‚Plopp‘. Ein rauschendes Geräusch umgab die Kugelschiffzelle.

„Das sind Luftmassen die immer schneller verebben, weil die Dichte abnimmt“, sagte sie sich in Gedanken. Ihr kosmonautisch geschultes Gehirn gab ihr die Erklärung für den Vorgang.
Mirona wunderte sich auch nicht über die plötzliche Stille im Hangar. Außer den Eigenvibrationen des Schiffes vermochte sie nichts mehr zu hören. Im Vakuum existierte schließlich keine Schallübertragung.

„Kraftfeldkatapult steht“, meldete eine Stimme aus dem Bordkom.
„Danke, Hangarleitstelle“, entgegnete der Kapitän.
„Wir sind bereit.“
Ein Pfeifton galt als das standardgemäße Signal.

Mironas Gesicht wirkte angespannt. Das von Kaspon nicht. Seine dunklen Augen strahlten eine unpersönliche Kälte und Sicherheit aus. Die Bewegungen seiner Hände wirkten beherrscht und selbstsicher. Er schien ruhig, fast unbeteiligt.

Vielleicht hatte Alora doch Recht. Diesen Kapitän würde so schnell nichts überraschen oder gar umwerfen. Plötzlich ging Kaspons routinierte Kühle auf sie über.
Den anderen schien es ebenfalls so zu gehen. Vielleicht wurde doch noch alles gut und sie wuchsen zu einem Team zusammen.
Nur gemeinsam würden sie die auf sie zu kommenden Gefahren überwinden, das spürte die junge Frau genau.

Das von der LETHOS erzeugte Traktorfeld umfasste die DANTA und beschleunigte den Kleinen Kreuzer abrupt. Im Heckbildschirm trieben Nebel- und Eiswolken dahin. Die mitgerissene Restfeuchtigkeit kondensierte. Weitere rötlich schimmernde Kraftfelder griffen nach dem Hundert-Meter-Raumer und beschleunigten ihn weiter. Die Impulstriebwerke liefen brüllend und mit einem Schub an, welche die Andruckabsorber erheblich belasteten.
Rasch wurde die riesige LETHOS zu einem kleinen Punkt.

Das Ausschleusmanöver erfolgte während einer Normalraumpause, in der das Großraumschiff seinen Kurs überprüfte. In langen Linearflügen wurden mehrmals solche Orientierungsmanöver durchgeführt.

„Bis zur ersten Linearflugetappe noch eine Minute“, plärrte die Automatenstimme des Hauptrechners.

„Ranner muss diesem Ding eine bessere Stimme geben“, dachte die junge Frau genervt.

„Noch zehn Sekunden bis zum ersten L-Eintritt.“

Während die Robotstimme die letzten Sekunden zählte, fragte sich Mirona, was die DANTA bei den programmierten Zielkoordinaten erwarten würde?


Kugelsternhaufen Channahol, drei Tage später

„Librationsfeld wird rapide abgebaut“, verkündete die Automatenstimme

Mirona Lethos hob müde ihren Kopf. Auf ihrer Stirn bildete sich ein dichtes Netz feiner Schweißperlen. Immer wenn sie erregt und ihre Konzentration besonders erforderlich war, zeigten sich diese Symptome. Heute kam dazu, dass ihre Augen tränten. Ihr Hals fühlte sich trocken an, im Gaumen machte sich ein metallener Geschmack bemerkbar. Mironas Puls hämmerte so laut, dass sie einen winzigen Augenblick befürchtete, dass es alle hören könnten.
Im Moment arbeitete die Deltaschicht in der HZ. Der Ratoron oder Kapitän erschien vor einigen Minuten in der Kommandozentrale und hatte kommentarlos seinen Platz eingenommen.

Die junge Lethos leckte sich nervös über ihre inzwischen spröden Lippen. Aus den Augenwinkeln heraus nahm sie die fragmentarischen Erscheinungen des Zwischenraums wahr. Kein humanoides Auge hatte jemals eine sinnvolle Ordnung in dem Linearraum erkennen können. Dieses Medium schien aus bunten Lichtfeldern, schnell vorüberhuschenden Farbstreifen und eigentümlich wesenlosem Grau zu bestehen.

Die junge Raumfahrerin machte sich klar, dass menschliche oder hathorische Sinne diese Umwelt ohnehin nur zweckbedingt erfassen konnten. Ihre Gedanken schweiften ab.
„Hm“, grinste sie in sich hinein, „die Lemurer bezeichnen sich wie die Terraner ebenfalls als ‚Menschen’.“ Woher mochte es kommen. Beide Arten glichen sie wie Zwillinge. Sie waren sich weit ähnlicher als beispielsweise Ana und Ashen, obwohl beide Rassen ebenfalls von den Motana abstammten.

Sie hatte plötzlich Probleme, sich zu konzentrieren. Ihre Gedanken sprangen hin und her.
Mirona fragte sich, wie es wäre einen Linearflug im Sanskari-Modus zu erleben, aber sie war viel zu aufgeregt, um in die Meditation zu verfallen.
Außerdem hatte sie hier eine klar umrissene Aufgabe als Raumfahrerin, sie konnte nicht einfach Sanskari-Übungen durchführen.
Mehrdimensionale Bereiche konnten Wesen, die sich vierdimensional definierten unmöglich begreifen. Aber die Sternenfahrer nutzten diese Räume, als Transportmedium für ihre Raumschiffe. Zwischenzeitlich auch als Basis für ihre ständig weiter entwickelte Halbraumtechnologie, dessen neuestes Wunderwerk, der Stossimpuls-Generator darstellte, dessen Transporttunnel, Geschwindigkeiten bis zu 35 Millionen Überlicht erlaubten.

Plötzlich ging ein infernalisches Tosen und Beben durch das Schiff und sie wurde in ihren abschweifenden Überlegungen abrupt unterbrochen. Sie versuchte sich deshalb mit aller Willenskraft trotz ihrer Müdigkeit auf ihre Aufgabe zu konzentrieren.

„Linearfeld bricht zusammen“, plärrte die Robotstimme der Bordpositronik.
„Alles in Ordnung“, beruhigte Ataro Kaspon. Er wirkte wie ein Fels in der Brandung.

„Das war zu erwarten. Wir haben das Szenario mehrmals durchgespielt. Erinnert ihr euch?“ bemerkte Mirona. Sie blickte mit bangem Blick zum Ratoron, aber dieser ermunterte sie weiter zu sprechen.
„Wir wissen, dass ab einer bestimmten Grenze des Kugelsternhaufen Channahol, diese Phänomene auftreten. Aus diesem Grunde haben wir die Transitionstriebwerke als Nottriebwerke.“

Die Geräusche normalisierten sich wieder, als die Sterne des Standardraums wie Diamanten in der Finsternis aufblinkten.
Es handelte sich um viele, sehr viele Sonnen, etwa sechs Millionen, die sich in einem Raum von 150 Lichtjahren Durchmesser zusammenballten.

Diese unglaubliche Dichte, von hauptsächlich uralten Riesensternen, war für dieses hyperphysikalische Chaos verantwortlich. Dazu kam noch die Hyperdepression. Jede Sonne besaß bekanntlich eine fünfdimensionale Hyperkonstante. Diese Zusammenballung, Komprimierung und Überkreuzung der 5-D-Spektren, sorgte für diese brisante Situation. Ständig tobten in der Nähe von Channahol Hyperstürme. Viel mehr Stürme, als es infolge der Hyperimpedanz in Anthuresta bereits üblicher Standard darstellte.
Jeder Raumfahrer konnte sich vorstellen, wie diese Stürme erst im Innern des Kugelsternhaufens wüteten…
Raumschiffbewegungen waren deshalb nur noch durch Kurztransitionen möglich.

„Die Sprungtriebwerke sind einsatzbereit“, meldete Ranner Olaris Stimme aus dem Maschinendeck. „Wir wären bereit.“
„Gut“, bestimmte Ataro Kaspon.

„Pilot, erster Sprung über zwei Lichtjahre. Danach nur noch Transitionen nach der Sprungliste, die wir einprogrammiert haben. Aber nach jedem Transfer über 0,3 Lichtjahre
genaue Messungen und Peilungen nach den eingegebenen Parametern durchführen. Alles klar Pilot und Orterin?“
„Aye, Kommandant, Ta“, kam es von Nemus und Lyra gleichzeitig.
„Wissenschaft und Kybernetik, bei Ihnen alles klar?“
„Aye, Kapitän, Ta.“
„Schilde?“
„Paratron- und HÜ-Schirme stehen, Kommandant.“
„Gut! Eignerin! Was Ihre Koordinaten und Sprungparameter wert sind, die sie von dem Unbekannten erwarben, zeigen sich jetzt. Die atoranischen Raumscouts und Kartographen haben den Kugelsternhaufen aufgrund seiner hyperphysikalischen Verhältnisse als verbotene Zone deklariert. Jeder, der diese Anordnung missachtet, muss mit den Konsequenzen leben. Er kann nicht damit rechnen, dass ihm die Raumerkundung zu Hilfe eilt. Nicht einmal einem Lethos-Raumschiff. Es ist mir immer noch ein Rätsel, wieso ihre Mutter diese Reise genehmigte. Nun gut“, sein eisiges Lächeln verstärkte sich. „Ich wollte schon immer einmal unbekanntes Terrain erforschen. Welche Herausforderungen gibt es denn sonst noch, nachdem selbst ein direkter Flug von Atorjan nach Anthuresta zur Routine geworden ist? Herrschaften, unser Ziel liegt nur fünfzehn Lichtjahre entfernt, im Innern von Channahol. Aber diese wenigen Lichtjahre werden eine Hölle für Schiff und Kreatur werden.
Auf geht’s! Erster Sprung in einer halben Minute, Magh Dopoulis“, dieses ‚Magh’ klang nicht einmal arrogant und zynisch, wie gewohnt.

Die Gefährten blickten sich kurz an. So aufgekratzt kannten sie Kaspon überhaupt nicht. Dann die Tatsache, dass die vierte, also die Deltaschicht allein in den höllischen Kugelsternhaufen hinein flog? Keine Doppelbesetzung.

Plötzlich verstand Mirona. Der Kommandant ging davon aus, dass sich am Rande von Channahol, die Bedingungen noch nicht so schlimm darstellten. Von Lichtjahr zu Lichtjahr würde es kritischer werden. Jede Schicht würde noch dringend benötigt werden.

Mirona machte sich jetzt klar, dass es sich bei einer Transition, um eine hyperphysikalische Ortversetzung handelte, die mit Strukturerschütterungen und Entzerrungsschmerzen einher gingen. Technisch gesehen wurden vom Hypersprungkonverter in sich geschlossene Strukturfelder geschaffen, die das Schiff samt Inhalt in den Hyperraum entstofflichte. Aufgrund der dort geltenden physikalischen Gesetze verwandelte sich ein materieller Körper zwangsläufig in einen übergeordneten Energieimpuls, der von dem geschlossenen Strukturfeld, zum Ziel geführt wurde und dort wieder rematerialisierte. Ein uraltes Verfahren, um überlichtschnelle Raumfahrt zu betreiben.

Vor vielen hunderttausend Jahren ersetzten die überlebenden Hathor diese Art des Reisens durch den Linearflug. Als sich die hathorische Rasse vor einer Million Jahre fast selbst durch Geburtenverweigerung auslöschte, fielen die Überlebenden in primitive technische Verhältnisse zurück und ES brachte die meisten von ihnen aus Hathorjan nach Anthuresta. Sie mussten jede Technik wieder neu entdecken. So begann der Kreislauf des Sternenreisens wieder mit den Transitionstriebwerken.

Jetzt benötigten sie dieses primitive Verfahren abermals.

„Sprung!“

Ein Ziehen, wie bei einem starken Kopfschmerz durchzog Mironas Körper. Die Rematerialisierung erfolgte praktisch in Nullzeit. Über ihre Augen zog sich ein kurzer Schleier, mehr konnte sie vom Effekt der Transition nicht feststellen
.
Aber sie flogen in eine Hölle hinein.

Hyperenergetische Fronten prallten auf den doppelten HÜ- und den Paratron-Schirm, durchschlugen die Felder und donnerten auf die Kugelzelle aus Atorstahl. Nichts im bekannten Universum war härter, als das rötlich schimmernde Spezialmetall ihres Volkes. Nicht einmal terranisches Terkonit…
Aber jetzt dröhnte es so laut, dass Mirona Lethos befürchtete, die DANTA würde nicht mal den ersten Aufprall der hyperphysikalischen Kräfte in Channahol überstehen.

Theoretisch konnte man das Phänomen von Hyperstürmen mit Orkanen vergleichen. Die Energieausbrüche aus dem fünfdimensionalen Raum kamen unvorhergesehen. Bislang war noch wenig über diese Phänomene bekannt.
Jedes Raumschiff, das in einen Hyperraum-Sturm geriet, war stark gefährdet.

Die DANTA flog jetzt in ein kosmisches Raumgebiet hinein, das ständig Bedingungen aufwies, die den schlimmsten 5-D-Stürmen entsprach. Sie mussten wirklich verrückt sein hier hinein zu reisen.
Aber etwas trieb sie voran: menschlicher oder hathorischer Forschergeist und Neugier auf das Unbekannte.

Auf die DANTA brandeten Hyperfronten herein, die manchmal wie Wellen schwappten, dann wieder wie riesige Böen, alles zerstören oder verschlucken wollten, was in ihre Mahlfronten hineingeriet. Direkt vor ihnen öffnete sich ein kleinerer Tryortan-Schlund, der sie zu verschlucken drohte.
Die Hyperkräfte drückten und zerrten an dem Schiff, das die modernste lemurisch-atoranische Technik in sich barg. Eine Energiefontäne, die wie ein riesiger Krakententakel aussah, wollte sie in den hyperenergetischen Trichter hineinziehen.

„Die Andruckabsorber sind überlastet: 110 Prozent, 120...“

„Sprung!“, bellte Ataro Kaspon.

Nemus schlug regelrecht auf die Taste ein. Wieder der kurze ziehende Schmerz. Der Wiedereintritt gestaltete sich noch schlimmer als der Vorherige. Das Schiff materialisierte direkt in einer Hypertornadofront hinein. Die DANTA wurde unvermittelt zum Spielball übermächtiger Gewalten.

„Positronik, gibt ständig Fehlermeldungen ab!“, brüllte Renus verzweifelt. Noch nie hatte sie den Freund so hilflos erlebt. Er schien es nicht fassen zu können, dass sein hoch entwickeltes mit einer KI versehene Rechnersystem praktisch nicht mehr zu gebrauchen war.
„Fähnrich Apharis, ich erwarte von Ihnen das Unmögliche. Verstanden?“
„Jaa, Jawohl Ratoron, eeh Kapitän, Ta!“
„Die DANTA lässt sich nicht mehr kontrollieren!“, schrie Nemus verzweifelt.
„Lassen Sie das Schiff treiben, versuchen Sie mit dem Strom mit zu schwimmen. Ich verlasse mich auf Ihre Pilotenfähigkeiten, Dopoulis. Ich...“

Plötzlich fingen mehrere fest installierte Monitore Feuer. Plasmaleitungen platzten.
Ein Überschlagsblitz traf den Kapitän. Eine Restenergie traf Mirona am rechten Arm. Der Schmerz überflutete sie mit höllischer Brutalität.

Sie konnte es nicht glauben, aber Kaspon lag leblos in seinem Sessel. Ein Plasmastrahl hatte seine Halsschlagader durchtrennt. Der jungen Frau wurde übel. Weniger wegen dem Toten oder ihren eigenen Schmerzen, sondern aufgrund der Verantwortung, die sie jetzt trug. Das Schiff bockte, legte sich quer und änderte ständig die Richtungsvektoren.

Die DANTA schoss nach ‚unten’, dann wieder nach ‚oben’. Ohne die energetischen Sicherheitsgurte wären sie längst quer durch die Zentrale geschossen, wie in einer Holovid-Saga, in denen die Besatzungen sich nie anschnallten…
Die bordinternen Komverbindungen brachen zusammen.

Ätzender Rauch breitete sich blitzschnell aus und wurde von der Lufterneuerung nur langsam abgesaugt. Handgroße automatische Reinigungsgeräte huschten über den Boden. Kugelförmige Medo- und Reparaturroboter schwebten aus ihren Nischendepots, versorgten die Verletzten und begannen mit den Reparaturen. Einer von ihnen produzierte ständig Ersatzteile nach einem hoch entwickelten 3-Druckverfahren. Ein weiterer der Medoroboter kümmerte sich um sie und den Kapitän. Während ihre Schmerzen durch die Injektionen nachließen und ihr Arm behandelt und verbunden wurde, waren alle Bemühungen von jetzt zwei Medorobots, um den Kapitän erfolglos.

Überall begannen rote Alarmanzeigen zu blinken. Die holografischen Systeme brachen zusammen. Die Schirme der fest installierten und daher robusteren Geräte zeigten nur noch ein monochromes Schwarzweiß. Die Computersysteme arbeiteten nur schleppend oder gar nicht. Eine Vielzahl von technischen Systemen gab einfach seinen Geist auf.

„Der Ratoron ist definitiv tot!“ schrie Lyra mit weinender Stimme in das Chaos hinein. Ihr Modellgehabe hatte sich aufgelöst, wie Schnee in der Frühlingssonne. Ihre Uniform war an manchen Stellen zerrissen oder verdreckt. Schmutz bedeckte Lyra Kanessis Gesicht. Mirona machte sich klar, dass sie ebenfalls nicht besser aussah.
Endlich wurden die Anderen auf das Unwahrscheinliche aufmerksam.

„Wir sind verloren“, klagte Renus und heulte wie ein Schosshund.
„Nein, das sind wir nicht“, stellte Mirona wütend klar.
„Du Heulsuse! Kümmere dich um die Positronik. Beweise deine Genialität. Ich möchte dich kein zweites Mal so erleben, du Memme!“

Überrascht blickte Apharis auf, wusch sich die Tränen ab und blickte Mirona vorsichtig optimistisch an. Ein klein wenig Hoffnung schien in ihm aufzukommen. Er ging wortlos seiner Arbeit nach. Mirona seufzte leise in sich hinein. Sie gestattete sich keine Trauer, um den Kapitän. Auch sie hätte am liebsten geheult. Aber sie war eine Lethos. Eine solche tat so etwas Entehrendes nicht. Ihr blieb keine Wahl, denn sie hatte jetzt die Verantwortung, ob sie wollte oder nicht.

„Ich übernehme Kaspons Position. Wir versuchen jetzt mit Intuition das Ziel zu erreichen. Technik allein reicht offensichtlich nicht aus.“

Sie sah wie versteinert zu, wie die beiden fliegenden Medorobots den toten Kapitän mit Hilfe von Traktorstrahlen fort trugen. Er würde eingefroren werden. Später würden sie den Angehörigen den Leichnam übergeben, falls es eine Heimkehr gab.
In der Zentrale wurde es totenstill, obwohl um sie das Chaos herrschte und sie wahrscheinlich in den Untergang flogen.
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Re: Requien für ES

Beitrag von Homer G Adams »

Es ist wieder einmal geschehen und einmal zuviel! Innerhalb der kurzen Zeitspanne in der ich die Anthuresta-Saga postete erlebte ich zwei schwere Migräneanfälle.

Bekanntlich sollte ich laut der Arztmeinung pro Tag nur maximal eine Stunde am Bildschirm arbeiten. Aber offensichtlich ist es ein gewaltiger Unterschied hin- und wieder einen begrenzten Beitrag für irgendeinen Thread oder einen kleinen Artikel zu posten, verglichen mit einer kontinuierlichen täglichen Bildschirmarbeit…

Für mich, der ich leider nicht lesereif schreibe, sondern mehrmals einen Text überarbeite ist das zuviel für die beschränkte die Gesundheit nicht beeinträchtigende Zeit für die tägliche Bildschirmarbeit…

Ergo ziehe ich einen endgültigen Strich, was das kontinuierliche tägliche Arbeiten am Schirm betrifft.

Es fällt mir unendlich schwer diese Tatsache zu akzeptieren.

Aber ich möchte noch einige Jährchen meine Rente genießen können und nicht ständig tagelang ans Bett gefesselt sein, nur weil ich das Storyschreiben nicht sein lassen kann.

Natürlich bleibe ich dem Forum weiter treu und werde hin und wieder kleine Texte posten…

Macht es gut dort Draußen, wo ihr immer seid und diese kleine Storyline lesetechnisch in aller Stille nachvollzogen habt.

Es tut mir leid, dass es so endgültig endete.

Es fällt mir als Hobbyschreiberling so unendlich schwer, zumal ich noch Ideen in Fülle gehabt hätte.

"Die Sterne werden uns gehören!" Bully 1971 KC1

Ad Astra
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Re: Requien für ES

Beitrag von Elena »

Hallo, Homer! Das tut mir wirklich ausgesprochen leid für Dich. Die Geschichte war gerade spannend und natürlich auch traurig wegen des Tods des Kapitäns.

Aber Deine Gesundheit ist wichtiger. Man liest sich sicher irgendwann wieder! Gute Besserung!

Elena
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- William Somerset Maugham


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dandelion
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Re: Requien für ES

Beitrag von dandelion »

Tut mir sehr leid, das zu hören. Ich habe Deine Beiträge und Geschichten immer gerne gelesen. Alles Gute für Dich, Homer und bleib dem Forum weiter verbunden. :)
Homer G Adams
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Re: Requien für ES

Beitrag von Homer G Adams »

Dande + Elena

Dem Forum bleibe ich verbunden, aber mit den Storys ist es zu Ende.


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Re: Requien für ES

Beitrag von Homer G Adams »

Bekanntlich habe ich es aus gesundheitlichen Gründen aufgegeben, Story-Sagen zu posten.

Aber einige Schmankerl aus der Saga bringe ich hin und wieder für die Leser, die immer noch fleißig den Thread runterladen.

Die erste Frage, wer ist Mironas Vater, soll hier beantwortet werden. Später wird Mirona noch zu einer Hüterin des Lichts. Aber das wäre zuviel für mich. Es geht einfach außer einigen Passagen der Gesamtstory nicht mehr….


"Liebe Tochter,

Ich weiß, du bist jetzt enttäuscht, weil ich dich nicht persönlich sprechen kann und diese altmodische Art von Kommunikation wähle. Während ich den Brief schreibe, weilst du beim Studium des Sanskari auf dem Planeten Sanskaron.
Mir blutet zweifach das Herz: Einmal über das was mir der Bote Homunk berichtete und zum anderen muss ich ihn sofort begleiten, ohne nochmals mit dir sprechen zu können. Persönliches muss da hinten anstehen."

Natürlich, das war ja typisch in ihrer Familie. Die Vorhaben ihrer Eltern gingen immer zu Lasten des Familienwohls. Mirona las mit einem bitteren Gefühl weiter.

"Ich heiße in Wirklichkeit Atlan da Gonozal und stamme aus einer Fernen Galaxiengruppe, jenem zweiten Teil der Mächtigkeitsballung von ES…
ES, verdammt, mein Übervater ist in eine parallele Realität abgeflossen und damit hier und jetzt tot. "

Die heimatliche Vater/Mutter-Superintelligenz sollte tot sein? Mirona atmete schwer. Sie wusste natürlich von diesem geistigen Überwesen, das für seine Völker fast immer unsichtbar blieb. Nur wenige Auserwählte kamen hin und wieder in Kontakt mit ihm.

Mirona überprüfte ihre Gefühle. Ja, Trauer empfand sie auch, aber der Tod eines ihrer persönlichen Freunde würde sie weit härter treffen. Die anthurestanischen Völker hatten bislang ihr persönliches Leben ohne diese Entität gelebt und würden es weiter tun. Die kosmischen Folgen für die Mächtigkeitsballung konnte Mirona nicht abschätzen. Nun ihr Vater, der in Wirklichkeit Atlan da Gonozal hieß, schien härter davon betroffen zu sein. Er nannte ES seinen Übervater. Seltsam, noch immer hatte sie keine Ahnung, wer Atlan wirklich war. Ihr Vater hieß Atlan da Gonozal. Unvorstellbare Geheimnisse schienen den Namen zu umweben, sie spürte es genau.

"Noch immer weine ich über den Verlust von ES, du wirst meine Beziehung zu ihm natürlich nicht begreifen können. Nicht mal Alora ist dazu in der Lage. Sobald wir uns wieder treffen, mein Kleines, erzähle ich dir mehr darüber. Du musst wissen, ich bin ein so genannter Unsterblicher, bin Jahrtausende alt. ES in dieser Realität verschwunden, als hätte er nie existiert! Alles ist jetzt Vergangenheit. Ich bin innerlich tief verletzt und trauere… "

Ihr Vater Atlan, ein Unsterblicher? Wie sollte sie das verstehen? Gut, die Hathor-Nachkommen alterten siebenmal langsamer, als normale Humanoiden. Sie hatte im glücklichsten Falle eintausend bis vierzehnhundert Lebensjahre vor sich, aber Jahrtausende? War Timur oder Atlan, wie er in Wirklichkeit hieß, nicht ein Lemurabkömmling mit Hathorgenen, wie ihre Mutter ihr mal erklärt hatte? Als solcher könnte er maximal 1400 Jahre alt werden, wenn seine Hathorgene beim Altern überwogen. Aber Jahrtausende, wie sollte das möglich sein? Sie las weiter und hegte immer mehr Zweifel, über das was ihr Vater schrieb. Was bedeutete das alles?

"Aber es kommt noch schlimmer, meine Kleine! Mein eigentlicher Heimatplanet Arkon und meine Wahlheimat Terra, alles Planeten in der Galaxis Milchstraße, dem Hauptsternennebel in der lokalen Galaxiengruppe, ja die Galaxiengruppe selbst und eine umliegende 100 Millionen- Lichtjahrezone, wurden durch das Fehlen der Eiris, jener interdimensionalen kosmischen Konstante zu einer Zone erhöhter Hyperimpedanz bis hin zum Nichtfunktionieren höherdimensionaler Technik. Diese interdimensionale Krisenzone ermöglicht mir nicht, die Heimat zu erreichen Aber Dank der Nutzungsmöglichkeit einer weiteren höherdimensionalen Transporttechnik gelang es mir nach Anthuresta vorzudringen. Dort gibt es mehrere hm, Portale dieser Transportmöglichkeit über Zeit und Raum hinweg.
Alles ist so furchtbar entsetzlich.

Bevor ich es vergesse, in meinem Zustand ist alles möglich. Im Päckchen ist ein paramental erzeugter Anhänger mit dessen Hilfe du in den hiesigen geheimen Stützpunkt kommen kannst. Dort existieren zwei Transmitter, die auf sechsdimensionaler Basis arbeiten. Gebaut haben sie die Shubashen. Diese Technologie funktioniert auch in Zeiten der Hyperdepression. Mit Hilfe des Anhängers kannst du mit der dortigen KI kommunizieren.

Diese KI hat für dich noch eine Kiste im Safe deponiert. Es ist wichtig, dass du sie öffnest, denn sie enthält jenes Artefakt, das du damals gefunden hast, es aber nicht bergen konntest. Mir ist es mit meinen Möglichkeiten gelungen, es für uns zu nutzen.

Nun musst du erfahren, wer dein Vater wirklich ist. Ich war einst ein Ritter der Tiefe. Da in Anthuresta - im zweiten Teil der Mächtigkeitsballung der ehemaligen Superintelligenz ES - nur Legenden darüber existieren, sollst du wissen… "

Ritter der Tiefe, geboren in der Milchstraße als Arkonide. Technikkrise aufgrund der fehlenden Eiris einer Superintelligenz auf seiner dortigen Heimatwelt und die seiner Wahlheimat Terra. War ihr Vater wahnsinnig geworden? Mirona entfuhr ein lauter Schrei. Dann seufzte sie leise vor sich hin.

Die Ritter der Tiefe und die Hüter des Lichts waren bei den Atoraner oder Lemurer weitere Fabelwesen, das Gegenteil von Chaotarchen, Traitor, die Frequenzmonarchie, der Dunklen Hierarchie oder den Dunklen Rittern.

Ihr Vater war nach seiner eigenen Aussage, eines dieser Fabelwesen? Wenn Atlan der Verlust von ES und dem Nichterreichen seiner eigentlichen Heimat so tief traf, so war es für Mirona, diese Aussage.

Ihr Vater Atlan, ein relativ unsterblicher ehemaliger Ritter der Tiefe!

Noch hatte Mirona keine Ahnung, wie sie künftig mit dieser Aussage umgehen sollte. Eines wusste sie allerdings genau. Sie würde ihm nie verzeihen können, dass er diese Offenlegung seiner wahren Identität in dieser kalten Schriftform tätigte.
Falls sie ihm glaubte.

Hatte er wirklich keine Zeit für ein persönliches Gespräch erübrigen können? War ihm dieser sterbende Homunk, der ehemalige Bote und Helfer der endgültig verschwundenen Superintelligenz ES wichtiger, als sie Mirona, seine Tochter? Sie weinte leise vor sich hin, nahm den Datenspeicher aus dem Lesegerät und warf den Kristall wütend auf den Boden, wo er splitternd zerbrach…

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8.Teil

Internes Logbuch von Atlans Logiksektor

Im Jahr 1519 NGZ brachte uns die Atopenkapsel aus den Jenzeitigen Landen zurück in das Standarduniversum. Allerdings nicht in die Milchstraße, sondern an den Rand des NILUM. Dort rotierte eine Intergalaktische Handelsstation, eine Plattform der Paddler, namens KA - SELTENE PRODUKTE am Rande einer Galaxis. Diese hieß Maudaan und war 50 Millionen Lichtjahre von der Milchstraße entfernt. Hier lag einst der Ausgangspunkt des Blackhole-Transmitternetzwerkes der Amarena. Inzwischen wurde das Transportnetz, auch durch das Einwirken der Terraner im Jahre 1147 NGZ still gelegt und der Völkerbund aus diversen Galaxien zerbrach. Wir kamen nicht dazu uns zu informieren, was mit diesen Völkern inzwischen geschah, die plötzlich isoliert waren.

In der Paddlerplattform lebten nicht nur Paddler, sondern viele intergalaktische Wesen, die am Handel interessiert waren. Bei einem von ihnen handelte es sich um einen so genannten ‚Kosmischen Händler’, der sich ständig hinter einer Holomaske verbarg. Jedes Wesen, sah ihn, als Mitglied seines Volkes. Atlan meinte, dass er eine Aura besäße, die durchaus mit denen eines Ritters der Tiefe zu vergleichbar sei, ohne allerdings ein Solcher zu sein. Auch Händler und Delegierte aus einer einhundertfünfzig Millionen Lichtjahre entfernten Ringgalaxis namens Cartwheel in der unzählige Galaktiker siedelten. Noch hatte Atlan keine Zeit zu der einer Reise nach Cartwheel, obwohl dort eine Breviatur von Allerorten existierte, wie Atlan bereits feststellte…

Von dem Fremden mit der starken Aura fixiert auf die Kosmokraten erfuhren wir Vieles. Zum Beispiel über das NILUM. Atlan und er vertrauten sich auf eine Art und Weise, die mir fremd blieb.

Hm, das NILUM.

Bei dem NILUM handelte es sich um eine 100 Millionen- Lichtjahrezone rund um die Lokale Galaxiengruppe in der keine EIRIS von Superintelligenzen existieren kann. Die Eiris und damit die Superintelligenz selbst flossen in das ‚Thez-Versum’ ab. In diesem ‚was auch immer’ des höherdimensionalen und außerhalb des Zwiebelschalenmultiversums liegenden ‚Raumes’ herrscht das ‚Nichts’, bezogen auf unsere gewohnte Realität. Welche Kräfte auch immer für dieses ‚Nichts’ oder NILUM (THEZ + Co?) in unserer Raumzeit verantwortlich zeichneten, sie sorgten dafür, dass innerhalb dem NILUM chaotische und wilde interdimensionale Energien wirkten, die für eine extrem erhöhte Hyperimpedanz, bis hin zonenweit zu Verhältnissen, wie in den ‚Archaischen Perioden’, führten. Dies bedeutet, dass höherdimensionale Technikanwendungen in diesen Zonen unmöglich sind. Nur der Einsatz von ferronischer Hochtechnik (vor dem Kontakt mit den Terranern) ist dort noch möglich. Ergo liegt das NILUM ‚außerhalb’ der normalen Raumzeit. Was aus den Bewohnern dort drinnen wird, weiß nur THEZ ^^^.

Es gab viele Flüchtlinge aus dem NILUM, die sich am Rande dieser Zone ansiedelten. Dort existierten diverse Klein- und Großgalaxien. Ein gigantischer wochenlanger Hypersturm aus dem NILUM hervorgebrochen, hatte dafür gesorgt, dass sich viele Kristallformationen in Hyperkristalle der unterschiedlichsten Qualitäten in den Jahrzehnten nach dem MEGA-Hyperorkan formten. Auch in der Folgezeit wehten aus dem NILUM immer wieder schwere Hyperstürme in Richtung der angrenzenden Galaxien, Kugelhaufen etc herüber, die hier immer wieder zu Neubildungen von Hyperkristallen führten und führen.

Durch die sich ständig bildenden Hyperkristalle, finden sich viele Händler, auch die Kosmischen Händler mit ihrer Hochtechnik dort ein. Die Kosmischen Händler verkauften gegen hochwertige Hyperkristalle oder PSI-Materie, Antriebsmodule, die auch im Zeitalter der Hyperimpedanz einen Überlichtfaktor von 50 Millionen erreichte. Sie nannten ihre Module, die sie auch warteten ‚Goonblöcke’. Sie konnten an jedes Raumschiff angekoppelt und nicht nachgebaut werden…
Ein derartiger Versuch endete mit einer Desintegration des Goonblocks!

Mehrere Breviaturen werden vom Protokoll Technischer Betrieb (PTB) der Stadt Allerorten in diese Randzone hineingebaut. Natürlich tummeln sich in der Randzone auch immer mehr Beauftragte/Entitäten von Superintelligenzen, Chaotarchen und Kosmokraten, um das NILHUM zu untersuchen.
Offenbar gibt es nur wenige solcher Zonen im Multiversum…

Vom Gesandten der Kosmischen Händler erfuhren wir auch, dass in KA – SELTENE PRODUKTE eine Breviatur der Kosmischen Stadt Allerorten existierte.

Da wir nicht in die Milchstraße reisen konnte, weil sie im Zentrum des NILUM lag, bereiste Atlan ein Jahr lang via Brevizonen von Allerorten den Kosmos. Mehrere Breviaturen führten auch nach Anthuresta und alle Galaxien der Mächtigkeitsballung von TALIN.
Eine Breviatur lag auf dem Hathorplaneten Ator und dort traf Atlan Alora ta Lethos. Er nannte sich Timur ta Timurdschan. So begann es dort….

Einige astronomische Werte über die 50 Millionen-Radiuszone von der Lokalen Gruppe aus in jede Richtung gerechnet:

50 Millionen Lj entfernt von der Milchstraße liegen nicht nur Maudaan und Neyscuur, sondern genau die Hälfte der Mächtigkeitsballung von THERMIOC.
Auch ein Teil des Virgo- Galaxienhaufens (40-60 Millionen Lichtjahre-Entfernung) mit seinen insgesamt 2000 Galaxien existiert außerhalb des NILUM.
Zuletzt geändert von Homer G Adams am 25. Dezember 2016, 10:18, insgesamt 1-mal geändert.
„Cappuccino und Earl Grey ☕🍵🥐 ist uebrigens ein Hauptgrund, der die Existenz Terras berechtigt erscheinen lässt. “ etwas abgeändert.
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"Wenn der letzte Ritter der Tiefe gegangen ist, werden alle Sterne erlöschen." Alte kosmische Weisheit über die RdT

PR ohne ES. Wirklich? Die ES Fragmente bringen Hoffnung!
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Re: Requien für ES

Beitrag von Homer G Adams »

Bekanntlich habe ich es aus gesundheitlichen Gründen aufgegeben, Story-Sagen zu posten.

Aber einige Schmankerl aus der Saga bringe ich hin und wieder für die Leser, die immer noch fleißig den Thread runterladen.

Die erste Frage, wer ist Mironas Vater, soll hier beantwortet werden. Später wird Mirona noch zu einer Hüterin des Lichts. Aber das wäre zuviel für mich. Es geht einfach außer einigen Passagen der Gesamtstory nicht mehr….


Liebe Tochter,

Ich weiß, du bist jetzt enttäuscht, weil ich dich nicht persönlich sprechen kann und diese altmodische Art von Kommunikation wähle. Während ich den Brief schreibe, weilst du beim Studium des Sanskari auf dem Planeten Sanskaron.
Mir blutet zweifach das Herz: Einmal über das was mir der Bote Homunk berichtete und zum anderen muss ich ihn sofort begleiten, ohne nochmals mit dir sprechen zu können. Persönliches muss da hinten anstehen.

Natürlich, das war ja typisch in ihrer Familie. Die Vorhaben ihrer Eltern gingen immer zu Lasten des Familienwohls. Mirona las mit einem bitteren Gefühl weiter.

Ich heiße in Wirklichkeit Atlan da Gonozal und stamme aus einer Fernen Galaxiengruppe, jenem zweiten Teil der Mächtigkeitsballung von ES…
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Die heimatliche Vater/Mutter-Superintelligenz sollte tot sein? Mirona atmete schwer. Sie wusste natürlich von diesem geistigen Überwesen, das für seine Völker fast immer unsichtbar blieb. Nur wenige Auserwählte kamen hin und wieder in Kontakt mit ihm.

Mirona überprüfte ihre Gefühle. Ja, Trauer empfand sie auch, aber der Tod eines ihrer persönlichen Freunde würde sie weit härter treffen. Die anthurestanischen Völker hatten bislang ihr persönliches Leben ohne diese Entität gelebt und würden es weiter tun. Die kosmischen Folgen für die Mächtigkeitsballung konnte Mirona nicht abschätzen. Nun ihr Vater, der in Wirklichkeit Atlan da Gonozal hieß, schien härter davon betroffen zu sein. Er nannte ES seinen Übervater. Seltsam, noch immer hatte sie keine Ahnung, wer Atlan wirklich war. Ihr Vater hieß Atlan da Gonozal. Unvorstellbare Geheimnisse schienen den Namen zu umweben, sie spürte es genau.

Noch immer weine ich über den Verlust von ES, du wirst meine Beziehung zu ihm natürlich nicht begreifen können. Nicht mal Alora ist dazu in der Lage. Sobald wir uns wieder treffen, mein Kleines, erzähle ich dir mehr darüber. Du musst wissen, ich bin ein so genannter Unsterblicher, bin Jahrtausende alt. ES in dieser Realität verschwunden, als hätte er nie existiert! Alles ist jetzt Vergangenheit. Ich bin innerlich tief verletzt und trauere…

Ihr Vater Atlan, ein Unsterblicher? Wie sollte sie das verstehen? Gut, die Hathor-Nachkommen alterten siebenmal langsamer, als normale Humanoiden. Sie hatte im glücklichsten Falle eintausend bis vierzehnhundert Lebensjahre vor sich, aber Jahrtausende? War Timur oder Atlan, wie er in Wirklichkeit hieß, nicht ein Lemurabkömmling mit Hathorgenen, wie ihre Mutter ihr mal erklärt hatte? Als solcher könnte er maximal 1400 Jahre alt werden, wenn seine Hathorgene beim Altern überwogen. Aber Jahrtausende, wie sollte das möglich sein? Sie las weiter und hegte immer mehr Zweifel, über das was ihr Vater schrieb. Was bedeutete das alles?

Aber es kommt noch schlimmer, meine Kleine! Mein eigentlicher Heimatplanet Arkon und meine Wahlheimat Terra, alles Planeten in der Galaxis Milchstraße, dem Hauptsternennebel in der lokalen Galaxiengruppe, ja die Galaxiengruppe selbst und eine umliegende 100 Millionen- Lichtjahrezone, wurden durch das Fehlen der Eiris, jener interdimensionalen kosmischen Konstante zu einer Zone erhöhter Hyperimpedanz bis hin zum Nichtfunktionieren höherdimensionaler Technik. Diese interdimensionale Krisenzone ermöglicht mir nicht, die Heimat zu erreichen Aber Dank der Nutzungsmöglichkeit einer weiteren höherdimensionalen Transporttechnik gelang es mir nach Anthuresta vorzudringen. Dort gibt es mehrere hm, Portale dieser Transportmöglichkeit über Zeit und Raum hinweg.
Alles ist so furchtbar entsetzlich.

Bevor ich es vergesse, in meinem Zustand ist alles möglich. Im Päckchen ist ein paramental erzeugter Anhänger mit dessen Hilfe du in den hiesigen geheimen Stützpunkt kommen kannst. Dort existieren zwei Transmitter, die auf sechsdimensionaler Basis arbeiten. Gebaut haben sie die Shubashen. Diese Technologie funktioniert auch in Zeiten der Hyperdepression. Mit Hilfe des Anhängers kannst du mit der dortigen KI kommunizieren.

Diese KI hat für dich noch eine Kiste im Safe deponiert. Es ist wichtig, dass du sie öffnest, denn sie enthält jenes Artefakt, das du damals gefunden hast, es aber nicht bergen konntest. Mir ist es mit meinen Möglichkeiten gelungen, es für uns zu nutzen.

Nun musst du erfahren, wer dein Vater wirklich ist. Ich war einst ein Ritter der Tiefe. Da in Anthuresta - im zweiten Teil der Mächtigkeitsballung der ehemaligen Superintelligenz ES - nur Legenden darüber existieren, sollst du wissen…

„Ritter der Tiefe, geboren in der Milchstraße als Arkonide. Technikkrise aufgrund der fehlenden Eiris einer Superintelligenz auf seiner dortigen Heimatwelt und die seiner Wahlheimat Terra. War ihr Vater wahnsinnig geworden? Mirona entfuhr ein lauter Schrei. Dann seufzte sie leise vor sich hin.

Die Ritter der Tiefe und die Hüter des Lichts waren bei den Atoraner oder Lemurer weitere Fabelwesen, das Gegenteil von Chaotarchen, Traitor, die Frequenzmonarchie, der Dunklen Hierarchie oder den Dunklen Rittern.

Ihr Vater war nach seiner eigenen Aussage, eines dieser Fabelwesen? Wenn Atlan der Verlust von ES und dem Nichterreichen seiner eigentlichen Heimat so tief traf, so war es für Mirona, diese Aussage.

Ihr Vater Atlan, ein relativ unsterblicher ehemaliger Ritter der Tiefe!

Noch hatte Mirona keine Ahnung, wie sie künftig mit dieser Aussage umgehen sollte. Eines wusste sie allerdings genau. Sie würde ihm nie verzeihen können, dass er diese Offenlegung seiner wahren Identität in dieser kalten Schriftform tätigte.
Falls sie ihm glaubte.

Hatte er wirklich keine Zeit für ein persönliches Gespräch erübrigen können? War ihm dieser sterbende Homunk, der ehemalige Bote und Helfer der endgültig verschwundenen Superintelligenz ES wichtiger, als sie Mirona, seine Tochter? Sie weinte leise vor sich hin, nahm den Datenspeicher aus dem Lesegerät und warf den Kristall wütend auf den Boden, wo er splitternd zerbrach…

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8.Teil

Internes Logbuch von Atlans Logiksektor

Im Jahr 1519 NGZ brachte uns die Atopenkapsel aus den Jenzeitigen Landen zurück in das Standarduniversum. Allerdings nicht in die Milchstraße, sondern an den Rand des NILUM. Dort rotierte eine Intergalaktische Handelsstation, eine Plattform der Paddler, namens KA - SELTENE PRODUKTE am Rande einer Galaxis. Diese hieß Maudaan und war 50 Millionen Lichtjahre von der Milchstraße entfernt. Hier lag einst der Ausgangspunkt des Blackhole-Transmitternetzwerkes der Amarena. Inzwischen wurde das Transportnetz, auch durch das Einwirken der Terraner im Jahre 1147 NGZ still gelegt und der Völkerbund aus diversen Galaxien zerbrach. Wir kamen nicht dazu uns zu informieren, was mit diesen Völkern inzwischen geschah, die plötzlich isoliert waren.

In der Paddlerplattform lebten nicht nur Paddler, sondern viele intergalaktische Wesen, die am Handel interessiert waren. Bei einem von ihnen handelte es sich um einen so genannten ‚Kosmischen Händler’, der sich ständig hinter einer Holomaske verbarg. Jedes Wesen, sah ihn, als Mitglied seines Volkes. Atlan meinte, dass er eine Aura besäße, die durchaus mit denen eines Ritters der Tiefe zu vergleichbar sei, ohne allerdings ein Solcher zu sein. Auch Händler und Delegierte aus einer einhundertfünfzig Millionen Lichtjahre entfernten Ringgalaxis namens Cartwheel in der unzählige Galaktiker siedelten. Noch hatte Atlan keine Zeit zu der einer Reise nach Cartwheel, obwohl dort eine Breviatur von Allerorten existierte, wie Atlan bereits feststellte…

Von dem Fremden mit der starken Aura fixiert auf die Kosmokraten erfuhren wir Vieles. Zum Beispiel über das NILUM. Atlan und er vertrauten sich auf eine Art und Weise, die mir fremd blieb.

Hm, das NILUM.

Bei dem NILUM handelte es sich um eine 100 Millionen- Lichtjahrezone rund um die Lokale Galaxiengruppe in der keine EIRIS von Superintelligenzen existieren kann. Die Eiris und damit die Superintelligenz selbst flossen in das ‚Thez-Versum’ ab. In diesem ‚was auch immer’ des höherdimensionalen und außerhalb des Zwiebelschalenmultiversums liegenden ‚Raumes’ herrscht das ‚Nichts’, bezogen auf unsere gewohnte Realität. Welche Kräfte auch immer für dieses ‚Nichts’ oder NILUM (THEZ + Co?) in unserer Raumzeit verantwortlich zeichneten, sie sorgten dafür, dass innerhalb dem NILUM chaotische und wilde interdimensionale Energien wirkten, die für eine extrem erhöhte Hyperimpedanz, bis hin zonenweit zu Verhältnissen, wie in den ‚Archaischen Perioden’, führten. Dies bedeutet, dass höherdimensionale Technikanwendungen in diesen Zonen unmöglich sind. Nur der Einsatz von ferronischer Hochtechnik (vor dem Kontakt mit den Terranern) ist dort noch möglich. Ergo liegt das NILUM ‚außerhalb’ der normalen Raumzeit. Was aus den Bewohnern dort drinnen wird, weiß nur THEZ ^^^.

Es gab viele Flüchtlinge aus dem NILUM, die sich am Rande dieser Zone ansiedelten. Dort existierten diverse Klein- und Großgalaxien. Ein gigantischer wochenlanger Hypersturm aus dem NILUM hervorgebrochen, hatte dafür gesorgt, dass sich viele Kristallformationen in Hyperkristalle der unterschiedlichsten Qualitäten in den Jahrzehnten nach dem MEGA-Hyperorkan formten. Auch in der Folgezeit wehten aus dem NILUM immer wieder schwere Hyperstürme in Richtung der angrenzenden Galaxien, Kugelhaufen etc herüber, die hier immer wieder zu Neubildungen von Hyperkristallen führten und führen.

Durch die sich ständig bildenden Hyperkristalle, finden sich viele Händler, auch die Kosmischen Händler mit ihrer Hochtechnik dort ein. Die Kosmischen Händler verkauften gegen hochwertige Hyperkristalle oder PSI-Materie, Antriebsmodule, die auch im Zeitalter der Hyperimpedanz einen Überlichtfaktor von 50 Millionen erreichte. Sie nannten ihre Module, die sie auch warteten ‚Goonblöcke’. Sie konnten an jedes Raumschiff angekoppelt und nicht nachgebaut werden…
Ein derartiger Versuch endete mit einer Desintegration des Goonblocks!

Mehrere Breviaturen werden vom Protokoll Technischer Betrieb (PTB) der Stadt Allerorten in diese Randzone hineingebaut. Natürlich tummeln sich in der Randzone auch immer mehr Beauftragte/Entitäten von Superintelligenzen, Chaotarchen und Kosmokraten, um das NILHUM zu untersuchen.
Offenbar gibt es nur wenige solcher Zonen im Multiversum…

Vom Gesandten der Kosmischen Händler erfuhren wir auch, dass in KA – SELTENE PRODUKTE eine Breviatur der Kosmischen Stadt Allerorten existierte.

Da wir nicht in die Milchstraße reisen konnte, weil sie im Zentrum des NILUM lag, bereiste Atlan ein Jahr lang via Brevizonen von Allerorten den Kosmos. Mehrere Breviaturen führten auch nach Anthuresta und alle Galaxien der Mächtigkeitsballung von TALIN.
Eine Breviatur lag auf dem Hathorplaneten Ator und dort traf Atlan Alora ta Lethos. Er nannte sich Timur ta Timurdschan. So begann es dort….

Einige astronomische Werte über die 50 Millionen-Radiuszone von der Lokalen Gruppe aus in jede Richtung gerechnet:

50 Millionen Lj entfernt von der Milchstraße liegen nicht nur Maudaan und Neyscuur, sondern genau die Hälfte der Mächtigkeitsballung von THERMIOC.
Auch ein Teil des Virgo- Galaxienhaufens (40-60 Millionen Lichtjahre-Entfernung) mit seinen insgesamt 2000 Galaxien existiert außerhalb des NILUM.
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Re: Requien für ES

Beitrag von Elena »

Ha, hatte ich doch Recht mit Atlan! :D

Schön, dass Du noch ab und zu was dazu postest. Hauptsache, es geht Dir gut dabei.

Frohe Weihnachten! :st:
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Re: Requien für ES

Beitrag von Homer G Adams »

Elena hat geschrieben:Ha, hatte ich doch Recht mit Atlan! :D

Schön, dass Du noch ab und zu was dazu postest. Hauptsache, es geht Dir gut dabei.

Frohe Weihnachten! :st:

Natürlich hattest du Recht :lol: :st:

Ja, ohne Druck gehen manchmal einzelne Storys, aber keine Sagas mit mehreren Hundert Seiten nicht mehr :(

Danke ebenfalls Frohe Weihnachten, gilt übrigens an alle Leser dieses Threads.
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Re: Requien für ES

Beitrag von sonnenwind »

Schade, Homer, :( aber die Gesundheit geht immer vor. Ich las immer sehr gerne Deine Geschichten und würde mich freuen, ab und zu wieder "kleinere" Sachen von Dir zu lesen zu können.
Ich wünsche Dir gute Besserung und fürs neue Jahr alles Gute! Sei nicht zu betrübt, denn jeder von uns muss im Leben irgendwann einmal Abstriche machen. Ich z.B. kann nirgendswohin fahren, wo es keine Dialysemöglichkeit gibt, kann nichts spontan planen. Bin darüber, als noch jüngerer Mensch, auch nicht sonderlich erbaut, aber man muss das akzeptieren, was man nicht ändern kann. Ich wünsche Dir von Herzen, dass Du Dich weiterhin mit PR beschäftigen und uns hin und wieder, wenn Du es Dir zumuten kannst, mit kurzen Geschichten erfreuen kannst. :)
L.G.
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Re: Requien für ES

Beitrag von Homer G Adams »

sonnenwind hat geschrieben:Schade, Homer, :( aber die Gesundheit geht immer vor. Ich las immer sehr gerne Deine Geschichten und würde mich freuen, ab und zu wieder "kleinere" Sachen von Dir zu lesen zu können.
Ich wünsche Dir gute Besserung und fürs neue Jahr alles Gute! Sei nicht zu betrübt, denn jeder von uns muss im Leben irgendwann einmal Abstriche machen. Ich z.B. kann nirgendswohin fahren, wo es keine Dialysemöglichkeit gibt, kann nichts spontan planen. Bin darüber, als noch jüngerer Mensch, auch nicht sonderlich erbaut, aber man muss das akzeptieren, was man nicht ändern kann. Ich wünsche Dir von Herzen, dass Du Dich weiterhin mit PR beschäftigen und uns hin und wieder, wenn Du es Dir zumuten kannst, mit kurzen Geschichten erfreuen kannst. :)
L.G.

Danke für die Guten Wünsche, Sonnenwind. Das Gleiche richte ich auch an dich.

Nein materielle Einschränkungen sind nie einfach, zumal wenn der Geist noch sehr aktiv ist und Vieles klarer erkennt als früher.

Ergo muss ich mich halt an 'kleinere Geschichten' schadlos halten. :lol:

Nun, wenn du dich fünfzig jahre lang mit PR beschäftigst hast, kannst du es wohl nicht mehr bis zum materiellen Ende lassen. :unschuldig:

Selbst wenn Dir Vieles in der aktuellen EA oder gar im Neo nicht mehr behagt, ist das PR-Versum so gigantisch, dass du dich immer mit Vielem daraus befassen kannst. :-=

In diesem Sinne nochmals auch an Dich und alle übrigen die diesen Thread lesen: Fröhliche Weihnachten und hoffentlich Erkenntnisse über das materielle Geschehen hinaus...
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Re: Requien für ES

Beitrag von Homer G Adams »

Eine etwas verspätete Weihnachtsgeschichte

Teil I

Extrasinn Atlans

Vor zwei Jahren (PR TB 373) fand Atlan im Einsatz auf einem Piratenplaneten eine neue Liebe: Cyriell Ghirmo da Zoltral. Diese wurde auf dem USO- Ausbildungsplaneten zur USO-Spezialistin ausgebildet. Aber sie nahm sich immer wieder Zeit für Atlan und Spezialmissionen.

Wir stießen erstmals auf ein galaktisches Fallensystem der Lemurer, welche diese in einem bestimmten Sektor der Milchstraße schufen. Es lag vor Dunkelwolken, welche einen Teil des Galaktischen Zentrums umgaben. Diese Fallensysteme sollten einige Fluchtplaneten der Lemurer vor den damals noch Bestienhaften Haluter schützen. Die Fallensysteme generierten oft hyperenergetische Störfelder, die den Einsatz von 5D-Technik und damit auch überlichtschnelle Raumfahrt fast unmöglich machte. Um diese Welten untereinander trotzdem verkehrstechnisch zu vernetzen, schufen die Lemurer auf vielen dieser Welten Großtransmitteranlagen, die von den hyperenergetischen Störungen nicht betroffen zu sein schienen.

Wir entdeckten bislang erst einige dieser Transmitterverbindungen. Eine davon bauten wir ab und platzierten sie in einem alten 2500 Meter durchmessenden Ultraschlachtschiff, das uns das Solare Imperium zur Verfügung stellte. Wir verlegten es in den Bereich dieser ‚Verlorenen Welten’. Der Riesenraumer blieb zwar noch flugfähig, wurde allerdings in eine interstellare Basis für die Erforschung dieser Welten und den Kampf gegen die Piraten und Sklavenjäger welche diesen Sektor besonders heimsuchten, ausgebaut. Diese neue flugfähige Basis nannten wir auf meinen Vorschlag: Atlantis!

Professor Dr. Geoffry Abel Waringer hatte seine Flitterwochen mit Suzanne Rhodan hinter sich und bot sich an, uns bis aus Weiteres bei der Erforschung der technisch überlegenen Transmittertechnik der Lemurer zu helfen. Dabei verließ er für einige Zeit einen Atlan noch geheimen Forschungsplaneten der Plophoser. Rhodans Gattin Mory Abro verhinderte bislang, dass die USO, die Koordinaten des geheimnisvollen Stützpunkts erhielt.

Nun, Atlan wollte das Ehepaar Rhodan nicht vor den Kopf stoßen und verhinderte die Ermittlungen seiner Spezialisten. Es wäre ihnen sicherlich gelungen, die Koordinaten zu ermitteln. Nach der Schenkung der IMPERATOR III, das neue USO-Flaggschiff vom Solaren Imperium, wollte Atlan Rhodan und Co nicht zu Nahe treten. Wer weiß was die Zukunft uns noch bescherte und Perry Rhodan rechnete zu recht weiter mit der Hilfe der USO.…

Suzanne Waringer- Rhodan baute gerade ein galaktisches Finanzimperium mit der Hilfe von Homer G.Adams und Mory Abro auf. Suzanne und Abel trafen sich oft auf Atlantis, weil sie wenig Zeit für sich übrig hatten. Jeder war nun einmal ein As auf seinem Gebiet und wollte seine Karriere nicht abwürgen.
Für ihre Reisen erhielt Suzanne einen schnellen Kurierkreuzer von ihrem Daddy geschenkt, der sie rasch an jede galaktische Koordinate bringen konnte.

(Dezember 2431)



Professor Dr. Geoffry Abel Waringer überprüfte schon zum tausendsten Mal die Einstellung des Bildschirmes, die Positronik und alle Geräte im Raum. Doch das Ergebnis blieb immer dasselbe. Der Stern veränderte seine Helligkeit gerade so, wie es ihm beliebte, quasi jenseits der Naturgesetzmäßigkeiten.
„Das kann doch nicht wahr sein“, murmelte er fassungslos vor sich hin. Es gab zwar Sterne, die ihre Helligkeit veränderten, aber doch nicht so. Es sah fast so aus, als würde die Sonne ein Blinkzeichen von sich geben. Abel Waringer beschloss, der Sache auf den Grund zu gehen. Rätsel wie diese übten ihren Reiz auf ihn aus.

Dr. Amarella Lyndon, die neue Kommandantin von Atlantis blickte überrascht von ihrer Arbeit auf, als Dr. Waringer ungestüm in ihr Büro stürmte. Bevor sie sich jedoch darüber beschweren konnte, etwas das bei Dr. Waringer sowieso nichts nützen würde, fing dieser auch schon atemlos an zu sprechen.
„Amarella, dass müssen wir uns unbedingt aus der Nähe ansehen!“
„Was denn, Abel?“ Lyndon lächelte vor sich hin, als sie Dr. Waringers vor Eifer gerötetes Gesicht bemerkte. Er wollte im Übrigen nicht Geoffry, sondern Abel genannt werden.
„Dies!“ Waringer knallte ihr ein Datenblatt auf den Schreibtisch. „Der Stern ist intelligent! Er sendet uns Leuchtsignale.“
Amarella blickte Abel besorgt an. „Ein Stern, der intelligent ist? Dr. Waringer, fühlen Sie sich wohl? Soll ich unseren Ara Arzt holen?“
„Was?“ Waringer sah nun seinerseits Lyndon an, als hätte sie den Verstand verloren. „Wieso wollen Sie den Ara holen?“
„Nun, ein Stern, der intelligent ist?“
„Ach so! Nein, ich meine natürlich nicht intelligent in dem Sinne, dass wir uns mit ihm unterhalten könnten. Aber er sendet definitiv Signale aus. Wie Sie wissen, haben wir bei der Aktivierung der neuen lemurischen Energieerzeuger viele bisher nicht aktive Systeme der aus dem lemurischen Stützpunkt übernommenen und hier installierten Anlagen, aktiviert. Vielleicht handelt es sich um eine uns noch unbekannte Station der Lemurer, die nun sendet oder so was auf diese Art. Auf jeden Fall sollten wir nachsehen, was es da gibt.“
„Wie weit ist es weg?“ erkundigte sich Amarella, beruhigt darüber, dass sich Dr. Waringers Geisteszustand anscheinend nicht verändert hatte.
„Ich habe die Koordinaten der betreffenden Sonne herausgefunden und festgestellt, dass es dort einen lemurischen Großtransmitter gibt. Er ist zumindest auf dem holografischen Datenspeicher zu finden, der uns bekanntlich anzeigt, in welche Systeme die lemurischen Großtransmitter- Netzwerke führen. Wir könnten eine Robotsonde durch das Transmittertor schicken und nachsehen, was uns auf der Gegenseite erwartet.“
„Und Sie denken wirklich, es ist wichtig?“
„Amarella, ich habe jetzt 48 Stunden an dem Problem gearbeitet, fast ohne Pause und nun sagen Sie, es wäre nicht wichtig?“
„Schon gut, Abel, regen Sie sich bitte nicht auf. Ich werde sofort den Lordadmiral bitten eine Sondermission zu übernehmen. Den Großtransmitter lasse ich zuerst anwählen und eine Robotsonde los senden und Ihnen das Ergebnis mitteilen.“
„Sie werden es mir nicht mitteilen, ich werde dabei sein.“
„Wenn es Ihnen so wichtig ist!“
„Natürlich ist es mir wichtig. Wenn habe ich schon einmal die Möglichkeit mit dem Alten persönlich eine Mission anzugehen?“
Amarella grinste Abel verstehend an, stand auf und ging mit Waringer in den Kontrollraum, wo nur die Nachtschicht noch arbeitete. Mit Entsetzen stellte sie fest, dass es schon wieder weit nach Mitternacht war. Sie wusste schon nicht mehr, wann sie das letzte Mal zeitig ins Bett gekommen war.
Seufzend gab sie dem terranischen Techniker am Großtransmitter den Befehl, die Koordinaten von Dr. Waringer anzuwählen. Der Großtransmitter aktivierte sich ohne Probleme. Sie ließ eine Robotsonde, die schon einsatzbereit da stand, durch das Tor schicken. Anscheinend hatte Dr. Waringer ihrem Befehl schon vorgegriffen, doch als sie ihn vorwurfsvoll anblickte, schien er das in seinem Eifer überhaupt nicht zu bemerken und sie anscheinend nur gedankenlos anzulächeln.
Die Sonde sandte nur wenig später die Daten zurück. Aber es kamen keine Bilder herein, nur Schwärze konnten sie wahrnehmen.
Das kam Dr. Waringer sehr bekannt vor. „Schwenken Sie die Videosensoren der Sonde in alle Richtungen“, sagte er zu dem Terraner. Dann nickte er wissend. „Das Transmittertor liegt im Weltraum.“
„Schon wieder?“ meinte Amarella. „Also nur mit einer Space Jet zu erreichen, die gerade durch den Transmitter passt.“
„Der Lordadmiral wird sich sicher zu einer Mission überreden lassen“, meinte Dr. Waringer die Hände in der Vorfreude auf eine für ihn seltene Mission reibend.
„Aber in zwei Tagen ist Weihnachten“, meinte Amarella kopfschüttelnd. „Und wie Sie wissen, Abel haben wir bis dahin keine Missionen geplant. Wir wollen alle zusammen die Feiertage auf Atlantis verbringen. Atlan auch mit seiner neuen Flamme Cyriell Ghirmo da Zoltral.“
„Ich nicht“, knurrte Waringer. „Von diesen Tagen habe ich noch nie viel gehalten, zumal Suzanne noch nicht weiß, ob sie hierher kommt oder lieber zum Herrn Daddy heim nach Terrania möchte. Und Atlan auch nicht, soviel ich weiß.“
„Sie beide vielleicht nicht, aber ich liebe diese Tage“, sagte Amarella. „Ich habe die Köche sogar schon angehalten Plätzchen zu backen.“
Dr. Waringer sah Amarella verblüfft an. „Sie essen Plätzchen?“
„Warum sollte ich das nicht tun?“
„Wegen der Linie und so, wie es Frauen halt so haben.“
„Diese Frau hat es nicht so und sie liebt Plätzchen. Sie etwa nicht?“
Jetzt sah Abel Waringer verlegen drein. „Nun, ja, schon, natürlich! Suzanne hat für so etwas halt keine Zeit.“
Amarella grinste hinterhältig. „Verstehe. Nun wenn Sie keine wollen, dann werde ich sie einfach verschenken.“
„Nein, ich möchte sie schon gerne essen“, sagte Dr. Waringer schnell, dem bei dem Gedanken an die wunderbar duftenden Plätzchen schon das Wasser im Mund zusammenlief, zumal seine Frau zu Hause, wenn er sie einmal sah, nur Gerichte in der Autoküche programmierte, die den höchsten gesundheitlichen Kriterien standhielten und entsprechend schmeckten. „Aber die Mission wird sicher nur ein paar Stunden dauern. Wir fliegen durch, sehen uns etwas um, und kommen wieder zurück...“
„Fragen Sie Atlan. Er liebt immer noch diese Einsätze. Wenn wir ohne ihn diese Mission durchführen, können wir ihn zumindest nicht über Weihnachten hier auf seiner Basis ertragen! Wenn er einverstanden ist …“ Erstaunt schaute Amarella Dr. Waringer hinterher, von dem nur noch die Absätze zu sehen waren. „Der hat es aber eilig heute.“ Dann fiel ihr ein, wie spät es war. Der Lordadmiral würde sicher hellauf begeistert sein, von Dr. Waringer mitten in der Nacht, wegen einem intelligenten Stern geweckt zu werden, zumal wenn er Cyriell bei sich hat...
Amarella staunte nicht schlecht, als Dr. Waringer nur eine viertel Stunde später mit einem tatendurstigen Lordadmiral im Schlepptau in ihrem Büro auftauchte.
„Amarella, wann geht es los?“
Doktor Lyndon blickte Atlan fassungslos an. „Wann geht was los?“
„Na, diese Mission von Dr. Waringer natürlich.“
„Jetzt, mitten in der Nacht? Ja, seid ihr beiden denn von allen guten Geistern verlassen?“
„Nein, das nicht, aber Sie sollten einmal mein Quartier sehen. Seit Cyriell vom terranischen Brauchtum über das Weihnachtsfest gelesen hat, habe ich keine Ruhe mehr. Das ganze Quartier ist mit Weihnachtsdekorationen voll gestopft. Weiß der Teufel, woher sie das hat. Keinen Schritt kann man mehr machen, ohne über Girlanden, Bäume, Engel oder ähnlichen Unfug zu stolpern. Und dazu diese schnulzigen Weihnachtslieder! Hätte ich ihr doch nie von terranischen Weihnachten erzählt. Wenn ich dem nur für ein paar Stunden entfliehen kann, wäre ich Ihnen ewig dankbar dafür.“
Als Amarella Atlans bittendes Gesicht sah, konnte sie nicht anders, als laut loszulachen. „Schon gut, ich werde Sie erlösen. Von mir aus könnt ihr gleich aufbrechen. Aber seid vorsichtig, ich möchte Sie alle gesund und munter an Weihnachten hier haben.“
„Wir sind vorsichtig, dass versprechen wir“, sagten Atlan und Dr. Waringer gleichzeitig.
Kopfschüttelnd sah Amarella den beiden hinterher. Sie beschloss, für heute Schluss zu machen und zu Bett zu gehen.

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Eine Stunde später saßen Dr. Waringer, Cyriell, Dark Thalbot und Cirita Donat, zwei Missionsspezialisten in voller Ausrüstung in der Space Jet Nr. 1. Dark Thalbot und Cirita Donat sahen weniger begeistert aus, während Cyriell wegen der neuen Mission lauthals vor sich hinschimpfte. „Ich bin noch nicht einmal fertig mit der Dekoration des Quartiers. Und du hast mir noch keinen Weihnachtsbaum besorgt.“

Ich verzog nur entsetzt das Gesicht, während Dr. Waringer uns beide entgeistert anstarrte. „Weihnachtsbaum?“
„Was ist ein Weihnachtsbaum?“ fragte Dark Thalbot, der Tefroder neugierig.
Das hätte er besser nicht gefragt, denn sofort fing Cyriell an, ihm lang und breit die Bedeutung des Weihnachtsbaumes zu erklären.
Ich verfluchte erneut meinen Leichtsinn, Cyriell Weihnachten erklärt zu haben und konzentrierte mich lieber auf die Kontrollen der Space Jet. Wenig später schossen wir durch das Transmittertor und kamen in einer weiteren für uns neuen Region der Verlassenen Welten heraus. Vor uns leuchtete der Stern, der tatsächlich wie ein Signalfeuer blinkte. Doch noch etwas sahen wir, dass wir sofort jeden Gedanken an Weihnachten vergaßen.
Ein großes Raumschiff von Sklavenjäger umkreiste den Planeten, der sich blaugrün unter uns drehte. Sofort aktivierte ich den neuartigen von Abel Waringer entwickelten Deflektorschirm, der auch eine energetische Ortung mit normaler galaktischer Technik fast unmöglich machte. Unser Abel war halt ein Genie….
„Haben sie uns entdeckt?“ wandte ich mich an Dr. Waringer.
„Ganz bestimmt. Auf jeden Fall haben sie die Aktivierung des Transmittertors bemerkt.“
Da sahen wir auch schon einige Sklavenjäger- Kleinraumer auf uns zukommen. Doch dank des Schildes und einer sofortigen Kursänderung unserer Space Jet, flogen die Jäger an uns vorbei, ohne uns zu orten. Sie hatten halt keine lemurische Technologie, die von Abel entschlüsselt und umgesetzt wurde, zur Verfügung.
„Das war knapp“, meinte Dr. Waringer aufatmend.
„Allerdings! Da hast du uns ja wieder in einen Schlamassel gebracht, Abel. Kannst du mir auch sagen, wie wir wieder ungesehen nach Atlantis kommen?“ fuhr ich das wissenschaftlich-technische Genie, allerdings auch den ewigen Tollpatsch böse an.
„Ich? Du warst doch von der Idee ebenfalls vollauf begeistert!“
„Aber bestimmt dachte ich dabei nicht daran, direkt vor einem großen Sklavenjäger Raumschiff heraus zu kommen. Hast du vorher nicht die Gegend mit einer Robotsonde erkundet?“
„Natürlich habe ich das! Da war aber nichts von dem Raumschiff zu sehen. Es muss erst in der letzten Stunde aufgetaucht sein. Oder es befand sich auf der anderen Seite des Planeten.“
„Sie haben mit der Jagd auf die unterentwickelten Bewohner dieses Planeten begonnen, die sich immer noch gut als Sklaven in bestimmten galaktischen Kreisen verkaufen lassen“, sagte Cirita Donat mit Verbitterung in der Stimme. „Die USO sollte endlich mit dem Sklavenjäger und Piratenpack aufräumen.“
„Wir müssen warten, bis sie fertig sind“, sagte Dark Thalbot sarkastisch. „Mit unserer Space Jet können wir diese Art von ‚Ernte’ leider nicht verhindern, zumal uns auch die Rückkehr nach Atlantis zurzeit verschlossen ist.
„Das kann aber lange dauern“, meinte Cyriell Schicksalsergeben.
„Was ist mit den armen Menschen, diesen Lemurerabkömmlinge, dort unten?“ fragte Cirita Donat.
„Wir können nichts für sie tun, da sie zu keiner Galaktischen Macht oder Nation gehören und deshalb Freiwild sind“, meinte ich mit unterdrückter Wut in der Stimme. „Nur mit einer Space Jet stehen wir auf verlorenem Posten.“
Cirita wusste natürlich, dass ich Recht hatte, trotzdem war sie aufgebracht, dass wir nur hier sitzen und zusehen konnten.

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Voller Angst bog Zarin den dicken Zweig etwas zur Seite, um einen Überblick zu gewinnen. Er warf einen Blick auf die neben ihm liegende Alissa, die am Ende ihrer Kräfte war. Seit einem Tag waren sie auf der Flucht vor den Sklavenjägern. So lange war die Jagd schon im Gange.
Dabei hätten diese Tage die Schönsten in ihrem bisherigen Leben sein sollen, denn Alissa erwartete ihr erstes Kind. Es konnte jeden Augenblick so weit sein, denn die Zeit für die Geburt stand an. Seit Monaten hatte er an ihrem Haus gebaut. Dort hatten Alissa, das Baby und er leben wollen. Die Eltern und Nachbarn hatten ihm geholfen, denn das war Brauch in ihrem Dorf. Ein neues Leben brauchte besondere Fürsorge, denn die Nachkommen garantierten das Überleben in der Siedlung.
Und nun hatten diese Verbrecher aus dem Himmel alles vernichtet. Viele Stammesangehörige hatten den Tod bei den brutalen Angriffen verloren. Und den Rest hatten diese Dämonen, welche unterschiedliche Gestalten hatten, als Sklaven in das All verschleppt. Alissa und er waren gerade im Wald gewesen, um Beeren zu sammeln, als die ersten Sklavenjäger- Beiboote am Himmel erschienen.
Zarin hatte sofort erkannt, wer da abermals ankam, auch wenn er diese Luftgefährte nur aus den Erzählungen der Alten kannte. Es war schon zwei Generationen her, dass die Sklavenjäger hier waren und alle hatten gehofft, dass sie nie mehr wieder kamen, dass man sie und ihr Dorf vielleicht vergessen hätte. Jeder hatte deswegen zu den Vorfahren gebetet und ihnen große Opfergaben gebracht. Da die bösen Himmelsdämonen nicht mehr wiederkamen, hatten die Menschen angenommen, dass die Vorfahren ihre Opfergaben angenommen hatten und sie beschützten.
Dies war ein großer Irrtum gewesen, die Vorfahren kümmerten sich nicht um ihre Nachkommen in diesem Dorf. Sie mochten die Opfergaben angenommen haben, da sie regelmäßig verschwanden, aber die Menschen waren ihnen egal. So hatte Zarin entschieden, dass die Vorfahren falsche Götter waren, und er würde ihnen nie mehr im Leben Opfergaben bringen oder sie anbeten.

Die winzige Lichtung mit der Quelle sah sicher aus, und auch in der Luft war schon seit langem kein Fluggefährt mehr erschienen. Also konnten sie es wagen, zu der Quelle zu gehen. Alissa brauchte unbedingt Wasser.
Er nahm ihre Hand. „Alissa, du musst aufstehen. Wir müssen zum Wasser.“
„Ich kann nicht“, sagte Alissa mit kläglicher Stimme. „Das Kind! Es rührt sich. Sicher kommt es bald.“
„Dann bleib hier liegen. Ich hole das Wasser.“
„Wir müssen zu den Vorfahren beten. Sie werden uns retten.“
„Retten? Alissa, wach auf! Wir sind den Vorfahren egal. Sie haben unsere Opfergaben angenommen, uns aber beschützen sie nicht. Auch in den dunklen Himmeln herrscht das Faustrecht, das Recht des Stärkeren, wie auf unserer Welt.“
„Wie kannst du so etwas sagen, Zarin? Das ist Blasphemie.“
„Sie haben zugelassen, dass alle im Dorf in die Sklaverei geholt wurden. Vergiss also die Vorfahren.“
Dann schlich sich Zarin auf die kleine Lichtung, um das Wasser zu holen.
Alissa blickte ihm entsetzt hinterher. Was er gesagt hatte, erschreckte sie sehr. „Ihr Vorfahren, beschützt uns. Und verzeiht Zarin, was er gesagt hat. Er hat es nicht so gemeint. Sein Herz ist verhärtet durch die Schrecken, die er mit ansehen musste.“ Sie stockte, als ein entsetzlicher Schmerz durch ihren Bauch zog. Das Kind! Es war soweit. Und das ausgerechnet jetzt, wo die Dämonen noch immer nach neuen Opfer suchten, um sie in die Sklaverei der Sterne zu verschleppen. „Ihr Vorfahren! Schickt uns den Retter Vrathu, der uns holt und vor den Dämonen retten wird.“

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Ich warf einen Blick nach hinten, wo es sich die anderen bequem gemacht hatten. Vielleicht war es doch keine so gute Idee gewesen, hierher zu kommen. Eigentlich hatte ich keine rechte Lust auf die Mission gehabt, doch Cyriell hatte mich mit ihrer oberflächlichen Weihnachtsbegeisterung so zur Weißglut gebracht, dass ich über jede Abwechslung froh gewesen war.
„Ich könnte jetzt gemütlich in Atlantis sitzen, einen Glühwein trinken, Plätzchen essen und mich mit Freunden unterhalten. Stattdessen sitze ich hier und verstecke mich vor den Sklavenjägern“, murmelte ich böse vor mich hin.
„Sagtest du etwas?“ fragte Cyriell von hinten. Scheinheilig wie es mir schien.
„Nein, nein!“
„Hättest du auf mich gehört, und mit mir den Weihnachtsbaum aufgestellt, dann müssten wir nicht hier tatenlos herumsitzen.“
„Wir haben ja keinen Baum.“
„Weil du noch keinen besorgt hast.“
„Woher denn?“
„Na, von irgendeinem Planeten den du per Transmitter erreichen kannst, ohne befürchten zu müssen, dich vor galaktischen Sklavenjäger zu verstecken, natürlich. Ich habe gesehen, wie der Ara-Chefarzt einen Baum in die Krankenstation geschleppt hat.“
„Der Ara hat einen Baum aufgestellt?“
„Ja, das hat er. Auf meine Frage hin, hat er gesagt, dass er ihn von dem erdähnlichen Primitivplaneten der Verlorenen Welten geholt hat, der hier in der Nähe, um seine Sonne kreist. Wir haben den Planeten fast noch nicht erforscht, weil wir ständig auf Transmittermissionen gehen“, klagte sie mich an.
Bei dem Gedanken an einen Bäume schleppenden Ara-Arzt, stahl sich ein Lächeln über mein Gesicht. Plötzlich fuhr ich auf. Von der Sonne schoss ein Lichtstrahl hervor, der bis auf den Planeten reichte. Schnell scannte ich die Gegend, wo der Strahl endete. Es kam von dort, wo die Sklavenjagd stattfand. Der Lichtstrahl verstärkte sich und plötzlich glaubte ich, eine Stimme zu hören.
Gehe dort hin! Rette sie! Ihr Kind könnte wichtig für Euch sein.
„Extrasinn warst du das?
„Das wüsste ich aber, Nein, hast du etwa die Stimme in deinen Ohren klingend erlebt?
„Nein!“
„Eben!“
Konsterniert blickte ich nach hinten. Doch die anderen schienen nichts gesagt zu haben. Dark Thalbot döste vor sich hin, Dr. Waringer tippte auf seiner Handheld- Positronik herum, Cirita Donat schlief tief und fest und Cyriell las in einem Buch mit Weihnachtsgeschichten.
„Rette sie!“
„ES bist du das?“
Aber kein homerisches Gelächter in mir deutete seine Anwesenheit an.
„Die Menschen sollten vom Glauben, egal an was, zum Geistigen Verständnis finden!“
„ES?“
„Wieso glaubst Du, dass eine Superintelligenz mehr geistiges Verständnis hat, als Du?
Ist nicht auch eine SI nur eine Ansammlung von fünfdimensionaler Energie eingebunden in einem sechsdimensionalen Feld? Nicht mehr als Du, als Bewusstsein. Also hoffe weder auf die Wissenschaft noch glaube an überirdische Mächte.“
„Ich soll nur meinem logischen Verstand folgen?“
Eine tiefe Enttäuschung erfüllte mich. Kein Gelächter von ES.
„Wieso glaubt ihr Wesen, die Ihr Euch vierdimensional empfindet, nur an diesen falschen Gott? Wieso erkennt Ihr nicht, dass Eure materielle und psychische Umwelt nur der Spiegel des Kollektiven und individuellen Bewusstseins der Menschheit und des Einzelnen ist. Wieso benötigt ihr immer noch Ismen und falsche Götter. Erkennt Eure Multidimensionalität in Eurem Bewusstsein! Entwickelt Euch endlich auch im Geistigen Sinne!“
Nichts außer der Stimme konnte ich in mir hören. War das etwa Gott, an den ich nicht glaubte.
„Heute ist Weihnachten…“ Wieder das tiefe Bedauern in mir, das anhielt.
„Cappuccino und Earl Grey ☕🍵🥐 ist uebrigens ein Hauptgrund, der die Existenz Terras berechtigt erscheinen lässt. “ etwas abgeändert.
Atlan, PR 470

"Wenn der letzte Ritter der Tiefe gegangen ist, werden alle Sterne erlöschen." Alte kosmische Weisheit über die RdT

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Re: Requien für ES

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Teil II

Der Lichtstrahl nahm an Intensität zu und erlosch dann urplötzlich. Im gleichen Moment hörte auch die Sonne auf zu blinken und die tiefe Enttäuschung verließ mich. Ich fühlte mich plötzlich äußerst unwohl und zögerte nicht länger. Aktivierte den Antrieb und steuerte die Space Jet auf die Koordinaten des Lichtstrahls zu. Die anderen bemerkten natürlich, dass ich los flog und kamen in die Kanzel.
„Was ist los?“ fragte Dr. Waringer stutzte dann. „Die Sonne sendet nicht mehr. Und ich kann auch nichts entdecken, dass auf einen Stützpunkt der Lemurer hinweist. Wir haben den weiten Weg umsonst gemacht.“
„Ganz richtig“, sagte ich. „Aber habt ihr nicht den Lichtstrahl gesehen?“
„Was für einen Lichtstrahl?“ fragte Dr. Waringer.
„Wohin fliegst du?“ fragte nun auch Cyriell und legte vor Enttäuschung seufzend ihr Buch zur Seite.
„Ich muss sie retten.“
„Wen?“ fragte Cirita Donat, die aufgewacht war.
„Sie? Wer ist sie?“ fragte Dr. Waringer.
„Keine Ahnung.“
„Du hast keine Ahnung, musst sie aber retten? Weißt du, wie sich das anhört, Herr Lordadmiral der USO?“ bemerkte Dr. Waringer ätzend.
„Das musst gerade du sagen, Herr Professor, Doktor, Doktor! Hast du uns nicht mit dem Hinweis eines intelligenten Sternes hergebracht?“ gab ich mindestens so ätzend zurück.
„Nun, ja, richtig!“
Ich hörte nicht weiter auf ihn, sondern konzentrierte mich auf die Landekoordinaten. Wir flogen noch immer getarnt über die zerstörte Siedlung. Es war eine große Siedlung gewesen, die nun aber völlig verlassen da lag. Viele der Häuser brannten noch. Hin und wieder schoss ein Sklavenjäger-Raumboot in unserer Nähe vorbei. Im Großen und Ganzen aber schien die ‚Sklavenernte’ vorbei zu sein.
„Die Schweine haben alle mitgenommen!“, sagte Dr. Waringer mit belegter Stimme. Er scannte nach Lebenszeichen, konnte aber keine mehr ausmachen.
„Das werden die Sklavenjäger büßen“, sagte Dark Thalbot. „Für jeden dieser armen Menschen, werde ich zwei Sklavenjäger töten.“
„Da hast du dir aber viel vorgenommen“, sagte Dr. Waringer. Abel stutzte plötzlich. „Da ist doch noch was. Ich erkenne zwei Lebenszeichen.“
Er führte mich zu den Koordinaten. Zu unserem Entsetzen schien auch ein Sklavenjäger-Beiboot die beiden Überlebenden ausgemacht zu haben. Es flog über die Stelle, schoss steil nach oben, drehte ein Looping und kam zurück.

Unten sahen wir einen Mann aus einem Gebüsch stürmen und davonlaufen. Der Jäger folgte ihm.
Ich konnte nicht länger zusehen. Meine Hände aktivierten automatisch die Waffenkontrolle. Ein Torpedo schoss aus der Abschussanlage und verfolgte den Jäger. Gerade, als das stabförmige Beiboot den Mann fast erreicht hatte, traf der Torpedo das stoppende Beiboot und vernichtete es.

Der fliehende Mann hatte unglaubliches Glück. Die einzelnen Trümmerstücke des Beiboots fielen zu Boden, verfehlten ihn aber jedes Mal knapp. Er blieb überrascht stehen und schien sein Glück nicht fassen zu können. Ich enttarnte die Space Jet und setzte dicht vor dem Mann auf, der völlig überrascht zurückwich.

Ich ließ die Rampe hinunter und Dark Thalbot war schon draußen, kaum, dass die Rampe den Boden berührte.
„Hierher!“ rief er dem Mann zu, der wie versteinert dastand.
Ich überwachte den Luftraum, aber noch konnte ich nichts orten. Vielleicht hatten die Sklavenjäger den Abschuss nicht bemerkt.
Dark Thalbot hatte den Mann erreicht und am Arm gepackt, doch dieser schien sich zu weigern mitzukommen. Er zeigte immer wieder auf das Gebüsch. Da fiel mir ein, dass Dr. Waringer etwas von zwei Lebenszeichen gesagt hatte. Schnell aktivierte ich den Schutzschild und ging nach draußen zu den anderen.
„Ohne meine Frau gehe ich nicht!“ hörte ich den Fremden auf lemurisch sagen. Wir sprachen natürlich alle diese alte Sprache. Eine Hypnoschulung in dieser Sprache war Pflicht für die Mitglieder der Atlantis-Station.
„Wo ist deine Frau?“ fragte ich ihn.
Der Mann sah mich erstaunt an. „Wer seid ihr überhaupt? Und wer hat das Gefährt der Dämonen vernichtet?“
„Das war ich“, sagte ich. „Wir holen deine Frau, aber wir müssen uns beeilen.“
„Ich bin Zarin.“
„Atlan“, sagte ich und folgte dem Mann in das Gebüsch.
Dort fanden wir eine hochschwangere Frau.
Sie blickte uns ängstlich entgegen. „Zarin, das Kind kommt! Wer sind die Fremden?“
„Ich bin Atlan das sind Cyriell, Cirita Donat, Dr. Waringer und Dark Thalbot. Du brauchst keine Angst zu haben. Wir sind hier, um dich und Zarin zu holen.“

Die Frau machte große Augen, sagte aber nichts. Wir hoben sie zusammen hoch und trugen Alissa zurück zur Space Jet. Keine Sekunde zu früh, denn schon schoss ein Sklavenjäger-Beiboot über uns hinweg. Der Abschuss des Jägers war doch bemerkt worden.
Während sich die anderen um Alissa kümmerten, hob ich ab und flog einen Kurs, der uns vom Dorf weg brachte. Immer mehr Jäger tauchten am Himmel auf und ich sah keine andere Möglichkeit mehr, als in den Weltraum auszuweichen.
So nahm ich Kurs auf den kleinen Mond des Planeten, um uns dort zu verstecken. Immer mehr Jäger beteiligten sich an der Suche, und somit war uns erneut der Weg durch das Transmittertor abgeschnitten. Aber wenigstens hatten wir die beiden Menschen retten können. Nun mussten wir nur noch etwas Geduld haben und warten, bis sich die Aktivitäten der Sklavenjäger wieder beruhigten und wir es erneut wagen konnten, nach Atlantis zurückzufliegen. Ich nahm mir vor als Lordadmiral der USO, nicht nur die STARBUCCANEERS, sondern auch diese Menschenfänger mit allen USO-Möglichkeiten verstärkt zu jagen und ihre Machenschaften im Bereich der ‚Verlorenen Welten’ zu unterbinden. Ich wettete mit mir selbst, dass die CONDOS VASAC irgendwie ihre schmutzigen Finger im Spiel hatte… Ronald Tekener würde sich schon freuen, auf Sondereinsätze zu gehen!

Cirita Donat, Dr. Waringer und Cyriell hielten sich hinten im Passagierraum auf und kümmerten sich um die junge Frau, deren Wehen immer häufiger kamen. Auch Zarin wich nicht mehr von der Seite seiner Frau.
Dark Thalbot und ich hielten uns in der Pilotenkanzel auf, um Wache zu halten, als Cyriell nach mir rief.
Alissa sah mir erwartungsvoll entgegen. Im Moment schien sie keine Schmerzen zu haben. „Du bist unser Retter, von den Vorfahren gesandt. Mein Gebet an sie wurde erhört.“
Zarin brummte vor sich hin, doch Alissa gab ihm einen Stoß. „Ich habe zu ihnen gebetet, dass sie jemanden schicken sollen, der uns rettet. Und diese Menschen sind gekommen. Unser Gebet wurde erhöht, der Vrathu hat Euch geschickt.“
„Das war Zufall, die Vorfahren erhören unsere Gebete nicht. Sie haben zugelassen, dass unser ganzes Stamm vernichtet wurde.“
„Nicht noch mehr Gotteslästerungen. Wir wurden doch gerettet!“, Alissa zuckte zusammen, als eine neue Wehe sie erfasste, und Zarin drückte schnell ihre Hand.
„Ganz ruhig, du darfst dich nicht aufregen, Liebes“, sagte Zarin.
Alissa ergriff nun meine Hand. „Sag ihm, dass die Vorfahren euch geschickt haben.“
„Nun“, Ich zögerte einen Moment. „Es war reiner Zufall, dass wir hier sind. Hm, Euren Vrathu kenne ich nicht.“ Während ich das sagte, fiel mir die ‚Stimme’ wieder ein.
„Da hörst du es“, meinte Zarin.
Doch Alissa hörte nicht auf meine Erklärungen. „Woher kommt ihr?“
„Aus einer Basis im Weltraum, die wir Atlantis nennen.“
Alissa und auch Zarin blickten uns ungläubig an. „Das ist eine alte Stadt der Vorfahren.“ Du musst wissen, unsere Vorfahren kamen von den Sternen. Eine alte Sage berichtete auch von Atlantis, das wir allerdings nie zuordnen konnten.“
„Als ob wir das nicht wüssten“, ätzte mein Extrasinn in mir. „Allerdings frage ich mich, woher die Nachkommen von Lemurer, die vor 52000 Jahren von der Erde oder Lemur flohen von Atlantis wissen konnten, in der sich, wie wir seit 2406 wissen, die Überlebenden der Lemurer auf der Erde sammelten, bevor wir Arkoniden vor zehntausend Jahren zur Erde kamen.“
„Keine Ahnung“, dachte ich achselzuckend zurück. „Wir haben bald Weihnachten. An diesem Tag ist Vieles möglich.“ Auf diese ‚logische’ Antwort schwieg mein Extrasinn. Den Sternengöttern sei Dank.
„Siehst du?“ meinte Alissa. „Die Vorfahren oder gar Vrathu haben sie gesandt.“
„Es waren nicht die Vorfahren oder Eurer Vrathu“, mischte sich Dr. Waringer ein. „Es war die Sonne. Sie blinkte …“
„Sie blinkte?“ Verwundert blickte Zarin auf Dr. Waringer. „Aber eine Sonne kann nicht blinken.“
„Vrathu“, sagte Alissa wieder und stieß einen neuen Schrei aus, als die nächste Wehe kam. Noch immer hielt sie meine Hand fest umklammert. „Wie habt ihr uns gefunden?“
Ich blickte verlegen zu Boden. Was mir passiert war, konnte ich als logischer und pragmatisch denkender Arkonide nicht erklären.
„Lordadmiral?“
Dr. Waringer blickte mich seltsam an. „Erzähl schon, wie konntest du so zielstrebig zu der Stelle fliegen? Das würde mich auch interessieren.“
Etwas kleinlaut sagte ich: „Die Sonne hat zu der Stelle einen Strahl ausgesandt und eine Stimme sagte mir, dass ich sie dort finden würde.“
„Finden? Wen?“
„Zarin und Alissa offensichtlich“, sagte ich ärgerlich.
Jetzt blickte Dr. Waringer mich an, als hätte ich den Verstand verloren. „Eine Stimme sagte dir das? Und ein Strahl ging von der Sonne aus. Davon habe ich weder was gesehen noch haben die Instrumente etwas registriert. Vielleicht doch dieser Vrathu. Und du fühlst dich sicher in Ordnung?“
„Natürlich! Was soll diese dumme Frage? Offensichtlich hatte die Stimme recht, denn schließlich haben wir die beiden an der betreffenden Stelle gefunden und gerettet.“
„Vrathu hat zu ihm gesprochen“, sagte Alissa und ließ sich in ihrem Glauben nicht beirren. „Ich danke dir. Vrathus Macht muss stark in dir wirken.“
„Von Eurem Vrathu gibt es auch eine uralte arkonidische Legende. Aber das ist auch kein Wunder“, fügte Cyriell hinzu. „Er und ich, wir beide stammen ebenfalls von den gleichen Vorfahren ab. Und auch Dr. Waringer natürlich.“
Nun blickte auch Zarin verwundernd auf mich. Vielleicht hatte Alissa ja doch Recht und die Vorfahren oder Vrathu hatte sie gerettet.
„Lordadmiral!“ Dark Thalbots Stimme aus der Kanzel ließ uns auffahren. „Die Sklavenjäger fliegen weg.“
Schnell rannte ich nach vorne, gefolgt von Dr. Waringer und Cyriell. Cirita Donat und Zarin blieben bei Alissa zurück.
Das Glück schien auch weiterhin auf unserer Seite zu sein. Nachdem die Sklavenjäger-Beiboote vier Stunden lang den Raum durchsucht hatten und dabei den ganzen Planeten abflogen, und auch in unserer Nähe gesucht hatten, schienen sie davon überzeugt zu sein, dass wir weg wären.
Oder aber, sie hatten keine Zeit, länger nach ein paar Raumfahrer zu suchen. Auf jeden Fall flogen die Beiboote zurück zum Mutterschiff, und dieses verschwand daraufhin im Hyperraum oder Linearraum.
Ohne eine Sekunde zu zögern, aktivierte ich den Antrieb und flog vorsichtig zum Transmittertor. Es schien jedoch keine Falle der Sklavenjäger zu sein, denn keiner der Beiboote tauchte auf. Dark Thalbot gab die Koordinaten von Atlantis ein und Dr. Waringer schickte seinen Code hindurch.
Wenige Augenblicke später kamen wir sicher in Atlantis an. Ich forderte sofort ein ärztliches Notfall-Team in den Space Jet- Hangar. Als ich dort sicher landete, stürmten auch schon unser Araarzt und sein Team herein.
„Was ist es für ein Notfall?“
„Wir bekommen ein Kind“, sagte ich.
„Ihr bekommt ein Kind? Was für ein Kind?“ fragte der lange hagere eierköpfige Ara perplex. Doch da hörte er auch schon Alissa in der Space Jet schreien und stürmte los, dichtauf gefolgt von seinen Leuten. Nur wenig später wurde Alissa auf die Krankenstation gebracht.

Dr. Lyndon tauchte auf. „Das müssen Sie mir aber genau erklären, Sir“, verlangte sie mich verwundernd anschauend.
„Das können die anderen tun“, sagte ich. „Wenn Sie erlauben, Kommandantin, leihe ich mir noch einmal eine Space Jet aus.“ Ohne eine Antwort abzuwarten, stürmte ich auch schon davon und ließ eine sprachlose Amarella zurück.

„Cyriell, ist unser Chef nun ganz verrückt geworden?“ fragte sie, als sie zusah, wie die Space Jet durch das sich öffnende Hangar-Außentor davon schwebte und in Richtung des nahe gelegenen erdähnlichen Planeten, ebenfalls eine Verlorene Welt, verschwand.
„Keine Ahnung, was in ihn gefahren ist“, sagte Cyriell achselzuckend. Dann erzählte sie Dr. Lyndon, was sich ereignet hatte, während sie dem Medoteam zur Krankenstation folgten.
Amarella lauschte atemlos. „Atlan hat einen Strahl gesehen, der ihn zu den beiden führte und eine Stimme gehört?“
Cyriell blickte Dr. Lyndon inständig an. „Sie glauben doch nicht, dass Atlan verrückt geworden ist, oder?“
„Wie könnte ich? Haben Sie vergessen, was heute ist?“
„Was denn?“
„Oh, ich vergaß, dass Sie ja nicht von der Erde stammen, und auch keine Christin sind.“
„Sie meinen Weihnachten?“
„Ja, das meine ich. Heute ist der 24. Dezember und an so einem Tag geschehen Zeichen und Wunder.“
„Ich hätte nie gedacht, dass Sie an so etwas glauben. Wissen Sie, ich mag nicht das sein, was Sie eine Christin nennen, aber ich habe mir die Weihnachtsgeschichte durchgelesen. Und ich finde sie faszinierend. Das, was wir die letzten Stunden erlebt haben, ist doch so etwas wie diese Weihnachtsgeschichte. Es ist schön daran zu glauben, dass es höhere Mächte gibt, die über einen wachen.“
„Schön gesagt, Cyriell. Außerdem glaube ich, dass sie Recht haben. Wir erleben unsere eigene Weihnachtsgeschichte. Und das, viele Tausend Lichtjahre von meiner Erde entfernt.“
Ihr Gespräch wurde von Babyschreien unterbrochen. Und da kam auch schon der Ara Arzt freudestrahlend heraus. „Es ist uns ein Kind geboren worden, ein kleiner Junge!“
„Können wir hereinkommen?“
„Ja, aber nur kurz. Mutter und Kind geht es gut. Doch die beiden brauchen Ruhe.“ Der Ara zögerte einen Moment und ein kurzes Lächeln zog über sein Gesicht. „Dem Vater geht es den Umständen entsprechend auch gut.“
Auch Amarella musste lachen, als sie den Raum betrat, wo Mutter und Kind sie alle freudestrahlend anblickten. Zarin stand daneben, leichenblass, aber ungeheuer stolz auf seine kleine Familie.
Nachdem alle das Kind gebührend bewundert hatten, schickte der Ara sie nach draußen.
„Jetzt würde mich nur noch interessieren, wohin unser Lordadmiral verschwunden ist“, sagte Amarella.

Die Antwort erhielten sie eine Stunde später, als Atlan zurückkam und zuerst einen kleinen und dann einen großen Tannenbaum mit Hilfe von angebrachten Antigrav-Chips aus der Space Jet schleppte. Letzterer hatte gerade so der Länge nach in den Space Jet Hangar gepasst.
Amarella blickte ihn sprachlos an. „Ich dachte, Sie mögen das nicht, Sir, zumal da Sie Arkonide sind.“
„Kann ein Mann, auch nicht ein Arkonide, der normalerweise mit terranischen Bräuchen nicht viel im Sinn hat, nicht seine Meinung ändern? Schließlich haben wir gerade ein Wunder erlebt. Ich dachte mir, dass der Große in einen Gemeinschaftsraum passt. Wir könnten ihn schmücken und davor heute Abend alle zusammen Weihnachten feiern.“
„Eine wunderbare Idee, Sir. Und was ist mit dem kleinen Baum?“
„Der gehört Cyriell. Sie findet Weihnachten faszinierend und hat sich einen Baum gewünscht. Ich habe heute erkannt, was wirklich wichtig ist, und wenn dazu Weihnachten feiern dazu gehört, soll es mir auch recht sein. Wir alle sind zu einer großen Familie geworden, hier auf Atlantis. Und dafür bin ich sehr dankbar. Ich wünschte mir nur, dass meine Mutter hier wäre und mit uns feiern könnte.“
Amarella sagte nichts dazu. Sie kannte schließlich meinen Familienhintergrund und wusste, wie mich das alles an solchen besinnlichen Tagen, belastete, obwohl meine Eltern bereits vor 10 000 Jahren starben.
„Ja, das wäre schön gewesen.“
Der große Baum wurde in einen Freizeitraum gestellt, und jeder, der Zeit hatte, half begeistert beim Schmücken. Ich brachte den kleinen Baum in mein Quartier, wo mir Cyriell Ghirmo da Zoltral freudestrahlend um den Hals fiel. Den ganzen restlichen Nachmittag verbrachten wir damit, ihn zu schmücken, und zum ersten Mal machte mir das richtig Spaß.

Als es Zeit für die Feier wurde nahmen wir unsere Geschenke unter den Arm und gingen erst noch zur Krankenstation, wo wir der Mutter und dem Kind Geschenke überreichten. Auch andere Terraner und USO- Kämpfer/Forscher aller Völker kamen vorbei und brachten Geschenke mit. Auch Suzanne Waringer- Rhodan kam dazu. Sie reiste für einige Tage nach Atlantis und hatte die lange Entfernung mit einem schnellen Kurierschiff des Solaren Imperiums in Rekordzeit überbrückt.
Wir boten der kleinen Familie sogar an, bei uns solange zu wohnen, bis wir einen passenden USO- Planeten für beide fanden. Das nahmen Zarin und Alissa freudestrahlend an.
Als die beiden schließlich den Freizeitraum betraten, staunten sie nicht schlecht, als sie den wunderbar geschmückten Baum sahen. Wir hatten ihn mit selbst Gebasteltem voll gehängt, sogar ein paar Lichtfunkelnde Kugeln blinkten uns an. Und jemand hatte einige Gold- und Silberketten daran gehängt. Natürlich auch elektrische Kerzen, die wie Dr. Waringer leise zugab, sein Werk wäre.
Ich grinste, als ich daran dachte, wie Dr. Waringer die Weihnachtskerzen an dem Baum befestigte. Das hätte ich doch zu gerne gesehen.

Auch die Köche hatten sich selbst übertroffen. Die Tafel bog sich vor galaktischen Spezialitäten und Getränken fast über. Als ich das sah, musste ich mir sagen, dass dies die schönsten Weihnachten waren, die wir seit langem gefeiert hatten.

Nach dem Essen wurden die Geschenke übergeben und anschließend noch Weihnachtslieder gesungen, was ich zwar etwas kitschig fand, doch ich musste zugeben, dass es einige gute Sänger in Atlantis gab. Besonders ein Blue, der zu der USO gefunden hatte, zeichnete sich mit seinem Gesang aus, während sein Tellerkopf hin und her schwankte.
Aber es ging noch weiter. Plötzlich materialisierte Rico, wie ich ihn 2040 zuletzt sah. Dann verwandelte er sich in Zeitlupe in eine Gestalt, die verblüffend der von dem Androiden Homunk glich. Wir blickten alle verblüfft auf das Geschehen, während ich plötzlich eine bekannte Stimme, in mir hörte, die jede Faser meines Körpers auszufüllen schien. Sie kündigte sich in einem homerischen Gelächter an.
„Ja, Alter Freund, ES ist zurück! Da ein wertvolles Bewusstsein nutzlos in deiner Unterseekuppel auf Terra dahinvegetiert, habe ich mir erlaubt, dass Bewusstsein Ricos in einen Androidenkörper vom Format Homunk runterzukopieren. Dazu gibt es einen biologischen Zusatz, welcher dem neuen Androiden mit seiner Intotronik die Fähigkeit gibt sich geistig weiter zu entwickeln. Terraner würden sagen, er besäße eine Seele.“ Wieder das homerische Gelächter, das mich zutiefst erschütterte. „Ricos neuer Androidenkörper besitzt jetzt morphische oder Gestaltwandlerfähigkeiten. Also gehe mit dem Weihnachtsgeschenk vorsichtig um. Dann wird gleich am Anfang des nächsten Jahres eine Plattform der Galaktischen Ingenieure auftauchen und die Atlantis technisch aufrüsten, auch Euren Großtransmitter. Er wird ausgestattet mit einem SEZ, einem Shuwashischen Energieerzeuger, der Psi-Materie enthält, auch intergalaktische Entfernungen überbrücken können. Er wird dann mit dem sechsdimensionalen Transmitternetzwerk der Shuwashen kompatibel sein. Vorausgesetzt ihr findet ein SEZ bei euren Missionen Oh, ehe ich es vergesse: Besinnliche Weihnachten. Du kannst es gebrauchen, ehemaliger Imperator und jetziger Lordadmiral. Große Aufgaben erwarten dich!“
Während mich ES Gelächter immer noch erfüllte, verwandelte sich der neue Rico in seine Lieblingsgestalt, in Cari Nacra-Beauvallon. Er sagte an Alle gerichtet: „Frohe besinnliche Weihnachtstage“, dann fiel er in ein Gelächter ein, das verdammt nach ES klang.
„Das kann ja heiter werden!“ ätzte in mir mein Logiksektor, dass es in meinen Ohren nur so klingelte. Wo der Extrasinn Recht hatte, hatte er Recht….

- Ende -

Liebe Leser, in der Original EA-Realität, gab es natürlich keinen Rico, der als ES-Androide zurückkehrte oder eine Atlantis, die mit einigen Missionsteams und einem lemurischen Großtransmitter der USO half mit den STARBUCCANEERS, Sklavenjägern und Verbrechern in den ‚Verlorenen Welten’ leichter fertig zu werden. In dieser der EA nahen PR-Realität allerdings schon…
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Re: Requien für ES

Beitrag von Elena »

Die Weihnachtsgeschichte vom Jesus-Kind! Wunderschön! :wub:
Ein bisschen gesunder Menschenverstand, Toleranz und Humor - wie behaglich es sich dann auf unserem Planeten leben ließe.
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Re: Requien für ES

Beitrag von Homer G Adams »

Elena hat geschrieben:Die Weihnachtsgeschichte vom Jesus-Kind! Wunderschön! :wub:

Es ist nur eine kleine Weihnachtsgeschichte, selbst wenn sie heute nicht mehr 'modern' ist :wub:
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Re: Requien für ES

Beitrag von Elena »

Als ob die sog. "modernen" Dinge immer die besseren wäre. Oft hat das "alte" viel mehr Herz! :wub:
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Re: Requien für ES

Beitrag von sonnenwind »

Deine Weihnachtsgeschichte ist spannend und berührend... klasse Homer! :st:
Guten Rutsch Dir und bessere Gesundheit im neuen Jahr! :)
Homer G Adams
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Re: Requien für ES

Beitrag von Homer G Adams »

Elena hat geschrieben:Als ob die sog. "modernen" Dinge immer die besseren wäre. Oft hat das "alte" viel mehr Herz! :wub:
Wie wahr B-)
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Re: Requien für ES

Beitrag von Homer G Adams »

sonnenwind hat geschrieben:Deine Weihnachtsgeschichte ist spannend und berührend... klasse Homer! :st:
Guten Rutsch Dir und bessere Gesundheit im neuen Jahr! :)

Danke Sonnenwind. Auch Dir einen guten Rutsch und die beste Gesundheit für 2017
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Re: Requien für ES

Beitrag von Todd »

Homer G Adams hat geschrieben:
Elena hat geschrieben:Die Weihnachtsgeschichte vom Jesus-Kind! Wunderschön! :wub:

Es ist nur eine kleine Weihnachtsgeschichte, selbst wenn sie heute nicht mehr 'modern' ist :wub:
Eigentlich bin ich ja heilfroh, dass der ganze Weihnachts- und Silvesterrummel ringsum wieder vorbei ist.
Auch wenn über Weihnachten an sich nicht meckern kann, denn der Stress vorab spielte sich fast ausschlißelich am Arbeitsplatz ab
und Heiligabend und die Weihnachtstage waren doch sehr schön.

Und so freue ich mich, dass ich Deine kleine Weihnachtsgeschichte erst jetzt gelesen habe.
Vielen Dank dafür, denn sie hat noch einmal alles Helle und Positive dieser Tage aufscheinen lassen. :st:

Liebe Grüße und ein Frohes und vor allem mit Gesundheit gesegnetes Neues Jahr!

Todd
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Re: Requien für ES

Beitrag von Homer G Adams »

Todd hat geschrieben:
Homer G Adams hat geschrieben:
Elena hat geschrieben:Die Weihnachtsgeschichte vom Jesus-Kind! Wunderschön! :wub:

Es ist nur eine kleine Weihnachtsgeschichte, selbst wenn sie heute nicht mehr 'modern' ist :wub:
Eigentlich bin ich ja heilfroh, dass der ganze Weihnachts- und Silvesterrummel ringsum wieder vorbei ist.
Auch wenn über Weihnachten an sich nicht meckern kann, denn der Stress vorab spielte sich fast ausschlißelich am Arbeitsplatz ab
und Heiligabend und die Weihnachtstage waren doch sehr schön.

Und so freue ich mich, dass ich Deine kleine Weihnachtsgeschichte erst jetzt gelesen habe.
Vielen Dank dafür, denn sie hat noch einmal alles Helle und Positive dieser Tage aufscheinen lassen. :st:

Liebe Grüße und ein Frohes und vor allem mit Gesundheit gesegnetes Neues Jahr!

Todd

Danke Todd für deine guten Wünsche fürs neue Jahr.

Auch Dir alles Gute, Gesundheit und erfolgreiches Jahr 2017!

Ja, trotz der zunehmenden Dunkelheit auf unserer Welt versuche ich noch das Helle und Positive zu sehen. Mögen uns die Hohen Mächte weiter gewogen bleiben...
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Re: Requien für ES

Beitrag von Homer G Adams »

Reginald Bull


“Terraner lieben die Sterne und das Leben.”

(Reginald Bull: Feierlichkeiten zum 100-jährigen Bestehen der Explorerflotte.
Von Hubert Haensel, aus ‚Perry Rhodan Kosmos-Chroniken: Reginald Bull’)

Dieser kleine Artikel soll eine Würdigung von Reginald Bull sein, über den nach Ansicht des Schreibers dieser Zeilen, in den PR-Romanen viel zu wenig geschrieben wird.
An dieser Stelle geht ein Dank an Hubert Haensel, dem es nach meiner Ansicht, hervorragend gelungen ist, Reginald Bull zu charakterisieren.
Der ‚ewige Zweite Mann’ der Menschheit hinter Perry Rhodan, verdient es besser wegzukommen.
Hier eine Kurzstory über Reginald Bull, der seinen Charakter so wie ich ihn sehe, repräsentiert:







„Five hundred Miles away from Home...“ Bobby Bares Song hing wie ein unsichtbares Gespinst im sonst eher kargen und nüchternen Ambiente meines Büros.

Ich lauschte den Worten eines längst verstorbenen Barden, dessen Musik ich einst geliebt hatte und nach mehr als dreitausend Jahren immer noch gern hörte. Das Liedergut vieler terranischer Sängerinnen und Sänger des 20. Jahrhundert, das mir persönlich zusagte, hatte ich 2012 alter Zeitrechnung, digital auf einen positronischen Speicherchip bannen lassen.

Seltsam, wie einen die Musik oder auch die Filme der Jugend- und Studentenzeit besonders berühren und überall hin begleiten, wo eine Positronik existiert. Ich bin geistig alt, über dreitausend Jahre und gleichzeitig körperlich jung, achtunddreißig Jahre, dank der Zelldusche und später des Zellaktivators der sich in Nichts aufgelösten Superintelligenz ES.

„Werden wir jetzt auch sterben, weil ‚unsere’ Superintelligenz, die uns mit relativer Unsterblichkeit ‚beschenkte’, den Weg alles Relativen gegangen ist?“ Niemand antwortete mir, die allgegenwärtige Büropositronik, die zwar meine Worte verstand fühlte sich nicht angesprochen und schwieg.

„Künstliche Intelligenzen!“ fluchte ich laut vor mich hin. „Perry Rhodan fehlt mir und ich soll ihn vielleicht für immer vertreten. Aber niemand im bekannten Universum kann das. Nicht mal ‚unser’ Atlan, der irgendwo in den nebulösen ‚Jenzeitigen Landen’ herumschwebt. Adams dagegen ist ein Wirtschaftler und Organisator, aber kein Staatsmann.

Bin ich das?“ rief ich in den Raum hinein. Natürlich antwortete mir die KI nicht. Ich seufzte und drehte den Schwenker mit terranischen Whiskey. Dann dachte ich über die ‚gute alte Zeit’ nach. Ich mache das immer wieder, wenn die Menschheit oder auch meine Wenigkeit, vor einer Wendezeit steht.

Ich besah mich im Spiegel während der letzte Musiklaut in mein Ohr drang und machte die Haarbürste mit Wasser aus dem Wasserspender nass. Langsam fuhr ich damit durch meinen Bürstenhaarschnitt. Als die rötlichen Haare die gewünschte Form hatten, legte ich den Kamm wieder an seinen Platz. Meine linke Wange zierte eine schlecht verheilte Narbe, während sich von der linken Augenbraue bis zum Haaransatz, eine weitere Narbe über die Stirn zog.

Gucky zog mich wegen den Narben immer wieder auf. Er meinte ein alter Kämpe wie ich sollte diese Überbleibsel zahlloser Kämpfe weg operieren lassen. Als Telepath wusste er natürlich, dass diese Narben zu meiner Vita gehörten, wie mein breites sommersprossiges Gesicht. Auch die hätte ich längst wegmachen lassen können. Schon vor Jahrtausenden. Aber sie gehörten zu ‚Bully’, wie seine wasserblauen Augen oder die etwas korpulente, leicht übergewichtige Figur mit 76 Kilogramm, bei einer Größe von 1,68 Meter.

Gucky und Perry Rhodan zogen mich damit immer wieder auf, wenn sie mich ‚Dicker’ nannten. „Kleines dickes Müller?“ Woher kam nur dieser Spruch? Ach ja, von einem berühmten bajuwarischen Fußballtorjäger des 20. Jahrhundert.

Als geborener Amerikaner interessierte ich mich nicht für Football oder Basketball, sondern für den Fußball, in meiner alten Heimat, Soccer genannt. Seltsam, wieso ich mich gedanklich immer auf das 20. Jahrhundert zurückziehe?
Ich wurde doch nicht wirklich alt?

Wo mochten Perry und Gucky gerade stecken? Hatte Gucky mit der RAS TSCHUBAI Perry gefunden, oder war auch er wie ES tot oder ‚verschwunden’?
Ständig überwog das Pflichtgefühl, für ‚die Menschheit’ einzutreten und sie zu schützen.

„Terraner lieben die Sterne und das Leben!“ Ich sagte einen meiner Leitsprüche immer wieder vor mich hin. „Meine Pflicht der Menschheit zu dienen“, ist ein weiterer dieser Sprüche, die mich belasten. Ich seufze und kippte den Whiskey mit einem Zug hinunter, dann warf ich den Schwenker auf den Boden, wo er knirschend zerbrach. Es raschelte und einer dieser ‚unsichtbaren’ dienstbaren robotischen Geister rollte aus einer Klappe und warf sich mit Feuereifer auf die Scherben. Er ‚fraß’ sie regelrecht.

„Verfluchte Supertechnik! Manchmal wünsche ich mir das Leben in der vorarkonidischen Zeit des 20. Jahrhundert zurück. Perry du Nomade! Immer wenn es um große Entscheidungen für die ‚normale’ Menschheit geht, bist du mit irgendeinem Superraumschiff oder auf einem für mich unfassbarem Wege in den Weiten des Multiversums unterwegs und ich muss mich um den M*** kümmern!“
Schon seit Jahrtausenden ging das so. Auch Perry überließ mir und Atlan gerne die ‚Drecksarbeit’, die zwar sein musste, um ein Imperium oder wie es heute hieß ‚Föderation’ am Leben zu erhalten, aber oft wollte er sich als ‚Erbe des Universums’ nicht die Finger schmutzig machen. Unserer Freundschaft hatte dies allerdings nie geschadet. Im Gegenteil, jeder von uns kannte die Schwächen und Stärken des Anderen und zusammen waren wir drei fast unschlagbar. Ich war zumeist derjenige, der sich mit der Bürokratie im Hintergrund herumschlagen musste, obwohl ich sie eigentlich hasste. Oh, wie ich manchmal liebend gerne den ganzen Krempel hinschmeißen und mit einem gut ausgerüsteten modernen Explorer das Universum erforschen möchte. Neben einer Frau, die meine Ambitionen teilte. Letztendlich siegte immer das verdammte Pflichtgefühl. Wir Unsterblichen konnten ihm kaum entfliehen.

Langsam schlenderte ich ins Büro zurück und bedachte die Holos, welche der zentrale Rechner des Büros aufgerufen hatte mit einem triumphierenden Blick. Immerhin hatte ich diesbezüglich Glück. Wie lange wartete ich bereits darauf…

„Euch …. treten wir ganz schön in den Arsch! Aber der Preis ist zu hoch!“
„Wie bitte, Sir?“ Ich blickte den Ordonnanzoffizier Tharn Owonok etwas unwirsch an, der eben den Raum betrat.
„Ein verbaler Ausspruch aus Zeiten des Solaren Imperiums, Oberst.“
„Ich verstehe, Sir.“ Owonoks Gesichtsausdruck zeigte allerdings das Gegenteil an, er konnte nichts verstehen, weil er in einer neuen Zeit auf Terra geboren und aufgewachsen war.

Das Solare Imperium war für ihn höchstens, die Erinnerung an eine Legende aus einer fernen Zeit. So hatte ich einst, 1968 alter Zeitrechnung, als ich in einem Urlaub die Akropolis besuchte, die Reste der hellenischen Kultur betrachtet. Relikte aus einer verwehten Zeit.
Genau so musste Oberst Owonok empfinden, wenn er über das Solare Imperium nachdachte. Und wir Unsterblichen sind Relikte aus diesem Zeitalter, wie die Akropolis…
Abermals seufzte ich.

Gerne hätte ich mich wieder in der neuen und zurzeit berühmtesten Raumhafenkneipe von Terrania, im LOST END, herumgetrieben, um dort ‚einen Drauf zu machen’. Das musste manchmal sein, sonst würde ich durchdrehen. Die Erinnerungen eines Dreitausendjährigen sind manchmal so ätzend, dass du sie nur ertragen kannst, wenn du irgendwo ‚Dampf ablässt’. Wieder einmal stand ich in der Pflicht.

„Dann wollen wir mal.“ Ich ignorierte meine depressiven Gedanken und schlechte Stimmung und wandte mich der Arbeit zu.

Immerhin würde ich am Wochenende von Perrys Bungalow aus mit meinem neuen Passepartout für die Interkosmische Stadt Allerorten via der Brevizonen einen Trip ins Universum machen. Die Verantwortlichen von Allerorten hatten vor kurzem die Brevizone in Perrys Bungalow wieder eröffnet. Wieso auch immer…

„Und nun in die Mühen der Ebenen hinein. Was liegt an Oberst?“
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Re: Requien für ES

Beitrag von dandelion »

Schön geschrieben. Schadet nicht, sich manchmal auch die kleinen Probleme der Unsterblichen vor Augen zu führen. Gut ist der zeitliche Vergleich mit den aus unserer Gegenwartssicht vergangenen Zeitaltern. Macht deutlich, wie weit sich Bull und die meisten anderen ZA-Trägern inzwischen von ihren Wurzeln entfernt haben.
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Re: Requien für ES

Beitrag von Homer G Adams »

dandelion hat geschrieben:Schön geschrieben. Schadet nicht, sich manchmal auch die kleinen Probleme der Unsterblichen vor Augen zu führen. Gut ist der zeitliche Vergleich mit den aus unserer Gegenwartssicht vergangenen Zeitaltern. Macht deutlich, wie weit sich Bull und die meisten anderen ZA-Trägern inzwischen von ihren Wurzeln entfernt haben.

Danke für das Lob Dante. Im übrigen hast du die Quintessenz der kleinen Story erfasst! :st:

Meiner Meinung nach haben die offiziellen PR-Autoren kaum die Gelegenheit, einen Unsterblichen in wirklich 'schwachen' sprich allzumenschlichen Alltagssituationen zu schildern. Der Zwang des Faktischen sprich Expose zwingt halt jeden Autor in einen Pressrahmen, um die Handlung voranzutreiben.

Dafür sind doch die Fan-Autoren da B-)


Ach ja Ronald Tekener. Da lese ich gerade die allerersten Abenteuer vom Smiler a.d. 2395, als er noch Leutnant der USO war. Einfach unter 'Planetenromane' schauen. Ist ein Doppelband, glaube die Nummer 41/42 bei Zaubermond. Allerdings lade ich die immer per ebook runter.
Ein kleiner Tipp!

The Smiler kommt bald in diesem Thread in einer kleinen Short-Story, so um die 35 Seiten. Schließt an die Weihnachtsgeschichte an. ;)
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