Salut jogo,jogo hat geschrieben:[...] Daher gehe ich für meinen Teil nicht hin und schreibe, dass der Autor völligen M*** geschrieben hat und gegen alle Regeln der Serie verstoßen hatte. Ich frage mich, was der Autor mit seiner Storyline bezweckt und warum er seine Story genauso geschrieben hatte wie er es tat. Mir scheint, dass wir mit unserer Meinungsbildung [...]
mir scheint, dass dies ein bisschen an den Kern dieser/solcher Handlungsdiskussionen geht. Du hast die Auffassung, dass die Autoren/Expokraten grundsätzlich wissen, was sie tun und alles aus einem wohlüberlegten und letztendlich sinnvollen Konzept heraus geschieht. Radikalisiert würde es bedeuten: Du bist der Meinung, dass die Autoren/Expokraten (diesbezüglich?) fehlerlos sind.
Andere - zu denen auch ich gehöre - haben die gegensätzliche Meinung, nämlich dass die Autoren/ Expokraten nicht fehlerlos sind. Dass sie - jetzt von meiner Position gesprochen - sicherlich Konzepte und Überlegungen haben, die sie für sinnvoll und durchdacht erachten, jedoch nicht immer alle Konsequenzen oder Folgen berücksichtigen. Ich sprach z.B. schon häufiger davon, dass m.E. die Spannungs- oder Knalleffekte einer Geschichte wichtiger zu sein scheinen, als langfristigeren Folgen.
Das bringt uns wieder zurück zu der "Kanon-Diskussion":
Sicherlich hat WV recht, wenn er sagt, dass die Hefte selbst den Kanon bilden. Und wir wissen, auch aus der guten alten Zeit, dass es immer wieder Handlungen/Zyklen etc gab, die frühere Geschichten ergänzt oder umgeschrieben haben. Ich halte und hielt allerdings die, auch von WV zitierte, Haltung von Ranier Castor "Es gibt in der Serie keine Widersprüche, nur Geschichten, die noch nicht erzählt worden sind." (zit. nach WV in diesem thread) für sehr bedenklich. Meines Erachtens erwachsen die Rufe nach einem Kanon aus einem ganz elementaren Bedürfnis des Lesers, nämlich dem Bedürfnis nach Verlässlichkeit. Bei so einem gewaltigen Text und gewaltiger Texthistorie wie PR führen zu intensiv oder häufig durchgeführte "Noch nicht erzählte Geschichten" zu einer Verunsicherung des Lesers, da bekannte und verlässliche Textaussagen (auch in ihren Widersprüchen verlässlich, das ist ja das Kuriose) mehr oder minder intensiv umgeschrieben werden. Die Folge für den Erzähltext PERRY RHODAN ist, dass er erzählerisch beliebig und letztendlich auch unglaubwürdig, da unzuverläassig, wird.
Klar wird immer mal wieder ergänzt und erweitert, das ist ja grundsätzlich kein Problem. Aber gerade in den letzten Zyklen wurde so sehr massiv und intensiv "erweitert", dass die Rufe nach einem Kanon doch eher ein Ruf nach erzählerischer Verlässlichkeit sind. Und da wäre ein zu intensives "castoren" m.E. geradzu fahrlässig.
lg
Ten.