nanograinger hat geschrieben:Ob die Gespräche "seltsam" sind oder nicht, hängt doch in erster Linie davon ab, wie die teilnehmenden Personen zueinander stehen. Genau das ist aber unklar. Da hilft es auch nicht, wenn Leser X meint, "das muss doch so und so laufen". Genau das meine ich ja mit "gefühltem" Defizit.
Eben. Die teilnehmenden Personen wären Perry Rhodan und Reginald Bull. Wie stehen die denn zueinander?
1. Sie kennen sich seit mehr als 3.000 Jahren. Das sollte für ein vernünftiges Gespräch unter Freunden reichen.
2. Bull war die letzten 500 Jahre die Nummer 1 (mutmaße ich jetzt einfach mal). Und jetzt steht Perry himself da und Bull sieht alle Felle schwimmen gehen (siehe Rhodans Rede in 3013).
Leser X könnte jetzt meinen, dass eigentlich Position 1 die Nr. 2 deutlich überwiegt und unsere zwei Helden sich mal für ein paar Stündchen ins Separee setzen. Das ist nicht passiert und Leser X (ich zumindest) betrachtet die Lage als defizitär. Perry Rhodan, ein Mensch, der Kosmokraten die Stirn bietet, laviert hier derart rum und ist nicht in der Lage, mit seinem Kumpel ein normales, vernünftiges Gespräch zu führen. Statt dessen kommen Sprüche wie "und sowas hast du zugelassen?" Da kann er von Glück reden, dass ihm keiner was auf die Ömme geklopft hat. Ok, das war übertrieben, wir unterhalten uns hier über ZA Träger, die nicht mit normalen Maßstäben zu messen sind.
nanograinger hat geschrieben: Übrigens hat Rhodan gefragt, was mit den (allen) Bewohnern des Sol-Systems passierte, als Terra und Luna geraubt wurde (Seite 7). Und er "bedrängt" Bully, dass er Antworten erhält. Es ist Bully, der sich ziert (was teilweise natürlich der Tatsache geschuldet ist, das die Erläuterungen erst in Band 3015 kommen werden).
Ja. Bull ziert sich. Grund ist die Nummer 2. Und dann kommt wieder mein Satz: Rhodan erledigt Superintelligenzen im Vorbeimarsch und kann mit seinem Kumpel kein vernünftiges Gespräch führen. Und Bull? Der hat in den letzten 500 Jahren einiges geregelt, sollte da doch stolz drauf seinen können und entsprechend auftreten. Er weiß alles, Rhodan nichts. Hat Bull solch ein geringes Selbstwertgefühl, dass er sofort Befürchtungen hat, von Rhodan untergebuttert zu werden? Jetzt kann das Argument kommen, dass Rhodan befürchte, Bull sei nicht der richtige Bully, er seit ausgewechselt oder beeinflusst oder oder oder. Aber grade da wären ein paar Stündchen im Separee das Vernünftigste.
nanograinger hat geschrieben:Die Situation von Perry und Bully ist nicht die, dass Bully von Perry verhört wird und per Wahrheitsserum die Wahrheit und nichts als die ganze Wahrheit erzählen muss. Perry ist weder in der moralischen Position noch in der Machtposition, um solche Antworten von Bully erwarten zu können. Und Bullys Haltung ist nicht klar, weil wir seine Sicht der Dinge nur indirekt zu sehen bekommen.
Hier sind wir uns fast einig. Deinem ersten Satz stimme ich vorbehaltlos zu. Die Machtposition hat er sowieso nicht und Bulls Haltung ist nicht klar. Sehe ich genau so. Was die Moral angeht: Ich denke, Rhodan will zu allererst nur wissen, was denn nun in den letzten 500 Jahren grundsätzlich und mit Terra insbesondere passiert ist. Über moralische Positionen kann man m.E. erst nachdenken, wenn er (Rhodan) es so genau wie möglich weiß und wir seine Schlüsse daraus kennen. Letztlich ende ich wieder beim gleichen Punkt: Die beiden Kerle kennen sich seit ewig und drei Tagen, verlassen sich in Notsituationen blind aufeinander und würden ihr Leben bedenkenlos dem Anderen anvertrauen. Sie sind aber nicht in der Lage, ein Gespräch unter Freunden zu führen.
Das ist für mich ein Defizit. Nicht nur ein gefühltes, sondern ein tatsächliches.
Aber wie dem auch sei: Das Grundkonstrukt dieses Zyklus gefällt mir bis jetzt. Und seit einigen Wochen haben die Romane wieder Biss und es macht Spaß, sie zu lesen.