Mr Frost hat geschrieben:
Geduld ist eine Tugend. Allein man weiß aktuell nicht mehr, wie lange man noch Geduld haben soll. 10 Bände? 25 Bände? 30 Bände? Dann würde ich sagen: OK! Aber länger? Tja, dies könnte für einige zu lang werden....Ich vermisse hier bereits einige Foristen...
Letztlich muss jeder seine eigene Entscheidung treffen. Und wenn ich dich vieles anprangern sehe, so scheinst du immer noch an einen Weg zu glauben, der deine Erwartungshaltung erfüllen könnte. Zumindest zu einem akzeptablen Anteil.
Wenn man jetzt mal das Beispiel Kreggen (finde es sehr schade, dass er aufhört. Schon alleine die Geschichte mit dem wutentbrannten Ausknopfdrückens des ebook Readers werde ich nie vergessen) nimmt: Ich vermute mal, dass sein persönliches Empfinden auszusteigen gegen Ende des letzten Zyklus bereits so stark war, dass nur noch Marginalitäten fehlten ihn zum Ausstieg zu bewegen. Der berühmte Tropfen. Und es muss nicht einmal ein wirklicher Tropfen sein. Wir Menschen sind einfach wie wir Menschen sind.
Und möglicherweise hätten viele, die jetzt massiv kritisieren vor 30 oder 40 Jahren von einem echt tollen Zyklus geschwärmt. Aber wir ändern uns und unsere Erwartungshaltung. Werden älter und reifer. Und ich erinnere mich noch gut an die Zeiten vor 40 Jahren und mein Poster "Wir sind die, vor denen uns unsere Eltern immer gewarnt haben". Nun, und heute stehe ich fast schon auf der anderen Seite...
Eine Schwierigkeit, die die Expokraten stemmen müssen. Und das in dieser schnelllebigen Welt, die uns nicht einmal in unserer Freizeit die Ruhe und Gelassenheit gönnt, die wir Menschen so dringend bräuchten.
Nun steht hier eine wöchentliche Serie, die genau in dieser rasanten Umwelt über 50 oder 100 Wochen unsere nicht mehr existente Geduld fordert.
Letztlich müssen auch hier die Expokraten in gewisser Weise ihre Waffen strecken und eine gewisse Schnelligkeit in die Handlung bringen. Auch viel Effekthascherei, um einmal das für mich unselige Beispiel der JV aus dem letzten Zyklus anzubringen.
Mit den Tiuphoren muss ich sagen, dass diese mir auch langsam auf den Senkel gehen. Aber ich halte es für denkbar, dass genau diese Reaktion der Leser beabsichtigt ist. Das Blöde, das Riskante daran wäre, dass wir Leser nun genauso reagieren, wie wir reagieren. Wir gehen davon aus, dass bis zum Zyklusende ab Seite 50 die Tiuphorenkünste durch die einzelnen Autoren zelebriert werden. Das flüstern uns aber unsere gealterten Erwartungen ein.
Denn egal wie es nun weitergehen sollte: Welche logische Schlussfolgerung sagt uns, dass genau dies oder jenes das weitere Szenario sein wird? Weil wir wissen, dass Monti viel umherspritzendes Blut mögen könnte. Gucky quält, weil er diese Figur extrem mag? Weil ich hier einer Mod-Aufgabe nachgehe? Weil Mr. Frost fast immer etwas zu kritisieren weiß? Natürlich war das jetzt provokativ und ganz bestimmt nicht so gemeint, wie es sich lesen mag. Aber als langsam alternde Generation müssen wir darauf achten, nicht völlig das zu verlieren, was uns in jungen Jahren auszeichnete. Sonst werden wir irgendwann einmal zu den Menschen, die andere verklagen, bloß weil ein Apfel vom Nachbargrundstück auf das eigene gefallen ist.
So extrem mich die Tiuphoren nerven, so groß ist meine Erwartung, dass wir hier noch eine deutliche Trendwende erleben könnten. Wenn nicht, wäre das natürlich schon recht banal.
Und Mr. Frost: An anderer Stelle fragtest du, ob der Weg das Ziel sei. Diesen Eindruck habe ich auch immer wieder. Aber ich bin sehr davon überzeugt, dass die Exporkraten ein Ziel haben und den Weg danach ausrichten. Aber durch die heute modern gewordene Effekthascherei wird es weniger erkennbar.
Als Beispiel bietet sich mir immer der Hitchcock-Effekt. Entsprechende Musik, angedeutete Handlungen, Schattenspiele und das Kopfkino lief. Die Jugendlichen heutzutage benötigen Schlachterszenen im Detail, um überhaupt noch eine Regung zu zeigen. Aber jetzt auf Rosamunde Pilcher umzusteigen... ich weiß nicht recht. Just my five cents... und einige Euro mehr sowie 5 Euro ins Phrasenschwein für übertriebene Pauschalisierungen.
Letztlich wollen wir doch nur auf die eine oder andere Weise das Gleiche. Für eine gewisse Zeit Entspannung aus dem Alltag finden. Und entweder es funzt mit den Romanen oder eben nicht mehr.