Erfahrungsbericht zum Einstieg in die Perry Rhodan EA

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Martakus
Marsianer
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Erfahrungsbericht zum Einstieg in die Perry Rhodan EA

Beitrag von Martakus »

So, nach 75 gelesenen Bänden habe ich mich nun entschieden, einen Erfahrungsbericht zum Einstieg in die Perry-Rhodan-Erstauflage zu veröffentlichen. Das ganze kann sowohl als Entscheidungshilfe für alle genutzt werden, die überlegen, in den neuen Zyklus einzusteigen - noch sind ja einige Wochen Zeit! - als auch den Expokraten und/oder Autoren als Feedback dienen.
Vorab vielleicht noch ein paar Infos zu meiner Person: Ich komme aus Sachsen, bin demzufolge "Ossi" und damit ist die Serie in meiner Gegend wenig bis gar nicht bekannt. Die hiesige Bibliothek hat zwar die Bertelsmann-Ausgaben der Silberbände von 1 bis sonst wohin, aber mir ist nicht bekannt, dass die jemals ausgeliehen gewesen wären. Außerdem bin ich mit meinen 17 Jahren noch vergleichsweise jung. Zumindest scheint mir der Durchschnittsleser schon geraume Zeit volljährig zu sein.
Wie alles begann
Fangen wir also ganz von vorne an: Es begab sich im April 2013, dass ich in Perry Rhodan Neo einstieg. Die Leseprobe hatte mich überzeugt und auch im weiteren Verlauf wurde ich nicht enttäuscht. Dann kam der Gedanke, dass man ja in die EA einsteigen könnte. Und passenderweise fing ja auch gleich im Mai der neue Zyklus an. Und der sollte nach einem harten Schnitt auch noch ideal für Neueinsteiger sein.
Da ich keine halben Sachen machen wollte, griff ich gleich zu einem Abo. Erstmal für 1 Jahr, danach wollte ich weitersehen. Unglücklicherweise lief aber bei der Bestellung etwas schief, das Abo begann erst ab Band 2701. Also zog ich dann doch von Kiosk zu Kiosk und suchte nach einem Ort, wo ich die Nummer 2700 käuflich erwerben könnte. Schließlich war der dann ja auch von Andreas Eschbach geschrieben, von welchem ich spätestens seit 'Herr aller Dinge' Fan war - das konnte ich mir nicht entgehen lassen. Nach ein bisschen Sucherei fand ich dann - wie könnte es klischeehafter sein - eine Bahnhofsbuchhandlung, die die Serie führte.
Der erste physische Eindruck war offen gesagt etwas ernüchternd: Extrem dünner Umschlag, ungebleichtes Papier. Aber okay, was nimmt man nicht alles in Kauf, wenn es die Kosten minimiert. Das KRUSENSTERN-Poster als Beilage war auf jeden Fall super - es hängt noch heute an meiner Zimmertür. Dann ging es ans Lesen. Aber so richtig konnte der Roman meine Erwartungen nicht erfüllen. Die waren zwar vielleicht auch ein bisschen hoch angesetzt, gerade weil ich eben von Andreas Eschbach absolute Meisterwerke erwarte, aber trotzdem war ich enttäuscht. Auch 2701 war in der Hinsicht nicht viel besser. Aber dann ging es los: Ab der Story um das Balg (2702-2703) und dem darauf folgenden Dreiteiler von MMT (2704-2706) war meine Euphorie geweckt. Letztere habe ich immer noch als einen Höhepunkt des Zyklus in Erinnerung.
Das Einfinden in die Serie war für mich kein Problem. Ich hatte durch das Lesen von Neo und den ersten beiden Silberbänden ja schon ein grobes Bild von dem, was mich erwartete. Wenn mal was unverständlich war, half die Perrypedia. Das Glossar am Ende jedes Romans nutzte ich selten. Im Eröffnungsband war außerdem eine Sonderbeilage über den ,,Zustand" des Sonnensystems im Perryversum, die ich als äußerst hilfreich empfand.
Paradoxerweise schien es mir dabei insgesamt so, als ob den Expokraten daran gelegen wäre, in den ersten 20 Bänden erstmal für das Nichtvorhandensein vieler 'älterer' Figuren (Gucky, Bull, Tekener...) sorgen wöllte, um Neuleser nicht zu überfordern. Besser hätte ich es da gefunden, man hätte diese Figuren einfach eine Weile unerwähnt geblieben wären. Ohne mein Vorwissen hätte sich das ganze wahrscheinlich so angefühlt: ,,Wer ist eigentlich Gucky? - *informier* - Upps, jetzt isser im Koma. Hab ich mich umsonst informiert. Wer ist eigentlich dieser Reginald Bull? - *informier* - Upps, jetzt isser verschollen. Hab ich mich umsonst informiert. Wer ist eigentlich dieser Ronald Tekener? - *informier* - Upps, jetzt isser tot. Hab ich mich umsonst informiert... " Dem Neuleser wurde so das ,,Einfinden" in die Serie nicht wirklich erleichtet und viele Altleser zeigten sich empört - besonders über Tekeners Ableben.
Aber - wie gesagt - nach einer Weile findet habe ich mich problemlos eingefunden. ,,Alles'' wird man nie wissen und verstehen können, wenn man nicht die gesamte Serie gelesen hat, aber das macht auch nichts. Dazu gibt es ja die Perrypedia.
Anmerkungen zu Einzelheften
Ich kann jetzt nicht über jeden Band einzeln schreiben, daher nur ein paar Dinge, die mir in Erinnerung geblieben sind:
Die Story um den perfekten Jäger (2709-2711) war gut.
Ebenso die um das Attentat auf Vetris-Molaud, das fehlzuschlagen ich als absoluten Geniestreich der Expokraten empfand. In welchem anderen literarischen Werk würde schon ein Attentat, welches über hunderte von Seiten vorbereitet worden war, einfach so fehlschlagen und in einem Desaster enden?
Das Einzelheft 'Der Paradieb', #2721, war auch erste Klasse.
Michelle Sterns Doppelband (2727-2728) über Luna war sehr gut.
Die Einzelhefte #2739 und #2742 waren absolut Spitze. Die Art, in der in beiden ein fremdartiges Volk vorgestellt wurde, obwohl dieses für den weiteren Storyverlauf nur minimale Bedeutung haben würde, war eine sehr interessante Abwechslung.
#2749 war sehr gut.
#2758 und #2761 sind mir als besonders langwierig in Erinnerung. Bei letzterem lag das Wohl daran, dass ich als Neuleser mit den 'Erben Lemurias' absolut nichts anfangen konnte und dementsprechend ein gemindertes Interesse an ihnen besaß, bei ersterem sagte mir wohl der Schreibstil des Gastautors nicht zu.
#2763 und #2768 waren wieder im Stil von #2739 und #2742, der Fokus lag also auf der Geschichte von 'unbedeutenden' Einzelpersonen oder Völkern - sehr gut!
#2769 war für mich persönlich katastrophal. Ein Großteil des Romans bestand nur aus 'Technogeschwurbel', wie man hier im Forum so schön sagt. Also aus dem (aus meiner Perspektive) zum Scheitern verurteilten Versuch, die fiktiven und unrealistischen Technologien, die in der Serie vorkommen, IRGENDWIE zu erklären. Es wird versucht, ein bisschen mehr Science zur Fiction hinzuzufügen. Aber Überlichtgeschwindigkeitsflüge lassen sich eben nicht physikalisch korrekt erklären. Es mag aber durchaus Leser geben, denen es lieber ist, wenn Autoren ihnen Einblicke in die 'Technik' geben.
Anmerkungen zu den Titelbildern
Ich muss ehrlich sagen, dass mir die Titelbilder meist nur mäßig zusagten. Es gab einige sehr gute (zum Beispiel die von #2721, #2739 und #2749), aber die meisten hauten mich nicht gerade vom Hocker, zu dem Punkt, dass ich mich mit teilweise schämte, mich in der Öffentlichkeit ,,mit sowas'' blicken zu lassen. Besonders #2726 war meiner Meinung absolut daneben, besonders weil die im Titelbild gezeigte Szene ja weit von dem entfernt ist, was dann tatsächlich im Roman vorkam. Nochmal zum Mitmeißeln für alle Neuleser: Nein, es wurden keiner schwangeren Bauch durch einen Roboterskorpion aufgeschlitzt. Warum das Titelbild das suggeriert, ist mir unbegreiflich.
Fazit
Bereue ich den Einstieg in die EA? Nein. Würde ich ihn empfehlen? Vielleicht. Man sollte auf jeden Fall wissen, worauf man sich einlässt. Selbst ein einzelner Zyklus von Perry Rhodan ist ein Monsterberg an Text. Nicht alles davon ist gut. Manches ist besser, manches ist schlechter. Im Grunde kann man es sich vorstellen wie eine der unzählbaren TV-Serien, die momentan ja immer mehr an Popularität gewinnen - Game of Thrones, Breaking Bad, Arrow und wie sie nicht alle heißen. In diesen wird eine Geschichte ja auch über zig Stunden verteilt erzählt. Nur, dass die Story bei PR eben noch viel komplexer ist und es noch viel mehr Charaktere gibt (was ich persönlich durchaus als positiv empfinde, aber darüber kann jeder seine eigene Meinung haben). Es ist allerdings meiner Ansicht nach immer besser zu lesen - selbst wenn es nur 'Groschenromane' sind (wobei ich PR ungern zu dieser Kategorie zuordne) - als sich vor einen Fernsehbildschirm zu hocken und sich berieseln zu lassen.
Ein weiteres - nennen wir es ,,Merkmal'' - von Perry Rhodan ist, dass man immer mehr als genug zu lesen hat. Man muss sich also nicht ständig nach neuem Lesestoff umsehen, wie das bei normalen Romanen der Fall ist - der kommt einfach. Je nach Präferenz auf den eBook-Reader oder in den Briefkasten. Und wenn er zu langsam kommt, wird eben noch NEO mitgelesen. Und wenn man noch mehr lesen möchte, liest man einen älteren Zyklus. Oder die Atlan-Serie. Oder, oder, oder...
Außerdem ist der Lesestoff sehr billig, ganz gleich, ob man ihn als eBook oder Heftroman kauft. 3 Hefte haben locker den Umfang einer handelsüblichen Romans - und dass man einen guten Roman im Deutschsprachigen Bereich für weniger als 4,50€ (als eBook) beziehungsweise für weniger als 6,50€ (als Softcover) erhält, kommt äußerst selten vor.
Abschließend kann ich den Lesern nur wärmstens ans Herz legen: Probiert es einfach. Anders werdet ihr zu keinem abschließenden Urteil kommen können.
3 'Wünsche' von mir an die Expokraten/den Verlag
1. Macht mal die Fässer leer, bevor ihr die nächsten aufmacht. Es gab am Anfang dieses Zyklus' so viele angefangene Handlungsstränge, die jetzt immer noch nicht weiterverfolgt wurden. Was ist denn mit dem Balg, das Perry Rhodan ganz am Anfang auf dem Technomond fand? Was ist das Geheimnis des Sees, den Icho Tolot und Avan Tacrol in #2710 untersuchten, bevor die Jagd auf sie begann, wie ist die wahre Form der Jajs? Findet die KRUSENSTERN irgendwann noch mal Medusa? Auf alle diese Fragen gibt es 60 Bände später immer noch keine Antworten, obwohl sie bereits in den ersten 15 Bänden aufkamen. Das führt nur dazu, dass man als Leser schon fast vergessen hat, was da eigentlich irgendwann mal vor über einem Jahr passiert ist, wenn die Handlung dann endlich fortgeführt wird.
2. Lange, technische Beschreibungen bitte nach Möglichkeit auf spezifischen Datenblättern oder im Glossar unterbringen. Im Fließtext interessieren sie nicht jeden.
3. Ein dickeres Cover bei den Heftromanen wäre wünschenswert. Das aktuelle knittert sehr leicht, wenn man das Heft mal schnell in die Tasche schieben muss. Dafür wäre ich auch bereit, bis 2,50€ zu zahlen. Allerdings werde ich nach Ablauf meines Abonnements sowieso auf eBooks umsteigen, daher müsste man bei dieser Entscheidung einen Weg finden, die 'Papier'-Leserschaft direkt zu befragen.
*
Vielen Dank für das Lesen! Ich hoffe, dass ich helfen konnte :)
Aktueller Stand:
Neo 1 - 100; 150-180 --- EA: 200-235; 2700 - 2801 [beide abgebrochen, wahrscheinlich Wiedereinstieg bei 3000.]

Die Klugheit liegt am Boden
Die Vernunft wird noch verrückt
Die niedrigsten Instinkte schlagen zu, wohin man blickt.
Das alles scheint weit weg, doch es beginnt vor deiner Tür,
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Laurin
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Re: Erfahrungsbericht zum Einstieg in die Perry Rhodan EA

Beitrag von Laurin »

Sehr interessanter Erfahrungsbericht! :st:

Deinem Wunsch, mehr ungelöste Rätsel aufzulösen bevor man andauernd neue generiert, schließe ich mich an.
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Mi.Go
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Re: Erfahrungsbericht zum Einstieg in die Perry Rhodan EA

Beitrag von Mi.Go »

Martakus hat geschrieben:... wie ist die wahre Form der Jajs? ...
Das Rätsel wurde gelöst.
Todeskandidat: "Ich glaube nicht an die abschreckende Wirkung der Todesstrafe"
Henker: "Ich hab hier noch keinen zweimal gesehen"
Slartibartfast
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Re: Erfahrungsbericht zum Einstieg in die Perry Rhodan EA

Beitrag von Slartibartfast »

Me gusta. :st:
Schade, dass es im Jahr 1980 #350 Drittauflage noch kein Internet gab...
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Alexandra
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Re: Erfahrungsbericht zum Einstieg in die Perry Rhodan EA

Beitrag von Alexandra »

Wie geht es dir eigentlich mit dem Wortschatz?
Ich nehme immer mal wieder bisschen PR in die Schule mit, und bei genauerem Lesen gibt es mit den Wortneubildungen genausoviel Probleme wie mit altem Wortschatz, also Fremdwörtern und so.
Martakus
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Re: Erfahrungsbericht zum Einstieg in die Perry Rhodan EA

Beitrag von Martakus »

Mi.Go hat geschrieben:
Martakus hat geschrieben:... wie ist die wahre Form der Jajs? ...
Das Rätsel wurde gelöst.
Okay, da hast du in gewisser Weise recht. Aber nicht in den 60 Bänden, nach denen es zum ersten Mal aufkam :unschuldig:
Aktueller Stand:
Neo 1 - 100; 150-180 --- EA: 200-235; 2700 - 2801 [beide abgebrochen, wahrscheinlich Wiedereinstieg bei 3000.]

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