idaho hat geschrieben:Ich schreibe das in Bezug auf 104 öfter und bei jeder sich bietenden Gelegenheit, wer das also schon kennt, darf zur No. 2 vorrücken
#104 William Voltz: Nur ein Greenhorn
[...]
[...], hat Willi Voltz den Lesern mit den Mitteln eines Heftromans eine schöne Denksportaufgabe mit auf den Weg in die nächste Woche gegeben.
Hurra, dass ich DAS noch erleben darf...
Ich bin nicht der Einzige, dem Band 104 eindruckvoll im Gedächtnis hängengeblieben ist. Ich würde heute nicht (mehr) sagen, dass es für mich der beste Roman der Serie ist, aber mit Abstand der "Schönste" (wie immer man das definieren mag) und der "Eindrucksvollste".
Eindrucksvoll, weil Willi es hier - wie du auch schon richtig geschrieben hast - schafft, aus einem
trivialen Groschenroman eine ganze Studie zu entwerfen.
Da sind zunächst die "Guten" und die "Bösen", Terraner auf Hochzeitsreisen und Springer, bzw. ein Ara, die Schmugglergeschäfte tätigen. Soweit, sogut, das schreit nach einer klaren schwarz-weiß-Story. Und dann erscheint Schnitz auf der Bühne...
Was ist Schnitz? Schnitz ist - faktisch betrachtet - ein Süchtiger, ein Junkie. Zugegeben, ein netter Junkie, ein lustiger Junkie, ein hilfsbereiter Junkie, aber immer noch ein Junkie. In unserer Gesellschaft wäre er ein Außenseiter. Aber er hilft den "Guten". Macht ihn das denn nicht zu etwas besserem? Immerhin schadet er mit seiner Sucht niemandem außer sich selber.
Und da ist sein Wandel innerhalb der Geschichte. Hilft er den Terranern zunächt nur für eine Gegenleistung, so hilft er ihnen später auch ohne diese Gegenleistung denn jetzt sind die Terraner für ihn "Freunde". Seine Hilfe geht sogar so weit, dass er
gevoltzt getötet wird.
Ach ich könnte über diesen Roman eine 100-seitige Abhandlung schreiben und hätte noch nicht alle Aspekte erörtert.
Weitere Lieblingsromane (ich möchte mich da nur ungern auf eine Reihenfolge festlegen, weil meine Gründe für jeden dieser Romane komplett differieren):
Band 1200, »Ordoban« von Kurt Mahr
Für mich als Erstauflagen-Einsteiger bei Band 1195 war dieser Roman natürlich eine Offenbarung. Ich hatte bis dahin nur die Silberbände bis Band 18 ("Hornschrecken") gelesen, also bis zu einem Punkt an dem die Schauplätze noch nachvollziehbar waren (Milchstraße. Fertig) und die Dimensionen der Handlung leicht nachvollziehbar (Da war ein Gegner, der musste besiegt/befriedet/überzeugt werden. Fertig). Und dann kam mit Ordoban das erstemal eine (von vielen) Lebensgeschichten, die den Hauch kosmischer Größe vermittelte.
Band 1598, »Der Tag des Zorns" von Peter Terrid
Der Comeback-Roman von Peter Terrid war damals das Finale eines eher atypischen Zyklus, bei dem lange Zeit gar nicht klar war, worin die eigentliche Gefahr bestand. Und dann ES' Todeskampf bei dem ES die Realitäten änderte... Klasse!
Aus der jüngeren Serienvergangenheit fallen mir noch Band 2658, »Die Stunde des Residenten« von Verena Themsen ein, in dem Bully im Alleingang die Solare Residenz zurückerobert. Den Roman hab ich damals nachts um 1 begonnen, in der Absicht noch so 10-20 Seiten zu lesen. Um 3 Uhr war ich mit dem Heft fertig. Obwohl ich so müde war wie nur was konnte ich nicht aufhören. Bin dann hundemüde, aber hochzufrieden, binnen 3 Sekunden eingeschlafen.
Nur eine Woche später, Band 2659, »Toufec« von Richard Dübell. Einfach herrlich, wie Dübell hier das Zusammenspiel des naiven Räubers Toufec und dem Chronist von ES, Delorian Rhodan, erzählt und die Entwicklung Toufecs schildert. Das war quasi der Gegenentwurf zur Lebensgeschichte einer SI, denn eine solche vermittelt kosmische Größe ("Sense of Wonder"). Toufecs Geschishte ist dagegen eher banal, aber nicht weniger anrührend.
Dann die Bände 2668 - 2671 von Christian Montillon und Marc A. Herren, die dort Aufstieg und Fall Sholoubwas erzählen. Bis dahin hatte man den Namen "Sholoubwa" oft gelesen, aber man wusste absolut nichts konkretes. Das was dann erzählt wurde hat (zumindest meine) Erwartungen übertroffen.
Band 2732, »Der Hetork Tesser" von Uwe Anton. Im Theater würde man diesen Roman wohl als Kammerspiel bezeichnen. Keine Raumschiffe, keine großen galaktischen Hintergründe, kein "Sense of Wonder", lange Zeit nicht mal ein Dialogpartner. Aber dennoch spannend von vorne bis hinten.
Es gibt natürlich noch die "Momente" die hängengeblieben sind, etwa Rhodans Rückführung von TRIICLE-9 und die Antwort auf die Dritte Ultimate Frage (oder auch nicht). Oder der Moment als Rhodan den Atopischen Synaptor betritt und das Vigintilliarden-Gesicht erblickt. Das Psycho-Duell zwischen Rhodan und Atlan auf Hellgate. Atlan, der Mirona Thetin mit einem Speer tötet. Alaska Saedelaere auf der menschenleeren Erde.
Es gab aber auch immer wieder Stellen, bei denen ich laut losgelacht hab. Etwa bei Band 2796, »Ultima Margo« von Leo Lukas, als es zu einem Ausfall der Prallfelder zwischen den PaGeDi-Demonstranten ("Patrioten gegen Diskriminierung") und Gegendemonstranten kommt.
Und dann ist da natürlich noch der All-Time-Klassiker, ein Moment, für den alleine es sich lohnen würde die PR-Serie zu verfilmen (ich mag mir gar nicht ausmalen wie viele da im Kino vor Lachen vom Sitz fallen), aus Band 705, »Flucht aus Imperium-Alpha« von William Voltz, als Reginald Bull nach der "Reperatur" seines Zellaktivators durch Breslauer erkennt, was er und die Aphiliker in den letzten 40 Jahren verbrochen haben, ihm die Tränen kommen und er so reagiert wie nur Bull reagieren kann (und es auch nur bei Bull funktioniert), indem er die Aphiliker anschaut und sagt:"Ihr Scheißkerle!"