Das sehe ich anders. Moderne Unterhaltung funktioniert am Besten mit ambivalenten Figuren, bei denen ich zwar im Prinzip weiß, dass "der Böse" falsch handelt, mich aber ein gutes Stück auch in seine Motivation und Hintergründe hineinversetzen kann - siehe Atopen bzw. Onryonen. Und bei denen mir andersherum auch nicht Sauber Strahlemann, der Rächer der Enterbten, bei jeder Gelegenheit um die Ohren geschlagen wird. Das simple Gut-Böse-Schema, bei dem der Leser/Rezepient von Anfang an mit der groben Kelle eingetrichtert bekommt, wer gut und wer böse ist, kommt bei der medienerfahrenen Generation von heute nur noch schlecht an. Beziehungsweise kommt es vorzugsweise bei den Zeitgenossen gut an, denen man im Alltag lieber aus dem Weg geht. Innerhalb der Rhodan-Serie habe ich in jüngerer Zeit gelegentlich den Eindruck, dass die Planer und Macher ihrer Leserschaft diese Erfahrung absprechen, eher die gerade genannte Zielgruppe anpeilen. Und in dieser Hinsicht sind die Tius ein Schritt, wenn nicht gar ein ganzer Sprung in die falsche Richtung und fallen hinter das bereits Erreichte zurück. Dieser gemeine Rhodan-Leser und Schreiber dieses Textes, der mit Voltz sozialisiert wurde, nimmt das mit Unmut zur Kenntnis und konstatiert daher in der Tat, dass die Rhodan-Serie in dieser Form seit Band 2800 nicht mehr gut (genug) für ihn ist. Es mag allerdings verkaufstechnisch notwendig sein, das kann ich nicht beurteilen.Robert Corvus hat geschrieben: ...
Wenn wir aber unsere Helden in eine actionreiche Auseinandersetzung schicken und die Leserschaft sie dennoch als "die Guten" wahrnehmen soll, als diejenigen, mit denen man sich gern identifiziert, dann müssen wir Kontrastmittel hinzugeben. Sprich: Vor einem dunklen Hintergrund leuchten die Helden am hellsten. Nun reicht es aber nicht aus, einen Schurken dadurch zu charakterisieren, dass er sich morgens vor den Spiegel stellt, sich selbst angrinst und sagt: "Hach, was bin ich doch für ein böser Bube!" - Böse ist, wer Böses tut, und das muss man dann auch zeigen. Von daher haben die Tiuphoren perfekt funktioniert.
Langer Rede, kurzer Sinn: Ich verstehe, wenn man eine Antipathie gegen die Tiuphoren entwickelt. Genau das ist ihr dramaturgischer Zweck. In einem Krimi soll man den Mörder nicht sympathisch finden, sondern sich wünschen, dass er geschnappt wird. Hier soll man sich wünschen, dass die Tiuphoren mit ihrer Invasion scheitern. Darauf sind die Spannungsbögen ausgelegt.
Was ich nicht ohne Weiteres verstehe, ist die Schlussfolgerung: "Weil mir die Tiuphoren unsympathisch sind, finde ich die Serie nicht mehr gut." Überspitzt formuliert sollte der Spannungsaufbau umso besser funktionieren, je mehr die Leserschaft in den Tiuphoren die Bösen (und damit in Perry den Guten) erkennt.
Was die Gigantomanie betrifft, also, dass man einen Perry Rhodan samt Menschheit nur durch gigantomanische Bedrohungen ins Schwitzen bringen kann: Dem ist meiner Meinung nach nicht so. Es ist einfach nur bequemer, sich derartige Szenarien auszudenken und womöglich lassen sich die Hefte auch besser verkaufen, wenn Rhodan an der Spitze eines mächtigen Galaxienbündnisses gegen unheimliche, gern auch rätselhafte Gegner aus fremden Dimensionen antritt anstatt einen Hilfs- und Rettungseinsatz in Sonnensystem X zu leiten oder eine Schnitzeljagd durch die Milchstraße. Nicht umsonst gibt es immer wieder Stimmen, die das Bodenständige in der Serie vermissen. Ich vermisse einfach die Bereitschaft, auch mal ein, zwei Gänge zurückzuschalten und nicht gleich die nächste Superintelligenz oder Hohe Macht durchs Dorf zu treiben. Wann immer der Versuch gemacht wird - Stichwort Hyperimpedanz - unterliegen die Macher alsbald der Versuchung, Perry doch wieder höher, schneller und weiter als je zuvor durchs All zu scheuchen. Das ermüdet einfach nur noch.