Wir Vier atmeten auf, denn wir hatten wohl bemerkt, dass der Fremde, den wir scharf beobachteten, hin und wieder um Ahabs Schiff, der Karkar, herumgeschlichen war, wie ein Jäger um seine Beute. Es musste sich um einen normalen medischen Assassinen, allerdings in Diensten der Dunklen Bruderschaft handeln. Ich roch das regelrecht. Einmal hatte er mit einem Matrosen unseres Schiffes sehr vertraut geredet.
Zwei Tage später fuhr auch unser Großsegler ab. Wir hatten einen kräftigen Wind. Starke Wellen trieben uns entgegen. Aber das spielte für das Rahsegel keine Rolle. Auf Befehl des Maats richteten die Seeleute es so aus, dass es sich optimal den Wind zunutze machte.
Unser erstes Ziel würde Karkar sein. Der Aufenthalt dort würde aber nicht lange währen, denn Ahabs Familie und die der verheirateten Matrosen wohnten in Aden, obwohl die meisten von der Tihamaküste stammten.
Für einen Fernhändler war die Stadt am Golf einfach der bessere Standort, weil dort auch die Indienschiffe anlandeten. Ahabs Frau stammte dagegen aus dem Punt.
Unter dem Schwanken und Ächzen des Holzes kam die Karkar rasch voran.
Wir belegten eine enge Kabine, aber zumeist hielten wir uns vorne am Bug unter einem Sonnendach auf. Unsere Rucksäcke hatten wir immer bei uns, was den Kapitän zu einem Schmunzeln veranlasste, aber er sagte nichts.
Am Nachmittag sahen wir Bergrücken auf der anderen Seite des Roten Meeres auftauchen.
„Der Sarat!“ erklärte Ahab freudig. „Er ist sehr hoch und schwer überwindbar. Händler, die in das Hochland von Asir vordringen möchten, müssen sich durch geröllreiche Schluchten hindurchquälen. Da ziehe ich meinen guten alten Wellenbrecher vor!“
Er tätschelte zärtlich das Schiffsholz, das hauptsächlich von den bewaldeten Hängen des Saratgebirges stammte, dort wo regelmäßige Regenfälle den Wuchs von Bäumen ermöglichten.
Jetzt tauchte auch der hügelige Küstenstreifen vor dem Saratgebirge auf, das Tihama. Es bestand zum größten Teil aus Wüste.
Zwei Tage fuhr der Segler entlang der östlichen Küstenlinie nach Süden. Nachts ankerten wir dort, wo der Strand durch Wasser führende Wadis unterbrochen wurde. In der Regel befand sich in der Nähe ein Fischerdorf. Mit diesem wurde dann rasch ein Kleinhandel betrieben und Lebensmittel, hauptsächlich gegen hochwertige Eisenwerkzeuge getauscht und natürlich frisches Wasser besorgt.
Die Bergkette des Sarats zog sich endlos nach Süden. Das Wetter zeigte sich nicht so angenehm wie in Oberägypten. Zwar gleich heiß, infolge des verdunsteten Wassers allerdings schwül. Manchmal zogen heftige Gewitter über das Tihama. Dann füllten sich die vielen Wadis für eine Weile mit Wasser.
Am dritten Tag wurde das Land, an dem wir entlang segelten sanft hügelig. Sand und Schotterflächen erstreckten sich bis zum Sarat hin. Einige Bergrücken liefen steil über den Küstenstreifen und fielen abrupt zum Meer hin ab. Dichte Bergwälder, die im Dunst lagen, bedeckten die Flanken und Grate. Der Duft von Wacholder und würzigen Kräutern hing über der Seeluft. Dann entdeckten wir die Wachfeuer des Hafens von Karkar, Ahabs Geburtsort. Er besaß hier nur noch einige ferne Verwandte. Seinen Besitz hatte er längst verkauft und alles in Aden investiert. Dort lagen auch seine Magazine und das Kontor seines Agenten.
„Spürt ihr den besonderen Duft der Wacholderheiden und Kräuterwiesen?“ Der Seemann atmete tief durch und blickte uns gespannt an.
„Ja!“ bestätigte Semor, ‚Philippos’. Teschub und ich nickten nur. Wir alle atmeten tief durch.
„Hier müsste es einen guten Kräutermarkt geben? Wir hätten einige Kräuter zum Verkauf anzubieten und wir möchten unseren Vorrat mit preiswerten heimischen Produkten ergänzen.“
„Das Haus der Kräuterhexe Ilura, bietet sich hierfür an, Perser. Du findest am ganzen Roten Meer und bis nach Indien keine größere Auswahl. Mehr als drei Dutzend Sammlerinnen arbeiten nur für sie. Sie holen zu bestimmten Zeiten, sich hauptsächlich nach den Mondzyklen richtend, ganz bestimmte Kräuter. Oft am frühen Morgen. Die Verarbeitung übernehmen ausgebildete Fachkräfte, unter ihrer Anleitung.“
„Da bin ich wirklich gespannt“, entgegnete ich neugierig und blickte auf die Hafenstadt.
„Wir haben nur einen Tag Aufenthalt!“ erinnerte mich der Kapitän. Wir nickten bestätigend.
Dann legte die Karkar an. Die Stadt selbst glich in vielem Quseir. Auch sie besaß eine große Karawanserei und war der End- und Ausgangspunkt mehrerer Karawanenstraßen. Ein Weg führte hinauf auf die Hochfläche und mündete in die Weihrauchstraße ein, die vom Hadramaut bis nach Gaza führte, immer entlang der Wüste. Auf der anderen Seite lag das Küstengebirge, das Sarat und lieferte das Wasser für die Oasen und die Wadis, welche die Handelsstädte entlang der Straße mit dem kostbaren Nass versorgte. Das Gleiche galt natürlich auch für die Küstenstädte am Tihama.
Karkar lag in einer Zone, die oftmals Regen erhielt, was auch die Bergwälder erklärte.
Zumeist lagen mehrere Hafensiedlungen in solchen Gegenden.
Der Medjay Teschub bewachte unser Gepäck auf dem Schiff. Ahab meinte zwar, das wäre nicht nötig, aber wir gingen den sicheren Weg.
Unsere zum Verkauf bestimmten getrockneten Kräuter fanden in einem Gepäckstück Platz. Iluras Kräuterhaus konnte bereits aus weiter Entfernung gerochen werden.
Das wunderbar nach getrockneten Kräutern riechende Haus hatte die Geschäftsfrau zweistöckig bauen lassen. Der untere Bereich, eine riesige Halle, in der fast alle bekannten Kräuter angeboten wurden, entpuppte sich als ein Paradies für Kräuterdoktoren, Hexen oder einfach an Kräuter interessierte Menschen.
„Ich bewache die Tür!“ schlug Semor vor und blickte sehnsüchtig zur genau gegenüberliegenden Taverne hinüber. Er konnte von dort aus unter einem schattigen Sonnensegel bequem den Eingang überwachen. Gedankenverloren nickte ich und besah mir mit ‚Philippos’ die Auslagen in aller Ruhe. Irgendwann stand Ilura neben uns. Bald entbrannte ein Fachgespräch, das mir Spaß bereitete. Die höchstens fünfzig Jahre alte Frau trug einen leichten Schleier und offenbarte sich uns als eine Expertin. Auch der Mentor des OdL trug mit seinem Kräuterwissen zum Gelingen des Gesprächs bei.
So kamen wir rasch ins Geschäft. Ilura übernahm unsere Kräuter im Tauschhandel gegen seltene Heilpflanzen, die in Aden und in indischen Häfen, einen hervorragenden Preis erzielten. Natürlich wollte ich meine Händlermaske aufrechterhalten. Aber es machte mir auch Spaß.
„Ich wusste nicht, dass ein Kristallprinz des Großen Imperiums, Spaß am Handel haben könnte. Du bist doch kein Mehandor. Wenn das dein Vater noch mitbekommen hätte“, maulte mein Extrasinn in meinen Gedanken.
Ich grinste in Gedanken zurück, vor allem, weil er sich auf meinen Vater den Imperator bezog, den er natürlich nicht ‚kennen’ konnte.
„Macht einfach Spaß, aber dafür hast du wohl keinen Sinn in deiner rein paramentalen Existenz!“
„Das wüsste ich aber!“, gab der Logiksektor keine Ruhe. Ergo ignorierte ich ihn einfach. Ständig wiederholte er diesen dummen Spruch. Woher hatte er ihn nur?
Als wir die Kräuterhexe verließen, war fast ein halber Tag verstrichen.
Semor saß in der Taverne gegenüber, im Schatten eines großen Sonnensegels. Wir setzten uns zu ihm und bestellten ein typisches Menü an der Tihamaküste. Zuerst aßen wir Falafel, ein Kichererbsengericht mit viel Knoblauch und diversen Gewürzen. Dazu das Tabuleh, ein Petersiliensalat mit vielen Zwiebeln, Knoblauch und Weizenschrot. Als Hauptgericht wurde uns Lammfleisch vom Spieß gereicht. Gewöhnungsbedürftig war die Tatsache, dass wir nur mit den Fingern und als Besteckersatz, mit Stücken von Fladenbrot, die Gerichte essen mussten, wollten wir uns nicht als kulinarische Barbaren offenbaren. Aber wir hatten keine Probleme damit. Übriggebliebene Flüssigkeiten tunkten wir mit dem Fladenbrot auf. Alle Gerichte, einschließlich des Fladenbrots mundeten köstlich und waren heftig gewürzt. Die Karkarer bauten zudem einen ausgezeichneten Wein an.
Abschließend gab es noch köstlichen gekühlten Dattelkonfekt.
Immer wenn ich mich mal wieder in einer neuen irdischen Gegend aufhielt, kostete ich deren lokalen kulinarischen Spezialitäten. Insgesamt zeigte sich der Barbarenplanet als eine Ranton mit unglaublicher gastronomischer Vielfalt. Die längst vereinheitlichten Kostbarkeiten auf Arkon zeigten nicht mehr diese kulinarische Bandbreite. Es sei denn man importierte sie aus der Galaxis. Diesbezüglich würde ein künftiges an die galaktische Zivilisation angeschlossenes Terra, wie die Römer den Planeten nannten, der Galaxis viel bieten. Auf technische ‚Leckerbissen* konnte die Galaxis dagegen wohl ewig warten.
„Vielleicht irrst du dich darin, Prinz.“
„Das glaube ich nicht.“
Damals konnte ich natürlich nicht ahnen, dass mein Logiksektor in dieser Hinsicht eine korrekte Voraussage machte.
Dann schlenderten wir zurück zu dem Segler. Dort herrschte große Aufregung. Der Matrose, der mit dem Geheimnisvollen mit dem Raubvogelgesicht gesprochen hatte, wurde gerade tot von Bord getragen. Er hatte versucht in unsere Kabine einzubrechen und Teschub, zu töten. Was für ein sinnloses Unterfangen. Der Medjay hatte keinen Augenblick gezögert, ihn für immer unschädlich, zu machen und ins Schattenreich zu schicken.
Der Kapitän leitete eine kurze Untersuchung ein. Rasch kam heraus, dass der Matrose mit dem Krummnasigen gesprochen und unter den anderen Seeleuten gegen uns hetzte und uns als Unglücksbringer bezeichnete.
Zwar lautete das Urteil des Kapitäns klar zu unseren Gunsten, aber einige Matrosen betrachteten vor allem Teschub, nun mit scheelen Augen. Ahab riet ihm, sich möglichst nicht zu oft unter den Seeleuten aufzuhalten.
In schweren, mit Wachs versiegelten Krügen wurde Braten in Öl, Datteln in Honig, Zwiebeln in saurem Wein, Trockenfisch und eingelegte Gemüse und zum Trinken, Bier, Wein und Wasser an Bord gebracht. Ebenfalls einige größere Kisten mit Kräutern ergänzten die Handelsgüter.
Trotz des schlechten Starts, verließ der weitere Ablauf der Reise problemloser als erwartet. Zwei Wochen später, nach insgesamt zwölf Zwischenstopps in Häfen beiderseits des Roten Meers, erreichten wir endlich jenen Hafen, der das Zentrum des Landes Punt darstellte. Die Hafenstadt glich den anderen Siedlungen am Roten Meer, allerdings erhoben sich außerhalb ihrer weißen Mauern, die bienenkorbähnlichen Pfahlbauten der Einheimischen. Nur die fremden Händler wohnten in der Stadt selbst. Damals vor vielen Jahrhunderten, als ich mehrmals für verschiedene Pharaonen Punt besuchte, existierte hier keine Handelsstadt, nur ein paar kleine Fischerhäfen, deren Bewohner allerdings mit dem afrikanischen Hinterland kräftig Handel betrieb. Sie horteten die Produkte und warteten darauf, dass die ägyptischen Puntschiffe auftauchten und mit ihnen Handel betrieb. Die Induskultur handelte damals nur mit Babylonien und nicht mit Afrika. Erst als die späteren nachvedischen Inder die Geheimnisse des Monsunwindes entschleierten, und viele Menschen der indischen Küstenstädte sich zu Seeleuten entwickelten, änderte sich das.
In diesem Punt-Hafen lud die Karkar wohlriechende Hölzer, Affen, Pantherdecken und Elfenbein.
Zwei Tage später liefen wir wieder aus.
Das nächste Ziel war der Hafen Aden unser vorläufiges Ziel, an der südwestlichen Ecke der Arab-Halbinsel.
Aus einer Bucht schoss plötzlich eine Galeere hervor, welche die Piratenflagge hisste.
Es handelte sich um einen Dreißigruderer. Er war daher viel schneller als unser Segler, der gerade schlechten Wind hatte.
„Ruder ausfahren! Schiff kampfbereit machen!“ brüllte Ahab. Innerhalb kurzer Zeit verwandelte sich die Karkar in einen geordneten Ameisenhaufen.
Auch wir vier Gefährten eilten in unsere Kabine und rüsteten uns aus. Ich legte das Kettenhemd über meine wollene Kampftunika, holte meinen Hornbogen mit Köcher. Für den Nahkampf entschied ich mich für ein römisches Kurzschwert, den Gladius, mit dem dieser Stadtstaat, bereits große militärische Erfolge auf der italischen Halbinsel feierte. Abschließend setzte ich einen Helm aus Arkonsynthetik auf. Semor, Philippos und Teschub hatten sich ebenfalls gerüstet. Wir würden alle Brandpfeile in Richtung der Feindgaleere schicken.
Wir Vier traten in unserer Kampfausrüstung und mit einem größeren Spezialköcher aufs Mitteldeck. Dort wurde eine Seitenschutzwand hochgezogen und wir gingen in Deckung. Natürlich wurden wir mit großen Augen beäugt. Eben hatten wir klargemacht, dass wir Krieger waren, denn nur solche konnten sich so ausrüsten.
Die Matrosen und Passagiere hatten ebenfalls Kurzschwerter oder Speere in der Hand. Einige stellten zwei Dutzend Eimer mit Seewasser gegen Brandpfeile bereit. Derweil pullten die zwölf Ruderer um ihr Leben.
Trotzdem holte die feindliche Galeere rasch auf.
Der schwarz beflaggte Dreißigruderer kam immer näher und das dumpfe Tam, Tam, Tam der Trommler vermochten wir bereits zu hören und ließ unser Herz vor Furcht und Aufregung rasen.
Ich deutete auf den Großköcher.
„Ich konnte in Athen spezielle Pfeile erwerben, die ‚griechische Feuersätze’ verschießen. Wir hüteten diesen Behälter in unserem Gepäck wie unseren Augapfel“ Der Kapitän zeigte offen sein Erstaunen. Nicht über meine Notlüge, denn die Brandsätze stammten natürlich aus der Kuppel, sondern über die Brandsätze selbst.
„Eine Rarität in diesen Breiten“, meinte er. „Ich hörte davon, dass die athenische Flotten damit die persischen Flotten vor Jahrzehnten besiegten.“
„Nicht nur, wegen dem Feuer des Daidalos’“, belehrte ich ihn. „Vor allem wegen der Seekriegskunst ihrer Seeleute. Niemand kann die Trieren besser einsetzen, als diese Hellenen. Selbst die Phöniker verlieren jedes Gefecht.“
„Für uns ist es immer noch ein Wunder, wie diese westliche Barbaren, das persische Weltreich besiegen konnten, trotz ihrer eindrucksvollen Flotte“, meinte der Kapitän. „Aber jetzt kann diese hellenische Erfindung des Daidalos unser Leben und unser Schiff retten.“
„Wir werden sehen“, schwächte ich ab und wandte mich an die Schützen.
„Bogenschützen aufstellen! Brandpfeile aufnehmen und bereithalten!“ Ganz selbstverständlich hatte ich das Kommando übernommen. Neben den drei Gefährten
gab es noch zehn weitere Schützen.
Teschub und ich, als beste Schützen, standen locker in meditativer Haltung auf der Kampfplattform. Rasch erreichte ich die Dagorkonzentration, als ich langsam einen der speziellen Kuppelbrandpfeile aus dem Behälter nahm und sie anzünden ließ. Drei Helfer standen bereit die Pfeile zu entzünden und uns zu reichen. Wir legten wie in Zeitlupe die Pfeile auf, zogen die Sehne bis zum Ohr. Ich verfolgte aus den Augenwinkeln, wie die anderen ebenfalls auflegten.
„Noch nicht schießen. Teschub und mein Bogen reichen weiter. Ihr schießt erst, wenn ich das Kommando gebe!“ Ein kurzes Nicken antwortete mir.
Dann ließen Teschub und ich unsere Sehnen los. Die Pfeile flogen und flogen ... und erreichten ihr Ziel. Mein Geschoß landete mitten im Ziel und entfachte sofort einen heftigen Brand, während Teschub Pfeil das Segel in Brand setzte.
„Pfeile los!“ brüllte ich. Ein Hagel von feurigen Langpfeilen jagte hinüber.
Nur einen Augenblick später schossen Teschub und ich unseren zweiten Brandpfeil hinüber. Da die Galeere nun näher kam, entfachten wir drüben ein Höllenfeuer.
Jubel auf unserer Seite brach los.
„Zweite Salve los und Deckung!“ Der Gegner schaffte noch einen Hagel mit normalen Brandpfeilen, dann fiel ihr Schiff zurück. Drüben brannte die Galeere bereits lichterloh und überall sprangen die Piraten, manche als flammende Fackeln ins Meer und verbrannten dort, weil auch das Wasser in Feuer stand. Viele wurden Opfer von Haien. Die Feuerpfeile der Gegner konnten ohne, dass sie großen Schaden anrichteten, sofort mithilfe der bereitgestellten Wassereimer gelöscht werden.
Überall wurden Teschub und ich wegen unserer Bogenschusskunst und den speziellen Brandsätzen wie Wesen aus der Legende betrachtet. Man klopfte uns scheu auf die Schultern. Einige der Seeleute hielten uns wohl für Dämonen, zumindest für Zauberer. Man verdankte uns das Leben, aber sie hielten mehr denn je Abstand.
„Wer bist du, wirklich?“ Der Kapitän blickte mich an und schüttelte immer noch seinen Kopf. „Ich wusste nicht, dass diese Brandsätze solch ein Höllenfeuer entfachen und dann das brennende Wasser. Ich möchte keiner hellenischen Galeere begegnen.“
Ahab machte einige rituelle Abwehrzeichen.
„Keine Bange, mich interessiert nicht ob ihr als persische Händler verkleidete Kundschafter des attischen Reiches seid. Eurer Krieg um die Macht im Mittleren Meer interessiert uns hier nicht.“
„Es ist besser für Dich, wenn du nichts darüber weist.“ Der Kapitän nickte.
„Du musst das richtig verstehen, Fremder. Wir sind einfache Seeleute und Händler und dir wirklich dankbar, dass du uns gerettet hast, aber, äh, Leute wie du, sind auf Schiffen nicht gern gesehen."
„Ich akzeptiere eure Ansichten. In Aden trennen sich unsere Wege. Ihr segelt die Tour zurück nach Quseir und wir wollen weiter.“
Danach wurde nicht mehr viel gesprochen. Die Matrosen, selbst Ahab gingen uns aus dem Weg. Die Jagd nach den Entführern Helenas ging weiter.
Helena würden wir allerdings von der Kuppel aus suchen. Dort hatten wir bessere Möglichkeiten.
Schließlich landeten wir glücklich in Aden.
Riancorus rief kurz vor dem Andocken im Hafen von Aden den automatisch via KI agierenden OdL-Gleiter, der im Schutze seines Deflektorschildes nachts in Aden landete und uns aufnahm. Der Gleiter brachte uns in die Kuppel. Die OdL-Flugmaschine funktionierte trotz des Hyperorkans, welcher momentan im Larsaf-System wütete, weil seine Technologie auf hochfrequenter Hyperbasis basierte, die von den Auswirkungen eines Hyperorkans nicht tangiert wurde. Leider stand uns dieser Gleiter nur zeitweise zur Verfügung, weil auch die auf der Erde tätigen OdL-Teams den einzigen funktionierenden Gleiter benötigten. Normale Gleiter, welche mit arkonidischer Hochtechnologie arbeiteten, funktionierten zurzeit nicht. Wir konnten deshalb auf unsere Kuppelgleiter nicht zurückgreifen.
Von der Kuppel aus sichteten wir über ein OdL-Kommunikationsgerät, welche der Mentor Riancorus von der Tabora mitgebracht hatte, die Informationen, die immer noch funktionierende OdL-Sonden geliefert hatten und noch weiter lieferten. ‚Mein’ Rico und der Mentor des OdL kamen übrigens sehr gut aus.
Derweil verließ Jason von Acharnai die Ausbildungsstätte für Medjay auf der Tabora, um Helena zu suchen. Wir lieferten Jason die nötigen Informationen, um mit seinem Team tätig zu werden.
Nun ja, Jason kehrte als ‚Medjay’, aus der letzten Ausbildungsrunde von der Tabora zurück. Als Medjay besaß er einige handliche Artefakte, die auf psionischer Basis arbeiteten und so den Nebenwirkungen eines Hyperorkans weniger ausgesetzt sein würden.