Klapauzius hat geschrieben:Tennessee hat geschrieben:
Eine Möglichkeit bisher, die ich den Gesprächen entnommen habe: "Perry Rhodan ist ein Mensch, der, wenn er zwischen zwei großen Übeln wählen muss, das wählt, was die geringeren Opferzahlen zur Folge hat, auch wenn er dadurch mit "bösen Wesen" zusammenarbeiten muss. Dies hat für sein zukünftiges Handeln und seine Persönlichkeit keine großen Auswirkungen, er sieht das als das pragmatisch geringer Übel."
Jedenfalls ist das mein Eindruck aus dem, was ich (miss)verstanden habe.
Perry ein Utilitarist? Hatte ich noch nie so gesehen, macht sein Agieren in den letzten Jahren (zumindest seit meinem Wiedereinstieg mit 2900) verständlicher. Und unsympathischer. Wäre schön, wenn wir wieder etwas mehr Emotion bei ihm sehen würden. Wie heißt es doch im Vorspann immer so schön: "... hat die Vision, die Milchstraße in eine Sterneninsel ohne Kriege..."
Pragmatismus und Utilitarismus kennzeichnen die Serie und Perry Rhodans Verhalten seit Anbeginn, meines Erachtens am Anfang sogar viel stärker als heutzutage, definitiv viel stärker als in der Voltz-Ära. Man erinnere sich nur mal an die Zusammenarbeit mit dem Robotregenten, oder der vorgetäuschten Vernichtung der Erde in PR 49, oder, ganz am Anfang, der Aufbau der GCC mit allen möglichen Tricks. Wie ließ es Wim Vandemaan Homer Adams in PR 2909 knackig ausdrücken: "Er (Perry) war jung und brauchte das Geld."
Die aktuelle EA ist viel näher an Voltz' Bild von Perry als "Idealisten" mit moralischem Imperativ als am "Macher" der Scheer-Ära. Sicher nicht zufällig werden in PR 2897 von Michelle Stern die "Sgraffiti" aus PR 1000 aufgegriffen, nun als "Fragmente" überschrieben, und im letzten Fragment heißt es:
"...
Er will, dass kein Wesen zum Spielball höherer Mächte wird, die nur sich selbst kennen und vergessen haben, was es heißt, zu atmen.
Er kämpft dafür, dass jedes Geschöpf Teil eines wunderbaren Universums sein kann, in dem es voller Harmonie sein darf.
..."
Während Voltz in PR 1000 noch von "Menschen" und "Menschheit" schrieb, heißt es hier "Wesen" und "Geschöpf", ansonsten ist es eine fast wörtliche Wiederaufnahme.
Die Vision, bzw. der Anspruch, wird/wurde also klar formuliert. Deine Frage, Tennessee, wenn ich sie nun besser verstehe, zielt darauf ab, ob die Autoren diesen Anspruch, bzw. die Auseinandersetzung mit ihm angesichts harter Dilemmata, auch in den Romanen konsistent darstellen, ob sich also die "Konturen" der obigen Ideen/Visionen sich in den Romanen ablesen lassen. Meiner Meinung nach tun sie das. Das kann im einen oder anderen Fall mehr oder weniger klar sein, aber es fällt (mir zumindest) auf, wie regelmäßig und oft die aktuellen Expokraten Perry in Situationen mit Dilemmata schicken. Ich meine, dass es in den ganzen Zyklen von AT, JzL, Sternengruft und nun Genesis nur so wimmelt von moralischen Dilemmata (eine Aufzählung spare ich mir hier, aber als kleines, überschaubares Beispiel mag PR 2904 dienen, der "Gerichtstag des Gondus".)
Ein Unterschied zu früher ist übrigens, dass Perry eben keine klare "Führungsposition" mehr innehat oder einen "Auftrag" ausführt, sondern der obige Anspruch vollkommen aus ihm selbst kommt. Ich lese gerade PR 1965 "Mission des Boten", in der Perry versucht, u.a. das Galaktikum zu überzeugen, aktiv gegen MATERIA vorzugehen. Der Anspruch der Thoregon-Agenda ist sehr ähnlich zum obig formulierten, aber Perrry ist eben nicht mehr der Sechste Bote Thoregons, sondern nur noch "LFG-Kommissar für das Projekt von San", ein Projekt, das er selbst erfunden hat.