Lumpazie hat geschrieben:Am Montag, den 19. Dezember 1983 erschien der Band 637 der Atlan-Serie:
Geschöpfe des Nichts
von Peter Terrid
Handlung:
Das dritte Auge, das ihm Anti-ES aktiviert hat, wird auf Kerness Mylottas Stirn auch sichtbar und er muss es verbergen. Der Solaner wird von Gewissensbissen gequält, denn er hat gemordet. Zuletzt war es die Stabsspezialistin Ursula Grown. Doch er kommt nicht dagegen an und wird weiter morden – weil die negative Superintelligenz es so will.
Als Nächstes weist Mylotta in Bezug auf die Nabelwelten auf das Trisker-System (Farynt zugehörig) hin, circa 6200 Lichtjahre von Anterf entfernt, wo die SOL parkt. Breckcrown Hayes und Atlan stimmen sich ab und der Arkonide startet mit seinem Team auf den Beibooten CHYBRAIN und FARTULOON.
Grauer Lord hat geschrieben:Da ist er also, der für mich sicherlich schlechteste Atlan-Roman dieses Zyklus! Viele Worte möchte ich gar nicht darum machen; indem Peter Terrid auf mehreren Seiten komplett uninspiriert Uhrzeiten und Schauplätze während der „Revolution“ auf Yan heruntergedroschen hat, hat er möglicherweise selber gegen das Exposé protestiert oder schlichtweg einfach keine Lust zum Schreiben gehabt. Ich habe jedenfalls viele Seiten daraufhin nur noch überflogen.
Was mich besonders gestört hat: Wenn Kernes Mylotta schon so mächtig ist, dass er viele Stabsspezialisten durch Doppelgänger ersetzen kann, warum sperrt er die Originale danach einfach (natürlich auch noch alle zusammen) in einem Raum ein? Ein halbwegs normaler Bösewicht hätte sich natürlich ihrer aller entledigt, d.h. sie getötet. Wenn man exposetechnisch nicht dazu bereit war, was ich gut verstehen kann, sollte man so einen Kniff doch generell einfach lassen. Der einzige wichtige Hinweis für den Leser an dieser Stelle: Cara Doz lässt sich zwar betäuben, aber eben nicht duplizieren. Es wird weiter am Geheimnis der Emotionautin gebastelt.
Die Merbell-Yaner als 80 Zentimeter große Menschlein mit Flügeln erinnerten mich stark an Tinkerbell bei Peter Pan; die von Terrid recht grobschlächtig inszenierte Mann-Frau-Thematik, die das Heft an mehreren Stellen prägt, war sicher schon damals eher antiquiert.
Den Vogel schoss dann die legendäre Transformkanonen-Szene ab, die laut Antwort von Peter Griese auf einen Brief meinerseits damals ausdrücklich NICHT im Exposé stand.. Kein Wunder, wäre doch auf diese Weise eine Art Fiktivtransmitter durch die Hintertür in die Handlung geschmuggelt worden .....
So, das war heute recht emotional, aber an diesem Roman konnte ich wirklich nichts Gutes erkennen.
Durch dieses Posting etwas alarmiert, habe ich mir beim Lesen und Beurteilen des Romans einmal etwas mehr Zeit gelassen, und so ganz kann ich mir die negative Beurteilung nicht erklären. Mit Peter Terrid als Autor war ich oft auch nicht glücklich, und eine seiner Figuren, Hallam Blake, ging mir auch schon gehörig auf die Nerven. Ich finde, dass Terrid zuviel Persönliches in seine Romane einfließen lässt, also seine persönlichen Ansichten zu diesem und jenem, seiner Lebenssituation und allem Möglichen.
Auf der der anderen Seite ist er auch kreativ und vielleicht ein bisschen witzig. Hier und da fand ich interessante, auch diskussionswürdige Punkte, z.B. die Idee, auf Arkon II Landezonen zu errichten, in denen verschiedene Zeitzonen bestehen, so dass Ankömmlinge in einer für sie angenehmen Zeitzone landen können. Oder die Idee, zuerst physisch attraktive Doppelgänger zu erschaffen, die dann als Lockvögel für wichtigere Zielpersonen dienen.
Auch die Frage, ob es wirklich einfacher ist, ein großes Gerät mit planetenumspannender Wirkung (z.B. zur Enttarnung von Schattenwesen) zu bauen, als viele einzelne mobile Geräte?
Terrids Kapitel 6, das den Aufstand gegen die Schattenwesen und die Freisetzung des gefangenen Atlan beschreibt, fand ich in Ordnung. Es war nur ein Kapitel, die ganze Handlung beschränkt sich auf die Zeit von 13:55 bis 15:00, so dass es für mich in Ordnung ist, hier eine Art Echtzeit-Reportage zu schreiben. Hat mich ein wenig an die NDR-Hörspielreihe Stenkelfeld erinnert.
Der Ausflug zum Planeten der Merbell-Yaner fand ich ganz unterhaltsam, wieder ein neues Volk, Vogelmenschen, schön dargestellt mit der doppelseitigen Illustration in der Heftmitte. Allerdings fand ich manches, was offenbar Terrid an persönlichen Ansichten einbaute, dann doch zu vermenschlicht. Die Ankunft der Solaner aus Sicht der Merbell-Yaner Ferner Proch und Gendra fand ich gut dargestellt.
Ausnahmsweise fand ich Hallam Blake nicht ganz so nervig. Seine Rolle als Journalist passte zur Handlung. Es machte Sinn, dass er zur Aufklärung der Vorgänge an Bord der SOL beitrug. Interessant fand ich z.B. auch, dass Atlan direkt mit SENECA über Maschinensprache kommunizierte. Auch darüber habe ich einige Zeit nachgedacht. Es gab vieles zum Nachdenken.
Dass die Originale der Doppelgänger nicht sofort ausgelöscht wurden, kann auch Sinn machen. Vielleicht werden sie noch gebraucht, und Anti-ES geht es ja auch nicht unbedingt um die Vernichtung des Gegners. Das könnte Anti-ES jederzeit einfacher haben. Die SOL sollte ja zu dieser Hauptnabelwelt gelockt und von dort aus offenbar in die Namenlose Zone (aus dem Verkehr) gezogen werden. Ein Haufen toter Stabsspezialisten sind auch eine schlechte Verhandlungsbasis im Fall, dass Plan A, die Übernahme der SOL, scheitert.
Atlans Aktion mit der Transformkanone ist diskussionswürdig. Im Roman selbst leistet Terrid dazu einige Vorarbeit. Atlan überlebt nur dank Extrasinn und Zellaktivator. Der Hintergrund ist natürlich, mit einer gewöhnlichen in Serie produzierten Transformkanone nun nicht plötzlich den als Spannungskiller aus der Serie genommenen Fiktivtransmitter durch die Hintertür wieder einzuführen.
Dennoch ist eine Transformkanone aber genau das: Ein Fiktivtransmitter, und sie müsste eigentlich genau so funktionieren, wie Terrid es beschrieben hat. Und ich glaube, es war auch nicht das erste Mal, dass sie so eingesetzt wurde. Bereits im Posbi-Zyklus hat sich glaube ich jemand von einem Fragmentraumer mittels Transformkanone in letzter Sekunde abstrahlen lassen. Ich weiß aber nicht mehr, ob es der Teleporter Tako Kakuta war.
Das Ende des Romans, der Kampf um die SOL war einigermaßen spannend, da doch das eine oder andere als Möglichkeit offen blieb. Wieder einmal ist irgendetwas Besonderes mit Cara Doz. Sie kann nicht dupliziert werden, sie kann durch Wände gehen, sie ist Emotionautin, und irgendwie sind diese Doppelgänger, die sie bedrohten, ums Leben gekommen.
Ein Punkt, der auch die Perrypedia betrifft, ist der Tod von Ursula Grown. Ist die jetzt wirklich tot? Falls ja, wieso hat Mylotta sie getötet? Weder im Roman noch in der Perrypedia finde ich dazu etwas.