Auf Copperworld begegnen wir mit dem Triumvirat sozusagen einem Überbleibsel aus der Rhodan'schen Epoche. Diese "Unsterblichen" kennen die Erde und Rhodan noch und dennoch ist auch bei der von ihnen geschaffenen Gesellschaft die Wahrheit irgendwo verloren gegangen und ein Mythos entstanden bzw. von ihnen aktiv erschaffen worden, um ihre Machtposition zu festigen.
Das muss für Rhodan ein Schlag ins Gesicht gewesen sein, die von den Cairanern kontrollierten Planeten kennen unzählige Varianten des Mythos Erde und nun auf einem nicht von den Cairanern kontrollierten Planeten ist die Wahrheit ebenfalls verloren gegangen. Er wird mMn nun seine ganzen Hoffnungen auf Bully setzen. Falls er von diesem auch enttäuscht werden sollte, ja was macht er dann…?
Was die Handlungen der Protagonisten anbelangt, ich fand die meist angemessen. Auf der Erde (RL) wurde noch jede Diktatur gestürzt. Dass es also auf Copperworld am brodeln war und Rhodan eine Rebellion auslöste - wobei ich noch in Frage stelle, ob es tatsächlich er war, oder nicht eher Climba - war für mich nur konsequent. Natürlich ist Rhodan wieder einmal genau zum richtigen Zeitpunkt aufgetaucht, aber das ist seit PR 1 so. Auch die Terrorherrschaft des Triumvirats und ihre verzweifelten Versuchen, am Leben zu bleiben, empfand ich nicht als das Handeln von Verrückten, sondern angemessen, berücksichtigt man, dass sie seit 500 Jahre potenziell unsterblich waren, nun aber die ZAs begannen zu versagen.
Was mich ein wenig gestört hat, war die Selbstüberschätzung des Triumvirats. Sie klangen oft so, als könnten sie es (technologisch, militärisch) mit dem Rest der Galaxis aufnehmen. Und als könnten sie Rhodans ZA irgendwie für ihre Zwecke benutzen. Dabei hat sich das technologische Niveau zurückentwickelt. Das ist Hybris in reinster Form. Von so alten/erfahrenen Terranern, die noch das Wissen aus der Rhodan'schen Epoche haben, hätte man mehr Vernunft erwarten können. Nun ja, vielleicht sind sie doch ein bisschen verrückt geworden mit der Zeit.
Rhodan hat auch mMn seinem Charakter entsprechend gehandelt. Er mischt sich in Angelegenheiten ein, die ihn eigentlich nichts angehen. Hat er dies die letzen Tausende von Jahren getan, wurden seine Handlungen meist im Voraus oder im Nachhinein von ES oder den Kosmokraten oder sonst einer höheren Stelle legitmiert. Nun da ES und die hohen Mächte weg sind, ist jede Einmischung in fremde Angelegenheiten genau dies: eine nicht legitimierte Einmischung in fremde Angelegenheiten. Terranisch-moralisch durchaus vertretbar, aber eben nicht unbedingt legitim. Eine gewisse Berechtigung zum Handeln hat ihm zumindest die Tatsache gegeben, dass Copperworld in einigen Jahrzehnten sowieso untergegangen wäre. Und Rhodan wäre eben nicht Rhodan, hätte er nicht zumindest versucht, die Umstände auf Copperworld (aus seiner Sicht) zu verbessern.
Fazit: Eigentlich ein guter Roman von MMT, es hat mich persönlich halt ein wenig enttäuscht, dass hinter der Entführung von Zamina, dem mysteriösen Geist und den "letzten Menschen" auf Copperworld nur ein Relikt aus der Vergangenheit mit verbrämter Ideologie stand. Ich hatte etwas Schockierendes / Grosses / Weltbewegendes erwartet.
Ich habe mich offensichtlich immer noch nicht daran gewöhnt, dass dieser Zyklus anders beginnt als frühere. Ich übe mich in Geduld.