Und nochmals ein
Intermezzo
Zukunftssplitter Homer G. Adams
Spoiler:
Ares City 2070
Bericht Homer G. Adams
Der Summer des Schlafzellen-Rechner weckte mich mit genau abgestimmten Vibrationen, die meinen Metabolismus vom Tiefschlaf auf den aktiven Wachzustand umstellte.
Lange lauschte ich einige Minuten der sphärischen Musik und kehrte dann langsam in das Alltags-Bewusstsein zurück. Mein Gehirn war ja noch völlig organisch. Deshalb wirkte die Musik noch normal auf mich. Auch den gestrigen Abfluss von Informationen und Wissen aus meinem Gehirn und meines kybernetischen Implantats, das ‚Kyb’ genannt wurde und die Naniten in mir als KI ‚leitete’, hatten mich anscheinend nur gestern müde gemacht. Der ‚Messenger’ der Synos, ein terranisch wirkender Bio-Androide, hatte mich am Kopf mit der Hand berührt und mein Wissen und die im Kyb gespeicherten Informationen kopiert. Wie er an das Wissen in meinem Bewusstsein kam, konnte ich nur vermuten. Wahrscheinlich war er ein Kontakttelepath oder so was Ähnliches. Mir auch egal.
Seit mich der mysteriöse Meta - Syno NATHAN im Jahre 2040 und vor fünf Jahren, nach dem offiziellen Auftauchen der Syno im Solsystem endgültig zu einem nahezu unsterblichen Bio-Androiden machten, hatte sich viel für mich geändert. Wichtig war, dass ich mich nicht als Gehirn mit Roboterkörper ansehen musste und wollte.
Im November 2040 hatte mich NATHAN auf der Rückseite seines Mondareals nach meinem Gleiterunfall zu einem Cyborg gemacht, um mich überleben zu lassen. Er wollte mich prüfen, ob ich mich dazu eignete, ein unsterblicher Syno zu werden. Auch diente ich der Entität offenbar als ein Studienobjekt von Mensch und Cyborg.
Sicherlich meine Skelettstruktur war durch die Syno von NATHAN rein synthetisch geworden. Aber darauf bauten die permanent in mir vorhandenen Naniten aus organischem Material einen humanoiden Körper. Sie bildeten gleichzeitig eine Schwarm- KI, auf die ich mental wie einen Logiksektor Zugriff hatte. Dafür sorgte das ‚Kyb’. So ähnlich arbeitete wohl der Extrasinn eines Arkoniden. Die nanitische Schwarm-KI vermochte ihre Naniten so einzusetzen, dass sie jederzeit einen neuen organischen Körper bilden konnten, in dem mein mutiertes und immer noch rein organisches Gehirn eingebettet lag. Die synthetische Skelettstruktur gab dem organischen Körper dann Kräfte und Energien, welche denen eines normalen Menschen um den Faktor Drei übertraf. Die Schwarm-KI in mir konnte auf diverse Körper Matrixen zurückgreifen, die wie Blaupausen für die Naniten wirkten, nach denen sie die Körper bildeten. Eine der Matrixen entsprach beispielsweise meiner DNS-Struktur. Mein derzeitiger organischer Körper entsprach im Moment meinem Körper ohne Höcker im Alter von sechzig Jahren. Ich wollte optisch nicht jünger wirken. Allerdings war mein Körper, dank der synthetischen Skelettstruktur fitter, als ein Fünfundzwanzigjähriger und bis zu dreimal so kräftig oder schnell, als ein normalmenschlicher Körper.
Ich richtete mich auf, während die Musik ausklang. Anschließend sprang ich mit entschlossenem Schwung aus der Schlafzelle.
Rasch stellte ich mich unter den Hydromasseur, ließ mich von den Warmluftstrahlen trocknen und von einer belebenden Tiefenstrahlung biologisch aufladen.
Aus dem großen automatisch arbeitenden Kleiderschrank mit der integrierten Wasch- und Reinigungsfunktion, entnahm ich eine meiner neuerdings geliebten silberfarbenen bequemen und nahezu unverwüstlichen Kombinationen, die meine jetzt schlanke Gestalt betonte.
Seit ich zu einem Syno wurde, liebte ich diese ebenfalls von den Synos zur Verfügung gestellten Kombinationen. Wieso ich nicht mehr die teuren Anzüge eines Geschäftsmann anzog? Einfach weil sie nicht mehr notwendig waren. Ich konnte meine Kombination, durch innewohnenden Naniten jederzeit zu einem anderen beliebigen Kleidungsstück in Rekordzeit umfunktionieren lassen. Wenn ich mich mit Geschäftsleuten traf, dann änderte sich mein Outfit, während ich auf dem Weg zum Konferenzraum war. Einige merkwürdige Blicke hatte ich deshalb schon ertragen müssen.
Auch meine Schuhe konnten jederzeit ihre Form ändern.
Ich schnupperte. Wie bei allen Synos war mein Geruchssinn jetzt außergewöhnlich hoch entwickelt. Draussen auf der Terrasse duftete es nach Earl Grey und dem ersten Gang eines typischen Englischen Frühstück. Mein Servo war wie immer unermüdlich bei der Arbeit.
Die Wohnung auf einer der höchsten Etagen, des GCC-Towers liegend besaß eine Terrasse im Sternenkratzer. Eine Art von Käfig aus Glassit überspannte die Terrasse, welches natürlich auch den Druckverhältnissen des Mars standhielt. Der Blick von über fünfhundert Metern Höhe über Ares City war wie immer phantastisch. Nur wenige ‚Sternenkratzer’ durchbrachen das Meer von Kunststoff-Druckkuppeln, die eng aneinander gereiht lagen und einen Großteil von der Marsmetropole überspannten. Sie waren durch submarsianische und oberplanetare Tunnelsysteme miteinander verbunden. Alle diese Tunnelsysteme, wie auch die Stadt innerhalb diesem Meer aus Kuppeln war drucktechnisch und atmosphärisch an irdische Verhältnisse ausgerichtet. Eine ausgeklügelte Technologie sorgte dafür. So musste theoretisch kein städtischer Bewohner innerhalb dem Stadtgebiet einen marsianischen Schutzanzug tragen.
Heute Morgen gingen die Farbtöne des Marshimmels mehr ins Rosarote. Ich konnte gut das Aufblinken einer Vielzahl von ‚Sternen’ über der immer noch dünnen Atmosphäre erkennen. Dabei handelte es sich um eine Schicht von gigantischen Spezialfolien, welche die Solaren Energien auffingen, sie verstärkten und in Richtung Mars reflektierten, sodass die Sonneneinwirkung auf den Mars nahezu irdische Dimensionen annahm. Inzwischen bedeckten ein Viertel des Marshimmels diese Folien. Sie hatten bereits die marsianischen Durchschnittstemperaturen enorm erhöht.
Erste Seen bildeten sich in den äquatorialen Regionen. Erstes Grün wurde dort ausgesät. Diese gras- und gebüschartigen genveränderten Pflanzen konnten in der immer noch dünnen Marsatmosphäre und Dichte wachsen. Auch um Ares City, das ja in der äquatorialen Region lag, bildete sich ein See mit ‚Marsgrün’. In Vielem glich diese veränderte Landschaft einer irdischen Region am Polarkreis.
Weit außerhalb der inzwischen Millionenmetropole lag das Landefeld für die Shuttles und die kleineren Schiffe, die sowohl Atmosphären-, wie Sublichtriebwerke besaßen.
Eine Staffel von leichten Kreuzern donnerte mit ihren neuartigen ebenfalls von den Synos stammenden Plasmatriebwerken in den Marshimmel. Die riesigen Sternenschiffe, die auf keinem Planeten landen konnten, dockten irgendwo in dem riesigen orbitalen Gespinst Utopia Martian, oberhalb des Olympus Mons, an.
Als ersten Frühstücksgang servierte James mein Butlerrobot frisch gepressten Orangensaft und wurde durch das Glas Earl Grey mit einem Schuss Milch abgerundet. Die kleine Schüssel mit Frühstücksflocken mit Milch folgte. Anschließend servierte James den Teller mit Spiegelei, Bohnen, Bacon und etwas Toast.
Beim Frühstücken sah ich nebenbei auf einer Holoprojektion über dem Terrassentisch ein Nachrichten- Stream von Mars TNN.
.....purzelnde Börsenkurse. Es besteht die Gefahr einer Stagnation und Deflation der Wirtschaft
.....Wütende Unternehmer und Abgeordnete, die der ‚Deflationspolitik‘ die Schuld gaben diskutierten wild mit den Politikern.
„Ihr Dummköpfe habt wohl noch nie etwas von der Beruhigung der Märkte nach einer langen inflationären expansiven Finanzpolitik gehört. Man kann auch bei fallenden Kursen verdienen?“
Ich hatte den Zentralbanken sogar den Rat gegeben, die Finanzpolitik kurzfristig zu ändern. Der nächste Aufschwung stand kurz vor der Tür. Unter anderem würden die neuen Syno- Raumkrümmungsantriebe für eine Kolonisierung in der ‚Lokalen Flocke’, bis hin zum Wegasystem sorgen. Das würde wieder Raum für eine weitere Stufe der wirtschaftlichen Expansion schaffen. Megakonzerne wie der INTERSTELLAR TRUST, oder auch meine GCC würden dafür sorgen.
„Immer das gleiche negative Geplärre der Medien. Servo schalte ab!“
Plötzlich standen einige Informationen über die Synos in meinen Synapsen zur Verfügung. Beim letzten ‚Kopiervorgang’ meines Gehirns eines Messengers hatte ich diese Infos noch nicht verfügbar.
Die Synos waren schwarmartig organisiert. Es gab Kasten, wie Drohnen, Krieger, Wissenschaftler, Techniker, Scouts, Botschafter und Organisatoren. Sie waren alle individuell und sich selbst bewusst. Dann die ‚Arbeiter’, welche allesamt normale Roboter darstellten. Alle Synos hatten Anteil an dem Schwarmbewusstsein oder Kollektiv, das wie eine Art von hoch entwickeltem Internet funktionierte. Sie kopierten regelmäßig den Inhalt ihres Bewusstseins und ihres Kyb in einen Schwarmknoten, der wiederum nur ein Teil des Schwarmkollektivs darstellte. So trugen die Individuellen Bewusstseine zu einem kollektiven Schwarmbewusstsein bei. Da die Entfernungen im Schwarmgebiet, trotz Hyperfunks zu groß war und dieser im Zeitalter der galaxienweiten Hypersystemfronten oft nicht funktionierte, wurde der Informationstransport an den nächsten Knoten und den Knoten untereinander durch Kuriere, eben den Messengers, in ihren hoch entwickelten Schiffen besorgt. Die Synos kannten zudem ein Netzwerk aus natürlichen Wurmlöchern im Quantenschaum und konnten diese auch nutzen. So konnten sie auch im Zeitalter der ‚Zweiten Archaischen Perioden’ die Galaxis bereisen. Die Raumkrümmungsantriebe wurden für den Transport durch die Wurmlöcher und zwischen Sterngebieten, in die kein Dimensionstunnel führte genutzt. Ich wurde noch nicht als ‚richtiger’ Syno angesehen und galt als Vermittler zwischen der TFU, der im Moment von Atlan gegründeten USO und den Synos.
NATHAN hatte sich individualisiert und außerhalb des Schwarmbewusstseins gesetzt, war allerdings mit der Kollektivintelligenz immer noch verbunden und verbündet. Der Kontakt der Synos und der irdischen Menschen erfolgte hautsächlich über NATHAN, dessen wichtigster ‚Arm’ und Vermittler mit den Terranern ich wurde.
Da die Fabrikation der Synos und auch der NATHAN- Fabriken/Werften durch eine Art von Replikatoren funktionierte, kannten sie keine Privatwirtschaft, da sie materielle Dinge nahezu unbegrenzt erzeugen konnten. Sie akzeptierten allerdings noch immer meinen Privatbesitz an der GCC. Sie wurde als terranisch angesehen und mir wurde die Kontrolle immer noch zugestanden. Ich selbst konnte bereits auf ein ‚Botschafterschiff’ der Synos zurückgreifen, die an einem Privatdock von NATHAN in Utopia Martian parkte. Meine aufkommende Kritik am Kollektivismus und dem ‚Big Brothersystems’ des Schwarmes, verbannte ich in einen mentalen Bereich meines Bewusstseins, auf das mein Kyb keinen Zugriff hatte. Immerhin war mein Gehirn mutiert und besaß ein fotographisches Gedächtnis. In meinem Dasein als noch unabhängiger Cyborg hatte ich gelernt auch mein organisches Bewusstsein, wie einen Computer zu nutzen. Mit versteckten Bereichen, an die kein kybernetisches System herankam, mochte es auch noch so hoch entwickelt sein.
Nach dem notwendigen kräftigen Frühstück ging ich zurück in meinen Wohnbereich. Für den Haushalt brauchte ich nicht zu sorgen. Das taten für mich die Servos und rattenähnliche Kleinroboter, die das Putzen und Pflegen der Wohnung übernahmen.
Ich steckte noch den kombinierten IV-Creditchip ein. Ein letzter Blick, dann verließ ich meine Wohnung und den Turbolift, der mich direkt auf das Straßenniveau der Oberfläche brachte. Eine andere Pneumoliftkabine, die auch ein Stück horizontal verlief führte zur nächsten Station der Röhrenbahn, deren subplanetaren Tunnels mit ihren Einzel- und Gruppenkabinen durch die gesamte Stadt verliefen. Sie bildeten das eigentliche Verkehrsnetz der Marsmetropole.
Über einen kurzen Tunnel verließ ich das Haus. Auf der Straße, die bereits in einer Kuppel lag herrschte ein mittlerer Bodengleiterverkehr. An den Rändern liefen die Förderbänder. Ich konnte zwischen zwei Geschwindigkeiten wählen und entschied mich für die niedere Geschwindigkeit, die mich mit etwa fünfzehn Stundenkilometer voranbrachte. Mein Zielort lag nicht allzuweit entfernt. Die Straße schwang sich in einer eleganten Kurve über die Häuser und führte dann steil nach unten. Kurz genoss ich den Panoramablick. Die relativ kühle Luft, von Kälte konnte nicht gesprochen werden, dafür sorgte die städtische Klimakontrolle, die von einer KI gelenkt wurde, störte mich nicht.
Neoschwabing- Village zog sich weitläufig über mehrere ineinander gehende Kuppeln in die Ebene hinein. Niedrige und teilweise antiquiert wirkende Gebäude waren vorherrschend. Der Stadtteil präsentierte sich meinen Augen als ein flaches Häusermeer mit verwinkelten Gassen, Restaurants, Lokalen und Läden, mit weitläufigen Fußgängerzonen und Grünanlagen. Neoschwabing Village war das Künstler- und Intellektenviertel der Stadt. Der irdisch anmutende Ort war ständig überfüllt mit Touristen, aller Völker und marsianischen Ausflügler.
Ich genoss den Ausblick, bis mich das Förderband rasch nach unten trug. Auf Bodenhöhe beschränkte sich meine Sicht nur auf die unmittelbare Nachbarschaft. Die Gegend war mit Studenten- und Künstlerkneipen, sowie Läden die vor allem Kunstartikel und Antiquitäten verkauften, übersät. Bereits um diese frühe Zeit drängten sich die Touristen in diesem Viertel. Abends kamen dann die Studenten dazu. Das Band trug sie zu ihrem Ziel. An einem antik wirkenden Gebäude mit einer Säulenfront aus attischen Säulen, verließ ich das Beförderungssystem. Von außen war nicht richtig zu erkennen, ob es eine Kneipe oder ein Antiquitäten-Laden darstellte. Über der Säulenfront prangte ein bronzenes Schild: Agamemnons Inn
Ich betrat schließlich den Laden vor dessen Auslagen sich eben eine Gruppe von Chinesen in ihrer Heimatsprache unterhielt. Sie sprachen mit Absicht kein terranisch. Mein Kyb übersetzte in meinen Gedanken. Sie stritten sich über den Preis. Schließlich einigten sie sich und entschlossen, den Preis für die Artikel, die sie interessierten, herunterzuhandeln.
Wieder lächelte ich vor mich hin. Der griechische Inhaber, der seinem Namen einen archaischen Anspruch gab, würde sicherlich trotz Rabatts seinen Schnitt machen.
Das Innere wirkte völlig unübersichtlich, wenn nicht gar chaotisch. Der Raum musste riesig sein, aber durch die Stellung der Möbel erinnerte er an das Schwabing in München im klassischen Sinne: Verwinkelt, chaotisch unübersichtlich. Schließlich kannte ich das alte Schwabing noch, das ich oft besucht hatte. Im Zuge meiner Geschäfte musste ich oft nach München reisen, dem alten München natürlich.
Überall standen kreuz und quer uralte Holzregale in Gruppen zusammen. Wirklich importiertes Holz von der Erde! Die vorherrschende geometrische Form war allerdings die des Hufeisens, der Halbkreis und das Quadrat. Was sie verband waren mit teuren Kunstartikel, und Antiquitäten überfüllte Regale, die einen Holztisch und mehrere Stühle aus dem gleichen Material einschlossen. Zwischen der Stuhlreihe und den Verkaufsständen war meisten nur soviel Platz, dass sich die Käufer regelrecht hindurchschlängeln mussten.
Aber gerade die verwinkelte Enge zwischen den Zecher und den Käufer, die nicht unbedingt identisch sein mussten und oft zu heftigen Kontroversen führten, zeichnete Agamemnons Inn aus. In der unübersehbaren Menge von gleichartigen Geschäften musste derjenige, der wirklich erfolgreich sein wollte, sich von den anderen individuell unterscheiden. Es gab natürlich auch die Spezi, die nur existieren wollte und praktisch mit seinem Laden oder seiner Kneipe eine Symbiose bildete.
Der Grieche stellte eine Mischung aus beiden dar. Seine Gewinne investierte er wieder in seine Artikel. Es war immer wieder ein kleiner Tod für ihn, wenn ein Kunde eine besondere teure und lieb gewonnene Antiquität kaufte. Rasch versuchte er dann ein ähnliches Stück zu erwerben, was oft nicht einfach war, weil die meisten Produkte Unikate waren.
„Ah, Homer. Es freut mich, dass du mich wieder beehrst.“
Perseus Papadopoulos ließ eines seiner berüchtigten homerischen Gelächter los. Die Kneipenbesucher und Kunstkaufinteressenten zuckten zusammen. Die Gäste bildeten einen guten Querschnitt der normalen Village – Besucher. Es gab kein Verkaufspersonal. Eine weitere Besonderheit von Agamemnons Inn war, dass sich jeder selbst um alles kümmern musste. Falls Fragen über das Produkt auftauchten, dann sorgten kleine Infowürfel die beilagen für Aufklärung. Erst dann wenn die Fragen darüber hinausgingen, wurde der Besitzer kontaktiert.
Abgerechnet wurde an einer Robotkasse. Mitten im Lokal stand das sogenannte Tischlein-deck-dich. Dabei handelte es sich um eine Robot-Küche, die auf der Basis von Bio-Substanzen arbeitete und deren Kybernetik das entsprechende Rezeptprogramm eingab. Natürlich gab es mehrere Dutzende fertige Programme. Das hierfür nötige Stichwort musste nur akustisch gesagt oder ertastet werden. Mehrere Rezepte waren original- uraltterranisch, beispielsweise schwäbische Maultaschen, bayerische Weißwürste, Currywurst, Bratwürste mit Kartoffelsalat, Bohneneintopf, mehrere Sorten von Spaghetti um nur einige zu nennen. Als Engländer sagten mir diese Rezepte kaum zu. Zu exotisch. Trotzdem manchmal musste man auch dieses probieren.
Ich ging zum Tischlein-deck-dich. „ Earl Grey, heiß mit Milch, aber ohne Zucker.“ Ich nahm meinen Kreditchip und steckte ihn in das dafür vorgesehene Fach. Gleichzeitig konnten sich zwölf Gäste an der Theke bedienen. Während ich auf meinen Tee wartete beobachtete ich wie ein blauhäutiger Ferrone ein für mich völlig fremdes Gericht, ertastete. In der robotischen Küche, deren Anlagen sich nicht nur innerhalb der geschlossenen Front der Theke befanden, sondern auch im Untergrund erstreckten, konnte nahezu jedes bekannte Gericht aus den Biosubstanzen gewonnen werden. Vorraussetzung hierfür war nur das eingegebene Programmrezept. Eine Klappe auf der Theke öffnete sich mit einem summenden Geräusch und das dampfende Gebräu wurde heraus geschoben. Gleichzeitig wurde mein Kreditchip aus der Öffnung gedrückt. Die Abbuchung erfolgte automatisch.
„Ein leichtes Weißbier!“ sagte Papadopoulos. Die Positronik der Anlage identifizierte seine Stimme und schob das Gewünschte rasch aus einer Öffnung. Das Tischlein-deck-dich war übersät von verborgenen Klappen. Der Gast musste sein Getränk oder Gericht auf den Hockern und Kleintischen vor der Theke zu sich nehmen oder sich zu einer Tischgruppe die von den bereits erwähnten Verkaufsregalen umgeben waren, zurückziehen.
Alle Gerichte und Getränke waren preiswert. Original-Gerichte wurden von den superteuren Restaurants, in der vernunftbegabte Wesen bedienten, und echte Köche ihre Kunst zelebrierten, angeboten. Der Normalbürger entschied sich aber meistens für Automaten-Gerichte, wie sie das Inn anbot. Hier hatte er zudem eine faszinierende Auswahl, welche die normalen Robot-Restaurants oder Kioske nicht anboten. Es kam für die Inhaber entscheidend darauf an, die Rezepte zu besorgen. Der Grieche schien hierfür Quellen zu besitzen, die der Konkurrenz verschlossen waren. Dazu kam das einzigartige Ambiente, die Mischung aus Kunstladen und Kneipe. Der Mangel an Bedienung und Komfort gehörte einfach dazu. Deshalb waren die Gerichte und Getränke auch so preiswert. Das galt allerdings nicht für die Kunst-Unikate.
Manchmal kamen superreiche Magnaten von ihren Türmen herunter oder deren Ehehälften und kauften für eine Unsumme ein, während sie am Tischlein-deck-dich ein Synthogericht orderten und es aßen, während sie ihre Lieblingsobjekte begutachteten. So etwas gab es sonst nirgends in Neoschwabing Village. Es konnte durchaus sein, dass ein milliardenschwerer Magnat neben einem armen Studenten speiste, der auf sein Budget achten musste.
Ich blickte amüsiert auf den kleinen Mann, der so durchschnittlich wirkte, wie Otto-Normalterraner. Man sah ihn und vergaß ihn sofort wieder. Nichts an ihm wirkte außergewöhnlich, weder seine Halbglatze, die er so beließ obwohl es für die Biomedizin kein Problem darstellte, ihm wieder seine dunkle Haarpracht zu geben.
Das gleiche galt für seine etwas dickliche Erscheinung. Wenn er sich nicht zu mehr körperlichen Bewegung aufraffen konnte, gab es biologisch Fettkiller, die einen von dieser Last befreiten. Viele Menschen dachten allerdings so. Vor allem die Älteren, die den jugendlichen Fitnisswahn nicht mehr mitmachen wollten, dem sie früher selbstverständlich auch huldigten. Für sie war es eine Art von individueller Freiheit vor einem perfekten System der genetisch-biologischen Möglichkeiten, die sie aus bewusster Überzeugung ablehnten. Diese ‚Krankheit‘ wie die anderen es bezeichneten, griff von der Erde auch zum Mars über
„Einst gab ich dir mein Rezept für den Earl Grey. Wie läuft es?“
„Bin sehr zufrieden. Die meisten kaufen das Getränk, weil es ein gewisser Sternenflottenkapitän in einer Streaming Serie oft trinkt.“
Ich grinste nur schräg. Natürlich kannte ich die Serie. Ich war mit ihr aufgewachsen.
Um uns herum lief das Geschäft im Inn fast automatisch. Die frühen Kneipengäste bedienten sich am Tischlein-deck-dich bezahlten mit ihrer Kreditkarte und zogen sich in die Nischen zwischen den Regalen zum Verzehr zurück. Nicht viel anders verhielt es sich mit den Antiquitäten-Interessenten Sie holten sich die nötigen Informationen des Unikats durch den beiliegenden Miniatur-Infowürfel ein, der fingernagelgroß, an das Objekt angeklebt war. Ein kurzes Berühren, erzeugte die akustische Information.
Die Käufer nahmen das Kunstwerk vom Regal und begaben sich an die Automat-Kasse. Die Außentür für sie öffnete sich erst, wenn sie ihren Kreditchip, egal ob Normal- oder weiß und das Kaufobjekt in den Scanner legten und den Betrag abbuchen ließen. Etwaige gewaltsame Aktionen wurden sofort durch einen in einer Bodenklappe verborgenen Spezialkampfroboter beendet. In der langjährigen Geschichte des Inn kam es allerdings noch nie zu solch einem Fall.
Dann verabschiedete ich mich vom Inn. Mein Weg führte mich zur nächsten Rohrbahn-Station. Mit Hilfe des mittleren Förderbands erreichte ich mein Ziel in wenigen Minuten. Es war draußen wärmer geworden und die Rushhour setzte gerade ein. Die Bänder waren voll von Passanten. In den Pneumo- Rohrbahn-Stationen sah es nicht anders aus. Die Bewohner der marsianischen Megapolis schienen ständig unterwegs zu sein, dazu kamen noch die unzähligen Touristen aus dem Solarsystem, der Wega und Terras. Selbst einige Galaktiker mit denen die TFU bereits Kontakt hatte, waren zu sehen. Meist Humanoiden die Terranern glichen. Schließlich stammten alle galaktischen Humanoiden von den Memetern ab. Ihre Heimatwelt war die Erde oder Mem gewesen. Unglaublich das Ganze, sagte ich mir immer, obwohl mein Verstand es längst akzeptiert hatte.
„Das wäre auch unlogisch“, meldete sich das nanotische Kyb in mir. Mit meinem organisch generierten Bewusstsein existierte eine paramentale Verbindung. Dafür sorgte eine organische paraaktive Schnittstelle in meinem Gehirn.
„Was du nicht sagst Kyb. Wir Organischen haben noch ein Gemüt und dieses fühlt manchmal konträr zum Intellekt.“
„Vergiss nicht, nur dein Gehirn ist noch organisch. Der Rest deines örganisch wirkenden Körpers ist nur eine Hülle, welche meine Naniten generierten.“
„Was du nicht sagst.“ Obwohl ich so cool tat, gab es immer einen Stich in mir, wenn ich an diese Tatsache dachte.
Ich benutzte eine besonders schnelle und entsprechend teurere Einzelkabine. Dafür erreichte ich in kurzer Zeit die Station des Shuttlelandeplatzes. Dort nahm ich ein GCC-Shuttle und flog hinauf nach Utopia Martian zur Andockrampe für mein privates Botschafterschiff.
Das Ziel lautete Quinto Center, um dort Atlan privat zu treffen. Das Schiff besaß ein Triebwerk, das einen ÜL-Faktor von zehntausend erreichen kann. (Stichwort: Kosmische Hanse Goonblock.)
Das Ziel meiner HER BRITISH MAJESTY (HBM) lag ein Lichtjahr vom gegenwärtigen Standort des USO- Zentralplanetoiden entfernt.
Da die HBM pro Tag etwa 30 Lichtjahre reisen konnte, erreichte meine HBM in einem dreiviertel Tag Quinto Center.
Im Auftrag von HAN, jenem Teil von NATHAN, welche die USO verwaltete und eng mit ES zusammenarbeitete, übergab ich Atlan und seiner USO neue Technikdaten.
Atlans ‚USO-Techs’ würden die Daten auswerten. Falls es den Wissenschafter der USO gelang die neuesten Überlichtwerte von eintausend, der Raumkrümmungsantriebe nachzubauen, würden die GCC und der INTERSTELLAR TRUST meines Kumpels Dorian de Wynther erhalten. Die TFU noch nicht. Zu sehr grollte ich noch wegen den bürokratischen Politikern, die mir 2040 meine letzten Monate als Erster Administrator der TFU vor dem Unfall zu einer Hölle machten. Zwar waren inzwischen alle irdischen Staaten der TFU beigetreten, aber sie machten jetzt die TFU zu einer nahezu handlungsunfähigen Institution, wie einst die UNO. Gäbe es nicht die Privatwirtschaft und neuerdings Atlans USO, ich sähe für die Zukunft der Menschheit schwarz. ES war mit den Terranern unzufrieden. Wahrscheinlich war sie für Kosmische Zusammenhänge noch nicht reif.
Deshalb forcierte ES den Aufbau der USO. Ich hatte Einiges mit Atlan und Dorian zu besprechen, die mich in Quinto Center erwarteten.
Bericht Homer G. Adams
Der Summer des Schlafzellen-Rechner weckte mich mit genau abgestimmten Vibrationen, die meinen Metabolismus vom Tiefschlaf auf den aktiven Wachzustand umstellte.
Lange lauschte ich einige Minuten der sphärischen Musik und kehrte dann langsam in das Alltags-Bewusstsein zurück. Mein Gehirn war ja noch völlig organisch. Deshalb wirkte die Musik noch normal auf mich. Auch den gestrigen Abfluss von Informationen und Wissen aus meinem Gehirn und meines kybernetischen Implantats, das ‚Kyb’ genannt wurde und die Naniten in mir als KI ‚leitete’, hatten mich anscheinend nur gestern müde gemacht. Der ‚Messenger’ der Synos, ein terranisch wirkender Bio-Androide, hatte mich am Kopf mit der Hand berührt und mein Wissen und die im Kyb gespeicherten Informationen kopiert. Wie er an das Wissen in meinem Bewusstsein kam, konnte ich nur vermuten. Wahrscheinlich war er ein Kontakttelepath oder so was Ähnliches. Mir auch egal.
Seit mich der mysteriöse Meta - Syno NATHAN im Jahre 2040 und vor fünf Jahren, nach dem offiziellen Auftauchen der Syno im Solsystem endgültig zu einem nahezu unsterblichen Bio-Androiden machten, hatte sich viel für mich geändert. Wichtig war, dass ich mich nicht als Gehirn mit Roboterkörper ansehen musste und wollte.
Im November 2040 hatte mich NATHAN auf der Rückseite seines Mondareals nach meinem Gleiterunfall zu einem Cyborg gemacht, um mich überleben zu lassen. Er wollte mich prüfen, ob ich mich dazu eignete, ein unsterblicher Syno zu werden. Auch diente ich der Entität offenbar als ein Studienobjekt von Mensch und Cyborg.
Sicherlich meine Skelettstruktur war durch die Syno von NATHAN rein synthetisch geworden. Aber darauf bauten die permanent in mir vorhandenen Naniten aus organischem Material einen humanoiden Körper. Sie bildeten gleichzeitig eine Schwarm- KI, auf die ich mental wie einen Logiksektor Zugriff hatte. Dafür sorgte das ‚Kyb’. So ähnlich arbeitete wohl der Extrasinn eines Arkoniden. Die nanitische Schwarm-KI vermochte ihre Naniten so einzusetzen, dass sie jederzeit einen neuen organischen Körper bilden konnten, in dem mein mutiertes und immer noch rein organisches Gehirn eingebettet lag. Die synthetische Skelettstruktur gab dem organischen Körper dann Kräfte und Energien, welche denen eines normalen Menschen um den Faktor Drei übertraf. Die Schwarm-KI in mir konnte auf diverse Körper Matrixen zurückgreifen, die wie Blaupausen für die Naniten wirkten, nach denen sie die Körper bildeten. Eine der Matrixen entsprach beispielsweise meiner DNS-Struktur. Mein derzeitiger organischer Körper entsprach im Moment meinem Körper ohne Höcker im Alter von sechzig Jahren. Ich wollte optisch nicht jünger wirken. Allerdings war mein Körper, dank der synthetischen Skelettstruktur fitter, als ein Fünfundzwanzigjähriger und bis zu dreimal so kräftig oder schnell, als ein normalmenschlicher Körper.
Ich richtete mich auf, während die Musik ausklang. Anschließend sprang ich mit entschlossenem Schwung aus der Schlafzelle.
Rasch stellte ich mich unter den Hydromasseur, ließ mich von den Warmluftstrahlen trocknen und von einer belebenden Tiefenstrahlung biologisch aufladen.
Aus dem großen automatisch arbeitenden Kleiderschrank mit der integrierten Wasch- und Reinigungsfunktion, entnahm ich eine meiner neuerdings geliebten silberfarbenen bequemen und nahezu unverwüstlichen Kombinationen, die meine jetzt schlanke Gestalt betonte.
Seit ich zu einem Syno wurde, liebte ich diese ebenfalls von den Synos zur Verfügung gestellten Kombinationen. Wieso ich nicht mehr die teuren Anzüge eines Geschäftsmann anzog? Einfach weil sie nicht mehr notwendig waren. Ich konnte meine Kombination, durch innewohnenden Naniten jederzeit zu einem anderen beliebigen Kleidungsstück in Rekordzeit umfunktionieren lassen. Wenn ich mich mit Geschäftsleuten traf, dann änderte sich mein Outfit, während ich auf dem Weg zum Konferenzraum war. Einige merkwürdige Blicke hatte ich deshalb schon ertragen müssen.
Auch meine Schuhe konnten jederzeit ihre Form ändern.
Ich schnupperte. Wie bei allen Synos war mein Geruchssinn jetzt außergewöhnlich hoch entwickelt. Draussen auf der Terrasse duftete es nach Earl Grey und dem ersten Gang eines typischen Englischen Frühstück. Mein Servo war wie immer unermüdlich bei der Arbeit.
Die Wohnung auf einer der höchsten Etagen, des GCC-Towers liegend besaß eine Terrasse im Sternenkratzer. Eine Art von Käfig aus Glassit überspannte die Terrasse, welches natürlich auch den Druckverhältnissen des Mars standhielt. Der Blick von über fünfhundert Metern Höhe über Ares City war wie immer phantastisch. Nur wenige ‚Sternenkratzer’ durchbrachen das Meer von Kunststoff-Druckkuppeln, die eng aneinander gereiht lagen und einen Großteil von der Marsmetropole überspannten. Sie waren durch submarsianische und oberplanetare Tunnelsysteme miteinander verbunden. Alle diese Tunnelsysteme, wie auch die Stadt innerhalb diesem Meer aus Kuppeln war drucktechnisch und atmosphärisch an irdische Verhältnisse ausgerichtet. Eine ausgeklügelte Technologie sorgte dafür. So musste theoretisch kein städtischer Bewohner innerhalb dem Stadtgebiet einen marsianischen Schutzanzug tragen.
Heute Morgen gingen die Farbtöne des Marshimmels mehr ins Rosarote. Ich konnte gut das Aufblinken einer Vielzahl von ‚Sternen’ über der immer noch dünnen Atmosphäre erkennen. Dabei handelte es sich um eine Schicht von gigantischen Spezialfolien, welche die Solaren Energien auffingen, sie verstärkten und in Richtung Mars reflektierten, sodass die Sonneneinwirkung auf den Mars nahezu irdische Dimensionen annahm. Inzwischen bedeckten ein Viertel des Marshimmels diese Folien. Sie hatten bereits die marsianischen Durchschnittstemperaturen enorm erhöht.
Erste Seen bildeten sich in den äquatorialen Regionen. Erstes Grün wurde dort ausgesät. Diese gras- und gebüschartigen genveränderten Pflanzen konnten in der immer noch dünnen Marsatmosphäre und Dichte wachsen. Auch um Ares City, das ja in der äquatorialen Region lag, bildete sich ein See mit ‚Marsgrün’. In Vielem glich diese veränderte Landschaft einer irdischen Region am Polarkreis.
Weit außerhalb der inzwischen Millionenmetropole lag das Landefeld für die Shuttles und die kleineren Schiffe, die sowohl Atmosphären-, wie Sublichtriebwerke besaßen.
Eine Staffel von leichten Kreuzern donnerte mit ihren neuartigen ebenfalls von den Synos stammenden Plasmatriebwerken in den Marshimmel. Die riesigen Sternenschiffe, die auf keinem Planeten landen konnten, dockten irgendwo in dem riesigen orbitalen Gespinst Utopia Martian, oberhalb des Olympus Mons, an.
Als ersten Frühstücksgang servierte James mein Butlerrobot frisch gepressten Orangensaft und wurde durch das Glas Earl Grey mit einem Schuss Milch abgerundet. Die kleine Schüssel mit Frühstücksflocken mit Milch folgte. Anschließend servierte James den Teller mit Spiegelei, Bohnen, Bacon und etwas Toast.
Beim Frühstücken sah ich nebenbei auf einer Holoprojektion über dem Terrassentisch ein Nachrichten- Stream von Mars TNN.
.....purzelnde Börsenkurse. Es besteht die Gefahr einer Stagnation und Deflation der Wirtschaft
.....Wütende Unternehmer und Abgeordnete, die der ‚Deflationspolitik‘ die Schuld gaben diskutierten wild mit den Politikern.
„Ihr Dummköpfe habt wohl noch nie etwas von der Beruhigung der Märkte nach einer langen inflationären expansiven Finanzpolitik gehört. Man kann auch bei fallenden Kursen verdienen?“
Ich hatte den Zentralbanken sogar den Rat gegeben, die Finanzpolitik kurzfristig zu ändern. Der nächste Aufschwung stand kurz vor der Tür. Unter anderem würden die neuen Syno- Raumkrümmungsantriebe für eine Kolonisierung in der ‚Lokalen Flocke’, bis hin zum Wegasystem sorgen. Das würde wieder Raum für eine weitere Stufe der wirtschaftlichen Expansion schaffen. Megakonzerne wie der INTERSTELLAR TRUST, oder auch meine GCC würden dafür sorgen.
„Immer das gleiche negative Geplärre der Medien. Servo schalte ab!“
Plötzlich standen einige Informationen über die Synos in meinen Synapsen zur Verfügung. Beim letzten ‚Kopiervorgang’ meines Gehirns eines Messengers hatte ich diese Infos noch nicht verfügbar.
Die Synos waren schwarmartig organisiert. Es gab Kasten, wie Drohnen, Krieger, Wissenschaftler, Techniker, Scouts, Botschafter und Organisatoren. Sie waren alle individuell und sich selbst bewusst. Dann die ‚Arbeiter’, welche allesamt normale Roboter darstellten. Alle Synos hatten Anteil an dem Schwarmbewusstsein oder Kollektiv, das wie eine Art von hoch entwickeltem Internet funktionierte. Sie kopierten regelmäßig den Inhalt ihres Bewusstseins und ihres Kyb in einen Schwarmknoten, der wiederum nur ein Teil des Schwarmkollektivs darstellte. So trugen die Individuellen Bewusstseine zu einem kollektiven Schwarmbewusstsein bei. Da die Entfernungen im Schwarmgebiet, trotz Hyperfunks zu groß war und dieser im Zeitalter der galaxienweiten Hypersystemfronten oft nicht funktionierte, wurde der Informationstransport an den nächsten Knoten und den Knoten untereinander durch Kuriere, eben den Messengers, in ihren hoch entwickelten Schiffen besorgt. Die Synos kannten zudem ein Netzwerk aus natürlichen Wurmlöchern im Quantenschaum und konnten diese auch nutzen. So konnten sie auch im Zeitalter der ‚Zweiten Archaischen Perioden’ die Galaxis bereisen. Die Raumkrümmungsantriebe wurden für den Transport durch die Wurmlöcher und zwischen Sterngebieten, in die kein Dimensionstunnel führte genutzt. Ich wurde noch nicht als ‚richtiger’ Syno angesehen und galt als Vermittler zwischen der TFU, der im Moment von Atlan gegründeten USO und den Synos.
NATHAN hatte sich individualisiert und außerhalb des Schwarmbewusstseins gesetzt, war allerdings mit der Kollektivintelligenz immer noch verbunden und verbündet. Der Kontakt der Synos und der irdischen Menschen erfolgte hautsächlich über NATHAN, dessen wichtigster ‚Arm’ und Vermittler mit den Terranern ich wurde.
Da die Fabrikation der Synos und auch der NATHAN- Fabriken/Werften durch eine Art von Replikatoren funktionierte, kannten sie keine Privatwirtschaft, da sie materielle Dinge nahezu unbegrenzt erzeugen konnten. Sie akzeptierten allerdings noch immer meinen Privatbesitz an der GCC. Sie wurde als terranisch angesehen und mir wurde die Kontrolle immer noch zugestanden. Ich selbst konnte bereits auf ein ‚Botschafterschiff’ der Synos zurückgreifen, die an einem Privatdock von NATHAN in Utopia Martian parkte. Meine aufkommende Kritik am Kollektivismus und dem ‚Big Brothersystems’ des Schwarmes, verbannte ich in einen mentalen Bereich meines Bewusstseins, auf das mein Kyb keinen Zugriff hatte. Immerhin war mein Gehirn mutiert und besaß ein fotographisches Gedächtnis. In meinem Dasein als noch unabhängiger Cyborg hatte ich gelernt auch mein organisches Bewusstsein, wie einen Computer zu nutzen. Mit versteckten Bereichen, an die kein kybernetisches System herankam, mochte es auch noch so hoch entwickelt sein.
Nach dem notwendigen kräftigen Frühstück ging ich zurück in meinen Wohnbereich. Für den Haushalt brauchte ich nicht zu sorgen. Das taten für mich die Servos und rattenähnliche Kleinroboter, die das Putzen und Pflegen der Wohnung übernahmen.
Ich steckte noch den kombinierten IV-Creditchip ein. Ein letzter Blick, dann verließ ich meine Wohnung und den Turbolift, der mich direkt auf das Straßenniveau der Oberfläche brachte. Eine andere Pneumoliftkabine, die auch ein Stück horizontal verlief führte zur nächsten Station der Röhrenbahn, deren subplanetaren Tunnels mit ihren Einzel- und Gruppenkabinen durch die gesamte Stadt verliefen. Sie bildeten das eigentliche Verkehrsnetz der Marsmetropole.
Über einen kurzen Tunnel verließ ich das Haus. Auf der Straße, die bereits in einer Kuppel lag herrschte ein mittlerer Bodengleiterverkehr. An den Rändern liefen die Förderbänder. Ich konnte zwischen zwei Geschwindigkeiten wählen und entschied mich für die niedere Geschwindigkeit, die mich mit etwa fünfzehn Stundenkilometer voranbrachte. Mein Zielort lag nicht allzuweit entfernt. Die Straße schwang sich in einer eleganten Kurve über die Häuser und führte dann steil nach unten. Kurz genoss ich den Panoramablick. Die relativ kühle Luft, von Kälte konnte nicht gesprochen werden, dafür sorgte die städtische Klimakontrolle, die von einer KI gelenkt wurde, störte mich nicht.
Neoschwabing- Village zog sich weitläufig über mehrere ineinander gehende Kuppeln in die Ebene hinein. Niedrige und teilweise antiquiert wirkende Gebäude waren vorherrschend. Der Stadtteil präsentierte sich meinen Augen als ein flaches Häusermeer mit verwinkelten Gassen, Restaurants, Lokalen und Läden, mit weitläufigen Fußgängerzonen und Grünanlagen. Neoschwabing Village war das Künstler- und Intellektenviertel der Stadt. Der irdisch anmutende Ort war ständig überfüllt mit Touristen, aller Völker und marsianischen Ausflügler.
Ich genoss den Ausblick, bis mich das Förderband rasch nach unten trug. Auf Bodenhöhe beschränkte sich meine Sicht nur auf die unmittelbare Nachbarschaft. Die Gegend war mit Studenten- und Künstlerkneipen, sowie Läden die vor allem Kunstartikel und Antiquitäten verkauften, übersät. Bereits um diese frühe Zeit drängten sich die Touristen in diesem Viertel. Abends kamen dann die Studenten dazu. Das Band trug sie zu ihrem Ziel. An einem antik wirkenden Gebäude mit einer Säulenfront aus attischen Säulen, verließ ich das Beförderungssystem. Von außen war nicht richtig zu erkennen, ob es eine Kneipe oder ein Antiquitäten-Laden darstellte. Über der Säulenfront prangte ein bronzenes Schild: Agamemnons Inn
Ich betrat schließlich den Laden vor dessen Auslagen sich eben eine Gruppe von Chinesen in ihrer Heimatsprache unterhielt. Sie sprachen mit Absicht kein terranisch. Mein Kyb übersetzte in meinen Gedanken. Sie stritten sich über den Preis. Schließlich einigten sie sich und entschlossen, den Preis für die Artikel, die sie interessierten, herunterzuhandeln.
Wieder lächelte ich vor mich hin. Der griechische Inhaber, der seinem Namen einen archaischen Anspruch gab, würde sicherlich trotz Rabatts seinen Schnitt machen.
Das Innere wirkte völlig unübersichtlich, wenn nicht gar chaotisch. Der Raum musste riesig sein, aber durch die Stellung der Möbel erinnerte er an das Schwabing in München im klassischen Sinne: Verwinkelt, chaotisch unübersichtlich. Schließlich kannte ich das alte Schwabing noch, das ich oft besucht hatte. Im Zuge meiner Geschäfte musste ich oft nach München reisen, dem alten München natürlich.
Überall standen kreuz und quer uralte Holzregale in Gruppen zusammen. Wirklich importiertes Holz von der Erde! Die vorherrschende geometrische Form war allerdings die des Hufeisens, der Halbkreis und das Quadrat. Was sie verband waren mit teuren Kunstartikel, und Antiquitäten überfüllte Regale, die einen Holztisch und mehrere Stühle aus dem gleichen Material einschlossen. Zwischen der Stuhlreihe und den Verkaufsständen war meisten nur soviel Platz, dass sich die Käufer regelrecht hindurchschlängeln mussten.
Aber gerade die verwinkelte Enge zwischen den Zecher und den Käufer, die nicht unbedingt identisch sein mussten und oft zu heftigen Kontroversen führten, zeichnete Agamemnons Inn aus. In der unübersehbaren Menge von gleichartigen Geschäften musste derjenige, der wirklich erfolgreich sein wollte, sich von den anderen individuell unterscheiden. Es gab natürlich auch die Spezi, die nur existieren wollte und praktisch mit seinem Laden oder seiner Kneipe eine Symbiose bildete.
Der Grieche stellte eine Mischung aus beiden dar. Seine Gewinne investierte er wieder in seine Artikel. Es war immer wieder ein kleiner Tod für ihn, wenn ein Kunde eine besondere teure und lieb gewonnene Antiquität kaufte. Rasch versuchte er dann ein ähnliches Stück zu erwerben, was oft nicht einfach war, weil die meisten Produkte Unikate waren.
„Ah, Homer. Es freut mich, dass du mich wieder beehrst.“
Perseus Papadopoulos ließ eines seiner berüchtigten homerischen Gelächter los. Die Kneipenbesucher und Kunstkaufinteressenten zuckten zusammen. Die Gäste bildeten einen guten Querschnitt der normalen Village – Besucher. Es gab kein Verkaufspersonal. Eine weitere Besonderheit von Agamemnons Inn war, dass sich jeder selbst um alles kümmern musste. Falls Fragen über das Produkt auftauchten, dann sorgten kleine Infowürfel die beilagen für Aufklärung. Erst dann wenn die Fragen darüber hinausgingen, wurde der Besitzer kontaktiert.
Abgerechnet wurde an einer Robotkasse. Mitten im Lokal stand das sogenannte Tischlein-deck-dich. Dabei handelte es sich um eine Robot-Küche, die auf der Basis von Bio-Substanzen arbeitete und deren Kybernetik das entsprechende Rezeptprogramm eingab. Natürlich gab es mehrere Dutzende fertige Programme. Das hierfür nötige Stichwort musste nur akustisch gesagt oder ertastet werden. Mehrere Rezepte waren original- uraltterranisch, beispielsweise schwäbische Maultaschen, bayerische Weißwürste, Currywurst, Bratwürste mit Kartoffelsalat, Bohneneintopf, mehrere Sorten von Spaghetti um nur einige zu nennen. Als Engländer sagten mir diese Rezepte kaum zu. Zu exotisch. Trotzdem manchmal musste man auch dieses probieren.
Ich ging zum Tischlein-deck-dich. „ Earl Grey, heiß mit Milch, aber ohne Zucker.“ Ich nahm meinen Kreditchip und steckte ihn in das dafür vorgesehene Fach. Gleichzeitig konnten sich zwölf Gäste an der Theke bedienen. Während ich auf meinen Tee wartete beobachtete ich wie ein blauhäutiger Ferrone ein für mich völlig fremdes Gericht, ertastete. In der robotischen Küche, deren Anlagen sich nicht nur innerhalb der geschlossenen Front der Theke befanden, sondern auch im Untergrund erstreckten, konnte nahezu jedes bekannte Gericht aus den Biosubstanzen gewonnen werden. Vorraussetzung hierfür war nur das eingegebene Programmrezept. Eine Klappe auf der Theke öffnete sich mit einem summenden Geräusch und das dampfende Gebräu wurde heraus geschoben. Gleichzeitig wurde mein Kreditchip aus der Öffnung gedrückt. Die Abbuchung erfolgte automatisch.
„Ein leichtes Weißbier!“ sagte Papadopoulos. Die Positronik der Anlage identifizierte seine Stimme und schob das Gewünschte rasch aus einer Öffnung. Das Tischlein-deck-dich war übersät von verborgenen Klappen. Der Gast musste sein Getränk oder Gericht auf den Hockern und Kleintischen vor der Theke zu sich nehmen oder sich zu einer Tischgruppe die von den bereits erwähnten Verkaufsregalen umgeben waren, zurückziehen.
Alle Gerichte und Getränke waren preiswert. Original-Gerichte wurden von den superteuren Restaurants, in der vernunftbegabte Wesen bedienten, und echte Köche ihre Kunst zelebrierten, angeboten. Der Normalbürger entschied sich aber meistens für Automaten-Gerichte, wie sie das Inn anbot. Hier hatte er zudem eine faszinierende Auswahl, welche die normalen Robot-Restaurants oder Kioske nicht anboten. Es kam für die Inhaber entscheidend darauf an, die Rezepte zu besorgen. Der Grieche schien hierfür Quellen zu besitzen, die der Konkurrenz verschlossen waren. Dazu kam das einzigartige Ambiente, die Mischung aus Kunstladen und Kneipe. Der Mangel an Bedienung und Komfort gehörte einfach dazu. Deshalb waren die Gerichte und Getränke auch so preiswert. Das galt allerdings nicht für die Kunst-Unikate.
Manchmal kamen superreiche Magnaten von ihren Türmen herunter oder deren Ehehälften und kauften für eine Unsumme ein, während sie am Tischlein-deck-dich ein Synthogericht orderten und es aßen, während sie ihre Lieblingsobjekte begutachteten. So etwas gab es sonst nirgends in Neoschwabing Village. Es konnte durchaus sein, dass ein milliardenschwerer Magnat neben einem armen Studenten speiste, der auf sein Budget achten musste.
Ich blickte amüsiert auf den kleinen Mann, der so durchschnittlich wirkte, wie Otto-Normalterraner. Man sah ihn und vergaß ihn sofort wieder. Nichts an ihm wirkte außergewöhnlich, weder seine Halbglatze, die er so beließ obwohl es für die Biomedizin kein Problem darstellte, ihm wieder seine dunkle Haarpracht zu geben.
Das gleiche galt für seine etwas dickliche Erscheinung. Wenn er sich nicht zu mehr körperlichen Bewegung aufraffen konnte, gab es biologisch Fettkiller, die einen von dieser Last befreiten. Viele Menschen dachten allerdings so. Vor allem die Älteren, die den jugendlichen Fitnisswahn nicht mehr mitmachen wollten, dem sie früher selbstverständlich auch huldigten. Für sie war es eine Art von individueller Freiheit vor einem perfekten System der genetisch-biologischen Möglichkeiten, die sie aus bewusster Überzeugung ablehnten. Diese ‚Krankheit‘ wie die anderen es bezeichneten, griff von der Erde auch zum Mars über
„Einst gab ich dir mein Rezept für den Earl Grey. Wie läuft es?“
„Bin sehr zufrieden. Die meisten kaufen das Getränk, weil es ein gewisser Sternenflottenkapitän in einer Streaming Serie oft trinkt.“
Ich grinste nur schräg. Natürlich kannte ich die Serie. Ich war mit ihr aufgewachsen.
Um uns herum lief das Geschäft im Inn fast automatisch. Die frühen Kneipengäste bedienten sich am Tischlein-deck-dich bezahlten mit ihrer Kreditkarte und zogen sich in die Nischen zwischen den Regalen zum Verzehr zurück. Nicht viel anders verhielt es sich mit den Antiquitäten-Interessenten Sie holten sich die nötigen Informationen des Unikats durch den beiliegenden Miniatur-Infowürfel ein, der fingernagelgroß, an das Objekt angeklebt war. Ein kurzes Berühren, erzeugte die akustische Information.
Die Käufer nahmen das Kunstwerk vom Regal und begaben sich an die Automat-Kasse. Die Außentür für sie öffnete sich erst, wenn sie ihren Kreditchip, egal ob Normal- oder weiß und das Kaufobjekt in den Scanner legten und den Betrag abbuchen ließen. Etwaige gewaltsame Aktionen wurden sofort durch einen in einer Bodenklappe verborgenen Spezialkampfroboter beendet. In der langjährigen Geschichte des Inn kam es allerdings noch nie zu solch einem Fall.
Dann verabschiedete ich mich vom Inn. Mein Weg führte mich zur nächsten Rohrbahn-Station. Mit Hilfe des mittleren Förderbands erreichte ich mein Ziel in wenigen Minuten. Es war draußen wärmer geworden und die Rushhour setzte gerade ein. Die Bänder waren voll von Passanten. In den Pneumo- Rohrbahn-Stationen sah es nicht anders aus. Die Bewohner der marsianischen Megapolis schienen ständig unterwegs zu sein, dazu kamen noch die unzähligen Touristen aus dem Solarsystem, der Wega und Terras. Selbst einige Galaktiker mit denen die TFU bereits Kontakt hatte, waren zu sehen. Meist Humanoiden die Terranern glichen. Schließlich stammten alle galaktischen Humanoiden von den Memetern ab. Ihre Heimatwelt war die Erde oder Mem gewesen. Unglaublich das Ganze, sagte ich mir immer, obwohl mein Verstand es längst akzeptiert hatte.
„Das wäre auch unlogisch“, meldete sich das nanotische Kyb in mir. Mit meinem organisch generierten Bewusstsein existierte eine paramentale Verbindung. Dafür sorgte eine organische paraaktive Schnittstelle in meinem Gehirn.
„Was du nicht sagst Kyb. Wir Organischen haben noch ein Gemüt und dieses fühlt manchmal konträr zum Intellekt.“
„Vergiss nicht, nur dein Gehirn ist noch organisch. Der Rest deines örganisch wirkenden Körpers ist nur eine Hülle, welche meine Naniten generierten.“
„Was du nicht sagst.“ Obwohl ich so cool tat, gab es immer einen Stich in mir, wenn ich an diese Tatsache dachte.
Ich benutzte eine besonders schnelle und entsprechend teurere Einzelkabine. Dafür erreichte ich in kurzer Zeit die Station des Shuttlelandeplatzes. Dort nahm ich ein GCC-Shuttle und flog hinauf nach Utopia Martian zur Andockrampe für mein privates Botschafterschiff.
Das Ziel lautete Quinto Center, um dort Atlan privat zu treffen. Das Schiff besaß ein Triebwerk, das einen ÜL-Faktor von zehntausend erreichen kann. (Stichwort: Kosmische Hanse Goonblock.)
Das Ziel meiner HER BRITISH MAJESTY (HBM) lag ein Lichtjahr vom gegenwärtigen Standort des USO- Zentralplanetoiden entfernt.
Da die HBM pro Tag etwa 30 Lichtjahre reisen konnte, erreichte meine HBM in einem dreiviertel Tag Quinto Center.
Im Auftrag von HAN, jenem Teil von NATHAN, welche die USO verwaltete und eng mit ES zusammenarbeitete, übergab ich Atlan und seiner USO neue Technikdaten.
Atlans ‚USO-Techs’ würden die Daten auswerten. Falls es den Wissenschafter der USO gelang die neuesten Überlichtwerte von eintausend, der Raumkrümmungsantriebe nachzubauen, würden die GCC und der INTERSTELLAR TRUST meines Kumpels Dorian de Wynther erhalten. Die TFU noch nicht. Zu sehr grollte ich noch wegen den bürokratischen Politikern, die mir 2040 meine letzten Monate als Erster Administrator der TFU vor dem Unfall zu einer Hölle machten. Zwar waren inzwischen alle irdischen Staaten der TFU beigetreten, aber sie machten jetzt die TFU zu einer nahezu handlungsunfähigen Institution, wie einst die UNO. Gäbe es nicht die Privatwirtschaft und neuerdings Atlans USO, ich sähe für die Zukunft der Menschheit schwarz. ES war mit den Terranern unzufrieden. Wahrscheinlich war sie für Kosmische Zusammenhänge noch nicht reif.
Deshalb forcierte ES den Aufbau der USO. Ich hatte Einiges mit Atlan und Dorian zu besprechen, die mich in Quinto Center erwarteten.