Mein abschließender Eindruck des Zyklus` ist
zwiegespalten. Die Gründe dafür entsprechend weitgehend denen im Thread auch schon genannten. Viele phantasievolle Ideen, durchaus gute Einfälle, aber das Gefühl, dass vieles nur Kolorit, mitunter sich gegenseitig im Handlungsweg stehend, war und ist. Einiges war, jetzt in der Rückschau freilich, falsch gewichtet, bekam zu viel Raum, anderes, was aus meiner Sicht fesselnder gewesen wäre, zu wenig.
Ein, zwei Beispiele.
"Mythos" Die Erde ist mal wieder in Gefahr bzw. weg, so weit so unspektakulär, nach diversen Vorzyklen mit ähnlichem Inhalt. Die Mystifizierung nach einer gewissen Zeit, hier aber mit negativer Betonung bis hin zur Verweigerung, hatte als Grundthema allerdings ihren Reiz. Posizid, Datensintflut, das terranische Odium waren durchaus faszinierend, mit bedrohlichem Unterton. Der Umgang mit diesem Mythos lief auch lange gut, positiv erwähnen möchte ich hier den Einflug der Thora in das Solsystem und die Abenteuer auf der Ersatzerde. Leider bekamen danach die Auflösungen der Fragen nach diesen, immerhin den Zyklusnamen konstituierenden Faktoren vergleichsweise wenig Raum, gefühlt wurden sie banal in Nebensätzen abgehakt. Diese Aufklärung wäre ein gutes Betätigungsfeld für USO, Geheimdienste usw. gewesen.
"Staubfürsten und Schweigschauer" Unnötig, kurz und knapp. Der Platz, den sie im Zyklus einnahmen, wäre besser gefüllt gewesen, etwa wenn Rhodan und die Menschen von sich aus den Weg zurück erforscht hätten. Das Knowhow für die Versetzung(-en) wäre durch den Technikdiebstahl der Cairaner plausibel genug gewesen.
"OptAtlan". Das Topos des Doppelgängers ist in den letzten Zyklen ebenfalls arg strapaziert worden. Dennoch empfinde ich diese Figur als eines der Highlights des Zyklus. In seiner, vergleichsweise untypischen, Kompromisslosigkeit, seiner nachvollziehbaren (!) Agenda, war er ein erfrischendes Beispiel einer sofort fesselnden Nebenfigur. Da gab es Ziele, einen Charakter, der sich nicht aus schrulligen Ticks und Macken speiste, sondern eine glaubhafte Entwicklung aufzeigte. Selbst der Makel der Hybris, dem er früher oder später wohl erliegen muß(te), beschädigt ihn nicht. Hier hätte ich mir gewünscht, dass diese Entwicklung früher im Zyklus stattgefunden hätte, man dem Gegensatz zwischen ihm und den Seinen mit dem Rest der Galaxis mehr Raum gegeben hätte. Zwist zwischen Personen, Gesichtern, wenn man so will, finde ich idR. spannender, als den mit unklaren Phänomen.
Wünsche: Mehr Mut zu
Plot twists. Das Ende bzw. die Enden der einzelnen Handlungsstränge waren recht erwartbar. Im Lauf des Zyklus hatte ich mehrere "Was wäre, wenn" Momente, die ich spannender gefunden hätte:
- Die Terraner auf der Erde stimmen GEGEN die Versetzung. Was macht Rhodan? Einen dauerhaften Zugang erforschen?
- Bull erweist sich weniger als Freund und Steigbügelhalter, als gedacht. Der Chaos-ZA macht sich nach 500 (!) Jahren doch bemerkbar. Er nutzt die Infiltration des Sternenrades für a) einen Enthauptungsschlag, und/oder b) für eine Übernahme dessen.
- Die von Fany Anckerstrom in 3092 fantasierte Dolanflotte Rhodans existiert WIRKLICH. Als Unsterblicher hat Rhodan auch noch ein paar Gehemnisse, die keinen was angehen. Warum nur VM, Bull, Bostich usw. ...
-Optatlan entkommt mit dem Golem, sammelt Bioplikate und Klons um sich, gründet einen eigenen Staat mit denen und fordert die bisherige Unsterblichenriege heraus. Vielleicht in Verbindung mit anderen Hinterbliebenen derer, wo Jasmyne quasi wieder auftauchte. Emanzipation hat immer ein schönes Konfliktpotential.
Und manches mehr.
Abschließender Wunsch: Bitte keine weitere Facettierung des Kosmos mehr. Das All wurde mittlerweile gedreht, gespiegelt, gedehnt, gescheert, gewudelt und gepudelt, das reicht jetzt. "Unsere" Seite ist groß genug für alle möglichen Geschichten.
Gruß.