Haluter lieben Bässe!

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Atistippos
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Haluter lieben Bässe!

Beitrag von Atistippos »

Haluter lieben Bässe!
Das war einmal eine Idee für eine Kurzgeschichte, bei der sich recht schnell herausstellt, dass sie einen Konstruktionsfehler hatte und nicht funktionieren würde. Also hab ich die Sache Beiseite gelegt und vergessen. Dachte ich zumindest. Nur wie das so ist, das Gehirn arbeitet einfach weiter- blödes Gehirn – und plötzlich war die Idee in nur leicht modifizierter Weise wieder da.

Schön. Dumm nur, dass dadurch soviel möglicher Stoff zusammen kam, dass es für eine Kurzgeschichte zu viel wurde.
.
Deshalb kann es länge werden, das wird aber auch von den Rückmeldungen abhängen. Kritik ist hierbei ausdrücklich erwünscht.

Wir sind im Jahr 2407 aCn, die MDI besiegt, die Schäden aber noch lange nicht behoben. Es herrscht ein wenig Unruhe im Solaren Imperium.
Gute Zeit für Medienmacher. Also lernen wir Kaimba Masinde kennen, die sich ihren eigenen Laden aufgebaut hat und die wiederum auf eine Reihe schräger Typen trifft. Eine sehr angesagte Band, die so durch die Gegend ziehen und dabei das eine oder andere erleben.
Das ist eigentlich, recht grob gesagt, der Kern eines Teils der Geschichte.
Das hierbei einige Geheimnisse zu klären und Abenteuer zu bestehen, das versteht sich von selbst.

Damit das nicht zu einfach wird, könnten dann noch weitere Stränge dazu kommen. Mal sehen

Beginnen wird es mit einem Prolog, weil das derzeit modern ist, dann wird ein wenig das Setting aufgebaut werden müssen, Dann - das übliche.

Natürlich wird Perry Rhodan auftauchen, Tifflor auch, ebenso Gucky und Atlan wird direkt ein wenig was zu tun haben. Das übliche eben.
Atistippos
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Re: Haluter lieben Bässe!

Beitrag von Atistippos »

The Dead Losers
Hauptpersonen
Cartro Lieron
Der derzeit jüngste Haluter ist auf Spritztour
Julian Tifflor
Der Spitzenpolitiker besucht ein Konzert
Kaimba Masinde
Die Medienmacherin ist zufrieden
The Dead Losers
Haben nicht nur mit den Tücken des Erfolges zu kämpfen
Atlan
Der Lordadmiral ist auf Durchreise

Prolog: Serengeti - 24.02. 2407
Glitzernde Lichtfunken entsprangen einem sich schlängelnden Gewässer, hüpften über die sich leicht im Wind bewegenden Blätter der umstehenden Büsche und Bäume, während die hoch stehende Sonne sich im Flusslauf spiegelte, den Rücken der Hippopotanten grillte, die am Ufer liegende Krokodile wärmte und in deren Nestern die Eier ausbrütete. Noch gab es genug Wasser, so dass auch die Vermehrung von Mücken gesichert war. Die kurze Regenzeit war großzügig gewesen, und die große würde bald kommen. Das Nahrungsangebot war entsprechend großzügig.

Elf graue Riesinnen trotteten in offener Formation auf den Wasserlauf zu, zupften mit ihren extrem langen und sehr beweglichen Nasen immer wieder besonders grüne Grasbüschel ab, die sie dann in sich hinein stopften und langsam zerkauten. Ihre Kiefer kamen eigentlich nie zur Ruhe.
Die eine oder andere der Riesinnen bediente sich auch schon einmal an den Bäumen: Zupfte sich Blätter und Früchte, brach ganze Äste ab, knickte auch schon einmal den einen oder anderen Baum um, wenn das erwünschte Gut anders nicht zu erhalten war. Unterdessen tummelten sich vier kleinere Exemplare zwischen den Riesinnen, versuchten sich am Gras, probierten die Früchte, die an den abgebrochen Ästen oder umgeknickten Bäumen zu erreichen waren, nutzten aber auch immer noch gerne die Zitzen ihrer Mütter, die doch immer noch die angenehmere Nahrung boten.

Drei in der Sonne dösenden Löwinnen schauten dem Treiben zu, ließen ihre Schwänze ein wenig zucken, spielten kurz mit dem Gedanken, sich eines der Jungtiere auf ihren Speiseplan zu setzen, was nach all den Zebras und Büffeln mal eine Abwechslung wäre, ließe es dann aber doch, da es leichter zu erlegende Nahrung für sie, ihrem Nachwuchs und dem irgendwo vor sich hin dösenden Paschas gab. Die grauen Damen konnten unangenehm werden, das wussten sie. Wie leicht so eine Jagd gehen konnte, merkte eines der Löwenjungen, als es eher spielerisch nach einem allzu vorwitzigen Erdmännchen schlug und dieses, wohl zur Überraschung aller Beteiligten, tatsächlich traf. Das überschlug sich noch zwei-, dreimal und blieb recht reglos liegen. Allzu viel wusste das Löwenkind damit allerdings noch nicht anfangen. Neugierig schnüffele es zwar an dem Erdmännchen, ließ dann von ihm ab. Die Mutter oder einer der Tanten würde ihm sicherlich bei Gelegenheit zeigen, was damit jetzt zu machen sei. Noch waren Mamas Zitzen interessanter.

Die Idylle endete abrupt, als sich mit hoher Geschwindigkeit eine Staubwolke näherte, aus der laute und tiefe Geräusche drangen, die leiser wurden, als sich die Staubwolke verlangsamte, um dann fünfzig Meter vor den grauen Riesinnen zum Stehen zu kommen. Die hatten schon bei dem ersten Erscheinen der Stauwolke die Jungtiere in die Mitte des Familienverbandes gedrängt und eine geschlossene Formation gebildet – ein mit normalen Mitteln kaum zu durchbrechender Abwehrriegel. Die Löwinnen hatten unterdessen ihre Jungtiere in die Büsche gescheucht und sich davor in einer offenen Abwehrfront positioniert: Hochkonzentriert und jederzeit zum Kampf oder zur Flucht bereit, schauten sie sich das Geschehen an. Das Erdmännchen nutzte indessen die Verwirrung, um sich leicht taumelnd zu verziehen, mit dem festen Vorsatz, sich in Zukunft von Löwenkindern fern zu halten, auch dann, wenn es in deren Nähe Leckerlis zu finden waren. Warzenschweine waren da vielleicht ein Alternative.

Ein Ungeheuer hatte sich aus dem sich senkenden Staub geschält: riesig. Ähnlich hoch, wie die grauen Riesinnen, tiefschwarz, mit drei rotglühenden Augen, in einem großen, halbkugelförmigen Kopf, sechs Gliedmaßen und mit riesigen, kegelförmigen Zähnen, die das Wesen eindeutig als Spitzenprädator auswiesen.

Die zweiundsechzigjährige Matriarchin hatte in ihrem Leben Vieles gesehen, viel mehr Geschichten gehört, so etwas hatte sie noch nie gesehen, von so etwas hatte sie noch nie gehört - und das Ding sah sehr nach Gefahr aus! Flankiert von ihren beiden jüngeren Schwestern bildete sie einen Abwehrblock, jederzeit bereit, zu einem geschlossenen Angriff, jederzeit bereit, dieses Wesen niederzuwalzen. Doch das Ungeheuer blieb gelassen stehen, drehte ein wenig den riesigen, halbkugelförmigen Kopf, der direkt auf den Schultern saß, was seine Beweglichkeit einschränkte, machte sich klein, ließ sich auf das untere der beiden Armpaare fallen, begann in tiefen Tönen einen langsamen, rhythmischen Singsang, schaute dabei auf das ihm gegenüberstehende Triumvirat, das zunächst stutzte, dann damit begann, die Köpfe im Rhythmus des Singsangs zu bewegen, dann ebenfalls damit begann, sehr tiefe Laute von sich zu gaben. Für ein menschliches Ohr nicht mehr hörbar.

Je tiefer die Töne wurden, je langsamer der Rhythmus, desto ruhiger wurden die Riesinnen; und auch die Löwinnen fingen an, sich zu entspannen, ließen es zu, dass die Jungtiere wieder aus den Büschen kamen und das Geschehen vorsichtig beäugten, sich dabei an die Mütter kuschelten, die Zitzen suchten. Der Schreck musste verarbeitet werden. Kuscheln und Trinen halfen dabei.
Immer noch seinen Singsang von sich gebend, näherte das Ungeheuer sich den taubengrauen grauen Schwester und ihrem Anhang, die mit ihrem langen Nasen wedelnd, das näher kommende Wesen beobachteten, immer noch vorsichtig aber auch ruhig und neugierig. „Was seid Ihr den für schöne Mädchen, verwandt wohl alle miteinander, wenn ich die Daten richtig verstanden habe. Eine Familie nennt man das wohl. Kein Konzept, das ich verstehe, weiblich sollt ihr auch alle sein. Damit kann ich ein wenig was anfangen; denn das ist ein Teil von mir. Verstehen werde ich es aber erst, wenn ich Elter werde. Das wird aber noch lange dauern, bin ja nur ein junger Haluter, der jüngste, der derzeit lebenden Haluter. Gerade einmal 78 Jahre eurer Zeitrechnung alt. Nicht einmal meine beiden Gehirne haben sich schon völlig harmonisiert. Wird aber besser. Ich heiße übrigens Cartro Lieron. Ihr dürft aber Lieronos sagen.“

Er drehte ein wenig seinen Kopf, verzog den schmallippigen Mund, zeigte die großen Zahne, gab ein tiefes Grummeln von sich. „Ihr wisst, was Jahre sind, was Alter ist?“ Erneut drehte er seinen Kopf ein wenig. „Doch, Ihr wisst es, Ihr versteht mich sogar, wenn ich das richtig sehe. Eigentlich bin ich ja noch zu jung, um alleine durch die Galaxie zu fliegen, meinte zumindest mein Elter. Nun ja, Elter eben. Ich habe mir dann einfach ein Schiff genommen, das Triebwerk für transgalaktische Flüge haben sie mir dann aber per Fernsteuerung ausgeschaltet. Da wollte ich aber sowieso nicht hin. Die Daten, die Icho Tolot mitgebracht hat, waren aber einfach ein wenig zu interessant. Also bin ich jetzt hier, und habe wohl ein wenig Aufsehen erregt. So oft sieht man hier, auf dieser Welt, Wesen wie mich nicht. Ist auch besser so. Über Euch fand ich einiges an Informationen in den Daten, also dachte ich, ich fange mit Euch einfach einmal an. “ Erneut verzog er seinen Mund, zeigte die großen, kegelförmigen Zähne.

Mit diesen Worten hatte er die Matriarchin erreicht, die damit begann, ihn mit ihrer langen Nase langsam abzutasten und ausgiebig zu beschnüffeln. Die Flut der völlig neuen Eindrücke war nahezu überwältigend. Völlig fremdartig, auf eigentümliche Weise aber auch vertraut, feindlich zumindest nicht. Ihre Laute und Ihre Gesten veranlassten die Familie dazu, die geschlossen Formation aufzugeben und sich nach und nach dem fremden Wesen zu widmen, das sich gesetzt hatte und es geduldig zuließ, dass jedes Familienmitglieder es grünlich abtastete und beschnüffelte.
„Ihr wollt mich in eurem Erinnerungspool aufnehmen? Ist doch so? Beim nächsten Clantreffen von mir berichten? Ich werde auch von Euch berichten. Wir Haluter sind ja Forscher und Philosophen, interessieren uns in erster Linie für Naturwissenschaften. Forschungen über andere Völker gibt es bei uns nur wenig. Zeit, dass das einmal jemand ändert. Ich werde euch von daher für ein paar Tage begleiten. Ihr habt keine Einwände?“

Das tiefe Gegrummel der grauen Schwestern wirkte nicht wirklich ablehnend.
„Das ist also das, was Ihr esst?“ Das Wesen wies auf die Grünflächen. „Nun ja, wir Haluter sind nicht gerade als Künstler, Köche und Gourmets bekannt. Ich denke, wir werden eine schöne Zeit miteinander haben. Wird schon werden.“
Atistippos
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Re: Haluter lieben Bässe!

Beitrag von Atistippos »

Nairobi Business Tower - 10.03. .2407
Eine in hellen rot- und blauen Stoffen gekleidete Gestalt, leicht nach Magnolien duftend, durchpflügte einen Flur im 87. Stock des Nairobi-Business-Towers, durchpflügte ihn, wie in früheren Zeiten ein mit Höchstgeschwindigkeit fahrender Flugzeugträger der Nimitzklasse den Rhein durchpflügt hätte. Dicht gefolgt von zwei, auch in hellen Farben gekleideten Personen, die mühselig versuchten, Schritt zu halten, während entgegenkommende Farbkleckse es vorzogen, den Weg frei zu machen und sich in Richtung der graublauen Wand zu begeben, um mit der chamäleonartig zu verschmelzen. Offenkundig eine hier weitverbreitete Fähigkeit, die in bestimmten Situationen gerne genutzt wurde. Das war jetzt so eine Situation.
Die Gestalt sprang in den nächstgelegenen, nach unten gepolten Antigravschacht, drückte den wehenden Kleidersaum an den Körper, flaumte die unter ihr langsam fallende Männer an: „Schaut mir nicht auf die Beine – und schaut mir schon gar nicht unters Kleid!“

Die so angesprochenen Männer zogen die Köpfe ein, soweit das bei Humanoiden dieser Art möglich war, schauten nach unten auf das endgültige Ende des Falles im sechsten Tiefgeschoß, kein Anblick für Menschen mit schwachen Nerven, schon gar nicht für solche mit Höhenangst. Im achtundfünfzigsten Stock schwangen die beiden Männer sich aus dem Schacht auf den Flur und verschwanden aus dem Blickfeld. Die Gestalt gab irgendwelche Flüche über die blöde moderne Technik und bodenlose Fahrstühle von sich, die eine Strafe für jede sittsame Frauen seien. Wenn ihre Mutter das wüsste, wandte sich dann, immer noch mit dem Saum des weiten Kleides kämpfend, den beiden über ihr fallenden Personen zu. „Was soll das heißen, Bijan, das Interview findet nicht statt? Wir haben da Verträge, haben Werbung gemacht, haben ein ausverkauftes Stadion, kein Platz mehr frei, wir haben in die halbe Galaxis Übertragungsrechte verkauft – und jetzt sagst du mir, dass das Interview mit den Musikern nicht stattfindet. Das Pauseninterview ist Teil des Vertrages! Also, was ist da los, Bijan? Du bist Leiter der Veranstaltungsabteilung. Erkläre mir das einmal. Bitte!“

Immer noch fallend, zuckte der so angesprochene mittelgroße, mittelalte Mann zusammen, als wäre er ein gepeitschter Bulle, schrumpfte ein wenig in sich zusammen. Wie eine Melone im hießen Pizzaofen „Nicht aufregen, Kaimba, bitte nicht aufregen.“ Der Mann seufzte, atmete tief durch, nahm innerlich einen längeren Anlauf: „Es geht ja nicht nur um das Interview, das nicht stattfinden kann, weil die keine Pause machen...“ – „Es steht im Vertrag, Bijan!“ – „Ja, Kaimba, das habe ich denen auch gesagt. Die Ferronin hat mich nur angesehen, als wäre ich ein Insekt auf einem Salat, und mit den Schultern gezuckt. Meinte, dass das nicht deren Problem sei. Künstler eben. Du bist aber zur Feier nach dem Konzert eingeladen. Wenn es dann stattfindet.“

Sie hatten mittlerweile den Boden des Schachtes erreicht. Die so angesprochene Gestalt schaute auf den Mann herab, schnaufte kurz, wie ein wütender Büffel. „Das ist ja wirklich nett. Ich überzeuge die Mitinhaber dieses Medienkonglomerates, wir gehen in Vorleistungen und jetzt lädt man mich zu einer Feier ein, die ich bezahle. Fantastisch.“ Der Mann fuhr sich mit den Händen über den höher gelegten Haaransatz, schaut dann zu der wesentlich größeren Frau auf. „Ich sage es doch, Kaimba. Künstler. Ganz schreckliche Leute.“

Die Frau hatte sich in Bewegung gesetzt, blieb dann abrupt stehen, wandte sich der zweiten Person zu, die sie begleitete, eine junge, zierliche Frau, die ihr nicht einmal bis zur Schulterhöhe reichte und mit etlichen Hologrammen beschäftigt zu sein schien, die ein Projektor an ihrem Handgelenk erstellte. „Kira, helfe mir doch bitte einmal auf die Sprünge. Hat Bijan gerade gesagt, sofern das Konzert stattfindet?“
Die so angesprochene wandte ihren Blick kurz von den Hologrammen ab, nickte. „Hat er.“

Die über den dunklen Augen zusammen gezogenen Brauen und die kraus gezogene Nase, sie waren Frage und Aussage genug. Bijan zumindest reagierte sofort: „Ich weiß ja, Kaimba, ich weiß, wir sollten auf diese Hallodris aufpassen. Musiker halt. Wissen wir doch, da haben wir ja nun wirklich genug Erfahrungen. Aber der Keyboarder der Dead Losers...“ Er schaute vorsichtig zu der großen Frau auf. „So etwas haben wir noch nie erlebt. Der ist weg, und den anderen Mitgliedern der Band ist das egal.“ Die Frau schaute ihn von oben herab an. „Dann stellen wir da eben einen Musikroboter hin. Das ist ja wohl die leichteste der Übungen. Haben wir doch auf Lager.“

„Ja aber, Kaimba“, er zuckte mit den Schultern, „die spielen dann nicht.“
Kira schnippte mit den Fingern, schnippte noch einmal, hatte dann die erwünschte Aufmerksamkeit. „Ja, Kira, was möchte meine Lieblingsassistentin denn?“ Kaimba schaute von oben auf Kira herab, was die aber nicht weiter irritierte.
„Birjan, du meinst Glen J. Archer, so heizt der nämlich, und der ist für seinen Alkoholkonsum bekannt, das gilt aber für die gesamte Band“, Sie zuckte mit den Schultern. „wer es braucht. Nach meinen Informationen, neigt er dazu, sich vor Konzerten warm zu spielen, treibt sich dann in irgendwelchen Lokalen oder Clubs in der Nähe des Veranstaltungsortes rum. Sage deinen Leuten, sie sollen die nahe am Stadion liegenden Einrichtungen und Hotels abklappern. Sie werden ihn dann schon finden. Mit etwas Glück sogar noch halbwegs nüchtern, wenn sie sich beeilen. Betrinken können die sich ja auf der Feier nach dem Konzert. Lang genug war deren Wunschliste ja. Da könnte man eine Elefantenherde mit betrunken machen.“ Sie schüttelte den Kopf und kratzte sich am linken Ohr.

„Wir können ansonsten hier weiter rum stehen oder uns Richtung Stadion begeben. Die Kugel steht bereit.“
Sie hatten noch einmal zwei Treppen nehmen müssen und jetzt das achte Tiefgeschoss des Hauses erreicht. Hier kam man nicht mehr so ganz einfach hin. hier war der Anschluss des Hauses an das unterirdische Transportsystems, der nur ausgesuchten Nutzern des Hauses zur Verfügung stand. . Kaimba Masinde war eine von ihnen.

„Ich hoffe, Kira, die Kugel ist groß genug?! Du weißt, ich hasse es, meine Gliedmaßen zu verknoten; und ihr kleinen Leute mit euren kleinen Händen und Füßen wisst ja gar nicht, was es bedeutet, so groß zu sein. Das können sich so kleine Leute gar nicht vorstellen.“ Lächelnd schaute sie auf ihre Begleiterin herab, die aber nur mit den Schultern zuckte. „Die größte Kugel der Firma natürlich, Kaimba. Ich kenne doch deine Probleme. Hundertfünfundachtzig Zentmeter sind nun einmal hundertfünfundachtzig Probleme. Kannst du ja auch nichts für; und dass du als Kind mit Elefanten ringen musstest, war ja sicherlich auch nicht deine Schuld. Bijan wird sich etwas kleiner machen müssen, dass schafft der aber schon.“

„Stimmt.“ In kaffeeschwesterlicher Eintracht lächelte Kaimba ihre Mitarbeiterin an, „das schafft der problemlos“, fast schien es, als wollte sie den so gedopten über den Kopf streicheln, der hatte von dem Gespräch allerdings nicht mitbekomme, weil er mit seinem Kommunikator beschäftigt gewesen war. „Wir haben ihn, den Archer. Sitzt in der Bar eines Luxushotels und quält da die Nerven der Gäste mit Klassikern, soll irgendetwas vom Piano man gesungen haben – und wieso nehmen wir die Kugel? Ihr wisst doch, dass ich die engen Röhren nicht abkann! Warum kein Gleiter Oder einen Transmitter?“

„Ach Bijan“, KIra seufzte leicht „das hatten wir doch schon. Der Gleiterverkehr ist um diese Zeit mörderisch, ich weiß der Kugelverkehr auch – und Transmitter...“ Sie zeigte auf Kaimba.

„Transmitter? Ich? Nie! Ich lasse mich doch nicht abtasten, alleine das schon mal gar nicht, dann in meine Atome zerlegen, die dann durch einen Hyperraum gejagt und an der Empfangsstation hoffentlich wieder richtig zusammengesetzt werden. Nein.“ Sie schüttelte kurz den Kopf.
„Sofern das so stimmt, Kaimba“, für zwei, vielleicht drei zehntel Sekunden funkelten Kiras Augen, kleine Falten erschien in den Augenwinkeln und die Lippen wurden nach vorne geschoben, dann war alles wieder wie immer.. „Es gibt da auch andere Informationen. Nach denen wirst du zerlegt und deine Atome werden vor Ort gespeichert. Durch den Hyperraum werden nur die Informationen gesandt; und die dienen dann dazu, dich aus dem Atomdpool der Station wieder zusammen zu basteln. Hat was mit Quantenverschränkung zu tun. Versteht keine Mensch.“

Die kraus gezogene Nase und die leicht zusammengezogenen Augenbrauen zeigten, das Kaimba mit dieser Information nicht wirklich glücklich war. „Du scherzt, Kira?!“ – „Nein, Kaimba.“ – „Du meinst, dass das, was rauskommt, nicht einmal mehr ich bin?“ Kaimba fuhr sich mit beiden Händen durch den dichten Haarschopf.

„Nun ja“, Kira zuckte ein wenig mit den Schultern, „soweit ich wie, ändern wir uns doch sowieso ständig und bleiben doch wir selbst. Das ist dann eben nur ein etwas radikalere Änderung.“

„Und wenn es da nicht genug Atome gibt?“
„Tja Kaimba“, Kira zuckte mit keiner Wimper, „dann geht dir vielleicht etwas verloren, ein Zeh, ein Finger ein Bein, wenn du Glück hast.“
„Und wenn ich kein Glück habe.“

„Tja, Kaimba, es gibt da Quellen, die berichten davon, dass es auf Akon früher sogar einen Freak-Zoo gegeben haben soll, in denen man die Ergebnisse solche Mängel beschauen konnte. Und die Akonen sind gut mit Transmittern! Also bei deiner Atommenge, doch, schon klar besser, wenn du darauf verzichtest.“

„Ihr spinnt! Alle beide! Könnten wir jetzt endlich die Kugel nehmen. Ich habe vor Ort noch einiges zu erledigen – und Ihr ja wohl auch.“

Entgegen der Ankündigung saßen alle drei recht bequem in der Kugel, die auf Prallfeldern schwebend in der luftleeren Röhre mit einer Beschleunigung von 5g eine Geschwindigkeit von 300 km/h erreichen konnte. und dann schon wieder bremste. Zeit für ein längeres Gespräch blieb da bei innerstädtischem Verkehr nicht.

„Die Musiker sind unterwegs und ich bin dann mal weg, kümmere mich um meine Sachen. Wir treffen uns nach dem Konzert Backstage“, mit diesen Worten hatte sich Birjan verabschiedet. „Viel Spaß bei eurem Job.“
Fortsetzung folgt. ;)
Atistippos
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Re: Haluter lieben Bässe!

Beitrag von Atistippos »

Nairobi Zentralstadion - 10.03.2407
Die zunehmend röter werdende Sonne senkte sich steil Ihrem heutigen Ausgang entgegen, spiegelte sich kokett in den Glasfronten der Hochhäuser, die die Bilder, oft durch die Glasfarbe verfremdet, an andere Häuserfronten warfen, die es wiederum an Häuserfrongen spiegelten, die es wiederum spiegelten. Für eine kurze Zeit, wurde die Stadt zu einem riesigen Kaleidoskop.

Die Mehrzahl der fünfundzwanzig Millionen Einwohner der Wasserstadt registrierten dieses Schauspiel zumeist schon lange nicht mehr. Wichtiger war es, sich nach Hause zu bewegen, wenn man einen externen Arbeitsplatz und ein einladendes Heim hatte, oder die Kneipen, Clubs und Restaurants zu besuchen, wenn das Hem nicht so einladend war, oder man da sowieso arbeitete. Da war es wichtig, sich zumindest einmal die Woche eine Blaue Stunde zu können. Die Höhenlage der südlich des Äquators liegenden Megabit begünstigte solche Tendenzen, da sie zu einem recht mildes Klima führte. Bars, Pubs, Stehkneipen, Restaurants mit Außenflächen konnten sich über eine mangelnde Nachfrage von daher nicht beklagen. Heute zog es aber viele Leute zunächst in das Zentralstadion.

Der Ablauf war genau getackte. Das Konzert sollte um 20:00 Uhr beginnen, der Einlass begann um 17:00 Uhr, und der Sonnenuntergang war um 18:45 Uhr. Es gab also ein Zeitfenster von 18:00 bis 18:30 Uhr, in der Kaimba Masinde ihre Eröffnung Moderation machen konnte. Im Hintergrund dann das Stadium, daneben dann die sich langsam senkende Sonne. Der Zeitraum war schon gut mit Werbeanzeigen unterfüttert.
Kaimba und ihr Team begaben sich an die vorgesehene Position, während die fliegenden Händler an den Zufahrtswegen ihre Chance nutzen, hier die allseits beliebten Devotionalien zu verkaufen. Grell-grüne Kappen mit „Dead Loser!“ im violetten Aufdruck, die als Bekenntnis ebenso gelesen werden konnten, wie als Beleidigung des Gegenübers. Ein Sonderposten war mit Krakeln versehen, die wohl die Unterschriften der Bandmitglieder darstellen sollten Extra teuer natürlich.
Sehr beliebt waren auch die Shirts: mit einem Abbild einer eine Trompete haltenden Baxyer Atcyh und die Shirts mit ein ziemlich stark vergrößertem Bild von Steve Reedward hinter seinen Drums. Modelle der Drums in Originalgröße waren aber auch sehr gefragt.

Am besten liefen heute aber die Shirts mit Glen J. Archrer auf der Vorderseite und Erim da Hamptard, auf der Rückseite. die so innig vereint wurden, obwohl das Gerücht umging, dass sie sich eignetlich nicht leiden konnten.

Einzig die Shirts mit einem Bild Kekélis´ auf ihren fünfsaitigen Bass gestützt, liefen nicht ganz so gut. Hier gab es zwar weibliche Fanclubs, bei Männern kam das Shirt aber nicht ganz so gut an, was auch daran liegen konnte, dass die von einem Pony bedeckte, vorspringende Stirn die Augen so beschattete, dass man dem Bild nicht in die Augen sehen konnte. Etwas, das Hunde wie Humanoider als ausgesprochen irritierend störend erlebten.

„Guten Abend Galaxis! Hier ist Kaimba Masinde vom Nairobi Entertainment, der angesagtesten Plattform für Nachrichten Musik, Filme und Diskussionen in zumindest diesem Teil Terras, dem grandiosen Content Afrikas, dem schönsten Content Terras. Und wir senden aus Nairobi, der schönsten Stadt dieses Kontinentes. Mindestens. Und wer will schon in einer Wüste wie Terrania City leben, wenn er Nairobi haben Kann.“ Mit gekonnter Gestik erhob sie die Hände, während den Zuschauern der verschiedenen Plattformen zwanzig Sekundenlang Impressionen der Stadt eingeblendet wurden. Ohne einen Blick auf einen Holoprojektor, ohne Ansage eines der Regieassistenten, setze sie genau am Ende der Einblendung wieder ein. In Insiderkreisen wurde sie für dieses extrem gute Timing gefürchtet!
„Hinter mir sehen Sie das Zentralstadion Nairobis mit seinen 160.000 Plätzen – und das ist völlig ausverkauft. Die Menschenschlangen, hier noch zu sehen...“ – es wurde auf verschiedene Kameras umgeschnitten, welche die fünf Schlangen vor den Einlässen zeigten, - „sind die letzten 15 bis 20.000 Zuschauer zu sehen, die sich wohl nicht früher anstellen konnten. Es ist mir aber versichert worden, dass alle, die eine gültige Einlassberechtigung haben, noch vor Beginn des Konzertes auf ihren Plätzen sein werden. Gewährleistet wird das durch unseren Partner Security Unlimetet.“ Es folgte ein Werbeclip, in der die Firma ihre Tätigkeit in heroischen Bildern darstellte.

„Und was versammelt alle diese wunderbaren Menschen hier? Das einzige Livekonzert auf terranischen Boden der derzeit angesagtesten Band der bekannten Galaxis. Die Dead Losers sind hier! Hier in Nairobi! Nicht in Terrania-City.“ Es folgten kurze Einblendungen der Bilder der Band. „Ermöglicht hat das Nairobi Entertainment, die wohl angesagteste Unterhaltungsplattform Afrikas. Mindestens!“

Es folgte ein Clip über die Firma, ihre Angebote und ihre Miteigentümerin und Chefreporterin.
Kira, die Nachrichten annahm und beantwortete, während sie auf das Hologramm schaute, dass sich über ihrem linken Handgelenk gebildet hatte und in dem Nachrichten erschienen, Zahlenkolonen abliefen und sich verschiedenfarbige Balken mit unterschiedlicher Länge zeigten, schüttelte nur den Kopf. Bisher hatte Kaimba sich bei keinem ihrer Einsätze nicht einmal um eine Sekunde vertan. Der Kamerakoordinator blickte nur kurz von seiner Kontrollhologramm hoch, schaute sie kurz an. „Macht sie gut, nicht wahr. Sie muss irgendwo eine Stoppuhr eingebaut haben“, meinte er nur leise.

„The Dead Losers“, Kaimba war wieder auf Sendung, „seit Monaten in den diversen Charts, Liebling der Medien und Massen. Jahrelang waren sie aber Underdogs, tingelt durch Clubs der Siedlungswelten, immer am Rande des Ruins. Aber den hatten sie wohl alle schon hinter sich, als sie sich auf Lepsos trafen, wo sie alle gestrandet waren

Wenig weiß man über die Vorgeschichten; und die Verlautbarungen der Bandmitglieder sind ausgesprochen spärlich. Da gibt es wohl Einiges zu verbergen, denn wie man den Texten entnehmen kann, haben die fünf einige Erfahrungen zu verarbeiten.

Wir haben in alphabetischer Reihenfolge: Glen J. Archer“, den Zuschauern wurde das Bild eines kräftigen, dunkelhaarigen Mannes eingeblendet, der seine bestiefelten Füße lässig auf die Tasten eines klassischen Flügels legte. Mit einem Glas, einem sich eine bernsteinfarbige Flüssigkeit befand, prostete der der Kamera zu.

„Selbst in unseren offenen Zeiten findet sich eigentlich nichts über ihn. Offenkundig ist er zu keiner Zeit irgendwann einmal in irgendeinem Medienraum tätig gewesen – oder seine Daten wurden alle gelöscht. Man munkelt, dass er Mitglied der Solaren Flotte war, wo er auch Karriere hätte machen können, wie so viele andere jungen Männer und Frauen, denen nichts Besseres einfiel. Er ist dann aber, so die Gerüchte, unehrenhaft entlassen worden. Zu guter Letzt war er dann wohl zu renitent und zu unzuverlässig – und auch heute zog er erst einmal durch Nairobis Bars. Wir haben ihn aber gefunden und unter Anwendung eines Leichts Zwanges hergebracht.

Die Admiralität der Solaren Flöte verweigert ansonsten jede Information zu ihm.
Sie nippte an einem Wasserglas, während eine weitere Werbung eingeblendet wurde.

„Wir haben Baxyer Atcyh“, es erschien ein Bild von ihr, diesmal mit einer Trompete vor der Brust, „eine Jülziish, ein Volk, von dem wir kaum mehr wissen, als dass wir einen Krieg gegen sie gewonnen haben und dass sie gute Köche sein sollen. Baxyer soll einem kleinen Zweigvolk entstammen und hatte frühzeitig mehr Interesse daran, Musik zu machen als zur Gebärmaschine zu werden. Deshalb verließ sie ihr Volk und strandete auf Lepsos, wo sie die anderen Mitglieder der Band traf. Sie spielt nicht nur Trompete, sie ist auch die Leadsängerin, von der aber nicht klar ist, über wievielte Oktaven sie singen kann. Auf Terra können das wohl eher Hunde als Menschen genießen.“
Kaimba schnippte kurz und es folgte die nächste Werbung für ein derzeit sehr angesagtes Hundefutter, in der versprochen wurde, dass so gefütterte Hunde ihr Herrchen oder Frauchen wirklich sehr und immer lieben würden.

„Dritter im Bunde ist ein richtiger arkonidischer Adeliger“, es folgte das Bild eines hochgewachsenen, eher schmallen Mannes, mit kurzen hellen Haaren und bräunlichen Teint, umgeben von einer Vielzahl von Saiteninstrumenten: drei-, vier-, sechs-, oder zwanzigsaitig., ein-, zwei-, oder dreichörig.
„Erim da Hamptard entstammt nach unseren Recherchen zwar nicht dem auf Arkon ansässigen Hochadel, unter seinen Vorfahren gibt es aber viele Barone, die verschiedene Siedlungssystem in M 13 regieren. Was ein Mitglied der Herrschaftsklasse in eine solche Situation getrieben hat, das wissen nur die Götter Arkons. Irgendein Fehlverhalten wohl. Auslieferungsanträge Arkons sollen allerdings nicht vorliegen.“

Kira drehte mehrfach die erhobene rechte Hand, mahnte so zur Beschleunigung. Die Zeit wurde langsam knapp. Die eine oder andere Ausschmückung hatte doch Zeit gekostet. Kaimba schaute kurz über die Schulter, nickte leicht. „Vierte im Bunde ist die Ferronin Kekélis“, es folgte das von den Shirts her bekannte Bild, „von der eigentlich nur bekannt ist, dass einer ihrer Vorfahren schon ein wichtiger Führer seines Volksstammes der Ferronen war, als unser aller Regierungschef, der Großverwalter, noch fahnenflüchtiger Offizier der damals noch unabhängigen USA war. Kekélis ist die Frau im Hintergrund, aber wohl für die Melodien der Band verantwortlich.“ Kaimba winkte unterhalb des Sichtbereiches der Kamera ab. Sollte heißen: Keine Werbung.

„Mit dem Siganesen Steve Reedward bildet Kekélis das rhythmische Gerüst der Band. Steve Reedward gilt als der wohl beste Drummer der Galaxis, was auf die extreme motorische Koordinationsfähigkeit der Siganesen zurückzuführen ist. Bekannt sind sein Geburtsjahr, 2264, und seine Größe von 184,3 mm. Weitere Informationen sind auch über ihm nicht zu erhalten; und auch hier schweigen die offiziellen Stellen eisern. Es sind keinerlei Informationen zu erhalten, er selbst schweigt sowieso, weil Siganesen andere Wesen ja nicht mit ihren Belanglosigkeiten langweilen wollen es gibt allerdings das Gerücht, dass er für einige Jahrzehnte von Siga verbannt wurde, weil er gegen die dortigen Höflichkeitsregeln verstoßen haben soll. Vermutlich hat er einfach einmal ein Chewing Gum auf den Gehweg gespuckt oder einer älteren Person nicht über die Straße geholfen. Bei diesem sehr auf Höflichkeit bedachten Völkchen dürfte das schon hinreichen, um für einige Zeit des Planeten verweisen zu werden.“ Lächelnd zuckte sie ein wenig mit den Schultern. „Das sind also unsere heutigen Gäste, eine Mysterium und eine kaum zu toppende Band, die auf diverse Musiktraditionen zurückgreift, die aber zu einem ureigenen Stiel verarbeitetet hat. Wir erwarten einen Gig von vor zwei Stunden. Eher mehr – und ohne Pause! Eine Seltenheit heutzutage.“ Sehr bewusst drehte sie für einen Moment den Zuschauern den Rücken zu, schaute Richtung Stadiondrehte sich wieder in die Kamera. „Wie Sie sehen können“, es wurde auf verschiedene Kameras umgeblendet, „sind die Schlangen vor den Einlässen fast verschwunden. Die Einlasstechnik funktioniert tadellos. Wir senden jetzt eine kurze Dokumentation und sehen uns dann wieder.“

Kaimba schritt beiseite und für einige Sekunden wurde noch einmal auf die rote Sonne umgeblended, die langsam hinter der Erdkrümmung verschwand. Dann folgte die Dokumentation umgeblendet. Die Leute sollten ja auch Zeit für Menschliches uns Allzu menschliches haben.

„Und?“ Kiras nach oben zeigender Daumen war Antwort genug: „Noch einmal zehn Millionen für kurzfristig gebuchte Werbungen in den diversen Medien. Die Algorithmen haben auf die Einschaltquoten wie erhofft reagiert. Wir müssen uns aber sputen. Du solltest dich vor den Gesprächen mit den beiden Kommunalpolitikern noch umziehen.“ Kaimba winkte nur ab.
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Re: Haluter lieben Bässe!

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Nairobi Zentralstadion um 19:55 Uhr
Einhundertsechzigtausend Zuschauer wurden zunehmend ruhiger, schauten gespannt auf die Bühne, die noch im Dunkeln lag, ließen von ihren Getränken ab, beendete langsam ihre Gespräche. Die Vorfreude und die Spannung stiegen. Kira nickte Kaimba knapp zu. „Quote knapp gehalten. Julian Tifflor ist übrigens da, ganz offen als VIP.“ – „Und?“ Kaimba zog kurz die Brauen hoch. Kira schüttelte den Kopf. „Nein. Zumindest n nicht heute, nicht jetzt. Er ist hier um das Konzert zu genesen. Scheint von Musik was zu verstehen. Er lässt dir aber durch seinen Referenten ausrichten, dass er deine Arbeit kennt und dass er sich für die Ausrichtung des Konzertes bedankt.“ Kaimba zog nur die Nase kraus. „Hm.“ – „Und, ach ja“, Kira grinste, „du bist am 22.05.2407 von 15:30 bis 17:30 Uhr Terrania-City-Zeit zu einem Gespräch in seinem Büro eingeladen. Er freut sich auf das Gespräch. Ich habe natürlich in deinem Namen zugesagt und alles gebucht. Da wirst du bei der Reise ein wenig früher los müssen, als es sonst deine Art ist.“ Kurz huschte ein Lächeln über ihr Gesicht, „es sei denn, du versuchst es doch einmal mit einem Transmitter.“

Kaimba, die gar nicht versuchte, ihre Freude über die Nachricht zu verbergen schaute ihre Assistentin an, wie eine Katze eine Maus, von der sie noch nicht so genau wusste, ob sie diese gleich zerlegen oder erst einmal mit ihr spielen sollte. Schüttelte dann den Kopf, zog sich die hochhackigen Schuhe aus und legte die Füße auf den Tisch. „Gut, sehr schön. Danke. Übrigens. Manchmal weiß ich gar nicht, was ich. ohne dich täte.“

„Ach“, Kira machte eine wegwerfende Handbewegung, „du würdest dir eine andere Mietsklavin vom entsprechenden Markt holen, ansonsten deine Robottrix losschicken. Hast du doch früher schon getan.“

Kaimba nahm die Füße vom Tisch und schaute ihre Assistentin an, wie eine Braut ein Bräutigam, der nur in Unterwäsche zur Trauung erschienen war. „Das solltest nicht einmal du wissen.“
„Bleib gelassen“, Kira winkte nur ab, „eine deiner früheren Assistentinnen war da nicht immer vorsichtig genug gewesen. Du bist mehrfach an zwei Orten gleichzeitig gesehen worden. In den Foren kursierte zeitweilig der Gag, dass du so schnell wärst, dass du dich schon einmal auf Ferrol selbst interviewst und daraus ein Feature gemacht hättest.“

Kaimba hatte die Füße wieder auf den Tisch gelegt, stützte das Kinn auf Daumen und Zeigefinger der linken Hand, schaute kurz nach rechts oben, schüttelte dann kurz den Kopf. Keine wirklich gute Idee. „Na ja, stimmt schon. Vielleicht ist das zeitweilig ein wenig aus dem Ruder gelaufen. Aber so manch ein Interview möchte man als intelligente Frau nicht wirklich gerne selber durchführen, auf so mancher Party lieber nicht selber gehen, schön, wenn man da eine ELIZA hat.“

„Es geht übrigens gleich los.“ Kira drehte den Ton der Außenmikrofone höher, trommelte leicht auf die Platte des Tisches, während draußen einhundertsechzigtausend Besucher die letzte Minute herunterzahlten. Ein Roboter trug ein sehr kleines humanoides Wesen mit grüner Haut auf die Bühne, setzte es bei einem ebenso opulent wie kleinem Schlagzeug ab, hinter dem der Mann – und das war das Wesen wohl - es sich bequem machte und mit dem Spielen begann, während die Scheinwerfer langsam aufblendeten und die Säule, auf der das Schlagzeug stand, langsam nach oben fuhr, bei 170 cm hielt.
„Sein erstes Solo“; Kira hatte Kaimbas fragenden Blick bemerkt, „dann steigt Kekélis ein und die beiden pushen sich hoch, bis dann Glen J. Archer übernimmt, der dann zusammen mit Erim da Hamptard die Führung übernehmen. Baxyer Atcyh beendet das Stück dann mit einem Trompetensolo.“
Kaimba kratzte sich am Kopf. „ich merke schon, du kennst dich gut aus. Musik nach deinem Geschmack?“
Kira nickte. „Nicht nur die Musik, das ganz Setting. Das Stück entstammt übrigens dem altarkonidischen Hofzeremoniell entstammt, wurde beim Empfang von Gesandten gespielt. Die Band hat es beschleunigt und verjazzt. Überhaupt ein schönes Programm, das die da zusammengestellt haben. Erst einige ziemlich lange Instrumentalstücke, im zweiten Teil singt Baxyer Atcyh eine ganze Reihe Bluesstücke.“
„Bitte was?“ Kaimba zog die Nase kraus, wie immer, wen sie etwas befremdlich fand „wer soll das den verstehen?“
„Sorry, mein Fehler.“ Kira hob entschuldigend die Hände. „Es geht hier nicht um Musik der Jülziish, die haben ja keine eigene Instrumentalmusik entwickelt, nur Gesang, nein, es geht um eine altteranische Musikrichtung, stammt letztendlich sogar aus Afrika.“

Kaimba schaute auf die Bühne, wo das erste Stück gerade von Erim da Hamptard vorangetrieben wurde. „Wieso steht Kekélis eigentlich so im Schatten?“ -„Sie ist Ferronin.“ – „Ich weiß.“ - „Feronen und Ferroninnen transpirieren nicht, sie hecheln.“ – „Ich weiß.“ – „Deshalb haben sich sehr spezielle Gesangskulturen auf ihren Welten ausgebildet; und die sind schon etwas gewöhnungsbedürftig.“ Kira schaute ihre Chefin fragend an.
„Nicht nur die Gesangstechnik, Kira, nicht nur die Gesangstechnik“. Kaimba winkte nur ab. „Ich hatte vor zweieinhalb Jahren mit ein Interview mit dem Thort, der wollte, dass das an einem warmen Tag auf einer Dachterrasse des roten Palastes stattfand...“ – „Und?“ Kira hielt fragen den Kopf geneigt. – „Eine halbe der zwei Stunden mussten heraus geschnitten werden.“ Kaimba seufzte ein wenig, „man erlebt schon erstaunliche Sachen in diesem Job.“
„Nun ja“, Kira erhob die offenen Hände, zuckte leicht mit den Schultern, „dann verstehst du vielleicht, weshalb Kekélis so nicht gesehen werden mochte.“

„Das mag ja sein“, Kaimba grinste wie eine Löwein, die gerade ein Zebra zum Essen eingeladen hatte, „ich würde sie aber gern so sehen wollen, am liebsten in Großaufnahme.“
„Du bist die Chefin, allerdings warten deine nächsten Termine.“- „Du meinst die oxtornische Kulturpolitikerin und die Gouvernante eines vorwiegend von aus China stammenden Siedlungsplaneten?“ Ein wenig schüttelte sie sich.
„Genau die. Erna Wirngstelt ist übrigens die Oxtornerin und Sulkki Cranf die Gouverneurin. Eigentlich sind sie icht zu verwechseln.“ – „Bin schon unterwegs.“
„Kaimba.“ - „Ja?!“ – „Vergiss deine Schuhe nicht.“ – „Ich Dummerchen.“

Einhundertsechzigtausend Besucher tobten, vergaßen ihre Getränke, vernachlässigten ihre Begleitungen. Blumen und andere Präsente flogen auf die Bühne, wurden aus Sicherheitsgründen nach hinten geräumt. Mehr oder weniger menschenähnliche, barbusige Personen jederlei Geschlechtes waren auch schon mehrfach gesehen worden aber auch von anwesenden Jülziish und Ferronen gingen Signale aus, die die Galakto-Ethnologie noch für die nächsten Jahre beschäftigen würden. Bei den Jülziish, von denen man ja nicht Allzuviel wusste, war das nicht unbedingt erstaunlich, die Ferronen meinte man aber schon seit Jahrhunderten zu kennen, das mochte aber auch einfach nur Hybris gewesen sein. Zumindest stieß man bei der Auswertung der von der Übertragung angefertigten Filme auf Verhaltensweisen und Mikrosignale, die man so noch nicht kannte. Später Befragte Ferronen und Ferroninnen hüllten sich in Schweigen, wichen den Fragen aus. Hier Ware wohl Tabus im Spiel.

Kurzzeitig etwas kritischer wurde es, als eine junge, wohl ziemlich unter Drogen stehende Ertruserin, die nach ihrem „Little Steve“ rief, versuchte, die Bühne zu stürme, Die Sicherheitsroboter konnten das gerade noch verhindern und die kräftige, junge Damen in den Erste Hilfe Bereich bringen, wo sie dann sediert werden konnte.
Die Dead Losers wussten, was ein Konzert war und wie man es steuerte, jahrlanges Tingeln durch Clubs auf Planeten im Randbereich des Solaren Imperiums waren eine ebenso harte wie lehrreiche Schulung gewesen. Das hatte zu einer Professionalität geführt, die den vielen geklonten Musikgruppen abging.
Begonnen hatten sie mit drei Stücken der altarkonidischen höfischen Tradition, die aber gründlich verfremdet wurden. Da wurde aus einem Marsch schon einmal ein 5/4 taktiges Stück, das allen Bandmitgliedern Raum für zum Teil recht ausufernde Soli lieferte. Mittlerweile arbeitslose arkonidische Hofbeamte hätten diese Interpretation wohl zu Mord- oder Selbstmordgedanken veranlasst. Höhepunkt des ersten Teils des Konzertes war „Traumzeit“, ein schon sehr psychedelische Stück. Drogen in Noten, hatte ein Kommentator es einmal genannt, das die Zuhörer in fremde Welten entführte. Ein Stück bei dem Baxyer Atcyh im Scat-Gesang phasenweise in so hohen Tönen sang, dass Menschen es gerade noch hören konnten, während Glen J. Archer und Erim da Hamptard, diesmal mit Harfe, einen filigran gewebten Notenteppich legten, von der Rhythmusabteilung der Band zurückhaltend unterstützt.

Das folgende Potpourri aus Liedern der Mehandor rief die einhundertsechzigtausend Besucher dann aber recht gründlich aus den Träumereien. Sollte es ja auch. Von den Freuden des Reisen, des Handelns und des Betrügens war hier die Rede. Es wurde geschildert, wie schön es war, neue Planeten zu entdecken und die dortigen weiblichen Wesen ein wenig näher kennenzulernen. Die drei Männer der Band konnten hier ihre stimmlichen Qualitäten zum Tragen bringen. Als Kekélis zum Abschluss des Potpourris in einer eher kürzeren Passage die Sicht einer weiblichen Mehandor auf die Männer zum Besten gab, tobte das Stadion.

„Und?“ Etwas erschöpft wirkend, kam Kaimba in Schaltstelle
„Was und?“ Kira lehnte sich in ihrem Stuhl zurück, schlug das rechte Bein über das linke. „Hervorragendes Konzert, fantastische Einschaltquoten und die Werbeeinnahmen sprudeln. Dieses Jahr ist jetzt schon finanziert.“ – Kaimba nickte. „Schön. Haben wir Bilder von einer hechelnden Kekélis?“
Kira schüttelte nur den Kopf. „Wir bekommen keinen Zugriff auf deren Lichtanlage. Chancenlos. Ich habe es ja nebenher versucht. Die Bühnenanlage ist über die Stadion Technik nicht zu erreichen.“ Sie schaute ihre Chefin noch einmal genauer an. „War schlimm, nicht wahr?“

Kaimba schnaufte nur kurz und winkte dann ab. „Die neuchinesische Gouvernante...“ - „Du meinst sicherlich Gouverneurin?“ – „Von mir aus, auch die. Also die Gouvernantin hat mir erzählt, mehrfach, das nichts über die Tradition der Pekingoper ginge, die auf ihrem Planeten viel besser gepflegt werden würde, als auf Terra, wo ja alles degeneriert wäre. Selbst Frauen dürften hier in der Pekingoper auftreten. Wieso müssen Vertreter solcher Siedlungswelten eigentlich immer so übermotiviert konservativ sein?“ Sie schüttelte nur den Kopf.
„Ach komm“, Kira streckte die Beine, faltete kurz die Hände hinter ihrem Kopf, „doch nicht alle. Wie war die Oxtornerin? Das ist ja nun wirklich ein ganz possierliches Völkchen.“
„Puh. Die hat mir erzählt, dass man dringend Zuschüsse von Terra für den Bau von Freilichttheatern braucht, in denen man bei einem lauen Lüftchen von 250 km/h die Entstehungsmythen des Volkes nachspielen könnte. Insbesondere für die Jungend wäre das ja sehr wichtig. Und was ist das jetzt?“
Über Kiras Gesicht huschte ein Lächeln. „Hört sich nach Still got the Blues an. Altterranisch. Steht gar nicht auf der Liste. Lasse dich einfach einmal drauf ein. Ist schon gut.“
Baxyer Atcyh spielte ein längeres Intro, bis dann Erim da Hamptard , diesmal mit einem ziemlich veralteten sechssaitigen Instrument, damit begann, eines dieser vielen traurigen Liebeslieder zu singen, von denen es so viel in der Galaxis gab, dass man zumindest die Stecke Terra-Wega damit hätte pflastern können. Unterbrochen wurde der Gesang immer wieder von Gitarrensoli unterbrochen, die sich am Ende des Stückes zu einem langen Duett mit Baxyer Atcyh Trompetenspiel wurde.
Das Publikum tobte, fing aber an, irritiert zu reagieren, als aus den Hohen über dem Stadions ein extrem lautes Gebrülle nach Zugabe zu hören war, das das Gejohle und den Beifall von einhundertsechzigtausend Besuchern und Besucherinnen übertönte.

„Was zum Teufel ist das denn?!“ Kaimba war sofort auf den Beinen, stürmte zu den Fenstern. „Haben wir jetzt einen schweren Kreuzer über dem Stadion? Macht die Stadionbeleuchtung an. Was zum Teufel ist das denn?“
Im hellen Licht der Stadionbeleuchtung war ein Ungeheuer zu sehen, das fünfzig Meter über dem Stadionboden schwebte und mit beiden Armpaaren heftig applaudierte und laut Zugabe brüllte, wobei zwei Reihen ziemlich großer kegelförmiger Zähne zu sehen waren. Ganz bestimmt nicht etwas, mit dem man nähere Bekanntschaft hätte machen wollen. Ein Teil des Publikums reagierte geschockt Panik war zu befürchten, als Glen J. Archer, der sich über seine Instrumente geschwungen hatte, an den Bühnenrand trat, kurz nach oben schaute, dann das Wort ergriff. „Ruhig Leute, ruhig! Alles kein Problem und schon gar nicht ein Grund zur Panik. Wir haben da einen unerwarteten Gast. Eine wohl ziemlich alte Rasse, die wir noch nicht so lange kennen. Im Jahr 2404 war schon mal so ein Wesen auf Terra. Icho Tolot, wenn ich mich recht entsinne. Die sehen zwar etwas gewöhnungsbedürftig aus, sind aber sehr freundlich; und nach allem, was man weiß auch sehr hilfsbereit. Heißen wir also unseren Gast willkommen. Ich bitte um Applaus für unseren Überraschungsgast.“

Der kam dann auch. Erst zögerlich, dann immer starker werdend. Glen J. Archer wartete etwas ab, wandte sich dann dem Wesen zu. „Und du da, Großer, erst einmal herzlich willkommen zu unserem Konzert. Freut uns, dass es dir gefällt, freut uns, dass du eine Zugabe möchtest. Sollst du auch bekommen, könntest du dich vielleicht etwas zurückziehen? Dich zum Beispiel auf die Dachkante setzen? Nichts für ungut, nur wenn du da so schwebst, das beruhigt die Leute. Das möchtest du doch nicht.“ Der wohl zustimmende Laut, es mochte ein „ja“ sein, war schon wesentlich gedämpfter. Das Wesen flog an den Rand der Überdachung, setzte sich dort.

„Okay. Du wolltest eine Zugabe, Großer? Sollst du haben.“ Er nickte den anderen Bandmitgliedern zu – „und wenn dann noch jemand das Stadionlicht wieder ausschalten könnte? Danke.“
Eine Anordnung, der Kira unverzüglich folgte.
„Hast du das gesehen, wie der sich über seine Instrumente schwang und das Kommando übernahm? Der war Offizier der Solaren Flotte. Das ist kein Gerücht. Wahnsinn, ich wittere Stories. Ja.“ Kaimba ballte kurz die Fäuste vor ihre Brust.
„Die waren alle auf dem Sprung, Kaimba“. Kira zupfte sich an der Nase, „ich habe mir das gerade noch einmal in Slow-Motion angesehen. Die müssen bei ihren Konzerten am Rande des Imperiums wirklich interessante Erfahrungen gemacht haben. Ich schätze, die haben mehr als einmal unliebsame Besucher von der Bühne schupzen müssen. Mache mit denen doch schon einmal einen Vorvertrag über ihre Lebenserinnerungen, wenn das mit der Musik nicht mehr klappt, können die ja diese verwerten. By the way, Erinnerung. Das Konzert dauert übrigens noch 18 Minuten, plus zwei Zugaben. Wenn wir problemlos in den Backstage Bereich kommen wollen, müssen wir uns jetzt sputen. Das Team schafft den Rest auch ohne uns.“
Atistippos
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Re: Haluter lieben Bässe!

Beitrag von Atistippos »

Zentralstadion Nairobi um 22:45 Uhr, Backstage
Sie hatten die Katakomben des Stadions Durchqueren müssen, waren an mehr oder weniger betrunkenen Fans vorbeigekommen, von denen die weniger betrunkenen anzügliche Sprüche von sich gaben, während die betrunkeneren mit den Reaktionen ihrer Innereien beschäftigt waren.
„Vielleicht hätten wir doch eine Transmitterstrecken einrichten sollen“, Kira schnaufte schon ein wenig, Kaimbas lange Schritte verlangten ihr, der wesentlich kleineren, so Einiges ab. Der von oben kommende Blick und das energische Kopfschütteln waren allerdings Antwort genug.

Bijan Okafor erwarte sie schon, neben einem martialisch aussehenden Roboter stehend, der aus altarkonidischen Beständen stammte und in besseren Zeiten als Kampfroboter tätig gewesen war. Ausgemustertes Material jetzt, dem man vor dem Verkauf die Strahlwaffen entfernt hatte.
„Schön, dass ihr da seid, die Band macht sich jetzt wohl auf den Weg hierher, in ein paar Minuten sind sie da, dann folgen die Gäste. Einige der VIP´s bestehen darauf, noch einmal vorbei kommen zu dürfen, dazu kommen dann auch noch andere Musiker, die gerade mehr oder weniger zufällig in der Gegend sind. Das Buffet habe ich auffrischen lassen. Die Band und insbesondere die Crew haben vor dem Konzert schon ziemlich zugelangt. Wenn Ihr Hunger habt, habt ihr sicherlich, dann bedient euch schon einmal, bevor die anderen Gäste es plündern.“
Das Angebot war opulent, da gab es walganische Kräutersuppe mit fritierten Krabben, ebenso, wie marsianischer Moossalat, korsischer Käse mit Preiselbeeren ebenso, wie Otterpfoten von der Venus. Daneben dann gegrilltes Löwenfleisch auf Karottensalat, turbogische Fischeier, fast so groß, wie Hühnereier an tyllogischen Blumensalat. Das alles sah recht appetitlich und Naturbewahrer mussten sich auch keine Sorgen machen, da das Fleisch natürlich synthetisch hergestellt war, wie auf den Beschriftungen der Speisen hervorging. Diese gaben auch weitere Hinweise auf die Herkunft der Speisen, die sonst wohl nur ein absoluter Insider durchschaut hätte.
„Ach, die ersten Gäste sind schon da?“ Erim da Hamptard führte die Band an, gefolgt von einem behutsam eine Siganesen tragenden Roboter, dann die Frauen. Den Abschluss bildete Glen J. Archer, der sich angeregt mit einer Begleiterin unterhielt.
„Das sind dann also Brown Sugar und Golden Brown, wenn ich mich nicht irre“, Erim da Hamptard grinste ziemlich unverschämt, „die sich an unseren Buffet bedienen.
„Mister da Hamptard“, Bijan Okafor hatte bei der Anrede kurz etwas gezuckt, „nichts für ungut, das sind Kaimba Masinde, Chefreporterin und Mitinhaberin von Nairobi-Entertainment. Sie wissen, wir sind der Veranstalter. Und das ist Kira Buchara, ihre Assistentin. Hat, das wird Sie sicherlich interessieren, übrigens arkonidische Kulturgeschichte studiert. Mit Abschluss; und ich sage es ihnen lieber vorsichtshalber gleich, Mister da Hamptard, nicht das Sie sich im Nachhinein wundern – aber Miss Masinde ist reinblutige Massai. Etliche von denen – und im Urlaub macht sie das auch – ziehen noch durch die Gegend, trinken Blut, schleudern Speere, töten Löwen. Ich sag´s nur. Vorsichtshalber.“
„Hoppla“, Erim da Hamptard schüttelte immer noch lächelnd leicht den Kopf, „dann ist das ja Ihr Buffet.“ Über die gefalteten Hände, deutete er eine leichte Verbeugung an. Wandte sich dann Kira zu. „Arkonidische Kulturgeschichte? Mit Abschluss.“ Er nickte. „Doch. Respekt. Ich war nach dem vierten Semester raus. Wir duschen uns jetzt, danach kümmern wir uns um unsere Gäste. Wir sehen uns sicherlich noch.“ Dieses an Kaimba gewandt, die ihn etwas verdutzt nach sah, dabei kurz ein wenig fokussierte.
Der Backstage Bereich füllte sich recht schnell mit VIP’s, Crewmitgliedern und Musikern, die mehr oder weniger zufällig zugegen waren. Größtes Aufsehen erregte eine farbenfrohe, achtköpfige Combo, die es aus Kuba in diese Gegend getrieben hatte.

Das Buffet versuchte dem Ansturm noch eine Weile zu widerstehen, musste sich dann aber doch geschlagen geben, Die Spirituosen erwiesen sich als besser gewappnet und gaben sich nicht annähernd so schnell geschlagen.
Neben vielen allgemeinen Themen, wie die Staatsverschuldung, die Entwicklung der Aktienkurse oder Nathans Wettersteuerung, drehten sich die Gespräche in erste Linie um das Ungeheuer, das da während des Konzertes aufgetaucht war. Das Konzert hingegen spielte bei diesen Gesprächen allerhöchsten eine nachgeordnete Rolle. Viel wichtiger war die Frage, wer das Wesen war und woher es gekommen war. Wieso hatte das eigentlich so einfach währen des Konzertes über dem Stadion auftauchen können?
Was das denn für eine Wesen gewesen sei, war eine immer wieder auftauchende Frage, ob man das nicht hätte verhaften müssen, weil es doch wohl ohne Ticket an diesem Konzert teilgenommen habe, war eine weitere Frage.
Ein offenkundig militärtechnisch interessierter, stämmiger Mann, mit höher gelegten Haaransatz, der durch den Bauchansatz nicht ausgeglichen werden konnte, echauffierte sich darüber, dass dieses Wesen ja ganz offenkundig heimlich in den gesperrten Luftraum über das Stadion hatte einfliegen können, ohne entdeckt zu werden. Das würde doch auf sehr gute Tarntechnologie schließen lassen, die viel Spionage ermöglichte. Eigentlich müsste man das Wesen doch schon alleine deswegen verhaften. Eine Frau hingegen wies darauf hin, dass man auf Terra doch freizügig sei, und es sei doch auch nichts weiter geschehen.
Als Julian Tifflor den Bereich betrat, sprach eine mittelalte, etwas mehr als nur dezent geschminkte Frau mit trainierten Hüftschwung ihn an: „Mister Tifflor, Sie sind doch Leiter des Amtes für Siedlungsfragen?“ Dieser nickte nur. „Können Sie uns etwas über dieses Wesen sagen, welches heute über dem Stadion aufgetaucht ist. Das sah ja fürchterlich aus. Richtig gefährlich. Droht uns da Gefahr? Bitte Mister Tifflor, sie wissen das doch.“
Julian Tifflor winkte nur ab, erzählte, dass dieses Wesen nicht von einer der terranischen Siedlungswelten stammte, man aber schon einmal mit Wesen dieser Volkes Bekanntschaft gemacht habe, 2404 sei das gewesen; und dieses Wesen dieses Volkes sei ausgesprochen hilfsbereit gewesen. Man dürfte sich da von dem Aussehen einfach nicht blenden lassen. Ansonsten hieße seines Wissend nach das Wesen Cartro Lieron.
„Ja aber, Mister Tifflor, ist dieses Wesen überhaupt auf Terra angemeldet? Hat es sich denn überhaupt medizinischen Tests unterzogen? Es kann doch nicht sein, dass hier ein unbekanntes Wesen einfach unbekannte Erreger einschleppt.“ Der mittelgroße Mann, der sich zwischenzeitlich ein ziemlich volles Scotch-Glas genehmigt hatte, hatte sich nach vorne gedrängt und auch noch einmal eine Meinung vertreten.
Julian Tifflor blieb gelassen. Erklärte, dass dieses Wesen natürlich angemeldet sei, natürlich getestet sei und natürlich auch die Parkgebühren für sein Raumschiff gezahlt hätte. Ansonsten bäte er um Entschuldigung, er hätte noch ein kurzes Gespräch mit den Musikern. Er nahm, immer noch lächelnd, immer noch gelassen, sich etwas vom Buffet und verschwand dann in die hinteren Räume, ohne durch die Sicherheitseinrichtungen behindert zu werden.

Kaimba und Kira übten sich unterdessen in der Kunst des Smalltalk, sammelten Eindrücke, die schriftlich verwertet werden konnten, fragten auch immer wieder nach dem Konzert, mussten aber feststellen, dass das VIP-Publikum nicht unbedingt die besten Ansprechpartner für kulturelle Ereignisse waren. Hier galt wohl eher der uralte Grundsatz Spectante et spectantum.
In den diversen Medien der Firma würden sich aber die Rückmeldungen und Diskussionen jetzt schon stapeln. Glücklicherweise war die hausinterne Digitalausstattung gut genug, das automatisch zu bewältigen; und sie hatte auch eine ziemlich gute Trefferquote beim Erkennen anderer Programme. Solche Nachrichten wurden sofort gelöscht, auch wenn das immer wieder einmal für Beschwerden sorgte.
Glen J. Archer, frisch geduscht, andere Kleidung, war das erste Bandmitglied, das aus den hinteren Räumen heraus kam, sich ein Glas Scotch einschränkte, kurz den Gesprächen lauschte. Kopfschüttelnd wandte er sich dann den aus Kuba stammenden Musikern zu, bei denen Kira ihn abpasste. „Mister Archer?“ Er schaute sie aus einer Höhe von 182 cm kurz von oben herab an, lächelte ein wenig. „Sie sind die Assistentin dieser netten Dame dahinten“, er zeigte auf Kaimba. „Sie scheint in dieser Gegend nicht frei von Einfluss zu sein. Danke erst einmal für dieses runde und gut organisierte Konzert.“ – „Haben wir gerne gemacht, Mister Archer.“ –„Glen.“ – Gut Glen, ich bin...“ – „Kira“, Glen
lächelte. „Kira Buchara. ich weiß, ich habe es vorhin gehört. Was möchtest du denn wissen?“

„Also, wenn ich schon so gefragt werde. Am liebsten natürlich die ganze Bandgeschichte und die Lebensgeschichte aller Beteiligten . So für den Anfang würde mir das reichen.“
Glen J. Archer grinste nur. „Verständlich. Geht aber nicht. Wenn sich abzeichnet, dass das mit der Musik icht mehr so klappte, wollen wir die Rechte dann für viel Geld verkaufen.“
„Hah!“ Kira ballte in Siegerpose kurz die rechte Hand. „ich habe Kaimba heute erst vorgeschlagen, sich um die Rechte zu bemühen. Eines würde ich aber doch noch wissen, es gilt das Gerücht, und Kaimba glaubt es, dass...“ – „Das ich Offizier der Solaren Flotte gewsen bin. Kennen wir. Wir kennen etliche der über uns kursierenden Geschichten. Finden sie eher lustig.“ – „Und? Warst du?“ – „Also“, lächelnd schüttelte er den Kopf, „ ich schwöre bei allen Göttern aller Religionen, die ich kennen gelernt habe, dass ich niemals Offizier der Solaren Flotte war. Mitglied anderer Flotten übrigens auch nicht. Deine Chefin irrt sich da.“
„Schon.“ Kira rieb sich lächelnd die Hände.
Kaimba hatte sich unterdessen mit dem stämmigen Mann und der hüftschwingenden Frau unterhalten, die ihr erzählten, wie toll doch das Konzert gewesen und wie schön gestaltet der VIP-Bereich gewesen. Sie zumindest würden gerne wieder kommen, es wäre aber doch zu überlegen, ob die VIP-Gäste nicht stärker vor und während der Veranstaltung befragt werden könnten, um auch einmal ihre Geschäfte darstellen zu können. Diese würden ja auch entsprechend viel zahlen; und es kämmen sicherlich mehr VIPs, wenn die sich besser darstellen könnten.
Für einen Moment war Kaimba versucht, ihnen die Preisliste für die Werbezeiten zu zeigen, tat dann aber so, als wenn es sie interessierte und sie es sich merkte. Danach wandte sie sich langsam und möglichst unauffällig der Spirituosenbatterie zu. Schaute sich ein wenig um. Eine sehr hochstehende Flasche mit unleserlichem Etikett erregte ihre Neugierde. Also griff sie nach ihr, auch wenn sie sich anstrengen musste, um sie zu erreichen.
„Das würde ich besser nicht trinken“, ein erneut grinsender Erim da Hamptard stand hinter ihr. „Das ist Baxyers Stoff.“
„Ach, und die kratzt mir die Augen aus, wenn ich davon trinke?“ Kaimba erwiederte das Grinsen.

„Ach nein, Kaimba, das eher nicht“, er spielte mit Daumen, Zeige- und Mittelfinger der linken Hand am Kinn, „die ist eher ziemlich empathisch. Es könnte allerdings sein, dass dir die Augen ausfallen. Das ist C1H3OH.“ – „?!?“ Kaimba schaute etwas irritiert.
„Nennt sich auch Methanol, ist auch eine Form von Alkohol, hat nur die dumme Eigenschaft, dass er Wesen wie wir nicht so ganz bekömmlich ist. Jülziish lieben den Stoff, unseren Alkohol hingegen nicht so sehr. Bekommt e ihnen nicht so gut.“
Immer noch lächelnd fuhr er sich mit der linken Hand über den Hinterkopf, verwusselte seine Haare ein wenig.
„Und so etwas habt Ihr hier so rumstehen?“ Für einen Moment verrutsche ihr Lächeln.

„Na ja, eigentlich steht der Stoff ziemlich hoch, selbst du“,
er ließ kurz seinen Blick über sie schweifen, vom Brustbereich nach unten, dann wieder nach oben. Er nahm wieder nach oben, „hast dich anstrengen müssen, um da ran zu kommen. Baxyer hat gut und gerne ihre zwei Meter…” – “Wo ist die überhaupt?“ – „Mit Kekélis schon los. Stimme schonen. Das ist für sie schon ziemlich anstrengend, so tief zu singen.“

Julian Tifflor kam aus dem hinteren Bereich, begleitet von Steve Reedward und seinem Trageroboter. Kurz nickte der Zellaktivatorträger Erim da Hamptard zu, stutzte dann und Kehrte um. „Miss Masinde?“ Sie nickte nur. „Wir haben im Mai einen Termin, so wie ich das sehe. Ich freue mich schon darauf. Schönes Konzert übrigens, das ihr Medienunternehmen hier durchgezogen hat. Lange her, dass ich so viel so gute Musik und so viel Spaß hatte“ Nickte noch einmal grüßend und ging in Begleitung von Steve Reedward und dessen Trageroboter in Richtung des Ausganges, alle Fragen der immer noch reichlich vorhandenen Besucher abweisend. In Terrania-City war es jetzt schon nach vier Uhr morgens. Sehr viel Schlaf würde er heute nicht mehr bekommen.

Erim da Hamptard schaute ihm nach, wandte sich dann wieder Kaimba zu und gab einen anerkennenden Pfiff von sich. „Interview mit einen Zaki? Respekt.“ Erneut musterte er sie noch einmal von oben nach unten und von unten nach oben an. „Ein Interview mit einem Zaki?! Respekt.“

Kaimba neigte nur leicht den Kopf. „Der war immerhin bei Euch im hinteren Raumen und wurde von Steve Reedward hinaus geleitet. Das ist ja nun auch nicht gerade alltäglich.“
„Na ja, seine eben noch hellrot strahlenden Augen verdunkelten sich etwas. „Man zeigt sich immer wieder gerne mit uns, das haben wir lernen müssen. Aber du wolltest einen Schnaps. Was hältst du denn von dem hier, habe ich auf Terra kennen gelernt, stammt von einer komisch geformten Halbinsel in dem Meer nördlich von Afrika. – „Grappa? Kenne ich. Kann man trinken.“
„Irgendwo“, Erim da Hamptard wies auf das zerlegte Büffet „gab es auch noch Schnittchen. Mit Löwenfleisch...“ – „Synthetisch. Nicht zu vergleichen mit wirklichen Löwenfleisch.“ Kaimba winkte nur ab.

„Du hast also wirklich Löwenfleische gegessen?“ – „Ich habe sogar wirklich Löwen getötet!“ – „So mit Speer und so?“ – „So nur mit Speer und so! Wie denn sonst? Mit Strahler? Wäre ja wohl etwas unfair.“

Erim da Hamptard lauschte ein wenig den zunehmend schwammiger werdenden Gesprächen um sich herum, schüttelte den Kopf. „Was hieltest du davon, wenn wir beide die Flasche und zwei Gläser einpackten und ein wenig an die frische Luft gingen. Das hört sich ziemlich spanend an – und hier ist sowieso nichts mehr los.“

Kira schaute ihrer Chefin nach, wie eine Katze einer Maus, die ihr gerade aus dem Maul geschlüpft war und jetzt im Loch verschwand, fasste sich kurz mit den Fingerspitzen von Zeige- und Mittelfingern an die Schläfen, schüttelte dann leicht den Kopf und wandte sich wieder den kubanischen Musikern zu. Das war jetzt etwas, über das sie lieber nicht nachdenken wollte. Besser die Musik diese freundlichen Leute zu genesen. .
Atistippos
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Re: Haluter lieben Bässe!

Beitrag von Atistippos »

Atlan Village - 21.03.2407

Es war frisch in Terrania-City. Trotz einer mäßigenden Klimabeeinflussung, zeigte der auslaufende Winter noch einmal seine eisigen Krallen, so dass auch in direkter Sonnenbestrahlung die Temperaturen über einen kleinen einstelligen Wert in der Celsiusskala nicht hinaus kämen: 277 Grad Kelvin meldete eine der Digitalanzeigen, die als Entgegenkommen für all die vielen außerirdischen Gäste, die mit so absonderlichen Maßeinheiten, wie Celsius und Fahrenheit nun wirklich nicht anfangen konnten. Von Reaumur gar nicht zu reden. Traditionsbewusste Terraner jederlei Geschlechts bestanden aber auf solche Datenanzeigen.
Trotz dieser Frische, war Atlan Village auch an diesem Nachmittag voll. Da gab es die Künstler, welche die erste kreative Phase des Tages hinter sich hatten und überrascht feststellten, dass sie nichts zu essen im Hause hatten, da gab es die Künstler, die auf das Eintreten einer kreativen Phase hofften und jetzt beschlossen hatten, dass mittels gewisser Stimulanzien ein wenig zu beschleunigen. Die Mitglieder beider Gruppen stießen in den engen und verwinkelten Gassen, in denen es genug Geschäfte und Kneipen jeder Art gab, dann auf Mitarbeiter diverser Firmem, die nach anstrengender Tätigkeit, jetzt nach ein wenig Entspannung dürsteten. Der Typus des verbummelten Studenten war jetzt oft gerade erst aufgestanden, gelobte Besserung, ging aber auch in die Frische hinaus, weil er ein Frühstück brauchte; und einige Läden machten durchaus Werbung damit, dass es hier bis 16:00 Uhr Frühstück gab.

Da gab es aber auch die etwas vergeistig herumlaufenden Studenten jederlei Geschlechtes, die gerade ihre vollen Tagespläne abgearbeitet hatten und jetzt ein wenig Entspannung suchten, bevor sie sich der ermüdenden Einzelarbeit widmeten. Zumindest widmen wollten, denn ob sie das dann immer schafften...

Auch sie fanden in Gassen ausreichend Läden und Gastronomie, um sich ein wenig zu entspannen und um festzustellen, dass die Welt nicht nur aus Formeln bestand. Interessant.
Hinzu kamen Gäste aus allen Gegenden des Solsystems und diverser anderer Systeme, selbst ein Posbi war zu sehen. Die alle füllten Atlan-Village mit Leben; zogen durch die Gassen, schlängelten sich an Menschentrauben vor den Schaufenstern vorbei, drängelten sich durch die Eingangstüren der Geschäfte und den gastronomischen Einrichtungen, standen geduldig Schlange vor den Galerien und Museen, die immer nur ein begrenztes Personenkontingent .zuliefen. Etliche, die sich jetzt ihren Platz in irgendeinem Club, irgendeiner Bar erkämpft hatten, würden den bis in die Morgenstunden verteidigen. Die Mühe musste sich ja schließlich gelohnt haben.
Ein Major der Solaren Flotte schaute kopfschüttelnd auf ein Graffiti, an der Seitenwand eines Hauses, in dem sich auch Rick´s Cafe befand. Offenkundig wurde diese Wand schon seit mindestens Jahrzehnten als eine Art Wandzeitung genutzt: Zunächst von den Besitzern bekämpft, dann geduldet, zu guter Letzt zur Attraktion erklärt worden und seitdem geschätzt.
Immer noch kopfschüttelnd schaute der Major auf die fett geschrieben Aussage: Prüfungsstress! Brauche Zeit, brauche Raumschiff. Brauche Zeitdilatation!
Vorsichtig schaute der Major sich mehrfach um, zog dann einen dicken Stift aus der Innentasche seiner Uniformjacke und schrieb mit dicken roten Buchstaben DUSSEL! unter das Graffiti, und ging dann mit dem zufriedenen Grinsen eines Menschen davon, der eine überfällige Arbeit erledigt hatte.
Zwei Wesen hatten den Vorgang beobachtet. Beide weiblich, soweit sich das bei extraterrestrischen Wesen beurteilen ließ. Ganz sicher konnte man da zwar nie sein, in diesem Falle aber waren wenig Zweifel anzumelden. Zumindest ein Grüße Bevölkerungsminderheit kannte sei.
Die unter der eng anliegenden Kapuze des Umhanges hervor schauenden blauen Haare der einen Person, verwiesen auf Ferrol und der Umhang war in kühlen Gebirgsgegenden ein beliebtes Kleidungsstück. Die zweite Person war eindeutig Jülziish. Humanoid, groß, Tellerkopf, zwei Augenpaare. Etwas, das man auf Terra mittlerweile häufiger sah. Der Krieg und die Zerstörung von Arkon III lagen schließlich schon eine geraume Weile zurück, und man hatte zwischenzeitlich andere Krisen bewältigen müssen. So als Paar, waren sie aber doch auffällig, weshalb etliche Passanten sie erkannten. Autogramme und diverse Aufnahmen warn die Folge gewesen.

Kekélis hatte nur gemeint, dass Baxyer sich vielleicht doch besser hätte verkleiden sollen. Hut auf den Kopf und zwei Sonnenbrillen, das wäre es gewesen. Baxyer hatte bei der Vorstellung nur etwas gequickt.
Die beiden schauten sich jetzt das Werk des Majors ein wenig an. Baxyer sinnierte kurz, gab dann helle, quiekende Geräusche von sich und fuhr den Kopf mehrfach schnell hoch und runter, was wohl als freudige Zustimmung zu verstehen war. Einer der daneben stehenden Sprüche war da schon schwieriger zu durchschauen: Jesus war ein Leidensmann, Schulden bringt der Weihnachtsmann. Weihnachten 2375. Der Spruch lebte offenkundig schon ziemlich lange an dieser Häuserwand
Kekélis, die dichter an der Materie dran war, erklärte es dann Baxyer. Auf Terra wäre die sonst eher seltene Form des Monotheismus recht erfolgreich. So erfolgreich, dass es gleich mehrere von ihnen gab. „Nicht drüber nachdenken riet sie nachdenken“, riet sie noch. Bei einer dieser Religionen wäre es dann üblich, am Geburtstag des Religionsgründers, den Kindern und Kindeskindern Geschenke zu machen.
Baxyer sinnierte kurz, rief dann den holografischen Rechner ihres Armbandgeräts auf, tippte einige Zahlen ein, nur um dann bedenklich mit dem Kopf zu schwanken und einige Laute von sich zu geben, die die Katzen der Umgebung aus dem Schlummer schreckten, und Hunde zu einem schmerzhaften Jaulen veranlasste. Etliche Raten hingegen gerieten an den Rand eines Herzinfarktes.

Ein mit Linus van Pelt unterschiebener Spruch erregte dann doch beider Bewunderung: Heute kann die Welt gar nicht untergehen, weil an manchen Stellen schon morgen ist, stand Dass das ein großer Philosoph gewesen sein musste, darüber waren sich beide einig.

So langsam verschwand die Sonne hinter den etwas höheren Häuserfronten. So gegen 19:30 Uhr würde Sonnenuntergang sein; und es wurde jetzt schon zunehmend kühler. Zeit, doch ein wenig ins Warme zu kommen.

Sie waren jetzt seit Stunden in Atlan-Village unterwegs, Glen hatte ihnen den Ausflug in dieses Stadtteil empfohlen. Sie hatten eine angesagte Galerie für extraterrestrische Kunst besucht, hatten sich über sehr großformatige Bilder eines etrustischen Landschaftmalers gewundert, die in dunklen Rottönen gehalten waren und eigentlich nur in sehr hohen Räumen aufgehängt werden konnten. Bestaunt hatten sie die vier sehr filigranen Holographien einer Mehandor, die für Freiheit, Handel, Gleichheit und Macht standen und die sich ständig gegenseitig beeinflussten, so dass das Kunstwerk sich immer wieder in Form und Gestalt änderte, je nachdem, welcher Faktor gerade die Überhand hatte.
Der sich ständig ändernde virtuelle Irrgarten eines Arkoniden, der natürlich auch nur virtuell betreten werden konnte, stand für die Unvorhersehbarkeit des Lebens und sollte wohl zur Hingabe an die Unvorhersehbarkeit auffordern.
Alles das war schön; alles das war unbezahlbar. Da müssten sie schon jede Woche so ein Konzert haben, wie das in Nairobi, um sich die eine oder andere der hier ausgestellten Kleinigkeiten können zu können. Also waren sie weiter gezogen, landeten im Loch Lomond, das ihnen Glen als unabdingbar empfohlen hatte, weil es hier wirklich Spitzenstoff gab, wie er sich ausgedrückt hatte.
Dass die männliche Bedienung hier Röcke und derbe Kniestrümpfe trug, das war nicht weiter bemerkenswert. In Atlan Village sah man da noch ganz andere Sachen, und sie beide hatten beim Tingeln am Rande Imperiums noch einmal ganz andere Sachen zur Kenntnis nehmen dürfen. Dass die Bedienung Kekélis diverse Scotchsorten empfehlen konnte, das war nicht wirklich verwunderlich, dass die Bedienung aber auch Baxyer mehrere Sorten Methanol anbieten konnte, entlockte der eine freudiges Zirpen, von dem nur die tiefsten Töne für menschliche Ohren noch hörbar waren. Die darüber hinaus gehenden Töne entlockten einem zufällig anwesenden Hund ein erschrecktes Jaulen. Sein Frauchen schaute daraufhin etwas böse in die richtige Richtung.
Das Servieren der Getränke erfolgte dann aber doch noch einmal mit dem ausdrücklichen Warnhinweis, die Getränke bitte nicht zu verwechseln. Irgendwann hatten sie angefangen, sich über Erim zu unterhalten, der, sehr zur Verärgerung von Steve, zu den jüngsten beiden Proben zu spät gekommen war, er solle mal zusehen, dass er schneller von seiner Matratze hochkämme, hatte er gemeint. Erst als Glen darauf hinwies, dass Matratze in diesem Zusammenhang doch wohl eine eher frauenfeindliche Formulierung sei, wurden die anderen stutzig. Also hatte Glen dann mit gewissen Ausschmückungen die Geschichte erzählt: Dass Erim und diese Journalistin sofort damit angefangen hätten, aneinander herum zu baggern; und irgendwann wären die beiden dann mit einer Flasche Grappa heraus gegangen, um sich über Löwenjagd mit Speer zu unterhalten. Bei dieser Passage war Glens Grinsen bis zu den Ohren hoch gerutscht, und der wäre irgendwann mit einem so blöden Lächeln im Gesicht zurückgekommen... Er hatte nur noch abgewunken.
Erim hatte nur irgendwas von Privatleben gemurmelt und dass hier sei, um zu üben. Keine Ahnung, was die anderen vorhätten
Auch wenn Baxyer schon eine Weile mit Terranern und Arkoniden zu tun hatte, waren viele der zwischenmenschlichen Abläufe ihr fremd. Schön, wenn man da eine Freundin hatte, die dichter dran war und einem das merkwürdige Paarungsverhalten von erwachsenen Arkoniden und Terranern zumindest ansatzweise erklären konnte.

Als dann aber einer der Röcke tragenden Männer etwas zur Hand nahm, das aussah, wie eine mehrfach amputierter Krake, dieses aufblies und dann begann, darauf Melodien zu spielen, Verliesen sie dann doch lieber Loch Lomond.
„Interessant“, hatte Baxyer gemeint, „für einen geschlossenen Raum allerdings doch ein wenig zu laut.“
„Ja“, Kekèlis nickte, „und als dann auch noch dieser völlig unmusikalische Hund einstimmte...- Fürchterlich.”
So waren sie dann weiter gezogen und an der Graffitiwand des Cafés gelandet, wo ihnen jetzt langsam kalt wurde.
Das Blue Seven hatte Glen ihnen dann noch empfohlen. Das musste gleich um die Ecke sein, Baxyer blieb aber noch einmal vor einem Schaufenster stehen. „ Halt mal kurz und verhalte dich unauffällig. Siehst du den Mann da?“ Kekélis schaute vorsichtig in die Richtung. „Ja.“ - „Den sehe ich jetzt zum vierten Mal.“ – „Stalker?“ – „Eher nicht. Ich habe da noch vier andere Leute registriert, eine Frau und vier Männer, die in einem wiederkehrenden Rhythmus hinter uns auftauchen. Und wir Jülziish sind gut in Mustererkennung.“ Kekélis schaute scheinbar gedankenverloren in die Menge. „Du meinst, wir werden von fünf Leuten verfolgt?“ – „Sieht so aus. Und noch etwas, schaue mal nach links hinten, nach oben. So in fünf Meter über dem Boden. Fällt dir etwas auf?“
Kekélis ließ ihren Blick ein wenig schweifen. „Die Luft ist ein wenig verschwommen? So als wenn da Wäre aufstiege. Eigentlich nicht wahrnehmbar, es sei denn, man wird darauf gestoßen. Wie seht ihr Jülziish eigentlich?“ Sie schüttelte den Kopf. „Lass uns in die Kneipe gehen.“

Der Laden war rappelvoll und mehr als Stehplätze kaum zu bekommen. Genau zu denen gratulierte dann aber auch ein uraltes Emaille-Schild den einströmenden Gästen. Die Bedienung war allerdings eher ruppig. Kurzer, taxierender Blick. „Jülziish? Da haben wir zwei Sorten Methanol, einmal mit Himbeeraroma und einmal mit Kirsche, hochprozentig. Getränke mit einem niedrigen Methanolgehalt haben wir
nicht. Lohnt sich nicht, Ihr seid einfach zu selten in diesem Laden, obwohl es doch recht viele von euch geben soll. Ferronin? Da hätten wir, außer Schnaps natürlich, zum Beispiel einen schönen Landwein. Nicht zu herb. Es könnte natürlich auch ein Saft sein. Aber Ihr wisst schon, wo ihr hier seid?“ Der abschätzende Blick schien genau daran aber Zweifel zu bekunden.
Um nicht aufzufallen, nahmen sie die angebotenen Getränke, sahen sich um. Viele Terraner aber auch etliche extraterrestrische Gäste waren zu sehen. Auch unter den Mitarbeitern der Botschaften Firmenniederlassungen hatte die Gegend einen guten Ruf. Hinzu kamen Kreuzfahrtschiffe, auch gerne Passagiere schickten, was die Besitzer der Einrichtungen zu honorieren wussten.

„Das ist jetzt fast wie zuhause.“ Baxyer Genosse sichtbar die Fülle. „Nicht umdrehen jetzt, die Frau, die da gerade durch die Tür kommt, dass ist die Frau, die ich heute schon mehrfach gesehen habe.“ Wieder einmal mehr frage sich Kekélis, ob es nicht Vorteil haben könnte, im Hinterkopf Augen zu haben.
Die Frau schlängelte sich durch die Menschenmenge beachtete die beiden extraterrestrischen Frauen mit keinem Blick, verschwand in den hinteren Bereichen. Kekélis hatte ihr nachgeschaut: „Durchaus trainiert.“ Schaute dann auf ihre Glas. „Die Bedienung schaut schon böse, nehmen wir noch etwas oder gehen wir?“ - „Lasse uns gehen. Ist zwar nett hier und der Stoff“, sie hob ihr Glas, „ist ganz in Ordnung. Wir wissen nur nicht, wer das ist, der uns da gefolgt ist. Vielleicht sollten wir hier aber mal einem kleinen Konzert geben. So wie in früheren Zeiten. Hätte was.“
Kalt war es geworden, 262 Grad Kelvin zeigte das nächstgelegene Thermometer, was wohl eine Ursache dafür war, dass die sonst sehr belebte Straße fas wie ausgestorben dalag
„Da vorn müsste die nächste Station der schnellen Untergrundbahn sein“, Kekélis zeigte nach vorn, „die bringt uns ins Zentrum, von da ist es nicht mehr weit bis zu unserer Unterkunft. Wir haben übrigens kein Licht. Normalerweise sollten doch die Sensorschaltungen uns immer die nächsten fünf Meter ausleuchten.“ – „ja, schon gemerkt. Zwei der Männer, die ich gesehen hatte, sind übrigens hinter uns. Gehe doch mal ein wenig vor. Ich werde ein wenig Platz brauchen“
Zwei andere Männer tauchten vor ihnen aus dem Dunkeln auf. „Guten Abend die Damen.“ Breitbeinig, sehr selbstsicher grinsend, schaute der eine Mann sie an, während der zweite ein wenig schräg hinter ihm stand. Die Situation beobachtete. „ Sie wollen doch nicht zu Fuß gehen? Wir haben da vorne einen Gleiter stehen und würden Sie gerne mitnehmen. In erster Linie die Blues, hat unser Auftraggeber gemeint, die zweite hat allerdings auch blaue Haare. Wenn Sie also bitte beide mitkommen würden?“ Er öffnete seine Jacke, unter der eine Waffe zum Vorschein kam. „Wir möchten ja nicht, dass Ihnen etwas passiert.“ – „Uns wird ganz bestimmt nichts passieren.“ Kekélis Stimme senkte die Temperatur stark in Richtung des absoluten Nullpunktes. „Was Sie angeht...“ Danach ging alles so schnell, wie beim siganesichen Eishockey.

Kekélis machte einen Schritt nach vorn und schlug erbarmungslos mit der ausfahrbaren Stahlrutte zu, die ihr aus dem Futteral am Unterarm in die Hand geglitten war. Der erste Schlag brach den linken Oberarm ihres Gegenübers, der zweite, rückläufige Schlag zerfetzte das rechte Knie. Der zweite Mann hatte zwar schon nach seiner Waffe gegriffen, ließ diese aber fallen, als der dritte Schlag ihm fast die Hand vom Arm trennte. Der vierte Schlag traf seinen Schädel oberhalb des rechten Ohrs. Ohne einen Laut von sich zu geben, sank der Mann in sich zusammen, während der erste sich vor Schmerzen auf dem Boden wand.
Zeitgleich hatte Baxyer, deren Hintermänner sich wohl nicht so ganz klar gemacht hatten, dass das hintere Augenpaar kein modisches Accessoire war, mit einer Rechtsdrehung Schwung geholt und trat dem dritten Mann mit voller Wucht mit dem linken Fuß gegen dessen rechte Schädelseite. Kiefer, Joch-und Stirnbein brachen und das Gehirn reagierte traumatisiert. Der Mann sank in sich zusammen, währen Baxyer sich kurz abfederte, leicht die Position änderte und dann dem vierten Mann mit dem rechten Fuß gegen den Brustkorb trat. Etliche Rippen lösten sich vom Brustbein und das Herz kam gehörig aus dem Rhythmus.
„Schöne Leistung Mädels, die Ihr da geliefert habt.“ Die Frau, die ihnen ins Blue Seven gefolgt war, stand hinter ihnen, einen Sicherheitsabstand wahrend und mit einer Waffe in der Hand, die man ganz bestimmt nicht auf dem freien Markt erhalten konnte. „Dabei hatte ich diesen Vollpfosten doch noch geraten, Abstand zu halten. Aber nein“, sie schüttelte den Kopf, „Männer eben. Und wir gehen jetzt brav zum Gleiter.“ Sie wollte gerade eine auffordernde Geste mit der Waffe machen, als hinter ihr, wie aus dem Nichts, ein dreieinhalb Meter hohes Ungeheuer auftauchte. Drei rotleuchtende Augen sahen auf die Frau herab und es zeigten sich zwei Reihen großer, kegelförmiger Zähne.
Die Frau, welche die ungeheure Präsens des Wesens hinter sich spürte, wollte sich noch umdrehen, da hatte das Wesen ihr schon, scheinbar spielerisch, mit einem Finger auf den Kopf getippt. Mit einem tiefen Seufzer brach sie in sich zusammen.
„Das Ungeheuer!“
„Der Haluter.“
Kekélis nickte. „Hast Recht, Baxyer. Wir wollen höflich bleiben, Haluter also. Wir sollten aber schnell von hier verschwinden. „Das“, sie zeigte auf die auf dem Boden liegenden Personen, „werden wir nur schwer erklären können, wäre auch nur unnütz vertanene Zeit, und einen Rattenschwanz von Probleme hätten wir dann auch noch.“ Sie wandte sich dem Haluter zu. „Sag mal Großer, kannst du uns mit in dein Deflektorschirm aufnehmen und von hier fortbringen. Aber vorsichtig bitte sehr.“ Sie schaute auf die am Boden liegende Frau. Die blutunterlaufenden Augen und das aus der Nase laufende Blut verhießen nichts wirklich etwas Gutes.

„Lasst mich Euer Taxi sein“, sang der Koloss stark gedämpfter Stimme. Vomiert er auf ein Lied anspielte, das derzeit gerade in Jugendkreisen sehr beliebt war. Die Töne stimmten.
Als etwas später angetrunkene Gäste aus dem Blue Seven kamen, war von den dreien nichts mehr zu sehen, nur fünf ziemlich übel zugerichtete Gestalten, die auf der Straße lagen, waren zu sehen.

Nächste Woche geht es weiter; und übernächste Woche gibt es dann auch eine kleine Raumschlacht.
Atistippos
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Re: Haluter lieben Bässe!

Beitrag von Atistippos »

Nairobi - 22.03.2407
Die vor Jahrtausenden durch Kernfusion entstandene Energie hatte sich endlich durch die Schalen der Sonne geschlängelt und nahm jetzt Fahrt auf. Ein fast zu vernachlässigender Teil der Energie traf auf die Atmosphäre eines kleinen, blauen Planeten, der an dritter Stelle der Planetenfolge diese Sonne umkreiste. Hier sorgte die Energie für die von der Erdrotation abhängigen Tages- und Jahreszeiten. In Nairobi war um 06:31 Uhr Sonnenaufgang; und einem besonders vorwitzigen Teilchenwelle gelang es, sich unter Ausnutzung einiger Brechungen in das ostwärts gelegene Schlafzimmer eines Appartements im fünften Stock eines Wohnhauses zu kommen, nur um hier, mittels einer letzten Brechung an einer spiegelnden Fläche, die Nase eines der Bettinsassen zu kitzeln. Damit hatte seine Lebensaufgabe schon erfüllt.

Erim da Hamptard nieste leicht, was seine Nachbarin mit einem kurzen Grunzen und einer Drehung zu ihm hin beantwortete. Vorsichtig schaute er auf die Uhrfunktion seines Armbandes: O6:36 Uhr Nairobi-Zeit, also 11:36 Uhr Terrania-Zeit! Würde wieder knapp werden. Um 14:OO Uhr Terrania-Zeit war Probe und Besprechung angesagt. Es galt einige Termine zu klären. Trotzdem scheute er sich, Kaimba zu wecken, schaute sich erneut in dem Raum um, der das Herzstück des Apartments bildete. Hinzu kamen eine kleine Küche, eine Nasszelle und ein begehbarer Kleiderschrank, der auch einen zweiten Raum hätte abgeben können und wohl auch ursprünglich ein solcher gewesen war.

Einige traditionelle Ausstellungsstücke schmückten die Wände; es gab aber auch ein Schild und mehrere Speere, deren Spitzen ziemlich scharf waren, wie er hatte festgestellten müssen. Vermutlich hatte sie damit wirklich Löwen getötet, was ja auch erlaubt, wenn man eine Lizenz hatte und es wieder einmal notwendig war, Tiere dem Bestand zu entnehmen. Auch Afrika war ein dicht besiedelter Kontinent, und der Platz für Schutzräume für eine freie Natur war von daher begrenzt.
Er checkte schon ein wenig die Nachrichten, während Kaimba sich räkelte, wach zu werden schien. Sie drehte sich noch einmal auf den Rücken, schnarchte noch ein wenig und war übergangslos wach. Blinzelte ein wenig, schaute dann zu ihm herüber. „Schon beim Arbeiten?“ – „Nur ein wenig die Terrania-News gelesen.“
Sie räkelte sich erneut, „ist ja eigentlich mein Job. Etwas Besonderes?“- „Ganz oben. Fünf Schwerverletze Terraner in Atlan Village. Offenkundig eine Gewaltverbrechen, und bei vieren sieht es wohl nicht so gut aus. Keine Spuren, die Überwachung hat auch nicht funktioniert.“

„Soll da schon häufiger vorgekommen sein.“ Sie hatte sich zu ihm hingedreht und unter der Decke damit begonnen, seinen Oberschenkel, zu streicheln.
Etwas abwesend schüttelte er den Kopf. „Die fünf Leute sollen schwer bewaffnet gewesen sein.“
„Das kommt schon seltener vor.“ Ihre Hand rutschte höher, und ihre Zungenspitze schob sich vor den halb geöffneten Mund. – „Baxyer und Kekélis wollten gestern noch nach Atlan Village...“ – „Und?“ Ihre Hand war immer noch mit seinem Oberschenkel beschäftigt, und sein Hormonhaushalt fing an zu reagieren. „Die werden da nicht so besonders aufgefallen sein, und Terraner sind sie auch nicht. Also auch nicht unter den Opfern. Das wäre eine ganz andere Schlagzeile geworden.“ Neugierig schaute sie ihn an, stellte ihre Tätigkeiten ein. „Oder hast du dich jetzt gefragt, ob die beiden da vielleicht so einfach einmal fünf bewaffnete Leute zusammengeschlagen haben? Ihr habt da nicht zufälligerweise Problem mit einem Kartell?“

Er schüttelte den Kopf. „Nein, natürlich nicht. So etwas täten die nicht.“ – „Können könnten die beiden das aber schon? Oder wie ist deine Antwort jetzt zu verstehen?“ Sie hatte sich aufgesetzt, schaute auf ihn herab.

„Aber nein, wir hatten immer wieder einmal Rempeleien, mussten Stalker verschrecken, das ist es dann auch schon.“ Jetzt fing er an ihre Schenkel zu streicheln, sich nach oben zu tasten, „die beiden sind nun wirklich ganz friedlich.“ Er hatte sich ihr zugewandt und angefangen, sich auch ein wenig um ihre Brüste zu kümmern, musste aber erst einmal die Brandmauer der geweckten journalistischen Neugierde überwinden. Glücklicherweise hatte sie ihm recht früh erklärt, dass in den letzten vierhundert Jahren in ihrem Volk zunehmend die Frauen die Führung übernommen hätten, auch in der Sexualität. Ihre Wünsche und Bedürfnisse hatte sie ihm recht klar geschildert, so dass er dieses Wissen jetzt nutzen konnte und sie ließ sich auch drauf ein, erwiederte es und setzte sich schließlich auf ihn, eine ihrer lieberen Stellungen und von denen hatte sie eine recht lange Liste Die Missionarsstellung kam in dieser Liste nicht vor.
Nach beiderlei Befriedigung glitt sie von ihm, ging in die Nasszelle. Er schaut ihr nach, schaute auf die langen Beine, die Rundungen, die athletische Gestalt, schaute auf die fünf Narben über dem rechten Schulterblatt, wunderte sich ein wenig über sich selbst, entspannte sich und schaute dann erneut nach den Nachrichten. Nutzte dann die Zeitfunktion: 07:50 Uhr Nairobi-Zeit. Es würde wieder knapp werden. Sei´s drum.
„Und was sagen die neusten News?“ Sie ruppelte sich mit einem Handtuch den kurzen Lockenkopf, setze sich auf die Bettkante. Er winkte ab. „Unser reiselustiger Großadministrator besucht in den nächsten Wochen eine Reihe von Siedlungswelten, um die Verbundenheit dieser Welten mit Terra zu demonstrieren.“ Sie schüttelte nur den Kopf.

„Obwohl“, er schaute noch einmal nach, „wir treffen ihn wohl auf Tanu 2, auch Tanumara genannt. Netter Planet, waren wir früher regelmäßig. Ziemlich wohlhabend. Ich hoffe, da gibt es jetzt keine Probleme. Wir wollten eigentlich ins Zentralstadion. “
Sie schlüpfte langsam in ihre Kleidung, die sie sich aus dem Schrank geholt hatte. „Du weißt, dass du langsam los must?“ Er nickte, „noch im grünen Bereich.“ – „Okay. Aber wie sieht euer Plan denn nun aus? Ich meine, außer, wir werden jetzt ganz schnell ganz reich.“

„Na ja“, er zupfte sich mit der linken Hand am Ohrläppchen. „drei Wochen GALAPAGOS STAR, drei Auftritte auf dem Schiff, zwischenzeitlich dann Tanumara und – jetzt kommt es! - noch einen oder zwei Konzerte im Akon-System. Wenn alles klappt. Das sollten wir heute erfahren. Passte ziemlich gut, weil das auch der Endpunkt der Reise der GALAPAGOS-STAR ist, die da ein paar Tag bleibt, um dann nonstop nach Terra zurückzufliegen. Alles recht dicht getacktet, wenn es klappt. Aber wir müssen den jetzigen Run auf uns nutzen. Ich gebe dir Bescheid, sobald ich genau Bescheid weiß“ Er schlupfte in seine Klamotten, fuhr sich noch einmal durch die Haare, wurde von ihr aus dem Appartement geschupst. „Kannst ja mitkommen“, meinte er noch, und hetzte zur nächsten Transmitterstation, während sie sich auf den Weg in das Nairobi Business Building machte, wo Kira sie schon erwartete, abschätzend anschaute, dann nickte. „Dein Kakao ist fertig. Frisches Stierblut war leider nicht zu bekommen.“
Mit gekräuselter Nase schaute Kaimba ihre Assistentin an. „Willst du mich auf den Arm nehmen?“
Taxierend schaute Kira sie von oben nach unten, von unten nach oben an. „Das dann besser wohl nicht.“ – „Gut, ich habe da was für dich, genauer, zwei Sachen. In Atlan Village hat es heute Nacht wohl einen schwereren Zwischenfall gegeben haben. Versuche doch mal, heraus zu bekommen, was da so vermutet wird; und wenn du schon dabei bist, die Dead Losers, wir haben da doch etliche Termine, die sie absolviert haben, dokumentiert?“ Kira nickte. „Schon, dann schau doch mal nach, ob es da vielleicht an den Orten zu Gewalttaten gekommen ist, wie gestern in Atlan Village.“

Kira fuhr sich mit der Hand über das Kinn. „Wie kommst du den jetzt darauf?“ – „Nur so, Erim hat sich heute Morgen etwas eigenartig verhalten – und jetzt keine Sprüche.“
Sie hatte schon ihren Raum betreten, wandte sich dann doch noch einmal um. „Die GALAPAGOS STAR...“ – „Kreuzfahrschiff.“ – „Genau. Die Tour geht wohl bis in das Blaue System – und da haben die Dead Losers zwei Auftritte. Da wäre ich dann gerne dabei, auch wenn ich da kaum offiziell als Journalistin werde auftreten können.“

Kira pfiff kurz. „Verständlich“, sie spitze die Lippen, „ich sehe zu, was ich tun kann.
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Re: Haluter lieben Bässe!

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Terrania-City - 22.03.2407
Irgendwie hatte er diesmal Glück gehabt, hatte einigermaßen schnell die Transmitterstation erreicht, die sogar Richtung Terrania City geschaltet war, hatte es gerade noch geschafft, die Jacke zu schließen, bevor die hiesige Kälte ihn übermannte. Gegenüber Nairobi war das ein Temperaturunterschied von fast dreißig Grad. Dann hatte er sich einen Gleiter geschnappt und war wirklich um 14:05 Uhr in der alten Lagerhalle angekommen. Nicht weit vom Raumhafens entfernt, hatten sie ihren Übungsraum, weil hier keine Gefahr bestand, Nachbarn zu stören. Er war also ausgesprochen pünktlich – zumindest in Relation zu den vorherigen Terminen. Ein wenig verfluchte er innerlich diese Sache mit der Liebe und die Absonderlichkeiten, zu den Hormonausschüttungen, die auch Intelligenzwesen zu absonderlichen Verhaltensweisen veranlassen konnten. Den Hormonen war das allerdings ziemlich egal, weshalb er es ebenso genoss.

Steve saß schon hinter seinem Schlagzeug, wischte aber nur mit einem Tuch über die Becken, Glen übte sich in einem Ein-Finger-Suchsystem, tippte hier mal eine Taste, da mal eine andere. Besonders harmonisch hörte sich das allerdings nicht an. Baxyer saß einfach nur in einem Sessel. Die Beine von sich gestreckt, Kekélis hingegen stand in der Ecke und spielte ohne Verstärker einige leichte Muster. Anfängerzeugs – und ein dreieinhalb Meter großes Ungeheuer schaute ihr dabei zu. Dem Strahlen seiner drei rotglühenden Augen en Augen nach zu urteilen, freudig interessiert.

Schweigend ging er zum Regal, wo etliche Flaschen standen, goss sich einen größeren Grappa ein. Glen prostete ihm von seinem Platz aus mit einem Scotch zu und auch Steve erhob ein seiner Körpergröße angemessenes Glas.
„Wir können es erklären“, Baxyer hatte ihre Stimme soweit herunter gedimmt, wie das einer Jülziish möglich war, was wohl als ein sehr bittendes Verhalten zu verstehen war.
„Na denn“, für einen Moment überlegte Erim, ob er sich ein zweites Glas eingießen sollte. Glen, der seine nonverbale Kommunikation durchschaute, grinste und meinte dann, dass er auch schon beim zweiten Glas sei. Also goss er sich einen weiteren Grappa ein.

„Wenn ich die Nachrichten richtig deute, dann habt ihr gestern in Atlan Village fünf Leute zusammengeschlagen?!“
Baxyer erhob in einer fast schon typisch menschlich wirkenden Geste abwehrend die Hände. „Nein! „Nein, nein. Nur vier. Für Nummer fünf ist Lieronos verantwortlich.“ Sie wies auf den Haluter, „und der hat ganz bestimmt nicht hart zugeschlagen. Gerade einmal ein wenig mit dem Finger getippt. Außerdem hat er uns damit wirklich gerettet. Die wollen uns zumindest entführen, und das war schon ziemlich brenzlig. Das waren Profis.“
„Ach“, er seufzte tief, „man duzt sich schon.“ Er schaute sich kurz um. Steve winkte aber nur ab, bevor er eine Flasche aus der Innentasche seiner Jacke zog und sich erneut eingoss. „Wir waren ähnlich überrascht wie du, wollten aber deine obligatorische Verspätung abwarten. Hören wir uns die Geschichte doch einfach einmal an.“

Also schilderte Baxyer die Vorgänge des gestrigen Abends, wie entspannend es gewesen war, durch die Atlan Village zu ziehen und die Läden zu begutachten, wie interessant es auch für sie gewesen sei, einmal etwas über menschliches Liebensleben zu erfahren. Bei dieser Passage zuckte Erim etwas zusammen, dachte an einen dritten Grappa, hielt sich aber zurück. Schwierig wurde es, als sie feststellen mussten, dass es bei den ihnen folgenden Leuten ein Muster auftritt. Manche Gesichter tauchten immer wieder auf und immer wieder in derselben Reihenfolge. Und Jülziish, das betonte sie, waren nun einmal gut darin, Muster zu erkennen. Also hatten sie sich auf alle Eventualitäten vorbereitet, was auch sehr gut gewesen war, denn nur so hätten sie die ja wohl geplante Entführung verhindern können. Ohne die Hilfe von Lieronos hätten sie es aber wohl nicht Geschäft. „Die waren schon ziemlich gut!“

Sie stand auf, ging zu dem Regal und griff nach ihrer Flasche, „und jetzt brauche ich auch einen Schluck.“
„Okay“, er neigte ein wenig den Kopf hin und her, „ging wohl nicht anders. Lieber wäre es mir aber gewesen, wenn keiner von denen noch aussagefähig wäre.“

„Na ja“, Glen zuckte mit den Schultern, „den Nachrichten nach zu urteilen, sind ja zumindest vier von denen ziemlich fertig. Die werden so schnell nichts aussagen können“ –
„Und der erste kam doch auch nur recht glimpflich davon, weil Kekélis sich um den zweiten kümmern musste, der hatte schon seine Waffe gezogen. Sonst wäre der erste doch auch nicht so glimpflich davon gekommen.“ Baxyer hatte ihr erstes Methanol hinter sich und liebäugelte mit einem zweiten. „Was soll er denn ansonsten erzählen? Wir wollten zwei extraterrestrische Frauen entführen, fanden wir irgendwie prickelnd, und die haben uns dann zusammengeschlagen? Der wird doch sofort in die Psychiatrie verlegt, wenn er das erzählt.“ Sie nahm ihrem zweiten Methanol.

„Es gibt reichlich Mutanten auf diesem Planeten. Was ist mir denen?“ Mutanten waren etwas, was Erim nicht so gefiel. I M 13 gab es zwar auch sicherlich welche, die hielten sich aber bedeckt und wurden nicht so als Waffe eingesetzt, wie hier auf Terra.
Glen winkte nur ab. „Die dürfen sich nicht an Polizeiermittlungen beteiligen, ist schon vor ziemlich langer Zeit so durchgesetzt worden, um einen Überwachungsstaat zu verhindern. Die Idee soll sogar vom ewigen Großadministrator ausgegangen sein. Hin und wieder überrascht er einen dann doch.“
„Und der da?“ Steve zeigte mit einem seiner Trommelstöcke auf den Haluter. – „Frage ihn doch selbst“, Baxyer neigte ihren Kopf ein wenig vor und zurück.

Das tat Steve dann auch: „Mister Lieron?” – “Lieronos.” Es zeigten sich zwei Reihen großer, kegelförmiger Zahme. – „Schön, ich bin Mister Reedward.”

Der Haluter zeigte zwei Reihen großer, kegelförmiger Zähne und gab Geräusche von sich, die sich so anhörten, als hatte sich Pottwal an einen Riesenkalmar verschluckt „Ich habe schon gehört, dass ihr ganz kleinen Leute sehr auf Höflichkeit bedacht sein sollt. Was kann ich dann für Sie tun, Mister Reedward?”
„Wir würden gerne wissen wollen, was sie dazu brachte, einfach so unser Konzert zu stören – und dann sind sie ja wohl auch noch Baxyer und Kekélis gefolgt. Auch nicht die feine Art.“
Also erzählte Cartro Lieron wie die Berichte Icho Tolots ihn regelrecht angefixt hätten, so die wörtliche Formulierung und er also nach Terra geflogen sei, was sein Elter nicht wirklich gerne gesehen hätte. Andererseits, was sollte ihm schon passieren. Auf Terra hätte er sich dann ein wenig umgesehen aber schon die Irritation der anderen Intelligenzwesen gemerkt. Eher zufällig sei er auf die Elefanten gestoßen. Ähnlich große und mächtige Wesen, wie er selber es ja nun einmal auch sei. Mit einer Gruppe von ihnen sei er zwei Wochen durch die Savanne gezogen und hätte viel von denen gelernt. Mit ein wenig Glück könnten das in ein paar Millionen Jahren überragende Intelligenz wesen werden. Ihre Sprache sei aber noch zu einfach und für Techno interessierten sie sich auch nicht.
Glen stutzte kurz. „Elefanten können sprechen?“
Cartro Lieron betonte das ausdrücklich. Etwas primitiv zwar aber durchaus, allerdings so tief, dass, er wies dabei auf die Tasteninstrumente, acht bis zehn von diesen immer wiederkehrenden Mustern links anfügen müsste, immer tiefer werdend, um sich halbwegs der Stimmlage eines Elefanten Nahe zu können.

Glen J Archer schaute auf seine Tastaturen, über deren linken Rand hinaus, kratzte sich hinterm Ohr und schüttelte dann den Kopf.

Da die Schwierigkeiten mit den männlichen Elefanten zugenommen hätten, hatte er sich dann zurückgezogen und auf seinem Weg nach Norden dann die Musik gehört. So sei er auf das Konzert gestoßen. Noch so ein interessantes Konzept, das ihm eher unbekannt war, ihn aber sehr faszinierte. Offenkundig sei die Begeisterung aber mit ihm durchgegangen und er hätte wohl ein wenig gestört. Das täte ihm leid.
Das, dachte Erim so für sich, war jetzt wohl der Euphemismus des Jahres. Mindestens. Sie hatten schließlich kurz vor einer Massenpanik gestanden. Außerdem schuldete er mindestens den Preis von fünf Eintrittskarten. Das war aber eher Kaimbas Problem. Bei der Vorstellung, wie diese nur mit Schild und Speer bekleidet, diese Schulden bei dem Haluter eintrieb, musste er fast grinsen. Konnte es aber gerade noch unterdrücken. Hörte wieder dem Haluter zu, der gerade erzählte, dass er eher zufällig auf Kekélis und Baxyer gestoßen war. Er war eigentlich auf den Weg zu seinem Raumschiff gewesen, wo er weiter in Ruhe nach Musik recherchieren wollte, als er sie erkannte. Als die beiden in ein Lokal verschwanden, das er vorsichtshalber nicht betreten wollte, da waren ihm die fünf Personen aufgefallen – und da Haluter nun einmal sehr gut hören, hatte er mitbekommen, dass die fünf wohl die zwei Frauen entführen wollten. Also war er geblieben.
. „Und das war auch gut so.“ Zu guter Letzt hatte auch Kekélis ihr Instrument in den Ständer gestellt und sich in das Gespräch eingemischt. Auch sie ging jetzt zum Regal und goss sich ein Glas mit einer giftgrünen Flüssigkeit ein, und leerte das in einem Zug, nur um sich dann kurz schüttelte. Anschließen streckt sie kurz die Zunge heraus und atmete tief durch. Der Haluter schaute ihr dabei interessiert zu.

„Okay“, Glen saß immer noch hinter seinen Tasten, das Kinn auf die linke Hand gestützt, „zwei, eigentlich sogar drei Dinge interessieren mich da doch noch. Zum ersten einmal, wer war das? Kennen wir da jemanden, der da was gegen uns haben könnte? Ich meine, die hatten es doch gezielt auf euch abgesehen. Habt ihr einem Milliadär in die Portokasse gegriffen oder einem Mehandorhäuptling ein Schiff geklaut?“
Kekélis schnappte kurz nach Luft. „Lasse den Quatsch, Glen. Die wollten mich eigentlich sowieso nicht „die wollten eigentlich nur etwas von Baxyer, die hat aber auch keine Ahnung, warum. Wie wäre es mit Fremdenfeindlichkeit. So etwas gibt es auf Terra ja immer wieder einmal geben.

Vielleicht sucht da auch nur jemand ein besonderes Schmuckstück für sein Bordell. Soll ja auch schon vorgekommen sein. Ich glaube, deine erste und zweite Frage dürften damit beantwortet sein.“ Sie grinste kurz. „Wenn ihr nicht noch Ideen, wir haben keine, wer das warum machen wollte. Du hattest noch eine dritte Frage.

Glen seufzte. „Okay. Nicht befriedigend. Aber gut.“ Er wandte sich dem Haluter zu. „Sag mal Großer...“ – „Er heist Lieronos, Glen!“ Baxyers Kopf neigte sich leicht nach vor. „Okay.“ Glen neigte müde den Kopf, „also Lieronos, was hast du den jetzt noch vor?“
Der Haluter zeigte zwei Reihen großer, kegelförmiger Zähne. „Ich werde mich auf Kulturforschung spezialisieren. Das gab es auf Halut schon lange nicht mehr; und als erstes werde ich ein Instrument lernen.“ –„Und zwar Bas.“ Kekélis lächelte zufrieden. „Ich gehe nachher mit ihm bei Instrumenten-Mexer vorbei. Die werden ihm sicherlich was basteln können. Und bevor ihr euch weiter zuschüttet“, sie schaute die drei Männer an. „Es gibt aber auch positive Nachrichten. Der Vertrag von unserem Veranstalter auf Akon ist da. Es ist alles in trockenen Tüchern. Zwei Konzerte. Eines auf der Nordhalbkugel, eines auf der Südhalbkugel. Unsere gewünscht Garantiesumme ist gesichert. Wir haben also sechs Konzerte in der nächsten Zeit. Für den Herbst müssen wir aber noch was tun, wenn wir unsere Konten weiter so füllen wollen. Ich habe da schon ein paar Reedereien kontaktiert. Von Wega gibt es übrigens auch eine Anfrage. Ansonsten müssen wir wohl noch einige Gelder von diversen Mediendiensten einklagen.“
„Schön.“ Erim nippte an seinem Glas und fuhr sich dann mit der freien Hand über das Kinn, „ist die GALAPAGOS-STAR eigentlich exterritoriales Gebiet?“ Kekélis nickte nur. „Dann solltet zumindest ihr zwei beide euch möglichst frühzeitig einchecken; denn wenn da doch einer von diesen Idioten, die Euch entführen wollten, quatscht, und der Polizei auf Euch stößt, dann würdet Ihr unter Umständen demnächst in einem Gefangenchor singen – und ein wenig vermissen würden wir Euch schon. Was hieltet ihr ansonsten eigentlich davon, wenn wir jetzt noch ein wenig übten?“
Atistippos
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Re: Haluter lieben Bässe!

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GALAPAGOS – STAR - 02.04.2407
Eine in hellen Rot- und Blautönen gefärbten Stoffen gekleidete Frau schlenderte über den ersten Stock des Promenadendecks der GALAPAGOS-STAR, betrachtete die Auslagen in den Schaufenstern der Läden, die Spitzenklamotten ebenso feilboten wie Schmuck von den verschiedensten Planeten. Guten Wein, ein Exportschlager Terras, der mittlerweile auch auf Arkon 2 angebaut wurde, gab es ebenso, wie ein Fachgeschäft für Messer, in dem französische Klappmesser, Opinel hießen die wohl, ebenso zu finden waren, wie kyrikelische Halsabschneider. Irgendwie goldene, sichelförmige Geräte, von einem Planeten, den niemand kannte und der in keiner Datei zu finden war. Ort: unbekannt, hieß es da. Die von dort stammenden Halsabschneider hatten aber eine gewisse Berühmtheit erlangt.
Ein reichlich teures Opinel hatte es ihr aber angetan und so hatte das dann seinen Besitzer wechseln müssen.
Einer der Schmuckläden hatte noch altarkonidische Ohrclips im Angebot gehabt. Teuer! Also hatte sie die Entscheidung aufgeschoben. Sie hatte hart arbeiten messen, um so weit zu kommen. Heute waren die Clips dann schon verkauft gewesen. Ein wenig hatte sie ihre zögerliche Haltung verflucht, war dann weitergeschlendert.

Etliche Springbrunnen standen auf der unteren Ebene des Promenadendeckt. Zumeist von Sitzgelegenheiten umgeben, die zum Verweilen einluden. Sogar eine italienische Eisdiele gab es da unten, mit mehr als dreihundert Eissorten, die wohl nur noch ein Bedienungsroboter erklären konnte.
Sie begutachtete Blumen, Büsche und Bäume, die das Promenadendeck zierten und von den diversesten Planeten der bekannten Galaxis stammten. Ein wenig was aus Afrika war auch dabei. Mit einem Lächeln registrierte sie die interessierten Blicke von entgegenkommen Männern und auch der einen oder anderen Frau. Wie es da wohl Jülziish ging, die ja auch nach hinten sehen Konten, eher wohl mussten. Sie betrachtete ihr Spiegelbild in einem der Schaufenster, und was sie sah, gefiel ihr. Rote Haare waren mal eine Alternative.

Da hatte Kira einmal wieder eine gute Idee gehabt. „Du möchtest doch nicht, dass du wieder einmal an zwei Orten gleichzeitig gesehen wirst. Da wirst du dein Aussehen schön ein wenig ändern müssen“, hatte sie gemeint und sie dabei angestrahlt. Wollte sie natürlich nicht. „Na, dann musst du dein Outfit verändern.“ Gesagt, getan. Erim hatte nur die Augen verdreht, wuselte aber gerne in ihren Haaren herum Dank dieses Aussehens würde sie aber nicht so auffallen. Okay, auffallen schon. Sie weder aber nicht unbedingt als Kaimba Masinde erkannt werden; und sie konnte in der Zeit in aller Ruhe über Kreuzfahrten recherchieren. Auch so eine absurde Mode. Man ließ sich drei Wochen lang für wirklich viel Geld durch die Gegend fliegen, sah die meist Zeit nur das Schiff und das hier angebotene Programm, nur um jeden zweiten Tag mal auf einen Planten mit obskursten Sehenswürdigkeiten zu landen, der zumeist Nut nach längeren Suchen in einem Nachschlagwerk zu finden war. Eigentlich unverständlich, was daran interessant sein sollte. Mit einigen Schilderungen darüber, würde sich aber sicherlich Geld verdien lassen. Und darum ging es doch wohl.
Ein älteres Pärchen kam ihr entgegen. Eher sehr distinguiert, sie etwas neureich. Als die an Bord kamen, das hatte sie gesehen, hatten die sich noch nicht gekannt. Sie hatte aber auch die abschätzenden Blicke des Mannes registriert. Ihrer Einschätzung nach, war das einer der mindestens zwei Heiratsschwindler, welche sich an Bord befanden. Weitere waren möglich. Bei ca. Fünftausender Passagieren konnte sie darüber aber kaum einen Überblick gewinnen. Außerdem war sie für diese Leute ganz offenkundig noch jung, viel zu jung, um für diese Gruppe interessant zu sein. Auch gut zu wissen. Vielleicht sollte sie einfach einmal eine etwas ältere Mitarbeiterin darauf ansetzen. Könnte ein Erfolg werden. aber zu jung. Irgendwie auch wieder beruhigend. Vielleicht sollte sie da einmal eine ältere Mitarbeiterin ansetzen, um über so etwas zu berichten. Könnte sich lohnen.

Über die Unterkünfte der Besatzung hatte sie schon genug Material zusammen, da die an Bord auftretenden Künstler natürlich auch hier untergebracht waren. Erim hatte sie also eingeschmuggelt, was für reine Mannschaftsmitlgieder strikt verboten war. Künstler bewegten sich da in einer Grauzone. So schlecht war die Unterkunft aber gar nicht einmal. Die hinteren zweihundert Meter des sechshundert Meter langen Walzenraumes gingen für Triebwerke Kraftwerke usw. drauf. Dann kamen sechzig Meter für die Mannschafträume. Bei einhundertfünfzig Meter Außendurchmesser war das für zweitausend Mannschaftsmitglieder schon ein beträchtliches Volumen. Da musste man die Leute ganz bestimmt nicht stapeln. In Relation zu selbst einer mittleren Passagierkabine, wie ihre zum Beispiel, fiel die Unterkunft aber doch schon mehr als nur ein wenig ab. Die Künstler und Mannschaftmitgliede wurden aber auch bezahlt; die Passagiere zahlten hingegen zum Teil nicht unbeträchtliche Summen. Je höher oder tiefer deren Kabinen im Schiff gelegen waren, je schmallen die Decks waren, desto kleiner und günstiger waren die Kabinen. Desto länger aber auch die Wege zu den Restaurants und den Vergnügungsstätten.
Die Luxussuiten, die dann für eine Reise schon einmal einen hohen fünfstelligen bis kleinen sechsstelligen Betrag kosten konnten, waren extra gesichert hinter den Geschäften des Promenadendecks untergebracht. An der breitestes Stelle des Schiffes.

Die würde sie sich auch noch einmal gerne genauer anschauen, so, wie derzeit die Umstände waren, hatte sie aber kaum die Möglichkeit, in einen engeren Kontakt zu einem der mehr oder weniger kriminellen Milliadäre zu kommen. Das wäre vielleicht mal eine Aufgabe für Kira, die derzeit den Laden schmiss und sich in ihrem Namen um die wichtigeren Gespräche führte. Das Tagesgeschäft erledigte ELIZA, die war zwar genauso dumm, wie schwer, für die meisten Gesprächspartner reichte es aber.
Einen Moment stand sie zögernd vor einem der kleinen Schnellrestaurants, die es auf dem Promenadendeck gab. Ein kleines Jülziish-Restaurant. Die Auslagen und die Holografien machten einen leckeren Eindruck. Es gab zwar genug offizielle Restaurant, von denen manche eher den Charakter einer Mensa hatte, um den Hunger der Passagiere zu stillen, um neue Märkte zu erschaffen, gab es aber auch spezielle Restaurant , die vom Schiffseigner betrieben wurden – und eben solche Schnellrestaurants für ganz Mutige.
Zweifelnd kratzte sie sich am Kinn. Baxyer hatte da ein wenig zur Vorsicht gemahnt. Es gab viele Fleischgerichte, in der Küche der Jülziish, bei denen auch Alkohol im Spiel war, eine Tradition, die man auf Terra ja auch hatte. Dumm nur, dass der jeweiligen Alkohol für die jeweilig andere Rasse nicht bekömmlich war, um einmal einen Euphemismus zu gebrauchen. Das war Baxyer als problematisch erschienen. Bei rein vegetarischen Essen, so Baxyer, sollte es aber keine Probleme geben.
Sei´s drum. Sie schaltete die Armbandkamera ein, ging hinein und bestellte sich ein garantier alkoholfreies Gericht, auch gerne mit Fleisch, unbedingt aber ohne Alkohol. Recht vegetarisch, was da ankam aber ausgesprochen lecker. Das konnte sie empfehlen, das würde sie empfehlen. schmackhaft. Konnte sie empfehlen, würde sie empfehlen, würde sie empfehlen.
Gemächlich ging sie weiter, erreichte, das hintere Ende des Promenadendecks mit dem Spielcasino. Nichts, was sie interessierte. Es gab wesentlich bessere Formen der Geldanlage, auch wenn die eigentlich alle etwas von einer Lotterie an sich hatten, die Chancen waren zumeist besser. Ein ihr entgegenkommendes Pärchen, sehr mit sich selbst beschäftigt, sah das offenkundig anders, näherten sie sich zumindest mit schnellen Schrittes dem Casino. Trotz seiner kurzen roten Haare und des gestutzten Bartes du ihrer schwarz-blonden Haare ganz eindeutig Mehandor. Leke und Breker Harrt. Nach allem, was man über dieses Paar wusste, waren das reichlich reiche Großreeder, die wohl beschlossen hatten, dass eine oder andere ihrer Schiffchen hier im Casino zu parken. Sehr von sich überzeugt, nahmen die beiden so ziemlich die ganze Breite des Weges ein. Alles an ihnen sagte, wir sind reich, wir sind wichtig. Wir brauchen nur uns und ausreichend Platz. Für einen Moment lang war sie versucht, ihnen ein Bein zu stellen. Nach dem Genuss irgendeines Erdbeereises hatte sie aber mal beschlossen, die böse Tat des Beine Stellens zu unterlassen. Als sie dann aber ihre Clips an den Ohren der Frau sah, beschloss sie, diese Entscheidung noch einmal zu überdenken.

Sie macht also Platz und ließ die beiden an sich vorbei, sah ihnen nach, registrierte die Ohrclips, die die Frau trug. Vielleicht sollte sie in Zukunft doch häufiger Beine stellen. Erstaunlich, mit welcher Freundlichkeit, die beiden in das Casino eingelassen wurden. So wurde man hier eben behandelt, wenn man eine Suite bewohnte und man sich den Verlust von einem oder zwei Schiffen mal so eben leisten konnte.
Noch einmal zweihundertvierzig Meter zurück, da war dann im Vorderteil Bereich die Multifunktionsbühne, die die Dead Losers in einer Viertelstunde zum Üben nutzen würden. Ihr erstes Konzert war ausverkauft gewesen, das nächste morgen folgen. Eigentlich waren die alle ja recht nett. Insbesondere Baxyer war sehr entgegenkommend gewesen, Kekélis hingegen eher etwas zurückhaltend, Glen hatte nur freundlich die Hand gehoben und sich um sine Tasten gekümmert. Einzig Steve, dieser kleine grüne Giftzwerg... Dass der auf ein „Sie“ als Anrede bestehen würde, das hatte Erim ihr ja schon vorher gesagt. „Mach dir nichts draus“, hatte er nur gemeint. „soweit wir das verstehen, Siezt er sich selber, wenn er allein ist.“ Dass der Zwerg aber, als sie beim Gehen war, noch hinter Ihr her gekräht hatte: „Will die Tussi jetzt immer kommen? Demnächst womöglich mit einem Negligee in einem Bett liegend? Vielleicht noch mit einem Panamahut? So etwas hat schon einmal eine gute Band ruiniert“
Das war schon hart gewesen. Okay. Mit Bett wollte sie nicht dienen, mit Negligé konnte sie nicht dienen. Hier war aber irgendwo ein Hutladen, mal sehen, was der so im Angebot hatte.
Atistippos
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Re: Haluter lieben Bässe!

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GALAPAGOS – STAR - 02.04.2407
Schlieren in verschiedenen Rottönen zogen über holografischen Schirm, dehnten sich, verschoben, wechselten den Farbton. Allzuviel gab so Linearflug visuell nicht her. Sie fühlte sich da irgendwie an ein psychedelisches Filmschnipsel erinnert. Trotzdem hatten die fünf sich in den Kopf gesetzt, so einen Flug irgendwie zu vertonen. Also schauten sie sich die Liveübertragen der derzeitigen Etappe an, versuchten Muster zu finden und diese in Musik zu fassen. Offenkundig keine so ganz leichte Aufgabe, aber Glen und Kekélis schienen langsam eine Vorstellung zu gewinnen, zumindest ergab das, was sie machten, für sie ein wenig Sinn. Musik war offenkundig doch etwas mehr, als einige Standardakkorde zusammenzubasteln.
Der Hut lag neben ihr auf einem Sitzplatz. Auch wenn das aus der Entfernung schwer zu beurteilen war, meinte Sie gesehen zu haben, dass Mister Reedwards Gesicht etwas dunkelgrün angelaufen war, als sie mit dem Hut erschien. Kekélis hatte in einer typisch menschlichen Geste die rechten Daumen gehoben, Glen gegrinst, Baxyer den Kopf vor und zurück geneigt, dann kurz eine Melodie angestimmt. Südeuropäisch, uralt, irgendetwas mit einem Stierkämpfer. Erim hatte sich einfach nur die Hände vor das Gesicht gehalten und dann breit grinsend den Kopf geschüttelt.
Diese Runde war eindeutig an sie gegangen.
„Gut, wir verlassen gleich in den Normalraum, für einen Orientierungsstop.“ Glen nahm die Hände von den Tasten, schaute auf die Anzeige. „Lassen wir es dabei bewenden.“
Eine große rote Sonne erschien auf der holografischen Anzeige, planetenlos, so die eingeblendete Anzeige. Es handelte sich um eine Sonne, der zweiten Generation, welche die erste Phase ihres Lebensweges hinter sich hatte. Der Wasserstoff war verbraucht gewesen, und bei der anschließenden Expansion hatte die Sonne ihre Planeten vernichtet. Eine Vorgang, der im gesamten Universum derzeit wohl im Stundentakt stattfand. Selbst in dieser unbedeutenden Normalgalaxis fand das zumindest alle paar Wochen einmal statt. Das Universum war nun einmal ein ungeheures Ungeheuer.

An seinem linken Ohrläppchen spielend, schaute Glen auf die Anzeige, stutzte plötzlich. „Ausschnittsvergrößerung links oben hinten.“

Die anderen stutzen, unterbrache ihre Arbeit. „Gibt es etwas?“ Erim schaute auf die Anzeige, dann auf Glen. - „Raumschiffe. Drei, wie es aussieht und schnell, vermutlich etwas unter 0,5 c, sich derzeit von uns fortbewegend. Sagt aber nichts, denn es ist ein bekanntes taktisches Manöver von Piraten, mit hoher Geschwindigkeit zu kreiseln, um schnell in den Linearraum eintreten zu können. So können sie dann schnell die Distanz zu ihren potenziellen Opfern schnell verringern.“
„Piraten?“ Kaimba, die gerade aufgestanden war, setzte sich wieder, fast auf den Hut. „Gibt es so etwas wirklich noch?“
Erim nickte und knaberte kurz am rechten Zeigefinger, während Glen irgendetwas in seinen Unterlagen suchte. „In solchen Gegenden schon, da fühlt sich doch niemand verantwortlich. Terraner nicht, wir Arkoniden schon gleich gar nicht, die Akoniden sind nicht wirklich expansionsfreudig und die Jülziish sind noch weit weg. Normalerweise zahlen die Reedereien aber vorher, um Ärger zu vermeiden.“

Glen hielt einen Datenträger hoch. „Hab´s. Steve, kommen wir in den Kommandobereich?“ - „Hälst du mich für einen Stümper? Natürlich kommen wir da rein Robbi“, er zeigt auf seinen Trageroboter, „hat schon alle möglichen Codes gespeichert. Mit irgendetwas muss sich ein gelangweilter Siganesen ja schließlich beschäftigen“

Glen schaut noch einmal auf die Anzeige. „Ja, die kreiseln und gehen in einigen Miutenin den Linearraum; und wenn de in unserer Nähe auftauchen, haben wir keine Chance mehr. Da vorn ist der Theaterzugang für die Offiziere.“ Glen stürmte vor, während der Roboter den Siganesen aufnahm und ihm folgte.
„Meine Damen...“, Erim wies in Richtung in der Glen und der Roboter mit dem Siganesen verschwunden waren, „wir werden unter Umständen massiv auftreten müssen.“
Hinter der offenen Tür führte eine Treppe nach oben. Erim sprintete an Glen und Steve vorbei. „Ich übernehme und lasse meine Familie raushängen.“ Glen nickte nur.
Die Treppe führte in einen Gang, links die Offizierskabinen, rechts die Kommandozentrale, die nur durch eine massive Schiebetür zur erreichen war. Geöffnet werden konnte die nur durch die Eingabe eines Codes. Steve gab seine Trageroboter einen Befehl, und die Tür zur Kommandozentrale öffnete sich mit einem schmatzenden Laut. Fünf Personen, vier Männer, eine Frau, drehten sich überrascht um. Bis eben waren sie mit der Diskussion der Lage beschäftigt gewesen, jetzt hatten sie plötzlich Eindringlinge im Allerheiligsten des Schiffes, was überhaupt nicht vorgesehen war. Erim hatte aber nicht vor, ihnen ausreichen Zeit zu lassen, den Schock zu überwinden. Schock zu erholen. „Ich bin Erim da Hamptard. Meine Familie beherrscht ihre Baronie schon fast dreitausend Jahren uns ist seit dem Untergang des Imperium recht einflussreich. Meine Familie wäre nicht erfreut, wenn sie Lösegeld zahlen müsste, um mich aus den Fängen von Piraten zu holen – und das“, er wies auf die Anzeige, „sind doch wohl Piraten.“ Der Kapitän versuchte zu einer Antwort anzusetzen, kam aber nicht dazu. „Gehen sie ansonsten davon aus, dass die Milliadäre, die sich hier an Bord befinden, auch keine Interesse daran habenwerden, sich in die Fänge von Piraten zu begeben. Zumindest ein Teil von denen würde wohl auch keine Wette darauf eingehen wollen, von ihrer Familie freigekauft u werden. Denn Ärger wollen weder sie noch ihr Reeder haben. Machen sie als. Was wir ihnen sagen!“
„Mister Hamptard“, so einfach mir nichts dir nichts, wollte der Kapitän, ein großer, hagerer Mann mit dunkelblonden Haaren, sein Kommando nicht aus der Hand geben. „Auch wenn Sie hier nur Musiker sind, weiß ich um die Bedeutung ihrer Familie aber...“ – „Machen Sie einfach, war wir Ihnen sagen. Mein Freund hier“, er wies auf Glen, „hat ein verdammt gutes Flucht- und Ausweichprogramm. Das sich automatisch an jedes Schiff und dessen Leistungen anpasst. Speisen Sie es ein!“
„Mister Hamptard, nichts für ungut“, so ganz, wollte der Kapitän immer noch nicht aufgeben, „wir haben Erfahrungen mit Piraten. Eigentlich haben wir auch gezahlt.“ – „Da Hamptard immer noch, wenn Sie bezahlt haben, dann wundern Sie sich jetzt nicht?“ Erim schaute ihn nur kopfschüttelnd von oben herab an. „Wieso haben Sie eigentlich verzögert? Wir hätten doch schon lange wieder weg sein können.“- „Wunsch des Chefingenieurs, notwendige Wartungsarbeiten; und da wir relativistische Effekte vermeiden wollten...“ Er zuckt mit den Schultern, „war Verzögerung vorprogrammiert.“

„Eingehender Funkspruch, Sir.“ Die Offizierin meldete sich, „wir sollen weiter verzögern und uns auf eine Enterkommando einstellen.“

„Einspeisen und zwar sofort. Oder wollen Sie uns alle umbringen?“ Erims Stimme schien direkt vom winterlichen Südpol zu kommen. „Wer auch immer Geld von Ihnen bekommen hat, die interessieren sich nicht dafür.“
Endlich knickte der Kapitän ein, wandte sich an einem der Offiziere. „Seien Sie diesem Herrn behilflich“, er wies auf Glen, der den Datenträger an den Offizier weiter reichte, der die extra geschützte Eingabestation öffnete, das Programm einspeiste. Das Zentralhologramm veränderte sich leicht, wurde tiefenschärfer, detailfreudiger. Den Anzeigen nach zu urteilen, wurde die Fusionsreaktoren und Aggregate hochgefahren, Energie bereitgestellt. „Kapitän“, einer der Offiziere meldete sich. „Der Chefingenieur meldet sich, möchte wissen, was los ist.“ – „Sagen sie ihm, das wir einen Notfall haben und schnell los müssen.“ Der Offizier nickte bestätigend.

Der Kapitän wandte sich Glen zu. „Warum beschleunige wir noch nicht?“
Glen schaute ihn an. „Weil die noch ihre Linearetappe anpassen könnten, und das wollen wir nicht. Das Programm löst die Beschleunigung aus, wenn denen dazu kein Zeit mehr bleibt.“
Irgendwie war das alles wie im Traum an ihr vorbei gerauscht. Was passierte hier jetzt eigentlich, kaperten die jetzt das Schiff? Offenkundig. Und sie war voll dabei. Was bekam man eigentlich für eine Schiffskaperung? Irgendwie erstaunlich. Wieso war sie dann aber nicht wirklich überrascht? Irgendetwas stimmte mit diesen Leuten nicht, den Eindruck hatte sie schon in Nairobi gehabt; und das hier war doch jetzt irgendeine absurde Mischung aus erstaunlicher krimineller Energie und abstrusen Heldenmuster. Wenn sie sich jetzt so umschaute, sah, wie Kekélis und Baxyer die Flanken deckten, scheinbar tiefenentspannt aber hoch konzentriert, wenn sie so ansah, wie Steve mit seinem Trageroboter nach hinten die Tür sicherte, während Erim und Glen frontal angriffen... - Wären da nicht drei Männer dabei, dann wäre das jetzt ein sehr eingespieltes, sehr erfahrenes, sehr routiniertes Löwenrudel, das so aufeinander abgestimmt war, dass es jederzeit es mit einem Elefanten hätte aufnehmen können. Nichts, womit sie sich hätte anlegen wollen. Die wussten aber auch, was sie wollten. Die Schiffoffiziere hingegen – hilflos.
„Sollten wir nicht wieder beschleunige?“ Einer der Offiziere kaute ein wenig auf seinen Nägeln, während er fragte.
Glen winkte nur ab. „Noch nicht. Die sind noch in der Kurve, wirklich beschleunigen können sie erst am Scheitelpunkt. Sie werden jetzt aber die Linearetappe programmiert haben. Noch ein paar Augenblickte, und sie werden die nicht mehr ändern können, wenn wir beschleunigen. Jetzt.“ Er lächelte zufrieden als die Anzeigen zeigten, dass die bereit gestellten Energien in die System eingespeist wurden und das Schiff mit Vollschub beschleunigte. Achtzehn Sekunden später verschwanden die drei Schiffe im Linearrau.

„Wird es reichen, Glen?“ – „Knapp, Steve, wir werden aber Abstand gewonnen haben, bis sie hier sind.“
„Schiffe sind aus dem Linearraum ausgetreten.“ Die Offizierin meldete sich. Abstand 5 Lichtsekunden.“
Glen nickte. „Das ist mehr, als die gewollt haben.“ Er strich sich mit beiden Händen durch das Haar, schaute den Kapitän an. „Kapitän. Die Yacht unterhalb der Nase, lassen Sie die Triebwerke hochfahren. Sofort.“ Der Kapitän nickte einem seiner Offiziere zu, der einige Routinen auslöste. „Die Yacht taucht in einem Bogen unter uns durch und geht auf Kollisionskurs zu den Verfolgern, Das wird die ein wenig aus dem Konzept bringen.“
Der Kapitän schluckte nur, nickte dann aber einem Offizier zu. Von da an trudelten die Meldungen in Sekundentakt eine.
„Verfolger kommen näher. Bisher noch kein Waffengebrauch.“ „Die Yacht ist gestartet, beschleunigt mit Höchstwerten.“ „Verfolger eröffnen Feuer. Weit vorbei.“
„Yacht ist auf Kollisionskurs mit dem mittleren Verfolgerschiff. Schiff weicht nach oben aus. Die beiden anderen zur Seite, feuern auf die Yacht. Sorry, Kapitän, das war es. War ein schönes. Stück.“ Der Offizier hob seufzend die Schultern.
„Abstand gegenüber den Verfolgern wieder vergrößert. Feuern auf uns.“

„Und jetzt?“ Kaimba hatte nach Erims Hand gegriffen. „Jetzt warten wir ein paar Minuten, treten dann in den Linearraum ein und verschwinden hoffentlich.“ – „Ja aber, wir werden verfolgt, von bewaffneten Raumschiffen.“ – „Stimmt.“ Erim nickte, „die sind bewaffnet, wir nicht. Die sind aber immer noch ein ganzes Ende entfernt, und die haben nur lichtschnelle Waffen.“ Sie stutze kurz. „Du meinst, die brauchen vier bis fünf Sekunden, bis die uns treffen können und wir können in der Zeit ausweichen?“ – „Fast sechs bis sieben Sekunden, mein Schatz, wir bewegen uns ja auch zunehmend schneller werdend. Aber ausweichen können wir nicht, wenn die feuern. Bis wir reagiert und dann das Schiff reagiert hätte, wären wir schon lange getroffen. Dazu ist das ganze System zu träge.“ – „Müssten wir dann nicht zickzack fliegen oder so?“ – „Tun wir ja. Glens Programm ist ziemlich tricky. Als erstes haben wir uns in Richtung Südpol der Sonne bewegt. Eher unüblich, weil die meisten Intelligenzwesen sich bei der Flicht nach oben orientieren, also Richtung Nordpol bewegen. Das hat schon ein wenig was gebracht. Die kamen ja auch leicht oberhalb der Äquatorebene aus dem Linearraum. Ansonsten gibt es immer wieder ganz leichte Schlenker, die wir fliegen: mal 0,05 Grad nach unten, mal 0,02 Grad nach rechts usw. Nicht viel aber bei der Geschwindigkeit und unserer Entfernung zu den Verfolgern, macht das denen das Leben schon etwas schwerer. Es reicht ja, wenn der Strahl zehn Meter am Schiff vorbei geht.“ – „Und wenn die Dauerfeuer schießen?“ Erim schüttelte nur den Kopf. „Wäre nicht klug. Dauerfeuer ist nur im Vorbeiflug sinnvoll; ein Verfolger hingegen fliegt ja in seinen eigenen Energiestrahl, der sich vor ihm immer stärkeraufbaut.“ – „Woher weißt du das alles?“ – „Gute Hauslehrer gehabt und immer wieder mal mit Glen Raumschlacht gespielt.“ - „Wir sind also sicher?“ – „Geht so. Wir werden schon ein paar Treffer kassieren. Ein wenig was hält aber auch dieser Schirm aus. Das war übrigens der erste Treffer.“ Ein leichtes Ruckeln durchlief das Schiff.

„Treffer mittschiffs Kapitän.“ Der meldende Offizier wirkte etwas blas, „Ausfall eines Projektors.“
„Können wir nicht jetzt schon in den Linearraum gehen?“ Etwas erschrocken hatte sie seine Hand gedrück. Langsam wurde sie doch nervös. Nichts dagegen zu sagen, Katze und Maus zu spielen, aber dann doch lieber als Katze auftreten.
Er erwiederte den Druck ihrer Hand. „Ruhig, wird schon. Grundsätzlich kann man wohl auch aus dem Stand in den Linearraum eindringen, wie man auch aus dem Stand eine Transition durchführen kann. Ist aber sehr aufwendig und nicht so besonders gut für das Material. Es ist einfach einfacher und sicherer, wenn das Schiff ein gewisses Potenzial aufgebaut hat. Meint zumindest meine älteste Schwester – und die ist Professorin für Hyperphysik.“ – „Begabte Familie.“ – „Ja.“ Er nickte.
„Könnten unsere Verfolgen nicht wesentlich schneller werden? Wenn ich das so sehe, scheint sich der Abstand doch nur langsam zu verringern?“

„Könnten Sie. Tun sie auch. Aber auch das braucht Zeit; und jenseits von 0,5 c nehmen die relativistischen Effekte schnell zu. Bei denen vergeht dann die Eigenzeit langsamer als bei uns. Würde die Sache nicht erleichtern.“
Erneut schüttelte sich das Schiff. „Zweiter Treffer. Heckbereich.“
Der Kapitän zerbiss einen Fluch auf den Lippen. „Bisher hat ihr Programm ja sehr gut funktioniert, jetzt schießen die sich aber doch ein. Ein, maximal zwei Treffer können wir noch wegstecken, dann war es das. Wir sind schließlich kein Kriegsschiff.“
„Ja, schon klar, Kapitän.“ Glen seufzte leicht. „Wir haben aber die Eintrittsgeschwindigkeit fast erreicht. Fahren Sie die Linearkonverter hoch. Es wird vielleicht ein wenig ruckeln, das hält ihr Schönes Schiff aber schon aus. Einwände?“
Der Kapitän schüttelte den Kopf. „Nein, die meinen es wirklich Ernst; das sind keine der üblichen Piraten. Linearflug einleiten.“
Die Kalup-Konverter fuhren hoch und ein Ruck ging durch das Schiff, als würde es durch einen Widerstand gebremst werden, dann war es im Linearraum, tauchte unter der großen roten Sonne durch. Beschleunigte.

Die Zentralbesatzung atmete auf. „Gut, wir nehmen jetzt Kurs auf Tanu. Ich denke, sie haben nichts dagegen, wenn wir ihr Programm behalten. Es scheint ja wirklich gut zu sein. Ansonsten möchte ich Sie jetzt bitten, die Zentrale zu verlassen. Ich sehe einmal davon ab, Sie verhaften zu lassen, da Sie uns wirklich geholfen haben. Solche Übergriffe habe ich aber nicht so gerne.“
„Ist auch sonst nicht so unserer Art, Kapitän, wie sie aber sicherlich wissen, haben wir noch drei Auftritte auf Planeten, davon zwei im Akonsystem. So etwas lässt man sich als Musiker und Musikerin ungern entgehen. Da möchte man keine Zeit mit Piraten verlieren.“ Offenkundig war es jetzt Kekélis Aufgabe, einen diplomatischen Rückzug zu formulieren. Kaimba schüttelte ein ganz klein wenig den Kopf. Ließ Erims Hand los, als plötzlich ein Alarm durch die Zentrale gelte. „Instabilitäten beim Lineartriebwerk. Wir werden allerhöchstens noch das nächste Sonnensystem erreichen.“

„Glen seufzte nur. „Müssen Sie bei jedem Stob im Normalraum eine Positionsmeldung an die Reederei senden, Kapitän?“ – „Ja, das geht automatisch; und das kann ich auch nicht unterbinden. Sie meinen?“
„Ich meine, dass die sehr genau wussten, wann sie wo warten mussten, und ich meine, dass die uns jetzt werden anmessen können. Ich befürchte, sie werden uns doch noch brauchen, das Programm hat noch eine zweite Variante. Erneut seufzte er. „Love Labours Lost.“
Atistippos
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Re: Haluter lieben Bässe!

Beitrag von Atistippos »

Leerraum - 02.04 2407
Ein Irrläufer aus Eis und reichlich organischer Materie mit mehr als fünf Kilometer Durchmesser durchzog die Dunkelheit des Alls. Irgendetwas hatte ihn wohl schon vor Millionen von Jahren aus seinem Heimatsystem vertrieben, vielleicht die zufällige Begegnung mit einem größeren Objekt, vielleicht hatten auch einfach nur in der Frühphase der Entstehung des System größere Planeten ihre Position gewechselt und dabei für Chaos in den Außenbereichen gesorgt. Wie auch immer, seit dem zog der dunkle Eisball alleine durch das All, hatte sich schon drei Lichtjahre vom nächstgelegenen Sonnensystem entfernt. Friedlich trieb er vor sich hin und vielleicht würde er noch vor dem Ende des Universums von einem anderes Sonnensystem eingefangen werden, wo er dann mit ein wenig Glück als Komet Freude oder Schrecken verbreiten würde, je nachdem, wie das Verhältnis der intelligenten Bewohner dieses Systems zu kosmischen Erscheinungen war. Vielleicht würde er in einem jungen System mit seiner organischen Materie auch zum Lebensstifter werden und so Ausgangspunkt eine weiteren Zivilisation werden. Vielleicht würde er aber auch einfach nur als Überbleibsel das Ende des Universums überstehen und ewiglich durch ein diffuses Nichts treiben, das mit dem bekannten Raum-Zeit-Kontinuum nur noch sehr wenig zu tun haben würde.

Kaum messbare Risse im Raum-Zeit-Kontinuum und nur schwer messbare Energieausbrüche in Frequenzbereichen, die außerhalb der Vorstellung einfacher, planetengebundener Zivilisationen lagen, kündigten eine ebenso überraschende, wie dramatische Wendung an: Drei Lichtsekunde vor dem zerklüfteten, dunklen Körper des Irrläufers, erschien wie aus dem Nichts, eine riesige Kugel aus hochverdichteten Metall, nur halb so groß im Durchmesser, wie die zerklüftete Ansammlung aus organischer Materie und Eis aber mit einer um etliche Zehnerpotenzen höheren Masse, hielt ungebremst auf den Irrläufer zu und war plötzlich in ein diffuses Grün gehüllt, das seinen Durchmesser verdoppelt. Der Brocken hatte keine Chance und verging in dem diffusen Grün, wie eine Schneeflocke in einem in einem Hochofen.
„Der Aufbau des Schirmes erfolgt mit 1,2 Sekunden Verspätung! Ursache Leutnant Vargas?“ – „ Ich habe die Routine mit Hand auslösen müssen, Sir, weil sie nicht schon selbst startete, als wir in der Wiedereintrittsphase waren.“ – „Gute Reaktion, Leutnant. Das war jetzt das zweite Mal allein während einer meiner Wachen. Vermerk an die IT. Die sollen sich endlich darum kümmern. Sonst kümmere ich mich um die IT. Und das werden die nicht wirklich wollen“ –

„Sehr wohl Sir.“ Fast schien es, als wenn Leutnant .Vargas sich ein wenig über diesen Auftrag freute.
„Was macht die Ausschleusung der zweiten Korvettenflottilie?“ – „Abgeschlossen in – jetzt. Genau in der vorgesehenen Zeit. Sir. Alle Schiffe sind ausgeschleust und beziehen die vorgesehenen Positionen. Leutnant Vargas schaute auf Meldungen zähle unbewusste mit den Fingern mit. „Alle Korvetten haben die vorgesehene Position erreicht. Eine Sekunde vor der angesetzten Zeit.“ – „Schön, das geht dann sicherlich auch noch schneller. Aber nun gut. Ausführen der Standardroutinen.“

Das war er also, der zweite Offizier der neuen IMPERATOR II, schneidig, schnell, scharf. Entscheidungsfreudig.
Nicht besonders groß, 168,2 cm gemäß der Personalakte, auch keine besonders langen Beine, hübscher Hintern. Irgendwo aus meinen Gehirnwindungen meinte ich ein Räuspern zu vernehmen. Achtete nicht weiter drauf.
Oberstleutnant Maureen McCall. Gerade einmal fünfunddreißig Jahre alt. Sie hatte bei der Terranischen Flotte zunächst rasche Karriere gemacht, wurde dann aber auf irgendeinen Majorsposten ohne Entwicklungschancen abgeschoben. War wohl ein wenig zu selbstbewusst gewesen. Da fand sie dann einer unseren Headhunter, der sich freute. Sie sich dann aber auch.
In Anbetracht Ihrer Qualifikationen war sie erste Wahl für den gerade frei gewordenen Posten des Zweiten Offiziers auf dem neuen USO – Flaggschiff gewesen. Für uns ein neuer Typus, auch wenn die solare Flotte davon schon so einige hatte. Die CHRST III war der erste Raumer dieses Typs und die hatte sich in der MdI-Krise als durchaus schlagkräftig erwiesen. Wir hatten diesen Pott auch schon seit mehr als einem Jahr, bisher war es aber noch nicht offiziell in Dienst gestellt. Es drängelte nicht. Und die jetzt 2. 500 Meter Durchmesser waren durchaus gewöhnungsbedürftig. Immer aber noch Kugelform, eigentlich ja recht langweilig, insbesondere, wenn man eine Vergleich mit den oft bizarren Schiffen der Posbis zog, die alle auf den Würfel beruhten. Es hatte auch genug Leute gegeben hatte, die einen solchen Umstieg vorgeschlagen hatten. Das Verhältnis von Volumen zur Außenfläche war bei einer Kugel aber einfach nicht zu toppen. Und die Hülle, die ja viel aushalten musste, stellte nun einmal einen nicht unbeträchtlichen Kostenfaktor dar. Was ja eben auch berücksichtigt werden musste. Gut, bei den Posbis wohl nicht, die hatten aber ganz bestimmt auch keine Finanzausschüsse, keine Kontrollinstanzen, keine Presse. Wir hatten all das und wir hatten all das zu berücksichtigen. Und ein vergleichbar großer Würfel hätte zwar beträchtlich mehr Volumengehabt, aber auch eine fast doppelt so große Oberfläche. Da blieb man lieber bei dem Altbewährten. Dabei hatte schon alleine die Volumenvergrößerung um das 4,6 fache gegenüber der IMPERATOR I zu unvorhergesehen Problemen geführt, zumindest gab es immer wieder Störungen. Da mussten noch einige Prozess optimiert und etliche neue Routinen eingeübt werden. Manche der automatischen Prozesse würden auch besser dezentral gesteuert werden müssen. Und wir brauchten mehr Redundanzsysteme. Würde schon werden – und die Mannschaft war schon exzellent.

„Rede dir die Situation nicht schön da Gonozal. Wir wären beinahe mit halber LG durch einen Kometen geflogen. Ohne Schirm. Da hätten wir dann schon gemerkt, wie stabil diese teure Hülle ist.“ Ich wusste es ja selber, das wäre ganz bestimmt nicht schadlos abgelaufen Aber deshalb hatte ich ja darauf bestanden, dass eine Handauslösung des Schutzschirmaufbaues möglich war, wenn der sich nicht schon während des Widereintritts von selbst aufbaute; und natürlich waren die verantwortlichen Offiziere und Unteroffiziere entsprechend trainiert. Der Einsatz der neuen Korvetten war auch so ein Punkt, der trainiert werden musste. Als schlagkräftige kleine Kampfschiffe konnten sie eine vorgezogene Ortung übernehmen, die Flanken und den Rückraum absichern und gegebenenfalls auch Minen räumen. Es war ja nicht so, dass selbst ein so großes Schiff unverwundbar war. Frühzeitige Aufklärung und Schutz waren hilfreich, mussten aber eingeübt werde, und deshalb machten wir das ja auch. Nun ja, ich wohl eher nicht. Ich war erst gestern an Bord gekommen. Ein schneller Kreuzer hatte mich von Arkon, wo ich incognito einige historische Forschungen durchgeführt hatte, an den Treffpunt gebracht hatte. Ein wenig wollte ich das Training beobachten, bevor ich weiter zog. Hielt mich von daher auch sehr bewusst im Hintergrund. Einige Berichte, eher schon Gerüchte aber auch einige Daten, die ich gefunden hatte, hatten mich aufmerksam werden lassen. Da gab es Dinge, m die ich besser persönlich kümmern sollte. Unter Umständen war da mal wieder Gefahr im Verzug. Wann dann aber eigentlich mal nicht. Ich schaute auf Oberstleutnant McCall, die vermutlich auch lieber stand als saß. Schon recht keltisch. Kurze, wirklich sehr kurze rotbraune Haare, grüne Augen. Würde wohl zu Sommersprossen neigen. Hübsch. Aber nicht so attraktiv, dass man sich einem Schlagring einstecken musste, wenn man mit ihr ausging, was ich aber nicht vorhatte.

„Äähemm. Darf ich dich an deine hausinternen Regeln erinnern? Ein Vorgesetzter Offiziere macht sich strafbar, wenn er seine Position nutzt, um untergeordnete Personen zu von denen nicht erwünschten Handlungen zu zwingen oder zu verleiten versucht.“
Mein Extrasinn. Natürlich. Als wenn das bei mir je unerwünscht gewesen wäre, oder ich je meine Position hätte nutzen müssen. Aber eigentlich hatte ich sowieso kein Interesse. Nicht jetzt. „So geht das bei dir doch regelmäßig los. Erst hast du kein Interesse, dann kannst du gar nicht mehr von der Frau lassen. Dabei solltest du bei Terranerinnen bis auf weiteres einfach einmal eine Pause machen. Nicht, dass du anfängst, Inzest zu betreiben.“ Offenkundig war mein Extrasinn heute mal wieder besonders moralinsauer. „Eigentlich gar nicht. Ich habe nur eben einmal kurz nachgerechnet. Insgesamt hat Rico dich 211-mal geweckt, während du auf Terra warst. Teils, weil die Technik ja nicht dazu ausgelegt ist, Arkoniden über Jahrhunderte hinweg schlafen zu lassen, teils, weil irgendetwas passiert war. Teils. weil du es so gewollt hattest, um die Entwicklung beobachten und fördern zu können. Im Schnitt warst du jeweils 23 Monate lang wach. Je zivilisierter die Barbaren wurden, desto länger; und desto größer wurde dein sexuelles Interesse.“ Ich zuckte nur mit den Schultern. Schließlich hatte ich auf Verhütung geachtet. „Hast du. Wir wissen beide aber auch, dass es in den Archiven der Kuppel 51 Meldungen von Menschen mit relativ hoher Langlebigkeit gab. Immer in Gegenden, in denen du vorher warst und immer mit mindestens hundert Jahren, was selten zu den Zeiten war. Rico war da sehr genau, weist aber auch darauf hin, dass das keine Vollerhebung sein kann. Gehe einfach einmal davon aus, du und dein Zellaktivator zumindest für einen Teil der Fälle verantwortlich sind.“

Ich wusste es ja, für die 51 Fälle fühlte ich mich aber nicht unbedingt verantwortlich. Schiedlich hatten Terraner und Terranerinnen per se eine hohe Lebenserwartung. Rein von der Statistik her, war da immer mit Fällen von hoher Langlebigkeit zu rechnen. Ich hätte auch kaum eine der Frauen zurück gelassen, wenn ich von deren Schwangerschaft gewusst hätte – und für eine Zeit einmal so etwas wie eine Familie zu haben... – „Notruf aus dem vor uns liegenden System, Sir.“ – „Schalten Sie auf Lautsprecher!“

„Hier ist das Kreuzfahrtschiff GALAPAGOS-STAR. Wir wurden beim jüngsten Zwischenstopp von Piraten angegriffen, Konnten zunächst in den Linearraum fliehen, haben jetzt technische Problem, Lineartriebwerk hat ausgesetzt ausgesetzt. Wir befürchten, dass die Piraten – die Piraten sind da! Wir brauchen dringen Hilfe. Hört uns jemand?“
Zu guter Letzt war die Stimme übergeschlagen. Verständlich. Piraten. In dieser Gegend. Überraschend war das nicht wirklich. Hier fühlte sich niemand verantwortlich. Also mussten wir hier wieder einmal aufräumen.

Oberstleutnant McCall würdigte mich keines Blickes, rief auch nicht den Kommandanten. Funktionierte einfach nur so, wie es von ihr erwartet wurde: „Zweite Korvettenflottilie sofort ins System. Schützen Sie die

GALAPAGOS-STAR. Ich will hier klare Bilder und Töne vom Geschehen haben. Die vierte Korvettenflottilie schleust aus und übernimmt die Positionen der zweiten. Wir halten uns noch zurück. Offiziell gibt es uns ja noch gar nicht; und es muss sich ja nicht herumsprechen, dass nicht nur der Großadministrator so schöne Schiffe hat.

Da die zweite Korvettenflottilie sich im Bereich der Eintrittsgeschwindigkeit bewegte, konnte Sie jederzeit in den Linearraum eintreten und müsste mittlerweile im System angekommen sein. Dass die vierte Flottille, die die Reserve darstellte, sie ersetzte, war auch okay, da die sowieso als nächstes dran gewesen wären.

„Die vierte Flottille ist ausgeschleust. Zwei Sekunden vor der Zeit. Übernimmt die Positionen der zweiten.“ – „Danke. Bilder vom Geschehen?“ – „Jetzt, Sir.“

Zunächst erschienen noch abstrakte Schemata, dann war das System in der Lage, einem Humanoiden Bewusstsein angepasste Bilder zu liefern.

Eine Walze mit sechshundert Meter Länge und einhundertfünfzig Meter Durchmesser beschleunigte mit Höchstlast und versuchte so etwas wie einen Zickzackkurs. Hier mal ein paar Grad Abweichung nach links, da mal ein paar Grad nach unten. Ein Muster konnte die Positronik nicht erkennen. Nicht ungeschickt, denn das machten den Jägern das Leben schwer, wenn die aber Torpedos hatten oder ihre Geschütze aufeinander abstimmten, dann würden sie die Walze schon bekommen. Noch waren sie aber zu weit entfernt. Sechs Lichtminuten. Eine Minilinearetappe und sie würden das Kreuzfahrtschiff haben, da diese nicht in den Linearraum fliehen konnte. Drei diskusförmige Raumer jagten die GALAPAGOS-STAR. Durchmesser: 86,6 m, so die vorläufigen Daten. Kraus. „Wurzel von 7.500.“ Keine Information, mit der ich etwas anfangen könnte. Fünf der Korvetten schoben sich zwischen die Disken und die Walze, gaben Warnschüsse ab, um Flagge zu zeigen. Was die Disken aber nicht störte, weil die in den Linearraum eingetreten waren und drei Lichtsekunden hinter der Walze wieder aufgetaucht waren. Das wurde jetzt eng, und das war ein sehr gut koordiniertes Manöver gewesen. Unsere Korvetten waren aber auch nicht schlecht. Drei von ihnen verschwanden kurz, tauchten dann an der linken Flanke der Disken auf, diesmal in Gefechtsnähe. Erneut gaben sie Warnschüsse ab, was die Disken nach wie vor nicht zu beeindrucken schien.

„Spielt nicht mit denen rum! Gezielte Schüsse auf die Triebwerke. Drei Korvetten nehmen sich einen Diskus vor. Ich will wissen, wer das ist. Für Piraten sind die mir zu gut.“

Frau Oberstleutnant gehörte ganz offenkundig nicht zu den geduldigsten Menschen. Recht hatte sie allerdings. Das Szenario änderte sich aber, als eine einhundertzwanzig Meter durchmessende Kugel, tiefschwarz, aus den Linearraum trat, vier Lichtsekunden oberhalb des Geschehens, sich in einen blauen Schirm hüllte und mit überlichtschnellen Waffen das Feuer auf die Disken eröffnete – und die Feuerkraft der Kugel war schon erstaunlich. Zwei der Diskusraumer vergingen lautlos im Weltall. Der Tod im All war schweigsam. Der dritte Diskusraumer floh in den Linearraum.

„Hallo GALAPAGOS-STAR, hier ist Cartro Lieron, leider kam ich nicht schnell genug zum vorherigen Orientierungssprung. Jetzt bin ich da, ich muss ja meine Freunde, die Dead Losers schützen. Die Spielzeugschiffe können zu ihrem Trägerschiff zurückkehren.“

Frau Oberstleutnant stieß ziemlich empört die Hände in die Hüften. „Meinte der mit Spielzeugschiffen etwa unsere Korvetten? Na gut. Einschleusen, Wartung durchführen.“ Immer noch die Hände in den Hüften, schüttelte sie den Kopf. Ansonsten, Nachricht an Qunto Center. Sollen die sich darum kümmern. Wir setzen überlichtschnelle Sonden aus, die sich um die zwanzig nächstgelegenen Sonnensysteme näher kümmern. Vielleicht ergibt sich da ja was. Irgendwo müssen die ja hergekommen sein. Haben wir ansonsten etwas über die Disken in unseren Datenbänken?“

„Über Disken als solches haben wir ja genug, Sir aber über einen solchen Typus.“ Die Ortungszentrale hatte zügig gearbeitet. So wie es sich gehörte. Ich konnte eigentlich zufrieden sein.
Erstmalig schaute Frau Oberstleutnant in meine Richtung. „Lordadmiral?“

Ich konnte aber auch nur die Hände erheben und mit den Schultern zucken. „Sorry Oberstleutnant, mir auch völlig unbekannt. Gute Arbeit übrigens. Ich gehe dann mal ins Bett. Machen Sie weiter.“

„Danke, Lordadmiral.“ Ein wenig schien sie sich doch über das Lob zu freuen, das ja einfach nur eine Tatsachenfeststellung war. Mir hingegen machte das Auftauchen des Haluters Sorgen. Icho Tolot hatte sich zwar als guter Freund erwiesen, wir wussten aber viel zu wenig über dieses Volk, und irgendwo in den Archiven Arkons gab es auch Spuren von Hinweisen über mächtige Wesen, die diese als durchaus Durchsetzungsfähig schilderten. Niemand, den man gerne zum Gegner haben wollte. Und einfach mal so eben mit überlegener Feuerkraft zwei Raumschiffe zu vernichten, obwohl es andere Möglichkeiten gegeben hätte... So richtig gefiel mir das nicht. Entsprach auch nicht dem Verhaltensmuster, das wir von Icho Tolot her kannten. Interessant auch, dass dieser Haluter sich als Freund der Dead Losers bezeichnet hatte. Ziemlich angesagte Band derzeit, dass solche Wesen sich jetzt aber für Musik interessierten, faszinierend. Andererseits war mir bisher kein Intelligenzvolk untergekommen, in dem es nicht in irgendeiner Form Musik gab. Warum also nicht auch die Haluter. Aber die Dead Losers? Irgendwie gefiel mir das alles überhaupt nicht. Es wurden der Probleme nicht weniger, dabei hatten wir gerade erst ein ziemliches Problem gelöst. „Hoffentlich gelöst. Eigentlich war das zu guter Letzt viel zu einfach“. Mein Extrasinn musste natürlich mal wieder unken, obwohl ich das als ganz und gar nicht einfach betrachtet hatte. Da die MdI aber gut im Umgang mit der Zeit gewesen waren... Konnte es eigentlich sein, dass noch ein Zeitzwilling von denen in der Vergangenheit lebte? „Mehr als einer wohl, davon können wir ausgehen. Da diese aber alle in die Gegenwart zurückgekehrt und hier gestorben sind, werden sie aus der Vergangenheit nicht wirken können.“ Schön zu wissen, wenn jetzt aber statt des Original ein Duplo in die Gegenwart zurückgekehrt ist? „Du meinst, Mirona Thetin könnte in die Vergangenheit geflohen sein und du hättest in der Gegenwart einen Duplo von ihr getötet?“ So etwas in der Art schwirrte mir durch den Kopf. „Durchaus möglich, zumindest, wenn es noch eine Reserveaktivator gab oder eben gute Attrappen. Wenn sie aus der Vergangenheit heraus versucht haben sollte, unseren Sieg zu verhindern, dann ist sie bisher allerdings gründlich gescheitert. Wir haben nach wie vor gewonnen. Wobei es ja sowieso die Frage ist, ob sie Handlungsfähig wäre, solange es einen Zeitzwilling von ihr gab, der die Macht hatte und diese auch ganz bestimmt nicht geteilt hätte. Vermutlich hätte sie erst mit ihrem Tod damit anfangen können, ihre Rachepläne umzusetzen. Da würde sie schon eine Weile brauchen, um wieder genügend Machtmittel in der Hand zu haben, um uns zu schaden. Das würden wir merken. Ich mache mir eher Sorgen um noch vorhandene Technik, ehrgeizig Tefroder und um alte Arkoniden.“ Das hörte sich schlüssig an, da musste ich meinem Extrasinn zustimmen. Zu guter Letzt hatte sich der Gegner einfach zu sehr als Scheinriese entpuppt, das irritierte. Vielleicht waren aber alle Gegner zu guter Letzt nur Scheinriesen, weil man aufgrund der Anfangserfahrungen ihre Möglichkeiten überschätzte. Wie auch immer, ich würde jetzt wohl noch ein wenig Musik hören. Nein, nicht die Dead Losers. Bachs Cellosuiten wären eine nette Entspannung. Auf Ferrol hatte sich eine Tradition entwickelt, die die klassische Musik der Ferronen mit den Traditionen der Terraner verband und diese auf klassischen ferronischen Instrumenten spielte, die oft fünfsaitig waren. Die Bachs gehörten natürlich zum Repertoire. Insbesondere ein grandioser Cellist hatte da erstaunliche Interpretationen geliefert. Die würde ich mir jetzt anhören. War schon ein genialer Kopf gewesen, der alte Bach, auch wenn er als Vater... – nun ja, überlastet und zwanzig Kinder mit zwei Frauen, da durfte man Zuviel nicht erwarten. „Einundfünfzig“, meinte mein Extrasinn nur.

IMPERATOR II - sechs Stunden später

Die IMPERATOR II umkreiste in einem Abstand von zehn Lichtstunden das System. Wir wollten ja schließlich nicht allzu genau geortete werden können. Hielten uns knapp unterhalb der Eintrittsgeschwindigkeit in den Linearraum und orteten aus der Ferne und nutzten die Korvetten. Die erste Korvettenflottilie hatte sich oberhalb und unterhalb des Systems verteilt, ortete fleißig. Allzuviel geschah aber nicht. Auf der GALAPAGOS-STAR wurden Reparaturarbeiten durchgeführt und der Haluterraumer umkreiste das Schiff, wie Hütehund seine Herde.
Frau Oberstleutnant hatte das schon gut eingefädelt.
Drei Stunden Schlaf hatten bei mir reichen müssen. Oberstleutnant McCall dürfte allerdings zwischenzeitlich gar nicht geschlafen haben, steckte den Schlafmangel aber recht gut weg. Keine typischen Übermüdungserscheinungen, keine Hektik, keine Aufgedrehtheit. Eher betont ruhig und sehr konzentriert. Offenkundig eine Wassertrinkerin, während ich mir schon den zweiten Kaffee gönnte. Zeit, die notwendige Besprechung zu beginnen. Oberst Robert L. Tompson hatte mich kurz fragend angesehen, ich hatte aber nur den Kopf geschüttelt-Das war sein Kommando. Guter Mann, der eigentlich langsam Flaggoffizier werden müsste, er hatte aber schon angekündigt, dass er Ende des Jahres aufhören wollte. Das war dann wohl sein letztes Kommando. Obwohl er natürlich informiert war. Kiess er sich die Vorgänge noch einmal schildern, hörte aufmerksam zu, ohne mit Fragen zu unterbrechen. Oberstleutnant Maureen McCall berichtete klar und strukturiert, legte den Finger aber auch auf einige Schwachstellen. Das kurzzeitige Durcheinander beim Korveteneinsatz war so ein Punkt. Die zehn Schiffe hatten sich über das halbe System verteil, weil es keine genauen Zielkoordinaten gegeben hatte. Das hatte Zeit gekostet. Allerdings hatte sie auch einen Vorschlag zur Hand: Die Korvetten sollten sich oberhalb der Planeteneben eines System treffen, hier sich noch einmal kurz orientieren und dann eingreifen. Wir würden das in unsere taktischen Muster mit aufnehmen und einüben.

Klar war auch, dass wir uns um das Piratenproblem würden kümmern müssen. Das hätten die anwesenden Offiziere wohl allzu gerne sofort selber erledigt. Verständlich. Da hatte ich dann aber doch etwa gegen. Einerseits wussten wir Zuwenig, andererseits hatten wir keine Strategie und zu guter Letzt, war dieses Schiff noch nicht einmal richtig in den Dienst gestellt. Quinto Center würde da eine Strategie ausarbeiten und einige Schief vorbeischicken. Wenn sich hier sonst niemand verantwortlich fühlte, dann würde es eben wieder einmal die USO machen. Wer sonst? Wir hatten vor zwölf Jahren erst unter den Piraten aufgeräumt. Der damals noch recht jungen Spezialist Ronald Tekener hatte sich dabei seine ersten Sporen verdient. Auch das hatte seinerzeit Zeit gekostet, Zeit, die zu investieren, sich aber geloht hatte. Wir würden auch diesmal wieder so verfahren. Hektische Stümperei half da einfach nicht. Ich musste das wissen; ich hatte schließlich Zeit genug gehabt, das zu lernen.

Bis das alles vorbereitet war, konnte die IMPERATOR II Daten sammeln und notfalls eingreifen, auch wenn das nicht vorrangig war. Unklar war, wie wir mit dem Haluter umgehen sollten. Am besten wohl einfach fliegen lassen. Wenn er der GALAPAGOS-STAR folgte, würde er in Tanu-System auftauchen. Eines unserer Schiffe war in der Nähe, ansonsten hatten wir auch Agenten auf dem Planeten, auf dem sich sowieso einige zwielichte Gestalten tummelten. Das System weckte einfach Begehrlichkeiten.

Bisher fehlten uns noch Daten der ausgesandten Sonden. Also beschlossen wir, dass die IMPERATOR II zunächst hier noch warten und die Meldungen auswerten würde. Danach, so meine Aussage, sollte das Einfahren des Schiffes fortgesetzt werden.
„Und Sie?“ Frau Oberstleutnant war doch recht neugierig. Oberst Tompson kannte mich länger, der wusste dass ich auch so meine Geheimnisse hatte. Ich hatte ihm ja auch schon gesagt, dass ich mir eine Space Jet ausleihen würde. Also teilte ich allen mit, dass ich heute noch dieses schöne Schiff verlassen würde, auf dessen reguläre Einsätze ich mich schon freute. Jetzt aber würde ich meine geheime Inspektionsreise fortsetzen. Richtig gerne hörte man das nicht, andererseits waren das alles hochqualifizierte Leute, die brauchten kein altes Weißhaar, das ihnen die Händchen hielt. Also blieb es bei dem Plan.

Den Vorschlag, eine Korvette zu nehmen oder zumindest eine bemannte Space Jet, lehnte ich ab, weil die Geheimhaltungsstufe dafür zu hoch war. Nun ja, dass es in dieser Organisation Dinge gab, die so geheim waren, dass nur sehr wenige Leute von ihnen wussten, davon gingen alle aus. Ging ja nicht anders. Also nahm man es hin. „Narr!“ hatte mein Extrasinn nur gemeint. Konnte schon stimmen. Sei´s
Atistippos
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Re: Haluter lieben Bässe!

Beitrag von Atistippos »

Orbit Tanu 2 (Tanumara) 04.04.2407
Dunkelheit bedeckte die Planetenoberfläche, keine Lichter waren zu sehen. Das war entweder ein sehr dünn besiedeltes Gebiet oder eine Wasserfläche, die sie in einer Höhe von mehreren hundert Kilometern überflogen. Dann tauchte an der Tag-Nacht-Grenze ein eher kleiner Kontinent auf, dessen Westküste noch in der Dunkelheit lag, nicht ganz so groß, wie das irdische Europa und im mittleren Drittel der Nordhalbkugel gelegen. Butgra meldete eine Einblendung. Grün war der Kontinent aber nur dünn besiedelt, wie es schien. Regenwolken waren auch etliche zu sehen.
Südöstlich des Kontinentes, in der Nähe des Äquators, tauchte das Wolkenkarussel eines grandiosen Sturmtiefs auf, mit mindestens zweitausend Kilometer Durchmesser. Glücklicherweise war weit und breit keine Landfläche, auf die der Sturm hätte treffen können. Weiter nach Norden ziehend, würde er seine Kraft verlieren und sich auslaufen.

Auf der Südhalbkugel zogen weiße Wolkenschlieren dahin, bedeckten den blaugrüne Ozean der Südhalbkugel, zogen nach Osten, verdichteten sich zunehmend zu Wolkenfronten, die umso dunkler und dichter wurden, je mehr sie sich einer Landfläche näherten, einem Zwillingskontinent. Beide Teile in etwa mit der Größe des irdischen Australiens und nur durch eine dreißig Kilometer breite Meerenge voneinander getrennt. Das Gebirge und die Vulkane an der Küste des südlichen Kontinentes belegten, dass die beiden Landmassen kolidierten und sich die nördliche Platte unter die südliche schob. Cirobo und Diraba, so die Einblendung.

Dicht begrünt aber dünn besiedelt, wirkten beide Kontinente so aus der Entfernung einer Planetenumrundung in mehreren hundert Kilometer Höhe, erkennen konnte. Cirobo und Diraba, meldete die Einblendung.

Weit im Norden, kurz vor der Nachtzone, erschien ein Minikontinent, vielleicht auch nur eine sehr große Insel. Etwa eineinhalb mal so groß, wie Grönland. Mit Eis bedeckt, wie auch die Polkappen. Azru, meldete die Einblendung

In der nächtlichen Dunkelheit des Ozeans tauchten hell erleuchtete Flächen auf. Ein Drillingskontinent, der am dichtesten besiedelt war. Mehr als eine halbe Milliarde sogenannter Intelligenzwesen wohnten hier mittlerweile. Tendenz ständig steigend. Auf Eriska, dem nördlichen Kontinent befand sich die Hauptstadt und der Raumhafen, auf Friskous und Grmous, so die Einblendung, gab es Landwirtschaft und Fabrikationsstätten. Eriska war etwas größer als Europa, die beiden anderen Kontinente jeweils in etwa so groß, wie das irdische Australien. Eriska lag mit einem Drittel südlich des Äquators und mit zwei Dritteln nördlich des Äquators. Direkt auf der Äquartorlinie befand sich der Raumhafen, Auch aus der Entfernung und trotz der Dunkelheit gut zu erkennen. Hier herrschte pulsierendes Leben. Auf den beiden südlich gelegenen Nachbarkontinenten, die durch achtzig bis hundert Kilometer breite Wasserstraßen voneinander und vom nördlich gelegensten Kontinent getrennt waren, ging es etwas ruhiger zu. Aber auch hier verwies die dichte Beleuchtung auf eine hohe Siedlungsdichte. Da keinerlei tecktonische Verwerfungen zu erkennen waren, war davon auszugehen, dass sie auf einer gemeinsamen Kontinentalplatte lagen.

„Das ist also das Zentrum von Tanu 2?“- „Ja“, er nickte. „Auch Tanumara genannt, was wohl die Frau von Tanu bedeuten soll. Die Kontinente sollen dann vermutlich die Kinder der beiden sein, soweit ich die Mythologie dieser Welt verstehe.“

Er hatte den Aussichtsraum gemietet, weil er, wie er gemeint hatte, mit ihr auch einfach mal in Ruhe Essen gehen wollte. Dazu waren sie bisher so richtig auch noch nicht gekommen. Natürlich gab es keine Fenster, wohl aber holografische Darstellungen in der Decke und den Wänden, die in Echtzeit das Geschehen außerhalb des Schiffes zeigten. Soviel war da zumeist nicht zu sehen. Wenn aber, so wie jetzt, ein Planet umrundet wurde, gab es schon faszinierende Ansichten zu beschauen.

„Und was ist so besonderes an diesem Planeten?“ Sie nippte am Wein. Das Essen war eigentlich vorbei. Es fehlte nur noch die Nachspeise.

„Na ja“, er schaute kurz auf den Planeten. „Für uns ist er wichtig, weil wir hier unsere ersten richtigen Erfolge hatten, und es hier eine stabile Fangemeinde gibt. Ansonsten ist es ein junges System, ein junger Planet. Mindestens eine halbe Milliarde Jahre jünger als Terra. Von Arkon will ich da gar nicht reden. Das alles war hier so jung, dass das tierische Leben noch nicht einmal damit begonnen hatte, die Ozeane zu verlassen und die Oberfläche der Kontinente zu erobern, als ihr Terraner vor dreihundertachtzig Jahren damit anfingt, diesen Planeten zu besiedeln. Sehr viel mehr als Moose und Flechten gab es da noch nicht, alles, was es hier an Flora und Fauna gibt, ist angesiedelt worden. Na ja.“ Er schaute erneut auf den Planeten, schüttelte leicht den Kopf.

„Habt ihr Arkoniden so etwas nicht gemacht?“ – „Doch schon. Wir sind aber irgendwann etwas vorsichtiger geworden. Meine Familie hat eigentlich immer Wert darauf gelegt, soviel der vorhandenen Natur zu erhalten, wie es möglich war. So einen Planeten hätten wir nicht besiedelt. Obwohl“, er seufzte, „vermutlich doch. Einfach zu reich. Einfach zu wertvoll.“
„Und was macht den Planeten so reich?“ Mit der Hand am Kinn schaute sie auf die Planetenoberfläche, wo gerade wieder einmal sehr viel Wasser zu sehen. war.

„Die Monde, insbesondere der zweite. Der erste hat einen Durchmesser von zweitausendsiebenhundert Kilometer, ist eigentlich unbedeutend, auch wenn er die Planetenachse stabilisiert und für ziemliche Gezeiten sorgt. Hier kann man wirklich gut surfen, weil er nicht einmal dreihunderttausend Kilometer von Tanumara entfernt ist.“

Sie schüttelte nur den Kopf. „Nichts für mich. Ich bin ein Binnenlandtier und meine Erfahrungen mit Wasser waren nicht immer so toll.“ Er grinste. „Ja mit einer Faible für Untergrundbahnen, einer Antipathie gegen Gleiter und einer Panik, wenn es um Transmitter geht. Sicher, dass du keine Erdfrauchengene in dir hast?“ – „Vorsichtig, ganz vorsichtig, sonst schlitze ich dir mit diesem Eislöffel die Kehle auf und benutze dein Blut als Eissoße.“

„Okay“, er grinste immer noch, „ich nehme es mit dem Ausdruck des Bedauerns zurück. Aber zurück zum Reichtum. Wichtig ist insbesondere der zweite Mond. Diese große Kartoffel da, die man hin und wieder aufglitzern sieht. Fünfhunderttausend Kilometer vom Planeten entfernt, so um und bei. Das war einmal ein Innenteil eines Protoplanteten, wo unter hohen Druck Kristalle entstanden sind. Als der Gasriese, der jetzt vierundzwanzig Lichtminuten vom Zentralgestirn entfernt ist, in der Frühzeit die obligatorische Wanderung durch das System machte, muss er die damaligen Protoplaneten ziemlich durcheinander gewürfelt haben. Tanumara und seine Monde sind die Reste von zumindest drei Protoplaneten, die kollidierten. Der Druck dieser Zusammenstöße hat dann die Entstehung von Kristallen forciert - und Kristalle sind immer eine wenig hyperphysikalisch aufgeladen. Die hier sind recht stark aufgeladen. Liegt wohl an dem Neutronenstern in siebenundzwanzig Lichtjahren Entfernung. Der stand früher viel dichter an diesem System.“ Er zuckte ein wenig mit den Schultern, nippte an seinem Glas. Deshalb ist das System so wichtig. Flottenverbände des Solaren Imperium halten gerne Manöver in dem Umfeld des Systems ab. Nun ja“, er atmete tief durch, „die werden wissen, warum.“ Sinnend schaut er auf die Anzeigen, nahm einen tiefen Schluck Wein.

„Ich merke schon, du hast wirklich gute Hauslehrer gehabt.“ Erneut schaute sie auf die Planetenoberfläche, „was ist eigentlich mit dem ersten Planeten?“ – „Der“, er winkte ab, „der ist auch in der babitablen Zone, hat aber eine Achsenneigung von siebenundzwanzig Prozent und keinen stabilisierenden Mond. Wenn das Zentralgestirn und der große Gasriese ungünstig stehen, geht es da schon einmal zu, wie auf einer Achterbahn. Es hat sich zwar Leben entwickelt, ob sich das aber hält“, er neigte den Kopf hin und her, „vermutlich wohl nicht. Die Eigendrehung ist auf zweiundsechzig Stunden runter. Mittelfristig geht das in Richtung Venus.“

Sie drehte das Glas in ihren Händen, „schaute ihn an. „Du weißt schon, dass du mir einige Erklärungen schuldest?“ – „Tue ich das?“ Lächelnd hielt er den Kopf leicht geneigt.

„Fangen wir mal an. Steve?“ – „Hat sich dir gegenüber eklig benommen. Wird er in Zukunft unterlassen, Baxyer und Kekélis haben ihn schon ziemlich gründlich eingeheizt.“ – „Nett. Du weißt aber, dass ich das nicht meine. Er hat einfach mal so eben Schlösser geknackt!“ – „Nein nein“, er hob abwehrend die Hände. „So einfach war das nicht. Da war er schon ein paar Stunden mit beschäftigt. Er hatte einen Code schon, den er eingeben konnten.“ Er kratzte sich hinter dem rechten Ohr. „Ich weiß das nicht so genau, denke aber, dass Siganesen eine gewisse Affinität zur Kryptotologie haben. Für Steve ist das einfach wie Sport. Gebe ihm ein Schloss – und er knackt es. Dass macht er, solange ich ihn kenne. Und nur, um dich zu beruhigen, deine geheimen Kameras und Mikrofone hat er angemessen, er hat aber hoch und heilig versprochen, sie nicht zu knacken.“

Der Gedanke, dass ihre minitariusierten Kameras und Mikrofone so einfach angemessen werden konnten, gefiel ihr nicht besonders. Andererseits war das ein Siganese und deren Mikrotechnologie herausragend. Und so, wie sie Steve bisher erlebt hatte, war dem wirklich zuzutrauen, dass er einfach so aus Spaß Schlösser knackte. Unter Umständen stimmte wirklich was an der Geschichte, dass er von Siga verwiesen worden war. Bliebe noch ein weiteres Problem. „Glen. Glen und sein Programm. Was ist damit.“ Sie hatte das Glas abgesetzt, schaute ihm direkt in die Augen. „Er hat Kira gesagt, dass er niemals Offizier der Solaren Flotte war. Anderswo auch nicht.“ War das jetzt eine Lüge?“
Er hielt ihrem Blick stand, schüttelte nur ganz eben den Kopf. „Nein, das war keine Lüge. Es ist einfach unvorstellbar, dass Glen sich in ein solches System von Über- und Unterordnungen einbinden könnte. Wir fanden das Gerücht recht witzig, als es aufkam. Ausgerechnet Glen, der sich an überhaupt keine Regeln halten kann als Flottenoffizier.“ Er schüttelte erneut ein wenig den Kopf, lächelte.“ – „Und das Programm?“ Ein wenig stocherten ihre Finger in seine Richtung. Nicht bedrohlich, wohl aber fordern.

„Ach das“, er winkte ab. „Ja, das hat er entwickelt. Als wir ihn auf Lepso aufgabelten, spielte er abends in Bars und Clubs und war tagsüber mit Spiele-Entwicklung beschäftigt. Spezialist für Raumschlachten, die möglichst realistisch sein sollten.“ – „Du meinst...?“ Verdutzt schaute sie ihn an. - „Ja, ganz genau das. Das ist eine Simulation, allerdings eine so gute, dass sie auch in der Realität funktioniert. Darf ich jetzt aber einmal dich etwas fragen?“ Kurz schaute er auf das Glas umfuhr mit dem linken Zeigefinger den Glasrand, schaute sie dann an. „Wie bringst du es eigentlich fertig, hier zu sein und in Nairobi Interviews zu führen. Gestern, Ortszeit 20:00 Uhr, sollst du einen Komunalpolitiker ziemlich gründlich genervt haben. Man findet solche Information selbst 8.200 Lichtjahre von der Erde entfernt auf einem Kreufahrtshiff, weil das bei jedem Zwischenstop atürlich ontat zu allen wichtigen Planeten hat.“ – „Upps.“ Ihre Hautfarbe verdunkelte sich sofort. „Da war ELIZA dann wohl ein wenig stur. Kommt immer wieder einmal vor.“ – „ELIZA?“ – „Meine Robottrix. Sieht so aus, wie ich und beherrscht meine Kommunikationsmuster. War eine Sauarbeit, meinte die Programmiererin, das zu installieren.“ Erim nickte nur freundlich, sagte aber lieber nichts. „Ansonsten ist das gute Stück so dumm wie Blei. Leider kann Kira aber nicht alle Gespräche übernehmen. Kann man eigentlich sowieso keinem denken Menschen zumuten.“

Über die gefalteten Hände hinweg, schaute er sie an, mit dem Lächeln eines Kindes, das gerade beschlossen hatte, dem gerade angekommenden Weihnachtmann ein Bein zu stellen. „Und du bist sicher, dass du jetzt hier bist und nicht deine, wie sagtest du, Robottrix?“ Die zusamengefalltete Servierte flog über den Tisch. „Hör mal, ja! Also wirklich. Ich werde dir gleich einmal ein paar Dinge zeigen, die meine Robottrix ganz bestimmt nicht kann.“ Übergangslos wurde sie ernst. „Bleibt es dabei?“

„ Ja“, er nickte. „Wir landen in zwei Stunden, du schaust dir morgen die Sehenswürdigkeiten an, da gibt es kalbende Gletscher auf Azru, der Eisinsel, rasante Fluten im Norden von Butgra, dem Kontinent der Nordhalbkugel. Man spricht vom höchsten Tidenhub in der bekannten Galaxis. Ich habe es mal gesehen, ist schon interessant. Und einen mehr als zehn Kilometer hohen, aktiven Vulkan auf Diraba. Tanumara-City kann man sich auch ansehen. Ist aber eigentlich langweilig. Einfach zu wenig Geschickte. Danach fliegst du dann weiter. Es folgen Besuche auf zwei Planeten, auf denen einmal uns völlig unbekannte Hochkulturen geherrscht haben müssen und bist dann in fünf Tagen wieder hier. Wir haben in vier Tagen unser Konzert und weil das nicht im Stadion auf dem Hauptkontinent stattfinden kann, weil da ja der Großadministrator mit einer staatstragenden Rede sein wird, müssen wir umziehen und deshalb noch ein wenig was tun. Mal sehen, wer mehr Publikum anzieht. Er oder wir.“ – „Ihr doch wohl.“

Er neigte den Kopf wie ein neugieriger Rabe. „Weiß man nicht so genau. Zunächst einmal hat er uns das Stadion weggeschnappt, eigentlich hat man es uns sogar genommen, wir hatten schließlich eine Zusage; und dann hat der ja auch eine ganze Reihe Fans, die ihn nicht missen möchten; und seine Auftritte haben ja auch einen gewissen Showcharakter: Ein Nagezahnkiller als Transportmittel und dann all die Mutanten, die er immer so mit sich rumschleppt und die dann immer irgendwo fotogen rumstehen. So ein Selfie mit einem geschuppten doppelköpfigen Mutanten hat schon was. Und wir nehmen auch noch Eintritt. Er nicht. Von daher denke ich, das Rennen ist offen. Wir können hier aber noch Werbung für uns machen. Auf die Abläufe werden wir auch mehr achten müssen, Das ist hier schließlich nicht Nairobi.“

„Danke.“ Sie zupfte sich am linken Ohrläppchen. „Und ein paar alter Freunde wollt ihr sicherlich auch noch besuchen, wenn ihr hier doch schon so oft ward. Verständlich.“ Dieses dann mit dem Lächeln einer Löwin, die gerade ein Zebra zum Essen eingeladen hatte.
„Na ja, mal sehen.“ Er schüttelte ein wenig die leichter erhobenen Hände. „Kekélis ist mir einer Freundin verabredet, die ich aber auch noch nicht kenne. Ansonsten...“, er zuckte mit den Schultern, „schauen wir mal. Du wirst übrigens etwas zunehmen.“ – „Ich werde was?!“ – Na ja, etwas zunehmen. Wie wir alle. Tanumara hat zwar einen etwas geringeren Durchmesser als Terra, fünfhundert Kilometer in etwa, der Kern ist aber massereicher. Folge der Planetenkarambolage in der Frühzeit des Systems. Es sind 1,07 g.“ Er schaute auf sein Armbandgerät. „Wage es nicht! Wage es ja nicht, auszurechnen, um wie viel ich schwerer werde.“

„Hatte ich gar nicht vor. was du so denkst. Ich wollte nur wissen, wie viel Zeit wir noch haben. Zwei Stunden übrigens und du wolltest mir doch noch einige Sachen zeigen, die deine Robottrix ganz bestimmt nicht kann. Hatte ich zumindest so verstanden.“ Lächelnd, die Hand auf das Kinn gestützt, schaute er sie an.

„Da muss ich jetzt noch einmal drüber nachdenken; und du kannst von Glück reden, dass ich keinen Speer dabei habe.“

Er sagte nichts, lächelte nur weiter vor sich hin und schluckte eine Bemerkung herunter, die ihm auf der Zunge lag. War schon besser so. Ebenso, wie es besser war, den Betrag der Gewichtszunahme für sich zu behalten, den er schon lange im Kopf ausgerechnet hatte.
Atistippos
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Tanumara-City 05.04.2407 – östlicher Stadtrand
Die Metropole verlor zunehmend an Stärke, und die Wellen der anbrandenden Natur überfluteten die Randbezirke, schufen hier eine Übergangsfeld zwischen Stadt und Natur. Die hier freilebenden Tiere hatten schon längst die Chancen erkannt, welche dieses Übergangsfeld ihnen bot. Erst würden sie sich die Randbezirke zu eigen machen, dann sukzessive sich die Stadt erobern und bis in Kernbereich vordringen, um die reichhaltigen Angebote an Freiheit und Nahrung zu nutzen. Ein Vorgang, der in allen bekannten Großstädten der Galaxis auftrat. Stadtluft macht nun einmal bekanntlich frei.
Auch hier würde sich die zunächst verdrängte Natur die Stadt die Stadt zurückerobern und aus dem Untergrund heraus heimlich die Herrschaft übernehmen.
Eine Einfamilienhaussiedlung, jedes Haus mit eigenen Grünflächen, bildete die hiesige Übergangszone zwischen City und Natur. Danach kamen dann nur noch Landwirtschaft, Wald und da eine oder andere Gewässer. Irgendwann dann dahinter die reine Natur. Bis zur nächsten Siedlung.
Die Leute, die hier wohnten, waren zumindest reich an Zeit, denn bis zur nächsten Transmitterstation brauchte der öffentliche Gleiterverkehr mehr als eine Stunde. Dann waren da noch die regelmäßig langen Warteschlangen vor den Transmittern zu bewältigt. Von hier aus ging es dann in Nullzeit zu allen anderen Groß- und Mittelzentren, von denen aus dann wieder geflogen werden musste. Da war es oft besser, gleich den ganzen Weg zu fliegen.
Wer mehr oder weniger zufällig an einem der hintersten Häuser vorbeikam, hinter denen nur noch Felder und dann Wald kamen, der stutzte vielleicht, freue sich unter Umständen, konnte er doch zu dieser recht frühen Stunde durch ein offenen Fenster Musik hören. Flötenmusik, ganz genau gesagt. Und keine von der einfachen Sorte. Insider wären dann wohl auf ferrollsche Klassik gekommen. Váriéls Flötenkonzert in B-Moll.
Ein vorsichtiger Blick durch das offene Fenster hätte dann ein Arbeitszimmer gezeigt, mit einem Klavier an einer Wand, auf dem diverse Flotten lagen und ein Regal an der anderen Wand , vollgestopft mit Datenträgen der verschiedensten Art. Sogar alte Bücher waren noch dabei. In der Mitte des Raumes stand eine Frau, unbestimmbaren Alters und kurzen blaue Haaren, schaute auf die Noten in der holografischen Anzeige und spielte die Melodie, setzte kurz ab, spiele die jüngste Passage noch einmal. Nickte dann zufrieden.
Die Frau schaute auf die Uhr: fast 09:30 Uhr. Zeit, die Sachen einzupacken. In einer halben Stunde würde der öffentliche Gleiter sie einsammeln. In dem konnte sie dann noch ein wenig schlummern. Einundzwanzig Stunden und sieb einunddreißig Minuten dauerte hier ein Tag. Da musste man sich sputen; und das ging hin und wieder doch an die Substanz. Die Küche konnte so bleiben. Ihre zwei Söhne hatten die Küche nicht als Schlachtfeld hinterlassen; und ihr Mann war auf seiner Vier-Wochen-Schicht auf dem Mond Zülgur, dem Kristallmond. Der hatte auch keinen Schaden anrichten zu können.
Zeit, das Haus zu sichern und hinaus zu gehen. Solche Gleiter warteten nicht immer, auch dann nicht, wenn man einen Flug gebucht hatte. – und Kekélis war in der Stadt. Ihre alte Freundin Kekélis. Da durfte nichts schief gehen.
Der Gleiter kam auch schon, sammelte sie ein. Netterweise war sie allein, da das aber ein Sammelgleiter war, würde bis zur Stadt sich das noch ändern.
Sie schaute aus dem Fenster auf die weiten Ebenen mit Feldern und Wäldern. Seltsam flach war die Gegend. Der Planet war einfach noch nicht alt genug, als das sich durch Zusammenstöße von Kontinenten Gebirge hätte bilden können. Eiszeiten und deren Folgen waren auch noch nicht zu verzeichnen gewesen. Für jemanden, der aus der Bergwelt Ferrolls stammte, war das schon eine eher langweilige Gegend.
Kekélis und sie hatten da sommers wie winters immer ihren Spaß gehabt. Sie lächelte versonnen. Ihre Eltern hatten da dann wohl weniger Spaß gehabt. Denen hatte die Abenteuerlust, Leichtsinn, wie die Eltern es nannten, schon Sorgen bereitet. Einhegen hatten sie es aber nie können, weil Hausarrest sowieso nur zu Fluchten führte.
Das Grün war zurückgewichen, die Häuser wurden höher. Eine Frau und zwei Männer waren eingestiegen, wohl eines der auf diesem Planeten weit verbreiteten Beziehungstripple. Die ersten Siedler hatten da wohl etwas eigenartige Vorstellungen gehabt, wie Beziehungen auszusehen hatten. Und dieses Beziehungstripple galt auf Tanumara als besonders innovativ. Nun ja, sie zuckte innerlich mit den Schultern, es war schon interessant, wie dieses zwar erfolgreichen aber kulturell recht jungen Terraner sich jeden Unsinn schön redeten konnten. Es hatte, wie so oft, vermutlich einfach nur ein Frauenmangel geherrscht; und die Frauen waren in der Lage gewesen sich diese Situation zu Nutze zu machen. So hatten sie es geschafft, für ihr Entgegenkommen die wichtigsten gesellschaftlichen Positionen zu ergattern. Verfassungsrechtlich garantiert.
Das erste Tripple hatte den Gleiter schon wieder verlassen, dafür waren zwei andere gekommen, dazu ein Mann mit zwei Kindern.
Männer waren dann irgendwann auch für sie und Kekélis auch zum Thema geworden. Mein Gott, was hatten sie da zunächst für Vorstellungen gehabt, die sie dann heimlich austauschten. In Erinnerung daran, musste sie immer noch lächeln. Als es dann wirklich zur Sache ging, waren sie einander aber nie in Gehege gekommen. Obwohl Kekélis auch da risikobereiter gewesen war. Ausgerechnet mit dem. Bei der Erinnerung schüttelte sie nur den Kopf. Aber wie sie selber gesagt hatte, wollte sie die Sache einfach endlich hinter sich haben.
Die größeren Gebäude kamen in Sicht. Wenn Sie heute in die Oper gemusst hätte, hätte sie jetzt langsam aussteifen können, da hatte sie sich heute aber einen Tag frei genommen, hatte der Orchesterchefin nicht wirklich gefallen. Sie war in den letzten Jahren aber so selten ausgefallen, da konnte sie sich auch einmal einen Tag frei nehmen, um sich mit ihrer Freundin zu treffen. Frei hatten sie sich währen ihrer Zeit am Konservatorium dann auch immer wieder genommen, waren durch die Kneipen und über die Plätze gezogen, um sich als Musikerinnen mehr als nur ein Taschengeld zu verdienen. Irgendwas mit Musik und viel Geld, das war ihr Traum gewesen. Nach dem Abschluss hatte sich das dann als schwierig herausgestellt. Sie war dann nach Terra gegangen, hatte in irgendeinem Provinzorchester in Europa musiziert, bis sie dann davon hörte, dass dieser zwar abgelegene aber auch reiche Planet Musiker suchte. So war sie dann hier gelandet, war in der hiesigen Gemeinde der Ferronen aufgenommen wurden und hatte auch eine Mann gefunden. Einer reichte ihr vollkommen.
Von Kekélis hatte sie zu der Zeit schon lange nichts mehr gehört. Die war irgendwie verschwunden, tauchte hier dann aber mit den Dead Losers auf. Begann ihre Karriere.
Der Klotz war aufgetaucht, ein Würfel mit zweihundert Meter Kantenlänge: Einkaufs- und Bürozentrum der Stadt, mit einem guten Restaurant im obersten Stockwerk, von dem es eine schönen Ausblick auf einen Teil des Raumhafens Hier hatte sie Fensterplätze reserviert, als Kekélis ihr Kommen avisiert und die Eintrittsberechtigung für das Konzert gleich mitgeschickt hatte. Inklusive der Berechtigung, den Backstage Bereich zu betreten. Ihr Mann würde zwar auf dem Mond sein, aber eine Kollegin aus dem Orchester hatte sich sehr interessiert gezeigt. Um die beiden Schlingel würde sich solange eine Nachbarin kümmern. Das würde eine lange Nacht werden, schließlich würde das Konzert auf Grmous stattfinden, dem südöstlich gelegenen Kontinent.
Sie hatte den Gleiter verlassen, wunderte sich kurz über die vielen Wachroboter und Sicherheitskräfte, die zu sehen waren. Lag wohl daran, dass der Großadministrator in diese Woche noch kommen würde. Nichts von Bedeutung. Was sie allerding verwunderte, waren all diese Gegendemonstrationen. Eigentlich war Tanumara treues Mitglied des Imperiums. Der lange Krieg hatte aber auch hier Spuren hinterlassen; und seit einiger Zeit wirkten etliche etliche politische Führungskräfte wie ausgetauscht. Da sie hier aber nicht zur Welt gekommen war, hatte sie sowieso kein Wahlrecht.
Sie hatte noch ein wenig Zeit, schlenderte also durch die Geschäfte. Hatten Kekélis und sie früher auch immer gerne gemacht, würden sie heute auch noch machen. Sie hatte aber nie heraus bekommen, was ihre Freundin so getrieben hatte, in der Zeit, in der sie von ihr nichts gehört hatte. Dies und das hatte die nur gemeint und etwas von Selbstfindung erzählt. In den letzten Jahren hatte die Band aber eine ziemliche Karriere gemacht. Die waren aber auch gut. Nur für die Klassik war ihre Freundin jetzt wohl verloren.
Vorsichtshalber ging sie schon in das Restaurant. Voll. Natürlich. Wie immer. Und natürlich war Kekèlis noch nicht da.
Sie musste einige Minuten warte, dann leitete ein kleiner Roboter sie an die reservierten Plätze. Sie bestellte erst einmal ein Wasser, schaute auf das D-Viertel des Raumhafens, das für den Passagier und Warenverkehr vorgesehen war. Das dahinten, die große Walze, das war wohl die GALAPAGOS-STAR, einige Landeplätze daneben wurde eine Springerwalze entladen und im Vorderfeld wurde ein Startschutzfeld aufgebaut, die hier stehende zweihundert Meter durchmessende Kugel wollte wohl starten. Ein großer Lastengleiter flog gerade über das Landefeld, näherte sich dem Schutzfeld, welche den gesamten Raumhafen umspannte. Im Vordergrund, ziemlich in der Nähe des Klotzes, stand eine eher kleine Walze. Nett. Das war dann wohl eine Privatyacht. Dass jemand so viel Geld haben konnte, dass e sich ein eigenes Raumschiff leisten konnte, sie schüttelte nur den Kopf. Dass wollte man wohl lieber gar nicht wissen, was jemand machen musste, um zu so viel Geld zu kommen. Sie schaute in Richtung des Einganges und siehe da, blaue Haare waren zu sehen. Das sah sehr nach Kekélis aus. Sie stand auf und winkte.
Atistippos
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Tanumara City 05.04. 2407 – Stadtzentrum
Sie schaute auf die Zeitanzeige ihres Multifunktionsgerätes. Knapp aber noch zu schaffen. Die Sicherheitskontrollen hatten sie aber aufgehalten. Nun ja, der Großadministrator würde diese Woche auch noch kommen, was etwas ärgerlich war, weil sie ja lieber im Zentralstadion gespielt hätten. Da würde der aber seine Rede halten. So ging es aber auch.
Sie hatten sich heute Vormittag gemeinsam die Bühne angeschaut und die Abläufe begutachtet. Sah gut aus. Das Konzert würde auf einer Halbinsel auf dem Kontinent Grmous stattfinden, auf dem südöstlich gelegenen Teil dieses Trippelkonitnentes. Achtzigtausend Leute konnten dort untergebracht werden und die Verkehrsanbindung war gut. Würde schon werden.
Nachdem sie sich alles angesehen hatten, hatten sie sich getrennt. Baxyer und Steve wollten in das Haus zurück, in dem sie untergekommenwaren. Erim und Glen zog es nach Friskous. An dessen Westküste Jeanette, Mateo und Finbar ihren Laden betrieben. Hier hatten sie ihre ersten Erfolge gehabt. Sie würden sich zwar alle beim Konzert sehen, die beiden wollten aber wohl schon einmal etwas vortrinken. Danach stand ihr heute nicht der Sinn. Sie freute sich auf einen richtigen Frauentag. Nichts gegen Baxyer, die war wirklich nett aber eben eine Jülziish – und die anderen drei waren nun einmal Männer. Konnten die ja auch nichts für.
Pasimté kannte sie seit Kindertagen. Sie waren beide im selben Jahr im selben Dorf zur Welt gekommen, und hatten zu der Zeit schon die Eltern und Nachbarn genervt. Sie war ja immer die risikobereitere der beiden gewesen, Pasimté hatten dann aber immer wieder die besseren Ausreden parat gehabt. Gute Arbeitsteilung.
Während der gemeinsamen Schulzeit hatten Sie sich auch immer wieder gegenseitig geholfen. Sie hatte die Lehrkräfte umgarnt und Pasimté die alten Schulprogramme gehackt. Bei der Vorstellung, was das für ein Aufruhr war, als das ganz System abstürzte. Glücklicherweise war nie heraus gekommen, wird dafür verantwortlich war. Das hätte wirklich Ärger gegeben.
Die gemeinsame Liebe zur Musik war der Freundschaft sicherlich förderlich gewesen. Wenn sie aber so an die ersten, sehr ambitionierten Kompositionsversuche dachte, sie würde heute so etwas nicht spielen wollen. Es war von daher kein Wunder, dass sie dann auch gemeinsam studiert hatten, sofern man das dem Studium nennen wollte. Auftritte in Kneipen und auf Plätzen und Straßen war die Hauptbeschäftigung gewesen. Das hatte zwar Geld gebracht, die Prüfungen aber gefährdet. Sie hatten wirklich viel gemeinsam gehabt. Nur die Männer nicht, da waren sie einander eigentlich nie ins Gehege gekommen, nun ja, einmal schon, das musste Pasimté aber nicht wissen. Sie hatten wirklich schon von einer Karriere als Duo geträumt, Cello und Flöten, schöne Kombination. Dann war Pasimté verschwunden, einfach so, nach Terra gegangen, um dort in einem Provinzorchester zu spielen. Das hatte gepikst. Also war sie dann auch irgendwann losgezogen, nur um vor drei Jahren ihre Freundin hier wieder treffen. Die war mittlerweile verheiratet, Mutter und angesehenes Mitglied der hiesigen Ferronengemeinde, die immerhin an die hunderttausend Personen umfasste.
Da würde es heute viel zu reden geben. Erst einmal wollten sie gut essen und dann schlendern und ein wenig schoppen. Würde schön werden. Ein wenig würde sie zuvor aber noch einkaufen gehen. Geschenke für die Kinder. Diese dumme Kontrolle. In Gedanken versunken schüttelte sie den Kopf. auch wieder Zeit gekostet.
Für einen Siedlungsplaneten, der mehr als achttausend Lichtjahre von Terra entfernt war, gab es hier ein ziemlich ausgebautes Transmitternetz, was die Reisen beschleunigte, als sie aber die Station verließ, war sie auf eine Personenschlange und etliche in der Sonne funkelnden Roboter gestoßen, die Spalier standen.. Richtige uniformierte Polizisten standen im Hintergrund.
Die Spalier stehenden Roboter begutachteten die Ankömmlinge, überprüften sie, durchleuchteten sie. Mehrere Personen wurden zu ihrer Verwunderung beiseite geführt, mussten sich einer besonderen Kontrolle unterziehen, dann wurde ihr klar, um was es ging: Akoniden. Von denen lebten ja mittlerweile auch schon etliche auf diesem Planeten, arbeiteten für diverse Wirtschaftsniederlassungen. Und die akonidische Regierung und insbesondere der akonidische Geheimdienst, waren nicht gerade als Anhänger Rhodan bekannt. Kein Wunder also, dass Angehörige dieses Volkes sich einer Sonderkontrolle unterziehen mussten. Das würde die Freundschaft sicherlich steigern.
Ein Mehandor vor ihr erregte sich, als ihm mitgeteilt wurde, dass er die offenkundig recht exquisite Flüssigkeit, die er mit sich führte, wegschütten oder umkehren sollte. Es war schließlich bekannt gemacht worden, dass deine Flüssigkeiten nicht in die City eingeführte werden durften, weil man so einfach zu schnell Sprengstoff mitbringen konnte.
Der Mehandor zog es vor, umzukehren. Von denen gab es mittlerweile auch eine ganze Reihe auf diesen Planeten. Die unterhielten hier aber auch ein riesiges Handelskontor.
Gepäck, das sie nicht dabei hatte, wurde auch durchleuchtet, es wurden aber auch Zahnplomben durchleuchtet, Knöpfe und Gürtelschnallen auf Sprengstoff hin geprüft. Wer auffiel, der musste uniformierten Polizisten Rede und Antwort stehen. So auch sie. Die Stahlrute, die so eingefahren, nur als Stahlstab erkennbar war, war natürlich nicht übersehne worden und somit erklärungsbedürftig. Weibliche Reize konnten bei der Bewältigung des Problems vielleicht ein wenig helfen. Notfalls musste sie eben Karten für das Konzert anbieten. Das hatte früher schon immer wieder geholfen.
Ihr eigentlich streng blickender Polizist konnte sie aber zuordnen, wusste, wer sie war, lächelte auch sofort, als er sie erkannt und hatte auch schon Karten für das Konzert, weil er, wie er erzählte, endlich frei haben würde, wenn der Großadminstrator wieder weg sein würde. Die Zeit würde gerade so reichen, um dann noch zum Konzert zu kommen. Karten würde sie also nicht anbieten müssen. Er glaubte ihr die Geschichte von der Unterarmunterunterstützung auch so. Bass zu spielen, so ihr Lamento, sei ja auch nicht so ganz einfach, sehr belastend für Muskeln und Bänder. Er glaubt ihr, tat zumindest so, ließ sie durch, nachdem sie ihm noch ein Autogramm gegeben hatte. Für Leander Kiehxsus, so seine Bitte. Abschließen riet er ihr aber noch, sich von Polizeirobotern fern zu halten, denn wenn einer von denen dien Stab ortete...
Als sie ging, hörte sie noch, wie er eine ihre Melodien pfiff. Falsch zwar aber immerhin.
Eine Demonstrationszug kreuzte ihren Weg, hielt sie ein wenig auf. Um nicht einem der Begleitroboter aufzufallen, verdrückte sie sich in einen Hauseingang, drückte den rechten Arm gegen die Häuserwand und wunderte sich über die Slogans: Tanumara den Tanumaraern! Kein Geld für Terra! Nieder mit der Diktatur der Zakis!
Das war neu. Und das waren bestimmt mehrere tausend Leute, die hier durch die Gegend zogen. Flankiert von Polizeirobertn und Gleiter. In den jüngsten Jahren musste sich hier etwas geändert haben, früher war man hier ziemlich terrafreundlich gewesen. Der Krieg war aber auch eine ziemliche Kraftleistung gewesen.
Sich in die direkte Sonnstrahlung begebend, schlenderte sie hinter dem Demonstrationszug über die hier fast leere Straße und erreichte einen der Eingänge des Klotzes, einem monströsen Würfel mit zweihundert Meter Kantenlänge. Das war nun wirklich ein Überbleibsel frühterranischer Siedlungsarchitektur. Auf ihren Zügen durch die Randgebiete des Solaren Imperiums am Anfang ihrer Karriere, hatten sie davon genug gesehen. In diesem klimatisierten Gebäude gab es zehn Stockwerke, die als Einkaufzentrum dienten. Hinzu kam die Verwaltung des Raumhafens, etliche Büros von Firmen, und auch das Handelskontor der Mehandor hatte hier seinen Platz gefunden. Zwar hatte es hier schon Leerstand gegeben, da das Gebäude aber unter Denkmalschutz stand, würde es noch eine Weile hier stehen bleiben.
Geschenke brauchte sie noch, zumindest für die Kinder. Für Pasimté hatte sie schon auf Terra verschiedene Faksimile von Noten für Flötenkonzerte gekauft. Auch das, von einem gewissen Beethoven, der in der vor Jahrhunderten in der Stadt zur Welt gekommen war, in der Pasimté gearbeitet hatte. Für die Kinder fehlte ihr aber noch etwas.
Mit schnellen Schritten durchschritt sie das zweihundert mal fünfzig Meter große Ostium. Siebens Stockwerke hoch. Reichlich Fahrstühle und drei Treppen führten zu den Balkonen, hinter den sich die Geschäfte befanden. Ein Obst- und Getränkestand bremste ihre Schritte. Hecheln machte durstig; und es war draußen warm gewesen. Also könnte sie sich erst einmal einen Saft, dachte immer noch über Geschenke für die Kinder nach. Jungens dann auch noch. Da würde sie wohl in einem Fachgeschäft fragen müssen.
Geruhsam, noch hatte sie ein wenig Zeit, und sie war auch nicht gerade für ihre Pünktlichkeit bekannt. Schlendernd schaute sie sich um. Terrabkömmlinge bildeten die Mehrheit, etliche Mehandor, die hier vermutlich arbeiteten. Zwei von ihnen im Gespräch mit fünf langen, hageren Typen: Rötliche Augen und wenig Haare, zumindest bei dreien von denen. Sie da, dachte sie sich, Aras sind jetzt auch schon da. Eigentlich müsste denen das hier ja zu warum sein. Sie schlenderte zu den Geschäften, wunderte sich ein wenig über die geringen Auslagen. Zweimal fand sie auch ein Schild: „Wegen Lieferschwierigkeiten vorläufig geschlossen.“
Endlich fand sie einen Laden mit Spielzeug. Ging hinein um sich beraten, zu lassen. Bei der Frage nach dem Alter, kam sie nach kurzer Überlegung auf sechs und vier Jahre, so in etwa zumindest. Sie war dann aber schnell von all dem digitalen Schnickschnack abgestoßen, der ihr da gezeigt wurde. Ihre Vorstellungen waren da etwas handfester, denn wenn etwas wirklich das Gehirn und die Kreativität förderte, dann waren das die klassischen Dinge: Malen, Musik, Motorik und Experimente. Ein Ball erschien ihr da schon einmal angemessen. Aber keiner von den modernen, mit Sensor- und Antigravtechnik, die garantiert niemals gegen eine Scheibe flogen. Wer in der Nähe von Kindern ungefährdete Fenster wollte, musste eben solche aus bruchsicherem Glas kaufen.
Also kaufte sie eine der wenigen richtigen Bälle. Der Verkäufer schüttelte nur den Kopf. Die zweite Entscheidung stimmte ihn da schon zufriedener: Ein virtuelles Jagdspiel. Denn ein Kind, dass lernte, virtuell Schlingen zu legen, dass würde das sicherlich auch bald im richtigen Leben machen, da war sie sich sicher.
So zog sie weiter, nahm einen der Expressfahrstühle, der direkt in das oberste Stockwerk führte.
Ein wenig spät dran, war sie mittlerweile schon, da Pasimté aber immer überpünktlich war, würde die sicherlich schon da sein und den Platz an der Fensterfront gegen jeden Übernahmeversuch verteidigen. Ja, da saß sie schon, hatte sie jetzt auch gesehen, stand auf und winkte.
Sie wandte sich dem Einlassroboter zu, der sie durchlassen sollte, musste aber noch ein wenig warten. ein wenig warten, weil da Leute vor ihr waren. Im Hinte4rgrund war die GALAPAGOS-STAR zu sehen, eine Springerwalze entladen, während im vorderen Bereich Startschutzschirme hochgefahren wurden. Eine zweihundert Meter durchmessende Kugel war startbereit. Eine Strukturlücke wurde im den Abgrenzungsschirm geschaltet, welcher den gesamten Raumhafen umspannte, und ein großer Lastengleiter verließ das Gebiet des Raumhafen. Zu hören war nichts, die blinkenden Leuchten waren aber Warnung genug: zumindest eilige, vermutlich auch wichtige Güter. Und der Rest des Verkehrs sollte besser ein wenig warten. Kekélis wollte sich gerade abwenden, als sie eine Veränderung registrierte. Der Lastengleiter, der eigentlich im gebührenden Abstand am Klotz hätte vorbeifliegen sollen, hatte seinen Kurs geändert, hielt direkt auf das Haus zu. Beschleunigte. „Oh Shit!“ Mehr brachte sie nicht hervor. ließ die Tasche fallen, nahm kurz Anlauf und flankte über die Theke, warf sich schon schluchzend, auf den Boden, hielt sich die Ohren zu. Trotzdem hörte sie das berstende Krachen, mit dem der Gleiter durch die Fensterfront bracht, hörte das schrille Kreischen, mit dem der Gleiter über den Fußborden schrammte, hörte das Bersten der Betondecke, die die eingerissen wurde. Die Todesschreie der Menschen, die von dem Glieder zerfetzt und zerquetscht wurden, gingen in der Geräuschkulisse unter.
STILLE!
Sie zählte: Eins..., zwei..., drei..., vier...,
Der Explosionsknall erschien seltsam leise, der Explosionsdruck reichte aber, um die neben ihr stehende Trennwand zur Küche einzudrücken und auch dort ein Inferno zu verursachen. Auch in modernen Gleitern gab es genug Dinge, die explodieren und brennen konnten. Mühsam das Schluchzen unterdrückend, schaute sie über den Rand des Tresens, der nur gehalten hatte, weil er gegossen und fest im Boden verankert war. Sein Holzbeschlag war fortgefegt. Der Raum brannte, und irgendwo, vom anderen Ende des Raumes wohl, meinte sie Hilfeschreie zu hören. Hoffnungslos. Hier konnte sie nichts tun. Allerhöchstens selber sterben. Dazu war sie nicht bereit. Ihrs Blick fiel auf eine fast volle Wasserflasche, stöhnend schüttete sie sich deren Inhalt über die Haare. Durch den Eingang würde sie nicht kommen, da lagen zu viele Trümmer des Gleiters, die Mitarbeiter mussten aber einen eigenen Eingang haben. In der Küche war noch kein Feuer, noch nicht; und da hinter gab es sicherlich einen separaten Lieferanten- und Personaleingang. Sie stürmte los, die stärker werdende Hitze in ihrem Rücken, trieb sie voran. Sie hörte nicht mehr, wie die Hitze den Ball zum Platzen brachte, der Rest der Geschenke war sowieso schon verbrannt. Stolpernd kam sie an zwei auf dem Boden liegende Körpern vorbei, versuchte gar nicht erst Hilfe zu leisten, wich einem von heißer Flüssigkeit verbrühten, sich vor Schmerzen windenden Körper aus, , war nur froh, den Rest der Küche nicht sehen zu müssen und erreichte schließlich den Personaleingang. Fahrstuhl oder Treppe? Fahrstuhl war gefährlich, weil ja auch die Decke beschädigt war. Mit Rauch würde sie aber nicht rechnen müssen, der zog nach oben ab. Andererseits hatte er unter Umstände eine Sicherheitskamera. Auf der Treppe würde sie aber den Rettungskräften in die Arme laufen. Das würde ihre Handlungsmöglichkeiten in den nächsten Tagen, wenn nicht Wochen, eher, stark reduzieren. Das musste nicht sein. Fahrstuhl also. Das Feuer hatte die Küche erreicht. Schnell gab sie einige Befehle in das holografische Eingabefeldes ihres Armbandgerätes ein. Wischte sich die Tränen aus den Augen und betrat den Fahrstuhl.

Es traten auf:
Klaus N. Frick
Walter Ernsting
Karl-Herbert Scheer
Alexander Huiskes
Antworten

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