Spoiler:
Nun, der vorliegende erste Band des aktuellen Corvus-Doppels zeigt die Schreibe eines Routiniers, der inzwischen auch verzwickte Settings gut zu handhaben versteht, von denen man nicht so genau weiß, inwieweit sie anteilig pures Autorenszenario sind oder vom Exposé vorgegeben.
Auch die typischen Corvus-Elemente wie die geliebte SERUN-Gefechtsweste oder der Terminus »Wuchtschlag« dürfen nicht fehlen.
Die Anforderung an den Roman hatte meines Erachtens zwei Aufgaben zu erfüllen:
1. Ein erstes konkretes Beschnuppern des sechsplanetigen Gangonia-Systems mit dem Planet 3, genannt »Sorgorenland«.
Erwartbar betreten die Protagonisten in
PR Nr. 3254 diesen »Point of Interest« noch nicht, dem das Narrativ anhängt, dass er für Fremde äußerst schwierig und nur extrem selten zu erreichen sei, für ins »Außerhalb« gereiste Sorgoren gar ein »Planet of No Return«: »Die unumkehrbare Reise«.
Offensichtlich weist der Planet eine »blaue« Sauerstoffatmosphäre auf.
Zwei Kontinente und zwei Städte des Sorgorenlands werden benannt: Der Südkontinent »Ogora« mit der Stadt »Ghasird« und ein zungenförmiger Kontinent, der sich vom Nordpol zum Äquator erstreckt, namens »Taidh« mit der Stadt »Pannfash«.
Sorgorenland wird von Monden umkreist, darunter »Gyrund« mit der einst von Mu Sargai u. A. auch für die seltenen Rückkehrer errichteten Stadt »Sorgorenport«.
Hier auf dem rotationsgebundenen Trabanten in etwa doppelter Erdmondentfernung zum Planeten Sorgorenland spielt ein Großteil der Romanhandlung, die uns Eindrücke von der eher anarchisch »strukturierten« Sorgorengesellschaftsform verschafft.
Vorgeschaltet sind erste Beschnupperungen mit der jungen Sorgorin Kantu und ihrer Flotte in der Umgebung des vierten Planeten, ein blauer Gasriese namens »Simasym«. Eine Art Entry-Kontrollpunkt ins strangenessgeprägte System des G3V-Sterns Gangonia.
Der zweite erwähnte Sorgorenland-Mond ist »Sharund«, der innerste Planetenumläufer, der offenbar transuniversale Eigenschaften aufweist.
Während »Gyrund« das Maximum der erlaubten Wiederannäherung von aus Extern zurückgekehrter Sorgoren an die alte Heimat darstellt, hat die Sorgorin Varsaisch via »Sharund« offenbar einen Abstecher in ein Fremduniversum hinter sich.
Der Roman schildert den Kontakt mit Varsaisch, der einzigen Sorgorin, die weiblich blieb, wenngleich üblicherweise spätestens nach Geburt von drei Kindern oder in zunehmendem Lebensalter der Geschlechtswechsel zum Männlichen hin erfolgt.
Sorgoren kommen in weiblicher Phänomenologie zur Welt und verbleiben zunächst in femininer Zuordnung.
Das gesamte Gangonia-System ist gekennzeichnet durch deutliche Strangeness-Effekte, die auf Hyperphysik gestützte Technik nicht zulassen oder schwer stören.
Was da, gemäß Corvus, Alles ohne Hyperphysik gar nicht oder kaum funktioniert, hat mich zum Teil in echte Kopfschmerzen getrieben und ungläubig staunen lassen. Aber da mag sich Jede(r) sein / ihr eigenes Bild machen! Ebenso von den Latoschen bzw. Poquandarschen »Ad hoc-Technikoptimierungen« unter den Bedingungen der Strangeness.
Die RA fliegt an Bord des Lipeka-Würfels LIP-1 in das Gangonia-System ein, dieser Würfel wird später von den Baccunen schwer beschädigt und dann von Rhodan gesprengt.
Der »0815-Sorgore« Vincoulon hatte im Zyklus offenbar nur die Funktion einer Heranführung der Protagonisten an die Sorgorenheimat, nun wird er »entsorgt« und stirbt durch eine Baccunenattacke. Seine Stelle wird wohl künftig die transuniversal gereiste Varsaisch einnehmen.
Vincoulon war ja nur ein »einfacher Sorgore« ohne Anbindung an höhere Mächte und Phänomene.
2. Gegenüber dem Vorgängerroman von Susan Schwartz präsentiert Robert Corvus die aggressive Eskalation der kriegerischen »baccunischen Drangwäsche«, wobei der Autor dem Offensberater Ussner nahezu keine Rolle mehr zuweist und der im letzten Heft geschilderte »Kriegskommandant wider Willen«, Telpecc, zwischen Aggression, Verstand, Bewunderung für den Tellusier Perry und Vernichtungswünschen laviert.
Natürlich kommt Alles nicht so schlimm und es stirbt »nur« Vincoulon, nicht Rhodan.
Das Quartett aus Rhodan, Lato, Poquandar und der neuen Begleiterin Varsaisch entkommt Richtung Sharund. Natürlich nicht ohne gewisse Zurückhaltung Telpeccs.
Shema Ghessow, die am schwersten unter den Strangeness-Auswirkungen leiden musste, verbirgt sich dabei mit der RA im Asteroidenring zwischen dem zweiten Planeten und Sorgorenland.
Die SHAMMADIN, Rhodans Piratenflaggschiff unter dem Kommando der Pertsuma Anmananda und die restlichen Lipeka-Kuben bleiben vorerst noch außerhalb der Systemgrenzen.
——-
Der Roman ist eine Mixtur zwischen wilden Strangenesseffekten, kleineren Kämpfen unter hierdurch heftig erschwerten Bedingungen, Exosoziologieschilderungsversuchen bezüglich der Sorgorengesellschaft und der weiter aufblühenden Baccunendrangwäsche einschließlich des »Sonderfalls Telpecc« sowie Philosophieansätzen.
Hier hat mir der Spruch Telpeccs an Ussner am besten gefallen, der da lautet: »Auch die Angst, die Ratio loszulassen, kann eine Sucht sein.«
Dies sollten wir Leserinnen und Leser bei der Konsistenzbeurteilung der Romane vielleicht künftig mehr beherzigen!
Insgesamt sicher gelungener Band, wenn auch nicht wirklich einfach zu lesen und noch schwerer zusammenzufassen.
——
Auch dem »Zweitjüngsten der Vollkommenen« passieren kleinere Lapsūs, die nachträglich vom Lektorat nicht auskorrigiert worden sind:
Gleich auf Seite 4 schreibt Corvus »Die Sorgoren waren eine uralte, hoch technologisierte Zivilisation …«:
Von »Hochtechnologie der Sorgoren« war meines Wissens bisher in der Serie nie die Rede.
Auf Seite 13 schreibt Corvus korrekt von 1 plus 5 Lipeka-Kuben, gleich auf Seite 14 dann von 1 plus 6!
Vom Einsatz eines Virtuellbildners, sofern unter den gegebenen hyperphysikalischen Bedingungen überhaupt möglich, ist nicht die Rede.
Sicher Kleinigkeiten, Nobody is perfect, aber insgesamt doch Hinweis auf Inkonsistenzen, die spätestens im Lektorat auffallen müssten und es nicht tun.
Mir als einfachem Amateurleser springt dies bereits im ersten Durchgang ins Auge.
Zum Nachfolgeband »Das Imagonon« vom selben Autor gibt es bis dato weder Titelbild noch Subtitel noch Leseprobe. Man darf gespannt sein.
Auch die typischen Corvus-Elemente wie die geliebte SERUN-Gefechtsweste oder der Terminus »Wuchtschlag« dürfen nicht fehlen.
Die Anforderung an den Roman hatte meines Erachtens zwei Aufgaben zu erfüllen:
1. Ein erstes konkretes Beschnuppern des sechsplanetigen Gangonia-Systems mit dem Planet 3, genannt »Sorgorenland«.
Erwartbar betreten die Protagonisten in
PR Nr. 3254 diesen »Point of Interest« noch nicht, dem das Narrativ anhängt, dass er für Fremde äußerst schwierig und nur extrem selten zu erreichen sei, für ins »Außerhalb« gereiste Sorgoren gar ein »Planet of No Return«: »Die unumkehrbare Reise«.
Offensichtlich weist der Planet eine »blaue« Sauerstoffatmosphäre auf.
Zwei Kontinente und zwei Städte des Sorgorenlands werden benannt: Der Südkontinent »Ogora« mit der Stadt »Ghasird« und ein zungenförmiger Kontinent, der sich vom Nordpol zum Äquator erstreckt, namens »Taidh« mit der Stadt »Pannfash«.
Sorgorenland wird von Monden umkreist, darunter »Gyrund« mit der einst von Mu Sargai u. A. auch für die seltenen Rückkehrer errichteten Stadt »Sorgorenport«.
Hier auf dem rotationsgebundenen Trabanten in etwa doppelter Erdmondentfernung zum Planeten Sorgorenland spielt ein Großteil der Romanhandlung, die uns Eindrücke von der eher anarchisch »strukturierten« Sorgorengesellschaftsform verschafft.
Vorgeschaltet sind erste Beschnupperungen mit der jungen Sorgorin Kantu und ihrer Flotte in der Umgebung des vierten Planeten, ein blauer Gasriese namens »Simasym«. Eine Art Entry-Kontrollpunkt ins strangenessgeprägte System des G3V-Sterns Gangonia.
Der zweite erwähnte Sorgorenland-Mond ist »Sharund«, der innerste Planetenumläufer, der offenbar transuniversale Eigenschaften aufweist.
Während »Gyrund« das Maximum der erlaubten Wiederannäherung von aus Extern zurückgekehrter Sorgoren an die alte Heimat darstellt, hat die Sorgorin Varsaisch via »Sharund« offenbar einen Abstecher in ein Fremduniversum hinter sich.
Der Roman schildert den Kontakt mit Varsaisch, der einzigen Sorgorin, die weiblich blieb, wenngleich üblicherweise spätestens nach Geburt von drei Kindern oder in zunehmendem Lebensalter der Geschlechtswechsel zum Männlichen hin erfolgt.
Sorgoren kommen in weiblicher Phänomenologie zur Welt und verbleiben zunächst in femininer Zuordnung.
Das gesamte Gangonia-System ist gekennzeichnet durch deutliche Strangeness-Effekte, die auf Hyperphysik gestützte Technik nicht zulassen oder schwer stören.
Was da, gemäß Corvus, Alles ohne Hyperphysik gar nicht oder kaum funktioniert, hat mich zum Teil in echte Kopfschmerzen getrieben und ungläubig staunen lassen. Aber da mag sich Jede(r) sein / ihr eigenes Bild machen! Ebenso von den Latoschen bzw. Poquandarschen »Ad hoc-Technikoptimierungen« unter den Bedingungen der Strangeness.
Die RA fliegt an Bord des Lipeka-Würfels LIP-1 in das Gangonia-System ein, dieser Würfel wird später von den Baccunen schwer beschädigt und dann von Rhodan gesprengt.
Der »0815-Sorgore« Vincoulon hatte im Zyklus offenbar nur die Funktion einer Heranführung der Protagonisten an die Sorgorenheimat, nun wird er »entsorgt« und stirbt durch eine Baccunenattacke. Seine Stelle wird wohl künftig die transuniversal gereiste Varsaisch einnehmen.
Vincoulon war ja nur ein »einfacher Sorgore« ohne Anbindung an höhere Mächte und Phänomene.
2. Gegenüber dem Vorgängerroman von Susan Schwartz präsentiert Robert Corvus die aggressive Eskalation der kriegerischen »baccunischen Drangwäsche«, wobei der Autor dem Offensberater Ussner nahezu keine Rolle mehr zuweist und der im letzten Heft geschilderte »Kriegskommandant wider Willen«, Telpecc, zwischen Aggression, Verstand, Bewunderung für den Tellusier Perry und Vernichtungswünschen laviert.
Natürlich kommt Alles nicht so schlimm und es stirbt »nur« Vincoulon, nicht Rhodan.
Das Quartett aus Rhodan, Lato, Poquandar und der neuen Begleiterin Varsaisch entkommt Richtung Sharund. Natürlich nicht ohne gewisse Zurückhaltung Telpeccs.
Shema Ghessow, die am schwersten unter den Strangeness-Auswirkungen leiden musste, verbirgt sich dabei mit der RA im Asteroidenring zwischen dem zweiten Planeten und Sorgorenland.
Die SHAMMADIN, Rhodans Piratenflaggschiff unter dem Kommando der Pertsuma Anmananda und die restlichen Lipeka-Kuben bleiben vorerst noch außerhalb der Systemgrenzen.
——-
Der Roman ist eine Mixtur zwischen wilden Strangenesseffekten, kleineren Kämpfen unter hierdurch heftig erschwerten Bedingungen, Exosoziologieschilderungsversuchen bezüglich der Sorgorengesellschaft und der weiter aufblühenden Baccunendrangwäsche einschließlich des »Sonderfalls Telpecc« sowie Philosophieansätzen.
Hier hat mir der Spruch Telpeccs an Ussner am besten gefallen, der da lautet: »Auch die Angst, die Ratio loszulassen, kann eine Sucht sein.«
Dies sollten wir Leserinnen und Leser bei der Konsistenzbeurteilung der Romane vielleicht künftig mehr beherzigen!
Insgesamt sicher gelungener Band, wenn auch nicht wirklich einfach zu lesen und noch schwerer zusammenzufassen.
——
Auch dem »Zweitjüngsten der Vollkommenen« passieren kleinere Lapsūs, die nachträglich vom Lektorat nicht auskorrigiert worden sind:
Gleich auf Seite 4 schreibt Corvus »Die Sorgoren waren eine uralte, hoch technologisierte Zivilisation …«:
Von »Hochtechnologie der Sorgoren« war meines Wissens bisher in der Serie nie die Rede.
Auf Seite 13 schreibt Corvus korrekt von 1 plus 5 Lipeka-Kuben, gleich auf Seite 14 dann von 1 plus 6!
Vom Einsatz eines Virtuellbildners, sofern unter den gegebenen hyperphysikalischen Bedingungen überhaupt möglich, ist nicht die Rede.
Sicher Kleinigkeiten, Nobody is perfect, aber insgesamt doch Hinweis auf Inkonsistenzen, die spätestens im Lektorat auffallen müssten und es nicht tun.
Mir als einfachem Amateurleser springt dies bereits im ersten Durchgang ins Auge.
Zum Nachfolgeband »Das Imagonon« vom selben Autor gibt es bis dato weder Titelbild noch Subtitel noch Leseprobe. Man darf gespannt sein.