R.B. hat geschrieben: ↑20. Mai 2024, 07:33
Tennessee hat geschrieben: ↑19. Mai 2024, 10:26
Oh... Ich gestehe mal wieder meine andere Meinung zu den Dscherro. Die fand ich nämlich ziemlich gut: Ein Volk, das in einer Art Heuschreckenmentalität mit bloßer Trieb- und Ressourcenbefriedigung über andere Gegenden herfällt, die "abgrast" und dann weiter zieht, das mochte ich als Idee. Und die "Lösung" der Dscherrobedrohung, dass die nämlich an ihrer eigenen Triebhaftigkeit scheitern, fand ich richtig gut. Sehr schlecht fand ich aber damals das Verhalten der Terraner, die in dieser Situation mit weltfremdem Pazifismus reagierten. Das war dämlich.
Du hast in allem Recht. Da es Heuschrecken gibt, wird es auch Dscherro geben. Mein Problem an der Sache ist eben (und ich kann ja nur für mich reden und argumentieren), dass ich sowas nicht mehr lesen möchte. Das ist ja nun schon ein paar Jährchen her, aber es war heftig im Job und in der Familie, da will ich bei meiner wöchentlichen Flucht aus der Realität keine Massen an Toten haben. ...
Das führt jetzt immer weiter ins Off-Topic, aber ich habe den Zyklus zu den "Die Heliotischen Bollwerke" erst vor ein paar Jahren gelesen und nicht bei dessen Veröffentlichung 1997, daher habe ich ihn vielleicht besser in Erinnerung als andere hier.
Von "weltfremdem Pazifismus" konnte damals in der Serie meiner Meinung nach nicht die Rede sein. Man hatte gerade die Tolkander-Invasion hinter sich, Perry und Bully hatten es in Plantagoo mit einer völlig aus den Fugen geratenen Galaxis zu tun, in der mit dem Shifting die Krise auf eine Art bewältigt wurde, die höchstens ein Zyniker als Pazifismus bezeichnen würde. Die LFT in dieser Zeit hatte die Unsterblichen rausgeschmissen (Camelot) und verfolgte eine Doktrin der Dominanz, gerade auch gegenüber dem aufstrebendem Kristallimperium, weshalb man die NOVA-Klasse von Raumschiffen entwickelte (um die es im Zyklus später auch ging).
Das "dämliche" Verhalten beschränkt sich im Wesentlichen auf die Entscheidung Paola Daschmagans in Band 1879, die materialisierten Faktor-Elemente nicht vorsorglich militärisch abzuriegeln, bzw. erst zu spät den Einsatz des Militärs zu autorisieren. Das hat aber nichts mit Pazifismus zu tun, sondern mit "dämlicher" Diplomatie. Aber letztlich ist es ja eine Entscheidung der Expokraten, die LFT-Verantwortlichen so agieren zu lassen, wie sie es in Band 1879 tun. Es wäre auch nicht nötig gewesen, die Verantwortlichen so "dämlich" zu schildern, Vlcek hätte die Dscherro auch anders ihren Überfall und massive Geiselnahme durchführen lassen können. Aber es war perspektivisch notwendig, die LFT-Führung als "unfähig" darzustellen, denn irgendwann musste ja uns Perry den Laden wieder übernehmen, das war im Rahmen der Thoregon-Handlung sehr wahrscheinlich langfristig angelegt (6. Bote und so...).
Die Brutalität der Dscherro und die Opferzahlen im HB-Zyklus sind sicher nicht größer als im vorangegangenen Tolkander-Zyklus. Die Brutalität der Dscherro ist allerdings unmittelbarer geschildert und sie findet im Herzen der LFT, in Terrania City statt. Sie wird durch Vlcek (1879/1880) und insbesondere in den Romanen von Francis (Band 1881/1882) durch den Brille von Katie Joanne und deren Vorgesetzten Cruno DeFaas dermaßen ins Szene gesetzt, dass es einem teilweise den Magen umdreht.
Es ist klar, dass die "Macher" hier bewusst auf Schock und Provokation gesetzt haben. Mit dem Inhalt des HB-Zyklus den ich als
"Lehrstück" für die LFT bezeichnet habe, habe ich deshalb wenig Probleme, aber mit dem Stil der Darstellung umso mehr, siehe das oben verlinkte Posting.