fenny hat geschrieben: ↑25. September 2023, 11:54
Viyesch ... ohne jeden Grund den falschen Gesandten erschießt,
"ohne jeden Grund" finde ich seltsam. Die Annahme stand im Raum, dass dieser Gesandte einen eingebauten Peilsender hat. Vielleicht stimmte das, vielleicht nicht. Falls es stimmte, hat Viyesch den übrigen, insbesondere sich selbst, das Leben gerettet, indem sie den Beschuss durch die Schiffsgeschütze verzögert hat. "Selbsterhaltung" ist ein recht guter Grund, finde ich.
fenny hat geschrieben: ↑25. September 2023, 11:54
einen Planeten aus dem Hut zu zaubern, auf dem die Panjasen wertvolle Entwicklungshilfe geleistet haben,
einen panjasischen Bürgerkrieg vom Zaum zu brechen,
Viyesch sterben zu lassen
und Alschoran zum Ganjo zu machen.
Auch an Dich die Frage, die ich auch Stätter bereits gestellt habe: Woraus schließt Du, dass diese Elemente im Exposé vorgegeben und nicht von mir ersonnen sind?
Stätter hat geschrieben: ↑25. September 2023, 12:28
...
Das Exposé ist die DNA des Zyklus, es entscheidet ob Mensch, Affe oder Walross wachsen und über den individuellen Bauplan:
z.B. athletischer Typ, Pykniker, Leptosome etc.!
Autoren sind in der Serie zuständig für die Bandbreite des möglichen Modifikationsspektrums aus der generellen übergeordneten DNA-Festlegung, gelegentlich entstehen sogar echte Mutationen, davon die meisten wie in der Natur bedeutungslos, einige positiv und einige negativ in der Auswirkung.
In jeder einzelnen Zelle steckt die Gesamt-DNA, egal ob es sich um eine Zelle der Leber, der Haut oder des Herzmuskels handelt, und so steckt das Exposé im Einzelroman, egal ob in den »Facetten aus Eis«, im »Ewigen Leben des Ganjos«, im »Wissen von Koichert«, im »Hyperfluss«.
...
Es gibt diese Anteile, aber die Identifikation, welche Handlungselemente in welchen Bereich fallen, ist aus der Lektüre des Endergebnisses praktisch nicht abzuleiten.
Das ist sogar Jahre später noch schwierig; wenn ich es nicht verwechsle, war die Figur Alaska Saedelaere beispielsweise nicht im Exposé enthalten, kam aber gut an, wurde weitergeführt und hat inzwischen erhebliche Spuren in der Serie hinterlassen.
Stätter hat geschrieben: ↑25. September 2023, 12:28
Die verschiedenen Expokratengenerationen haben ziemlich eindeutige Kennfelder.
Das mag man in der Rückschau vermuten können - wobei Expokratengenerationen ja auch immer mit Autorengenereationen und, vielleicht noch wichtiger, einer bestimmten Entstehungszeit zusammenhängen. Wenn das aktuelle Team im Jahr 1965 leben würde, dann würden auch unsere Geschichten anders aussehen (und auch vom Publikum des Jahres 1965 anders rezipiert werden). Umgekehrt würden ein Darlton oder Scheer heute eine andere Konzeption hinlegen - und ihre damaligen Kollegen würden sie anders umsetzen.
In einem aktuellen Roman die Anteile auseinanderzusortieren, ist nicht möglich.
Stätter hat geschrieben: ↑25. September 2023, 12:28
Entweder fallen keine zündenden, aber vorbereiteten und logischen Lösungen mehr ein oder man will sie gar nicht!
Oder einzelne Leser erkennen sie nicht, und andere sind es müde, sie ihnen zu erklären.
Was aber wohl tatsächlich stimmt, und das sagen die beiden Expokraten ja auch auf diversen Veranstaltungen: Sie sind keine Vertreter der Idee, dass alle Guten belohnt und alle Bösen bestraft und am Ende alles zu einem Ende geführt wird, das keine Fragen mehr offen lässt. Wim Vandemaan bezeichnete das in Braunschweig als "tiefsten Sumpf anspruchsloser Trivialliteratur", und ich lehne mich wohl nicht aus dem Fenster, wenn ich vermute, das meinte er nicht positiv.
Sie entwickeln Handlungen in dem Sinne realistischer, dass eben auch mal die Bösen gewinnen, dass manche Figuren ambivalent sind, mithin manchen Lesern sympathisch und anderen nicht (Beispiel: Atlans erotische Aktivitäten), dass sie sich nach einschneidenden Ereignissen oder im Laufe der Zeit auch ändern können, dass Gefühle irrational bleiben, man aber seinen Verstand nutzen kann, um mit ihren Auswirkungen umzugehen, und dass manche Konflikte eben nicht gelöst werden. Diese Ungewissheit trägt für viele zur Spannung bei.
Stätter hat geschrieben: ↑25. September 2023, 12:28
Jüngstes Beispiel ist die atlanseitige Aversion gegen Alschoran, die jetzt von Wim Vandemaan als sehr geläufiges »Menscheln« (weg)erklärt wurde.
... die eigentlich keiner Erklärung bedurft hätte, weil es sich um eine (übrigens gegenseitige) Aversion handelt, wie sie wohl jeder aus seiner Lebenserfahrung kennt.
Akronew hat geschrieben: ↑25. September 2023, 12:35
Ich gewinne auch nicht den Eindruck, als wäre man bei den Autory der Meinung etwas "falsch" gemacht oder zumindest nicht richtig erläutert zu haben.
Für die Kolleginnen und Kollegen kann ich nicht sprechen. Bei mir ist es so:
- Manche Sachen sehe ich einfach anders. Ich finde es realistisch, das Gefühle irrational sind, und auch, dass Leute wie Atlan und Alschoran, die auf derselben Seite stehen, sich möglicherweise ohne besonderen Grund schlicht nicht leiden können. Das beobachte ich im echten Leben, dass möchte ich auch in Geschichten wiederfinden. Ich habe verstanden, dass das manche Leute stört, werde es aber nicht ändern, weil ich dann Geschichten schreiben würde, die mich selbst weniger oder im Extrem sogar gar nicht mehr interessieren würden.
Nota Bene: Dennoch ist es sinnvoll, diese Vorbehalte zu äußern. Es ändert zwar nichts an meiner Schreibe, möglicherweise aber - wenn es gehäuft auftritt - an der Zusammensetzung des Autorenteams. Dort würde ich dann ausscheiden und andere würden dazukommen, die stärker nach dem Geschmack der Leserschaft schreiben.
- Manche Sachen finde ich nicht im Text wieder. Das Leseerlebnis ist dann so, wie der- oder diejenige es schildert, aber da ich die Verbindung zum Text nicht sehe, habe ich auch keinen Anlass, bei zukünftigen Texten etwas anders zu machen.
- Die Sachen, die mich nachdenklich machen, sind vor allem diejenigen, die die Linie der Geschichte sowohl erfasst haben (bei denen ich den Eindruck habe, sie haben dieselben Texte gelesen wie ich - zum Beispiel das Vollkommenheitsstreben als Haupttriebfeder der Panjasen erkannt), die aber finden, dass einzelne Aspekte ihr Lesevergnügen noch gesteigert hätten. Beispiele aus der aktuellen Diskussion: War der Bürgerkrieg zu blutig? Hätte man die Ereignisse ausführlicher = auf mehr Hefte verteilt erzählen sollen (und dafür ggf. eine andere Handlungsebene weglassen oder einzelne Schauplätze der Gruelfin-Ebene streichen sollen)? Hätte Alschorans Charisma stärker nach vorn gespielt werden sollen, auch mit der panjasischen Reaktion darauf (positive Prädikatierungen)? Hätte man insgesamt den Machtkampf "kulturspezifischer" (bspw. über die Prädikatierungen) gestalten sollen? Hätte man den Charakter der Beratungsdiktatur nach PR 3201
Die Vollkommenen deutlicher zeigen/ im Gedächtnis halten sollen?
- Der Vollständigkeit halber, obwohl es in diesem Diskussionsfaden keine Rolle gespielt hat: Es gibt auch Sachen, bei denen ich von der Weltenlogik her zustimme, die ich aber bewusst ignoriere, damit man überhaupt Geschichten mit
Rhodan-Flair erzählen kann. Beispielsweise ist bemannte Raumfahrt beim technischen Niveau der Rhodan-Zivilisationen kaum sinnvoll, sowohl militärische als auch merkantile und wissenschaftliche Unternehmungen könnten Roboter wohl effizienter erledigen. Eine andere Überlegung, die in der Serie auch von den Tiuphoren angestellt wurde, ist die Frage, wieso es angesichts der immer wieder aufflammenden Konflikte überhaupt noch bewohnte Planeten gibt, die ja recht leichte Ziele sind. Ein Schwarm eisenhaltiger Asteroiden, auf halbe Lichtgeschwindigkeit beschleunigt, dürfte die Sache ebenso gründlich erledigen wie damals die Dinosaurier. Anmerkungen in dieser Richtung stimme ich inhaltlich zu, ignoriere sie aber dennoch, weil das übergeordnete Ziel darin besteht, interessante Geschichten mit
Rhodan-Flair zu erzählen, in denen Menschen und andere Intelligenzwesen noch relevant sind.
Zur RAS TSCHUBAI: Wir reden über
diesen Trailer, oder?