Kritikaster hat geschrieben: ↑7. Januar 2023, 13:27
Zu diesen zwei Bemerkungen doch noch zwei Anmerkungen von mir.
Glosen kann ich absolut nicht landsmannschaftlich bzw. regional einordnen. Es ist ein feststehender Begriff in der PR-Serie seit über 60 Jahren und mir vorher durchaus auch aus der Landser-Reihe bekannt gewesen. Da damit insbesondere das heiße rote Glühen in den Triebwerksöffnungen des Düsenjägers charakterisiert wurde, ist es aber möglicherweise nicht im allgemeinen Wortschatz des Durchschnittsdeutschen gebräuchlich. Im PR-Kosmos passt es aus meiner Sicht aber ganz gut.
Moin Kritikaster,
Widerspruch ist natürlich erwünscht. Ich will hier mal ein wenig ausholen. Auch wenn ich etwas herumgekommen bin, komme ich ja aus diesem „Lendeken deep“ [Klaus Groth], über das vor mehr als dreißig Jahren eine Bekannte, die in der Pflege tätig war, mal sagte, dass es zumindest rollstuhlgerecht sei. Stimmt in dieser Schlichtheit zwar nicht, denn da gibt es auch ziemliche Urstromtäler, Reste von Endmoränen, und in einigen Gegenden Ostholsteins sollte man eine Oma im Rollstuhl besser nicht ungebremst auf dem Fußweg stehen lassen.
Wenn man aus diesem Wurmfortsatz Hamburgs, so ja die Sichtweise etlicher Hamburger, kommt, dann kennt man auch Hamburg. Ich habe da sogar einen Teil meines Studium verbracht. Schöne Stadt, nette Stadt. Gut, an die 786 Regensorten muss man sich erst einmal gewöhnen, die Leute sind aber nicht annähernd so dröge, wie gerne behauptet wird. Eher freundlich und weltoffen. Anders als die regelmäßig recht provinziellen Berliner, die sich ja fast kriegsähnlich ausstatten, wenn sie mal ihren Kiez verlassen müssen, Schutthügel für relevante Skiabfahrtsstrecken halten, jede popelige Premiere, die ein Stadttheater in der Provinz ebenso gut könnte, für ein Weltereignis halten, dabei aber keine Flughäfen bauen oder Museen renovieren können.
Neh, neh, das passte mir schon wie ein gut genähter Handschuh, als ich da auch Sachen wie dröge stieß. Ein „bangisch“ war auch dabei, wenn ich mich richtig entsinne. Andererseits fiel mir dann wieder „DaGlausch“ ein. Du erinnerst dich?
War ja eigentlich irgendwie ganz nett, nur was ich mich seinerzeit schon fragte: Welcher der Menschen, die nördlich der Mainlinie leben, versteht eigentlich das Zeux, das die Schwaben so vor sich hin brabbeln, wenn sie glauben, unter sich zu sein?
Dessen eingedenk, habe ich mir diesen Hinweis erlaubt. Was die jeweiligen Gehirne der jeweiligen Leser damit dann anfangen, das ist nicht mehr mein Problem. Mir ging es, das dürfte klar geworden sein, um ein grundsätzliches Problem. "Glosen", ein Wort, das ich nie benutzen würde, war da nur ein Beispiel.
Dass du „Glosen“ für unproblematisch hältst, das sei dir unbenommen. Ich kann mich da nur auf Wörterbücher verlassen, die mir „landsmannschaftlich“ rmelden.
Zum Detektiv Rhodan: Der ist mir eher ein zu schlaues Cleverle. Wie lange kennen die Panjasen schon die Ikhonen? Warum muss da erst ein Rhodan kommen, um ihnen zu verraten, wie kampfstark und mit Parakräften ausgestattet die sind? Wie wahrscheinlich ist es, dass Rhodan so etwas in kürzester Zeit rausfindet, die Panjasen aber über einen langen Zeitraum nicht? Nee, ich glaube, da hätte slbst der Jerry gestaunt.
Dasch jah man gediegen. Ich versuche, das noch einmal zusammenzufassen. Der Autor lässt Sichu schon zu Beginn des Abenteuers die Frage aufwerfen, ob das, was Perry da jetzt vorhabe, wirklich sinnvoll sei, was mich sofort hat stutzig werden lassen. Wie immer, wenn ich auf solche Stellen stoße. Ich will da jetzt aber nicht spekulieren, denn ohne diese Story wäre der Roman nicht voll geworden. Also zieht Perry, der nun einmal ein ziemlicher Hibbsteert ist oder so einen hat, schon mal ziemlich planlos los, um den neuen Anführer der Rebellen zu finden. Der Mann sollte mal an seiner Ambiguitätstoleranz arbeiten. Wenn sein Begleiter nicht die Idee mit dem Mosaik gehabt hätte, dann hätte das ein Warten auf Godot werden können. So bekommen sie dann einen ersten Kontakt zu Rebellen, werden an einen nicht ganz so plietsches Mitglied der anderen Rebellengruppe weitergeleitet, der ihnen erzählt, dass der tote Anführer gar nicht tot sei, ohne wirklich mehr zu wissen. Perry hat daraufhin nichts besser zu tun, als über Rebellen zu reflektieren, ohne zu bedenken, dass er selber ja auch mal ein rebellischer Deserteur war. Man verliert Zeit, kommt dann doch in Kontakt mir den Ikhonen, die ziemlich klar machen, dass die sie an die Panjasen weiterleiten wollen. Die sind zumindest ehrlich, das muss man zugeben. Perry kann dann unter Mitnahme von Armen entkommen. Das nennt man dann wohl einen gescheiterten Erstkontakt.
Trotzdem gibt es einen Zweitkontakt, den ich eigentlich nur noch mit Kopfschütteln zur Kenntnis nehmen konnte, bei dem die Ikhonen wieder sehr klar sagen, was sie vorhaben, einem der Begleiter den Kopf verdrehen und dem anderen eine Stecktherapie anbieten. Das alles geht nur deshalb halbwegs gut ab, weil da plötzlich, wie Kai aus der Kiste, eine Kosmo-Psychologin auftaucht, bei der ich mich schon fragte, ob das nicht eher eine Kosmo-Ethnologin sein müsste. Aber bei Psychologinnen und Psycholigen wies man ja nie. Die macht dann irgendwie Bewegungen und so erfährt man ein wenig etwas, unter anderen, dass die Frau auch nicht so wirklich viel weiß. Trotzdem nimmt man die Informationen hin und versucht jetzt den toten Anführer der Rebellen zu kontaktieren – an der Stelle habe ich mich gefragt, ob Perry jetzt den Lütt Matten machen wollte, was ja für den kleinen Martin tragisch endete. De Voss und de Kraih hingegen.
Zu guter Letzt fängt er dann doch an, ein wenig zu denken. Ich meine, der ist mal als „Überallsofortumschalter“ eingeführt worden, dafür hat der verdammte lange gebraucht. Schnell kann ich da nicht erkennen.
Dass er mitbekommen hat, dass die Ikhonen auch schnell können und Paragaben haben, liegt ansonsten doch einfach nur daran, dass die ihm das gezeigt haben.
Dass die Panjasen das alles nicht wissen liegt zum einen daran, dass die Ikhonen das gut verborgen haben und zum anderen daran, das die Panjasen doch in erster Linie damit beschäftigt sind, an der Darstellung ihrer Vollkommenheit zu arbeiten. Nicht unbedingt an ihrer Vollkommenheit. Genau das hat Kai Hirdt doch gut herausgearbeitet.
Dass die Story ansonsten Löcher hat, wie ein lange nicht geflicktes Fischernetz oder, für die St. Paulianer, wie ein abgetragener Netzstrumpf, das ist klar. Dass die Rebellen Waffen haben, die Ikhonen sogar Störsender, das ist schon erklärungsbedürftig. Genau das ironisiert Kai Hirdt aber doch recht schön, wenn der … Sicherheitschef immer wieder zu dem Schluss kommt, dass da noch genauere Untersuchungen notwendig wären..
Es war übrigens genau diese Ironie, die mir Spaß bereitete.