Ich möchte das gerne so stehen lassen, weil ich es als Ansichtssache empfinde. Mir ist deine Sicht ebenso wert wie meine.muurtblaue Kreatur hat geschrieben: Und genau diese vielen notwendigen Komponenten machen es in Summe eben so unwahrscheinlich, dass die alle nacheinander eingetreten sind.
Gut, meinetwegen können wir es entsprechend als eine Lottoziehung mit mehreren Zahlen ansehen. "Drei Richtige" sind da schon selten. Und mit jeder weiteren Zahl sinkt die Wahrscheinlichkeit auf einen Gewinn erheblich, bis sie bei sechs Richtigen ziemlich klein ist. Und da geht es nur um 49 Kugeln. Wie unwahrscheinlich im Vergleich die Kombination der "Zufälle" hier im Roman ist, wage ich gar nicht in Zahlen auszudrücken.
Deine ausführliche Erklärung hat mich zum Weiter-Denken angeregt und einen Irrtum meinerseits offengelegt: ich ging in meiner Argumentation davon aus, dass es pro Satellit EINE Ideal-Umlaufbahn gibt und eine Abweichung davon zum Abdriften des Satelliten führt. Dabei hätte ich nur an den Mond denken müssen: vor Milliarden Jahren war er der Erde näher und entfernt sich gaaaaaanz langsam immer weiter von ihr; trotzdem behält er einen Orbit bei. Die Orbitalstadt würde wohl tatsächlich auch nach dem Anstoss erneut in einen Orbit einschwenken, allenfalls in einer elliptischeren Umlaufbahn (?), oder wenn sie einfach nur den "Halt" (Seil, Verbindungen zwischen den Himmelsstädten) verliert, tangential zur Umlaufbahn wegdriften (Dein Hammer-Beispiel - durchaus im doppelten Wortsinn zu verstehen - erklärt es tatsächlich gut). Und: hätte das nicht auch Atlan als ehemaliger Admiral wissen müssen und angesichts des "Sturzes" der Orbital daraus Hoffnung schöpfen müssen, dass Belinkhar eigentlich nichts Sofort-Tödliches passieren muss? Somit teile ich nunmehr dein Bedauern über diesen Schluss des Romans. Nur noch eine winzige Hoffnung bleibt: dass Oliver nur aus dramaturgischen Gründen den Roman "rechtzeitig" abgebrochen hat, um einem Physikbanausen wie mir einen saftigen Cliffhanger zu verpassen, und dass in der Fortsetzung (Band 62?) genau das eintritt, was Du veranschlagst: dass die Himmelsstadt wieder in einen Orbit gelangt und die Insassen in aller Ruhe gerettet werden. Im Grunde genommen haben wir ja nur den ersten Schreckmoment des "Sturzes" "gesehen" - mal abwarten, wie es weitererzählt wird...muurtblaue Kreatur hat geschrieben:Wegen dem Abstürzen: auf die Orbitalstadt wirkten bei der Apokalypse unkontrollierte Beschleunigungskräfte - könnte deren Summe nicht unglücklicherweise Richtung Arkon II gewirkt haben, sodass die Stadt wie ein Raumschiff aus der Umlaufbahn "gesteuert" wurde, und von da an von der Gravitation des Planeten erfasst worden sein? Und wenn diese Beschleunigungskraft NACH dem Kappen des Seils (weiter)gewirkt hat? Wie eine Rakete durch Triebwerke absichtlich wieder aus einer stabilen Umlaufbahn gelenkt wird um auf dem Planeten ordungsgemäss zu landen, so möglich halte ich es, dass eine Orbitalstation durch eine Katastrophe durch ungewollte Beschleunigungskräfte (auch eine Art Triebwerk) aus der Bahn gelenkt wird - leider ausgerechnet im falschen Moment Richtung Planet.
Kurze Antwort: Nein, leider nicht.
Wie schon geschrieben, fällt im All nichts "einfach so" runter. Es ist für ein Raumschiff (oder eine Station) in einer Umlaufbahn genauso schwer zu sinken wie zu steigen, da im All eigentlich jedes Objekt seine Bahn einfach nur unverändert beibehalten will. Das ist eines der fundamentalsten Naturgesetze überhaupt!
Selbst wenn die Station eine Impuls in Richtung des Planeten erhalten hätte, würde sich seine Bahn damit nur etwas verschieben. "Fallen" würde immer noch nichts. Für eine Landung (oder einen Absturz) braucht es einen dauerhaften und sehr genau dosierten Schub, dessen Richtung auch noch immer wieder dar Bahn nachgeführt werden muss, damit ein Schiff oder eine Station in einer langestreckten Ellipse oder einer Spiralbahn immer tiefer sinkt, bis es schließlich die Atmosphäre erreicht und von dort per Reibung abgebremst wird. Erst DANN stürzt es im eigentlichen Sinne auch ohne weitere Einflüsse ab.
Aus dieser Höhe (immerhin 25.000 km) würde das Stunden dauern. Und die Flotte also viel Zeit, die Leute zu retten und die Station wieder einzufangen.
Objektiv natürlich völlig korrekt. Darum habe ich auch von "sich unmöglicher ANFÜHLEN" geredet. 1+1 = 3 und 1+1 = 1000 ist beides objektiv falsch, trotzdem "fühlt" sich die zweite Rechnung krasser an. Für mich macht es auch einen Unterschied, ob jemand "nur" einen Rechenfehler macht (plausible Höhe einer Umlaufbahn) oder einen grundsätzlichen Fehler begeht (Absturz der Orbitalstadt). Zudem gibt es das Phänomen, dass etwa das Wort "Geisterfahrer" viel besser trifft als "Gegenrichtungsfahrer", obwohl nur das letztere den Tatbestand korrekt umschreibt. Spannendes Thema (Objektivität und subjektives Erleben/Empfinden), das ich hier nur am Rande umreisse und gleich weder ad acta gelegt werden darf, um den Rahmen dieses Threads nicht zu sprengen.enerkos hat geschrieben:Wobei es bei Naturgesetzen kein "unmöglicher" gibt.
Das war früher ja genau so: die Ark Summia war dem arkonidischen Hochadel vorbehalten; erst der Regent führte eine Demokratisierung ein, was zum Beispiel die Hochedle Esmar da Tesmet mit vollendeter Verachtung Belinkhars quittiert (Band 57, Kapitel 3), auch in Kishoris Worten ist über diese Veränderung Bedauern zu spüren (Kapitel 11). Was du ansprichst, wird im Roman durchaus thematisiert. Zudem gibt es ja für jeden Kandidaten einen objektiven Eignungstest, ob jemand die Anlagen für eine Ark Summia hat, danach folgen drei harte Prüfungen. Auch der Mediker hat sich über Belinkhar gewundert. Und widerspräche eine leere Bürokratie nicht dem Wesen der Ark Summia (was zugegebenermassen nicht dagegen spricht, dass es trotzdem vorkommen könnte). Dein "nicht eine Sekunde nachgedacht" empfinde ich insgesamt als ein zu hartes Urteil.muurtblaue Kreatur hat geschrieben:Als problematisch sehe ich es eher an, dass sie überhaupt zur Ark Summia vorgelassen wurde. Und noch schlimmer, dass sie dazu nur an die Türe klopfen musste und schon am nächsten Tag gings dann los.
Stell dir bloß mal irgendeine deutsche Behörde vor, von der du irgendein sehr wichtges Zertifikat erlangen möchtest. Alleine der Formularkrieg zur Beantragung würde Wochen brauchen. Bis du dann einen Termin bekommst, vergehen Monate oder Jahre.
Und hier geht es im einen für die arkonidische Kultur höchst zentralen Prozess, den nur eine handvoll Personen eines riesigen Sternenreichs von x-Milliarden Bürgern mitmachen können. Und sie stolpert rein und wird mal eben durchgeschleust.
Nee, sorry, aber da fehlen mir die Worte. Da hat der Autor nun wirklich nicht eine Sekunde nachgedacht.
Jedenfalls danke für deine Hartnäckigkeit und für deine ausführlichen Erklärungen, so habe ich wieder dazugelernt.
Hallo Cybermancer: herzliche Grüsse von "niemand"! Ich denke mit Vergnügen an die drei Szenarien zurück, die du in einer Diskussion mit mir aus dem Ärmel geschüttelt hast (Spoiler zu Band 52). Ich wäre echt neugierig, wie Arkon à la Cybermancer aussähe...Cybermancer hat geschrieben:Nun will ich mich auch mal in die Diskussion einschalten, auch wenn meine Beiträge keiner mehr lesen mag.
herzlichen Dank, macht immer wieder Freude, so was zu hörenHonor_Harrington hat geschrieben:@enerkos - wieder einmal eine schöne Ausarbeitung.