So, warmgelesen.
Vorab aber eine kleine Anmerkung zu den Kommentaren, die hier religiöses vermuten. Die Götter/der Gott/das Göttliche sind im Laufe der menschlichen Geschichte immer weiter ins Transzendente entrückt. Vom Totempfahl vor der Höhle wanderten sie auf die nebelverhangenen Berggipfel und erhoben sich von dort, als man hinaufklettere und nichts vorfand, in solare und kosmische Räume, aus denen sie inzwischen auch schon ausgezogen sind. Je weiter man ihnen auf die Pelle rückt, desto transzendenter werden sie. Nur los wird man sie nicht. Religion scheint eine anthropologische Konstante zu sein. Es ist daher davon auszugehen, dass einem Menschen des 6. Jahrtausends, der von SIs, Kosmokraten und anderen Universen weiß, der Gedanke, dass THEZ Gott sei, ebenso absurd erscheint, wie uns die Vermutung, dass Zeus auf dem Olymp bei Nektar und Ambrosia tafelt. Als Leser der PR-Serie, der von SIs, Kosmokraten und anderen Universen weiß, sollte es uns genauso gehen.
THEZ wurde in dem Roman ganz klar als Entität geschildert, die die normale kosmische Evolution durchlief, von der SI über die Materiquelle zur Hohen Macht. Sie wurde nicht zum Kosmokraten, sondern zu einer Entität wie SiKitu. Auf diesem Level - oder vielleicht auch einem darüber - scheint sie sich derzeit zu befinden. Als die Vögte von Thez mit der Suche nach Erstie begannen, war die SI Thez noch nicht entstanden. Ist sie vielleicht aus jenen Vögten oder ihren Nachfahren entstanden, die nicht nach dem Fund von Erstie zu Fauthen wurden? Zeitlich würde das passen.
Interessant auch die Information, dass die Richter wohl nicht nur Galaxien erobern und Zeiteingriffe vornehmen, sondern noch ganz andere Missionen unternehmen.
Im Zusammenhang mit den Sphragis bereitet sich wohl die Geburt des Nachfolgeuniversums unseres Universums vor.
Und dann bekam man auch noch mit, dass mehr Anhänger der chaotarchischen Seite "selbstlos handeln" als solche der kosmokratischen. Jedenfalls scheint die Sicherung lebensfeindlicher Universen, so dass sie nicht Kontakt zu lebensfreundlicher Universen bekommen, darauf hinzudeuten.
Der ganze Roman war eine Fundgrube von Spekulationsausgangspunkten. Welche davon sind wohl bewusst im Hinblick auf die nächsten paar hundert Hefte gesetzt, welche einfach mal so ausgestreut ohne das es konkrete Vorstellungen gibt was dahinter verborgen liegt?
Dieser Roman reicht meiner Meinung nach an 850, an Laire und andere Romane dieser Kategorie heran. Er hat mir sehr gut gefallen.
Ansonsten. Die Handlung um die Mmemo-Korsaren ist zwar exotisch, aber dann doch wieder actionlastig. Hätte ich nicht gebraucht, aber mit Sicherheit gibt es genug Leser, die dies als die einzigen lesbaren Stellen des Romans empfunden haben. Meine Menung ist eine andere, aber die Serie wird ja nicht nur für mich geschrieben. Das die JZL dann doch recht gewöhnlich daherkommen, das wundert mich nicht. Eine Steigerung der Exotik im Vergleich zur Reise durch die Synchronie, zu Andrabash und zu der VesteTau wäre für ein Heft denkbar, aber nicht für eine ganze Handlungsebene. Da würden nicht nur die Synapsen vieler Leser durchbrennen, sondern wohl auch die der Autoren. Meine würden es jedenfalls, daher wäre eine Steigerung der "Abgehobenheit" jetzt vielleicht keine gute Idee.
Mir hat der Roman, wie gesagt, gut gefallen - und als Absacker und zum Durchschnaufen genehmige ich mir jetzt mal was Bodenständiges. Ich habe noch eine Flasche Arkon 6er Jahrgang im Regal, die ich gleich dekantiere.