jogo hat geschrieben:Ten... ist es für dich ein zulässiges Mittel des Autoren, eine Geschichte aus dem Blickwinkel einer Person ohne Durchblick erzählen zu lassen? Darauf hatte WV explizit hingewiesen. Das scheint allerdings nicht wirklich jemanden zu interessieren.
Salut jogo,
ich kann jetzt nur aus der Theorie heraus antworten, der Roman liegt noch ungelesen irgendwo in meinem Arbeitszimmer (ich habe vorgestern Stapel hin- und her geräumt, das mache ich in meinem Arbeitszimmer gerne, wenn ich subjektiv empfundene Ordnung haben möchte *grins*).
Wenn ich das richtig sehe, geht es um eine Handlung, die auf einem Tagebucheintrag basiert. Ich meine, dass das Tagebuch ja nicht so sein wird (oder würde) wie die erzählte Geschichte. Dass dann hier eine personale Erzählweise vorliegt und diese natürlich auch gewisse Einschränkungen mit sich bringt, liegt in der Natur der Erzählperspektive. Somit kommt es natürlich zu Ungenauigkeiten oder Unklarheiten.
Die Person, aus deren Blickwinkel erzählt wird ist, wenn ich das jetzt hier alles richtig verstehe, Suuna, eine Kriegs(!)psychologin, die auf dem Flottenflagschiff (!) während einiger, bereits erlebter Kämpfe (!) stationiert ist und lang genug (!), um mit dem Kommandanten (!) eine Affäre zu haben. Würde ich mir die Glaubwürdigkeit der Geschichte und der Personen anschauen, dann würde ich vermuten, dass auf einem arkonidischen Flaggschiff keine "Personen ohne Durchblick" abkommandiert sind und eine Kriegspsychologin mit den Abläufen des Krieges (z.B. hoffnungslose und traumatisierte Soldaten, denen es nie gelingt den Gegner zu vernichten...) so vertraut ist, dass sie kompetent diagnostizieren kann.
Wenn, wie du oben schriebst, WV explizit darauf hingewiesen hatte, dass hier durch eine "Person ohne Durchblick" erzählt wird, dann habe ich mehrere Gedanken dazu:
- dass WV seine Person und Erzählweise erklären muss, zeigt mir, dass sie wahrscheinlich nicht erklärungslos genug geschrieben war
- irgendwie gibt es eine Differenz zwischen der Kompetenz bzw. der Hintergrundgeschichte der Hauptfigur und der Art und Weise wie diese Kompetenz beschrieben wird.
- wenn ich eine Erzählweise wähle, die Schwächen oder Widersprüchlichkeiten produzieren kann, dann wundere ich mich, dass "man" sich wundert, dass diese erkannt und benannt werden.
- oben schriebst du, jogo, dass dies (d.i. Erzählweise/Perspektive) niemanden zu interessieren scheine. Ich glaube, dass genau das Gegenteil der Fall ist. Im Umkehrschluss könnte man sagen, dass andere es nicht interessiert, dass es Unklarheiten gibt und sie stattdessen alles nur goedkeuren (mir fehlt gerade das deutsche Wort.... Edit: Ich habe nachgeschaut: "zustimmen, genehmigen, annehmen" wären Übersetzungen; sorry, ich bin gerade in einer anderen Sprache...
)
Soviel zu meiner Antwort. Aber wie oben bereits gesagt: Ich kann nur aus der Theorie antworten. Es steht dir also frei, meine Anmerkungen zu ignorieren, wenn sie unpassend sind.
lg
Ten.