Xirashos Tiefen - Was wirklich geschah - Teil 3

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Philmann Dark
Siganese
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Xirashos Tiefen - Was wirklich geschah - Teil 3

Beitrag von Philmann Dark »

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Xirashos Tiefen, Teil 3
Was wirklich geschah

Kristalldom

Ly schlang seine Tentakelarme über das obere Ende der herausgebrochenen Wand, um sich mit aller Kraft in Sicherheit zu wuchten. Sein Kopf kam über die Kante. Eine Staubwolke aus feinem und groben Sand prasselte in sein Gesicht. Obwohl er die Augen sofort zukniff, konnte er nicht verhindern, dass einige Körner hinein gerieten. Die Umgebung verschwamm.

Er ahnte mehr, als zu sehen, dass etwas angeflogen kam. Er wischte es aus der Luft. Der Gegenstand explodierte in den Moment, wo er ihn berührte. Seine Haut begann zu brennen. Mühsam hielt Ly die Luft an, obwohl seine Lungen nach Sauerstoff schrien. Er prallte hart auf den nackten Fels. Hielt sich fest, so gut es ging. Schrie auf. Der Fels war so kalt, dass seine Haut daran festfror. Riss sich los. Schmerz, Sand und Reste der Reizgasgranate machten ihn halb wahnsinnig vor Wut.

»Weiss nicht, wann es genug ist? Check.«

»Das ...,« keuchte Ly, »wird euch ... noch leid ... tun! Die ganze ... Galaxis ... wird euch ... hassen! Wir haben ...«

»Ja, was denn?« fragte Tschlupp übertrieben gelangweilt.

»Wir haben herausgefunden, worum es bei dem Trajekt geht!«

Tschlupp gähnte. »Wissen wir schon. Die Cairaner wollen mit ihren Verbündeten, den Ladhonen, den Shenpadri und den Thesan, aus diesem Universum fliehen. Ohne dabei Spuren zu hinterlassen.«

»Sie wollen ihre Spuren verwischen, indem sie alle Lebewesen in dieser Galaxis töten!« trumpfte Ly auf.

Der Ilt seufzte. »Das habt ihr beide euch ausgedacht, um Atlan in eine Falle zu locken.«

Ly liess sich nichts anmerken. »Wir wissen, wie man das verhindern kann! Willst du wirklich riskieren, dass dieses Wissen verloren geht?«

»Na, dann beeindrucke mich,« antwortete Tschlupp gelangweilt. »Ahhhh ... etwas weiter links. Da, genau da. Uuhhuhuhuh.«

Der Tomopat blinzelte nach oben. Tschlupp sass im Schoss von Jasmyne, die nun am Ausgang im Sitzen schwebte, und liess sich kraulen. Mitten im Kampf.

Tschlupp bemerkte seinen Blick. »Was denn? Man muss schon Prioritäten setzen.«

Mühsam beherrschte Ly seinen Zorn. ›Sobald ich mit Genner vereint bin, werden wir dieser fetten Ratte das Fell über die Ohren ziehen! Zum Zeik damit, was die Cairaner wollen!‹ Laut sagte er: »Wir wollen doch das Gleiche! Gebt uns einfach zwei Zellaktivatoren und einen Planeten, wo wir in Ruhe leben können und wir verraten euch alles, was ihr wissen wollt!«

»Hm. Nö.« Tschlupp winkte lässig ab. Sah auf die Uhr. »Aber ich hab dich lange genug aufgehalten. Kommt, euer Hoheit, überlassen wir diesen armen Tropf seinen Illusionen und ziehen uns zurück.«

Die beiden schwebten würdevoll davon.

Fluchend suchte Ly einen Platz, wo er sich einen Moment erholen konnte. Dort angekommen, griff er zum Funkgerät. Nur um festzustellen, dass es kaputt war. Laut fluchend machte er sich an den Aufstieg. Auf halber Höhe bemerkte er eine Bewegung. Eine kugelrunde Gestalt, wie ein völlig überfressener terranischer Braunbär, wankte auf dem Wartungsgang in Richtung Ausgang. Er hatte eine Waffe auf dem Rücken, die Ly für einen Linearbeschleuniger hielt.

»He!« rief Ly. »Hilf mir!«

Der Kugelbär reagierte nicht und verschwand aus seinem Blickfeld.


Gucky

Der Ilt sah einen schwarzen, glänzenden Albtraum über sich gebeugt. Die Gedanken waren fremdartig, aber nicht unfreundlich. ›Die Situation ist unter Kontrolle,‹ dachte das Wesen.

Ein Blick in die Runde. Krankenstation. Medoliege. Ein Terraner im Kampf mit einem Tomopaten. Gucky hatte die Tomopaten kämpfen sehen. Dieser wich zurück! Erstaunt sah Gucky, wie der Terraner den weit überlegenen Gegner vor sich her in eine Ecke der Krankenstation trieb. Der Ilt hätte den Anblick von vier Armen nicht benötigt, um er erkennen, dass er keinen Lemuroiden vor sich hatte. Die Gedanken waren völlig anders, als bei anderen Wesen der Niederungen. Statt einem klaren Kern spürte Gucky eine Wolke aus flüsternden Stimmen. Dazu die vernebelten Impulse des Tomopaten. Die Cairaner mussten irgendetwas mit ihm angestellt haben. Gucky vermochte nur grobe Gefühle von ihm zu empfangen. Es war eine Mischung aus Sorge, Angst, Verzweiflung und Schmerz.


Krankenstation

Ein kurzer Test zeigte, wie gefährlich die neuen Klingen waren. Genner zog sich hastig zurück. Sobald er die Rückwand der Krankenstation erreicht hatte, wirbelte er herum. Seine Tentakel zerfetzten die Wand.

Bevor er durch ein grösseres Loch entkommen konnte, spürte er eine heisse Pein in beiden Schultern.

Durch den Nebel aus Schmerz hörte Genner, wie sich die Tür öffnete.

»Das ist kein Anblick für Damen,« sagte Pau direkt hinter ihm.

»Ich habe schon Schlimmeres gesehen,« antwortete die feste Stimme von Jasmyne da Ariga.

Mit einem Ruck trieb Pau die Klingen durch Genners Fleisch. Der Tomopat keuchte. Die Nerven zur Kontrolle seiner Arme waren bereits durchtrennt. Er trat gegen die Beine seines Gegners. Diese fühlten sich an wie Metallsäulen. Pau liess keinen Moment von ihm ab. Ihm blieb nur zu kämpfen, um bei Bewusstsein zu bleiben. ›Wo steckt Ly? Wie hat sie ihn in ihrem Zustand überwältigen können?‹

»Probleme?«

»Nö,« antwortete eine Piepsstimme. »Lief alles nach Plan.«

»Ly?«

»Lässt sich hängen,« kicherte Tschlupp.

Genner fühlte sich zu einem der Medobetten getragen.

»Gleich bist du ein neues Lebewesen,« versprach Pau.

Genner hatte ein ganz schlechtes Gefühl. »Was ...« Da knipste die Narkose bereits das Licht aus.

»Zwei Ilts?« entfuhr es Jasymne.

Gucky starrte Tschlupp mit grossen Augen an. »Du bist ein Ilt!«

Tschlupp fuhr hoch, begann an seinen Ohren zu ziehen und hinter sich auf den breiten Bieberschwanz zu starren. »Verdammt! Ihr habt recht! Wie konnte das nur passieren?«

Zzz glitt zum Bett von Genner. ›Gucky wird bald ganz einsatzbereit sein.‹

›Weitermachen,‹ befahl Pau.

Zzz leitete die Amputation ein.

Pau lagerte die Kiste mit den Nahrungsmitteln aus und setzte sie ab.

»Oh, ja!« Tschlupp rieb sich die Pfoten.

Während der Ilt sich die Kiste holte, teleportierte Pau zu den vier Ausrüstungslagern. Im Moment des Erscheinens lagerte er den kompletten Inhalt des Raums in sein Reservoir ein. Inklusive der Überwachungskameras. Die Positronik löste Alarm aus, konnte aber mangels Sensoren nichts weiter feststellen.

Als letztes stattete er dem Fluchtraumschiff der Tomopaten einen kurzen, intensiven Besuch ab.


Gucky

»Du bist ein Ilt,« wiederholte Gucky.

»Yep,« nickte Tschlupp. Er öffnete die Kiste. Per Telekinese holte er einige Gemüse heraus. »Karotten? Gurken? Brokkoli? Spargel?«

»Spargel. Grün.«

Tschlupp schnippte ihm fünf Stängel herüber. Gucky fing sie geschickt mit Gedankenkraft. Er spürte eine grosse Nervosität, die sein Gegenüber durch imposantes Gehabe zu vertuschen suchte. Gleichzeitig spürte er, wie der andere Ilt seine Spionage bemerkte. Gucky zog sich höflich zurück. »Sorry, ich bin nur ... verblüfft. Ich habe so lange keine anderen Itls mehr gesehen ...«

»Ich weiss,« nickte Tschlupp besänftigt.

»Bist du ... alleine?«

Tschlupp sah zu dem Terraner.

Dieser sah kurz zu ihnen: »Wenn ich spezielle Anweisungen für dich gehabt hätte, hätte ich dir das vorher gesagt.«

Verlegen kratzte Tschlupp sich hinter den Ohren. »Oh. Ja. Ist klar. Hey, also ich bin Tschlupp. Das da ist Pau Tai und der da ist Zzz, unser Arzt.«

»Plofre.« Gucky biss ab. »So wie Zzz aussieht, ist bei euch nie einer krank. Hey, die sind lecker! Wie viele seid ihr?«

»Pfff. So etwa 3'000?« Tschlupp überlegte. »Genau weiss ich das nicht. Wir haben auf der TARUS eine kleine Enklave.«

»TARUS?«

»Ein Ort der Begegnung, den er,« Tschlupp wies mit dem Daumen auf Pau, »gegründet hat.«

Gucky leckt sich über die Lippen. »Und ... wo ist das?«

»Oh, keine Ahnung,« gab Tschlupp zu. »Ich habe ein Psi-Imprint. Wenn ich zurückwill, kann ich ein Portal kommen lassen. Wenn mir was passiert, gibt der Imprint einen Impuls ab und jemand kommt nachsehen. Darum ist das für mich nie wichtig gewesen. Aber ich sehe schon, das wäre echt wichtig für dich gewesen. Sorry. Astrogation ist nicht so meine Stärke. Äh ... Pau?«

»Im Moment ist die TARUS in einer Galaxis etwa 4.8 Milliarden Lichtjahre von hier stationiert,« erklärte Pau.

»Fünf ... Milliarden,« hauchte Gucky. Aber er fing sich sofort wieder. »Ich ... würde euch gerne begleiten. Zu dieser TARUS.«

»Eher nicht,« meinte Pau.


TARUS

»Aber ... Es wäre wirklich wichtig für mich!« protestierte Gucky. »Bitte! Gib mir eine Chance! Ich ... ich bin ein total starker Mutant! Ich hab Erfahrung!«

Pau hob abwehrend die Hände. »Lass mich was sagen.«

»Okay. Klar. Bitte.«

Pau zeigte ein leichtes Lächeln. »Ich dachte eher daran, die TARUS hierher zu versetzen. Darum habe ich vor einer Weile einen Mitarbeiter hierher geschickt. Der sollte alles vorbereiten.«

»Toll,« freute sich Gucky. »Da kann ich helfen. Ich kenne hier einige wichtige Leute. Da kann ich ein gutes Wort für euch einlegen.«

»Vorher sollten wir aber eine Lösung für die Probleme finden, welche die Cairaner verursachen,« fuhr Pau fort. »Ausserdem habe ich den starken Verdacht, dass sie meinen Mitarbeiter entführt haben. Ich denke, ich werde mich beschweren.«

»Den finden wir schon wieder,« behauptete Gucky zuversichtlich. »Das mit der Beschwerde ... Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Cairaner das kratzen würde.«

Aus irgendeinem Grund fand Tschlupp diese Aussage brüllend komisch.

»Was denn?« fragte Gucky irritiert.

»Das,« Tschlupp wies mit beiden Armen auf den Terraner, »ist Pau Tai.« Er betonte den Namen auffällig.

»Und?«

»Kosmokraten meiden Ärger mit ihm!« behauptete Tschlupp grossspurig. »Die Cairaner werden ihr blaues Wunder erleben!«

Pau zuckte nur mit den Schultern.

Gucky spürte, wie sicher Tschlupp sich war. Er sah Pau nachdenklich an. ›Den Tomopaten hat er locker besiegt, das stimmt. Wer bist du? Und wo sind deine Extraarme plötzlich hin?‹

Die Tür ging auf und eine Art Braunbär kam herein. Gucky sah vier dicke Arme, symmetrisch um das obere Drittel des Körpers herum verteilt. Das Wesen sagte nichts, ging an allen vorbei, setzte sich in eine Ecke, und begann seine Waffe zu pflegen.

»Bogg,« stellte Tschlupp ihn vor. »Redet nicht so viel.«

»Alle von diesem Ort TARUS?«

»Yep. Da findest du Milliarden verschiedene Spezies.«

»Interessant,« lächelte Gucky. Er warf sich den Rest Spargel in den Mund. »Erzähl mal. Wie ist es da so?«

»Cool. Einer von uns, Plorsch, hat es bis zum General bei den Schutztruppen geschafft!«

»Wow! Muss ja ein toller Ilt sein,« nickte Gucky beeindruckt. »Den würde ich gerne mal kennenlernen.«

Tschlupp sah ihn entsetzt an. »Das ... würde ich lassen.«

»Warum?«

»Der kann dich nicht leiden,« gab Tschlupp kleinlaut zu.

»Was?« rief Gucky aus. »Mich? Unmöglich! Das musst du mir jetzt mal genauer erklären.«

»Oh je,« seufzte Tschlupp. »Also. Bei uns gibt es zwei, eher drei Gruppen. Vielen bis du egal. Einfach ein Ilt, der hier rumhängt. So in der Art. Dann gibt es die Fans, die sich alles reinziehen, was man über dich erfahren kann.« Tschlupp wies mit beiden Daumen auf sich. »Und dann die Gruppe um Plorsch. Die ... naja ... also ... sie ... äh ...,« er wurde immer leiser, »verachten dich.«

»Nun, es gibt immer Kritiker,« deklarierte Gucky grosszügig.

»Ja, genau!« Tschlupp nickte eifrig. »Man kann es nie allen Recht machen. Also, wir Ilts haben auf der TARUS eine Enklave. TARUS hat für uns ein Höhlensystem geschaffen mit Sandgruben und Schlafnischen. TARUS ist der Name vom Schiff, also eher ist es in künstlicher Planet und dem System, dass alles verwaltet. Da gibt Höhlen mit künstlichem Licht, so ein bisschen wie enge Täler, wo wir Gemüse anbauen. Also, wer Lust hat. Gibt natürlich auch alles auf Bestellung aus den Bioponanlagen. Wir haben zwei kleine Seen, die durch einen Tunnel unter Wasser verbunden sind. In meinem Bereich schmeisst Big Mama den Laden. Eigentlich heisst sie Isulti, aber sie kümmert sich total um jeden, und darum nennt sie jeder nur Big Mama. Sie ist auch ziemlich ... üppig. Dann wäre da noch ...«

Gucky hörte dem Geplapper aufmerksam zu.


Atlan

»Wichtige Durchsage für Mascaren da Gonozal: Bitte begeben Sie sich so rasch wie möglich auf die Krankenstation auf Ebene 3. Ich wiederhole: Mascaren da Gonozal auch genannt Altan, bitte begeben Sie sich so rasch wie möglich auf die Krankenstation auf Ebene 3. Ende der Durchsage.«

Atlan sah seine beiden Begleiter an.

»Das stinkt nach Falle.«

Der unsterbliche Arkonide nickte nur, konzentrierte sich weiterhin auf seine Seite vom Gang, wobei er Decke und Boden im Blick behielt. Den Tomopaten traute er inzwischen jeden Trick zu.

Endlich glitt die Tür zum Ausrüstungslager auf.

»Das ist ... ungewöhnlich,« fasste Timberlan ihre Gedanken zusammen.

Der Raum war leer. Man hatte nicht nur die gesamte Ausrüstung, sondern auch alle Regale und sonstige Einrichtungsgegenstände entfernt. In Boden und Decke waren nur noch leuchtende Scheiben zu sehen, wo die Bolzen die Regalsäulen gehalten hatten.

»Gründlich,« meinte Jothan.

»Ich vermute, die Tomopaten haben die Ausrüstung woanders versteckt,« überlegte Atlan.

»Die Zeit läuft uns davon,« merkte Timberlan an. »Wir können unmöglich alle Räume des Stützpunkts durchsuchen.«


Ly

Ly lief vor dem Kontrollpult in der Zentrale des Stützpunkts auf und ab. Er hatte alle Räume abgesucht. Mehrmals. ›Was weiss ich?‹ dachte er zum wiederholten Male. ›Die Kameras in der Krankenstation auf Ebene drei und den vier Ausrüstungsdepots sind ausgefallen. Ein Depot habe ich kontrolliert. Es ist völlig leer, obwohl da gestern noch drei Tonnen Ausrüstung waren! Es gibt keinen Hinweis auf irgendwelche Eindringlinge, ausser den Luftverbrauch in der Krankenstation.‹

Er sah die Steuerfelder böse an. ›Den ich nicht beeinflussen kann! Es ist zum Verrücktwerden! Genner meldet sich nicht! Sie müssen ihn erwischt haben! Unser Fluchtfahrzeug: Schrott. Transmitter: Keine. Wenn ich der verdammten Positronik trauen kann!‹

Zum wiederholten Mal wünschte er sich, Genner wäre da. Genner, den man nicht aus der Ruhe bringen konnte. Genner, der ihn mit seiner Gelassenheit in den Wahnsinn trieb. ›Dabei braucht Genner meine Hilfe! Und ich weiss nicht, was ich tun soll! Alleine habe ich gegen den Ilt keine Chance! Wie konnte er so sicher sein, dass ich gelogen habe? Hat die Mentalstabilisierung versagt? Oder hat Monkey doch mehr herausgefunden, als wir vermutet haben?‹

Er lehnte seinen Kopf gegen einen kühlen Stahlträger. Seit einem Tag wälzte er nun diese Gedanken und er kam einfach nicht voran. Wenn es einen Trick oder eine Idee gab, dann wollte sie ihm einfach nicht einfallen. Er war fast verzweifelt genug, die Cairaner zu informieren, aber er hing einfach zu sehr an seinem Leben. ›Glücklicherweise haben sie noch niemand geschickt, um Gucky abzuholen! Aber wenn sie noch lange warten, ist der verfluchte Arkonide noch vor ihnen da!‹ Die Manipulation der entsprechenden Einträge in Positronik bemerkte er nicht.

Zumindest das Moment der Überraschung wollte er auf seiner Seite wissen. Er schlich sich in einen Nebenraum und begann methodisch und langsam die Wand zu zerlegen. Stück für Stück drangen seine Tentakel in das Material ein, stemmten lautlos Elemente heraus. Es dauerte über eine Stunde. Er war halb durch, da hörte er eine piepsende Stimme hinter sich: »Nimm doch einfach die Tür, du Depp.«

Ly fuhr herum.

Da stand dieser verfluchte Ilt und liess den Kopf hängen. »Muss immer mit dem Kopf durch die Wand? Check.« Damit verschwand er.

Ly stiess einen frustrierten Schrei aus. Voller Hass zerfetzte er die Wand. Kam auf der anderen Seite heraus. Sah. Verstand. Schrie. Versuchte zu fliehen. Stolperte über die Trümmer. Spürte heisse Pein in der linken Schulter. Dann in der anderen Schulter.

»Er hätte wirklich die Tür nehmen sollen,« kommentierte Tschlupp.

»Yep,« nickte Gucky. »Karte?«

Jasmyne schüttelte den Kopf. »Ich bin zufrieden.«

»Eine,« sagte Pau, ohne von dem Tomopaten abzulassen. »Ich habe gewonnen.« Er zerrte den sich verzweifelt wehrenden Ly zum Medobett, wo Zzz bereits wartete.

»Hey!« protestierte Gucky. »Das kannst du nicht wissen!«

Tschlupp liess die Karten und den Kopf sinken. »Doch, leider. Will jemand noch ein Spargel?« Er holte sich einen Stängel per Telekinese. »Besser werden sie nicht mehr.«

Genner starrte an die Wand. Zwei dicke Wülste aus Heilgel an den Schultern, wo seine Tentakel begonnen hatten. »Macht das nicht,« bat er.

»Das hättet ihr euch früher überlegen müssen,« sagte Pau. Er hielt Ly fest, während Zzz die Narkose verabreichte.

»Wenn wir es nicht gemacht hätten,« verteidigte sich Genner, »hätte es jemand anders gemacht.«

Pau liess den erschlaffenden Ly los. »Dann läge der jetzt unter dem Messer.«

Genner schnaubte. »Das ist so einfach für euch! Wenn ein Ilt irgendwo auftaucht, dann löst er Begeisterung aus! Aber wenn einer von uns auftaucht, laufen die Lebewesen schreiend weg! Habt ihr überhaupt eine Ahnung, wie das Leben für uns Tomopaten ist? Haluter sind geachtet, wir geächtet!«

»Nach dem, was ihr aus Sisden geleistet habt, kein Wunder,« hielt Pau dagegen. »Du und dein kleiner Bruder, ihr hättet Töpfern lernen sollen. Mit so flexiblen Armen könntet ihr wunderschöne Kunstwerke hervorbringen! Stattdessen helft ihr, den schlechten Ruf euerer Spezies zu zementieren.«

Genner seufzte. »Das verstehst du nicht.«

»Doch,« antwortete Pau. »Ich verstehe das perfekt. Und was die Haluter betrifft: Vor 50.000 Jahren mochte die auch keiner. Du kannst es ändern oder jammern. Aber jammern ändert nichts und was ihr getan habt, macht es schlimmer. Damit habt ihr jedes Recht verloren zu jammern.«

Genner schwieg. Er hatte sich den Mund fusselig geredet und bei Pau nichts erreicht. Er war erschöpft und wollte nur noch, dass es endlich vorbei war.

Pau reichte Gucky einen Stapel Folien. »Kannst du das für mich aufbewahren?«

»Hm? Sicher.«

Neugierig beugte sich Tschlupp herüber. Die beiden Ilts lasen den Text, runzelten die Stirn, sahen zur Tür. Diese ging auf. Vier TARAs stürmten in den Raum, gefolgt von einem Oxtorner, die Waffe im Anschlag. Dicht hinter ihm nochmal zwei TARAs.
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