Tanuki hat geschrieben:giffi marauder hat geschrieben:
Hier gibt es seit einigen Jahren (Jahrzehnten) ein moralisches Dilemma.
Irgendwie hat sich in den Köpfen die Maxime festgestzt "Richtig ist, was Geld bringt"
Das magst du nicht moegen, aber genau so ist es richtig. Und genau so ist es fuer ein Unternehmen unbedingt notwendig. Moral kann man sich als Unternehmen nicht leisten. Der, der sich ruecksichtsloser verhaelt, macht das Rennen, der andere geht unter. Da hilft es dann auch nicht, wenn er dann weint: Aber ich war doch anstaendig.
Das aus Sicht der Unternehmen.
Aufgabe des Gesetzgebers ist es nun Grenzen zu setzen, die nicht ueberschritten werden duerfen. Dass das unzureichend passiert, und dass Uebertretungen oft nicht ausreichend geahndet werden, ist nicht Schuld der Unternehmen.
Du magst das nicht? Was ist die Alternative? Friede, Freude, Eierkuchenland in dem alle brav sind und jeder nur das beste fuer seine Mitmenschen im Sinn hat? Gibt es nicht. Wird es nie geben.
Nie, ist in diesem Zusammenhang ein gewagtes Wort.
Es gibt kein Marktgesetz im Sinne eines Naturgesetztes wie z.B. die Schwerkraft.
Das was fäschlicherweise als (unerschütterliche) Gesetzte des Marktes propagiert wird,
ist im Grunde nichts anderes als das Ergebnis eines (wenn man so will) evolutionären Prozesses.
Was in einem "Markt" sinnvoll ist, richtet sich nach dem Umfeld in dem die Marktteilnehmer agieren.
Nirgends steht in Stein gemeisselt, dass Unternehmen Gewinne erwirtschaften müssen.
Sie müssen es deshalb, weil:
- die Eigentümer eine entsprechende Rendite erwarten
- Unternehmensertrag als Indikator für die Potenz eines Unternehmens stehen (wobei Potenz wiederum in Hinsicht auf eine möglichen Rendite zu sehen ist)
- Die Eigenkapitalquote im Zuge von Basel-III zunehmend für gewährte Kredite wichtig ist
- etc..
Ich kann mir gut vorstellen, dass (möglicherweise) in nicht allzuferner Zukunft auch ganz
andere Bewertungskriterien für ein gesundes Unternehmen herangezogen werden.
Bspw. Anzahl der Beschäftigten, Umgang mit Beschäftigten, Nachhaltigkeit, Umweltbewusstsein etc...
Eine entpsrechende Sensibilisierung der Käufer und Auftraggeber, könnte hier ganz schnell was ändern.
Eine entsprechende Sensibilisierung der Arbeitnehmer könnte hier ganz schnell was ändern.
Ich behaupte weder, dass sich hier was ändert, noch dass dies schnell geschehen wird.
Ich behaupte bloß, dass ein völlig anderes Verständnis von "Wirtschaft" durchaus denkbar und
auch möglich ist.
Ist es denn nicht offensichtlich, dass eine Weltsicht, in der die jetzigen Hochwasser (Impuls fürs Wirtschaftswachstum)
"positiv" gesehen werden "müssen", nur falsch sein kann?
Ist es denn nicht offensichtlich, dass eine Weltsicht, in der Genügsamkeit und Nachhaltigkeit (Einbruch des privaten Konsums)
"negativ" gesehen werden "müssen", nur falsch sein kann?
Aber ich gebe dir insoferne Recht, als dass wir alle daran mitarbeiten, dass all diese veränderungen nicht passieren,
weil wir alle gelernt haben dieses goldene Kalb anzubeten und dabei verlernt haben selber zu denken.
Unserer Generation hat es zugelassen, dass sich ein Wirtschaftsystem etabliert, das wenig stabil auf geänderte Rahenbedinungen reagiert.
Evolutionär gesehen eine völlige Überzüchtung, die nur mit großen Anstrengungen am Leben erhalten werden kann.
Zumindest wird es uns so eingeredt.
Gehts dem Kalb gut, gehts uns allen gut.
Muht das Kalb droht Ungemach.
Opferbereitschaft ist unabdingbar.
Nicht zufällig ist diese Missgeburt eine unserer "westlichen Werte" die wir weltweit exportieren,
und den Dank der Welt dafür erwarten.
Geboren wurde das Kalb vor tausenden von Jahren gleichzeitig mit einem völlig falschen Menschenbild.
Der Mensch als Wesen, das sündig ist und domestiziert werden muss.
Da er ansonsten den sieben Todsünden anheimfällt, die da sind
Superbia, die Hochmut (Eitelkeit, Stolz, Übermut)
Avaritia der Geiz (Habgier)
Luxuria die Wollust (Ausschweifung, Genusssucht, Begehren)
Ira der Zorn (Wut, Rachsucht)
Gula die Völlerei (Gefräßigkeit, Maßlosigkeit, Selbstsucht)
Invidia der Neid (Eifersucht, Missgunst)
Acedia die Faulheit (Feigheit, Ignoranz, Trägheit des Herzens)
Und so dient unser Wirtschaftsystem doppelgesichtig wie Janus gleichzeitig dazu,
den einen ebendies zu leben, den anderen ebendies zu verhindern.