Volle Zustimmung Dee .dee hat geschrieben:Ich würde es nicht einfach blutig nennen. Es ist eine Mischung aus Blut, Qual und Leiden. Und ja: In der Summe ist es mir auch zuviel gewesen. Nicht an jeder Stelle ist die maximalinvasivste, brachialste Spannungserzeugung das geeignete Mittel der Wahl.Lord Valium hat geschrieben:Ich frage mal so in die Runde:
Täusche ich mich,oder wird die Erstauflage gerade etwas zu blutig?
Ich nehme mal den auch in diesem Thread gerne gezogenen Vergleich zu den anonymen Opfern der SIen, Raumkämpfe etc. als Beispiel. Da wird gerne gesagt, das Universum sei kein Ponyhof, das sei Realismus, wenn auch Opfer personalisiert werden. Wer von Tausenden zerstörter Schiffe oder Millionen gefressener Lebewesen liest muss auch die zerfetzte Einzelperson sehen.
Da stimme ich grundsätzlich durchaus zu. Gelungen als Kontrapunkt finde ich z.B. diesen Roman mit den Leuten des abgeschossenen Schiffes aus dem Rettungskonvoi zu Beginn. Da kriegen die Opfer ein Gesicht, da wird deutlich, dass ein abgeschossenes Schiff nicht nur Material und eine Zahl ist.
Auch die Deformierungen beim PP-Transport oder Rhodans folgendlos gebliebene Vergreisung sind so was wie Vertiefungen: sie gehören zur Geschichte, sie entwickeln, was passiert.
Dagegen habe ich auch von Körperbomben gelesen. Es gab explodierende Besatzungsmitglieder auf der JV, einen sich selber teildesintegrierenden und sprengenden Widerständler auf Luna. Einen anderen zerschossenen Widerständler, dessen Reste verhört wurden. Ein rausteleportiertes tropfendes Hirn. Einen Tomopaten-mit-den-Scherenhänden. Ein metzelndes Balg-Ding. Einen amoklaufenden Agentenzwerg auf Droge. Einen qualvoll tiefgekühlten Haluter. Jaj, die unter Leiden similieren und deswegen eine Droge brauchen, um die Schmerzen überhaupt ertragen zu können und die damit auch noch Lebenszeit verlieren. Eine neue Teleporterfähigkeit, deren Träger nicht einfach erschöpft ist beim Einsatz, sondern vom Schmerz ausgeknockt wird. Einen mental verbrannten Gucky, der sich mit der Schuld herumschlagen muss, dass er Jugendliche getötet hat.
Würde ich die Hefte noch mal vornehmen: ich bin überzeugt, ich würde noch mehr Vergleichbares finden. Ist das alles nötig gewesen, um die gewünschte Geschichte zu erzählen? Bei Gucky könnte die Antwort ja lauten. Aber hätte die Gesamtstory nicht funktioniert ohne die eine oder andere genüssliche Grausamkeit? Habe ich einen Eindruck von Realität davon bekommen?
Nein, ich habe nur den unangenehmen Eindruck bekommen, eine Reihe von unappetitlichen Effekten abgearbeitet zu haben. Ich frage mich, wie man das noch toppen will mit der Reizsteigerung.
Mir scheint, die Hefte funktionieren seit 2700 auch als Einzelhefte „besser“ im Sinne eines romanbezogenen Spannungsbogens. Wenn man einen der Romane einem Neuleser in die Hand drücken würde bekäme er in den meisten Fällen etwas, das einem Kinofilm ähnelt und notfalls alleinstehend funktioniert. Das bedingt womöglich eine gewisse Menge an blood, sweat and tears Aber eine Fortsetzungsgeschichte funktioniert nicht einfach wie aneinandergereihte Einzelstories. Da muss man auch den kumulativen Effekt beachten.
Ich hätte lieber mehr Fortsetzungsstoryfeeling gehabt, das auch mal auf cool-cruel special effects verzichten kann.
Ich möchte wieder Sense of wonder lesen und nicht Hack and Slay.
Meiner Meinung ist Perry in den letzten Zyklen immer mehr vom Suchenden zum Getriebenen geworden, leider.
:herz2:lich grüßt
Sandal Tolpatsch