Misslungene Unsterbliche

Aktuelle Erstauflage, zu Hintergründen und möglichen Entwicklungen.
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Tennessee
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Re: Misslungene Unsterbliche

Beitrag von Tennessee »

nanograinger hat geschrieben: 18. Januar 2022, 22:50
Tennessee hat geschrieben: 18. Januar 2022, 19:41 Wann war denn die Jennie das Actiongirl? So habe ich die irgendwie nie gelesen... *kopfkratz* Und als Ripley hätte sie mir besser gefallen als Puckie mit ihrem Töchterchen...
Hä? Pucky ist die US-Schreibweise von Gucky, den kannst du wohl kaum meinen.
"Pucky" oder "Pucki" (ich weiß die Schreibweise nicht mehr ganz genau *rotwerd*) war eine.. ich sag mal "Mädchenserie" aus Annodazumal, die das Mädchen "Pucky" in...puh... insgesamt zwölf Bänden oder so ihr Leben lang begleitete. Da gab es dann so schöne Titel wie "Pucky und ihr drei Jungs" oder "Pucky als Großmutter" oder "Pucky als Hausfrau" oder oder und diese Romanserie zeichnete das schöne, brave und vorbildliche Leben einer klassisch-traditionellen Frau nach. "Trotzkopf" oder "Nesthäkchen" gingen in eine ähnliche Richtung.
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Tennessee
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Re: Misslungene Unsterbliche

Beitrag von Tennessee »

Tostan hat geschrieben: 19. Januar 2022, 00:04
Tennessee hat geschrieben: 18. Januar 2022, 13:11
Akronew hat geschrieben: 18. Januar 2022, 09:42 [...]
Solltest du hier nicht eher die Person fragen die diesen Beitrag eröffnet hat?
Salut Akronew,

du meinst den Tostan? - Wollte ich eh noch machen, da er ja die Frage aufgeworfen hatte, was wir als gelungen erachten. Und es macht immer so einen blöden Eindruck von Desinteresse, wenn solche Fragen aufgeworfen werden und "man" sich danach nicht mehr meldet.
Ich hab den Thread nicht eröffnet, sondern das Thema umformuliert.

Und ich muss nicht alle 5 Minuten posten ... ich kann auch mal nur lesen ;-)

:aa:

-O- Tostan -O-
Das erste weiß ich ja. Aber du hattest dem thread ja auch einen neuen Impuls gegeben. Ich war davon ausgegangen, dass du dich beteiligen wolltest. Und der Threadstarter hatte ja das Merkmal "nur für einen Zweck", also den Funktionsunsterblichen eingebracht, daher war ich nicht ganz sicher... Sorry, wenn ich für Verwirrung sorgte.
Aber es stimmt: Du musst nicht alle 5 Minuten posten und du kannst auch nur mal lesen.

lg
Ten.
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Re: Misslungene Unsterbliche

Beitrag von Scrooge »

nanograinger hat geschrieben: 18. Januar 2022, 22:48
Scrooge hat geschrieben: 18. Januar 2022, 17:49... Aber unterscheidet sich der Perry Rhodan "heute" wesentlich von dem in den Anfängen der Serie?
Ist das wirklich ernst gemeint? :o

Meiner Meinung nach hat keine andere Figur so eine Reise hinter sich wie Perry. Vergleiche mal mit den anderen archetypischen Figuren (Atlan, Bully, Gucky, Tolot). Wie du schreibst: Die Entwicklung der Serie kann man am Besten an der Entwicklung Perrys ablesen.
Fünfte Kolonne hat geschrieben: 18. Januar 2022, 17:55 Rhodan hatte als Großadministrator noch Profil, danach wurde es dann zunehmend flacher. Inzwischen ist der Name Perry Rhodan eigentlich nur noch ein generischer Platzhalter für Beliebigkeit. Man könnte auch sagen seine Entwicklung war rückläufig und wenn er nicht der Namensgeber der Serie wäre könnte er problemlos rausgeschrieben werden.
Es wird dich wahrscheinlich nicht wundern, wenn ich schreibe, dass ich es exakt umgekehrt sehe. Perry war in der Scheer-Phase ein Klischee. Er war nicht nur der "(An-) Führer", er konnte alles besser als alle andere, sogar Psi-Fähigkeiten hatte er. Die Welt brach zusammen, wenn er nicht da war, um zu sagen, wo es lang geht. Eine echte Persönlichkeit war er in ganz wenigen Situationen. Erst als er nicht mehr Großadministrator war, kam seine Persönlichkeit richtig zum Vorschein, bzw. wurde in den Romanen entwickelt. Das ist eines der vielen Verdienste von Voltz.
Ja, ich sehe das ähnlich, insbesondere was du zum Perry der Scheer-Ära schreibst. Meine "Probleme" mit Perry bzw. meine Schwierigkeiten, ihn zu "fassen" haben wahrscheinlich mit den folgenden zwei Punkten zu tun:

1. Ja, Perry hat eine große Reise hinter sich, und er scheint sich auch gewandelt zu haben. Zumindest hat sich der Umgang mit Perry durch die Autoren geändert. Ich kann mich erinnern, dass es zu Beginn der 1300er Bänder eine Diskussion gab, in der genau das gefordert wurde, was viele heute kritisch sehen: Perry solle endlich wieder aktiv werden, er solle selbst in den Einsatz, und vielleicht auch einmal eine Waffe benutzen. Hier spielte zweifellos auch der Vironautenzyklus eine Rolle, in dem ja Perry weitgehend abwesend war und dadurch einmal andere ZA-Träger glänzen konnten. Damals war die Rolle Perrys und seine Charakterisierung anders als zu Beginn der serie, und heute wiederum anders als in den 1980er Jahren. Daraus leite ich selbst aber weniger eine Charakterentwicklung ab, sondern sehe das eher als Ausdruck ganz fundamentaler Strömungen der Serie. Vielleichgt etwas übertrieben ausgedrückt: Perry ist auch in gewisser Weise ein Funktionsunsterblicher; er ist der notwendige Fixpunkt der Serie, in ihm bündeln sich Strömungen und er ist ein Instrument, diese zum Ausdruck zu bringen. Das zeigt sich zB auch in der Eschbach-Biographie, denn der Perry der da beschrieben wird hat mE mehr mit dem "heutigen" Perry zu tun als mit dem schreienden und polternden von Scheer.

2. Ich vermisse bei Perry zumeist eine persönliche Ebene. Es geht ihm immer irgendwie um das große Ganze. Natürlich mag man das als ein hervorstechendes Charakterelement beschreiben, das lässt mich aber eher kalt, im Gegensatz zB zu Reginald Bull, dessen Beziehung zu Shinae in den 2900er Bänden mich ziemlich berührt hat.

Insgesamt fällt es mir sehr viel schwerer Perry zu "fassen" als andere Unsterbliche. Das mag mein persönliches Problem sein, aber die beiden Punkte machen diese Schwierigkeit hoffentlich etwas klarer.
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Re: Misslungene Unsterbliche

Beitrag von Akronew »

nanograinger hat geschrieben: 18. Januar 2022, 22:50
Tennessee hat geschrieben: 18. Januar 2022, 19:41 Wann war denn die Jennie das Actiongirl? So habe ich die irgendwie nie gelesen... *kopfkratz* Und als Ripley hätte sie mir besser gefallen als Puckie mit ihrem Töchterchen...
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Re: Misslungene Unsterbliche

Beitrag von Andreas Möhn »

nanograinger hat geschrieben: 18. Januar 2022, 22:48 Es wird dich wahrscheinlich nicht wundern, wenn ich schreibe, dass ich es exakt umgekehrt sehe. Perry war in der Scheer-Phase ein Klischee. Er war nicht nur der "(An-) Führer", er konnte alles besser als alle andere, sogar Psi-Fähigkeiten hatte er. Die Welt brach zusammen, wenn er nicht da war, um zu sagen, wo es lang geht.
Ich kann durchaus nachvollziehen, dass die Öffentlichkeit zu einem relativ unsterblichen Oberhaupt mit einem quasigöttlichen Wesen als Schutzmacht hinter seinem Rücken wie zu einem Propheten aufschauen würde. Brian weiß, wovon ich rede.
Die Sternenflotte bestätigt hiermit, dass im Rahmen der Erstellung dieses Beitrags kein Rothemd erschossen, erschlagen, verstrahlt, zerstückelt, gefressen, liquidiert, aufgelöst, transporterverunfallt noch in irgendeiner anderen Weise an Leib, Leben und/oder psychischer Gesundheit geschädigt wurde.
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Re: Misslungene Unsterbliche

Beitrag von Tennessee »

Scrooge hat geschrieben: 19. Januar 2022, 09:02 [...]
Insgesamt fällt es mir sehr viel schwerer Perry zu "fassen" als andere Unsterbliche. Das mag mein persönliches Problem sein, aber die beiden Punkte machen diese Schwierigkeit hoffentlich etwas klarer.
Salut scrooge,

der nanograinger hat ja in seinen Ausführungen zwei, für mich, sehr stimmige Pole ausgemacht: den "Funktions-" und den "Entwicklungsunsterblichen". Und zwischen diesen Spannungspolen verorten sich dann auch die Unsterblichen, wenn auch meines Erachtens nicht unbedingt fixiert. Ein Problem, das entsteht, ist, wenn man die Figuren sich zu sehr auf einen der Pole konzentrieren lässt:
"Funktionsunsterbliche" wie z.B. viele (oder man müsste sagen doch fast alle) Mutanten des alten Mutantenkorps, die Chefwissenschaftlerfigur wie Kalup, Waringer oder Kantor oder auch die Geheimdienstchefs wie Mercant oder Deighton, werden irgendwann eindimensional und oberflächlich, weil in ihnen erzählerisch nichts weiter ist als eine Funktion. Fällt die weg, fällt auch oft die Figur in sich zusammen.
Die "Entwicklungsunsterblichen" auf der anderen Seite haben im Extremfall, von dem es aber m.E. keinen in der PR-Serie gab oder gibt, darum ist der Gedanke eher theoretisch, das Problem, dass sie bloß sich selbst erzählen und keine Anbindung an eine übergeordnete Serienhandlung anbieten.
Das Kunststück ist m.E. nun, diese beiden Pole in Waage zu bringen bzw. ein Gemenge anzubieten, das gerne auch mal pendeln darf, aber in seiner Retrospektive eine Ausgewogenheit darstellt. Soll heißen: Muss sich Perry Rhodan in jedem Zyklus verändern oder entwickeln? - Nein, natürlich nicht! Aber es sollte durchaus mal "Geschichtspunkte" geben, an denen deutlich wird, dass sich eine Figur wie Perry Rhodan verändert oder entwickelt oder aber auch einen neuen Aspekt der Figur hervorkehrt. (Und eine Entwicklung kann auch mal ein "Rückschritt" sein, deswegen auch der Begriff "Veränderung"...) Und bei Homer G. Adams ist das, als Paradebeispiel, in der Vergangenheit gut (und vor allem gerade noch rechtzeitig) geglückt.
Perry himself, und da stimme ich dir absolut zu und würde es sogar noch ein wenig stärker radikalisieren, ist nicht nur ein Funktionsunsterblicher, sondern die größte, wichtigste und wahrscheinlich auch schriftstellerisch scherfälligste Funktionsfigur der ganzen Serie. Ein riesiges Dilemma unseres Ex-Administrators als Figur: Er ist als Zentralfigur und Namensgeber der "Serie an sich" in einer Funktion und als Charakter werden ihm, je nach Zyklus und z.B. aktuell in Cassiopeia durchaus nachvollziehbar, Funktionen untergeschoben, die ihn innerhalb der Handlung als Haupthandlungsträger legitimisieren. Ich bin aber, aufgrund meiner langen Leselücke, nicht sicher, wo es bei ihm eine (nachhaltige) "Veränderung" gegeben hat. - Vielleicht ist er deswegen auch so schwer greifbar?

lg
Ten.
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Re: Misslungene Unsterbliche

Beitrag von Tennessee »

Akronew hat geschrieben: 19. Januar 2022, 09:15
nanograinger hat geschrieben: 18. Januar 2022, 22:50
Tennessee hat geschrieben: 18. Januar 2022, 19:41 Wann war denn die Jennie das Actiongirl? So habe ich die irgendwie nie gelesen... *kopfkratz* Und als Ripley hätte sie mir besser gefallen als Puckie mit ihrem Töchterchen...
Hä? Pucky ist die US-Schreibweise von Gucky, den kannst du wohl kaum meinen.
https://www.amazon.de/Pucki-komplette-F ... B004GN8HD4
Und sie wird mit "i" geschrieben. Danke, Akronew.
„Ein Wort“, sagte Humpty Dumpty, „bedeutet genau das, was ich es bedeuten lasse, nichts anderes.“
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Re: Misslungene Unsterbliche

Beitrag von Tostan »

Rein schreibtheoretisch ist die Entwicklung Perry Rhodans in Heft 1 abgeschlossen worden.
Denn als er sich das Rangabzeichen abzieht, ist die Entwicklung abgeschlossen.
Genaugenommen war seine Entwicklung charakterlich vorher bereits abgeschlossen, also vor Band 1. Denn Perry wusste immer, was er wollte. Sein moralischer Kompass war beeits in Band 1 gefestigt.
Der Junge entwickelt sich nie mehr, denn noch edler kann man nicht werden ...

@Unsterblichen: Ich hätte gern einen, der sich a) charakterlich über einen Zyklus entwickelt, b) der hadert, ob er die Unsterblichkeit annehmen soll.
Und danach ... ja, dann kommt die eigentliche Charakterherausforderung. Jetzt hat er/sie die Unsterblichkeit und dann?

:aa:

-O- Tostan -O:
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nanograinger
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Re: Misslungene Unsterbliche

Beitrag von nanograinger »

Tostan hat geschrieben: 19. Januar 2022, 21:32 Rein schreibtheoretisch ist die Entwicklung Perry Rhodans in Heft 1 abgeschlossen worden. ...
Sorry Tostan, aber das halte ich für völligen Unsinn.
Tostan hat geschrieben: 19. Januar 2022, 21:32 @Unsterblichen: Ich hätte gern einen, der sich a) charakterlich über einen Zyklus entwickelt, b) der hadert, ob er die Unsterblichkeit annehmen soll.
Hatten wir doch: Monkey.
Tostan hat geschrieben: 19. Januar 2022, 21:32 Und danach ... ja, dann kommt die eigentliche Charakterherausforderung. Jetzt hat er/sie die Unsterblichkeit und dann?
Läuft er zu großer Form auf. Macht seinen eigenen Laden auf, ohne den neugewählten Residenten Perry vorher zu fragen (aber holt sich die Unterstützung von HGA). Holt sich die "alten" Unsterblichen Tekener und Danton als Untergebene! Geht im ungleichen Duo mit Alaska auf große Reise. Beginnt schließlich Gefühle zu verstehen und lacht sich beinahe eine Thesanit an. Gerade das aktuelle Expokratenduo hat Monkey nochmals auf eine neue Stufe gehoben, auch wenn sie ihn in den letzten Zyklen nur selten einsetzen.
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AushilfsMutant
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Re: Misslungene Unsterbliche

Beitrag von AushilfsMutant »

Stimmt! Monkey hat sich sehr schön entwickelt. :st:

Ich mag den gruseligen Oxtorner einfach.
„...der Gastgeber fragt in die Runde, was den jeder gerne zu trinken hätte. Der Kosmokrat reagiert verwirrt, man kann mehr als nur Wasser trinken? Der Chaotarch, der gleich neben an sitzt, fragt sich ob es auch genug Tee/Wasser/Kaffee....Arten im Angebot gibt. Darauf hin, kommt es zum Streit zwischen den Beiden, was den nun die richtige Flüssigkeit zum Trinken sei...“

Auszug auf dem Buch: Die Hohen Mächte und der Moralische Code (Band 14, Seite 345, Absatz 2)
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Re: Misslungene Unsterbliche

Beitrag von Fünfte Kolonne »

So ein Unsinn. Sobald Monkey seine Transformation zum weichgespülten Sympathieträger abgeschlossen hat ist das Alleinstellungsmerkmal futsch und er kann weg.
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Re: Misslungene Unsterbliche

Beitrag von Tostan »

nanograinger hat geschrieben: 19. Januar 2022, 23:17
Tostan hat geschrieben: 19. Januar 2022, 21:32 Rein schreibtheoretisch ist die Entwicklung Perry Rhodans in Heft 1 abgeschlossen worden. ...
Sorry Tostan, aber das halte ich für völligen Unsinn.
Dann widersprichst du jeder Schreibtheorie.

Aber erzähl mir mal: Wie hat sich Rhodan charakterlich von Band 1 bis heute verändert?
Was hat er charakterlich neues gelernt?
Zeichne mal den Charakterbogen ...
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Andreas Möhn
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Re: Misslungene Unsterbliche

Beitrag von Andreas Möhn »

Tostan hat geschrieben: 19. Januar 2022, 21:32 Der Junge entwickelt sich nie mehr, denn noch edler kann man nicht werden ...
Doch. Er hat aufgehört zu rauchen. :saus:
Die Sternenflotte bestätigt hiermit, dass im Rahmen der Erstellung dieses Beitrags kein Rothemd erschossen, erschlagen, verstrahlt, zerstückelt, gefressen, liquidiert, aufgelöst, transporterverunfallt noch in irgendeiner anderen Weise an Leib, Leben und/oder psychischer Gesundheit geschädigt wurde.
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Re: Misslungene Unsterbliche

Beitrag von Akronew »

Also MMT hat in seinen aktuellen Doppel eine solche Entwicklung von Perry ausgemacht und auch beschrieben. :unsure:
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nanograinger
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Re: Misslungene Unsterbliche

Beitrag von nanograinger »

Tostan hat geschrieben: 20. Januar 2022, 00:55
nanograinger hat geschrieben: 19. Januar 2022, 23:17
Tostan hat geschrieben: 19. Januar 2022, 21:32 Rein schreibtheoretisch ist die Entwicklung Perry Rhodans in Heft 1 abgeschlossen worden. ...
Sorry Tostan, aber das halte ich für völligen Unsinn.
Dann widersprichst du jeder Schreibtheorie.
Nein, ich widerspreche dir. B-)

Was die Schreibtheorie angeht: Die hat nicht einmal einen Wikipedia-Eintrag, du müsstest also erst einmal erläutern, was du mit dem Begriff genau meinst.

Aber ich wäre durchaus interessiert daran, welche Schreibtheorie sich mit einer mehr als 3000-bändigen Fortsetzungsserie beschäftigt, die inzwischen von der x-ten Generation von Autorys geschrieben wird. B-)

In einem anderen Thread hatte ich mal einen Austausch mit Eric_Manoli, inwiefern bspw. die Voglersche Heldenreise auf die Serie anwendbar ist. Meiner Meinung nach kann man dies höchstens auf auf die Ebene der Zyklen ausdehnen, aber nicht auf die Serie als Ganzes. Dort ging es aber um Erzähltheorie, nicht um "Schreibtheorie
Tostan hat geschrieben: 20. Januar 2022, 00:55 Aber erzähl mir mal: Wie hat sich Rhodan charakterlich von Band 1 bis heute verändert?
Was hat er charakterlich neues gelernt?
Zeichne mal den Charakterbogen ...
Da können wir gerne mal darüber reden, aber bitte in einem Dialog, bzw. in einem Austausch mit anderen Interessierten hier im Forum, in dem du dich auch einbringst, und nicht nur provozierende "Thesen" aufstellst. :unschuldig:

Aber ich lege gerne mal vor, Stichwort Charakterbogen. Wie man sieht, können bspw. folgende Elemente zum "Charakter" einer Spielfigur gehören:
Name und Aussehen eines Rollenspielcharakters, Lebensgeschichte des Charakters, Fertigkeiten, Erlernte Zaubersprüche, Inventar, Tierische und menschliche Begleiter, Gesammelte Erfahrung, Lebensenergie.

Jetzt überlegen wir mal, welche davon bereits in Band 1 festgelegt und seither unverändert sind. Mir fällt da nur die "Fertigkeit" des "Sofortumschalters" und die Narbe an der Nase ein. Dass sich sein Aussehen durchaus ändert, kann man an den Titelbildern nachvollziehen. B-)

Was den "moralischen Kompass" angeht, so muss man hier unterscheiden, was man aus heutiger Sicht in die damalige Figur Perry Rhodan projeziert (bspw. sehr gut bei Andreas Eschbachs Buch nachzulesen), und dem, wie in den 60er Jahren Perry von den Autoren beschrieben wurde. Bei letzterem stellt man fest, dass Perry als jingoistischer Superheld dargestellt wird, dessen "moralischer Kompass" ihn nicht davon abhält, bspw. die Ferronen auszunutzen und als "Kolonie" für sein "Solares Imperium" zu requirieren (siehe hierzu auch die Miniserie WEGA), oder auch mehrere Tausend Leute deportieren zu lassen (siehe Kolonistenabenteuer).

Dass Perry keine kontinuierliche Entwicklung über den Lauf der Serie hat, sollte aufgrund der wechselnden Autorys und Expokraten klar sein. Aber dass der Perry von bspw. Band 1000 ff nicht derselbe wie von Band 1 ist, darüber müssen wir doch nicht wirklich diskutieren, oder?
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Re: Misslungene Unsterbliche

Beitrag von Gucky_Fan »

Dann sehe ich hier vier große Gruppen:

Funktionsunsterbliche: alte Mutanten, Chefwissenschaftler, Solarmarschälle, Geheimdienstchefs.

Archetypen

Entwicklungsunsterbliche: Roi, Homer, Tiff

"Qutotenfrauenunsterbliche": Mory, Demeter, Thyron

Und misslungene Unsterbliche, die aus verschiedenen Gründen nicht funktionierten, meistens Gruppe 1 oder 3. Die 4. Gruppe wurde es meist erst im Laufe der Zeit
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Yman
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Re: Misslungene Unsterbliche

Beitrag von Yman »

Tostan hat geschrieben: 19. Januar 2022, 21:32 Rein schreibtheoretisch ist die Entwicklung Perry Rhodans in Heft 1 abgeschlossen worden.
Denn als er sich das Rangabzeichen abzieht, ist die Entwicklung abgeschlossen.
Genaugenommen war seine Entwicklung charakterlich vorher bereits abgeschlossen, also vor Band 1. Denn Perry wusste immer, was er wollte. Sein moralischer Kompass war beeits in Band 1 gefestigt.
Der Junge entwickelt sich nie mehr, denn noch edler kann man nicht werden ...
Ich glaube, ich verstehe, in welche Richtung du abzielst. Perry ist ein Held, war es immer, wird es immer bleiben, ... immer die Entwicklung der Menschheit im Auge, die Sehnsucht nach dem Universum, usw. Er ist kein Glücksritter, Abenteurer, auf den eigenen Vorteil bedacht, auch kein reiner Machtmensch, usw.

Aber die Sache mit der Schreibtheorie sollte man noch weiter ausführen. Meinst du damit, dass Perry als Hauptfigur einer Serie von Anfang so angelegt war, dass er sich gar nicht weiter entwickeln sollte?
Tostan hat geschrieben: 19. Januar 2022, 21:32@Unsterblichen: Ich hätte gern einen, der sich a) charakterlich über einen Zyklus entwickelt, b) der hadert, ob er die Unsterblichkeit annehmen soll.
Und danach ... ja, dann kommt die eigentliche Charakterherausforderung. Jetzt hat er/sie die Unsterblichkeit und dann?
Unsterblichkeit ist ja relativ. Konkret bedeutet, so wie die ZAs funktionieren, Unsterblichkeit vor allem auch Angst, den ZA wieder zu verlieren, so dass man sehr plötzlich sehr schnell stirbt. Davon abgesehen: Warum sollte jemand wirklich mit der Unsterblichkeit hadern? Wenn jemand nicht mehr will, kann er sich ja immer noch ähnlich wie Atlan in eine Tiefschlafkammer legen.
Tostan hat geschrieben: 20. Januar 2022, 00:55 Wie hat sich Rhodan charakterlich von Band 1 bis heute verändert?
Was hat er charakterlich neues gelernt?
Zeichne mal den Charakterbogen ...
Gute Frage. Dumme Fehler hat er immer schon gemacht. In mehr als 3000 Jahren eigentlich nichts dazu gelernt. Weder charakterlich, noch sonst irgendwie, jedenfalls nichts, was über reines Faktenwissen hinaus geht.
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Re: Misslungene Unsterbliche

Beitrag von R.B. »

Naja, ich seh unseren größten aller großen Meister heute schon etwas anders. Früher hatte er schon ziemlich rechthaberische Phasen und konnte bei Bedarf ein ziemlicher Kommiskopp sein. Das ist er ja nun wirklich nicht mehr.
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Re: Misslungene Unsterbliche

Beitrag von christianf »

Yman hat geschrieben: 20. Januar 2022, 15:47 Aber die Sache mit der Schreibtheorie sollte man noch weiter ausführen. Meinst du damit, dass Perry als Hauptfigur einer Serie von Anfang so angelegt war, dass er sich gar nicht weiter entwickeln sollte?
Das ist eine grundlegende Eigenschaft von Serienfiguren, ob sie nur James Bond oder Perry Rhoden heißen. Aber in beiden Fällen versuche die heutigen Verantwortlichen doch so etwas wie eine Entwicklung hinzubekommen - möglicherweise weil sich in den letzten Jahrzehnten die Auffassungen, was eine gelungene Hauptfigur ausmacht, doch einigermaßen weiterentwickelt haben ... B-)
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Re: Misslungene Unsterbliche

Beitrag von Tennessee »

Yman hat geschrieben: 20. Januar 2022, 15:47 [...]
Ich glaube, ich verstehe, in welche Richtung du abzielst. Perry ist ein Held, war es immer, wird es immer bleiben, ... immer die Entwicklung der Menschheit im Auge, die Sehnsucht nach dem Universum, usw. Er ist kein Glücksritter, Abenteurer, auf den eigenen Vorteil bedacht, auch kein reiner Machtmensch, usw.

Aber die Sache mit der Schreibtheorie sollte man noch weiter ausführen. Meinst du damit, dass Perry als Hauptfigur einer Serie von Anfang so angelegt war, dass er sich gar nicht weiter entwickeln sollte?
[...]
Salut,

ich kann das auch gut nachvollziehen, was Tostan schrieb: Letztendlich haben wir Rhodan als Serienheld mit dem Moment kennengelernt, als er sich entschieden hat, von Space Forces Abschied zu nehmen und seinen eigenen Überzeugungen zu folgen und die Entwicklung der Menschheit zur "Eroberung des Raumes" voranzutreiben. Dieses Figurenmuster hat sich letztendlich immer wieder wiederholt: Als das SI zusammenbricht hat Rhodan nun die Entwicklung der Menschen zu "kosmischen Lebewesen" vor Augen; als sich dann herausstellt, dass die KKs ihn am Berg der Schöpfung gnadenlos hätten draufgehen lassen, macht er schließlich wieder das gleiche wie auf der Erde: Er reißt sich sein "Abzeichen" Ritter der Tiefe ab und folgt seinen eigenen Überzeugungen. Letztendlich ist sein Figurenmoment ziemlich wiederholend und verändert sich kaum.

Und da ist mir nanograingers Ansatz mit dem Rollenspiel-Charakterbogen doch ein wenig zu einfach. Letztendlich vertritt dieser Ansatz die Auffassung, dass sich Rhodan verändert habe, weil er ja jetzt Tefroda und die Sprache der Mächtigen könne, weil er gelernt hat mit einem Desintegrator statt mit einem Revolver zu schießen, weil er ja mal auf der Brücke der Unendlichkeit war statt nur auf dem Mond oder jetzt 3D-Holos statt Gemälde anzuschauen versteht. Mir ist das ein bisschen zu lexikalisch überlegt; mich überzeugt der "Charakterbogen" da nicht wirklich.

Edit: Und dann sollte man auch noch die historische Komponente nicht vergessen: Ein Rhodan der 60er ist, auch aufgrund der Machermentalitäten, anders als ein Rhodan der 70er oder der 2000er. Es sind halt eben auch Generationen, die den Rhodan verfassen.

lg
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Re: Misslungene Unsterbliche

Beitrag von nanograinger »

Tennessee hat geschrieben: 20. Januar 2022, 18:14...
Und da ist mir nanograingers Ansatz mit dem Rollenspiel-Charakterbogen doch ein wenig zu einfach. ...
Das ist nicht mein Ansatz, ich habe nur Tostans hingeworfenen Knochen aufgenommen und ihn zurückgeworfen.
Tennessee hat geschrieben: 20. Januar 2022, 18:14...
Edit: Und dann sollte man auch noch die historische Komponente nicht vergessen: Ein Rhodan der 60er ist, auch aufgrund der Machermentalitäten, anders als ein Rhodan der 70er oder der 2000er. Es sind halt eben auch Generationen, die den Rhodan verfassen.
Meine Rede, siehe oben.
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Re: Misslungene Unsterbliche

Beitrag von Tennessee »

nanograinger hat geschrieben: 20. Januar 2022, 22:29
Tennessee hat geschrieben: 20. Januar 2022, 18:14...
Und da ist mir nanograingers Ansatz mit dem Rollenspiel-Charakterbogen doch ein wenig zu einfach. ...
Das ist nicht mein Ansatz, ich habe nur Tostans hingeworfenen Knochen aufgenommen und ihn zurückgeworfen.
Echt? Oh! Auf mich wirkte das total anders. Aber du bist die größere Konifere auf dem Gebiet deiner selbst. *zwinker*
nanograinger hat geschrieben: 20. Januar 2022, 22:29
Tennessee hat geschrieben: 20. Januar 2022, 18:14...
Edit: Und dann sollte man auch noch die historische Komponente nicht vergessen: Ein Rhodan der 60er ist, auch aufgrund der Machermentalitäten, anders als ein Rhodan der 70er oder der 2000er. Es sind halt eben auch Generationen, die den Rhodan verfassen.
Meine Rede, siehe oben.
Das war auch nicht als widersprechender Edit gemeint, sondern eine GdvZ.

lg
Ten.
„Ein Wort“, sagte Humpty Dumpty, „bedeutet genau das, was ich es bedeuten lasse, nichts anderes.“
„Die Frage ist“, sagte Alice, „ob du Worten so viele Bedeutungen geben kannst“.
„Die Frage ist“, sagte Humpty Dumpty, „wer die Macht hat – das ist alles.“
Kai Hirdt
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Re: Misslungene Unsterbliche

Beitrag von Kai Hirdt »

nanograinger hat geschrieben: 20. Januar 2022, 12:57 In einem anderen Thread hatte ich mal einen Austausch mit Eric_Manoli, inwiefern bspw. die Voglersche Heldenreise auf die Serie anwendbar ist. Meiner Meinung nach kann man dies höchstens auf auf die Ebene der Zyklen ausdehnen, aber nicht auf die Serie als Ganzes. Dort ging es aber um Erzähltheorie, nicht um "Schreibtheorie
Voglers Heldenreise-Theorie besteht aus zwei Komponenten, den bekannten zwölf Stadien und den deutlich weniger bekannten, aber genauso wichtigen erzählerischen Archetypen. Letztere lassen sich ganz hervorragend auf die Serie als Ganzes anwenden. Vogler analysiert da nämlich viel differenzierter als in den Kurzzusammenfassungen seiner Theorie, die viele in irgendwelchen Blogs gelesen haben und sich dann für erleuchtet halten.

Unser Perry wäre in diesem Gedankengebäude der Prototyp eines katalytischen Helden, wie man ihn bei Endlosserien oft trifft. Die normalen Entwicklungsstadien sind auf ihn nicht anwendbar, denn eine Entwicklung (in einer Erzählung!) läuft auf ein Ziel und Ende zu. Ein katalytischer Held funktioniert stattdessen so, dass in einer einzelnen Episode sich die Welt um ihn herum verändert. Er steht im Widerspruch zu der Welt und erzwingt die Entwicklung, ohne sich selbst dabei zu entwickeln.

Tatsächlich bietet Vogler ganz exzellente Werkzeuge zur Analyse der Serie. Sauspannend aus Autorensicht ist z. B., wenn Figuren ihren Archetyp wechseln. Gucky im Soloeinsatz ist Held; Gucky an Perrys Seite ist mal Vertrauter, mal Trickster; im Einsatz mit Jungmutanten ist er Mentor. Die Rollenwechsel zu schreiben und dabei die Konsistenz der Figur zu wahren, ist schon gehobenes Handwerk.

Zur Entwicklung von Perry himself würde ich sagen: Wie Tostan richtig sagt, findet da keine Entwicklung im erzähl- oder meinetwegen schreibtheoretischen Sinn statt, da sie wie gesagt nicht zielgerichtet verläuft. Dennoch entwickelt sich die Figur, aber mehr wie ein echter Mensch, geprägt von seinen eigenen (erzählten) Erfahrungen und überdies von den Erfahrungen und Werten der Erzählenden. Das mag von keiner Erzähltheorie erfasst sein, ist aber dennoch eine Entwicklung.

Insofern hat Tostan nur teilweise recht: Die Entwicklung ist nicht von den üblichen Theorien erfasst. Daraus zu folgern, dass keine Entwicklung stattfindet, halte ich für falsch. Nur weil die Theorien etwas nicht beschreiben, heißt es nicht, dass es das nicht gibt.

Perry Rhodan ist da übrigens keineswegs der Schwarze Schwan, es gibt zahlreiche andere Beispiele. Die langlaufenden Superheldencomics sind sehr vergleichbar. Dass Captain America beispielsweise Mitter der Nullerjahre eine Widerstandsbewegung gegen die eigene Regierung anführt, wäre in der Frühphase der Serie auch undenkbar gewesen. Das taucht bei Vogler aber nicht auf, weil sein Fokus auf der Analyse von in sich geschlossenen Geschichten, in erste Linie Spielfilmen, liegt.

Erzähltheorien spezifisch zum Serienschreiben kenne ich kaum, und das Wenige ist sehr oberflächlich. Da liegt noch ein schönes, unerschlossenes Feld für Literaturwissenschaftler.
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SydSchmitt
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Re: Misslungene Unsterbliche

Beitrag von SydSchmitt »

Danke, schöner Ein-/Überblick und spannendes Thema! :st:
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nanograinger
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Re: Misslungene Unsterbliche

Beitrag von nanograinger »

Hallo Kai, danke für deine Ausführungen, denen ich zum größten Teil zustimme.
Kai Hirdt hat geschrieben: 21. Januar 2022, 10:51
nanograinger hat geschrieben: 20. Januar 2022, 12:57 In einem anderen Thread hatte ich mal einen Austausch mit Eric_Manoli, inwiefern bspw. die Voglersche Heldenreise auf die Serie anwendbar ist. Meiner Meinung nach kann man dies höchstens auf auf die Ebene der Zyklen ausdehnen, aber nicht auf die Serie als Ganzes. Dort ging es aber um Erzähltheorie, nicht um "Schreibtheorie
Voglers Heldenreise-Theorie besteht aus zwei Komponenten, den bekannten zwölf Stadien und den deutlich weniger bekannten, aber genauso wichtigen erzählerischen Archetypen. Letztere lassen sich ganz hervorragend auf die Serie als Ganzes anwenden. Vogler analysiert da nämlich viel differenzierter als in den Kurzzusammenfassungen seiner Theorie, die viele in irgendwelchen Blogs gelesen haben und sich dann für erleuchtet halten.
Danke für den Wink mit der Dachlatte, das bekommst du bei Gelegenheit zurück. B-)
Kai Hirdt hat geschrieben: 21. Januar 2022, 10:51 Unser Perry wäre in diesem Gedankengebäude der Prototyp eines katalytischen Helden, wie man ihn bei Endlosserien oft trifft. Die normalen Entwicklungsstadien sind auf ihn nicht anwendbar, denn eine Entwicklung (in einer Erzählung!) läuft auf ein Ziel und Ende zu. Ein katalytischer Held funktioniert stattdessen so, dass in einer einzelnen Episode sich die Welt um ihn herum verändert. Er steht im Widerspruch zu der Welt und erzwingt die Entwicklung, ohne sich selbst dabei zu entwickeln.
Perry als Katalysator ist in der Tat eine Serienkonstante, aber das ist nur ein Aspekt. Wie du selbst unten schreibst, ist er durchaus von den Ereignissen selbst betroffen und entwickelt sich, bzw. ändert sein Verhalten entsprechend. Als Beispiele würde ich das Thomas Cardif-Story nennen (was Einfluss auf sein späteres Verhalten bzgl. Suzan und Michael hat) oder auch seine Entwicklung zum "kosmischen Menschen" im Großzyklus bis Band 1000, insbesondere ab dem Bardioc-Zyklus.
Kai Hirdt hat geschrieben: 21. Januar 2022, 10:51 Tatsächlich bietet Vogler ganz exzellente Werkzeuge zur Analyse der Serie. Sauspannend aus Autorensicht ist z. B., wenn Figuren ihren Archetyp wechseln. Gucky im Soloeinsatz ist Held; Gucky an Perrys Seite ist mal Vertrauter, mal Trickster; im Einsatz mit Jungmutanten ist er Mentor. Die Rollenwechsel zu schreiben und dabei die Konsistenz der Figur zu wahren, ist schon gehobenes Handwerk.
... was nicht immer, aber doch immer wieder gut gelingt, bspw. in Band 3141 von Michelle Stern.
Kai Hirdt hat geschrieben: 21. Januar 2022, 10:51 Zur Entwicklung von Perry himself würde ich sagen: Wie Tostan richtig sagt, findet da keine Entwicklung im erzähl- oder meinetwegen schreibtheoretischen Sinn statt, da sie wie gesagt nicht zielgerichtet verläuft. Dennoch entwickelt sich die Figur, aber mehr wie ein echter Mensch, geprägt von seinen eigenen (erzählten) Erfahrungen und überdies von den Erfahrungen und Werten der Erzählenden. Das mag von keiner Erzähltheorie erfasst sein, ist aber dennoch eine Entwicklung.

Insofern hat Tostan nur teilweise recht: Die Entwicklung ist nicht von den üblichen Theorien erfasst. Daraus zu folgern, dass keine Entwicklung stattfindet, halte ich für falsch. Nur weil die Theorien etwas nicht beschreiben, heißt es nicht, dass es das nicht gibt.
Ich meine schon, dass es bei PR immer wieder Phasen gab (und weiterhin geben wird), bei denen auch die Figur Perry Rhodan zielgerichtet entwickelt wird. Ein Beispiel: Vor und im Cappin-Zyklus gibt Perry seinen Führungsanspruch über Menschheit auf, er beginnt sogar an "seiner" Menschheit zu verzweifeln (Band 419). Das setzt sich dann im Altmutanten-Zyklus fort, als er keinen Bock mehr hat, für das Amt als Großadministrator zu kandidieren. Dann wird er zweimal von der Menschheit "verjagt", einmal von den Aphilikern (kann man denen nicht übelnehmen), aber dann auch von der Menschheit in der Provcon-Faust (Band 765). Das stößt die Entwicklung an, die über Bardioc, Laire, Kemouac und seine Abweisung als Bote der Menschheit zu den KK in Band 982 zu seiner neuen Rolle ab Band 1000 führt. Ich glaube zwar nicht, dass Voltz (mit Scheer) dies schon ab Band 419 geplant hatte, aber den Teil ab Band 765 sicherlich schon.

Quasi eine gegenläufige Entwicklung führte Feldhoff durch: Vom Camelot-Perry ab Band 1800 zur Rückkehr zur politischen Macht in Band 2000.
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