Bodenständige Science Fiction?

Aktuelle Erstauflage, zu Hintergründen und möglichen Entwicklungen.
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Klaus N. Frick
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Bodenständige Science Fiction?

Beitrag von Klaus N. Frick »

Daraus hätte man fast schon ein Logbuch machen können, so lang ist der aktuelle Text des Redakteurs im Redaktionsblog geworden – es geht um »bodenständige« Science Fiction und was das eigentlich sein soll. Oder sein könnte. Oder was man darunter versteht.

https://perry-rhodan.blogspot.com/2021/ ... ction.html

Vielleicht kann darüber an dieser Stelle diskutiert werden? Wer mag ...
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Klaus N. Frick
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Re: Bodenständige Science Fiction?

Beitrag von Klaus N. Frick »

Der ausführliche Text:

Bodenständige Science Fiction?

Zu den Themen, die in PERRY RHODAN-Leserkreisen immer wieder diskutiert werden, zählt die »bodenständige Science Fiction«. Gelegentlich geäußert, die Serie möge »bodenständiger« werden. Ich glaube ja, dass jeder, der das äußert, eine andere Meinung dazu hat, finde die Diskussion aber spannend: Was hieße es denn, wenn man die Serie komplett »bodenständig« machen würde, also auf Superintelligenzen, kosmische Mächte und dergleichen verzichten würde?

Derzeit lese ich einen Science-Fiction-Roman von Hubert Haensel. »Forschungskreuzer Cimarron« erschien erstmals 1979 in Form von zwei TERRA ASTRA-Heften; für die Taschenbuch-Neuveröffentlichung im Jahr 2020 hat sie der PERRY RHODAN-Autor noch einmal überarbeitet. Und in der Tat geht es in dem unterhaltsamen Roman um die Abenteuer einer Raumschiffsbesatzung.

Soweit so bodenständig – die Technik ist sehr »rhodanifiziert«, die Handlung verläuft recht klar und ohne komplizierte Dinge. (Eine ausführliche Rezension folgt, wenn ich mit dem Roman fertig bin.) Aber es gibt offensichtlich Wesen, die im Hyperraum wohnen oder ihn nutzen, und wenn ich richtig spekuliere, manipulieren sie auch gleich Zeit und Raum.

Ist das dann noch »bodenständig«? Oder müsste man schon bei dieser Art von klassischem Heftroman sagen, er sei nicht mehr »bodenständig«? (Für mich ist das noch »bodenständig«, keine Frage, aber ...)

Ist »bodenständig« eine Science Fiction, die Geschichten in der Art erzählt, wie sie der gute Hans Dominik zwischen den Weltkriegen schrieb? Oder ist »bodenständig« das, was man in den USA schlichtweg als »Military SF« bezeichnet?

Ich glaube ja, dass zu PERRY RHODAN seit dem Auftauchen von Harno und anderen Wesenheiten – das war in den 60er-Jahren – gehört, dass es Dinge gibt, die den Horizont gewöhnlicher Menschen übersteigen. Das ist definitiv nicht mehr »bodenständig«, das sehe ich ein. Aber könnte die Serie wirklich so lange existieren, wenn die Autoren auf ES, auf die Kaiserin von Therm, auf den Thoregon-Komplex oder die Terminale Kolonne TRAITOR verzichtet hätte?

Okay, ich lese erst einmal weiter. Aber die Frage beschäftigt mich offensichtlich ...
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Ce Rhioton
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Re: Bodenständige Science Fiction?

Beitrag von Ce Rhioton »

Eine "bodenständige" SF-Serie wäre nach meinem Dafürhalten eine ohne einen (kosmischen) Überbau - bei PERRY RHODAN eben die "Höheren Mächte".

Insofern kann die größte SF-Serie im Grunde gar nicht mehr "bodenständig" sein - in einzelnen Handlungsabschnitten oder Zyklen vielleicht, aber nicht grundsätzlich. Dafür ist der Background längst zu groß.
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Dunkle Geburt
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Re: Bodenständige Science Fiction?

Beitrag von Dunkle Geburt »

Ich lese hier ja nicht alles aber ich kann mich nicht erinnern dass jemand forderte die Serie solle "bodenständig" werden und ganz auf HM & dergleichen verzichten. Das gehört zur Serie seit Anbeginn und den Mutanten dazu. Was immer wieder, mMn zu Recht, bemängelt wird ist die Dosis. Dass es inzwischen zu viel wurde und die Serie dominiert. Das ist ein Unterschied.
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AushilfsMutant
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Re: Bodenständige Science Fiction?

Beitrag von AushilfsMutant »

Bodenständig war die Serie ab der Übertölpelung der Arkoniden auf dem Mond schon nicht mehr. :D
„...der Gastgeber fragt in die Runde, was den jeder gerne zu trinken hätte. Der Kosmokrat reagiert verwirrt, man kann mehr als nur Wasser trinken? Der Chaotarch, der gleich neben an sitzt, fragt sich ob es auch genug Tee/Wasser/Kaffee....Arten im Angebot gibt. Darauf hin, kommt es zum Streit zwischen den Beiden, was den nun die richtige Flüssigkeit zum Trinken sei...“

Auszug auf dem Buch: Die Hohen Mächte und der Moralische Code (Band 14, Seite 345, Absatz 2)
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nanograinger
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Re: Bodenständige Science Fiction?

Beitrag von nanograinger »

Mein Vorschlag war mal, dass jedesmal, wenn man das Wort "bodenständig" hier im Forum schreibt, diese Person drei Euro ins Phrasenschwein werfen sollte. B-)

Der Gruß unter Perry-Fans ist bekanntlich "Ad Astra" - Zu den Sternen. Bodenständig zu den Sternen geht wohl nicht, und das hat man vor 60 Jahren auch gemerkt, als man Hyperraum, PSI-Kräfte, und ES einführte.

Wenn Fans hier und anderswo ein "zuviel" von Superintelligenzen, HM, PSI, oder allgemein "Fantasy" beklagen, dann reflektiert das geschmackliche Vorlieben (bzw. Abneigungen), die sich mit dem Wort "bodenständig" kaum beschreiben lassen. Und ich glaube nicht, dass bei den meisten, die das Wort trotzdem verwenden, der Wunsch nach "Military-SF" besonders hoch ist.
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Kardec
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Re: Bodenständige Science Fiction?

Beitrag von Kardec »

nanograinger hat geschrieben: 16. Januar 2021, 20:12 Mein Vorschlag war mal, dass jedesmal, wenn man das Wort "bodenständig" hier im Forum schreibt, diese Person drei Euro ins Phrasenschwein werfen sollte. B-) .......................
:D Da wär im Lauf der Jahre was zusammengekommen.
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Faktor10
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Re: Bodenständige Science Fiction?

Beitrag von Faktor10 »

Naja, damit beendest du die Diskussion. Was ist Bodenständig? Bleiben wir im PR Bereich. Die Geschichten bei der Serie Atlan über die CV war Bodenständig. Ein Gegner, eine gute Seite. Handlungen die nachvollziehbar waren. Cappin Zyklus Bände 450 bis 499. Ein Gegner ,viele Helden, und Freunde. Überraschungen und das Gute siegt.
Dem gegenüber, Hohe Mächte, Monster der Woche, Mutanten die gerade reinpassen, Technik die nur ein Mal vorkommt gerade wenn sie gebraucht wird. Also keine Kontinuität.
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Obernörgler
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Re: Bodenständige Science Fiction?

Beitrag von Obernörgler »

Bodenständige SF ist für mich eine Geschichte die in der Zukunft spielt (wer hätte das gedacht ;) ).
Diese Zukunft ist etwa 50-5000 Jahre von unserer Jetztzeit entfernt. Normalerweise spielen Menschen die Hauptrolle in dieser Geschichte. Auf Außerirdische Intelligenzen kann verzichtet werden, muss aber nicht. Die Geschichte kann auf Planeten, im Weltall oder auf Raumschiffen spielen. Wie die Bezeichnung SF schon aussagt, spielt für die Schilderung der Zukunft die wissenschaftliche Entwicklung eine große Rolle. Alternative Gesellschaftsformen dürfen gerne geschildert werden. Bodenständig schließt für mich Götter, Magie, SI, Psi und alles was in diese Richtung geht aus.
Daraus ergibt sich für mich, dass PR keine bodenständige SF ist.
Das ist mir seit Jahrzehnten bekannt und deshalb nichts Negatives. PR ist eine Mischung aus verschiedenen SF-Elementen. Je nach Zusammensetzung der Mischung gefällt mir PR mal besser, mal schlechter. Die Möglichkeit des Mischens ist ein großes Plus der Serie, aber gleichzeitig auch ihr größtes Minus. Egal was die Autoren schreiben, einer findet es gut, ein anderer schlecht und noch ein anderer so lala. Das bedeutet immer eine gewisse Unsicherheit bei den Machern und bei den Lesern.
Persönlich mag ich das, da es den Machern ermöglicht immer wieder interessante Geschichten zu erzählen. Wäre immer wieder das selbe erzählt worden, hätte PR wohl kaum Band 1000 erreicht.
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Kardec
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Re: Bodenständige Science Fiction?

Beitrag von Kardec »

Faktor10 hat geschrieben: 16. Januar 2021, 22:20 Naja, damit beendest du die Diskussion. Was ist Bodenständig? Bleiben wir im PR Bereich. Die Geschichten bei der Serie Atlan über die CV war Bodenständig................
Das ist gefühlte 100 Jahre her.
Glaube nicht, daß die Mehrheit der Leser die Rückkehr Richtung alter Space Opera u. Agentengeschichten, ohne SI u. HM goutieren würde. Würde, denke ich, nicht mehr funktionieren.
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Richard
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Re: Bodenständige Science Fiction?

Beitrag von Richard »

Wenn ich diese Hefte zeitlich nur halbwegs richtig einordne wurden diese Stories auch zu einer Zeit geschrieben, als man nur ES als einzige Superintelligenz kannte.
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Tennessee
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Re: Bodenständige Science Fiction?

Beitrag von Tennessee »

Also,

ich mag es, solche Texte zu besprechen, die den PR-Lesekreisen ein bisschen mehr an redaktionellen und exposétionellen Gedanken näher bringen. Wie so oft bei Texten von KNF stimme ich ihm in vielen Dingen zu, komme aber zu ganz anderen Ergebnissen und Gedankengängen.

Zunächst hat KNF sicherlich recht, wenn er anmerkt, dass der Begriff "bodenständig" inhaltlich sehr divers gefüllt sein wird und zum Glück war er es, der formulierte, dass "in PERRY RHODAN-Leserkreisen immer wieder diskutiert" werde, sodass niemand von uns zu befürchten hat, dass die Stimmen laut werden, dass man doch bitte lesertechnisch nicht so verallgemeinern solle.
Als Adressat des Textes mag man im ersten Moment das PR-Forum ausmachen, aber da dieser Text nicht exklusiv in Forum steht, sondern Teil der allgemein zugänglichen Homepage ist, liegt die Vermutung nahe, dass auch andere Leserkreise (s.u.) als das Forum an dieser Diskussion teilnehmen.

Wie gesagt, Recht hat KNF, wenn er die inhaltliche Pluralität des Begriffs "bodenständig" anmerkt und er gibt anschließend sogleich eine Definition, wie er dieses Wort definitorisch füllt: " Was hieße es denn, wenn man die Serie komplett »bodenständig« machen würde, also auf Superintelligenzen, kosmische Mächte und dergleichen verzichten würde? "
Für ihn ist "Bodenständigkeit" eine inhaltliche Komponente, die bei PR dergestalt ist, dass der kosmische Überbau der Serie, repräsentiert durch Superintelligenzen und Hohe Mächte, nicht existiert.
Das ist erstmal eine absolut gültige Meinung.

Mir ist das allerdings zu dichotom gedacht und wirkt vor dem Hintergrund des bei den PR-Lesern durchaus sehr geschätzten "kosmischen Überbaus" wie ein inhaltliches No-Go, mit dem hier gespielt wird. Es ist eine definitorische Zwangslage, in die diese Bodenständigkeitsdifinition die Leserkreise bringt: Willst du bodenständig, dann verzichte halt auf ES, ESTARTU und die Ritter der Tiefe und auch auf den kommenden Chaoporter. - Letztendlich eine Suggestivdefinition.
Mit einem folgenden Beispiel belegt KNF auch seine Auffassung, nämlich anhand des Romans von Hubert Haensel (btw. schöne Werbung, so macht Name-dropping bei PR Spaß): Eine sehr bodenständige Geschichte von Raumfahrern und Technik, die in diesem Rahmen eher linear, spannungsarm und konventionell daherkommt, wird gerade erst durch das "unbodenständige" Element der Hyperraumwesen erzählerisch erweitert und spannungstechnisch aufgewertet.
Und hier würde ich erneut sagen: Recht haste, KNF!

Allerdings hat In einem anderen Posting der Forist Obernörgler bereits darauf hingewiesen, dass bei der Perry Rhodan Serie diese Auffassung zu kurz gedacht ist und sie die Reichhaltigkeit der PR-Serie nicht aufzugreifen versteht. Seit ihrem Bestehen nutzt die PR-Serie das Unbodenständige als Teil ihrer Erzählung. Schon die Spur durch Zeit und Raum im Wega-System oder der Kontakt zum fremden Universum der Druuf zeigt, dass in der PR-Serie inhaltliche Bodenständigkeit niemals die einzige Erzählweise war. PR wird von Beginn an sowohl reichhaltiger erzählt als auch reichhaltiger gelesen als in der bloßen inhaltlichen Gegenüberstellung von bodenständig/unbodenständig.

Ein anderes Posting, nämlich das des Foristen Dunkle Geburt, beleuchtet einen anderen Aspekt, den Perry Rhodan-Leserkreise womöglich diskutieren. Es geht nämlich nicht darum, ob das inhaltliche Erzählelement der Bodenständigkeit wie ein Schalter an- und ausgeknipst werden soll, sondern um das Maß, in welcher man diese, doch zuweilen inhaltlich sehr gewichtigen unbodenständigen Elemente einsetzt. Zum Beispiel ist ein, für diese und die letzten Generationen von Expokraten und des Redakteurs, wohl sehr wichtiges Topos das der "anderen Universen", die in den letzten Zyklen ein sehr großes Gewicht bekommen haben: das Neuroversum, die Jenzeitigen Landen, die Scherung des bekannten Universums, das Dyo-Universum - natürlich gab es mit dem Roten Universum der Druuf, dem "Spiegeluniversum" während des ES/Anti-ES Auseinandersetzung, Tarkan, den ganzen Paralleluniveren und Raum-Zeit-Falten während der Cantaro/Linguiden-Zeit oder dem Arresum/Parresum schon immer diese Elemente, doch hatten diese bei weitem nicht die erzählerischen Auswirkungen auf die Erzählwelt Perry Rhodan. (Vor allem die Scherung halte ich in dem Zusammenhang für eine erzählerisch schlechte Idee.)

Auch das Übermaß an Superintelligenzen, die auch schon seit Robert Feldhoff so stark zugenommen hatten, dass man vielleicht schon eher von dem "Volk der SIs" sprechen muss, statt von Individuen, verwässert m.E. eher dieses Gestaltungselement, anstatt es die PR-Serie konturiert. Ich schrieb früher schon mal an anderer Stelle: "In der gaZ gab es ES, dann BARDIOC und die Kaiserin, eine fern-intrigierende Seth-Apophis und die schweigsame ESTARTU. Mit jeder SI wurde, jedenfalls las/lese ich das so, den Protagonisten auch ein neuer oder zusätzlicher Aspekt ihres "kosmischen Bewusstseins" angeboten: ES sicherte die Unsterblichkeit und initiierte den kosmischen Aufbruch der Menschheit. BARDIOC und die Kaiserin repräsentierten zum ersten Mal die Pluralität der kosmischen Wesen, während Seth-Apophis das chaotarkische Gegenstück zur kosmokratischen Orientierung der Protagonisten darstellte. ESTARTU schließlich zeigte einen (zugegeben sehr vage ausformulierten) Dritten Weg zwischen den bipolaren Mächten auf. [...] Heute habe ich nun doch den Eindruck, dass die SIen bloß Vehikel für ein nicht mehr ganz so frisches Staunen der Leserschaft sind, das Sträußchen Garniturpetersilie auf dem Teller, weil's ja da so hingehört und ohne Sträußchen ja doch ein bisschen was fehlt. Und zu häufig bleibt dieses Kraut unverzehrt auf dem Teller zurück. Mir fehlt es, dass die Superintelligenzen Teil des Rezeptes sind, ein zusätzliches Gewürz, dass das Gericht oder den Genuss auf eine zusätzliche Geschmacksebene hebt. Ich kann auf SIen verzichten, wenn sie letztendlich nicht mehr darstellen als eine gestaltlose Form des "Monsters des Monats", dem man schriftstellerisch und rezeptionsästhetisch nicht auf seine Existenzebene folgen kann."

Ich möchte hier nun einen anderen Aspekt der "Bodenständigkeit" hervorstellen, der m.E. bisher kaum Berücksichtigung fand, nämlich dass Bodenständigkeit vielmehr Nachvollziehbarkeit bedeutet, gerade in dem Punkt der "Hohen Mächte".
In den letzten Zeiten las ich beispielsweise doch zu häufig, sowohl von Lesern als auch von AutorInnen, dass bei Fragen zu der Motivation oder der Handlungsweise von Hohen Mächten oder Superintelligenzen, die Antwort erfolgte, dass diese ja auf einer höheren Existenzebene und darum für uns zum großen Teil unverständlich seien - und somit dann auch in ihrer Gesamtheit nicht zu beschreiben sind.
Ich finde es schriftstellerisch und erzählerisch gefährlich, von Elementen zu erzählen und zu beschreiben, die das Charakteristikum des Unbeschreibbaren in sich tragen. Warum beschreibe bzw. erzähle ich von etwas, wenn es doch zugleich in einigen elementaren Aspekten unbeschreibbar bzw. unerzählbar ist? Der Gedanke, dass dies die Spannung oder den Sense of Wonder erhöht, so wie KNF das zu Beginn in seinem Haensel-Beispiel aufgeführt hat, greift in diesem Zusammenhang m.E. nicht, da Sense of Wonder oder Spannung nicht mit unbeschreibbar gleichzusetzen ist bzw. sein sollte.

Bodenständigkeit heißt für mich in der PR-Serie nicht, dass bestimmte Erzählelemente weggelassen oder hinzugefügt werden. Für mich heißt es, dass diese Elemente nachvollziehbar beschrieben werden. Ein Beispiel aus meiner Erinnerung, bei dem das m.E. ganz wunderbar gelungen ist, sind die beiden DORIFER-Romane von Robert Feldhoff aus dem Linguiden-Zyklus. Auch das Element von "sich repräsentieren lassen" hat die PR-Serie in der Vergangenheit oft und gut genutzt, um die Hohen Mächte "bodenständiger" zu machen: Die Diener der Materie, die jeweilgen Boten der Superintelligzen, Cairol, die Mächtigen, die Ritter der Tiefe, die Boten Thoregons... - sehr unterschiedliche Personen oder Personengruppen, die die Hohen Mächte oder den kosmischen Überbau erzählerisch nachvollziehbarer machten.

Ich würde also abschließend anmerken, dass m.E. die Definition, die KNF in seinem Text zur "Bodenständigkeit" gegeben hat, weniger dichotom und weniger suggestiv gedacht werden, sondern sie erweitert und weniger auf inhaltliche, sondern auf schriftstellerische Elemente fokussiert werden sollte. Erzählerisch kann man statt auf unbeschreibbare Unbodenständigkeiten auf beschreibbare Unbodenständigkeiten setzten und somit die Leserkreise in eine Erzählung führen, die Staunen, SoW oder Spannung aus einer bodenständige Erzählweise und nicht aus einem bodenständigen Erzählinhalt schöpft.

____________
Anmerkung: Leserkreise wird hier (s.o.) von KNF nicht genauer definiert, ist also dementsprechend sehr schwammig. Ich arbeite an dieser Stelle mit dem Gedanken, dass mit Leserkreisen zunächst einmal die verschiedenen digitalen Bereiche wie Facebook, Forum usw, aber auch kleinere Offline-Bereiche wie Stammtische oder andere Lesegemeinschaften gemeint sind. (Welche aktuell coronabedingt nicht oder nur erschwert möglich sind.)
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Papageorgiu
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Re: Bodenständige Science Fiction?

Beitrag von Papageorgiu »

Für mich ist "bodenständige SF", wenn ich die Feuchtigkeit des Dschungels einer fremden Welt auf der Haut spüre, wenn mir die Weite des Alls erschreckend bewusst wird, wenn ich die Fremdartigkeit außerirdischen Lebens erkenne, wenn die Größe des Unbekannten mir den Atem nimmt. Es ist dieses einfache Staunen, das man wohl nur hat, wenn etwas wirklich neu ist. Oder wenn die Autoren es verstehen, es neu klar zu machen. WV kann das. LL manchmal auch. (WV konnte es wie kein anderer. RF oft auch.)
George
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Re: Bodenständige Science Fiction?

Beitrag von George »

Die SF hat ein riesiges Erzählpotenzial. Man kann die unterschiedlichsten Welten besuchen: Steinzeit, Segelschiffe, Paralleluniversen - alles ist möglich. Umso wichtiger sind Regeln und Nachvollziehbarkeit. Autor und Leser müssen wissen und akzeptieren, welche Möglichkeiten und welche Beschränkungen gegeben sind.

Wie funktioniert ein Raumanzug? Was kann er, was nicht. Das muss festgelegt werden, und man muss sich daran halten, auch wenn es schwerfällt. Ansonsten verliert man ganz schnell den Boden unter den Füßen.

Superintelligenzen und höhere Wesen sind so unvorstellbar weit entwickelt, dass eine detaillierte Beschreibung nur unbefriedigend sein kann. Das kann nur in sehr geringer Dosierung gutgehen.

Uns Menschen kann nur etwas berühren, was innerhalb unseres geistigen Horizonts liegt. Und da geht es hauptsächlich um Menschen.

Bodenständig ist, was wir Menschen erfassen und glauben können.

Schreibt über wilde Kloppereien auf einer Steinzeitwelt. Dazu vielleicht ein schwarzer Monolith.

Schreibt über Schiffe, Flugzeuge und Piloten, die mitunter in einer dreieckigen Zone spurlos verschwinden.

Schreibt über Raumschiffe und Roboterschlachten, angeführt von Menschen mit dunklen und hehren Motiven.

Schreibt über utopische Welten.

Aber bitte schreibt nicht über einen Zoo voller höherer Wesen, die sich um die Vitalenergie von Menschen kloppen.
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Faktor10
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Re: Bodenständige Science Fiction?

Beitrag von Faktor10 »

stimmt
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Oceanlover
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Re: Bodenständige Science Fiction?

Beitrag von Oceanlover »

George hat geschrieben: 17. Januar 2021, 12:46 Ganzer Beitrag
:st:
Nette Grüße
Oceanlover
Manfred
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Re: Bodenständige Science Fiction?

Beitrag von Manfred »

Warum ist es nicht "bodenständig" über Superintelligenzen zu schreiben deren Motive für Menschen nicht nachvollziehbar sind. Natürlich sind sie das nicht. Betrachtet das ganze doch mal eine Ebene niedriger. Wir sind Tieren soweit überlegen wie Superintelligenzen uns überlegen sind. Trotzdem erlebt ein Tier die Auswirkungen unseres Handelns. Wenn ein Mähdrescher auf ein Rehkitz zufährt, sieht die Rehmutter nur ein "Monster" das auf ihr Junges zukommt. Sie erkennt die drohende Gefahr. Der Hintergrund bleibt ihr aber unverständlich. Selbst das klügste Reh wird nicht verstehen was ein Feld und was eine Ente ist.
Galaktische Grüße

Manfred
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LaLe
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Re: Bodenständige Science Fiction?

Beitrag von LaLe »

Das mit der Ente bekommen die Rehe schon noch hin. :P

SCNR
Die Katze grinste.
"Hierzulande ist jeder verrückt. Ich bin verrückt. Auch du bist verrückt."
"Woher weißt du, dass ich verrückt bin?"
"Sonst wärst du nicht hier", antwortete die Katze.

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Tennessee
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Re: Bodenständige Science Fiction?

Beitrag von Tennessee »

Manfred hat geschrieben: 17. Januar 2021, 20:33 Warum ist es nicht [...] eine Ente ist.
Salut Manfred,

ich finde ja, dass du das doch durchaus so sehen kannst. Das ist meines Erachtens eine ganz legitime Sichtweise auf die Perry Rhodan Geschichten. Ich persönlich finde allerdings, dass die PR-Serie eine Geschichte der zukünftigen Menschheit erzählen sollte, die als Erzählung mehr anbieten sollte, als eine Menschheit, um in deiner Analogie zu bleiben, die ihre Zukunft wie eine Rehmutter erlebt, die einen Mähdrescher sieht.

lg
Ten.
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AushilfsMutant
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Re: Bodenständige Science Fiction?

Beitrag von AushilfsMutant »

Was für Ente?!
„...der Gastgeber fragt in die Runde, was den jeder gerne zu trinken hätte. Der Kosmokrat reagiert verwirrt, man kann mehr als nur Wasser trinken? Der Chaotarch, der gleich neben an sitzt, fragt sich ob es auch genug Tee/Wasser/Kaffee....Arten im Angebot gibt. Darauf hin, kommt es zum Streit zwischen den Beiden, was den nun die richtige Flüssigkeit zum Trinken sei...“

Auszug auf dem Buch: Die Hohen Mächte und der Moralische Code (Band 14, Seite 345, Absatz 2)
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Tennessee
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Re: Bodenständige Science Fiction?

Beitrag von Tennessee »

AushilfsMutant hat geschrieben: 17. Januar 2021, 23:12 Was für Ente?!
Es kann nur eine geben: https://www.youtube.com/watch?v=KPzhwMKEFGQ
„Ein Wort“, sagte Humpty Dumpty, „bedeutet genau das, was ich es bedeuten lasse, nichts anderes.“
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„Die Frage ist“, sagte Humpty Dumpty, „wer die Macht hat – das ist alles.“
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Goshun
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Re: Bodenständige Science Fiction?

Beitrag von Goshun »

Jeder will natürlich eine andere Art von "Bodenständigkeit".

Für mich bedeutet "Bodenständig" nicht den Verzicht auf "Höhere Mächte" sondern was ganz anderes:
Glaubhafte Handlung, Protagonisten mit Zielen, Motiven und Konflikt mit anderen ebenso nachvollziehbaren Antagonisten.

Beispiel: Ich habe die Motivation von Dancer und Schlafner nicht so richtig nachvollziehen können warum sie so schnell die Seiten wechseln.
Das bedeutet nicht ich halte die Figuren für schlecht (der Einführungsroman war eine Perle!) sondern nur diesen einen Aspekt.

Das kann natürlich auch an mir liegen, ich bin nicht davor gefeit mal was nicht zu verstehen oder zu überlesen.
"Bodenständiges" zu verlangen ist also auch ein Eingeständnis des Lesers irgendwelche Aspekte nicht zu verstehen oder nicht nachvollziehen zu können.
Der Leser kann es sich einfach machen: "Alles was ich nicht versteh' ist keine Kunst und fürs WC" (frei nach "EAV")

Immer wenn ich als Leser zu merken scheine wie die Handlung nicht getrieben ist von den Motiven der Figuren sondern von anderen Dingen (Vorgaben, Wunsch nach einer bestimmten Szene/Handlung/Person, Expose) kommt es mir "künstlich" vor. Das ist für mich das Gegenteil von "bodenständig".



Zu den "Hohen Mächten". Nehmen wir mal an wir müssten einer Ameise erklären warum es super toll ist den Wald zu roden und hier eine Autobahn zu bauen.

Ameisen könnten, im weitesten Sinne, das Konzept von Autobahnen schon verstehen. Sie selber bilden auch Transportstraßen und sind nicht zimperlich, wie jeder der schon mal wochenlang Ameisen im Haus hatte, bestätigen kann.

Trotzdem gibt es hier in beiden Fällen einen Konflikt, einmal unsere Autobahn durch den Wald, eimal die Ameisenstraße durch unsere Wohnungen.


Auch beim Reh und der Ernte wäre ich mir da nicht so sicher ob das Konzept dem Reh nicht nahegebracht werden kann. Immerhin IST ein Reh ein lebendes Mähgerät welches sich nicht darum kümmert ob es bei der Nahrungsaufnahme Käfer verschluckt.

Die Grundvorraussetzung ist die Annahme die entsprechenden Tiere können abstrakt denken und sind sich selbst bewusst. Ob dazu weiteres höherdimensionales Verständnis notwendig ist bezweifle ich.


Das wäre "bodenständig" auch wenn "Hohe Mächte" im Spiel sind. Nicht "Bodenständig" ist es meiner Meinung nach sich darauf zurückzuziehen: Wir Ameisen verstehen ja ohnehin nichts von den großen Mächten, darum kann man auf die Motive auch nicht eingehen.
Some people are nice some people are nasty. There is always a Baldrick and there is always a Blackadder.
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LaLe
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Re: Bodenständige Science Fiction?

Beitrag von LaLe »

Als "bodenständige" SF würde ich das bezeichnen was gemeinhin mit Hard SF beschrieben wird. Also ein Fokus auf technisch-wissenschaftliche Erkenntnisse unserer Zeit, die extrapoliert und weiterentwickelt werden. Das ist PR m. E. nie gewesen.

Was die Serie selbst betrifft, könnte man als bodenständig definieren, dass diese auf den selbst gelegten Grundlagen basiert und diese erzählerisch weiterentwickelt. Das tut sie m. E. schon lange nicht mehr. Dem stehen diverse Resets entgegen, die nicht immer aus dem Geschriebenen hergeleitet wurden, manches wurde gar regelrecht totgeschwiegen.

Als positives Gegenbeispiel würde ich die Hyperimpedanz anführen wollen. Die fand ich als Konsequenz aus dem Thoregon-Großzyklus super hergeleitet.
Die Katze grinste.
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"Woher weißt du, dass ich verrückt bin?"
"Sonst wärst du nicht hier", antwortete die Katze.

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Re: Bodenständige Science Fiction?

Beitrag von Haywood Floyd »

Tennessee hat geschrieben: 17. Januar 2021, 12:03 Bodenständigkeit heißt für mich in der PR-Serie nicht, dass bestimmte Erzählelemente weggelassen oder hinzugefügt werden. Für mich heißt es, dass diese Elemente nachvollziehbar beschrieben werden.
Goshun hat geschrieben: 18. Januar 2021, 12:01 Für mich bedeutet "Bodenständig" nicht den Verzicht auf "Höhere Mächte" sondern was ganz anderes:
Glaubhafte Handlung, Protagonisten mit Zielen, Motiven und Konflikt mit anderen ebenso nachvollziehbaren Antagonisten.
Darum geht's doch, weil es daran mangelt: Nachvollziehbarkeit!

Kein wildes Konfettigestreue von Andeutungen und Rätseln (um entlang des Wegs Stimmung zu generieren?), die dann, im LOST-Stil :frier: , entweder überhaupt nicht (der unvergessliche Knöchel, der älter als das Universum war...) , oder in Band xx99 auf nicht zufriedenstellende Weise hokuspokus-handwedelnd (ref. Band 3099) schnell mal wegerklärt werden.

Sondern Fäden, die beim Stricken des Zyklus irgendwo lose heraushängen blieben, später im Laufe des Zyklus (net notwendig erst im Abschlussband...) sauber miteinander verknüpfen und sie nicht ignorieren, abschneiden oder verbergen - das ist Bodenständigkeit. Und das verlangt handwerklich hervorragende Zyklus-Planung und Durchführung - man beachte den Parallel-Zyklus der Greise...

Das ist sicher viel, viel Arbeit, aber ich glaube, die Leser dürfen dies erwarten. Und wenn eine Handvoll bekiffter Senioren sowas in einigen wenigen Tagen ad hoc in so ansprechender und durchdachter Weise produzieren und niederschreiben können, sollten es doch zwei bis drei (wenn man KNF mal mitrechnet) Vollprofis innerhalb einiger Wochen mindestens noch besser hinbekommen, oder? :mrgreen:

IIRC haben WV/CM zu Beginn ihres Expossariats mal in Aussicht gestellt, die Serie werde bodenständiger. Ich weiß net, was sien diesem Zusammenhang genau mit Bodenständigkeit meinten, aber ich habe den Eindruck, es scheint dabei nicht unbedingt um Nachvollziehbarkeit gegangen zu sein... . :nixweis:
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Goshun
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Re: Bodenständige Science Fiction?

Beitrag von Goshun »

Haywood Floyd hat geschrieben: 18. Januar 2021, 13:05 Darum geht's doch, weil es daran mangelt: Nachvollziehbarkeit!

Kein wildes Konfettigestreue von Andeutungen und Rätseln (um entlang des Wegs Stimmung zu generieren?), die dann, im LOST-Stil :frier: , entweder überhaupt nicht (der unvergessliche Knöchel, der älter als das Universum war...) , oder in Band xx99 auf nicht zufriedenstellende Weise hokuspokus-handwedelnd (ref. Band 3099) schnell mal wegerklärt werden.

Sondern Fäden, die beim Stricken des Zyklus irgendwo lose heraushängen blieben, später im Laufe des Zyklus (net notwendig erst im Abschlussband...) sauber miteinander verknüpfen und sie nicht ignorieren, abschneiden oder verbergen - das ist Bodenständigkeit. Und das verlangt handwerklich hervorragende Zyklus-Planung und Durchführung - man beachte den Parallel-Zyklus der Greise...
Das ist einer dieser schwierigen Kompromisse. Meiner Meinung nach lebt die Serie auch von "furiosen Abschlüssen" und Spannung die bis dahin erhöht wurde.

Ich sehe es so die Kunst des Erzählens ist allgemein detailverliebter geworden. Früher mal kam man in einem Film mit 90 Minuten zum Punkt und es blieben wenig Fragen offen.

Heute wird daraus eine Serie mit 3 Staffeln gemacht wo 60% der Dinge niemals aufgeklärt wird.

Ich bin zwar schon alt aber ich kann es nachvollziehen wenn man den Jüngeren, die sowas offensichtlich mögen, auch etwas bieten will. Die muss man ja auch bei der Stange halten.


Da ich selber schon alt bin kann ich aber auch den Wunsch nach mehr Struktur und Auflösung von Handlungsbögen nachvollziehen. Weil es bei mir auf die Neugier drückt wenn ich bei allen interessanten Teilhandlungen denke "Naja... am Ende des Zyklus wird das wahrscheinlich weggeworfen. Warum soll ich es also toll finden?"

Meiner Meinung nach geht es da aber eher um Feinjustierung... Wünschen darf man sich alles ;)
Zuletzt geändert von Goshun am 18. Januar 2021, 14:00, insgesamt 1-mal geändert.
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