Perry Rhodan: eine geniale Romanfigur und sein größter Feind, der Zeitgeist

Aktuelle Erstauflage, zu Hintergründen und möglichen Entwicklungen.
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altleser
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Perry Rhodan: eine geniale Romanfigur und sein größter Feind, der Zeitgeist

Beitrag von altleser »

Hallo,
mein Einstieg in die Serie erfolgte seinerzeit als noch sehr junger Mann. Mein erstes Heft gehörte zum Schwarmzyklus. Die Serie zog mich gleich in Ihren Bann. PR war spannend, phantasievoll und eine Ablenkung von meiner damals recht tristen Realität. Irgendwann verstand ich, was das ganz Besondere an dieser Serie ist: die Vision von einer geeinten Menschheit ohne Nationalitäten, Rassen, Vorurteile, Diktaturen, Bevormundungen. Die Gründerväter von Perry Rhodan hatten DIE TERRANER erfunden. Ich glaube, dass PR mit seiner positiven Grundphilosophie im Laufe der Jahrzehnte mehr Gutes bewirkt hat als ganze Generationen von Politikern und Möchtegern-Weltverbessern. Sehr beeindruckt hat mich die Begegnung mit einem anderen PR-Altleser vor einigen Jahren: dieser wollte die Serie ab Band 1 für seinen kleinen Sohn kaufen, damit der mit den Idealen und Grundgedanken des PR-Universum aufwächst.
Irgendwann lernte ich dann aber auch Perry Rhodan´s größten Feind kennen: dies ist weder der Chaotarch Xpomutl noch dessen Kollege Xrayn (auf den seit vielen hundert Heften immer noch gewartet wird, siehe PR 2447). Nein, der größte Feind des Retters des Universums ist ein anderer: der Zeitgeist. Jener ist bekanntlich ein sehr penetranter Zeitgenosse, welcher immer alles besser weiß. Dem Zeitgeist ist konservatives Gedankengut ein Gräuel. Früher war aus seiner Sicht (fast) alles schlecht, rückständig und ewig gestrig. Es sei eben nicht mehr „zeitgemäß“ (das ultimative Totschlag-Argument). Und in der Zukunft müsse alles so sein, wie es dem aktuellen politischen und gesellschaftlichen Mainstream entspräche. Alle Andersdenkenden macht der Zeitgeist rigoros nieder. Und jener Zeitgeist machte im Laufe der Jahrzehnte auch immer wieder unserem Helden Perry das Leben schwer. Die Serie schwächelte nämlich immer dann, wenn Redakteure und Autoren glaubten, Sie müssten den Jetzt-Zustand anno 1970, 1990, 2000, 2020 - oder wann auch immer - einfach um ein paar tausend Jahre in die Zukunft projizieren. Und was aktuell im Mainstream als der Weisheit letzter Schluss gälte, müsse dies auch anno Xtausend NGZ sein.
So waren es zu Zeiten des kalten Krieges die Transformkanonen-Salven der Schlachtschiffe des Solaren Imperiums, welche einem Teil der Leserschaft sauer aufstießen. Auch die Jungs in den lindgrünen Uniformen, welche tausendfach stramm standen und zeitgleich zu den schmalen Witzchen von Roi Danton lachten, wirkten nicht gerade sympathisch. Irgendwann gelang es besagtem Zeitgeist dann, mich zu meinem ersten, temporären Abschied von der PR-Serie zu bewegen.
Jahre später erfolgt der Wiedereinstieg. Der „Sense of Wonder“ und viele tolle Romane mit den 7 Mächtigen, Kosmokraten und unseren Hauptfiguren begeisterten mich. Und so kaufte ich auch viele Hundert Hefte nach und verschlang diese geradezu. Aber wieder blieb Perrys größter Widersacher nicht lange untätig. Irgendwann wehte der Wind des Zeitgeistes aus der anderen Richtung ins PR-Universum. Und so begannen die Vironauten durch die PR-Serie zu langweilen. Als sich dann auch noch der damalige LKS-Mensch zu der Behauptung verstieg, die Vironauten seien ähnlich spannend wie die damaligen Grünen und PR sei ja eigentlich eine „Grüne Serie“, stieg ich zum zweiten Mal aus.
Dann vergingen erneut einige Jahre, bis ich mich aufs Neue mit PR anfreundete. Und einige Dutzend (oder Hundert) Hefte konsumierte. Dann begegnet mir ein weiteres Mal der unerfreuliche Zeitgeist. Diesmal wieder aus der anderen Ecke und in Gestalt des ewigen Kriegers Ratber Tostan. Erneut nahm ich mir genervt eine längere PR-Auszeit.
Irgendwann kurz vor 2900 erfolgte mein mutmaßliches letztes Comeback als Leser. Anfangs war ich sehr erfreut und positiv überrascht, dass es PR noch gab und dass auch der grässliche Zeitgeist offenbar gerade eine Ruhepause einlegte. Leider tauchte dieser dann irgendwann nach 2950 wieder auf und treibt seitdem sein Unwesen mit nie gekannter Wucht und Brisanz. Irgendwann, wohl im Rahmen des „Gucky-Skandals“ tauchten auf den Fan-Seiten die ersten Gerüchte auf, PR könne möglicherweise eingestellt werden. Meiner Vermutung nach haben dann anscheinend so viele der sogenannten „Alt-Leser“ Ihr Abo gekündigt, dass die Verantwortlichen in Panik gerieten und glaubten es müsse ein frischer Wind durch die Serie wehen, damit die Verkaufszahlen wieder steigen!? Dabei orientierten Sie sich dann ausgerechnet in nie gekanntem Maße am Kollegen „Zeitgeist.“ Alle neue Hauptfiguren sind seitdem weiblich (Frauenquote?!), Homo(Sexualität) ist immer wieder ein Thema und auch ein Transgender gab sein Debüt bei PR.
Meine Meinung: mehr Frauen in der Serie sind eine gute Idee. Dass man aber jetzt ins andere Extrem verfällt und sämtliche neuen Hauptfiguren weiblich sind, ist leider typisch, auch für unsere heutige Zeit. Personen wie die jüngere Ankerstrom-Schwester oder die Dyoversum-Mutantin finde ich durchaus sympathisch. Dagegen ist die durch die Serie trampelnde Schreckschraube Gry O´Shannon, welche mal kurz bis an den Beginn aller Zeiten reist und nebenbei Erde und Milchstraße rettet, ebenso nervig wie unglaubwürdig. Als männliches Pendant wäre mir diese Figur genauso unsympathisch. Zu den 4 Ankerstrom-Romanen und PR 3001 mit Axelle Tschubai: sicher gibt es Leser(innen), denen diese Hefte gefallen. Aber ich kann überhaupt nichts damit anfangen, wenn seitenlang das Gefühlsleben junger Frauen mit allen Facetten geschildert wird. Es fehlt auch jede Spannung in diesen Romanen. Wie bei allen Abenteuern mit PR selber und den weiblichen Hauptfiguren ist von Anfang an klar, dass die Superduper-Terraner am Ende gewinnen. Und die moralisch hoch überlegenen Terraner nebenbei auch noch allen anderen zeigen, wo es lang geht. Diese Romane kommen mir vor, als hätte eine Frau Sie für andere Frauen geschrieben.
Auf Homo(Sexualität) in den Romanen kann ich gerne verzichten. Die Serie kommt auch gut ohne den Lebensgefährten eines Tantur-Barons, die homoerotischen Phantasien der älteren Ankerstrom-Schwester und Atlans Liebesabenteuer aus. Die Vision einer irgendwann vergeistigten Menschheit und körperloser Superintelligenzen gehörte für mich immer zu der faszinierenden Welt von PR. Weder im 21. noch im 56.Jahrhundert halte ich „mehr Sex“ für zukunftsweisend und notwendig. Auch nicht in der PR-Serie.
Der/die geschlechtswandelnde Iwan/Iva ist eine interessante neue Serie und belebend. Aber müssen in jedem Heft immer wieder mehrfach die Charakteristiken dieser Figur erklärt werden?
Am schlimmsten aber an dem neuen Wind, der seit einigen Monaten durch das PR-Universum weht, ist ein ziemlich penetrantes, oberlehrerhaftes Verhalten einiger Autoren und Mitarbeitern. Manche dieser Herrschaften wollen offenbar unbedingt aus den Lesern bessere Menschen (im Sinne des Zeitgeistes) machen?! Das Erste, was wohl nicht nur mir ziemlich sauer aufstieß, war, wie ein (mir unbekannter) „Alt-Leser“ im Mittelteil auf den Fan-Seiten abgekanzelt wurde. Der Unglücksrabe hatte sich offenbar (zu Recht) beschwert, dass PR seit einiger Zeit wie ein jugendlicher Superheld dargestellt würde, welcher immer wieder in die größte Gefahren stolpert, unbeschadet herauskommt und dann mit links auch noch eben alle Probleme des Universums löst. Daraufhin erhielt der Unglücksrabe von der Fan-Betreuerin die Replik, dass dies schon seine Richtigkeit habe und „Alt-Leser können so etwas eben nicht verstehen“. Auweia! Die Gründervater von PR würden sich wahrscheinlich im Grab umdrehen angesichts von so viel Arroganz. Dann gab es die beiden Romane, wo der PR-Autor immer und immer wieder (20mal, 30mal oder häufiger?) betonte, was für gute Wesen doch die großen, schwarzen Naats wären und wie böse doch all die hellhäutigen, weißhäutigen Arkoniden seien. Es lebe das Klischee und das Schubladen-Denken! (anno 2020 wie NGZ 5437). Dann schaffte schließlich sogar noch die „Grüne Sprachpolizei“ die Zeitreise in die Zukunft: der Leser wurde informiert, dass nur noch der Begriff „Baalols“ verwendet werden solle. Und nicht mehr „Antis“ gesagt werden dürfe, weil dies ähnlich diskriminierend sei wie der Begriff „Rothäute“ im 21.Jahrhundert! Was kommt als Nächstes: wird der Leser belehrt werden, dass man im 6.Jahrtausend nicht mehr „Tellerköpfe“ sagen darf, weil dies genauso diskriminierend sei wie der „Mohrenkopf“ im 21.Jahrhundert? Oder wird die Muurt-Wurm-Speise verboten, weil sie ähnlich diskriminierend sei wie das „Zigeunerschnitzel“ anno 2020??
Meine Meinung: ich wünsche unseren Nachfahren in späteren Jahrtausenden, dass es ein möglichst umfassendes Grundrecht auf Meinungsfreiheit und Meinungsvielfalt gibt. Und keine Bevormundung durch eine ewig besserwissende Meinungs- oder Sprach-Polizei!
Den Vogel abgeschossen haben die PR-Macher aber mit dem Gucky-Gemetzel. Da wurde eine der beliebtesten und wichtigsten Figuren der Serie völlig unnötig gemeuchelt. Die Interviews mit Frick, Lukas & Co, welche man danach im Internet lesen konnte, zeigten, wie völlig abgehoben und weit weg von einem großen Teil der Leserschaft diese Herrschaften sind. Das Schlimmste war aber noch nicht mal die völlige Fehleinschätzung der Leser-Reaktionen auf das Ableben von Gucky. Sondern die Art und Weise wie diese Lieblings-Figur umgebracht wurde. Nämlich zu Tode gepeitscht(!!). Dies wurde von den gleichen Leuten verzapft, welche gebetsmühlenartig wiederholen, wie viel menschlich und besser die Serie doch gegenüber früher sei. Und wie human und ethisch hochstehend man doch heutzutage sei. Moral Marke Eigenbau! Oder: der Zeitgeist hat immer Recht. Glaubt er jedenfalls...
Den unrühmlichen Abschluss bildete dann die halbherzige Erklärung, ein Ableben Guckys wäre nie geplant gewesen. Teile der Leserschaft hätten eben nicht kapiert, dass dies quasi nur ein „Fake“ war.

Mein Schlussstatement (nachdem 3001 aller Voraussicht nach mein wirklich allerletzter PR-Roman war): wenn die PR-Serie noch ein paar hundert oder gar Tausend Romane älter werden soll, dann muss sich personell im Bereich der Verantwortlichen ganz gewaltig etwas ändern. Eine andere Expose-Redaktion und einige neue, qualifizierte Autoren sind überfällig. Ein William Voltz wird sicher nicht gleich vom Himmel fallen. Und auch nicht ein Clark Darlton, H.G. Ewers etc. Aber wenn diejenigen Leute, welche beim Verlag(?) finanziell das Sagen haben, die Serie langfristig weiterführen wollen, dann muss sich gewaltig etwas ändern. Und PR wieder in die über Jahrzehnte bewährte Erfolgsspur zurück gebracht werden: eine humane Zukunftsvision einer geeinten Menschheit mit spannenden Charakteren und bewährten Hauptdarstellern. Das Ganze gewürzt mit einer Prise „sense of wonder“ und etwas Humor. Und ohne Perrys Hauptfeind: den Zeitgeist.

Für mich war es das (diesmal endgültig): nach über 40 Jahren PR sage ich goodbye.
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Eric_Manoli
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Re: Perry Rhodan: eine geniale Romanfigur und sein größter Feind, der Zeitgeist

Beitrag von Eric_Manoli »

altleser hat geschrieben: 2. Februar 2021, 15:47 Für mich war es das (diesmal endgültig): nach über 40 Jahren PR sage ich goodbye.
Nun, man soll niemals nie sagen! Aber es wäre doch schön, wenn du uns hier noch etwas erhalten bliebest. Ich bin auch so ein Altleser, und das eine oder andere kann ich nachvollziehen, vor allem das mit dem Zeitgeist.

PR ist als Serie immer gescheitert, wenn sie statt einer technischen eine soziale Zukunft zu schildern versuchte. Dann sah man immer ganz deutlich, daß es eher die Beschreibung aktueller Wunschträume, und weniger einer vorstellbaren sozialen Zukunft waren.

Aber das sollte auch niemanden wundern. Science Fiktion lebt von der Verbindung von technisch-wissenschaftlicher Entwicklung und Fantasie. Technik und Naturwissenschaften sind Wissensbereiche mit einem hohen Realitätsgehalt, und das färbt eben ab auf die SF. Für die Sozialwissenschaften gilt das dagegen nicht. Da ist schon das, was sich als Wissenschaft ausgibt, zum großen Teil Wunschträumerei, und der Versuch, das in die Zukunft zu projizieren, oft lächerlich.

Das scheint mir der Grund, warum es kaum wirklich gute soziale SF gibt, wenn man mal von den großen Dystopien absieht. Eine schreckliche soziale Zukunft zu zeichnen ist eben soviel leichter als eine realistische (was immer Realismus im Zusammenhang mit SF-Literatur heißen mag).

Insofern ist es auch nicht verwunderlich, daß in vielen SF-Romanen vor allem die Wünsche und Befürchtungen der jeweiligen Gegenwart behandelt werden, und ihre Bedeutung dementsprechend begrenzt ist.

Andererseits existiert die PR-Serie nun seit 60 Jahren. Da können die Autoren nicht so wirklich viel falsch gemacht haben, und wenn auch ich lange Zeit mit vielen Zyklen nichts anfangen konnte, und nun erst seit reichlich einem Jahr wieder dabei bin, so will ich zumindest für mich gern zugestehen, daß das auch an mir gelegen haben kann.

Schließlich möchte ich nicht vergessen, daß es sich bei Perry Rhodan um eine Unterhaltungsserie handelt, nicht mehr, aber auch nicht weniger, die nicht nur gelegentlich Zeitreisen schildert, sondern vor allem versucht, selbst eine zu sein, und das seit mehr als einem halben Jahrhundert. Diese fast von Anfang an begleitet zu haben, mal mit mehr, mal mit weniger Abstand, ist schon ein Erlebnis!

Gerade im Moment habe ich den Eindruck, daß es den Autoren gelingt, recht unterhaltsame Romane abzuliefern. Vielleicht ist das dem Zeitgeist geschuldet. Vielleicht liegt es aber auch an mir. :rolleyes:
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Ce Rhioton
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Re: Perry Rhodan: eine geniale Romanfigur und sein größter Feind, der Zeitgeist

Beitrag von Ce Rhioton »

Der jeweilige Zeitgeist machte sich schon immer in der Serie bemerkbar:
In den 1960er Jahren waren die Romane noch häufig militärisch geprägt. Ende der 1970er und Anfang der 1980er Jahre hielt dann auch ein Pazifismus Einzug in die Zyklen (da kamen bei Raumschlachten dann eben Robotraumer zum Einsatz).

Ich finde das auch gar nicht erstaunlich, denn die Autoren sind natürlich (wie wir alle) Kinder ihrer Zeit:
Sie schreiben aus der Perspektive, die sie alltäglich (er)leben.

Und auch im Alter kann man selbst noch dazulernen und weiser werden. Man kann nicht nur die eigene Sicht nach innen und außen vertreten, sondern sich beispielsweise in Andere hineinversetzen und deren Sichtweise zu verstehen versuchen.

Meinungsfreiheit ist ein hohes Gut. Aber wenn ich Andere durch eine vorgefertigte Meinung verletze, ist es eben nicht nur eine Meinung. Empathie lässt sich lernen, wenn man guten Willens ist.

Ergo: Der Zeitgeist ist auf Perry Rhodans Seite - damals wie heute.
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Eric_Manoli
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Re: Perry Rhodan: eine geniale Romanfigur und sein größter Feind, der Zeitgeist

Beitrag von Eric_Manoli »

Ce Rhioton hat geschrieben: 2. Februar 2021, 20:14 Meinungsfreiheit ist ein hohes Gut. Aber wenn ich Andere durch eine vorgefertigte Meinung verletze, ist es eben nicht nur eine Meinung. Empathie lässt sich lernen, wenn man guten Willens ist.
Worin unterscheidet sich eine "vorgefertigte" Meinung von einer Meinung? Wer entscheidet, wann eine Meinung verletzt und wann nicht?
Ce Rhioton hat geschrieben: 2. Februar 2021, 20:14 Der Zeitgeist ist auf Perry Rhodans Seite - damals wie heute.
Das ist ja denn doch wohl ein bißchen zu einfach. Der "Geist" einer Serie wie Perry Rhodan sollte sich aus der Entwicklung eben dieser Serie ergeben. Der Zeitgeist ist halt ein ziemlich windiger Zeitgenosse.

Ja, ich weiß, eine Serie muß sich auch verkaufen. Also muß man nach neuen Lesern suchen, aber eben, ohne die alten zu verlieren. Am Ende ist es Unterhaltungslektüre, kein politisches Pamphlet oder weltanschauliche Propaganda.
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Klaus N. Frick
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Re: Perry Rhodan: eine geniale Romanfigur und sein größter Feind, der Zeitgeist

Beitrag von Klaus N. Frick »

Eric_Manoli hat geschrieben: 2. Februar 2021, 20:29 Ja, ich weiß, eine Serie muß sich auch verkaufen. Also muß man nach neuen Lesern suchen, aber eben, ohne die alten zu verlieren. Am Ende ist es Unterhaltungslektüre, kein politisches Pamphlet oder weltanschauliche Propaganda.
Ja klar.

Aber so war es schon immer.
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Klaus N. Frick
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Re: Perry Rhodan: eine geniale Romanfigur und sein größter Feind, der Zeitgeist

Beitrag von Klaus N. Frick »

altleser hat geschrieben: 2. Februar 2021, 15:47
Auf Homo(Sexualität) in den Romanen kann ich gerne verzichten. Die Serie kommt auch gut ohne den Lebensgefährten eines Tantur-Barons, die homoerotischen Phantasien der älteren Ankerstrom-Schwester und Atlans Liebesabenteuer aus. Die Vision einer irgendwann vergeistigten Menschheit und körperloser Superintelligenzen gehörte für mich immer zu der faszinierenden Welt von PR. Weder im 21. noch im 56.Jahrhundert halte ich „mehr Sex“ für zukunftsweisend und notwendig. Auch nicht in der PR-Serie.
Zweierlei zu dieser Leserkritik:

1. Sie kam ja auch als Leser-Mail zu uns. Ich habe sie – wie es sich gehört – an die im Text genannten Kolleginnen und Kollegen weitergeleitet. Wir machen uns darüber sehr wohl unsere Gedanken. Ich glaube natürlich nicht, dass ich in einem Elfenbeinturm sitze, aber ich muss mir meinen Kopf darüber machen, dass es offenbar Leute gibt, die das annehmen.

2. Ich habe nicht das Gefühl, dass wir »zu viel Sex« in den Romanen haben. Geschlechtsverkehr wird weder gezeigt noch thematisiert. Aber das ist sicher Geschmackssache. Ich finde nur: Seit 1961 hat sich doch einiges in der Welt geändert.
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Re: Perry Rhodan: eine geniale Romanfigur und sein größter Feind, der Zeitgeist

Beitrag von Scrooge »

Ce Rhioton hat geschrieben: 2. Februar 2021, 20:14 Der jeweilige Zeitgeist machte sich schon immer in der Serie bemerkbar:
In den 1960er Jahren waren die Romane noch häufig militärisch geprägt. Ende der 1970er und Anfang der 1980er Jahre hielt dann auch ein Pazifismus Einzug in die Zyklen (da kamen bei Raumschlachten dann eben Robotraumer zum Einsatz).

Ich finde das auch gar nicht erstaunlich, denn die Autoren sind natürlich (wie wir alle) Kinder ihrer Zeit:
Sie schreiben aus der Perspektive, die sie alltäglich (er)leben.
Ich weiß nicht, inwiefern die Serie einen wie auch immer gearteten "Zeitgeist" widerspiegelt, glaube aber, dass einige der Ansichten, die immer wieder geäußert werden, so nicht stimmen. So glaube ich ebenso wenig, dass die "militaristische" Phase der 60er Jahre den damaligen "Zeitgeist" widerspiegelt wie die "humanistische" Phase der späten 70er Jahre. Denn gerade die 60er Jahre haben gigantische gesellschaftliche Neuerungen erfahren (gesellschaftliche Erneuerung, Proteste gegen den Vietnamkrieg etc.), die sich nicht 1:1 in der Serie widergespiegel haben. Klar ist, dass alle kreativ Schaffenden lebensweltlich verankert sind und ihre Erfahrungen verarbeitet haben, was auch sonst? Doch diese immer wieder erzählte Geschichte, wie Du sie andeutest, ist viel zu einfach.
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Re: Perry Rhodan: eine geniale Romanfigur und sein größter Feind, der Zeitgeist

Beitrag von astroGK »

altleser hat geschrieben: 2. Februar 2021, 15:47 Dann schaffte schließlich sogar noch die „Grüne Sprachpolizei“ die Zeitreise in die Zukunft: der Leser wurde informiert, dass nur noch der Begriff „Baalols“ verwendet werden solle. Und nicht mehr „Antis“ gesagt werden dürfe, weil dies ähnlich diskriminierend sei wie der Begriff „Rothäute“ im 21.Jahrhundert
Korrekt. Rothaut oder Anti ist jeweils eine Fremdzuschreibung aufgrund einer Einzeleigenschaft. So wie "Weiße" auch,
altleser hat geschrieben: 2. Februar 2021, 15:47 Was kommt als Nächstes: wird der Leser belehrt werden, dass man im 6.Jahrtausend nicht mehr „Tellerköpfe“ sagen darf, weil dies genauso diskriminierend sei wie der „Mohrenkopf“ im 21.Jahrhundert?
Was auch richtig ist, genauso wie bei "Blues". Wäre so wie wenn diese zu den Terranern "Kugelkopf" oder "Bleichhaut" sagen würden. Respektlos. :o
altleser hat geschrieben: 2. Februar 2021, 15:47 Oder wird die Muurt-Wurm-Speise verboten, weil sie ähnlich diskriminierend sei wie das „Zigeunerschnitzel“ anno 2020??
Muurt-Wurm ist meines Wissens keine Fremdzuschreibung für eine Personengruppe. Sowenig wie Ente im Entenbraten. :D
altleser hat geschrieben: 2. Februar 2021, 15:47 Für mich war es das (diesmal endgültig): nach über 40 Jahren PR sage ic11h goodbye.
Reisende soll man nicht aufhalten. B-)
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Goshun
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Re: Perry Rhodan: eine geniale Romanfigur und sein größter Feind, der Zeitgeist

Beitrag von Goshun »

Also als "Altleser" der ich mich nun nach Jahrzehnten nach "Erstkontakt" auch schimpfen darf kann ich die Kritik überhaupt nicht nachvollziehen.

Ich empfinde es überhaupt nicht so als ob es nur mehr neue Frauenfiguren gäbe... ich meine Dancer und Schlafner sind nicht beide Weiblich. Donn ist keine Frau. Fast alle ZA Träger sind männlich.

Meiner Meinung nach ist diese Art der Darstellung als "Nebensache" von Sexualität genau die richtige Dosis. Nicht zu viel um aufdringlich zu wirken aber auch nicht völlig fehlend. Nein die Serie kommt nicht ohne Atlans Liebesabenteuer aus, das ist ja schon Tradition. Warum man dann nicht auch unaufdringlich andere Beziehungen "nebenbei" thematisieren soll, was genau ist das Problem damit?

Auch mit Hemaphroditen, Homosexuellen, Aliens mit 5 Geschlechtern habe ich kein Problem.
Aber mich würde ehrlich interessieren: was genau ist das Problem damit? Das kommt meiner Meinung nach nicht aus obigem Text hervor. "Es gehört nicht zu Perry Rhodan" ist mir zuwenig. Warum nicht?



Bei einer Sache muss ich allerdings zustimmen: Viele Figuren haben meiner Meinung nach eine Menge Glück um Gefahren zu entgehen. Es spricht nichts gegen ein bischen Glück aber für meinen Geschmack ist da auch schon zu viel Zufall dabei. Der Einschätzung Perry stolpert von einer Gefahr in die nächste ohne wirklich zu agieren und nur durch Glück wieder rauszukommen kann ich nachvollziehen.

Ich bin aber der festen Überzeugung den Autoren ist dieses Manko inzwischen nähergebracht worden (Stichwort "bodenständigkeit") wie auch die Diskussionen hier im Forum zeigen.
Some people are nice some people are nasty. There is always a Baldrick and there is always a Blackadder.
Wim Vandemaan
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Re: Perry Rhodan: eine geniale Romanfigur und sein größter Feind, der Zeitgeist

Beitrag von Wim Vandemaan »

Die Erotik hält, wenn ich mich recht entsinne, Einzug in die Serie spätestens in Band 1: Thora erscheint, bildschön und - wie es der Zufall will - unverheiratet; Rhodan übrigens auch. Das trifft sich gut.
Dann kam Auris.
Im Plophos-Unterzyklus trägt Rhodan schon mal eine junge Mory Abro in den Armen - unbekleidet (Mory).
In 299 verführen Atlan und Mirona einander, ganz explizit landen sie im Bett - und das nicht, weil Atlan ihr die Feinheiten des Garrabo näherbringen will (es geht, ich sage es behutsam, eher in Richtung Dagor). Dass Atlan später, nachdem Mirona ihn "vollkommnen gefühllos" im Bett zurückgelassen hat, seine "Herrin" der Stern mit dem "Speer" eines "Wilden" erlegt, ist eine Szene, die bei Väterchen Freud blankes Entzücken ausgelöst hätte.
Wie auch immer: Man stelle sich die Serie bereinigt um diese erotischen Aspekte vor: Rhodan trifft an Bord den alten Arkoniden Crest einen noch älteren Raumschiffskommandanten Thorus; Faktor 1 wäre ein würdiger Imperator mit Silbermähne gewesen;, Rhodan hätte einen Moriander Abro vor dem plophosischen Diktator gerettet - ich glaube nicht, dass die Serie dadurch viel gewonnen hätte.
Wir erzählen eine mögliche Geschichte der Menschheit in der Zukunft; unsere Helden sind und bleiben Menschen wie wird. Sie begehren, werden abgewiesen oder erhört, sie leiden oder sind glücklich oder beides zugleich. Sie nehmen die Welt sinnlich wahr, sie sind a-sexuell, bi-sexuell, hetero- und homo- und hastunichtgesehen-sexuell, und in der Zukunft, in der wir sie ihre Abenteuer erleben lassen, ist das für niemanden ein Problem, sondern eine humane Selbstverständlichkeit.
Und wir stehen damit in der Tradition der ersten, zweiten und jeder weiteren Generation von Autoren und Autorinnen.
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Re: Perry Rhodan: eine geniale Romanfigur und sein größter Feind, der Zeitgeist

Beitrag von PJoppen »

*.. Sie nehmen die Welt sinnlich wahr, sie sind a-sexuell, bi-sexuell, hetero- und homo- und hastunichtgesehen-sexuell, und in der Zukunft, in der wir sie ihre Abenteuer erleben lassen, ist das für niemanden ein Problem, sondern eine humane Selbstverständlichkeit.*

Amen :st:
.. die IT .. schläft nie.., weshalb ich mehr als oft nicht oder spät Antworte. Keine Absicht und ich entschuldige mich schon mal prophylaktisch..
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Re: Perry Rhodan: eine geniale Romanfigur und sein größter Feind, der Zeitgeist

Beitrag von Akronew »

astroGK hat geschrieben: 3. Februar 2021, 11:14
altleser hat geschrieben: 2. Februar 2021, 15:47 Für mich war es das (diesmal endgültig): nach über 40 Jahren PR sage ic11h goodbye.
Reisende soll man nicht aufhalten. B-)
Ich denke das sagt alles dazu. :ciao:
Darüber zu lamentieren hilft niemanden und das Empfinden ist wie es ist.
Letztlich kann man nur hoffen das es am Ende doch nicht so schlimm wie beschrieben ist. :st:
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Re: Perry Rhodan: eine geniale Romanfigur und sein größter Feind, der Zeitgeist

Beitrag von Laurin »

Goshun hat geschrieben: 3. Februar 2021, 11:21 Also als "Altleser" der ich mich nun nach Jahrzehnten nach "Erstkontakt" auch schimpfen darf kann ich die Kritik überhaupt nicht nachvollziehen.

Ich empfinde es überhaupt nicht so als ob es nur mehr neue Frauenfiguren gäbe... ich meine Dancer und Schlafner sind nicht beide Weiblich. Donn ist keine Frau. Fast alle ZA Träger sind männlich.

Meiner Meinung nach ist diese Art der Darstellung als "Nebensache" von Sexualität genau die richtige Dosis. Nicht zu viel um aufdringlich zu wirken aber auch nicht völlig fehlend. Nein die Serie kommt nicht ohne Atlans Liebesabenteuer aus, das ist ja schon Tradition. Warum man dann nicht auch unaufdringlich andere Beziehungen "nebenbei" thematisieren soll, was genau ist das Problem damit?

Auch mit Hemaphroditen, Homosexuellen, Aliens mit 5 Geschlechtern habe ich kein Problem.
Aber mich würde ehrlich interessieren: was genau ist das Problem damit? Das kommt meiner Meinung nach nicht aus obigem Text hervor. "Es gehört nicht zu Perry Rhodan" ist mir zuwenig. Warum nicht?



Bei einer Sache muss ich allerdings zustimmen: Viele Figuren haben meiner Meinung nach eine Menge Glück um Gefahren zu entgehen. Es spricht nichts gegen ein bischen Glück aber für meinen Geschmack ist da auch schon zu viel Zufall dabei. Der Einschätzung Perry stolpert von einer Gefahr in die nächste ohne wirklich zu agieren und nur durch Glück wieder rauszukommen kann ich nachvollziehen ...
Das sehe ich ganz genauso, insofern kann ich die Kritik an dem ominösen 'Zeitgeist' nicht wirklich nachvollziehen. Dass die Serie nicht im politischen Gestern verharrt, sondern irgendwie auch ein Spiegel unserer Gegenwart ist, war tatsächlich schon immer so - und halte ich für ganz normal. Insofern dürfen auch öfter mal starke Frauen-Charaktere oder auch homosexuelle Figuren und 'hastunichtgesehen' mitspielen - das halte ich ebenfalls für ganz normal.

Dass der Gucky's Tod nur ein Fake war, konnte man als aufmerksamer Leser tatsächlich aufgrund vieler kleiner Andeutungen in der Folgebänden ahnen. Ok, zum einem guten Fake gehört, dass es nun mal nicht zuu offensichtlich ist. Die folgenden Empörungen und die Reaktionen aus der Redaktion zur Beruhigung hatten für mich ein bisschen was von einem Operettendrama :unschuldig: ... ich habe dann erstmal das Forum eine Weile gemieden um dadurch nicht weiter gespoilert zu werden.

Der einzige Aspekt, bei dem ich in der Kritik wirklich mitgehe, ist dass unser Haupt-Protagonist viel zu oft in halbgare Actionabenteuer gesteckt wird, aus denen er dann nur mit viel unwahrscheinlichem Glück und gutem Willen der Expokraten wieder rauskommt. Dass ist dann auch nicht wirklich spannend, da man weis, dass die Macher schon nicht ihre eigene Hauptfigur abmurksen werden. Ich finde, Rhodan würde aufgrund seiner Erfahrungen die Rolle des erfahrenen Strategen besser stehen, der mit gutem Überblick mehr aus dem Hintergund leitet, als permanent wie ein unverwundbarer jugendlicher Actionheld voran zu stürmen.

Das verleided mir ehrlich gesagt auch die aktuellen Miniserien, die meist auch um den Actionheld Rhodan aufgebaut werden - wenigstens da könnte man doch auch mal anderen Hauptfiguren wieder eine Chance geben. Immer Rhodan an der Front, ist einfach eine Overdose.
;)

Insgesamt - trotz aller Kritik - macht das gegenwärtige Team aber einen guten Job; ansonsten würde die Serie nämlich gar nicht mehr existieren. Dass hier und da mal was daneben geht, ist m.E. normal, nur wer nichts macht macht auch nichts falsch. Dazu kann man es in einer solchen Serie eben wirklich nie allen recht machen. Ich spüre jedenfalls von den Machern immer noch ein begeistertes Engagement, was weit über das normale Maß heraus geht. Eine gute Voraussetzung für das weitere Gelingen.

Laurin

(der sich aber auch irgendwann mal Frauen im Expoteam vorstellen könnte)
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nanograinger
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Re: Perry Rhodan: eine geniale Romanfigur und sein größter Feind, der Zeitgeist

Beitrag von nanograinger »

Eric_Manoli hat geschrieben: 2. Februar 2021, 17:54 PR ist als Serie immer gescheitert, wenn sie statt einer technischen eine soziale Zukunft zu schildern versuchte. Dann sah man immer ganz deutlich, daß es eher die Beschreibung aktueller Wunschträume, und weniger einer vorstellbaren sozialen Zukunft waren.
Aha. PR ist gestartet als eine Serie, in der eine geeinte Menschheit den Weltraum erobert. Der Technikaspekt daran ist völlig unrealistisch (Positroniken, Antriebe, Hyperraum), beim "sozialen" Aspekt hoffe ich das zumindest nicht und wird sogar von "Altlesern" als die große Utopie der Serie angesehen.
Eric_Manoli hat geschrieben: 2. Februar 2021, 17:54 Aber das sollte auch niemanden wundern. Science Fiktion lebt von der Verbindung von technisch-wissenschaftlicher Entwicklung und Fantasie.
In Science Fiction ist die technische Entwicklung fast immer nur das Vehikel, um die Geschichten zu ermöglichen, in denen fast immer die "conditio humana" im Zentrum steht. Das geht schon mit Mary Shelleys Frankenstein los und zieht sich durch die gesamte phantastische Literatur, auch die Science Fiction. Nimm mal als Beispiel Asimovs Foundation oder Robotergeschichten. Was ist das aus wissenschaftlicher Sicht Interessante an den Foundation-Romanen? Nicht die Atomkraftwerke oder unspezifierten Raumschiffsantriebe, sondern die "Psychohistorik" und die darin angenomme Möglichkeit der Voraussage/Steuerung des Verhaltens von Menschenmassen.
Eric_Manoli hat geschrieben: 2. Februar 2021, 17:54 Technik und Naturwissenschaften sind Wissensbereiche mit einem hohen Realitätsgehalt, und das färbt eben ab auf die SF. Für die Sozialwissenschaften gilt das dagegen nicht. Da ist schon das, was sich als Wissenschaft ausgibt, zum großen Teil Wunschträumerei, und der Versuch, das in die Zukunft zu projizieren, oft lächerlich.
Sorry wenn ich das so deutlich sage, aber entweder hast du keine Ahnung davon, was Wissenschaft bedeutet, oder du unterliegst der typischen Arroganz der technischen/mathematischen/naturwissenschaftlichen Wissenschaftszweige (das sage ich als Physiker).
Eric_Manoli hat geschrieben: 2. Februar 2021, 17:54 Das scheint mir der Grund, warum es kaum wirklich gute soziale SF gibt, wenn man mal von den großen Dystopien absieht. Eine schreckliche soziale Zukunft zu zeichnen ist eben soviel leichter als eine realistische (was immer Realismus im Zusammenhang mit SF-Literatur heißen mag).
Ich weiß nicht, was du als "soziale" SF ansiehst, aber wie schon oben erwähnt befasst sich ein großer Teil der SF mit den Auswirkungen einer angenommen technischen, sozialen, oder geistigen Entwicklung auf die Gesellschaft und den Menschen (oder Aliens) dieser Gesellschaft, Und dass diese zukünftigen Gesellschaften (trotz evtl. toller Technik) keine Paradiese sind (wobei sie durchaus solche Aspekte haben können), liegt einerseits darin, dass der Mensch für ein Paradies maximal ungeeignet ist (evolutionär bedingt), und andererseits darin, dass man beim Lesen über ein Paradies entweder nach fünf Minuten einschläft oder ständig nach der Schlange sucht (in dem Zusammenhang empfehle ich den Roman "Das Paradies-Prinzip" von Brian M. Stableford).
mastersmili
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Re: Perry Rhodan: eine geniale Romanfigur und sein größter Feind, der Zeitgeist

Beitrag von mastersmili »

Also ich habe gehört das es eine der Stärken von Perry Rhodan wäre nicht so starr in seinem Grundkonzeot zu sein und es Perry Rhodan deswegen noch heute gibt. Es gab allerdings schon in den 60igern und 70igern Kritik an Perry Rhodan dort wurde Perry Rhodan als Ersatzhitler bezeichnet:
Die ARD-Sendung "Monitor" sah in den Groschenheftchen 1969 denn auch ein "Zeichen für mentale Rückständigkeit". Perry Rhodan predige Kriegstreiberei und sei eine Art "Ersatzhitler". In den linken Siebzigern standen die Leser der Serie deshalb unter dem Generalverdacht, faschistoide Rassisten zu sein. Dass bei Scheer zum engsten Führungskreis des Großadministrators von Anfang an Schwarze, Aliens und Juden gehörten, fiel keinem auf.
https://www.spiegel.de/geschichte/50-ja ... 47273.html
Die Terraner in der Serie verfolgten anfangs (realzeitlich: 1960er- bis Anfang der 1970er-Jahre) einen starken Expansionismus und Kolonialismus, der dem eigenen Schutz und der Erweiterung ihres Herrschaftsgebietes diente. Der reale Ost-West-Konflikt fand hier in den Romanen seinen Niederschlag und führte zunächst zu einem eher starren Freund-Feind-Denken. Häufigster Kritikpunkt war zu jener Zeit, warum die begrenzte Gruppe von ES auserwählter Unsterblicher um Perry Rhodan über Jahrhunderte ununterbrochen die Geschicke einer Demokratie leitete, ohne auch nur ein einziges Mal abgewählt worden zu sein.[15] Darum wurde in den 1960er und 1970er Jahren, etwa durch Robert Jungk,[16] durch Jürgen und Beate Ellerbrock sowie Frank Thieße[17] der Vorwurf faschistoider Tendenzen erhoben. Dieser Vorwurf gründete sich auf oberflächlichen Betrachtungen der Serie – kritisch gesehen wurde der Verlag selbst (der auch die Landser-Hefte vertrieb) sowie serienintern die Figur des von Kritikern als „entnazifizierten Super-Arier“ empfundenen Atlan[18] und andere extrem stereotype Nebenfiguren sowie die Verwendung veralteter Theorien (etwa die Kontraktionstheorie zur Erklärung von Atlantis oder Elemente der Rassentheorie zur Erklärung, warum außerirdische Zivilisationen degeneriert seien). Diese Vorwürfe wurden ihrerseits als polemisch und haltlos kritisiert, zumal sich auch die Serie entsprechend dem Zeitgeist fortentwickelte; die Intention der Autoren sei stets die Darstellung einer offenen und pluralistischen Zukunftsgesellschaft gewesen.
https://de.wikipedia.org/wiki/Perry_Rho ... _der_Serie


Nun wir wissen als Perry Rhodan Leser das Perry weder eine Art von Ersatzhilter ist noch faschistische Tendenzen hat im Gegenteil, allerdings kommt es auch auf die Sicht von Nichtleser auf die Serie an um vlt. Neue Leser zu finden.


Was den Zeitgeist angeht so finde ich gibt es Sachen die anders sind und ja ich bin ein Fan von Moral und moralischen Handleln allerdings sollte das nachvollziehbar sein was es manchmal nicht ist. Moral ist auch in dem Sinne wichtig weil es zusammen mit unseren Werten die Normen bildet innerhalb derer unsere Gesellschaft idealerweise handeln sollte.
Es gab Momente in der Perry Rhodan Heftromanserie und NEO wo ich manchmal sie unsympathisch und abgehoben fand und fehl am Platz fand. Es gab Hefte die mich sehr aufgeregt haben, wie ich bereits in dem Unterforumsthema: Foristen und die Formen der Kritik beschrieben habe.

Was mich besonders störte:

In Perry Rhodan NEO:

-Die Arroganz von Perry und die Überheblichkeit mit der manchmal Atlan behandelte.
-Im Laufe der Serie bekommen sie es mit einem Gegner zu tun der mehrfach deutlich macht das er Arkondien und Terraner auslöschen möchte und eine gewaltige Invasionsflotte aufbaut um dies zu erreichen. Die Terraner schaffen es den Aufmarschplatz zu beobachten während der Beobachtung durch die Terraner havariert ein Schiff des Gegners und was macht unser Perry? er schickt natürlich Roboter um die armen armen Gegner zu retten.

- Einige Zeit nach der Beobachtung der Invasionsflotte durch Perry Rhodan und seine Terraner folgen sie dem Gegner zu derem Ziel und was passiert da? Der Gegner setzt gnadenls das um was sie davor immer gesagt haben (Den Feind und alle seine Ähnlichen Verwandten Völkern auszulöschen). Im System das von den ihnne angegriffen wird kommt es zu einer Szene die mich ziemlich aufgeregt hat, Drei Schwerbewaffnete Schiffe des Gegners durchbrechen die Verteidigung und dringen bis zur Heimat bzw. Zentralwelt ihrer Opfer vor. Nun gibt es an Bord des Terranischen Schiffes die Rufe die kleine Flotte von 3 Schiffen zu zerstören und was antwortet der Kommandant das es unmoralisch sei und es eine Art von Verbrechen wäre (Während der Gegner dem die 3 Schiffe gehören, weiterhin alles abschlachtet was es finden kann). Ich fand diese Moral unangebracht. Ja Moral ist wichtig und gut aber du kannst doch nicht die Zivilbeölkerung die von den Einheimischen die noch evakuiert wird, der Gnade von 3 feindlichen Schiffen ausliefern die ganz eimfach den ganzen Planeten auslöschen könnten( das haben die Gegner nicht gemacht weil sie einen Deal mit Verrätern der Einheimischen hatten. Der Verräter verrät später die Gegner und wendete sich gegen sie.). Das Schiff der Terraner war eine militärische Einheit wohlgemerkt. Ich habe dies Hypermoral genannt, ja Moral ist wichtig und sie ist gut denn sie ist teilweise eine Leitschnur für unser Handeln. Was ich als Hypermoral bezeichnet habe (wobei ich da keine gute Moral dabei gesehen habe einen ganzen Planeten der Gnade einer kleinen feindlichen Flotte auszuliefern).


EA:

Die Villanova Terraner:

- Was mich hier gestört hat, ist das man die Villanova Terraner mit einem Zain-Konstrukt alleine lässt obwohl man kaum was über die Zain-Konstrukte und deren Herkunft und Ziele weiß. Ich hielt das damals für ein moralisches Versagen von Icho Tolot dem zuzustimmen da ich insbesondere Perry Rhodan als der Terraner und den anderen Unsterblichen eine gewisse moralische Autorität zugestehen würde also eine Art von moralischer Vorbildfunktion.
Denn gerade nach den Erfahrungen der letzten Zyklen dass fremde Mächte Menschen woanders angesiedelt haben um sie in ihrem Sinne zu manipulieren (Gemini,Thogoondu etc.) hätten bei Icho Tolot alle Alarmglocken läuten müssen und verhindern müssen das sowas erneut passiert, in den man z.B die dortigen Terraner in die Milchstraße evakuiert um da von den Wissenschaftlern der USO und der Lemurischen Allianz Hilfe zu bekommen um dann auch eine gemeinsame Lösung zu finden.


Was die Geschlechter Thematik angeht, solange es nicht jedes mal rausgehängt wird a la ich trage meine Geschlechtsintentität wie ein Schild vor mir weil ich nicht weiß wie ich mich sonst definieren soll, habe ich kein Problem mit. Das Gleiche bei der Sexualität so lange es keine 62-seitige Dauerorgie ist und eher einem Porno als einem Heftroman ähnelt habe ich auch kein Problem damit.

Wobei es schon so manche Pornoparodien gibt etwa von Star Wars… wer weiß vlt. hat die Pornoindustrie eines Tages Interesse an einer Perry Rhodan Porno -Parodie…. :D

Star Wars XXX - Na endlich: eine Porno-Parodie! (giga.de)
https://www.giga.de/filme/star-wars/new ... o-parodie/

Porno-Konsum der Star-Wars-Fans: Das Erwachen der versauten Macht - CHIP
https://www.chip.de/news/Star-Wars-XXX- ... 52290.html

Wir könnten schonmal anfangen die Zyklusnamen in Pornotitel umzuformulieren…. :unschuldig: :D
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Re: Perry Rhodan: eine geniale Romanfigur und sein größter Feind, der Zeitgeist

Beitrag von patulli »

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Re: Perry Rhodan: eine geniale Romanfigur und sein größter Feind, der Zeitgeist

Beitrag von Eric_Manoli »

nanograinger hat geschrieben: 3. Februar 2021, 14:03 Sorry wenn ich das so deutlich sage, aber entweder hast du keine Ahnung davon, was Wissenschaft bedeutet, oder du unterliegst der typischen Arroganz der technischen/mathematischen/naturwissenschaftlichen Wissenschaftszweige (das sage ich als Physiker).
Dafür daß wir uns überhaupt nicht kennen, wirst du ziemlich persönlich. Nebenbei liegst du auch noch falsch. Ich bin studierter Historiker. Da dies aber nicht der richtige Ort ist, Wissenschaftstheorie zu diskutieren, oder die zahlreichen Begriffe zu klären, die wir unterschiedlich verwenden, denke ich, wir belassen es dabei, nicht einer Meinung zu sein.
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Re: Perry Rhodan: eine geniale Romanfigur und sein größter Feind, der Zeitgeist

Beitrag von Scrooge »

nanograinger hat geschrieben: 3. Februar 2021, 14:03
Eric_Manoli hat geschrieben: 2. Februar 2021, 17:54 Technik und Naturwissenschaften sind Wissensbereiche mit einem hohen Realitätsgehalt, und das färbt eben ab auf die SF. Für die Sozialwissenschaften gilt das dagegen nicht. Da ist schon das, was sich als Wissenschaft ausgibt, zum großen Teil Wunschträumerei, und der Versuch, das in die Zukunft zu projizieren, oft lächerlich.
Sorry wenn ich das so deutlich sage, aber entweder hast du keine Ahnung davon, was Wissenschaft bedeutet, oder du unterliegst der typischen Arroganz der technischen/mathematischen/naturwissenschaftlichen Wissenschaftszweige (das sage ich als Physiker).
Eric_Manoli hat geschrieben: 2. Februar 2021, 17:54 Das scheint mir der Grund, warum es kaum wirklich gute soziale SF gibt, wenn man mal von den großen Dystopien absieht. Eine schreckliche soziale Zukunft zu zeichnen ist eben soviel leichter als eine realistische (was immer Realismus im Zusammenhang mit SF-Literatur heißen mag).
Ich weiß nicht, was du als "soziale" SF ansiehst, aber wie schon oben erwähnt befasst sich ein großer Teil der SF mit den Auswirkungen einer angenommen technischen, sozialen, oder geistigen Entwicklung auf die Gesellschaft und den Menschen (oder Aliens) dieser Gesellschaft, Und dass diese zukünftigen Gesellschaften (trotz evtl. toller Technik) keine Paradiese sind (wobei sie durchaus solche Aspekte haben können), liegt einerseits darin, dass der Mensch für ein Paradies maximal ungeeignet ist (evolutionär bedingt), und andererseits darin, dass man beim Lesen über ein Paradies entweder nach fünf Minuten einschläft oder ständig nach der Schlange sucht (in dem Zusammenhang empfehle ich den Roman "Das Paradies-Prinzip" von Brian M. Stableford).
Danke, lieber nanograinger, ich unterstütze dein gesamtes Statement nachdrücklich. Ich bin übrigens selbst Sozial- und Kulturwissenschaftler und habe mich über den Punkt mit der "Wunschträumerei" sehr geärgert. Wer so etwas schreibt, hat offenkundig nicht die leiseste Ahnung von Wissenschaft. Zur "sozialen SF" möchte ich anmerken, dass ich die technisch-naturwissenschaftlichen Extrapolationen (nicht nur in) PR sehr interessant finde, für mich der Reiz an der SF aber gerade in der Verknüpfung dieser Perspektive mit sozialen, politischen und kulturellen Beschreibungen/Einblicken besteht. Gerade in PR gibt es da genug Stoff, sei es die vielen Einblicke in andere Kulturen oder auch die Schilderungen politisch-sozialer Lebenswelten unserer Hauptpersonen. Ad hoc fällt mir da z.B. Camelot zu Beginn der 1800er Bände ein, das fand ich sehr spannend.
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Re: Perry Rhodan: eine geniale Romanfigur und sein größter Feind, der Zeitgeist

Beitrag von Haywood Floyd »

Eric_Manoli hat geschrieben: 3. Februar 2021, 14:55 Dafür daß wir uns überhaupt nicht kennen, wirst du ziemlich persönlich.
Das wird er immer recht schnell - am besten einfach ignorieren... :rolleyes:
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Re: Perry Rhodan: eine geniale Romanfigur und sein größter Feind, der Zeitgeist

Beitrag von nanograinger »

Eric_Manoli hat geschrieben: 3. Februar 2021, 14:55 Da dies aber nicht der richtige Ort ist, Wissenschaftstheorie zu diskutieren, oder die zahlreichen Begriffe zu klären, die wir unterschiedlich verwenden, denke ich, wir belassen es dabei, nicht einer Meinung zu sein.
Das wird so sein (dass wir nicht einer Meinung sind). Aber um Meinungen geht es mir gar nicht, sondern um deine Formulierung deiner Meinung. Sätze wie "Da ist schon das, was sich als Wissenschaft ausgibt, ..." bringen mich auf die Palme, egal welche Wissenschaft gemeint ist. Dass du das als studierter Historiker schreibst, macht es nicht besser, im Gegenteil. Aber ja, vertiefen wir das hier nicht weiter, sonst wird es unschön.
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Re: Perry Rhodan: eine geniale Romanfigur und sein größter Feind, der Zeitgeist

Beitrag von Eric_Manoli »

Haywood Floyd hat geschrieben: 3. Februar 2021, 16:51
Eric_Manoli hat geschrieben: 3. Februar 2021, 14:55 Dafür daß wir uns überhaupt nicht kennen, wirst du ziemlich persönlich.
Das wird er immer recht schnell - am besten einfach ignorieren... :rolleyes:
Da ich recht neu hier bin, lerne ich noch, nicht nur aber auch, wo die Fettnäpfchen stehen. Da muß man durch. :D
Das ist der Weg.
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Re: Perry Rhodan: eine geniale Romanfigur und sein größter Feind, der Zeitgeist

Beitrag von astroGK »

Scrooge hat geschrieben: 3. Februar 2021, 15:08
Danke, lieber nanograinger, ich unterstütze dein gesamtes Statement nachdrücklich. Ich bin übrigens selbst Sozial- und Kulturwissenschaftler und habe mich über den Punkt mit der "Wunschträumerei" sehr geärgert.
Ich denke, er meinte diese Astrologie 2.0, die nur ideologisch begründetet Geschlechtsdeuterei namens "Gender Studies", die sich in die Sozialwissenschaften gemogelt hat.
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Re: Perry Rhodan: eine geniale Romanfigur und sein größter Feind, der Zeitgeist

Beitrag von Scrooge »

astroGK hat geschrieben: 3. Februar 2021, 17:24
Scrooge hat geschrieben: 3. Februar 2021, 15:08
Danke, lieber nanograinger, ich unterstütze dein gesamtes Statement nachdrücklich. Ich bin übrigens selbst Sozial- und Kulturwissenschaftler und habe mich über den Punkt mit der "Wunschträumerei" sehr geärgert.
Ich denke, er meinte diese Astrologie 2.0, die Geschlechtsdeuterei namens "Gender Studies", die sich in die Sozialwissenschaften gemogelt hat.
Das ist jetzt vielleicht wirklich off-topic, aber vielleicht auch wieder nicht. Also: Astrologie und Gender Studies in eine Schublade zu packen, ist... gewagt, gelinde ausgedrückt. In den "Gender Studies" werden realweltliche Aspekte aus der Gesellschaft aufgegriffen - Kennzeichen der Sozialwissenschaften - und auf eine "neue" Weise adressiert, weil - so die These - der dominante gesellschaftliche Diskurs selbst zu Ungleichheiten und falschen Zuschreibungen beiträgt. Autor*innen wie Judith Butler sind genau deshalb z.T. schwer zu verstehen, weil sie eine neue Form des Diskurses anstreben. Dabei rezipieren sie Theorien aus dem postmodernen und poststrukturalistischen Theorieumfeld (Deleuze, Guattari etc.) und machen sie für eine konkrete sozialwissenschaftliche Frage fruchtbar. Dabei gehört es zu diesem Wissenschaftsansatz, dass es gesellschaftliche Wirkungen geben soll. Was dann daraus wird ("Meinungsdiktatur" an Universitäten etc.) ist etwas ganz anderes.

Jenseits der wissenschaftstheoretischen Begründung würde ich letztlich pragmatisch argumentieren: Im Wissenschaftssystem wird in den Gender Studies geforscht, es ist u.a. durch Fachgesellschaften und die Denomination von Professuren institutionell verankert, deshalb sind die Gender Studies ein wissenschaftliches Feld bzw. ein wissenschaftlicher Ansatz. Und die Astrologie eben nicht.
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Re: Perry Rhodan: eine geniale Romanfigur und sein größter Feind, der Zeitgeist

Beitrag von Scrooge »

Haywood Floyd hat geschrieben: 3. Februar 2021, 16:51
Eric_Manoli hat geschrieben: 3. Februar 2021, 14:55 Dafür daß wir uns überhaupt nicht kennen, wirst du ziemlich persönlich.
Das wird er immer recht schnell - am besten einfach ignorieren... :rolleyes:
Ich finde diese Formulierung perfide, und ich halte sie für falsch.
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Re: Perry Rhodan: eine geniale Romanfigur und sein größter Feind, der Zeitgeist

Beitrag von astroGK »

Scrooge hat geschrieben: 3. Februar 2021, 17:42
Jenseits der wissenschaftstheoretischen Begründung würde ich letztlich pragmatisch argumentieren: Im Wissenschaftssystem wird in den Gender Studies geforscht, es ist u.a. durch Fachgesellschaften und die Denomination von Professuren institutionell verankert, deshalb sind die Gender Studies ein wissenschaftliches Feld bzw. ein wissenschaftlicher Ansatz. Und die Astrologie eben nicht.
Gender Studies haben im Unterschied zu traditionellen Geschlechterforschung, genauso wenig eine wissenschaftliche Grundlage wie Astrologie. (Astrologie hatte bis 1817 ebenfalls Lehrstühle an Universitäten)
Um ein soziales Geschlecht postulieren zu können müsste man zuerst die Sozialisation isolieren können. Da es aber keine nicht sozialisierten Menschen gibt, die zum Vergleich dienen könnten, kann man auch nicht sicher bestimmen was sozialisiert und was angeboren ist. Geschlecht damit letztlich eine Äußerlichkeit wie die Augenfarbe. Mit der gleichen Begründung könnte man auch darüber theoretisieren, welche Auswirkungen unterschiedliche Augenfarben auf die menschliche soziale Struktur haben, eine soziale Augenfarbe konstruieren und z.B: behaupten Blauäugige hätten es generell leichter.

P.S: Geschlecht dreht sich immer ums Menschsein und nicht das Menschsein ums Geschlecht
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