Perry Rhodan contra deutsche Science Fiction?

Aktuelle Erstauflage, zu Hintergründen und möglichen Entwicklungen.
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Baptist Ziergiebel
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Perry Rhodan contra deutsche Science Fiction?

Beitrag von Baptist Ziergiebel »

Öffie hat geschrieben:Focus-Online zum 54. Geburtstag -> http://www.focus.de/kultur/buecher/uebe ... 34582.html
Hallo Öffie, ich blase das mal zu einem Thread auf.
Nicht uninteressanter Artikel. Einiges kommt mir bekannt vor, etwa dass Science fiction hierzulande einen schwierigen Stand zu haben scheint. Die These hier ist, dass Perry Rhodan durch seine quasi Monopolstellung ein markantes Merkmal der deutschen Science fiction geworden ist, welches für viele (ältere) Menschen früher wohl eher ein Makel war. Dieser scheint sich durch eben dieses Monopol bis heute so erhalten zu haben, auch wenn sich die Serie mittlerweile gewandelt hat. Somit gilt Science fiction dank PR insgesamt auch heute eher als trivial, somit nicht ernstzunehmen und konnte kaum größere Akzeptanz erlangen. Oder wie es im Artikel heißt:
Die meisten der Autoren, die heute für „Perry Rhodan“ schreiben, haben als Leser angefangen. Und fast kann man „deutsche Science Fiction“ mit der Heftromanserie gleichsetzen – neben „Perry Rhodan“ gab und gibt es tatsächlich nicht viel. „Möglicherweise war 'Perry Rhodan' derart übermächtig, was Science Fiction in Deutschland angeht, dass es alles andere erstickt hat“, spekuliert Christian Montillon. „Ich bin als Perry-Rhodan-Fan aufgewachsen nicht als SciFi-Fan.“
und:
„Wenn du als deutscher SciFi-Autor Geld verdienen willst, kommst du eigentlich an der Serie nicht vorbei“, so Rüdiger Schäfer. „'Perry Rhodan' hat in den letzten 50 Jahren die deutsche Science Fiction massiv beeinflusst.“
Ich bin auf diesem Gebiet eher Laie, aber auch mir fällt auf, dass Medien anderer Länder sehr viel bereitwilliger mit Science fiction umgehen und arbeiten, sei es in Form von Serien, Filmen usw. Ich würde gerne mal ein paar weitere Meinungen zu obiger These hören.

Gruß.
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ganerc
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Re: Perry Rhodan contra deutsche Science Fiction?

Beitrag von ganerc »

Das PR andere Science Fiction Veröffentlichungen quasi durch seine Monopolstellung unterdrückt, das ist ein alter Hut.

Und auch ein ziemlich vergammelter. Es soll doch bloß davon ablenken, dass manche Verlage SF nur mit ganz spitzen Fingern anfassen und am liebsten überhaupt nicht haben wollen. Wenn, dann müssen es amerikanische oder englische Schriftsteller sein die man vertreibt. Deutsche SF hat keine Lobby. Niemand stellt sich mal hin und verkündet lauthals (das tun einige) und sehr öffentlichkeitswirksam (das schafft fast keiner), dass deutsche SF was richtig Gutes ist.
PR erdrückt deutsche SF nicht, es gibt bloß nichts anderes am Markt. Geschrieben wird sicher genug. Vermarktet viel zu wenig.

Es ist doch auch ein Indiz, dass es keinen jüngeren SF-Film aus Deutschland gibt, der einen größeren Bekanntheitsgrad erreicht hat. Es bleibt bei Raumpatrouille Orion und ein paar mehr oder weniger gelungenen Filmchen, u.a. auch der alte PR-Film. Die Rechte für einen PR-Film sind in kompetente Hände vergeben worden, zumindest hat der Verlag das damals mit Sicherheit angenommen. Und was kam dabei raus? Heiße Luft, blabla und sonst überhaupt nichts. In Amerika wäre die Serie schon längst verfilmt worden, wäre sie dort auch ähnlich erfolgreich wie in Deutschland. Und in England sicher auch.

Aber die deutschen Verlage und die deutsche Filmindustrie sind immer noch im Nachkriegszustand was das betrifft.

Zumindest sieht das alles für mich so aus.
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Lord Valium
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Re: Perry Rhodan contra deutsche Science Fiction?

Beitrag von Lord Valium »

Ist Terra-Astra eigentlich eingestellt?
Ich bin nicht wie die Anderen...
Ich bin schlimmer...!!!
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Thoromir
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Re: Perry Rhodan contra deutsche Science Fiction?

Beitrag von Thoromir »

Science Fiction in Deutschland mit Perry Rhodan gleich setzen, finde ich auch etwas sehr weit hergeholt.
Ich finde es auch etwas traurig, wenn ein Autor zugibt, kein Science Fiction Fan sondern nur Perry Rhodan Fan gewesen zu sein. Denn das der Autor Perry Rhodan Fan sein muss um überhaupt für Perry Rhodan schreiben zu können, ist selbstverständlich. Sich aber darüber hinaus gar nicht für Science Fiction zu interessieren, befremdet mich.

Dass Perry Rhodan in Deutschland zu übermöchtig war/ist, und andere SF an die Wand drückt, glaube ich auch nicht. In den USA ist Star Trek noch viel bedeutender als es Perry Rhodan in Deutschland ist. Hat Star Trek die amerikansiche Science Fiction an die Wand gedrückt? Wohl kaum!
Ja, ich denke, Science Fiction hat in Deutschland einen schweren Stand. Wenn man sich Interviews mit Astronauten und Wissenschaftlern anschaut, dann fällt zwischen amerikanischen und deutschen etwas auf: Viele Amerikaner sagen, sie seinen als Jugendliche Science Fiction Fans gewesen, oft wird hier Star Trek genannt. Viele deutsche Antworten auf eine solche Frage lauten aber "Nein, Science Fiction hat mich nie interessiert". Es gibt Ausnahmen, Harald Lesch z.B. Aber im großen und ganzen habe ich es schon erlebt, das deutsche Wissenschaftler und Astronauten sich eher über Science Fiction Geschichten lustig machen, während Amerikaner diese oft als Inspiration für ihre Arbeit nennen.
Quinto
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Re: Perry Rhodan contra deutsche Science Fiction?

Beitrag von Quinto »

Thoromir hat geschrieben:Ich finde es auch etwas traurig, wenn ein Autor zugibt, kein Science Fiction Fan sondern nur Perry Rhodan Fan gewesen zu sein. Denn das der Autor Perry Rhodan Fan sein muss um überhaupt für Perry Rhodan schreiben zu können, ist selbstverständlich. Sich aber darüber hinaus gar nicht für Science Fiction zu interessieren, befremdet mich.
Wenn man eine Handlung, nur weil sie im Weltraum und auf fremden Planeten spielt, zur SF zählt, dann gehört PR zur SF-Literatur. Aber die Aussage "war nie SF-Fan", wer auch immer sie gemacht hat, zeigt doch, dass man mit dieser Gleichsetzung jedenfalls bei PR ganz falsch liegt. Eigentliche SF-Literatur hat etwas mit science zu tun, mit (Natur-)Wissenschaft und mit mehr oder weniger plausiblen Extrapolationen in die Zukunft. In diesem Sinne war PR niemals SF und gerade das war ein Erfolgsfaktor. PR ist eine Abenteuerserie, die im Weltall angesiedelt ist. Auch Star Wars (ich kenne nur die Filme) ist nicht eigentlich SF sondern eine Abenteuerserie oder ein modernes Märchen.

Es schadet zwar nicht, wenn ein PR-Autor Ahnung von eigentlicher SF und Naturwissenschaft hat, es kann sogar an geeigneten Stellen nützlich sein, wie man an vielen Stellen der frühen PR-Hefte sieht. Es ist aber keine notwendige Voraussetzung. Im Gegenteil, man hat dadurch keine Skrupel, kann frisch und frei drauflosschwätzen, Worte, Sätze und ganze Handlungsabschnitte ohne Sinn bilden und wird vom Publikum sogar noch für tiefsinnig gehalten.
Thoromir hat geschrieben:Aber im großen und ganzen habe ich es schon erlebt, das deutsche Wissenschaftler und Astronauten sich eher über Science Fiction Geschichten lustig machen, während Amerikaner diese oft als Inspiration für ihre Arbeit nennen.
An Inspirationen, sie man sie in Paul Davies' Buch "So baut man eine Zeitmaschine" liest, kann ich auch gerne verzichten.
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Baptist Ziergiebel
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Re: Perry Rhodan contra deutsche Science Fiction?

Beitrag von Baptist Ziergiebel »

Quinto hat geschrieben: Eigentliche SF-Literatur hat etwas mit science zu tun, mit (Natur-)Wissenschaft und mit mehr oder weniger plausiblen Extrapolationen in die Zukunft. In diesem Sinne war PR niemals SF und gerade das war ein Erfolgsfaktor. PR ist eine Abenteuerserie, die im Weltall angesiedelt ist.
Gerade die Anfangszeit der Serie mit dem Grundgedanken der vollzogenen Einheit der Menschheit durch neue technische Wunder, bzw. ihr Weg dahin, sollte diese von dir genannten Merkmale doch voll erfüllen. Alles was danach kam, ist dann natürlich "nur" noch Illustration des weiteren Weges der Menschheit in die Zukunft, auch wenn man das durchaus ebenfalls als Extrapolation in die Zukunft ansehen kann. Zugegebenermaßen eine eher unwahrscheinliche. :D
ganerc hat geschrieben:
Aber die deutschen Verlage und die deutsche Filmindustrie sind immer noch im Nachkriegszustand was das betrifft.
War es nicht bei Clark Darlton/ Walter Ernsting schon so? Ich erinnere mich an eine Interviewszene in dem Dokufilm kürzlich, in der ein Bekannter von ihm die Story erzählte, dass Walter Ernsting einen Text erst an den Mann bringen konnte, nachdem er sich das englische Pseudonym zulegte.

Nur warum war und ist das bis heute so? Deutsche Befindlichkeit? Star Trek, Star Wars usw. haben auch hierzulande Millionen Fans und werden gerne gesehen. Auch sie sind eher Abenteuerserien im Weltraum, ähnlich wie PR. Also kann es daran nicht liegen. Eher an dem Medium? Die genannten Beispiele stammen alle aus Film und Fernsehen. Da kann man mit guten Schauspielern, gelungerer Optik und Sound, sowie spannender Story die Sinne, sowie den Verstand bedienen. PR aber war und ist ein Heftroman, vulgo Groschenroman. Da schwingt immer das Triviale, Billige mit. Mag sein, dass es eine bestimmt nicht schlechte Science fiction Szene auch hier in Deutschland gab und gibt. Durch den Erfolg, den PR aber als Heftromanserie hatte, wurde der Markt weitgehend "bereinigt" (Vermutung von mir! Wenn ich falsch liege, bitte ich um Aufklärung!), er wurde als "Übervater", wie es im Artikel heißt, oder als Stellvertreter für die deutsche Science fiction wahrgenommen und somit wurde, durch seinen Heftromanursprung, auch dieser das Etikett "Trivial" angeheftet. Komischerweise wird das deutsche Fernsehen dadurch nicht abgehalten, tausende fürchterliche Schmachtfilme, Krimis und Schnulzen zu produzieren, die tausendfach trivialer als PR sind ...

Umso tragischer erscheint mir da das Trauerspiel um die nicht stattfindende Verfilmung von PR. Ich wette, dass eine gelungene Visualisierung nicht nur PR, sondern auch der deutschen Science fiction und dem Genre selbst neue Lebenskraft einhauchen würde. Mir wäre es schon sehr recht, wenn vom GEZ-Geld eher was in diesen Bereich fließt, als in die hunderste Landarzt- oder Krimiserie, oder in Schmalzschinken von der Stange.

Gruß.
Das ist ... TERRA!
Frank Chmorl Pamo

Re: Perry Rhodan contra deutsche Science Fiction?

Beitrag von Frank Chmorl Pamo »

Robert hat in seinem Vortrag wieder mal an die Spaltung des deutschen SF-Doms in "ernsthafte" SF und Perry Rhodan erinnert.
Dieser "ernsthaften" SF gings wie dem deutschen Autorenfilm: unheimlich intellektuell aber meißt reichweitenschwach. So ging der Rest des von den Nazis hinterlassenen Kinos den Bach hinunter, und so gings der deutschen SF - bzw. konnte sie garnicht richtig aufblühen.
Das undankbare Publikum unterhielt sich lieber mit "Kommerzkino" und diesem "Weltraumführer" im Fall von SF.
Frank Chmorl Pamo

Re: Perry Rhodan contra deutsche Science Fiction?

Beitrag von Frank Chmorl Pamo »

Frank Chmorl Pamo hat geschrieben:Robert hat in seinem Vortrag wieder mal an die Spaltung des deutschen SF-Doms in "ernsthafte" SF und Perry Rhodan erinnert.
Dieser "ernsthaften" SF gings wie dem deutschen Autorenfilm: unheimlich intellektuell aber meißt reichweitenschwach. So ging der Rest des von den Nazis hinterlassenen Kinos den Bach hinunter, und so gings der deutschen SF - bzw. konnte sie garnicht richtig aufblühen.
Das undankbare Publikum unterhielt sich lieber mit "Kommerzkino" und diesem "Weltraumführer" im Fall von SF.
Sorry, das war natürlich im Garching-Conbuch
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ganerc
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Re: Perry Rhodan contra deutsche Science Fiction?

Beitrag von ganerc »

Baptist Ziergiebel hat geschrieben:
ganerc hat geschrieben:
Aber die deutschen Verlage und die deutsche Filmindustrie sind immer noch im Nachkriegszustand was das betrifft.
War es nicht bei Clark Darlton/ Walter Ernsting schon so? Ich erinnere mich an eine Interviewszene in dem Dokufilm kürzlich, in der ein Bekannter von ihm die Story erzählte, dass Walter Ernsting einen Text erst an den Mann bringen konnte, nachdem er sich das englische Pseudonym zulegte..
Deshalb schreibe ich ja "immer noch". :D
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Haywood Floyd
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Re: Perry Rhodan contra deutsche Science Fiction?

Beitrag von Haywood Floyd »

Ich gestehe: bevor ich einen deutschen SF-Roman lese muss schon viel geschehen. Außer Eschbach (1 Billion $), Schätzing (Schwarm) und Haubold (Götterdämmerung-Trilogie) habe ich da in Jahrzehnten nichts angefasst. Und selbst davon sind nicht alle SF im mehrheitsfähigen Sinn...
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Thoromir
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Re: Perry Rhodan contra deutsche Science Fiction?

Beitrag von Thoromir »

Quinto hat geschrieben:
Wenn man eine Handlung, nur weil sie im Weltraum und auf fremden Planeten spielt, zur SF zählt, dann gehört PR zur SF-Literatur.
Also ich definiere (wie die meisten) Science Fiction nicht als "technisch/wissenschaftliche Geschichten". Das mag vielleicht so mal angefangen haben, aber das bedeutet es heute einfach nicht mehr.
Science Fiction sind für mich Geschichten, die eine Geschichte erzählen, die in der Zkunft spielt. Egal ob im Weltraum oder am Nordpol. Wenns in der Zukunft spielt ist eine wichtige Bedungung erfüllt, um als SF zu gelten.
Irgendwo habe ich mal in einem Lexikon gelesen (SF Filmleskikon oder so?) das eine Science Fiction Geschichte etwas voraussetzt - eine technisch wissenschaftliche Erfindung, eine gesellschaftlich/kulturelle Entwicklung - und dann überlegt, wie die Zukunft durch diese Veränderung beeinflusst wurde. Darin dann eine Geschichte.

Diese Bedingungen erfüllt Perry Rhodan jede Woche.

Natürlich lässt sich Science Fiction noch in diverse Untergruppen fassen. Das ist auch gut so, um ein bißchen Ordnung drin zu haben. Und vermutlich ist jede dieser Untergruppen in Perry Rhodan schon vorgekommen.
Frank Chmorl Pamo

Re: Perry Rhodan contra deutsche Science Fiction?

Beitrag von Frank Chmorl Pamo »

ganerc hat geschrieben:Das PR andere Science Fiction Veröffentlichungen quasi durch seine Monopolstellung unterdrückt, das ist ein alter Hut.

Und auch ein ziemlich vergammelter. Es soll doch bloß davon ablenken, dass manche Verlage SF nur mit ganz spitzen Fingern anfassen und am liebsten überhaupt nicht haben wollen. Wenn, dann müssen es amerikanische oder englische Schriftsteller sein die man vertreibt. Deutsche SF hat keine Lobby. Niemand stellt sich mal hin und verkündet lauthals (das tun einige) und sehr öffentlichkeitswirksam (das schafft fast keiner), dass deutsche SF was richtig Gutes ist.
PR erdrückt deutsche SF nicht, es gibt bloß nichts anderes am Markt. Geschrieben wird sicher genug. Vermarktet viel zu wenig.

Es ist doch auch ein Indiz, dass es keinen jüngeren SF-Film aus Deutschland gibt, der einen größeren Bekanntheitsgrad erreicht hat. Es bleibt bei Raumpatrouille Orion und ein paar mehr oder weniger gelungenen Filmchen, u.a. auch der alte PR-Film. Die Rechte für einen PR-Film sind in kompetente Hände vergeben worden, zumindest hat der Verlag das damals mit Sicherheit angenommen. Und was kam dabei raus? Heiße Luft, blabla und sonst überhaupt nichts. In Amerika wäre die Serie schon längst verfilmt worden, wäre sie dort auch ähnlich erfolgreich wie in Deutschland. Und in England sicher auch.

Aber die deutschen Verlage und die deutsche Filmindustrie sind immer noch im Nachkriegszustand was das betrifft.

Zumindest sieht das alles für mich so aus.
Deswegen gibts wohl in Deutschland die Literaturgattung "Phantastik". Man musste sich so nicht der Gefahr stellen, von linker Seite mit der - ibäääh - angloamerikanisch geprägten Science Fiction in einen Topf geworfen zu werden.
Frank Chmorl Pamo

Re: Perry Rhodan contra deutsche Science Fiction?

Beitrag von Frank Chmorl Pamo »

ganerc hat geschrieben:Es ist doch auch ein Indiz, dass es keinen jüngeren SF-Film aus Deutschland gibt, der einen größeren Bekanntheitsgrad erreicht hat. Es bleibt bei Raumpatrouille Orion und ein paar mehr oder weniger gelungenen Filmchen, u.a. auch der alte PR-Film. Die Rechte für einen PR-Film sind in kompetente Hände vergeben worden, zumindest hat der Verlag das damals mit Sicherheit angenommen. Und was kam dabei raus? Heiße Luft, blabla und sonst überhaupt nichts. In Amerika wäre die Serie schon längst verfilmt worden, wäre sie dort auch ähnlich erfolgreich wie in Deutschland. Und in England sicher auch.

Aber die deutschen Verlage und die deutsche Filmindustrie sind immer noch im Nachkriegszustand was das betrifft.

Zumindest sieht das alles für mich so aus.
Nichtnur für Dich.
Für mich ist der PR-Film weiterhin ein Abschreibungsprojekt - Steuern vermeiden statt Geld einnehmen. Für so ein Projekt müssen Risiken eingegangen werden. Wer das nicht will, soll Pfandflaschen und Dosen sammeln, 25 ct je Stück. Ich gäbe für einen Start in die Zukunft noch zehn leere Dosen drauf.
Höchstwahrscheinlich hat der Verlag gedroht, die Recht künftig anderweitig zu vergeben, wenn nicht endlich mal bedrucktes Papier in der Post landet. Dann musste mal handeln.
ganerc hat geschrieben:Dass Perry Rhodan in Deutschland zu übermöchtig war/ist, und andere SF an die Wand drückt, glaube ich auch nicht. In den USA ist Star Trek noch viel bedeutender als es Perry Rhodan in Deutschland ist. Hat Star Trek die amerikansiche Science Fiction an die Wand gedrückt? Wohl kaum!
Ja, ich denke, Science Fiction hat in Deutschland einen schweren Stand. Wenn man sich Interviews mit Astronauten und Wissenschaftlern anschaut, dann fällt zwischen amerikanischen und deutschen etwas auf: Viele Amerikaner sagen, sie seinen als Jugendliche Science Fiction Fans gewesen, oft wird hier Star Trek genannt. Viele deutsche Antworten auf eine solche Frage lauten aber "Nein, Science Fiction hat mich nie interessiert". Es gibt Ausnahmen, Harald Lesch z.B. Aber im großen und ganzen habe ich es schon erlebt, das deutsche Wissenschaftler und Astronauten sich eher über Science Fiction Geschichten lustig machen, während Amerikaner diese oft als Inspiration für ihre Arbeit nennen.
Ja, in Deutschland muss man "seriös" sein. Mein einer Großvater war zwar kein Wissenschaftler, aber er nannte Star Trek, damals noch in der PAL-Flimmerkiste, "Utopie", und dies mit einem negativen Unterton. Wer in die Wolken guckt, entflieht der Realität statt neue Reize in sich aufzunehmen. Oder der Spruch "Träume sind Schäume". Ein George Lucas wäre bei uns wohl eher Klempner geworden statt Regisseur, und viele andere wie Roddenberry.
Zuletzt geändert von Frank Chmorl Pamo am 14. September 2015, 16:29, insgesamt 1-mal geändert.
Frank Chmorl Pamo

Re: Perry Rhodan contra deutsche Science Fiction?

Beitrag von Frank Chmorl Pamo »

Thoromir hat geschrieben:Science Fiction in Deutschland mit Perry Rhodan gleich setzen, finde ich auch etwas sehr weit hergeholt.
Ich finde es auch etwas traurig, wenn ein Autor zugibt, kein Science Fiction Fan sondern nur Perry Rhodan Fan gewesen zu sein. Denn das der Autor Perry Rhodan Fan sein muss um überhaupt für Perry Rhodan schreiben zu können, ist selbstverständlich. Sich aber darüber hinaus gar nicht für Science Fiction zu interessieren, befremdet mich.
Ja, ich habe auch gestutzt.
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Thoromir
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Re: Perry Rhodan contra deutsche Science Fiction?

Beitrag von Thoromir »

Frank Chmorl Pamo hat geschrieben:
Thoromir hat geschrieben:Science Fiction in Deutschland mit Perry Rhodan gleich setzen, finde ich auch etwas sehr weit hergeholt.
Ich finde es auch etwas traurig, wenn ein Autor zugibt, kein Science Fiction Fan sondern nur Perry Rhodan Fan gewesen zu sein. Denn das der Autor Perry Rhodan Fan sein muss um überhaupt für Perry Rhodan schreiben zu können, ist selbstverständlich. Sich aber darüber hinaus gar nicht für Science Fiction zu interessieren, befremdet mich.
Ja, ich habe auch gestutzt.
Ich mag CMs Romane und bin auch mit ihm als Expokrat zufrieden. Aber er hat schon mal so was ähnliches gesagt, das mich irritiert hat. Ich weiß nicht mehr wo, ein Interview oder so. Da sagte er, das er nicht an eine Zukunft wie in Perry Rhodan glaubt.
Ich hätte das gern vertieft, denn das die Zukunft so wird wie in Perry Rhodan ist doch selbstverständlich unsinnig. Aber wie sieht es mit einer Zukunft aus, in der es Kontakte zu Außerirdischen gibt, Handel mit anderen Völkern und so weiter? Wie sieht die Evolution von Zivilisationen aus, könnte es eine Art Zwiebelschalenmodell geben? Immerhin wird so etwas ähnliches ja in vielen SF Geschichten behandelt, inklusive Star Trek und Babylon 5. Ein Autor, der sich über so was keine Gedanken macht, der macht den Eindruck, den Job nur als Broterwerb zu machen, nicht weil es ihn interessiert und begeistert.
Frank Chmorl Pamo

Re: Perry Rhodan contra deutsche Science Fiction?

Beitrag von Frank Chmorl Pamo »

Baptist Ziergiebel hat geschrieben:Umso tragischer erscheint mir da das Trauerspiel um die nicht stattfindende Verfilmung von PR. Ich wette, dass eine gelungene Visualisierung nicht nur PR, sondern auch der deutschen Science fiction und dem Genre selbst neue Lebenskraft einhauchen würde. Mir wäre es schon sehr recht, wenn vom GEZ-Geld eher was in diesen Bereich fließt, als in die hunderste Landarzt- oder Krimiserie, oder in Schmalzschinken von der Stange.
Es ist doch erstaunlich, dass die BBC weltweit beachtete Dokumentationen, Spielfilme und fiktionale Stoffe, wie eben Dr. Who, aber auch vieles Andere, hervorbringt. Der Output des ÖRR Deutschlands bei mehr Einnahmen ist demgegenüber schamrötetreibend. Da das deutsche Kino in unseeliger Weise mit dem ÖRR verschlungen ist, der selbst wiederum durch die Politik durchseucht ist, muss einen die Ideenarmut des hiesigen Kinos nicht wundern.
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nanograinger
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Re: Perry Rhodan contra deutsche Science Fiction?

Beitrag von nanograinger »

Frank Chmorl Pamo hat geschrieben:
Thoromir hat geschrieben:Science Fiction in Deutschland mit Perry Rhodan gleich setzen, finde ich auch etwas sehr weit hergeholt.
Ich finde es auch etwas traurig, wenn ein Autor zugibt, kein Science Fiction Fan sondern nur Perry Rhodan Fan gewesen zu sein. Denn das der Autor Perry Rhodan Fan sein muss um überhaupt für Perry Rhodan schreiben zu können, ist selbstverständlich. Sich aber darüber hinaus gar nicht für Science Fiction zu interessieren, befremdet mich.
Ja, ich habe auch gestutzt.
Zitat aus dem Focus-Online Artikel:
„Möglicherweise war 'Perry Rhodan' derart übermächtig, was Science Fiction in Deutschland angeht, dass es alles andere erstickt hat“, spekuliert Christian Montillon. „Ich bin als Perry-Rhodan-Fan aufgewachsen nicht als SciFi-Fan.“

Jetzt erklärt mir mal bitte, wo da steht, dass sich CM nicht für Science-Fiction interessiert(e). :rolleyes:
Frank Chmorl Pamo

Re: Perry Rhodan contra deutsche Science Fiction?

Beitrag von Frank Chmorl Pamo »

Thoromir hat geschrieben:
Quinto hat geschrieben:
Wenn man eine Handlung, nur weil sie im Weltraum und auf fremden Planeten spielt, zur SF zählt, dann gehört PR zur SF-Literatur.
Also ich definiere (wie die meisten) Science Fiction nicht als "technisch/wissenschaftliche Geschichten". Das mag vielleicht so mal angefangen haben, aber das bedeutet es heute einfach nicht mehr.
Science Fiction sind für mich Geschichten, die eine Geschichte erzählen, die in der Zkunft spielt. Egal ob im Weltraum oder am Nordpol. Wenns in der Zukunft spielt ist eine wichtige Bedungung erfüllt, um als SF zu gelten.
Irgendwo habe ich mal in einem Lexikon gelesen (SF Filmleskikon oder so?) das eine Science Fiction Geschichte etwas voraussetzt - eine technisch wissenschaftliche Erfindung, eine gesellschaftlich/kulturelle Entwicklung - und dann überlegt, wie die Zukunft durch diese Veränderung beeinflusst wurde. Darin dann eine Geschichte.

Diese Bedingungen erfüllt Perry Rhodan jede Woche.

Natürlich lässt sich Science Fiction noch in diverse Untergruppen fassen. Das ist auch gut so, um ein bißchen Ordnung drin zu haben. Und vermutlich ist jede dieser Untergruppen in Perry Rhodan schon vorgekommen.
Es gibt unzählige Spielarten der SF, ob Gegenwart in Paralleluniversen, ob Hard SF, oder oder oder.
SF ist nicht tot, sie wird uns nur von den Verlagen vorenthalten. Wo früher ein SF Autor umsonst die Klinken diverser Verlage putzte, gibts heute glücklicherweise mehr Möglichkeiten, wie Eigenverlag oder BoD.
Frank Chmorl Pamo

Re: Perry Rhodan contra deutsche Science Fiction?

Beitrag von Frank Chmorl Pamo »

nanograinger hat geschrieben:
Frank Chmorl Pamo hat geschrieben:
Thoromir hat geschrieben:Science Fiction in Deutschland mit Perry Rhodan gleich setzen, finde ich auch etwas sehr weit hergeholt.
Ich finde es auch etwas traurig, wenn ein Autor zugibt, kein Science Fiction Fan sondern nur Perry Rhodan Fan gewesen zu sein. Denn das der Autor Perry Rhodan Fan sein muss um überhaupt für Perry Rhodan schreiben zu können, ist selbstverständlich. Sich aber darüber hinaus gar nicht für Science Fiction zu interessieren, befremdet mich.
Ja, ich habe auch gestutzt.
Zitat aus dem Focus-Online Artikel:
„Möglicherweise war 'Perry Rhodan' derart übermächtig, was Science Fiction in Deutschland angeht, dass es alles andere erstickt hat“, spekuliert Christian Montillon. „Ich bin als Perry-Rhodan-Fan aufgewachsen nicht als SciFi-Fan.“

Jetzt erklärt mir mal bitte, wo da steht, dass sich CM nicht für Science-Fiction interessiert(e). :rolleyes:
Als PR-Autor ist man auch SF-Autor - notgedrungen. Wenn man für eine Serie wie PR schreibt, sollte man schon einen gewissen Überblick über die SF-Szene haben, also auch andere SF gelesen haben.
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Thoromir
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Re: Perry Rhodan contra deutsche Science Fiction?

Beitrag von Thoromir »

nanograinger hat geschrieben:
Frank Chmorl Pamo hat geschrieben:
Thoromir hat geschrieben:Science Fiction in Deutschland mit Perry Rhodan gleich setzen, finde ich auch etwas sehr weit hergeholt.
Ich finde es auch etwas traurig, wenn ein Autor zugibt, kein Science Fiction Fan sondern nur Perry Rhodan Fan gewesen zu sein. Denn das der Autor Perry Rhodan Fan sein muss um überhaupt für Perry Rhodan schreiben zu können, ist selbstverständlich. Sich aber darüber hinaus gar nicht für Science Fiction zu interessieren, befremdet mich.
Ja, ich habe auch gestutzt.
Zitat aus dem Focus-Online Artikel:
„Möglicherweise war 'Perry Rhodan' derart übermächtig, was Science Fiction in Deutschland angeht, dass es alles andere erstickt hat“, spekuliert Christian Montillon. „Ich bin als Perry-Rhodan-Fan aufgewachsen nicht als SciFi-Fan.“

Jetzt erklärt mir mal bitte, wo da steht, dass sich CM nicht für Science-Fiction interessiert(e). :rolleyes:
Eben der letzte Satz? Aber gut, vielleicht etwas zu weit gedacht.
Fakt ist jedenfalls, das ich den Gedanken falsch finde, Perry Rhodan habe die Science Fiction in Deutschland an die Wand gedrückt. Perry Rhodan war und ist immer nur ein Teil der deutschen SF gewesen. Von weltweiter SF ganz zu schweigen. Ich jedenfalls mochte SF schon, als ich Perry Rhodan noch gar nicht kannte. Und ich bin jünger als CM :-)
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Re: Perry Rhodan contra deutsche Science Fiction?

Beitrag von Early Bird »

Thoromir hat geschrieben:
nanograinger hat geschrieben:
Frank Chmorl Pamo hat geschrieben:
Thoromir hat geschrieben:Science Fiction in Deutschland mit Perry Rhodan gleich setzen, finde ich auch etwas sehr weit hergeholt.
Ich finde es auch etwas traurig, wenn ein Autor zugibt, kein Science Fiction Fan sondern nur Perry Rhodan Fan gewesen zu sein. Denn das der Autor Perry Rhodan Fan sein muss um überhaupt für Perry Rhodan schreiben zu können, ist selbstverständlich. Sich aber darüber hinaus gar nicht für Science Fiction zu interessieren, befremdet mich.
Ja, ich habe auch gestutzt.
Zitat aus dem Focus-Online Artikel:
„Möglicherweise war 'Perry Rhodan' derart übermächtig, was Science Fiction in Deutschland angeht, dass es alles andere erstickt hat“, spekuliert Christian Montillon. „Ich bin als Perry-Rhodan-Fan aufgewachsen nicht als SciFi-Fan.“

Jetzt erklärt mir mal bitte, wo da steht, dass sich CM nicht für Science-Fiction interessiert(e). :rolleyes:
Eben der letzte Satz? Aber gut, vielleicht etwas zu weit gedacht.
Fakt ist jedenfalls, das ich den Gedanken falsch finde, Perry Rhodan habe die Science Fiction in Deutschland an die Wand gedrückt. Perry Rhodan war und ist immer nur ein Teil der deutschen SF gewesen. Von weltweiter SF ganz zu schweigen. Ich jedenfalls mochte SF schon, als ich Perry Rhodan noch gar nicht kannte. Und ich bin jünger als CM :-)
Mochtest du auch deutsche SF, als du PR noch gar nicht kanntest?
Welche bitte?
Die Wahrscheinlichkeit verstanden zu werden, ist oft genug und aus allen möglichen Gründen gering.
Deshalb bin ich zwar für meine Texte verantwortlich, nicht jedoch für vermutete Absichten und Ansichten.
Kursiv soll meist auf irgend etwas mit Hümör hinweisen. Doppeltkursive Schrift gäbe noch mehr Möglichkeiten.

Lebe, als würde die Welt morgen untergehen. Lerne, als wenn du ewig lebst.
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Re: Perry Rhodan contra deutsche Science Fiction?

Beitrag von Thoromir »

Early Bird hat geschrieben:
Mochtest du auch deutsche SF, als du PR noch gar nicht kanntest?
Welche bitte?
Es ist in einer Forumsdiskusison manchmal schwierig wenn jeder von unterschiedlichen Dingen redet, oder Begriffe anders versteht und interpretiert als der Andere.
Zunächst auf Deine Frage: Bevor ich den Namen Perry Rhodan auch nur kannte, habe ich als Kind Science Fiction Geschichten aus dem Schneider Buch Verlag gelesen. Und zwar Raumstation Monitor und Erdschiff Giganto. Ich habe mir die Hörspielserie "Commander Perkins" reingezogen und nur weil auf diesen Schallplatten Werbung für ein Perry Rhodan Hörspiel drauf war, ist mir der Name das erste Mal unter die Augen gekommen. Ich habe diese Hörspiele auch gekauft und gewann dadurch meinen ersten kleinen Einblick. Ich war aber immer noch weit entfernt, mir die Romanhefte reinzuziehen, obwohl ich nun langsam in ein Alter kam, wo ich in Kiosken neben meinen geliebten ZACK Comics auch mal einen Blick auf solche Romane warf. Da sah ich neben Perry Rhodan aber auch Terra Astra, Ren Dhark und andere.
Dann kam Krieg der Sterne und das Perry Rhodan Sonderheft zu diesem Film, Das habe ich gekauft - wegen dem Film, nicht wegen Perry Rhodan. Da war Werbung für den Start der 4. Auflage drin. Und erst da reifte in mir der Wunsch die Serie kennen zu lernen. Es braucthe aber immer och ein Jahr bis ich mir dann wirklich das erste Heft gekauft habe. Da war ich dann 14 Jahre alt.

Gerade zur damaligen Zeit gab es viele Möglichkeiten Zugang zur SF zu finden ohne dabei auch Perry Rhodan lesen zu MÜSSEN. Es gab Terra Astra, es gab andere Anthlogieserien in anderen Verlagen. Es gab Science Fiction Taschenbücher. Daher finde ich den Ausspruch falsch, Perry Rhodan habe die SF an die Wand gedrückt. Wenn dem so wäre, würde es heute ach kein Maddrax geben.
Perry Rhodan ist Teil der deutschen SF - ein wichtiger Teil - aber nicht der alles beherrschende Teil. So eine Behauptung kann man nur aufstellen, wenn man sich eben außer für Perry Rhodan für GAR NICHTS Interessiert und entsprechende Scheuklappen trägt, oder wenn man eine provokante Aussage in eine Diskussion reinwerfen will, und es entsprechend übertrieben meint.

Der Romanheftmarkt ist mittlerweile zusammen gebrochen. Terra Astra und Co gibt es nicht mehr. Perry Rhodan hat überlebt. und für eine heutige Generation mag der Auspruch gültig geworden sein, denn wer als Jugendlicher heute deutsche SF lesen will, kommt an Perry Rhodan vielleicht wirklich kaum noch herum. Aber für die Generation, die in den 60er und 70er Jahren SF Fans geworden sind, gilt das nicht.
Christian Montillon
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Re: Perry Rhodan contra deutsche Science Fiction?

Beitrag von Christian Montillon »

Thoromir hat geschrieben: Ich mag CMs Romane und bin auch mit ihm als Expokrat zufrieden. Aber er hat schon mal so was ähnliches gesagt, das mich irritiert hat. Ich weiß nicht mehr wo, ein Interview oder so. Da sagte er, das er nicht an eine Zukunft wie in Perry Rhodan glaubt.
Ich hätte das gern vertieft, denn das die Zukunft so wird wie in Perry Rhodan ist doch selbstverständlich unsinnig. Aber wie sieht es mit einer Zukunft aus, in der es Kontakte zu Außerirdischen gibt, Handel mit anderen Völkern und so weiter? Wie sieht die Evolution von Zivilisationen aus, könnte es eine Art Zwiebelschalenmodell geben? Immerhin wird so etwas ähnliches ja in vielen SF Geschichten behandelt, inklusive Star Trek und Babylon 5. Ein Autor, der sich über so was keine Gedanken macht, der macht den Eindruck, den Job nur als Broterwerb zu machen, nicht weil es ihn interessiert und begeistert.

Oh - ich bin begeistert von all diesen Dingen -- im Sinne von "Geschichten-Erzählen" oder "Geschichten-Hören", in allen nur denkbaren Medien. Die SF hat gerade in den letzten Jahren hervorragende Geschichten erzählt - auch im Jugendromanbereich, im Kino ...

... aber diese Begeisterung ändert nichts daran, dass ich nicht an eine solche Zukunft GLAUBE, also nicht denke, dass es in der Realität zu Kontakten mit Außerirdischen etc. kommen wird.
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Thoromir
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Re: Perry Rhodan contra deutsche Science Fiction?

Beitrag von Thoromir »

Christian Montillon hat geschrieben:
Oh - ich bin begeistert von all diesen Dingen -- im Sinne von "Geschichten-Erzählen" oder "Geschichten-Hören", in allen nur denkbaren Medien. Die SF hat gerade in den letzten Jahren hervorragende Geschichten erzählt - auch im Jugendromanbereich, im Kino ...

... aber diese Begeisterung ändert nichts daran, dass ich nicht an eine solche Zukunft GLAUBE, also nicht denke, dass es in der Realität zu Kontakten mit Außerirdischen etc. kommen wird.
Der Begriff "Glaube" ist vielleicht missverständlich. "Glauben" tut man an Götter. Manche "glauben" vielleicht auch an Göttern aus dem All. Ich sage lieber, was ich für wahrscheinlich oder für unwahrscheinlich halte, wobei sich Wahrscheinlichkeiten natürlich jederzeit ändern können.
So halte ich es zur Zeit auch für unwahrscheinlich, das wir Kontakt mit Außerirdischen bekommen werden, weil ich es für wahrscheinlicher halte, das sich die Menschheit vorher selbst ausrottet. Das liegt dann aber an der Menscheit selbst, nicht daran, das es keine Außerirdischen gibt (deren Existenz ich für sehr wahrscheinlich halte :-) )

Aber das ist sicher eine andere Diskussion die mich aber auch sehr reizen würde. Als "Babylon 5" aktuell war und Star Trek Fans und B5 Fans sich beinahe an die Gurgel gingen, war ein Streitpunkt oft, welche Zukunftsvision wahrscheinlicher ist. Ich hielt die B5 Version für wahrscheinlicher und die Star Trek Vision für ein Ideal, das man wohl im 3. Jahrtausend nicht erreichen wird.
Bei Perry Rhodan ist es nun so, das ich Perry Rhodan als Person für ein Ideal halte. Aber das, was ich für die Grundaussage halte, nämlich das die Entwicklung einer Zivilisation immer weiter geht - Zwiebelschalenmodell (ohne Materiequellen bitte) - finde ich wahrscheinlich oder zumindest... wünschenswert?

Ich denke, das sind Fragen, über die sich ein Science Fiction Autor Gedanken macht. Wenn ich höre "Daran glaube ich nicht", dann reagiere ich vielleicht immer etwas empfindlich, weil ich solche Sprüche eigentlich nur von Menschen höre, die sich eine Zukunft nach 2015 nicht vorstellen und jedes mal aufs neue denken, wir haben die Krone des Machbaren erreicht, ganz zu schweigen davon, das wir die Krone der Schöpfung sind.
Ich habe solche Leute in meiner Verwandtschaft :-(
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nanograinger
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Re: Perry Rhodan contra deutsche Science Fiction?

Beitrag von nanograinger »

Baptist Ziergiebel hat geschrieben: Ich bin auf diesem Gebiet eher Laie, aber auch mir fällt auf, dass Medien anderer Länder sehr viel bereitwilliger mit Science fiction umgehen und arbeiten, sei es in Form von Serien, Filmen usw. Ich würde gerne mal ein paar weitere Meinungen zu obiger These hören.
Dass die "Medien anderer Länder sehr viel bereitwilliger mit Science fiction umgehen" mag duchaus stimmen, aber es ist ja keineswegs so, dass Abgrenzungen von E- und U-Kultur (in Musik, Literatur, TV oder Film) ein einzig deutsches Phänomen ist, auch wenn es hierzulande beim TV aufgrund der weiterhin starken Stellung öffentlich-rechtlicher Medien vielleicht stärker ausgeprägt ist.

Aber auch in den USA ist SF (was man auch immer darunter versteht) ganz klar ein "Genre", dass zwar im Film nach Star Wars im Mainstream der Branche gelandet ist (weil man gemerkt hat, dass man damit gut Geld verdienen kann), aber zumindest in der Literatur sind die Autoren von SF (oder auch Fantasy) und "seriöser" Romane scharf getrennt (wobei das Kurt Vonnegut wohl die Ausnahme von der Regel darstellt). Das war in den 50er und 60er Jahren so (und wurde von den damaligen SF-Autoren dokumentiert) und ich sehe das heute sogar noch verstärkt so (wobei ich ehrlich gesagt die Szene schon einige Zeit nicht mehr intensiv verfolge).

Über das Verhältnis von Perry-Rhodan und "seriöser" deutscher SF in den späten 70er und 80ern könnte vermutlich Uwe Anton einiges sagen, wenn ich seinen Werdegang so betrachte.
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