»Betriebsblindheit« (Gucky inklusive)

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ZEUT-42
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»Betriebsblindheit« (Gucky inklusive)

Beitrag von ZEUT-42 »

Ich beziehe mich hier mal auf dein Statement hier: viewtopic.php?p=717610#p717610 - das erfordert einfach eine Wortmeldung.
Klaus N. Frick hat geschrieben: Ich muss das so klar und hart sagen: Wir haben da gepennt. [...] Für mich war das ja alles eindeutig: Zuerst kommen die Planeten, auf denen die Cairaner sogar bekannte Galaktiker nachgebildet haben, auf denen Alaska Saedelaere und Tipa Riordan unterwegs sind. Dann erfahren unsere Helden, dass sogar Raumschiffe eins zu eins nachgebaut werden. Und dann stolpert Gucky in so eine Falle und kommt tragisch ums Leben. [...] Das Ziel war: Die Leser kapieren, dass es irgendwie ein »Fake« ist, weil sie mehr Informationen als die Helden haben. Unsere terranischen Figuren aber sind schockiert. [...] Meine Kolleginnen und Kollegen in der Abteilung haben mich dafür auch ... ähm ... ein wenig kritisiert.
Das war nicht »gepennt«, das war »Betriebsblindheit« - und zwar auf mehreren Ebenen. Alles ehrenhaft gemeint, alles gut durchdacht - und dann klappt es nicht. Das ist das Problem, wenn man eigentlich alles von oben her überblickt, der Leser aber nicht.

Das mit der »Betriebsblindheit« ist im Übrigen auch gar nicht so sehr dein Problem, sondern du bist ja eigentlich nur das letzte Glied in der Sicherungskette, das solche Betriebsblindheiten eigentlich verhindern sollte. Das hätte gar nicht erst bis zur allerletzten Hauptsicherung, also bis zu dir, durchdringen dürfen. Die fehlende Redaktionssitzung passt da ins Bild, ist aber nur ein Glied in der Kette. Jetzt gibt es vermutlich ziemlich viele Personen, die sich aus dem einen oder anderen Grund ärgern - was aber ebenfalls ziemlich sinnlos ist, denn »den« Schuldigen gibt es nicht - einen Verantwortlichen (die Hauptsicherung am Ende der Kette) aber schon.

Das eigentliche Problem hier ist ein ganz anderes und es hat auch gar nicht mit Gucky zu tun - oder mit gepennt und nicht einmal mit der aufgetretenen Betriebsblindheit an sich. Das eigentliche Problem ist hier im Forum schon mehrfach angesprochen worden, nämlich, dass die Handlung zu komplex gedacht und konzipiert ist, dass man sehr tief mitdenken muss, wenn man den Roten Faden nicht verlieren möchte. Und irgendwann ist es dann zu komplex.

Wim Vandemaan hat unfreiwillig genau diesen Punkt hervorgehoben, als er in Reaktion auf Band 3072 meinte, er habe in Band 3071 /3072 nicht gut genug aufgepasst und es habe dort die Angabe gefehlt, dass zwischen Band 3071 und Band 3072 sechs Tage verstrichen seien - und das würde ihn ärgern. Nun, Ich behaupte mal, es hätte überhaupt keinen Unterschied gemacht, ob diese Zeitangabe in den Romanen gestanden hätte - oder aber nicht. Es wäre nur ein winziger und sehr komplex gedachter Mosaikstein gewesen - und der normale Leser hätte das nicht bemerkt.

An anderer Stelle wiederum hat Wim Vandemaan geschrieben, er habe verhindern wollen, dass die Auflösung viel zu einfach und vor allem viel zu offensichtlich gewesen wäre und es hätte ihn sehr besorgt, dass die Handlung viel zu offensichtlich wäre. Das sollte man eigentlich so stehenlassen, denn das ist das eigentliche Problem - eines, das es in ähnlicher Form seit Band 2700 gibt. Wim schrieb das aus der Perspektive des Allwissenden, Konzipierenden, der erst logisch denkt, dann emotional. Ein Leser ist aber nun einmal nicht allwissend und sieht auch nicht die Auflösung im Voraus - und intelligenter als ein promovierter Literaturwissenschaftler ist er auch nicht. Stattdessen ist ein Leser zuerst emotional und erst dann logisch. Ein Leser möchte gut unterhalten werden - und er möchte zuerst auf der emotionalen Ebene und dann auch auf der logischen Ebene verstehen, um was es geht.

Es wäre schön, wenn eine Handlung erst auf der emotionalen Seite durchdacht wird - und dann auf der logischen - und auf der logischen Seite nicht zu komplex gedacht wird.
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Klaus N. Frick
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Re: »Betriebsblindheit« (Gucky inklusive)

Beitrag von Klaus N. Frick »

ZEUT-42 hat geschrieben: 21. Juli 2020, 19:03 Ich beziehe mich hier mal auf dein Statement hier: viewtopic.php?p=717610#p717610 - das erfordert einfach eine Wortmeldung.
Ich will da jetzt nicht so sehr im Detail darauf eingehen, sondern nur die Rückmeldung geben, dass ich vermute, dass Du in mancherlei Hinsicht recht hast. Das Problem mit den sechs Tagen, die in den Romanen nicht auffallen, sehe ich auch nicht – das ist Wims Meinung, und die ist sicher nicht falsch, aber auch nicht allein richtig.

Richtiger wäre gewesen (und hinterher ist man immer schlauer), wir hätten gezeigt, wie die Cairaner den Gucky-Plan vorbereiten. Dann hätte jeder glasklar gesehen, was passiert. Die Figuren in den Romanen wären trotzdem entsetzt und schockiert gewesen, für die Leser aber wäre es eine spannende Geschichte gewesen, bei der sie sich nicht geärgert, sondern mitgefiebert hätten.

Hin wie her: Wir haben das nicht richtig durchdacht, das ist offensichtlich. Ich bin sicher, dass man da eh keine Schuldzuweisung auf einzelne machen kann. Hätte ich das Ganze meinen Teamkollegen präsentiert, hätten mich Sabine Kropp oder Bettina Lang oder Klaus Bollhöfener mit ihrer Erfahrung sicher auf die Probleme hingewiesen. Hätten die zwei Exposéautoren und ich die Situation gründlicher durchgesprochen ... hätte-hätte-hätte.
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