Günther Drach hat geschrieben: ↑5. Oktober 2021, 20:11
Siela Correl hatte Jahrhunderte in einem cantarischen Überlebenstank verbracht. Dabei war sie die ganze Zeit bei vollem Bewusstsein.
Wozu?
Nur um noch einen weiteren Opiter Quint zurück zu bringen? Noch eine Nebenfigur, mit der niemand etwas anfängt?
Ach so, Bull-Nachwuchs. Also noch so eine Farye S-Type?
Warum man überhaupt den Leser mit so vielen Nebenfiguren überschwemmen muss, um sie herum etwas interessantes aufbaut und sie dann sang und klanglos abserviert (oder in die Versenkung verschwinden lässt) das hat was von ... nennen wir es mal wenig Eleganz.
Das Problem damit ist meiner Meinung nach bei der Einführung einer neuen Figur denkt man sich als Leser: "A geh, was soll ich da? Die Figur ist doch maximal für einen Zyklus. Dann will sich keiner mehr darum kümmern und sie wird entsorgt."
Damit verlieren Figuren automatisch Charakter.
Es wäre natürlich etwas anderes wenn Figuren einen brauchbaren "Abschluss" ihrer Reise bekommen würden:
Figur wird eingeführt -> ihr Charakter beschrieben -> Figur entwickelt sich weiter -> sie findet ihre Bestimmung.
Das wäre an und für sich logisch wenn man eine Figur einführt sich schon am Anfang zu überlegen: wo will man mit dieser Figur überhaupt hin?
Das fehlt meiner Meinung nach sehr stark. Figuren werden relativ lieblos entsorgt. Wenn man Glück hat dann findet die Figur einen Nachhall bei einem der Dauerprotagonisten...
Wenn man Pech hat und die Figur bei den Lesern nicht ankommt verschwindet sie ohne Kommentar.
Die Liste der Figuren aus den letzten 2 Zyklen die sich eigentlich nicht weiterentwickelt haben ist groß.
Nur ein Beispiel:
"Sholotow Affatenga", der Pralinensüchtige. Die Figur kommt in 16 Bänden vor und wird dann abgesägt. Ich persönlich vermisse sie nicht da ich jedesmal Lust auf Schoko bekommen habe beim Lesen.
Und dann gibt es die andere Art von Figuren die sich tatsächlich weiterentwickeln... aber die trotzdem ohne befriedigenden "Abschluss" einfach verschwinden. Manchmal mit der Option sie wiederzubeleben... manchmal sang und klanglos.
Ich orte hier wenig Liebe zu den Figuren und das ist ein Manko welches meiner Meinung nach dringend behoben gehört.
Ob man das "von oben verordnen" kann oder es es eine Frage der Überzeugung ist weiß ich nicht.
Meiner Meinung nach würde eine ordentliche Behandlung von Nebenfiguren der Serie zu mehr Leben verhelfen. Nicht bei der Einführung der Figuren, das wird meist sehr gut gemacht. Aber bei der Entwicklung und dem Abgang. Das muss nicht immer der "Tod" sein.
Es ist völlig in Ordnung wenn eine Figur wie z.b. Affatenga sich sagt: für mich ist das nix mehr, ich mache eine Pralinenfabrik auf Apas auf, ich habe mein Scherflein beigetragen. Wenn dann auch noch geschildert wird als Figurenentwicklung WARUM eine Figur ihre Bestimmung findet macht wäre es natürlich das Sahnehäubchen.
Das ist jetzt eine harte Kritik und ich hoffe niemand fühlt sich durch diese "tough love" gekränkt:
Zurzeit wirkt das Handling mit den Nebenfiguren völlig planlos. Oder um es positiv auszudrücken: die Autoren haben große kreative Freiheiten.
Es spricht nichts gegen kreative Freiheiten. Aber wenn man Unordnung macht und ein Konzept geht nicht auf dann sollte man sie auch wieder wegräumen müssen...
Some people are nice some people are nasty. There is always a Baldrick and there is always a Blackadder.