Schon das Titelbild hat neugierig gemacht auf den Inhalt. Und ebenfalls wegen Titelbild (und dem Hauptpersonenkasten) hatte ich einen Atlan-Roman aus der Ich-Perspektive erzählt erwartet. In dieser Beziehung bin ich zwar enttäuscht worden, dennoch hat mir der Roman gefallen.
Es war mMn sehr interessant in die Erfahrungs- und Gefühlswelt eines mehr oder weniger direkten Beauftragen einer Kosmokratin (Mu Sargai) zu tauchen. Da die Hohen Mächte selber wohl auf immer unergründlich bleiben werden, sind solche persönlichen Berichte von hochrangigen kosmokratischen (oder chaotarchischen) Dienern vermutlich das Beste, das uns diese Welt näherbringen kann. Zwei Dinge sind mir dabei aufgefallen: Erstens, der Informationsfluss von oben nach unten ist zumindest auf der kosmokratischen Seite stark eingeschränkt. Ob dies damit zu tun hat, dass die unteren Ebenen die Informationen gar nicht richtig verstehen können oder ob es andere Gründe hat wie z.B. dass die Informationen nicht in die Hände der Gegenseite fallen dürfen, bleibt offen. Zweitens, es hat sich wieder mal gezeigt, dass die Reaktionszeiten der Hohen Mächte "langsam" sind. Ich kann mir gut vorstellen, dass ein Bindeglied zwischen einer Kosmokratin und dem Leben an sich, sich auf lange Wartezeiten einstellen muss. Das wurde mMn ausgezeichnet in diesem Roman beschrieben.
Ebenfalls gefallen hat mir der kosmische Flair, der sich praktisch durchgehend durch den Roman gezogen hat. Extrem hochstehende und selbst für Atlan mit Extrasinn nicht zu erfassende Technologie, interessante Orte und Aufträge, die der Kammerpage im Auftrag Mu Sargais aufgesucht hat etc. Etwas seltsam mutete zwar die Tatsache an, dass der Begegnungsort des Kammerpagen und Atlan und Iwa/Iwan auf einer Welt mit einer aggressiven, gefährlichen Tierwelt stattfand und dabei höhere Technologie (Schutzanzüge) ausser Gefecht gesetzt wurde. Vielleicht wurde dabei tatsächlich der Kammerpage getestet, wie es der Kammerherr gesagt hatte. Aber ich stelle mir vor, wie der singuläre Ordnungsfaktor Atlan auf seiner wichtigen Mission gegen das chaotarchische Instrument FENERIK von einem Vogel getötet wird oder in den Trichter fällt und sich das Genick bricht. Soll alles irl schon vorgekommen sein… In tausend Jahren oder so kommt dann das Kondolenzschreiben von Mu Sargai und FENERIK hat natürlich mittlerweile die Milchstrasse unterworfen.
Fazit: Nicht die Action und Spannung eines Atlan-Romanes aus der Ich-Perspektive erzählt, aber dafür eine seltene und deshalb interessante persönliche Einsicht in die Welt eines direkten kosmokratischen Beauftragten. Kann ich nur empfehlen.