Klassiker - Die Dritte Macht (PR 1 - 49)

Unvergessene Abenteuer, legendäre Zyklen - nachgelesen und neu diskutiert.
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Yman
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Klassiker - Die Dritte Macht (PR 1 - 49)

Beitrag von Yman »

Wir befinden uns in einem Jubiläumsjahr. Es gibt Grund zum Feiern! Mit diesem Zyklus begann 1961 die größte (und seien wir unbescheiden, auch die beste) SF-Serie der Welt.

Folgende Autoren schrieben die Romane:
Clark Darlton: 19
Kurt Mahr: 15
K. H. Scheer: 8
W. W. Shols: 4
Kurt Brand: 3

Die Titelbilder und Illustrationen stammen von Johnny Bruck.

An dieser Stelle sei auf die Perry Rhodan Chronik verwiesen, sowie auf die in den Startlöchern stehende Miniserie Perry Rhodan Wega (Start: Freitag, 19. März 2021), die u.a. den Lesern dieses Zyklus hoffentlich etliche Aha-Erlebnisse bescheren wird.

Obwohl wir hier die Original-Romane vorstellen, ist zu erwähnen, dass 1978 diese Romane auch in einer Nachbearbeitung im Rahmen einer Buchausgabe erschienen, den sogenannten Silberbänden, und dass es von Andreas Eschbach ein Buch gibt, PERRY RHODAN - Das größte Abenteuer, das u.a. der Frage nachgeht, wie es dazu kam, dass ein gewisser Perry Rhodan 1971 auf dem Mond landete (anstelle eines Neil Armstrong 1969).


An einem Freitag, dem 8. September 1961,
erschien der erste Roman der PERRY-RHODAN-Serie

"Unternehmen Stardust" von Karl-Herbert Scheer

Nachfolgendes, Text und Bild, wurden per GNU-Lizenz der Perrypedia entnommen:
Unternehmen Stardust
Bild
Die Mondlandung

Im Jahre 1971 ist die Weltlage mehr als gespannt. Noch herrscht trügerische Ruhe, ein atomar geführter Dritter Weltkrieg zwischen den Großmächten ist aber anscheinend nicht mehr abwendbar. Im Sommer dieses Jahres steht jedoch ein anderes Ereignis im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses, denn das Rennen der beiden großen Machtblöcke der Erde (des Westblocks und der Asiatischen Föderation (AF) mit dem assoziierten Ostblock) um die erste Mondlandung ist entschieden.

Von Nevada Fields aus startet am 19. Juni um 03:02 Uhr im Rahmen des Projekts Mondschuß die STARDUST unter dem Kommando Perry Rhodans, eines Risikopiloten der U.S. Space Force, zur ersten bemannten Mondlandung der Menschheit. In der STARDUST kommt revolutionäre neue Technik zum Einsatz. Die über neunzig Meter lange dreistufige Rakete verfügt über kernchemische Atomstrahltriebwerke. Die dritte Stufe hat eine Hauptdüse und vier schwenkbare Steuerdüsen sowie Landestützen und ist zur vertikalen Landung auf dem Mond bestimmt. Sie ist für die Rückkehr zur Erde mit Tragflächen und Leitwerk ausgestattet, mit deren Hilfe sie wie ein normales Flugzeug landen kann.

Das Astronautenteam besteht aus

Major Perry Rhodan – 35 Jahre alt; Kernphysiker, Nebengebiet atomare Strahltriebwerke
Captain Reginald Bull – Elektronik-Ingenieur, Fachingenieur für atomare Strahltriebwerke
Captain Clark G. Flipper – Bordastronom, Mathematiker und Physiker
Leutnant Dr. Eric Manoli – Bordarzt, Geologe

Der Flug der STARDUST, die von Nevada Fields aus ferngesteuert wird, verläuft zunächst planmäßig. Die Mondlandung steht kurz bevor, sie soll in der Nähe des Mondsüdpols in der Region des Newcomb-Kraters erfolgen. Doch kurz vor der Landung überlagert ein Störsignal die Fernsteuerung. Nur Perry Rhodans blitzschneller Reaktion ist es zu verdanken, dass die Rakete nicht abstürzt, sondern die sofortige automatische Notlandung auf der erdabgewandten Seite des Mondes durchgeführt wird. Bevor die Funkverbindung mit der Erde abreißt, strahlt der Autopilot den codierten Notruf QQRXQ ab, dem das Kontrollzentrum entnehmen kann, dass die STARDUST vermutlich von einer feindlichen Macht angegriffen wurde. Bei der Notlandung wird das Schiff leicht an einer der Landestützen beschädigt, doch dies kann mit Bordmitteln behoben werden. Allerdings ist auch die Funkanlage zerstört. Perry Rhodan verlässt die STARDUST, nachdem die Radioaktivität an der Landestelle abgeklungen ist, und betritt als erster Mensch den Mond.

Auf der Erde sind die Verantwortlichen um General Lesly Pounder ratlos, aber der Chef der International-Intelligence-Agency, Allan D. Mercant, ahnt, dass hier etwas Besonderes vor sich geht. Rhodans letzter Funkspruch weckt die Vermutung, dass die fehlgeschlagene Mondlandung auf einen Angriff der Asiatischen Föderation zurückzuführen sein könnte, denn sie ist die einzige andere Macht auf der Erde, die derzeit in der Lage wäre, eine Mondmission durchzuführen – doch die von der AF auf den Weg geschickte Rakete ist kurz nach dem Start explodiert. Auf Mercants Befehl hin wird Nevada Fields durch das Militär abgeriegelt.

Das fremde Raumschiff

Den Mondfahrern gelingt es, die STARDUST zu reparieren. Sie nehmen an, dass die Asiatische Föderation für die Störimpulse verantwortlich war, denn von Mercants Geheimdienstinformationen wissen sie nichts. Rhodan und Bull machen sich deshalb mit einem vor Ort montierten Panzerfahrzeug auf den Weg zum Ursprung der fremden Funkimpulse. Sie wollen außerdem die erdzugewandte Seite des Mondes erreichen, um die Erde über ihre geglückte Landung in Kenntnis zu setzen. Ihr Funkspruch wird jedoch von einer unbekannten Strahlung gestört. Eine Art Kuppel aus grünlichem Feuer entsteht über dem Panzer und zerstört dessen Funkantennen – damit sind die Männer endgültig von der Erde abgeschnitten. Während Bull die AF als Feind vermutet, ahnt Rhodan, dass die Lage ernster ist. Sie gehen der Sache nach und entdecken nach einiger Zeit das gestrandete Raumschiff eines fremden Volkes – der Arkoniden. Die beiden völlig schockierten Menschen werden an Bord gelassen und nehmen Kontakt mit der Besatzung des Kugelschiffes auf, nachdem sie bewiesen haben, dass ihre Intelligenz eine bestimmte Entwicklungsstufe überschritten hat.

Die Fremden halten sich selbst aufgrund ihrer weit überlegenen Technik für die Krone der Schöpfung, sind in Wirklichkeit aber nur die degenerierten Nachkommen eines Volkes, das schon seit Jahrzehntausenden ein großes Imperium in der Galaxis beherrscht. Die meisten Arkoniden sind dekadent, apathisch und lethargisch, sie interessieren sich mehr für Kunst und so genannte Fiktivspiele als für ihr zerfallendes Reich. Diese Lethargie war auch ein Grund für den schon vor vier Monaten erfolgten Absturz des Forschungsschiffes auf dem Erdmond. Eigentlich war das Schiff auf der Suche nach dem Planeten des Ewigen Lebens, der sich einige Lichtjahre von der Erde entfernt befinden soll. Die Arkoniden haben die Menschheit schon seit längerer Zeit beobachtet und wollten jetzt verhindern, dass die Leute von der STARDUST sie entdecken. Nach der Begegnung mit Crest und Thora, den Befehlshabern des fremden Schiffes, wird klar, dass Crest an einer Krankheit leidet und Hilfe braucht. Dr. Eric Manoli, der zusammen mit der STARDUST und Clark G. Flipper zum Standort des Arkonidenraumers gebracht wird, kann Crests Krankheit identifizieren: Der Arkonide leidet an Leukämie. Mit der Einwilligung Thoras startet die STARDUST mit Crest und einigen arkonidischen Gerätschaften an Bord zurück zur Erde. Dort wäre eine Heilung des erkrankten Arkoniden möglich.

Rückkehr zur Erde

Kurz nach Erreichen der Erdatmosphäre schaltet Rhodan die Fernsteuerung der STARDUST aus und übernimmt das Schiff manuell. Er fliegt entgegen heftigen Protests Flippers das Hoheitsgebiet der AF an und landet unter Sendung des SOS-Signals in der Nähe des Goshun-Salzsees in der menschenleeren Wüste Gobi. Denn Rhodan hat bereits in vollem Umfang begriffen, welche Konsequenzen die Begegnung mit den Arkoniden für die Menschheit hat. Ihm ist klar, dass die technischen Mittel der Außerirdischen keinesfalls nur einem der beiden Machtblöcke – oder irgendeiner anderen irdischen Macht – in die Hände fallen dürfen, weil das nur zur Unterdrückung der ganzen restlichen Menschheit führen würde. Rhodan will außerdem verhindern, dass Crest in die Hände eines der Geheimdienste der Erde gerät. Er plant, Crest jedem Zugriff zu entziehen und eine neutrale Macht zwischen den Blöcken zu errichten. Rhodan nimmt seinen Abschied als Major der USA. Sein erster symbolischer Schritt zur Verwirklichung seiner Vision einer geeinten Menschheit, die sich ins All ausbreitet, besteht darin, dass er die Rangabzeichen von den Schulterstücken seiner Uniform löst. Dies ist die Geburtsstunde der Dritten Macht.
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dandelion
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Re: Klassiker - Die Dritte Macht (PR 1 - 49)

Beitrag von dandelion »

Für die zehntausende Leser dieses Heftes war es im Herbst 1961 tatsächlich der erste PR-Roman, den sie zu Gesicht bekamen. Für mich war es das nicht. Ich habe den Roman Mitte der 60erJahre zum erstenmal gelesen, als ich schon einigermaßen mit dem damals noch recht kleinen Rhodan-Kosmos vertraut war.

Für die Erstleser war alles neu und die Erwartungen waren sicher hoch. Leider wurde schon im Untertitel verraten, daß Rhodan und seine Begleiter auf Außerirdische treffen würden. Der spannungsfördernde Handlungsteil um die chinesische Mondrakete, von Scheer gut gestaltet, mußte also wirkungslos verpuffen.

Trotzdem blieben zwei handfeste Überrraschungen. Zum einen das menschenähnliche Aussehen der Fremden und dann natürlich Rhodans Landung im asiatischen Niemandsland, möglichst weit weg von zu Hause. Gelungener Schlußpunkt war dann Rhodans symbolischer Abschied. Vom Amerikaner zum Terraner, das war richtungsweisend, wobei patriotisch gesinnte Leser, das auch anders sehen konnten und können.
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Faktor10
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Re: Klassiker - Die Dritte Macht (PR 1 - 49)

Beitrag von Faktor10 »

Eingestiegen bin ich mit Band 498 und Band 2 bis 9 beim Verlag in erster Auflage nachgekauft. Leider war Band 1 schon 1971 beim Verlag nicht mehr zu beziehen. So habe ich Band 1 wohl erst Mitte der 70er gelesen. Ein super Konzept, und da haben die beiden alten Meister alles Richtig gemacht.
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Re: Klassiker - Die Dritte Macht (PR 1 - 49)

Beitrag von Quinto »

Wie der Zufall es will habe ich die Anfangsromane kürzlich wieder durchgeblättert. Wie kam es, dass die Serie von Anfang an so einschlug? Ich hole hier mal etwas aus.

Zunächst mal war SF in den 50er Jahren "in", wie es heute heißt. "Atom" war damals das Zauberwort, der Schlüssel zu den fantastischsten Neuerungen, nachzulesen schon in den ersten PR-Bänden, angefacht durch die Konkurrenz der Supermächte und durch eine schon damals rührige Wissenschaftlergemeinde, die den eigenen Nutzen (Posten, Ruhm und Geld) zu mehren wusste, indem sie Politikern und Öffentlichkeit die tollsten Dinge erzählte. In seiner Abschiedsrede 1961 warnte US-Präsident Eisenhower vor zwei Entwicklungen, dem "militärisch-industriellen Komplex" und der Gefahr, "dass die öffentliche Politik selber ein Gefangener einer wissenschaftlich-technologischen Elite wird." Sehr, sehr hellsichtig, aber damals ging das alles in Begeisterung für die versprochenen Neuerungen unter. Jugendliche als ganz unreife Menschen sind die natürliche Zielgruppe für derartige Versprechungen. Auch ich war also begeistert, natürlich auch von der bevorstehenden Mondlandung und überhaupt von der Aussicht auf das Jahr 2000, auf das sich alle Erlösungshoffungen richteten. Im westdeutschen Fernsehen gab es damals die Sendereihe "Auf der Suche nach der Welt von morgen", eine nachträglich gesehen tolldreiste Ansammlung oftmals schieren Unsinns im Gewand ernsthafter Wissenschaft, z. B. schwebende Häuser. Das gleichnamige Buch habe ich mir aufgehoben als Quelle dauernder Erheiterung. Diese naive Zukunftsbesoffenheit war damals jedenfalls so gängig wie heute andere Fantasien und auf diesem Nährboden konnte PR wachsen und gedeihen.

Das allein hätte es nicht gebracht, SF-Romane gab es viele, auch in Heftform wie die Terra-Bände. PR hatte für mich zwei Alleinstellungsmerkmale. Erstens spielte die Handlung nicht im Irgendwann und Irgendwo sondern in einer damals direkt vor uns liegenden Zukunft auf der Erde. Die Hefte enthielten sogar definierte Jahreszahlen. Zweitens war es eine Fortsetzungsserie mit einem geschlossenen Handlungsbogen, wiederkehrenden Hauptpersonen und einem definierten, wenn auch etwas nebulösem Ziel: Die Ausbreitung der Menschheit im Kosmos in einer fantastischen Zukunft der technologischen Wunder. Toll!! Und dann war das auch noch spannend und kurzweilig geschrieben. Auf so etwas hatte ich geradezu gewartet. Ich bin 1968 als Jugendlicher auf die PR-Leihbücher gestoßen, ein Jahr später auf die Heftserie.

Zu Band 1 selbst gibt es eigentlich nicht viel zu sagen. Genial war der grundlegende Handlungsansatz mit der Übernahme einer außerirdischen Technologie und der Person Rhodan als genial veranlagtem Durchblicker und Schnelldenker, der sofort radikale Konsequenzen aus der Situation zieht und seinen eigenen Laden aufmacht.
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Re: Klassiker - Die Dritte Macht (PR 1 - 49)

Beitrag von idaho »

Bei meinem Exemplar von Band 1 hat ein Vorbesitzer die Innenillustrationen sorgfältig farbig ausgemalt. Lange Zeit dachte ich, das wäre gedruckt und bei allen Exemplaren der Fall :o( Das sieht dann z.B. so aus:
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Re: Klassiker - Die Dritte Macht (PR 1 - 49)

Beitrag von Faktor10 »

Gerade das erste Bild gefällt mir sehr gut,das zweite auch.
Unbelehrbarer Altleser.Allem Neuen aber aufgeschlossen. Leider mit ausgeprägter Rechtschreibschwäche.
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Re: Klassiker - Die Dritte Macht (PR 1 - 49)

Beitrag von dandelion »

Ich fand und finde den Roman spannend, gut aufgebaut und unterhaltsam.

Es gab aber auch Stimmen, die in diesem Stück Unterhaltungsliteratur "faschistische Ideologie" zu erkennen glaubten, wenn auch im zeitlichem Abstand von 15 Jahren, also 1976. Da liegt der Verdacht nahe, daß hier nicht nur die Nr. 1 sondern vielmehr die gesamte bis dahin erschienene Serie beurteilt und verdammt wurde.

Es werden Rassismus und Imperialismus unterstellt, natürlich auch Militarismus. Das waren beliebte Totschlagargumente jener Zeit. Der Rassismusvorwurf verwundert mich aber schon, kamen Rhodans Mitstreiter doch von Anfang an aus allen möglichen Weltgegenden.
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nanograinger
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Re: Klassiker - Die Dritte Macht (PR 1 - 49)

Beitrag von nanograinger »

dandelion hat geschrieben: 12. März 2021, 21:31...
Es werden Rassismus und Imperialismus unterstellt, natürlich auch Militarismus. Das waren beliebte Totschlagargumente jener Zeit. Der Rassismusvorwurf verwundert mich aber schon, kamen Rhodans Mitstreiter doch von Anfang an aus allen möglichen Weltgegenden.
Wenn man sich im Anflug von Größenwahn "Solares Imperium" nennt und 1500 Jahre durchregiert, ist der Vorwurf des Imperialismus vielleicht nicht ganz unberechtigt. MIlitarismus lässt sich auch schwerlich wegleugnen, die Zivilgesellschaft spielte insbesondere in der Scheer-Ära nur sporadisch eine Rolle.

Auch Rassismus ist durchaus vorhanden. Natürlich nicht im extremen Sinne (Genozid, Sklavenhaltung, zumindest nicht auf Seiten der Terraner), aber neben Ras Tschubai wirst du lange suchen müssen, bis du die nächste wichtigere Figur mit dunkler Haut bei den Terranern findest (mir kommt als nächstes Nome Tschato in den Sinn). Wenn man nicht die ganzen Japaner bei den Mutanten hätte, wären fast alle wichtige Personen "weiße Kaukasier".

Aber natürlich verlegt sich der Rassismus mit dem Aufbruch ins Weltall auch auf die Beziehungen zu anderen Sternenvölkern. Die Arkoniden sind Schlaffis, die Ferronen können nicht fünfdimensional denken, die Springer "springen", die Topsider schickt man in die Sonne, die Überschweren sind Brutalos, die Akonen hinterhältige Intriganten, die Jülziish nennt man Blues usw... Erst mit den Maahks ist so etwas wie Augenhöhe und gegenseitige Anerkennung erreicht. Das dauert aber bis Band 287.

In Band 11 drückt Kurt Mahr den Anspruch Rhodans wie folgt aus: "Bei allem, was unternommen wurde, durfte das große Ziel nicht aus den Augen verloren werden: die Menschheit zur führenden Rasse der Galaxis zu machen."

Ich würde als schon sagen, dass die Vorwürfe des Rassismus, Imperialismus und Militarismus nicht gerade aus der Luft gegriffen sind. Aber es ist natürlich einseitig, nur diese Aspekte der (frühen) Serie hervorzuheben.
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Kardec
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Re: Klassiker - Die Dritte Macht (PR 1 - 49)

Beitrag von Kardec »

dandelion hat geschrieben: 12. März 2021, 21:31 ..................
Der Rassismusvorwurf verwundert mich aber schon, kamen Rhodans Mitstreiter doch von Anfang an aus allen möglichen Weltgegenden.
Was die Vorwürfe gegen PR betrifft, zielt dein Posting m. E. in die falsche Richtung.

Die Menschen, die Terraner wurden seinerzeit im Vergleich zu den Aliens zum Fremdschämen überhöht.
Zudem spielte sich die Handlung überwiegend in einem militarisierten Umfeld ab. Da bot PR damals schon Angriffsfläche.
Auch wenn die Kritik seinerzeit natürlich einseitig war. 68er Jahre :)
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dandelion
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Re: Klassiker - Die Dritte Macht (PR 1 - 49)

Beitrag von dandelion »

Es gab natürlich die manchmal peinliche Glorifizierung der Terraner, das Expansionsstreben des Solaren Imperiums und den ewigen Großadministrator, aber das war alles später. Die zitierten -ismen bezogen sich auf den Inhalt von PR 1 und das ist wohl kaum zutreffend.
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Yman
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Re: Klassiker - Die Dritte Macht (PR 1 - 49)

Beitrag von Yman »

Im September 1961 erschien der 2. Roman der PERRY-RHODAN-Serie:

"Die dritte Macht" von Clark Darlton.

Nachfolgendes, Text und Bild, wurden per GNU-Lizenz der Perrypedia entnommen:
Die dritte Macht
Bild
Nachdem Perry Rhodan mit der STARDUST in der Wüste Gobi gelandet ist, schirmt er mithilfe der arkonidischen Technik den Landeplatz mit einem Energieschutzschirm ab. Somit kann er mit herkömmlichen und atomaren Waffen nicht mehr angegriffen werden. Weitere Machtmittel, die ihm die Arkoniden zur Verfügung stellen, sind Psychostrahler und ein Gravitationsneutralisator. Damit kann die »Bergung« der STARDUST durch die asiatischen Streitkräfte verhindert werden.

Rhodans Ziel ist es, die Menschheit zu einen und den drohenden Atomkrieg zu verhindern. Zunächst aber muss der an Leukämie erkrankte Arkonide Crest geheilt werden. So fliegt Reginald Bull mit Clark G. Flipper nach Australien, um von dem bekannten Leukämie-Forscher Dr. Frank M. Haggard ein Serum gegen die Krankheit zu erwerben. Außerdem soll Bull Ersatzteile für das notgelandete Raumschiff der arkonidischen Expedition auf dem Mond besorgen sowie Clark G. Flipper freilassen, der sich um seine schwangere Frau sorgt und zu ihr reisen will.

Unterdessen sind um die Rückkehr der STARDUST ernsthafte politische Verwicklungen entstanden. Die Machthaber der Asiatischen Föderation und des Ostblocks nehmen an, Perry Rhodan hätte mit seiner Mondrakete in der Wüste Gobi einen westlichen Spionagestützpunkt errichtet. Moskau und Peking fordern Washington ultimativ auf, den Stützpunkt aufzugeben, anderenfalls werde es einen Atomkrieg geben. Die Amerikaner sind hingegen überzeugt, dass die AF längst die STARDUST geborgen hat und nun versucht, zusätzlichen diplomatischen Druck auszuüben.

Während westliche Agenten vergeblich versuchen, Kontakt zu Rhodan herzustellen, wirft ein  Bomber der AF eine Atombombe über dem Stützpunkt Rhodans ab. Der Schutzschirm hält ohne Probleme stand. Perry Rhodan beschließt, ein offenes Funkgespräch mit seinem ehemaligen Vorgesetzten, General Lesly Pounder, aufzunehmen. Dabei schildert er die Erlebnisse der STARDUST-Besatzung auf dem Mond und bekräftigt seinen Willen, die Menschheit zu einen und den Atomkrieg zu verhindern. Diese Verlautbarung finden die Mächte des Ostblocks aber völlig unglaubhaft und halten an ihrem Ultimatum fest.

Perry Rhodan und Crest organisieren eine Machtdemonstration. Nachdem Thora mit einem Todesstrahler vom Mond aus ein 50 km durchmessendes Loch in ein abgelegenes Gebiet der Sahara gebrannt hat, ist die Weltöffentlichkeit zunächst davon überzeugt, Perry Rhodan verfüge über außerirdische Technik und dass es sich in der Wüste Gobi nicht um einen amerikanischen Stützpunkt handelt. »Die roten Knöpfe blieben unberührt …«

Unter dem Druck der militärisch überlegenen Dritten Macht kommt es zur ersten Zusammenarbeit zwischen dem amerikanischen Leutnant Albrecht Klein, dem Russen Peter Kosnow und dem chinesischen Leutnant Li-Tschai-Tung gegen Perry Rhodan. Dies führt zu dem Bewusstsein, dass durch die Dritte Macht der Atomkrieg bislang verhindert wurde.

Unterdessen konnte Reginald Bull den australischen Arzt Haggard zur Herausgabe des Anti-Leukämie-Serums bewegen. Dessen einzige Bedingung war, die Therapie selbst durchzuführen, weswegen er Bull zurück in die Gobi begleiten möchte. Captain Clark G. Flipper erhält vor seiner Abreise in die USA einen Hypnoblock, um zu verhindern, dass er die Anwesenheit der Arkoniden verraten kann. Er bleibt in Darwin zurück, wird vom australischen Geheimdienst gestellt und verhört. Aufgrund des Hypnoblocks kann er die Fragen nicht beantworten und stirbt im Laufe des Verhörs an einem Hirnschlag.

Unter erheblichen Schwierigkeiten gelangt Bull zurück in die Gobi. Er muss gegen australisches und chinesisches Militär kämpfen und will dabei vermeiden, dass allzu viel Schaden entsteht. Dazu setzt er Psychostrahler und Antigravgeräte recht planvoll ein, wenn er auch allgemeines Chaos verbreitet. Glücklicherweise kommt es zu keinen Todesfällen.

Leutnant Klein trifft unterdessen Perry Rhodan, erfährt von ihm dessen Beweggründe und wird durch die Ambitionen Rhodans angesteckt. Durch dieses Treffen erneut misstrauisch geworden, fordern die östlichen Regierungen die USA wiederum ultimativ auf, den Stützpunkt zu räumen, da man nicht mehr von der Unabhängigkeit der STARDUST überzeugt ist. Bald darauf greift die AF den Landeplatz der STARDUST an. Rhodan setzt Antigravstrahler ein, die den Angriff zur Farce machen, und bietet diplomatische Verhandlungen an, was die AF ablehnt. Sie fordert Moskau auf, eindeutig Stellung zu beziehen, und droht den USA mit dem Abbruch der diplomatischen Beziehungen.

Währenddessen tritt Crest mit Thora in Kontakt und erreicht, dass sie einen Anti-Neutronenschirm um die Erde legt, welcher jegliche Atombombenexplosion verhindern kann.

Am nächsten Tag um zwölf Uhr beginnt die AF mit dem atomaren Erstschlag gegen den Westblock. Eine Minute und 18 Sekunden später starten die USA ihre Raketen gegen das Gebiet der AF. Um 12:02 Uhr reagiert auch Moskau und startet seine Raketen gegen die in der Wüste Gobi stehende STARDUST. Die russische Regierung plant, dass ihr Volk als einziges die atomare Verseuchung der Erde überleben soll. Dank des Anti-Neutronenfelds explodiert jedoch kein einziger Sprengkopf. Die gesamte Kriegsmaschinerie der Weltmächte versagt kläglich. Angesichts der Ereignisse kommt es zum Zusammenschluss der verfeindeten Regierungen gegen Perry Rhodan und zur Planung einer gemeinsamen Mondexpedition. Rhodan, Bull und Manoli werden zu Weltfeinden erklärt.

Crest stellt fest, dass Perry Rhodan aufgrund seiner Haltung und Weitsicht eine neue Art Mensch geworden ist – er bezeichnet ihn als ersten Terraner.
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Re: Klassiker - Die Dritte Macht (PR 1 - 49)

Beitrag von GECP »

Kardec hat geschrieben: 13. März 2021, 01:22
Die Menschen, die Terraner wurden seinerzeit im Vergleich zu den Aliens zum Fremdschämen überhöht.
Ich glaube, das ging damals nicht anders. Die anderen Völkern waren den Menschen technologisch um Jahrtausende voraus. Wenn man nicht die Mutanten und ein paar richtig gute Ideen gehabt hätte, dann wäre die Geschichte nach ein paar Bänden zu Ende gewesen. Die Arkoniden, die Springer, die Topsider oder wer auch immer hätte die Erde in einen Kartoffelacker verwandelt und fertig.
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Re: Klassiker - Die Dritte Macht (PR 1 - 49)

Beitrag von dandelion »

In der Entstehungszeit des Romans "Die dritte Macht" gab es eine ausgeprägte Erwartungshaltung zu den vermeintlichen Segnungen der Kernenergie. Dem gegenüber stand die Angst vor dem finalen Atomkrieg, der nur durch das Gleichgewicht des Schreckens verhindert oder hinausgezögert wurde. Clark Darlton hat die zwiespältigen Gefühle dieser Zeit eindrucksvoll thematisiert und Johnny Bruck hat mit seinem Titelbild eine entprechende Textstelle außergewöhnlich gut wiedergegeben. Neben der legendären Nr. 19 für mich das beeindruckendste Titelbild des ersten Zyklus.

Unangenehm ist mir bei diesem Roman die Beiläufigkeit aufgefallen, mit der die ersten Todesopfer der Serie zu verzeichnen waren. Unangenehm vor allem deshalb, weil sie für den Fortgang der Handlung nicht notwendig waren sondern nur der Effekthascherei dienten. K.H. Scheer ist in seinem ersten PR-Roman ohne Gewaltdarstellung ausgekommen, bei Darlton war das überraschenderweise anders.
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Akronew
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Re: Klassiker - Die Dritte Macht (PR 1 - 49)

Beitrag von Akronew »

Kentucky Fried Movie - "A Fistful of Yen" hat geschrieben:Das ist kein Vergnügungsspielchen!
"

So kam es mir immer vor.
Es muss nun jedem klar sein, das es nun um nicht weniger als das Ende der Welt geht.
Was ist das gegenüber einer einfachen Mondlandung? :rolleyes:

Aber dazu im nächsten Band mehr. :devil:
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Ich durchstreifte den Vorhof auf der Suche nach dem Aquarium, weil ich der Clansmutter eine Überraschung mitgebracht hatte.
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Re: Klassiker - Die Dritte Macht (PR 1 - 49)

Beitrag von Haywood Floyd »

Man darf nicht vergessen, dass dies Anfang der 60er Jahre geschrieben wurde - gerade mal 15 Jahre nach dem Ende des Weltkriegs und 12 Jahre nach dem Ende der Besatzung Deutschlands, als der kalte Krieg heisszulaufen drohte! :fieber:

Eine Zeit, in der ein Mann nicht ohne Hut aus dem Haus ging, Fleisch, Eier und Milch immer noch teure Leckerbissen waren, Adenauer (West-)Deutschland mit harter Hand und unter wohlwollender Duldung vieler Ex-Nazis in hohen und höchsten Positionen regierte, Frauen ohne Erlaubnis des Ehemanns keine Berufstätigkeit ausüben durften, Kindererziehung (und übrigens auch Schulunterricht...!) ganz selbstverständlich regelmäßige Schläge beinhaltete, Schaffner, Briefträger und änliches ziviles Personal militärisch geschneiderte Uniformen trugen und Briefe schloss man mit "Mit dem Ausdruck meiner vorzüglicher Hochachtung" oder "Mit vielen Grüßen bin ich Ihr ergebener (Name)" ab.

Minderheiten waren da, um gepiesackt zu werden und in Kindergärten und Schulen galt - im Pausenhof und auch im Unterricht - das Recht des Stärkeren und dies wurde von Lehrern billigend geduldet,weil man lernen muss, sich durchzusetzen'. Ständige Redensart war 'Du Heulsuse, ein Indianer kennt keine Schmerzen' und geschiedene Frauen galten als 'selbst schuld' und man mied den Umgang mt ihnen. Atomkraft war ein Versprechen für eine bessere Zukunft und ein Atomkrieg war durchaus im Rahmen des Möglichen und wir Kinder hatten wirklich eine Scheißangst davor. :übel:

Ich habe diese dumpfe und bräsige Zeit, vor allem die erste Hälfte der 60er, als Kind mehr oder weniger bewusst miterlebt und da wurde Inhalt und Stil von Perry Rhodan keineswegs als militaristisch oder gewalttätig empfunden: sie war, im Vergleich zum Zeitgeist, sogar eher das, was man, wenn es den Ausdruck damals schon gegeben hätte, als 'progressiv' hätte bezeichnen können...

Seltsam? Aber so steht es geschrieben... ;)
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Re: Klassiker - Die Dritte Macht (PR 1 - 49)

Beitrag von gejotha »

...und genau so war es ! 🙄
"Die Mikrobe der menschlichen Dummheit ist unausrottbar." (Curt Goetz)
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Goshun
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Re: Klassiker - Die Dritte Macht (PR 1 - 49)

Beitrag von Goshun »

Haywood Floyd hat geschrieben: 16. März 2021, 10:49 sie war, im Vergleich zum Zeitgeist, sogar eher das, was man, wenn es den Ausdruck damals schon gegeben hätte, als 'progressiv' hätte bezeichnen können...
Das "hätte" man nicht als progressiv bezeichnen können das war wahnsinnig progressiv.

Jede Wette die Autoren haben mit dem Verlag hart gefochten um das bringen zu dürfen! Jede Wette sie haben "aber das können wir nicht verkaufen" zu hören bekommen.

Was hier als "Rassismus" bezeichnet wird war damals völlig normal.


Ich fordere JEDEN zu einer Challenge heraus der glaubt damals rassistische Untertöne rauszuhören:
Nehmt den in den heutigen Medien transportierten Mainstream und vergleicht ihn in 50 Jahren mit dem Mainstream dann.

Dann werden ihr verstehen warum man die Maßstäbe von "in 50 Jahren" nicht auf die heutigen Inhalte anwenden darf sondern warum man die Zeit damals berücksichtigen muss!


Was denkt ihr wie wird man in 50 Jahren über unseren Umgang mit anderen Menschen, Tieren und der Umwelt denken? Ich weiß das ist jetzt schon wieder eine "politische" Diskussion... darum gerne die Antwort als PN ;)
Some people are nice some people are nasty. There is always a Baldrick and there is always a Blackadder.
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Re: Klassiker - Die Dritte Macht (PR 1 - 49)

Beitrag von AushilfsMutant »

Ich lese immer wieder gerne Silberband 1. :P
„...der Gastgeber fragt in die Runde, was den jeder gerne zu trinken hätte. Der Kosmokrat reagiert verwirrt, man kann mehr als nur Wasser trinken? Der Chaotarch, der gleich neben an sitzt, fragt sich ob es auch genug Tee/Wasser/Kaffee....Arten im Angebot gibt. Darauf hin, kommt es zum Streit zwischen den Beiden, was den nun die richtige Flüssigkeit zum Trinken sei...“

Auszug auf dem Buch: Die Hohen Mächte und der Moralische Code (Band 14, Seite 345, Absatz 2)
Haywood Floyd
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Re: Klassiker - Die Dritte Macht (PR 1 - 49)

Beitrag von Haywood Floyd »

Nun ja, die Erfahrung zeigt: nachdem das Pendel weit auf die eine Seite ausgeschlagen hat, kehrt es um und schlägt dann nach der anderen Seite aus... :unschuldig:

Bezieht sich natürlich auf die Handlung und den Stil der Serie damals und heute und keineswegs auf Politik - höchstens auf Ethik und Moral. B-)

Denn ein Deserteur ("Vaterlandloser Geselle") als Haupt- und Titelperson einer Serie: ts, ts, tssss..... :o
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Re: Klassiker - Die Dritte Macht (PR 1 - 49)

Beitrag von Quinto »

Was an Band 2 und späteren Heften dieser Urzeit der Serie ins Auge sticht, ist die geradezu kindische Darstellung der außerirdischen Technik. Da wäre zunächst eine undurchdringliche Energieglocke, dann der Psychostrahler, der bis in 2 km Entfernung "posthypnotische Befehle" in die Gehirne pflanzt, verbunden mit künstlicher Amnesie. Schließlich ein Gravitationsneutralisator, ein kleiner Kasten mit "ungeheurer Energiespeicherung", mit dem man "eine beliebig breite (!) Strecke von 10 km Länge" oder einen "Kreis von 20 km Durchmesser" von der Erdanziehung befreien kann. Für die Romanhandlung sehr praktisch. Entsprechend werden Szenen wie aus einem Slapstick-Film erfunden: "Drei Männer schwebten schwerelos durch die Luft und ein Hubschrauber stand schräg und schwankend zwischen den Felsblöcken." Gefiel mir damals gut, als Erwachsenem stehen mir die Haare zu Berge, weil sich Scheer und Darlton keine Mühe machten, auch nur ansatzweise eine passende Physik hinzuzudichten. Dazu passt, dass Thora mal eben aus einem auf dem Mond befindlichen Raumschiff ein 50 km durchmessendes Loch in die Sahara brennt. Später schwenkten Atomraketen "um 180 Grad und eilten zu ihren Abschußbasen zurück". Das ist alles so grobschlächtig, dass man ohne entsprechende Begeisterung für die Wunder der Zukunft das Heft einfach in den Abfall geworfen hätte. Mit dieser Begeisterung aber ist es ein unterhaltsamer Heftroman und ein Anlass, unbedingt das nächste Heft zu kaufen.

Während also damals das Fernsehprogramm ein erstaunliches Niveau besaß und dafür die Heftliteratur kläglich war, ist es heute umgekehrt. Oder doch nicht?
Haywood Floyd hat geschrieben: 16. März 2021, 10:49 Ich habe diese dumpfe und bräsige Zeit, vor allem die erste Hälfte der 60er, als Kind mehr oder weniger bewusst miterlebt ...
So wie ich. Ja, sie war von heute aus gesehen in manchen Dingen beschränkt, für die einen mehr (vor allem für Frauen), für die anderen weniger. Aus meinem Blickwinkel, dem eines alten weißen Mannes, ist die heutige Zeit geistig sogar viel eingeengter. Während nämlich früher über richtig und falsch gestritten werden durfte, gibt es heute Meinungskorridore, die niemand öffentlich ungestraft verlassen darf. Mittelalterlich. Vor allem aber herrschte damals ein, wenn auch naiver, Optimismus. Davon ist nichts übriggeblieben.
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AushilfsMutant
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Re: Klassiker - Die Dritte Macht (PR 1 - 49)

Beitrag von AushilfsMutant »

Ja diese Seltsamkeiten find ich auch immer wieder lustig. :P
„...der Gastgeber fragt in die Runde, was den jeder gerne zu trinken hätte. Der Kosmokrat reagiert verwirrt, man kann mehr als nur Wasser trinken? Der Chaotarch, der gleich neben an sitzt, fragt sich ob es auch genug Tee/Wasser/Kaffee....Arten im Angebot gibt. Darauf hin, kommt es zum Streit zwischen den Beiden, was den nun die richtige Flüssigkeit zum Trinken sei...“

Auszug auf dem Buch: Die Hohen Mächte und der Moralische Code (Band 14, Seite 345, Absatz 2)
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Goshun
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Re: Klassiker - Die Dritte Macht (PR 1 - 49)

Beitrag von Goshun »

Quinto hat geschrieben: 16. März 2021, 18:45 dann der Psychostrahler, der bis in 2 km Entfernung "posthypnotische Befehle" in die Gehirne pflanzt,
Was wurde eigentlich aus dem Psychostrahler? Also warum er bei raumfahrenden Zivilisationen nicht "wirkt" ist eigentlich klar aber warum nicht jeder Serun sowas eingebaut hat damit man auf primitiveren Planeten weniger Schwierigkeiten hat ist unklar.



Zum "Gravitationsneutralisator":

Also in einem Raumschiff nach arkonidischer Bauart braucht man sowas zwingend. Ansonsten drückt es einen bei Beschleunigung flach.

Für dies musste eigentlich keine "eigene Physik" erfunden werden. Seit 1900 geistert die "Antigravitation" durch alle SF Medien und sollten dem Zielpublikum also damals schon bekannt gewesen sein. Genauso wie "der Hyperraum".

So sehr Scheer und Mahr auch Technikfreaks waren, das sage ich jetzt bei allem Respekt und soll ihre Leistung keinesfalls schmälern, ein Verständnis von Physik welches "heute" bei sehr vielen Menschen selbstverständlich ist hatten sie nicht. Damals war selbst die Relativitätstheorie, die heute jedes Kind aufgrund der vielen anschaulichen Vergleiche versteht, "fortgeschrittenes Zeug".

Quinto hat geschrieben: 16. März 2021, 18:45 dass Thora mal eben aus einem auf dem Mond befindlichen Raumschiff ein 50 km durchmessendes Loch in die Sahara brennt.
Die Kritik verstehe ich nicht. Denn das ist durchaus mit heutigen Mitteln auch möglich... entsprechende Energiereserven vorausgesetzt. Was nicht berücksichtigt wurde ist was das für eine Auswirkung auf das Wetter hat... Die Aufforderung "das Gebiet zu verlassen" reicht meiner Meinung nach nicht aus um nicht trotzdem massig Menschenleben zu gefährden.
Das kann man durchaus kritisieren: vieles wurde nicht "zuende" gedacht. Aber wer kann das schon? ;)

Quinto hat geschrieben: 16. März 2021, 18:45 Aus meinem Blickwinkel, dem eines alten weißen Mannes, ist die heutige Zeit geistig sogar viel eingeengter. Während nämlich früher über richtig und falsch gestritten werden durfte, gibt es heute Meinungskorridore, die niemand öffentlich ungestraft verlassen darf.
Die gab es damals auch schon. Die Tabus waren halt nur andere... Damals reichte der Hüftschwung von Elvis schon für einen handfesten Skandal. Sexuelle Freizügigkeit, Partnerwahl, neue Formen des Liebes und Zusammenlebens. Das war nicht "diskutierbar".

Der Unterschied zu heute: die Leute waren nicht so feig und sind für ihre Meinung eingestanden auch wenn alle anderen sie gedisst haben.
Die Menschen beugen sich sehr schnell autoritärem Druck. Ich selber bin da wahrscheinlich keine Ausnahme.

Das macht mir persönlich Sorgen. Perry Rhodan war ein Deserteur, der das Etablierte in Frage gestellt hat. Wäre das heute noch möglich so eine Story zu bringen? Neo sagt "Ja"... aber.


Quinto hat geschrieben: 16. März 2021, 18:45 Vor allem aber herrschte damals ein, wenn auch naiver, Optimismus. Davon ist nichts übriggeblieben.
Ich habe die 60er nicht erlebt und erstmal Ende der 70er Anfang 80er die "Stimmung" einfangen können.

Auch damals war schon nichts mehr vom "naiven Optimismus" übrig. Es herrschte in meiner Kindheit Angst. Vor dem Atomkrieg, vor der Umweltverschmutzung, vor der Zukunft.


Ich persönlich hätte nichts gegen ein wenig Optimismus. Man muss sich ja nur die Filme/Serien der 50er und 60er anschauen. Meist seichte Unterhaltung mit einer Prise Humor und Peter Alexander Gesangseinlagen.

Das brauchten die Leute, die selbst erlebte Vergangenheit war mies genug. Ich bin sehr gespannt ob jetzt wieder so eine "Zeit" kommt in der die Dystopien meiner Generation hinterfragt werden.

Zu wünschen wäre es. Der "Friede Freude Eierkuchen" Zyklus, vielleicht erleben wir ihn noch?
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AushilfsMutant
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Re: Klassiker - Die Dritte Macht (PR 1 - 49)

Beitrag von AushilfsMutant »

Psychostrahler sind in der LFG verboten.

Wenn ich mich noch richtig erinnere wurde das im Roman „Das größte Abenteuer“ geschrieben.
„...der Gastgeber fragt in die Runde, was den jeder gerne zu trinken hätte. Der Kosmokrat reagiert verwirrt, man kann mehr als nur Wasser trinken? Der Chaotarch, der gleich neben an sitzt, fragt sich ob es auch genug Tee/Wasser/Kaffee....Arten im Angebot gibt. Darauf hin, kommt es zum Streit zwischen den Beiden, was den nun die richtige Flüssigkeit zum Trinken sei...“

Auszug auf dem Buch: Die Hohen Mächte und der Moralische Code (Band 14, Seite 345, Absatz 2)
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Re: Klassiker - Die Dritte Macht (PR 1 - 49)

Beitrag von Goshun »

AushilfsMutant hat geschrieben: 17. März 2021, 09:36 Psychostrahler sind in der LFG verboten.

Wenn ich mich noch richtig erinnere wurde das im Roman „Das größte Abenteuer“ geschrieben.
Ok... muss ich zugeben habe ich nicht gelesen. Das erklärt aber nicht warum sie bei anderen Organisationen nicht vorkommen. Ob die Tefroder solche Skrupel haben? Oder die Blues?


Was auch interessant ist: die Hypnoschulung der ersten Bände.

Mir ist das erst jetzt durch einen Roman von Herrn Anton aufgefallen wo er aufwirft mit einer Hypnoschulung würde man auch viele Vorurteile und Bias des Schulenden auf den Geschulten übergehen.

Unter diesem Aspekt ist der Aufbau eines undemokratischen "Solaren Imperiums" vielleicht doch nicht so unlogisch denn die Terraner haben die Hypnoschulung von den Arkoniden übernommen.

In meiner Phantasie gab es zwischen Hypnoschulung und Psychostrahler immer einen Zusammenhang. So unähnlich ist für mich die Funktionsweise der beiden Geräte nicht. Ich bin immer davon ausgegangen beide Geräte basieren auf derselben Grundlage.

Nun scheint es also Hypnoschulung noch zu geben... da würde ich gerne mal einen Roman lesen wo jemand versucht Menschen via Hypnoschlung zu manipulieren.
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Re: Klassiker - Die Dritte Macht (PR 1 - 49)

Beitrag von nanograinger »

AushilfsMutant hat geschrieben: 17. März 2021, 09:36 Psychostrahler sind in der LFG verboten.

Wenn ich mich noch richtig erinnere wurde das im Roman „Das größte Abenteuer“ geschrieben.
Was hat Eschbachs „Das größte Abenteuer“ mit der LFG und Psychostrahlern zu tun? :unschuldig:

Psychostrahler wurden nach Band 50 fast nur noch in der Atlan-Serie eingesetzt. Scheer nutzte ihn bspw. in Band 1404, das war damals eine Art PR-Retrogag. Ähnliches gilt für Gerry Haynaly in PR-Arkon 5. Dort wird auch ausgesagt, dass der Psychostrahler im Galaktikum illegal sei (Tekener kümmert das natürlich wenig).

Aber schon in Atlan 99 wird wohl gesagt (laut Perrypedia): "Besitz und Anwendung dieser Waffe waren streng verboten. Nur die Solare Abwehr und einige Sonderkommandos der Polizei durften Psychostrahler verwenden, und das auch nur in bestimmten Ausnahmefällen."
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