Klassiker - Die Dritte Macht (PR 1 - 49) - Textbeurteilung

Unvergessene Abenteuer, legendäre Zyklen - nachgelesen und neu diskutiert.
Antworten
Benutzeravatar
nanograinger
Kosmokrat
Beiträge: 8234
Registriert: 18. Mai 2013, 16:07

Re: Klassiker - Die Dritte Macht (PR 1 - 49)

Beitrag von nanograinger »

Scrooge hat geschrieben: 29. Mai 2021, 21:38
Tennessee hat geschrieben: 29. Mai 2021, 20:10 Es gibt sogar noch eine viel erschreckendere Frage: Da wir das ja alles lesen und auch so gerne und schon so lange und so nostalgisch goutieren - sind wir Leser, die rassistische Erzählmuster gut finden? :devil:
Das ist tatsächlic eine Frage, die mich etwas umtreibt.
Spoiler:
Ich habe die Serie 1985 entdeckt, und der 11jährige Junge war ohne Ende begeisterungsfähig. Er sammelte und las, las uns sammelte. Und er diskutierte mit anderen Fans. Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie intensiv ich auch die LKS las, die damals von Horst Hoffmann betreut wurde. Dort - und auch in persönlichen Gesprächen mit Fans, die ich nach und nach kennenlernen durfte - wurde die Serie immer wieder gegen Kritiker verteidigt, die die Serie für rassistisch o.ä. ansahen. Ich kann mich an das Pathos erinnern, das da manchmal durchschien. Die Begeisterung von Vielen war echt, und ich hatte den Eindruck, dass dieser Pathos in gewisser Weise auch von den Autoren "gelebt" wurde. Man war irgendwie eine große Familie, und wir waren uns sicher, dass die anderen, die die Serie kritisierten, einfach nicht verstanden, um was es ging. Oft war zu lesen: "Wenn die Kritiker nur mal einen Roman lesen würden!" 1991 war ich auf dem PR-Weltcon in Karlsruhe, und ich kann mich noch daran erinnern, wie bei der großen Bildershow Jubel aufkam, als das fast ikonische Titelbild gezeigt wurde, bei dem sich ein Mensch und ein Maahk die Hand reichen. Wir waren davon überzeugt, dass es in der Serie um Frieden und Völkerverständigung geht, ja dass die Serie die Welt vielleicht sogar ein Stück besser machen kann. Zu den Sternen!
Bin ich einem geschickten Marketing aufgesessen? Habe ich die Romane nicht richtig gelesen? Waren wir alle verblendet?
Ich bin etwa 10 Jahre älter als du, aber deine Erfahrungen kann ich gut nachvollziehen (ich war allerdings nie bei einem Con dabei). Ich möchte auf zwei Aspekte hinweisen.

Als junger Mensch sind nicht nur die Interessen, sondern auch die Wahrnehmung der Welt typischerweise deutlich anders als in späteren Phasen des Lebens, was natürlich an den gemachten Erfahrungen liegt. Dementsprechend las/liest man Texte natürlich anders und nimmt eben auch unterschiedliche Aspekte war. Dieses "Nicht Wahrnehmen" von bspw. rassistischen Aspekten der frühern Serie erklärt sich zum großen Teil daraus, meine ich, und das kann man auch hier im Forum seit Jahren lesen. Das mag manchmal eine Schutzbehauptung sein, im Sinne von: Man wollte es (bspw. Rassismus) nicht sehen, also sah man es auch nicht. Dafür wollte man andere Dinge sehen (bspw. Völkerverständigung) als nahm man das wahr und verteidigte es gegen Kritik und Anfeindungen von außen.

Außerdem ist die Situtation eines/r jungen Lesers/in in den 80er Jahren völlig anderes als in den 60er Jahren oder 70er Jahren. Nicht nur hatte sich die Gesellschaft gewandelt, sondern auch die Serie mit ihr (ein großes Verdienst von Willi Voltz und der dann schreibenden zweiten und dritten Generation von Autoren und der einen Autorin). Als ich Anfang der 80er die damaligen vier Auflagen parallel las und auch die Silberbände (die ja teilweise deutlich entschärft sind) fielen mir die Unterschiede durchaus auf. In der Gruppe von Lesern in meinem Freundeskreis gab es unterschiedliche Interessen und Meinungen darüber, was nun die Serie interessant machte. "Volkerverständigung" war keineswegs der Aspekt, der dominierte, möchte ich mal behaupten. Es war ein Aspekt, der bei den Fans der neueren Auflagen wichtig war, bei den Fans der früheren Auflagen eher weniger.

Es war aber damals relativ einfach, auf Kritik bzgl. bspw. Faschismus zu antworten: "Solche Anklänge hat es vielleicht früher mal gegeben, aber das ist schon lange vorbei." Und das stimmte ja auch im Großen und Ganzen. In den 60er Jahren war das anders, der Monitor-Fernsehbericht war zwar einseitig, aber keineswegs völlig daneben.
Scrooge hat geschrieben: 29. Mai 2021, 21:38 Bei der frühen PR-Serie ist es m.E. auch so, dass das Leitmotiv schon das des Friedens und der Völkerverständigung ist, dass aber die erzählerischen Topoi, die dahin führen, mindestens antiquiert sind, wahrscheinlich auch imperialistisch und vielleicht sogar rassistisch. Das Kind in mir sieht aber immer noch das Titelbild mit dem Handschlag und denkt: Das ist Perry Rhodan. Darum geht es.
Wim Vandemaan hat in einem Con in Osnabrück mal darüber geredet (die Audiofiles sind irgendwo im Forum verlinkt). Seine These war (ist es vermutlich immer noch), dass Völkerverständigung und die Einigung der Menschheit eine geringe Rolle spielten. Wichtiger war der Aspekt der Freundschaft unter Personen: Zunächst zwischen Perry und Crest und Bully und Gucky und schließlich Atlan und Tolot. Dieser Freundschafts-Aspekt machte die Serie so attraktiv, vergleichbar mit Winnetou und Old Shatterhand bei Karl May.

Erst später wird der Freundschaftsgedanke auf Völker ausgedehnt, bspw. auf die Posbis und die Haluter. Mit den Maahks ist man nicht wirklich befreundet, man schließt ein pragmatisches Zweckbündnis gegen ein/e andere/s Volk/Macht. Das Tibi von Band 287 mag ein tolles Symbol sein, aber wie jedes Symbol wird es mit Bedeutung überladen. Und die Überladung als Symbol für Völkerverständigung ist insofern nur in der Rückschau aus den 80er Jahren zu verstehen, denn 1967 war der Aspekt eine friedlichen und größtenteils ebenbürtigen Einigung mit einer nichtmenschlichen Spezies die ganz große Ausnahme.
Benutzeravatar
Akronew
Superintelligenz
Beiträge: 2936
Registriert: 29. Januar 2021, 13:32
Wohnort: M82

Re: Klassiker - Die Dritte Macht (PR 1 - 49) - Textbeurteilung

Beitrag von Akronew »

Nun das entspricht dem Alltag, man beruhigt sein Wissen durch Ablenkung.

Wir wissen, das wir immer noch weit von eine perfekten Planten entfernt sind.

Aber der Grüne Punkt und die Diskussion um Schaumküsse oder über die Anzahl von möglichen Geschlechtern sowie kostümierte Indianer sorgt schon für ausreichend Ablenkung?

Oder sind es letztlich eher die eigenen vermeidlichen Ansprüche, welche uns in eine Falle tappen lassen?
_________________________________________________________________________________________________
Ich durchstreifte den Vorhof auf der Suche nach dem Aquarium, weil ich der Clansmutter eine Überraschung mitgebracht hatte.
Benutzeravatar
Richard
Forums-KI
Beiträge: 11029
Registriert: 3. Mai 2013, 15:21
Wohnort: .at & TDSOTM

Re: Klassiker - Die Dritte Macht (PR 1 - 49) - Textbeurteilung

Beitrag von Richard »

Hm... ich möchte mal auf die hier verlagsseitig nicht erwünschte Politikdiskussion hinweisen, denn schoen langsam bewegt sich diese Diskussion hier in diese Richtung.
Benutzeravatar
nanograinger
Kosmokrat
Beiträge: 8234
Registriert: 18. Mai 2013, 16:07

Re: Klassiker - Die Dritte Macht (PR 1 - 49) - Textbeurteilung

Beitrag von nanograinger »

Also ich lese hier eine Diskussion über die frühe Serie und nicht über Politik.
Benutzeravatar
Akronew
Superintelligenz
Beiträge: 2936
Registriert: 29. Januar 2021, 13:32
Wohnort: M82

Re: Klassiker - Die Dritte Macht (PR 1 - 49) - Textbeurteilung

Beitrag von Akronew »

Die Drehbuchautorinnen von 'e-m@il für Dich' hat geschrieben:Du bist was du liest.
Ich finde ja das passt hier ganz gut. Meine Frage ist halt, sind wir durch das lesen von Geschichten wie die von Perry Rhodan, Harry Potter, Pipi Langstrumpf, Jim Knopf und den 5 Freunden zu andern Menschen geworden?

Wie weit ist der Einfluss, wenn man heute anders auf diese Texte schaut?
Hat es uns eventuell sogar geschadet, verkappte Rassisten, oder so?

Ich glaube das nicht, ich denke es hat uns verändert aber zum besseren.
Vielleicht können wir deshalb heute auch anders auf diese Texte schauen?
_________________________________________________________________________________________________
Ich durchstreifte den Vorhof auf der Suche nach dem Aquarium, weil ich der Clansmutter eine Überraschung mitgebracht hatte.
Benutzeravatar
Andreas Möhn
Terraner
Beiträge: 1481
Registriert: 16. Februar 2013, 14:35
Kontaktdaten:

Re: Klassiker - Die Dritte Macht (PR 1 - 49) - Textbeurteilung

Beitrag von Andreas Möhn »

Akronew hat geschrieben: 30. Mai 2021, 23:49 Ich finde ja das passt hier ganz gut. Meine Frage ist halt, sind wir durch das lesen von Geschichten wie die von Perry Rhodan, Harry Potter, Pipi Langstrumpf, Jim Knopf und den 5 Freunden zu andern Menschen geworden?
Willi Voltz war überzeugt davon, dass PR zu Toleranz erziehen könne. Auch Andreas Eschbach greift in diese Kiste: In seinem Roman findet Adams es unvorstellbar, dass es einmal einen auf Hautfarben bezogenen Rassismus gegeben habe - dies aus der Rückschau einer Zeit, in der man mit viel fremdartigeren Gestalten wie eben den Blues zusammenlebt und es ganz normal findet.
Die Sternenflotte bestätigt hiermit, dass im Rahmen der Erstellung dieses Beitrags kein Rothemd erschossen, erschlagen, verstrahlt, zerstückelt, gefressen, liquidiert, aufgelöst, transporterverunfallt noch in irgendeiner anderen Weise an Leib, Leben und/oder psychischer Gesundheit geschädigt wurde.
Scrooge
Plophoser
Beiträge: 479
Registriert: 12. September 2013, 08:55

Re: Klassiker - Die Dritte Macht (PR 1 - 49) - Textbeurteilung

Beitrag von Scrooge »

@ nanograinger und Tennessee: Vielen Dank für eure Kommentare, die ich sehr interessant fand. :st:
Let's go Red Sox
Benutzeravatar
Goshun
Ertruser
Beiträge: 1091
Registriert: 11. Januar 2021, 13:32

Re: Klassiker - Die Dritte Macht (PR 1 - 49)

Beitrag von Goshun »

nanograinger hat geschrieben: 30. Mai 2021, 12:00 Seine These war (ist es vermutlich immer noch), dass Völkerverständigung und die Einigung der Menschheit eine geringe Rolle spielten. Wichtiger war der Aspekt der Freundschaft unter Personen

Erst später wird der Freundschaftsgedanke auf Völker ausgedehnt...
Also dazu gibt es meiner Meinung nach eine Aussagen von den Erfindern der Serie aus dem Werkstattband 1.

Frei aus dem Gedächtnis aus einer Diskussion über die Basis der Serie und der Rolle der Außerirdischen:

"Freundschaftlich und völkerverbindend aber nur solange sie sich benehmen, sonst gibts Zoff." Bin jetzt zu faul das rauszusuchen und wer von den beiden das jetzt gesagt hat.


Die "Einigung der Menschheit" war für die Macher von damals meiner Meinung nach eine absolute Grundvorraussetzung. Im Klima damals war das eine gesellschaftlich provokante Idee und wenn einem das nicht sehr, sehr am Herzen liegt (so meine These) dann lässt man das Thema weg da man ansonsten ja eine Menge Kundensegmente vergrault.
Damit hat man heutzutage offensichtlich ein größeres Problem als damals...


Ich kann diese Theorie also nicht nachvollziehen. Im Gegenteil: der völkerverbindende Gedanke und die gesellschaftlichen Implikationen stechen aus der Serie heraus, sind DAS Unterscheidungsmerkmal zur Konkurrenz!

Ich kann jetzt leider nicht auf die unterschiedlichen Aspekte eingehen die aus meiner persönlichen Meinung "positiv" oder "negativ" sind da dies möglicherweise als "politische Diskussion" ausgelegt werden könnte.

Nur so viel: die damalige Darstellung vereinte meiner Meinung sowohl positive als auch negative Aspekte.
Some people are nice some people are nasty. There is always a Baldrick and there is always a Blackadder.
Benutzeravatar
Andreas Möhn
Terraner
Beiträge: 1481
Registriert: 16. Februar 2013, 14:35
Kontaktdaten:

Re: Klassiker - Die Dritte Macht (PR 1 - 49)

Beitrag von Andreas Möhn »

Goshun hat geschrieben: 7. Juni 2021, 13:47 Die "Einigung der Menschheit" war für die Macher von damals meiner Meinung nach eine absolute Grundvorraussetzung. Im Klima damals war das eine gesellschaftlich provokante Idee und wenn einem das nicht sehr, sehr am Herzen liegt (so meine These) dann lässt man das Thema weg da man ansonsten ja eine Menge Kundensegmente vergrault.
Damit hat man heutzutage offensichtlich ein größeres Problem als damals...
Am besten und konzentriertesten ausgedrückt hat das Perrys Weihnachtsansprache in PR1091, für mich einer der absoluten Höhepunkte der Serie.
Die Sternenflotte bestätigt hiermit, dass im Rahmen der Erstellung dieses Beitrags kein Rothemd erschossen, erschlagen, verstrahlt, zerstückelt, gefressen, liquidiert, aufgelöst, transporterverunfallt noch in irgendeiner anderen Weise an Leib, Leben und/oder psychischer Gesundheit geschädigt wurde.
Benutzeravatar
AARN MUNRO
Kosmokrat
Beiträge: 9559
Registriert: 16. September 2013, 12:43
Wohnort: Berlin, Terra und die Weiten des Kosmos

Re: Klassiker - Die Dritte Macht (PR 1 - 49) - Textbeurteilung

Beitrag von AARN MUNRO »

"Springer" ist übrigens eine Eigenbezeichnung, nicht durch die Terraner erzeugt, außer auf terranisch.
In einem frühen Band irgendwo in den 30er Heften kurz nach der Erstbegegnung heißt es, "sie nennen sich so, weil sie auf ihren Raumschiffen leben und mit ihnen durchs Weltall transitieren, also "springen"." Wahrscheinlich eine Aussage von Crest.Insofern ist "Mehandor" nur springerisch für Springer.
"Doc war Pazifist, was ihn nicht daran hinderte, realistisch zu denken!" (Robert A. Heinlein in "The moon is a harsh mistress")
AARNs PR- Artikel auf https://www.zauberspiegel-online.de
Sense of Wonder allein, ist Fantasy. Bei SF erwarte ich logische Zusammenhänge.
"Three cheers for the incredible Campbell!"

"Die LION, das sind Sie und ich,Dan!Wollen Sie, dass eine halbe LION startet?"Nome Tschato
Benutzeravatar
Andreas Möhn
Terraner
Beiträge: 1481
Registriert: 16. Februar 2013, 14:35
Kontaktdaten:

Re: Klassiker - Die Dritte Macht (PR 1 - 49) - Textbeurteilung

Beitrag von Andreas Möhn »

AARN MUNRO hat geschrieben: 30. August 2021, 13:54 "Springer" ist übrigens eine Eigenbezeichnung, nicht durch die Terraner erzeugt, außer auf terranisch.
In einem frühen Band irgendwo in den 30er Heften kurz nach der Erstbegegnung heißt es, "sie nennen sich so, weil sie auf ihren Raumschiffen leben und mit ihnen durchs Weltall transitieren, also "springen"." Wahrscheinlich eine Aussage von Crest.Insofern ist "Mehandor" nur springerisch für Springer.
"Wir, die Springer, sind mächtiger als das Imperium selbst." - Die erste Erwähnung ihres Namens in der Serie, und zwar durch Orlgans, Springer, in PR28. Im gleichen Heft: "Sie nennen sich seit alters her Springer, weil sie mit ihren Schiffen von Planet zu Planet springen, um dort zu verkaufen und zu kaufen." Sagt ein gewisser Jean Pierre Mouselet an Bord von Orlgans' Schiff.

Und Mehandor ist tatsächlich das arkonidische (und mehandorische) Wort für "Händler". Wie die Springer "Springer" sagen, wissen wir gar nicht.
Die Sternenflotte bestätigt hiermit, dass im Rahmen der Erstellung dieses Beitrags kein Rothemd erschossen, erschlagen, verstrahlt, zerstückelt, gefressen, liquidiert, aufgelöst, transporterverunfallt noch in irgendeiner anderen Weise an Leib, Leben und/oder psychischer Gesundheit geschädigt wurde.
Benutzeravatar
Kardec
Kosmokrat
Beiträge: 9209
Registriert: 14. August 2013, 19:18
Wohnort: Aerthan-System/ Galaxis Oberfranken

Re: Klassiker - Die Dritte Macht (PR 1 - 49) - Textbeurteilung

Beitrag von Kardec »

Wenn ich recht erinnere, war das seinerzeitige Interkosmo dem Arkonischen sehr ähnlich. Die Springer sind arkonidische Kolonisten..........
Antworten

Zurück zu „PERRY RHODAN Classics“