9. Klassiker-Lesezirkel Juli/August 2012 - Diskussion

Unvergessene Abenteuer, legendäre Zyklen - nachgelesen und neu diskutiert.

Poll zum 9. Klassiker-Lesezirkel

Umfrage endete am 7. September 2012, 07:43

Die Storyline von "BARDIOC" ist - ein echter Klassiker
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23%
- sehr gut
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- gut
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Keine Stimmen
- mittelprächtig
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Keine Stimmen
- nicht so toll
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Der Schreibstil von "BARDIOC" ist - eines Klassikers absolut würdig
12
23%
- sehr gut
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- gut
1
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- mittelprächtig
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Keine Stimmen
- nicht so toll
0
Keine Stimmen
Die Storyline von "Kosmischer Alptraum" ist - ein echter Klassiker
8
15%
- sehr gut
2
4%
- gut
2
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- mittelprächtig
0
Keine Stimmen
- nicht so toll
0
Keine Stimmen
Der Schreibstil von "Kosmischer Alptraum" ist - eines Klassikers absolut würdig
8
15%
- sehr gut
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4%
- gut
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4%
- mittelprächtig
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Keine Stimmen
- nicht so toll
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Keine Stimmen
 
Insgesamt abgegebene Stimmen: 53

Waringer
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Re: 9. Klassiker-Lesezirkel Juli/August 2012 - Diskussion

Beitrag von Waringer »

Michael Thiesen hat, wie ich finde, eine weitreichende Zusammenfassung u. Analyse des Romans geschrieben, die dem Roman gerecht wird. WiVo verwendete ja im Roman eine Vielzahl mythologisch vorbelasteter Begriffe, wie "Sieben", "Mächtige", "Burgen", "Ebene", "Verrat", "Quellen" u. "Unsterblichkeit". Später kamen dann noch "Ritter" bzw. "Ritter der Tiefe" (z. B. Armadan von Harpoon), "Orbiter", "Orden", "Dom" etc. hinzu. Persönlich fand ich diese Terminologie immer sehr ansprechend, besonders die wenigen Geschichten um die alten Ritter der Tiefe waren faszinierend geschildert.

Anbei noch einige interessante Fundstellen aus dem Roman:
S. 11:
Kemoauc wandte sich an Laire.
"Öffne die Halle für uns", befahl er dem Roboter. "Wir wollen die Schiffe verteilen und die Koordinaten bekanntgeben."

Hallen für diese Sporenschiffe (Durchmesser > 1000km) stelle ich mir sehr interessant vor. :o Vor allem wenn alle Sporenschiffe in EINER Halle standen. Ich vermute, dass evt. Größe u. Aussehen der Sporenschiffe zu diesem Zeitpunkt noch nicht festgelegt waren!?

Die Ansprache Kemoaucs zur Verteidigung Bardiocs am Ende des Romans war auch faszinierend. Fast hatte man den Eindruck, dass Kemoauc/WiVo sich hier direkt an den Leser wandte ...
LaLe hat geschrieben:Eine Sache hatte ich in meinem Beitrag gestern noch vergessen: An wen erging eigentlich der Ruf, den Ganerc nicht mehr so richtig wahrnahm? Waren das die Diener der Materie, oder gab es tatsächlich eine andere Gruppe Mächtiger? Das erinnere ich nicht mehr wirklich.
Ich würde vermuten, dass es eine neue Gruppe von Mächtigen tatsächlich gab. Bis zu dem Zeitpunkt, an dem die Hyperimpedanz erhöht und die Schwärme abgestellt wurden. Sicherlich unangenehm auf diese Weise "arbeitslos" zu werden. Vermutlich sind die neuen Mächtigen daraufhin zu fetten, unrasierten couch-potatoes mutiert. :P Ebenfalls weitgehend im Dunkeln bleibt die Geschichte der Vorgänger der Sieben Mächtigen.
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NAN
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Re: 9. Klassiker-Lesezirkel Juli/August 2012 - Diskussion

Beitrag von NAN »

Interessant fand ich, dass die Kosmokraten in diesem grundlegenden Roman noch nicht als die Guten dargestellt wurden. Klar, Leben verbreiten und Intelligenz sähen hört sich schon mal ziemlich positiv an. Aber das Beispiel ihres Umgangs mit den Mächtigen zeigt, dass die Kosmokraten auch andere Seiten haben.

Auch die Mächtigen selbst (im Roman ja als von den Kosmokraten geschaffene Wesen geschildert, Kosmitäten waren damals noch kein Thema und ich würde auch nicht automatisch davon ausgehen, dass alle Mächtigen immer Abgänger von Kosmitäten sein müssen) manipulieren ja mal munter drauf los ganze Völker. Am Ende räumen sie zwar auch wieder auf, aber das hilft den Individuen, die das Pech hatten gerade zu leben, als die Mächtigen ein Hilfsvolk brauchten, nicht wirklich.

Aber selbst die Sache mit dem Leben verbreiten und Intelligenz sähen könnte man mit heutigem Serien-Wissen als keineswegs selbstlos interpretieren:
Aus irgendwelchen Gründen haben Kosmokraten etwas gegen Negasphären, chaotische Universen. Um das Entstehen dieser Negasphären zu verhindern, brauchen sie intelligente Lebewesen.

Gäbe es in einem Raumabschnitt keine intelligenten Lebewesen, dann würde auch niemandem (mal von den Kosmokraten und ihren Anhängern abgesehen) stören, wenn Negasphären entstünden. Auch dort ist ja durchaus intelligentes Leben möglich, sieht halt nur einfach anders aus.

Wenn aber nun in einem »geordneten« Universum erst Mal intelligente Lebewesen sind, dann haben die allen Grund, sich gegen eine Umwandlung ihres Universums in ein chaotisches Universum zu wehren: Die meisten könnten sich nicht an die neuen Umgebung anpassen und würden sterben. Selbst falls sie nichts von den Kosmokraten halten sollten, müssten sie auf deren Seite kämpfen, einfach um ihr eigenes Überleben zu gewährleisten.

Nun, der Roman behauptet nicht, dass die Kosmokraten so selbstsüchtig handeln. Er lässt aber finde ich erfreulich viel Spielraum und legt sich noch nicht auf das später zumindest für einige Zeit übliche »Kosmokraten<->gut, Chaotarchen<->böse«-Schema fest.
Waringer
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Re: 9. Klassiker-Lesezirkel Juli/August 2012 - Diskussion

Beitrag von Waringer »

HixRie hat geschrieben: Die Geschichte Bardiocs (und der anderen Mächtigen) ist so genial gewesen, dass sie häufig kopiert wurde. Leider... :(
Ja, der Drops ist inzwischen ausgelutscht.
NAN hat geschrieben:Interessant fand ich, dass die Kosmokraten in diesem grundlegenden Roman noch nicht als die Guten dargestellt wurden. Klar, Leben verbreiten und Intelligenz sähen hört sich schon mal ziemlich positiv an. Aber das Beispiel ihres Umgangs mit den Mächtigen zeigt, dass die Kosmokraten auch andere Seiten haben.
Die Kosmokraten wurden eigentlich schon immer ambivalent bzw. fragwürdig geschildert. Die Loower z. B. hatten Angst zu degenerieren, weil das vielen Hilfsvölkern passiert ist. Die Schuld gaben sie den Wesen hinter den Materiequellen, weshalb sie nach einem Zugang gesucht haben, um denen mal richtig die Meinung zu sagen. :D
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NAN
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Re: 9. Klassiker-Lesezirkel Juli/August 2012 - Diskussion

Beitrag von NAN »

Na ja, Waringer, dass die Loower den Kosmokraten für irgendetwas die Schuld gaben, würde ich nicht so wirklich als negative Darstellung der Kosmokraten werten. Die Loower könnten ja einfach fehlgeleitet falsch liegen.

Meine Erinnerung mag mich ja wirklich trügen, aber waren nicht zumindest mal die Terraner zwischenzeitlich voll von den ach gar positiven Ordnungsmächten begeistert?

Aus dieser - eventuell falschen - Erinnerung heraus fand ich die vorliegende Schilderung auf jeden Fall mal faszinierend. :-)
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Faktor10
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Re: 9. Klassiker-Lesezirkel Juli/August 2012 - Diskussion

Beitrag von Faktor10 »

Erst mal am Rande. Ich hatte leider drei Tage kein Internet, war halt putt. Werde mich hier wieder mit machen :st: wenn ich alles gelesen habe..
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LaLe
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Re: 9. Klassiker-Lesezirkel Juli/August 2012 - Diskussion

Beitrag von LaLe »

Weiter geht die Diskussion mit Band 851 - Kosmischer Alptraum von William Voltz.

Die folgende Handlungszusammenfassung zitiere ich aus der Perrypedia mit freundlicher Genehmigung entsprechend der Bedingungen der GNU-FDL. Hier der Link.

Bild

In der Vergangenheit: Für zehntausende von Jahren ist Bardiocs Gehirn in einer Überlebenskapsel in einer Höhle auf Parföx-Par eingeschlossen. Durch die starke fünfdimensionale Weltraumstrahlung entsteht eine pervertierte Gehirnzelle, die winzige Mengen einer säurehaltigen Flüssigkeit erzeugt, und im Verlauf von Jahrtausenden wird das Innere der Kapselwand langsam durch Korrosion zerstört. Gleichzeitig werden Pflanzen von der Gehirnaktivität Bardiocs angezogen.

Durch ein Erdbeben wird die Hülle der Kapsel zerstört, und das Gehirn Bardiocs ist nun seiner Umgebung ausgesetzt, während das Lebenserhaltungssystem ausfällt. Dies hätte zum Tod Bardiocs führen sollen, doch von der Decke der Höhle dringen einige Wurzeln in das Gehirn ein und versorgen es. Zum ersten Mal in Jahrtausenden hat Bardioc Kontakt mit der Umwelt. Doch nachdem er all diese Jahre wach in der Kapsel gelegen hat, fällt er jetzt in tiefen Schlaf und beginnt seinen Traum von der Macht.

Nach vielen Jahren siedeln sich mehr und mehr Pflanzen um Bardiocs Gehirn an, doch nur wenige können ihre Wurzeln in das Gehirn wuchern lassen. Das Gehirn beginnt, Ausläufer zu entwickeln. Es dauert 5000 Jahre, bis es eine Fläche von zehn Quadratmetern bedeckt. Gleichzeitig werden die telepathischen Fähigkeiten Bardiocs stärker, und das Wachstum beschleunigt sich. Es bilden sich Verdickungen, die als Relais dienen und den Kontakt mit allen Teilen des Gehirns aufrecht erhalten. Gehirnklumpen mit eigenen schwachen Fähigkeiten beginnen sich zu bilden, und schließlich fällt ein solcher Klumpen auf ein kleines Nagetier, wo es in seinem Fell haften bleibt.

Bardioc kann das kleine Nagetier kontrollieren und dazu benutzen, Gehirnteile zu befördern und dem eigentlichen Gehirn entgegen wachsen zu lassen. Bardiocs Wachstum beschleunigt sich enorm, und nach recht kurzer Zeit bedeckt er den gesamten Kontinent. Nun stark genug, konzentriert Bardioc sich auf den Weltraum und versucht, eine Verbindung mit Raumfahrern aufzunehmen.

Zuerst bringt Bardioc ein Raumschiff der Hulkoos unter seine Kontrolle, später auch Schiffe anderer Völker. Die Hulkoos werden zu seinem wichtigsten Hilfsvolk. Doch erst als er Ableger bilden kann, die so genannten Kleinen Majestäten, kann er richtig aktiv werden und wird zur Superintelligenz BARDIOC. Nach und nach bringt er die gesamte Galaxie ohne allzu großen Widerstand unter seine Kontrolle.

BARDIOC beschließt, sich einen eigenen Körper zu erzeugen. Das Ergebnis ist die Inkarnation CLERMAC, der "Eroberer", ein Wesen von monströsem Aussehen mit enormen Psi-Fähigkeiten. Damit hat BARDIOC einen Stellvertreter, der durch seine Mächtigkeitsballung reisen kann. Viele Jahre später entstehen VERNOC, der "Blender", und 100 Jahre später SHERNOC, der "Zerstörer", doch auch diese haben das gleiche monströse Aussehen. Es kommt zum Kontakt mit Hilfsvölkern der Kaiserin von Therm und zur Auseinandersetzung der Superintelligenzen. Die Auseinandersetzung geht über Tausende von Jahre.

Im Jahr 3585: Während BULLOC jeden Tag aufbricht um die Höhle mit dem Kern von Bardioc zu finden, sieht sich Perry Rhodan in der Umgebung um. Er stellt fest, dass nur Pflanzen und Tiere Teil der Symbiose mit Bardioc sind, keine intelligenteren Wesen. Dann stellt er fest, dass die Bisswunde, die ihm Preux Gahlmann an Bord der SOL beigebracht hat, sich schmerzhaft entzündet hat. Das ist beunruhigend, denn Preux Gahlmann hatte den Verstand verloren und sich schließlich für eine Maus gehalten.

Es wird nun klar, dass BULLOC nach dem Zentralgehirn sucht, um BARDIOC auszuschalten. Die Entzündung in Perry Rhodans Arm wird immer stärker. Perry Rhodan flieht von BULLOC und wird von hunderten von Tieren umringt, die ihn von BULLOC abschirmen und ihn zum Zentralgehirn BARDIOCS führen. Rhodan wird immer mehr von dem Gahlmann-Virus beeinflusst und nur noch von Instinkten bestimmt. Doch als Ergebnis wird er Teil der Symbiose mit BARDIOC und beginnt seinen eigenen Traum.

Zur gleichen Zeit liest Ganerc in seiner Burg eine Botschaft, die Kemoauc für ihn zurückgelassen hat: Dieser teilt ihm mit, wo er die Überlebenskapsel mit dem Gehirn Bardiocs zurückgelassen hat, und Ganerc bricht nach Barxöft auf, um das Gehirn aus seiner Gefangenschaft zu erlösen..
Die Katze grinste.
"Hierzulande ist jeder verrückt. Ich bin verrückt. Auch du bist verrückt."
"Woher weißt du, dass ich verrückt bin?"
"Sonst wärst du nicht hier", antwortete die Katze.

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Re: 9. Klassiker-Lesezirkel Juli/August 2012 - Diskussion

Beitrag von LaLe »

Nachstehenden Text zitiere ich mit freundlicher Genehmigung des Verfassers und des Verlages HJB.

Nachwort zu »Kosmischer Alptraum« (HJB-Gold-Edition)

Nachwort

Superintelligenzen gehören zum ganz speziellen Repertoire der PERRY RHODAN-Serie. Selbstverständlich haben auch andere Universen ihre Überwesen – man denke nur an den unvergleichlichen Q des Star Trek-Kosmos –, aber nirgendwo kreist die Handlung so oft und so sehr um sie wie in der Welt des Perry Rhodan.

Die erste Superintelligenz, denen die Terraner auf ihrem Weg in All begegneten, war ES. Nachdem er mit seinen Gefährten die einzelnen Aufgaben des galaktischen Rätsels gelöst hatte, fand Perry Rhodan in Band 19 »Der Unsterbliche« – jenem Roman mit dem berühmtesten aller Rhodan-Konterfeis auf dem Titelbild – Wanderer, eine scheibenförmige Kunstwelt, die in einer langgestreckten Ellipse den Weltraum durchflog. Hier lag die Residenz von ES.

»ES war kein Mensch. ES war überhaupt kein organisches Wesen. Möglicherweise hatte ES einmal einen Körper besessen, bis es im Lauf der Jahrmillionen müde geworden war, sich mit diesem lächerlichen Anhängsel noch länger zu belasten«, ließ Autor K.H. Scheer Perry Rhodan in Heft 19 denken. Und der Telepath John Marshall erklärte seinem Chef: »Es ist ein psychisch lebendes, überdimensioniertes Gemeinschaftswesen aus vielen Milliarden Einzelpsychen. Nehmen Sie ruhig an, eine ganze Rasse hätte ihre Stofflichkeit aufgegeben, um nur noch in geistiger Form zu existieren.
Es handelt sich um ein gewolltes Aufgaben der Körperlichkeit nach einem unsagbar langen Leben, das ein Organismus in seiner rein stofflichen Form wahrscheinlich nicht mehr länger ausgehalten hätte. ES bleibt ES. Egal, ob es sich nun um Milliarden entstofflichter Gehirne handelt oder nur um ein einziges; es ist ES.«

Damit hielten die Superintelligenzen Anfang 1962 Einzug in die PERRY RHODAN-Serie, auch wenn der Begriff selbst erst viel später, in Band 772, eingeführt wurde. Zunächst benutzten die Autoren für ES die Bezeichnung »Fiktivwesen«.

Die augenfällige Allmacht des »Alten von Wanderer« konnte natürlich religiöse Assoziationen provozieren, so daß Karl-Herbert Scheer sich bereits in Heft 19 bemüßigt sah, seinem Helden eine absichernde Äußerung in den Mund zu legen: »Glauben Sie aber nicht, daß Sie dem lieben Gott persönlich gegenüberstehen! Ganz abgesehen davon, daß solche Überlegungen eine Lästerung ersten Ranges wären, haben wir es mit einem Lebewesen zu tun, dessen Technik, Wissenschaft und Kultur viele Millionen Jahre alt sein muß.«

Später auftauchenden Superintelligenzen wurde von den ihnen zugeordneten Völkern zwar nicht selten auch religiöse Verehrung zuteil, aber ES, die Superintelligenz der Terraner, blieb eine völlig säkularisierte »Gottheit«. ES fungierte vorwiegend als literarischer Trick, als deus-ex-machina.

Seine erste Aufgabe war es, Perry Rhodan und dessen wichtigsten Mitstreitern die potentielle Unsterblichkeit in Form von Zellduschen und später von Zellaktivatoren zu verleihen, so daß die PR-Serie beliebig lange weiterlaufen konnte, ohne daß man in einen Erklärungsnotstand geriet.
Außerdem durfte ES dem zu Beginn herzlich schwachen terranischen Gemeinwesen auch gern mal mit einer Superwaffe, zum Beispiel einem Fiktivtransmitter, unter die Arme greifen, um das Bestehen der Terraner angesichts einer kosmischen Übermacht zu rechtfertigen. Als das Solare Imperium dann später zur dominierenden Militärmacht der Milchstraße aufstieg und solcher Hilfeleistungen nicht mehr bedurfte, ließen die Autoren ES einfach in der Versenkung verschwinden, allerdings nur vorübergehend.

Nach kurzen Zwischenspielen kehrte ES erst 1973 mit Band 607 in die Handlung zurück. Hier lag das »gute« Überwesen nun im Widerstreit mit seinem bitterbösen Spiegelbild Anti-ES. Daß man zugleich ein Anti-Universum ins Spiel brachte, in dem alle ethischen Rollen vertauscht waren, läßt spekulieren, ob für das ganze Szenario nicht die Star Trek-Folge »Mirror, Mirror« Pate gestanden haben könnte, die in den Vereinigten Staaten – der Wahlheimat der PERRY RHODAN-Autors Kurt Mahr – bereits 1967 ausgestrahlt worden war, in Deutschland allerdings als »Ein Parallel-Universum« erst 1988 ins Fernsehen kam. Die Geschichte ist jedoch so wenig originell, daß sie durchaus auch mehrfach erfunden worden sein mag.

Der wahre Reigen der Superintelligenzen begann erst, nachdem William Voltz die Federführung der PR-Serie übernommen hatte. Voltz strebte eine Abkehr von den alten Handlungsschemata an, in denen immer wieder neue Sternenvölker die Menschheit bedroht hatten, üblicherweise beherrscht von finsteren Diktatoren, denen der Sinn nach nichts anderem stand als der Ausweitung ihrer Macht.

Auch Voltz war klar, daß eine Spannungsserie wie PERRY RHODAN nicht ohne Konflikte auskommen konnte, doch diese sollten nun aus einer Art naturgegebenem, evolutionärem Prozeß erwachsen. Superintelligenz dehnten ihre Mächtigkeitsballungen aus und stießen damit automatisch an die Grenzen ihrer Nachbarn. Da die teilweise im Hyperraum verankerten Überwesen im Normalraum nur begrenzt agieren konnten, wurden die unvermeidlichen Auseinandersetzungen durch ihre Vasallenvölker ausgetragen.

Das Konzept der Superintelligenzen hatte einen weiteren literarischen Vorteil: Das Denken und Empfinden dieser »Götter« war demjenigen normaler Wesen so weit entrückt, daß letztere deren Handlungen und Motive nicht mehr vollständig verstehen konnten – und mußten. Bereits in der Vergangenheit hatte ES den Menschen ES immer mal wieder kryptische Hinweise zukommen lassen, die eine irrationale Wendung in der Serienhandlung erlaubten. Mit der Vielzahl der Superintelligenzen war diese literarische Option nun potenziert.

In Band 772 »Das Gespenst von Vrinos«, geschrieben von Clark Darlton, enthüllte der Kelosker Dobrak Perry Rhodan, daß es im Universum neben ES zahllose weitere kosmische Mächte gäbe, die Superintelligenzen mit ihren Mächtigkeitsballungen eben. Zugleich lieferte er noch einen Hinweis auf deren Einbindung in den evolutionären kosmischen Prozeß. So führte er bei dieser ersten Beschreibung des Zwiebelschalenmodell der Voltzschen Kosmologie aus: »Wir sind zu dem Ergebnis gelangt, daß es sich bei den Superintelligenzen nicht immer um ganze Völker handeln muß, sondern in vielen Fällen um einzelne Lebewesen, die vielleicht die energetische Verkörperung ganzer Rassen darstellen. Eventuell ist eine solche geistige Metamorphose auf dieser hohen Ebene sogar notwendig und durchaus keine Ausnahme.«

Chefautor Voltz erneuerte in Band 1000 dann noch einmal seine Vorstellung einer übergeordneten kosmischen Entwicklung, die von primitiven Lebensformen über das erste Auftreten von Intelligenz bis hin zur Entwicklung der Raumfahrt führte, und darüber hinaus schließlich zur Bildung galaxienumspannender Völkerbünde, aus denen dann die Superintelligenzen erwuchsen.

Interessanterweise hielten sich viele Superintelligenz der PR-Serie überhaupt nicht an diese vorgeschriebene Karrierelaufbahn.

Die Kaiserin von Therm, der Perry Rhodan in Heft 800 begegnete, entstammte der Kollision eines Urnebels mit der Priorwelle, in der das untergehende Volk der Soberer die Essenz seiner Kultur gespeichert hatte. Mit etwas gutem Willen konnte man hier noch von der Vergeistigung eines Sternenvolkes sprechen.

Die nächste Superintelligenz, der Träumer BARDIOC, hingegen erwies sich als Opfer eines äußerst inhumanen Strafvollzuges – eine planetenweite Symbiose, durch die das in eine Blechdose gesperrte Gehirn des straffällig gewordenen Mächtigen Bardioc die Qual seiner einsamen Existenz überwunden hatte. Wie oft bei William Voltz verschwammen hier die Grenzen von Gut und Böse.
Die Superintelligenz BARDIOC, die durch ihre Inkarnationen und ihre Kleinen Majestäten in mehreren Galaxien ganze Planeten knechtete, entpuppte sich selbst als Opfer der Gnadenlosigkeit, mit der die übrigen Zeitlosen ihren verräterischen Bruder bestraft hatten.

Gerade die Konfrontation mit BARDIOC zeigt aber auch, wie Voltz die Superintelligenzen benutzte, um »seinem« Perry Rhodan einen neuen Stellenwert zu geben. Ihrem großen Mentor ES waren die Terraner und speziell Perry Rhodan stets zu Dank verpflichtet gewesen, auch wenn sie ihm in einzelnen Fälle aus der Patsche geholfen hatten. Die Kaiserin von Therm machte Rhodan zu ihrem auserwählten Beauftragten, weil offenbar kein Individuum ihrer eigenen Mächtigkeitsballung zu den notwendigen Schritten in der Lage war.

Für die hilflos träumende Superintelligenz BARDIOC wird Rhodan sogar zum Erretter, nachgerade zum Erlöser.

Mit dieser schrittweisen Erhöhung Rhodans bereitete Voltz die endgültige Glorifizierung des Terraners als Gesalbten der Kosmokraten vor, der – wie Band 1000 und der sich daran anschließende Zyklus schildern sollten – bereits Jahrzehntausende vor seiner Geburt dazu bestimmt worden war, dereinst als unsterblicher Ritter der Tiefe im Kosmos für die Ordnung und gegen das Chaos zu streiten.

Der vorliegende Roman endet offen. Auf das Niveau eines instinktgeleiteten Wesens hinabgesunken, taucht Perry Rhodan in den Traum BARDIOCs ein, während andernorts Ganerc-Callibso aufbricht, um seinen einstigen Bruder im Bund der Mächtigen zu suchen.

Das Finale – die Erweckung und Errettung BARDIOCs und das Zusammentreffen Rhodans und Ganercs – bleibt Band 860 »Rückkehr des Zeitlosen« vorbehalten, der, ebenfalls verfaßt von William Voltz, mit den Heften 850 und 851 »Bardioc« und »Kosmischer Alptraum« eine Trilogie bildet.
Es ist sicherlich nicht auszuschließen, daß auch dieser Roman einmal den Weg in die HJB Gold Edition finden wird.

Michael Thiesen
Die Katze grinste.
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Re: 9. Klassiker-Lesezirkel Juli/August 2012 - Diskussion

Beitrag von Heiko Langhans »

... wobei der Begriff "Superintelligenzen", wenn auch vielleicht nicht im heutigen Sinne, bereits in Heft 269 fällt. Bei ihrer Reise durch den Zeitstrom treffen Rakal und Tronar Woolver mit Ernst Ellert zusammen, der ihnen von Galaxien berichtet, die durch den Krieg zweier Superintelligenzen ausgelöscht worden seien.

Klingt bekannt und passt ins Muster.
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HixRie
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Re: 9. Klassiker-Lesezirkel Juli/August 2012 - Diskussion

Beitrag von HixRie »

Heiko Langhans hat geschrieben:... wobei der Begriff "Superintelligenzen", wenn auch vielleicht nicht im heutigen Sinne, bereits in Heft 269 fällt. Bei ihrer Reise durch den Zeitstrom treffen Rakal und Tronar Woolver mit Ernst Ellert zusammen, der ihnen von Galaxien berichtet, die durch den Krieg zweier Superintelligenzen ausgelöscht worden seien.

Klingt bekannt und passt ins Muster.
klingt spannend. Wurde bestimmt im SiBa gestrichen, oder?

Den Band lese ich mal in der "EA Form"....
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DelorianRhodan
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Re: 9. Klassiker-Lesezirkel Juli/August 2012 - Diskussion

Beitrag von DelorianRhodan »

HixRie hat geschrieben:
Heiko Langhans hat geschrieben:... wobei der Begriff "Superintelligenzen", wenn auch vielleicht nicht im heutigen Sinne, bereits in Heft 269 fällt. Bei ihrer Reise durch den Zeitstrom treffen Rakal und Tronar Woolver mit Ernst Ellert zusammen, der ihnen von Galaxien berichtet, die durch den Krieg zweier Superintelligenzen ausgelöscht worden seien.

Klingt bekannt und passt ins Muster.
klingt spannend. Wurde bestimmt im SiBa gestrichen, oder?

Den Band lese ich mal in der "EA Form"....
Nr. 269 ist in SIBA 29, "Der Zeitagent" enthalten.
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Re: 9. Klassiker-Lesezirkel Juli/August 2012 - Diskussion

Beitrag von HixRie »

DelorianRhodan hat geschrieben:
HixRie hat geschrieben:
Heiko Langhans hat geschrieben:... wobei der Begriff "Superintelligenzen", wenn auch vielleicht nicht im heutigen Sinne, bereits in Heft 269 fällt. Bei ihrer Reise durch den Zeitstrom treffen Rakal und Tronar Woolver mit Ernst Ellert zusammen, der ihnen von Galaxien berichtet, die durch den Krieg zweier Superintelligenzen ausgelöscht worden seien.

Klingt bekannt und passt ins Muster.
klingt spannend. Wurde bestimmt im SiBa gestrichen, oder?

Den Band lese ich mal in der "EA Form"....
Nr. 269 ist in SIBA 29, "Der Zeitagent" enthalten.
Das stimmt, aber die von Heiko Langhans beschriebene Stelle wurde herausgekürzt. Ich kann mich jedenfalls nicht daran erinnern...
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Re: 9. Klassiker-Lesezirkel Juli/August 2012 - Diskussion

Beitrag von Langschläfer »

HixRie hat geschrieben: Das stimmt, aber die von Heiko Langhans beschriebene Stelle wurde herausgekürzt. Ich kann mich jedenfalls nicht daran erinnern...
Ich bin mal so frei...
Tako stellte keine Fragen mehr. Zusammen mit Rakal und Tronar starrte er auf die beiden milchigen Spiralnebel, die sich langsam einander näherten. Die ersten Sterne zogen aneinander vorbei, und es geschah nichts. Sie waren immerhin noch Lichtjahre getrennt. Aber dann kollidierten die beiden Zentrumskerne der Galaxien. Und diesmal berührten sich die Sterne. Sie wurden gegenseitig angezogen und stießen zusammen. Kleinere stürzten in größere, und gewaltige, atomare Explosionen zerstrahlten sie in Energie. Eine Nova nach der anderen flammte auf, verschlang nicht nur Planeten und Monde, sondern meist auch die benachbarte Sonne. Die neue Explosion fand andere Opfer, und bald war es eine regelrechte Kettenreaktion, die beide Zentrumskerne vernichtete.
»Wir haben das Stadium längst überschritten, das man als kritisch bezeichnen könnte. In einigen Milliarden Jahren Relativzeit werden die irdischen Astronomen ihre sensationelle Entdeckung bekanntgeben, solange nämlich benötigt das Licht auf seinem Weg durch den Normalraum, um bis zur Erde zu gelangen. Doch beobachten Sie weiter.«
Als die Zentrumskerne zu einer einzigen, unermesslich gigantischen Nova wurden, überstrahlte ihr Licht alle anderen Milchstraßen und löschte sie regelrecht aus. Tako glaubte die Hitze der Millionen Sonnen zu spüren, die in Energie verwandelt wurden.
Die beiden Galaxien explodierten und wurden zu einer galaktischen Nova.
Dann trieben nur noch zwei matt schimmernde Leuchtwolken durch den Raum und entfernten sich schnell voneinander. Sie tauchten im Dunkel des intergalaktischen Raumes unter.
»In ihnen gibt es nun kein Leben mehr«, sagte Ellert, und in seiner lautlosen Stimme war ehrliches Bedauern.
»Alle Planeten wurden vernichtet, und es gab viele bewohnte Planeten in beiden Milchstraßen. Aber einige der Lebewesen hatten eine Intelligenz entwickelt, die schließlich zur Vernichtung führte.«
Tako zögerte mit seiner Frage, aber dann stellte er sie doch: »Wollen Sie damit sagen, dass die Kollision der beiden Galaxien das Werk intelligenter Lebewesen war? Das ist doch ...«
»... unmöglich, meinen Sie? Sie irren, Tako. In beiden Galaxien gab es Superintelligenzen, und sie bekriegten sich. Statt sich mit ihren eigenen Welten zu begnügen, überwanden sie die gewaltigen Räume und drangen in andere Milchstraßen ein – bis sie aufeinandertrafen. Es gab keine Einigung, denn beide waren gleichstark. Also setzten sie ihre unvorstellbaren Gaben und technischen Hilfsmittel ein – und bewegten ihre Milchstraßen nach ihrem Willen. Jeder hoffte, den anderen erpressen zu können, aber keiner gab nach. Bis es zu spät war. Sie haben selbst gesehen, was geschah. Übrig blieben nur zwei Gaswolken. Tausende vernichtete Welten, die von ihren Sonnen verschlungen wurden. Sie treiben dem Ende der Zeit entgegen, aber das Signal ihres Todes wird erst in Milliarden Jahren die Erde erreichen – und nicht verstanden werden. Begreifen Sie nun, wie winzig die Erde ist, wie winzig der Mensch – und wie klein die Meister der Insel?«
Es lebe das EBook... C&P... :D
Neun von zehn Stimmen in meinem Kopf sagen mir ständig das ich nicht verrückt bin. Die zehnte pfeift die Melodie von Tetris.
"Fighting for peace is like screwing for virginity." - George Carlin
Polls sind doof. ;)
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HixRie
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Re: 9. Klassiker-Lesezirkel Juli/August 2012 - Diskussion

Beitrag von HixRie »

Langschläfer hat geschrieben: Es lebe das EBook... C&P... :D
Danke sehr...

Ist das aus dem Heft oder SiBa?

Wenn es aus dem SiBa ist, dann Asche auf mein Haupt... :o(
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Langschläfer
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Re: 9. Klassiker-Lesezirkel Juli/August 2012 - Diskussion

Beitrag von Langschläfer »

HixRie hat geschrieben:
Langschläfer hat geschrieben: Es lebe das EBook... C&P... :D
Danke sehr...

Ist das aus dem Heft oder SiBa?

Wenn es aus dem SiBa ist, dann Asche auf mein Haupt... :o(
Aus dem Hefte-EBook (Beam-EPub), sollte also der Erstauflage entsprechen.
Neun von zehn Stimmen in meinem Kopf sagen mir ständig das ich nicht verrückt bin. Die zehnte pfeift die Melodie von Tetris.
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DelorianRhodan
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Re: 9. Klassiker-Lesezirkel Juli/August 2012 - Diskussion

Beitrag von DelorianRhodan »

Langschläfer hat geschrieben:
HixRie hat geschrieben:
Langschläfer hat geschrieben: Es lebe das EBook... C&P... :D
Danke sehr...

Ist das aus dem Heft oder SiBa?

Wenn es aus dem SiBa ist, dann Asche auf mein Haupt... :o(
Aus dem Hefte-EBook (Beam-EPub), sollte also der Erstauflage entsprechen.
Ich werde bald(?) mal den SIBA 29 hervorkramen und versuchen, die Stelle zu finden.
Ob sie gekürzt wurde, weiß ich leider nicht (mehr?). :gruebel: :unschuldig:
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LaLe
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Re: 9. Klassiker-Lesezirkel Juli/August 2012 - Diskussion

Beitrag von LaLe »

Zum Titelbild von Band 851 weiß ich nicht viel zu sagen, das finde ich selten nichtssagend. Komme ich also umgehend zum Roman.

Nach der Geschichte um Bardiocs Verrat erfährt der von BULLOC entführte Perry Rhodan nun also die Geschichte wie aus einem isolierten Gehirn eine Superintelligenz wurde. Das klingt - wenn man mal ganz ehrlich ist - ziemlich bescheuert, war es aber irgendwie nicht. Mit dem Vorgänger verbunden ist "Kosmischer Alptraum" durch die Rahmenhandlung um Perry, tatsächlich liest der sich aber auch für sich genommen sehr gut. Insofern war Kemoaucs Ursprungsvorschlag, der ja nur Band 850 beinhaltete, nicht so verkehrt. Und obwohl Band 851 gegenüber "Bardioc" abfällt (es gibt aber wohl nur ganz wenige Romane innerhalb der Serie auf die das nicht zutrifft) freut es mich doch beide gelesen zu haben.
Größtes Manko ist erneut die Kürze des Romans und die kurzen Schlaglichter auf die Geschichte der neuen Superintelligenz vermitteln bei weitem nicht ein Gefühl der Mystik wie ich es beim Vorgänger empfunden habe. Erschwerend kommt aber wohl noch hinzu, dass wir hier nicht die erste Lebensgeschichte einer Superintelligenz gelesen haben. Da gibt es ja zumindest noch Band 800 und so stellt sich das Erstlingsgefühl nicht ganz ein.
Wenn man den Doppelband 850/1 aber als Einheit sieht, dann kann man m. E. nur zu dem Ergebnis kommen einen der ganz großen Klassiker der Seriengeschichte gelesen zu haben.

Gelesen hatte ich ja die SiBa-Version, die ich nur allen empfehlen kann, die von der Erweckung Bardiocs und seiner Überführung nach Drackrioch lesen wollen. Überhaupt trumpft der 100. Silberband gleich mit zwei Doppelbänden von WiVo auf, der kann also gar nicht schlecht sein. die
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Re: 9. Klassiker-Lesezirkel Juli/August 2012 - Diskussion

Beitrag von Alchemix »

Band 851 holt uns langsam wieder in den normalen Serienverlauf zurück, nachdem wir über den großen Verrat informiert wurden, lernen wir jetzt wie es mit Bardioc weitergeht und wie es zu den vier Inkarnationen kommt. Nebenbei beginnt sich Perry Gedanken über Fluchtmöglichkeiten zu machen. Kernthema des Bandes stellt aber der Konflikt BARDIOC und BULLOC dar, da ich das Ende des Zyklus nicht kenne kann ich hier nur spekulieren, das in diesem Konflikt wohl die Lösung der Probleme um Bardioc und die kleinen Majestäten liegen wird.
Insgesamt gefiel mir der Roman gut wird aber nur im Block mit 850 zu etwas wirklich besonderem.
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Re: 9. Klassiker-Lesezirkel Juli/August 2012 - Diskussion

Beitrag von Waringer »

Nicht ganz so spektakulär, mythisch oder bedeutend wie der Vorgänger Nr. 850, aber immer noch ein klassischer Voltz. Bardiocs Werdegang zur Superintelligenz, eingeleitet durch eine planetenweite Symbiose mit Pflanzen u. Tieren, wird geschildert. Womit BARDIOC sozusagen zu einer Art Öko-Superintelligenz mutiert. Zeitgeist? Zu Beginn wird der langwierige Ausbruch von Bardiocs Gehirn aus seinem "unzerstörbaren" Gefängnis-Behälter geschildert. Selbst bei allen Unwahrscheinlichkeiten für BARDIOCs Werdung folgt man auch hier WiVos Beschreibungen gerne, besonders, wenn man so detailliert und gefühlvoll an die Hand genommen wird. Die Entstehung der Majestäten u. Inkarnationen wird erklärt, wie BARDIOC schließlich seinen Einfluß auf die gesamte Galaxix ausdehnt.

Auch in diesem Roman finden wir wieder ein Lieblings-Motiv von WiVo. Das Motiv des einsamen Charakters, welcher verloren im riesigen Kosmos ist. PR, der von BULLOC auf einen fernen Planeten entführt wurde, Oklantson, ein Vagabund, der auf Bardioc gestrandet ist oder Ganerc, der Zeitlose u. letzte Mächtige, der sich aufmacht, um Bardioc zu erlösen.

Warum funktionieren einsame Charaktere bei WiVo so gut?
Dazu einige Theorien:

1. Die Einsamkeit u. Verlorenheit im Kosmos vermittelt einen erschreckenden Eindruck der Bedeutungslosigkeit des Menschen.
2. Gefahren lassen sich in Gesellschaft leichter handhaben und abwehren. Einzelne Charaktere sind gefährdeter. Wenn man vereinzelte Charaktere Gefahren aussetzt, ist die Bedrohung bzw. die erzeugte Spannung viel größer.
3. Die Identifikation mit einzelnen Charakteren fällt dem Leser leichter.

Wie immer schafft WiVo es auch aus fast allen Momenten, das Maximum an Dramatik u. Grauen herauszukitzeln. Die ersten Hulkoos, die in den Einflußbereich BARDIOCS gelangen o. BULLOCS Suche nach BARDIOC. Der alte Hulkoo z. B., der erkennt, dass er seine letzten Tage nur noch unter Einfluß verbringen wird. So findet man auch in diesem Roman wiederholt das Motiv der Fremdbestimmung, welches schon Nr. 850 beherrscht hat.

Außerdem lebt WiVo auch in diesem Roman wieder einmal sein ganz gesonderes Faible für letzte Worte aus, welches er schon bei vielen früheren Charakteren eingesetzt hat, um diese zu charakterisieren oder Weisheiten von sich zu geben. Man denke nur an die letzten Worte Surfats, Thetins etc.. Hier ist es der Tod des Vagabunden Oklantson, der sich opfert, um BULLOC abzulenken.

Zum Schluß deutet sich die Integration PRs, der von einem Virus befallen ist, in die planetenweite Symbiose und damit die Lösung der Problematik der schlafenden Superintelligenz an. Nur Tiere können in die Symbiose integriert werden.

WiVo verzichtet auf plakative Schwarzweißmalerei, selbst die Motive BULLOCS als mißratenes u. verstoßenes Kind BARDIOCS, der unter seinem vermeintlichen Aussehen leidet, sind zu einem gewissen Grad verständlich. Ein Roman, der diesmal eher von den kleinen Schicksalen, wie den Hulkoos, BULLOCS, PRs oder Oklantsons lebt. Die große Komponente fehlt, dafür werden mehr, wie ich finde, kleine menschliche Dramen erzählt. Auch schön. ^_^
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Re: 9. Klassiker-Lesezirkel Juli/August 2012 - Diskussion

Beitrag von Faktor10 »

So, nun zu Band 851 der mir in der EA vorliegt.
Das Tibi ist nichtssagend, leider.DerBand ist ja die direkte Fortsetzung von Band 850 und deshalb geht die Geschichte auch sofort weiter. Aber er fesselt nur im Bereich wo Perry agiert. Die Entstehung der SI ist eigentlich nichts Besonderes und auch etwas an den Haaren herbei gezogen. Nur im Zusammenhang mit Band 850 gefällt mir der Roman gut, aber um es zu verdeutlichen nicht als Single Roman.
Die Handlung auf der Entstehungsseite.
Blechdose geht entzwei, die Blumen kommen in ihn (Gott sei Dank keine fleischfressenden)
Bild die Hulkoos werden übernommen, ist zwar nett aber kein Vergleich zu Band 850.

Insgesamt ist für die gesamte Thematik leider zu wenig Platz. Zwei Bände reichen dafür nicht. Heute würden dafür wohl 4 Vierer Blöcke genommen.
Aber schlecht war der Roman aber auch nicht.
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Re: 9. Klassiker-Lesezirkel Juli/August 2012 - Diskussion

Beitrag von ernie »

Auch ich sehe den Roman als Übergang vom genialen 850 in den normalen Serienalltag -
aber auf hohem Niveau .

Mit dem TiBi kann ich allerdings schon wieder nichts anfangen
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Re: 9. Klassiker-Lesezirkel Juli/August 2012 - Diskussion

Beitrag von Faktor10 »

Etwas zu Band 860. Ich weis gehört hier eigentlich nicht hin. Fand den Satz aber einfach SUPER.

Gucky landet auf Bardioc und fragt zu Perry-------------Das ist doch nicht dein Gehirn, das hier überall herumliegt?

Dafür liebe ich Gucky-nur so mal am Rande wobei man ja eigentlich Band 860 mitlesen sollte zu Band 850/851.
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Re: 9. Klassiker-Lesezirkel Juli/August 2012 - Diskussion

Beitrag von baloo »

auch hier gilt, was ich schon zu 850 gesagt habe: war in der erinnerung erheblich besser als bei nochmaligem lesen.

das tibi passt gar nicht zur handlung. und die handlung zieht sich doch etwas, bis perry endlich unterm tannebaum...äh gehirn einschläft. das einsacken der pflanzen, tiere und ersten hulkoos musste wohl erzählt werden, war aber sehr vorhersehbar. und die entstehung der 4 inkarnationen war auch recht "platt". die luft war nach dem vorgängerband irgendwie raus...
da zeigt sisch auch mal wieder, dass man mit einem begriff und andeutungen viel mehr sow herstellen kann, als mit der tatsächlichen aufklärung der gegebenheiten.
was war das für ein rätselraten als die inkarnationen auftauchten. was soll das überhaupt sein, eine inkarnation? und dann...einfach ein misslungener gehirnklops...

diese meine bewertung liegt aber zum großen teil vermutlich auch daran, dass ich das alles schon zum dritten mal gelesen habe und es sowas von unüberraschend war ;-)

immerhin waren diesmal keine für mich nervigen ungeklärtheiten enthalten.

alles in allem ein sauberer aber nicht überragender roman.
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Re: 9. Klassiker-Lesezirkel Juli/August 2012 - Diskussion

Beitrag von Kemoauc »

Band 851 setzte zwar die Geschichte aus Band 850 nahtlos fort, beschrieb aber in erster Linie Bardiocs Entwicklung zur Superintelligenz. Auch diese Geschichte fand ich von Willi Voltz wunderbar in Szene gesetzt, auch wenn sie an den Vorgänger nicht mehr ganz heran kam. Aus diesem Grund wollte ich ja ursprünglich nur Band 850 vorschlagen, indem es um den Verrat Bardiocs ging. Aber auch diese Geschichte war es m.E. wert nochmal gelesen zu werden.
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Re: 9. Klassiker-Lesezirkel Juli/August 2012 - Diskussion

Beitrag von Faktor10 »

Und Band 860 dazu mitlesen. :st:
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Re: 9. Klassiker-Lesezirkel Juli/August 2012 - Diskussion

Beitrag von NAN »

baloo hat geschrieben:[...] die luft war nach dem vorgängerband irgendwie raus...
da zeigt sisch auch mal wieder, dass man mit einem begriff und andeutungen viel mehr sow herstellen kann, als mit der tatsächlichen aufklärung der gegebenheiten.
was war das für ein rätselraten als die inkarnationen auftauchten. was soll das überhaupt sein, eine inkarnation? und dann...einfach ein misslungener gehirnklops...
[...]
War einer Deiner Kritikpunkt zu PR 850 nicht, dass zu wenig erklärt wurde?
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