Zyklus: Die Zeitpolizei/M87 (PR 300-399)

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R.B.
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Re: Zyklus: Die Zeitpolizei/M87 (PR 300-399)

Beitrag von R.B. »

Band 382 - Planet der Ruinen - ist von William Voltz
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"Gleich geht es wieder auf Reisen", sagte Reginald Bull. "Siehst du das?"

"Nein", antwortete Perry. "Wo soll ich was bitte schön sehen?"

"Bildschirm zwei, Feld g8 vergrößern", befahl Bull. Als der Rechner alles koordiniert hatte, wurde die Sache klarer. "Erkennst du es, Perry? Die Sterne flackern ein wenig. Ich gehe davon aus, dass der Antrieb sich auf irgendeine Weise aufheizt, bevor es dann abgeht wie Schmitzkatze."

Klar, dachte Perry. Da kommt der alte Elektronik - Ingenieur durch. Man kann Bully trotz einiger Eimer fortgeschrittener Technik eben kein X für ein U vormachen. "Ich denke, den Abstecher nach Terra zu Bontainer hat unser unbekannter Gönner uns erspart." Rhodan sah, wie Bull bei den Worten "unbekannter Gönner" die Mundwinkel verzog. "Jetzt dürfte es zur KMW gehen."

Die zwei Freunde sahen auf den Bildschirmen, wie Lichter zu Linien wurden und wie das komplette Universum plötzlich nur noch aus wie mit dem Lineal gezogenen Licht - Strichen aussah, die scheinbar willkürlich anfingen und ebenso willkürlich endeten. Als würde man mit Überlichtgeschwindigkeit durch den Normalraum unterwegs sein, ging es Perry durch den Kopf.

"Das ist eigentlich eine technische Unmöglichkeit", sagte Bull. "Ein Übergang in einen Hyper- oder wie auch immer gearteten Überraum ist nicht feststellbar. Das dürfte unseren Fähigkeiten um ein paar Lichtjahre voraus sein. Wenn wir aber im Normalraum mit Überlichtgeschwindigkeit unterwegs sind, dürfte das vom Zielort so aussehen, als würden wir uns rückwärts bewegen. Unser Schiffchen taucht vor dem Licht wie aus dem Nichts auf und die Lichtstrahlen kommen erst später. Was die Ortung wohl dazu sagen würde? Wäre von außen sicher mal interessant zu beobachten - und mit heutiger Technik zu messen und aufzuzeichnen."

"Wir sind da", stellte Perry fest. "Hier wird so langsam aber sicher das letzte Kapitel der Geschichte aufgeschlagen und ich weiß gar nicht, ob ich da überhaupt hin will."

"Man kann sich schönere Szenearien vorstellen. Aber da werden wir wohl durch müssen", antwortete Reginald stirnrunzelnd. Er gab sich einen Ruck. "Wir sind bei Mike gelandet. Unser hochwohlgesalbter König war mit der FRANCIS DRAKE unterwegs, um einige in der KMW verschwundene Explorer - Schiffe zu suchen. Wo wir grade beim Thema sind: Atlan hatte mir eben etwas ins Ohr gepfiffen. Du warst bei ihm? Wo treibt der Kerl sich denn rum? Er war doch mit der SOL auf und davon."

"Das krieg ich noch nicht so genau zusammen. Ich kam aus dem Shod - Spiegel und seitdem bin ich der Meinung, wochenlang auf der SOL gewesen zu sein. Aber grade, als ich das Gefühl hatte, langsam aber sicher Verstand an der Sache zu kriegen, kippte Atlan um und begann von uralten M 87 Zeiten zu erzählen. Mittlerweile habe ich im Übrigen das Gefühl, dass wir schon mit der RAS TSCHUBAI aus dem normalen Raumzeit - Gefüge rausgefallen sind, es ist durch diese seltsame Geschichte eigentlich viel zu viel Zeit vergangen."

"Naja. Falls du es irgendwann mal auf die Reihe kriegen solltest, kannst du es mich ja mal wissen lassen. Unterhalb der Kosmokraten - Ebene wird sich da wohl nix abgespielt haben. Zwei Rhodans auf einen Schlag mit den gleichen Sturköppen auf dem Hals. Da kann man eigentlich nur laufen gehen."

Rhodans Blick ging in weite Fernen. "Michael ist ein Einzige meiner Kinder, der es auf Dauer zu etwas gebracht hat. Ich..."

"Hör auf mit dem Blödsinn", unterbrach Bully seinen Freund. "Du bildest dir zwar ab und zu wie ein, sowas ähnliches wie der Erbe des Universums zu sein, aber als Vater kommst du dir vor wie eine Nullnummer, was? Immerhin hattest du nach Thomas gelernt, dich zum Thema Erziehung nicht mit Positroniken zu beraten. Der Kerl war einfach eine ungesunde Mischung mit seiner Portion arkonidischer Arroganz. Aber wie dem auch immer war: Führungseigenschaften hatte er, wenn er denn wollte. Ich erinnere an seine Zeiten als junger Leutnant. Aber: Ein jeder ist seines eigenen Glückes Schmied. Egal, wo er herkommt oder hingeht. Bei Suzan und Michael haben Mory und du das besser hingekriegt. Und jetzt kannst du es drehen und wenden, wie du willst - eines haben deine Kinder alle gemeinsam: Sie haben die Sturköpfigkeit ihres alten Herrn geerbt. Erinnerst du dich noch an Suzans alte Stoffpuppe, die sie ausgerechnet Mirona genannt hatte? Unser armer alter Arkoniden - Admiral hatte Jahre seelischer Pein zu überstehen. Und überhaupt: Ich erinnere mich noch deutlich an dein Gesicht, als sie dir eröffnete, sie gedenke Geoffry Abel Waringer zu ehelichen. Du hättest sie am Liebsten übers Knie gelegt."

Bull sah seinen langen Weggefährten mit breitem Grinsen an.

"Und die anderen? Eirene? Nimm es mir nicht übel, aber als Tochter eines Unsterblichen und einer Kosmokratin war sie mir nie so ganz geheuer. Ich denke, bei ihr hätten die besten Erzieher nicht zu anderen Endergebnissen geführt. Sie empfand sich nun mal nicht als Tochter des Perry Rhodan. Sie war die Tochter einer Kosmokratin, mutierte zum Nakken und verschwand mit ihrer Mutter. Dann folgte Kantiran. Der wurde von unserem alten Freund Bostl und seiner Mutter Ascari da Vivo dazu erzogen, später mal als Waffe gegen dich zu dienen. Das zum Einen. Zu Zweiten wusstest du nichts von ihm und hast ihn erst kennengelernt, als er erwachsen war. Da bauen sich sehr selten noch richtige Vater - Sohn respektive Sohn - Vater Gefühle oder Beziehungen auf. Aber Kantiran hat seinen Weg als Friedensfahrer gemacht. Geh doch einfach mal davon aus, dass er dort gut untergebracht war und einiges an guten Taten vollbracht hat. Und zum Schluss Delorian. Du meine Güte. Der Kerl war Chronist von ES und hat sich ein eigenes privates Universum geschaffen. Der ist sogar dir über."

Bulls Blick wurde nachdenklich.

"Ja, es mag sein, dass deine Fähigkeiten als Vater begrenzt sind. Aber du kannst und darfst nie sagen, dass aus deinen Kindern nichts geworden ist. Und es gut so, wie es ist. Stell dir bei Thomas nur mal vor, der wäre ein paar Jahre später ausgerechnet Atlans alter Freundin Mirona über den Weg gelaufen. Weiß der Teufel, was die zwei mit ihren Fähigkeiten ausgeheckt hätten. Und jetzt zurück zu Mike. Der ist ja immerhin mein Patensohn. Das bedeutet für mich, dass er seine Sturheit von dir geerbt hat, alle positiven Eigenschaften aber meinen Erziehungsbemühungen zu verdanken sind. Also blicken wir mal zurück, wie das denn so war in der KMW."
Spoiler:

Reginald Bull erzählt:

Auf Terra herrschte ausnahmsweise Ruhe, nachdem OLD MAN die Dolans verscheucht hatte. Wie lange, war uns völlig unklar - wir wussten samt und sonders, dass die Ruhe trügerisch war. Sobald die Zweitkonditionierten ein paar neue technische Spielereien als Abwehr gegen die Waffen des Riesenrobots entwickelt hatten, würde es wieder losgehen. Bis dahin galt es, noch einiges zu klären.

So hatte sich ein gewisser Freifahrer-König auf zur Kleinen Magellanschen Wolke gemacht. Dort waren acht Explorerschiffe verschwunden und keiner wusste, warum. Aber die Besatzung einer EX hatte Bontainer auf dem Boden des Pazifiks gefunden. Im Schlepptau von ein paar Akonen und einigen Antis. Mitsamt der anwesenden Zweitkonditionierten wollte sie die Erde vernichten.

Daher wollte Mike die Zusammenhänge klären und bei unseren ganz speziellen Freunden dafür sorgen, dass sie durch dieses Loch nicht mehr weiter kamen. Die Absicht war sehr lobenswert und sollte wie folgt funktionieren: Wir nehmen ein Raumschiff, fliegen in eine fremde Galaxis voller Feinde, mischen die Galaxis auf, in diesem Fall eben die KMW, besiegen sämtliche Unholde im Alleingang und kommen als strahlender Held wieder zurück. Nur für den Fall, dass dir das bekannt vorkommen sollte: Der Apfel fällt nun mal nicht weit vom Stamm. Und das Raumschiff war eben diesmal nicht die CREST I bis XII, sondern die FRANCIS DRAKE.

Auf der FD war man ja schon immer äußerst experimentierfreudig, wie wir aus der Lieferung diverser technischer Neuerungen wussten. Nun, diesmal ging es nicht an die Technik, sondern an das echte Leben. Ein paar Besatzungsmitglieder von Mikes Flaggschiff hatten ihr Blut gegen einen blutähnlichen Extrakt der Bra-Fettpflanze getauscht. Dieser biophysikalisch behandelte Symbiont wurde Paraplant genannt, vernichtete umgehend und fortlaufend Krankheitserreger und konnte im Falle eines Falle die Funktion von ausgefallenen Organen übernehmen. Man hatte damals auf der FD ein halbintelligentes Wesen, einen Schlauchwurm mit dem Namen Jarq an Bord. Dieser Jarq bestand im Inneren ebenfalls aus dem Symbionten und wurde genauestens beäugt. Man dachte, falls etwas aus dem Ruder läuft, sieht man es hier zuerst. Warum man das meinte, wusste keiner so genau, Wissenschaftler eben. Und genau so war es. Jarq sah auf einmal krank aus. Ziemlich krank sogar. Irgendetwas fehlte bei seiner Ernährung, aber niemand kam dahinter, was das war. Den fünf menschlichen Paraplanten wurde ganz anders - sie hatten die nicht ganz von der Hand zu weisende Befürchtung, dass das Spiel bei ihnen spätestens in ein paar Tagen ebenfalls losgehen würde.

Nebenbei: Mir ist völlig unklar, warum es Freihändler gab, die sich diesem Blutaustausch freiwillig und sofort unterzogen. Dass sie es taten, war und ist für mich nicht das Problem. Aber dass sie sich dem ohne längere Testreihen unterwarfen, gehört zu den Dingen, die ich bis heute nicht kapiere. Aber ich muss ja auch nicht alles begreifen.

Wie dem auch gewesen sein mag: Die FD war noch nicht ganz in den Randzonen der KMW angekommen, da mutmaßte der eine oder andere schon, dass man in eine Falle gelockt werden solle. Empfangene Funksignale sorgten für Diskussionen. Seine königliche Hoheit Roi Danton waren zu diesem Thema jedoch der Meinung, dass es wohl ein reichlich plumpes Vorgehen sei, auf diesem Wege so einfach acht Explorerschiffe ausschalten zu wollen. Er hielt die Signale für eine Warnung oder Hilferufe. Da man sie nicht entschlüsseln konnte, führte die aufgekommene Diskussion zu nichts.

Mir hat damals mal jemand erzählt, dass es jede Menge Gerüchte gegeben hatte, Roi Danton hätte irgendwas mit dir zu tun. Woraus diese augenscheinlich besondere Beziehung jedoch bestand, wusste niemand so genau. Dafür, und darüber könnte ich mich heute noch kaputtlachen, wäret ihr beide zu unterschiedlich gewesen. Naja. Gleiche Statur, ähnliche Gesichtszüge, keinen Respekt vor niemandem und fast gleiche Vorgehensweisen hätten zu denken geben müssen. Aber was erzähl ich da. Wie kann ich von anderen verlangen, dass sie was merken, wenn es selbst bei uns im inneren Kreis so lange gedauert hatte, bis wir alten Deppen endlich festgestellt hatten, wen wir letztendlich vor uns hatten. Auf jeden Fall trug Mike die Verantwortung auf der FD und hatte Befehle zu geben. Und die führten sein Schiff in die Nähe einer gelben Sonne, die von vier Planeten umkreist wurde.

Das System war für diese Größenordnung typisch: Die innere Welt ein Glutofen, zwei äußere Planeten waren Gasriesen. Nummer zwei war bewohnbar und wurde Sherrano genannt. Von dort aus kamen die ominösen und nicht identifizierbaren Funksignale. Nach einer längeren Untersuchung stellten die Freihändler fest, dass eine augenscheinlich in einem Atomkrieg untergegangene Zivilisation einen Entwicklungsstand gehabt hatte, der dem der Menschen aus der Zeit von ca. 1970 entsprochen hatte. Daher konnten die acht vom Boden aus abgeschossenen Raketen der FD nichts anhaben, eine davon hatte man zwecks Untersuchung mittels eines Traktorstrahls eingefangen.

Natürlich wurde eine bemannte Space-Jet ausgesandt. Und ebenso natürlich war Mike mit an Bord der Jet. Hätte mich auch schwer gewundert, wenn es anders gewesen wäre. Dir war das natürlich klar, und das war auch der Grund, warum du damals ohne nähere Informationen über Mike ziemlich rappelig durch die Gegend gelaufen bist. Jarq hatten unsere Freunde auch mitgenommen, sie erhofften sich Aufschlüsse über die seiner Nahrung fehlende Substanz.

Auf dem Planeten angekommen, stellten die Freihändler fest, dass es wider Erwarten noch Reste der ursprünglichen Bewohner gab. Mittels Translator klappte die Verständigung und man erlebte reichlich Abenteuer im Untergrund von Sherrano. Selbstverständlich mit Mike an vorderster Front. Im Handeln unterscheidet ihr euch kaum - im Ergebnis so manches Mal. Das liegt meiner Meinung nach an der Einsatzbegleitung. Während es bei dir kaum Einsätze ohne den einen oder anderen Mutanten gab, hatte Mike niemanden, der ihn im Zweifelsfall kurzfristig retten konnte. Ohne Gucky - wo ist der Kerl überhaupt? - ist das Leben schwieriger, da gibt es nun mal nichts. Einen Gucky hätte man nämlich gebraucht. Hoffnung gab es nur für die Paraplanten: Der Schlauchwurm hatte nämlich festgestellt, dass die in seiner Nahrung fehlende Substanz Kalzium war, das nützte ihm aber nichts mehr. Sowohl er als auch sein Aufpasser hatten den Tod gefunden.

Grade, als unsere Freunde die örtliche Unterwelt verlassen hatten, kam ein Funkspruch von der FRANCIS DRAKE. Drei fremde Raumschiffe waren aufgetaucht und griffen ohne Vorwarnung an. Es war wohl doch eine Falle, in die die FD genauso getappt war, genauso, wie die acht Explorer. Jetzt wäre ein Teleporter vonnöten gewesen. Der hätte die Besatzung der Jet umgehend zurück an Bord der FD teleportiert und dann ab dafür. Aber so? Die FD wurde angegriffen und konnte schwer beschädigt fliehen. Die Space-Jet mit Mike an Bord nicht. Eines der angreifenden Schiffe zog die Jet mit einem starken Traktorstrahl an Bord. Dort sagte Mike das Gleiche, was du wohl auch gesagt hättest: "Ich fürchte, meine Herren, dass wir ein paar unangenehme Stunden vor uns haben."
"Sag nichts", meinte Bully zu seinem alten Kumpel. "Das ist besser so. Du hättest es keinen Deut anders gemacht und wärest zur Not auch ohne Mutanten den gleichen Weg gegangen. Du meine Güte, dort waren acht terranische Explorer verschwunden. Allesamt mit Kommandanten, die wussten, worauf aufzupassen war. Und da geht dieser Kerl hin und will besser sein? Da hätte eine etwas größere Expedition hingehört. So konnte das nichts werden."


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Die Geschichte mit den Paraplanten war ein nettes Gimmick, mehr aber auch nicht. Wenn das Zeug so gut gewesen wäre, stellt sich die Frage, warum man im Laufe der Zeit nicht mehr Leute damit beglückt hatte. Nun denn. Auch damals wurde schon so manches in die Welt gesetzt, mit dem man später nichts mehr anfangen konnte.

Der Roman selber ist gut geschrieben, die Handlungssequenz mit den Eingeborenen hat mir gefallen. Was mir nicht gefallen hat, war die ganze Aktion. Bullys Äußerungen ist nichts hinzuzufügen. Roi Dantons Handlung hätten eine bessere Begründung benötigt. So war das nichts. Aber die Zeiten des Stutzers, des französisch fabulierenden Gecken waren vorbei. Mit Spannung erwartete man den weiteren Fortschritt der Handlung.
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Re: Zyklus: Die Zeitpolizei/M87 (PR 300-399)

Beitrag von R.B. »

Band 383 - Die phantastische Reise der FD-4 - ist von Clark Darlton
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"Da kannst du doch sehen, dass wir hier verhohnepiepelt werden!" meinte Gucky. "Von Weitem ist das Zentraleschott ganz normal aus Metall und damit undurchsichtig. Aber je näher wir kommen, desto besser kann man hindurchsehen. Jetzt stehen wir direkt davor und es sieht so aus, als wäre es überhaupt nicht da. Ich hab so das Gefühl, als würde uns hier einer ganz gewaltig einen vom Esel erzählen."

"Vom Pferd, Gucky, vom Pferd kriegen wir einen erzählt. Das ist eine feststehende terranische Redewendung und stammt von den alten Griechen. Da gab es mal einen gewissen Odysseus, der im Trojanischen Krieg seine Gegner mit einem riesengroßen Holzpferd voller Soldaten überlistet hatte. Naja, wenn ich ehrlich bin, so ganz unbeteiligt war ich an dieser Idee nicht..."

"Gibt es eigentlich irgendwas, wo du deine erlauchten Finger nicht drin hattest? Ich hab mich vor einiger Zeit mal für altterranische Geschichte interessiert. Ich könnte dir ein paar Momente nennen, wo du dich besser mal eingemischt hättest, anstatt dich in den Tiefen irgendwelcher Ozeane zur Ruhe zu begeben. Oder war dein Hilfsrobot falsch programmiert? Was war denn in diesen beiden großen Kriegen vor Perrys Mondlandung? Keinen Bock gehabt?"

Atlan, der mit dieser Frage nicht gerechnet hatte, sah Gucky nachdenklich an und antwortete: "Planetare Katastrophen dieser Art kann ein Einzelner nicht verhindern. Mit viel Glück kann er sie abschwächen. Was mich angeht, befürchtete ich im zweiten Krieg eine Atombombe, deren Entwicklung ich nicht stoppen konnte. Aus diesem Grund zog ich mich zurück. Zudem war das mit der damaligen Technik nicht ganz so einfach wie heute. Wenn ich einmal im Tiefschlaf war, musste ich zwingend einige Zeit darin bleiben, ein Aufwecken nach relativ kurzer Zeit wäre nicht möglich gewesen. Rico hatte damals versucht, das Allerschlimmste zu verhindern und das hatte er geschafft. Aber ich gebe dir Recht: Das ist ein wunder Punkt in meiner Vita."

"Dafür hast du dann später mit der USO jede Menge Unsinn dieser Art verhindert. Es sei dir verziehen", meinte Gucky gönnerhaft.

"Das ist jetzt schon das zweite Mal, dass du mir auf die Füße trittst. Hast du das mit Perry genauso gemacht?"

"Ihr haltet mich allesamt immer noch für den gleichen verspielten Mausbiber wie ehedem, was? Nix gelernt in all den Jahren. Du vergisst, dass ich Diplom - Kosmopsychologe und unter Anderem ein doctor philosophiae bin. Euch laber ich doch allesamt an die Wand. Bully nicht. Der ist der einzige Vernünftige unter euch. Aber der hat ja auch nicht soviel mit diesem ganzen Gevölks ab Superintelligenz aufwärts zu tun. Das hält einen auf dem Boden. Und Perry? Natürlich hatte ich das mit ihm genauso gemacht. Ich hatte eine Couch in deinen Raum auf der Krankenstation bringen lassen und ihn darauf gelegt. War ganz praktisch."

Gucky grinste von einem Ohr zu Anderen.

"Jetzt wissen wir aber immer noch nicht, warum diese Tür plötzlich durchsichtig wurde", wechselte Atlan vorsichtshalber das Thema. "Wir haben auf unserem Rundgang durch das Schiff absolut nichts gefunden, was uns auch nur einen Millimeter weitergebracht hätte. Alles original und ungebraucht. Aber Antrieb, Verpflegung, dieses Schott hier und vor allem der seltsame Rechner gehören nicht hierhin. Das wirkt alles irgendwie unecht, geradezu grotesk."

"Du kannst mir jetzt sagen, was du willst, aber als Perry und ich uns unterhielten, war es uns stellenweise so, als würde uns unser Leben von außerhalb auf den Leib geschrieben. Jetzt habe ich das Gefühl schon wieder."

Gucky wollte das Schott manuell öffnen, da es nicht von alleine aufglitt. Er hatte seine Hand schon auf den entsprechenden Knopf als Atlan ihn zurückzog und nach vorne in die kleine Zentrale zeigte.

"Lass die Beiden noch eine Weile alleine. Wer weiß, wann sie wieder Zeit für sich haben."

Rhodan und Bull standen regungs- und wortlos vor dem Zentralebildschirm und blickten in interstellare Fernen. Manches Mal drehte der Kopf von einem der zwei Freunde in eine bestimmte Richtung, der andere folgte ohne Worte.

"Ja", sagte Gucky, auf einmal ganz leise geworden. "Wer weiß, wo die Beiden grade sind. Wenn wir da jetzt hinein gehen, erlischt der ganze Zauber und sie stehen wieder mit beiden Beinen auf dem metallischen Boden unseres Beiboots."

Sie gingen ein paar Schritte zur Seite, stellten fest, dass das Schott von ihrer Position aus wieder undurchsichtig wurde und standen auf einmal vor dem Versorgungsrobot, der abgeschaltet in seiner Nische stand. Gucky sah ihn nachdenklich an. "Ich fühle mich zum wiederholten Male zurück in die Vergangenheit gezogen", sagte er. "Ohne dass ich das näher beschreiben kann. Irgendeine Affinität besteht zwischen mir und der Geschichte von der FD-4, dem Beiboot der FRANCIS DRAKE. Ich war zwar nicht dabei, aber mir ist, als hätte ich daneben gestanden. Ich weiß nicht, wie ich das ausdrücken soll. Bizarr, sonderbar, ungewöhnlich, absurd, ja auch skurril. Ich war nie auf der FD-4. Mir ist, als hätte diese Geschichte jemand erzählt, zu dem ich eine besondere Beziehung habe. Oder hatte. Ich weiß es nicht."
Spoiler:
Gucky berichtet:

Bei der ganzen Angelegenheit kann man mal sehen, dass ohne mich absolut gar nix läuft. Unser lieber Mike hatte als Roi Danton mit seiner FRANCIS DRAKE den Weg zur Kleinen Magellanschen Wolke zurückgelegt, um dort nach dem Verbleib der acht verschwundenen Explorer - Schiffe zu forschen. Nur sein Schiff, sonst keins. Ganz der Papi, der Kleine. Wäre ich dabei gewesen, wäre ja nichts Wesentliches passiert. Ich hätte die Kerle gerettet und dann ab dafür. Aber so? Fällt der doch glatt auf den ersten besten Funkspruch herein, den er hört. Wieso kam Mike eigentlich nicht auf die Idee, dass die acht Kommandanten der Explorer auch nicht völlig daneben gewesen sein konnten und war etwas vorsichtiger?

Aber nein, er muss mit seinem Flaggschiff in dieses System hinein und erleidet prompt Schiffbruch. Das heißt, nicht ganz, die FD war zwar kräftig angedellt und er mit ein paar Leuten in Gefangenschaft auf diesen ominösen Brummkreisel-Schiffen, aber sonst waren wir ja bei bester Gesundheit. Es reichte so grade noch, ein Beiboot auszuschleusen, das war die Korvette FD-4. Die sollte nach Terra fliegen, um dort Laut von sich zu geben und möglichst alles zu veranlassen, um den schönsten aller Freihändlerkönige zu retten.

Der Kommandant der FD-4 hieß Burdsal Kurohara - meine Güte was für ein Zungenbrecher für mein zartes Mündchen. Wenn ihr alle solche Namen hättet, würde ich Maulsperre kriegen, könnte nichts mehr essen und müsste elendig verhungern. Dann wär nichts mehr mit Universum und euch große Helden retten, dann hätten wir hier Schluss mit lustig. Und überhaupt: Woher weiß ich die Namen eigentlich alle so genau? Das ist doch schon eine Ewigkeit her und ich hab doch kein fotografisches Gedächtnis, wie du, oh edelster aller Arkon - Scheiche! Ich sag ja, hier stimmt was nicht. Aber mir glaubt ja keiner.

Wo war ich stehengeblieben? Ach ja, Kuro wollte sich mit seinen Mannen grade in Richtung Terra aufmachen, als ihm einer dieser Brummkreisel in letzten Augenblick über den Weg flog. Das war damals eine Zeit, in der ich dachte, es könnte zur Abwechslung mal ansatzweise etwas sofort funktionieren, aber das waren wohl nur hehre Wünsche. Auf jeden Fall bemerkte die Ortung der FD-4 den Einsatz von Intervallstrahlung, die ja bekanntlich alles zu Staub zermalmte und gegen die es kein Gegenmittel gab. Da unsere Helden jetzt ebenfalls beschädigt waren, aber immerhin trotzdem fliehen konnten, stellten sich Kuro und Co zwei Fragen: Erstens - Intervallstrahlung war bisher nur von den Zweitkonditionierten mit ihren Dolans her bekannt. Wer zum Teufel trieb sich also in den halbierten Brummkreiseln herum? Und Zweitens: Bei einem vollen Einsatz der Intervallstrahlung hätte die FD-4 keine Chance gehabt. Keine. Sie konnte aber entkommen. Warum diese reduzierte Dosierung? Da steckte doch wieder irgendeine Teufelei hinter...

Auf jeden Fall hatten sie es trotz der Beschädigungen geschafft, in den Linearraum zu kommen und vor diesen seltsamen Schiffen zu fliehen. Ein paar hundert Lichtjahre später und wieder im Normalraum waren sie auf der Suche nach einem geeigneten Planeten, um in Ruhe die Reparaturarbeiten durchführen zu können. Den fand man relativ schnell und nannte das ganze Sonnensystem nach seinem Entdecker Kuro. Der dazu gehörenden erdähnlichen Planet erhielt den Namen Taifun, es muss in der Tat eine ziemlich stürmische Welt gewesen sein.

Vor Ort angekommen, muss der Funker mit ziemlicher Verblüffung festgestellt haben, dass sich im Hyperfunkbereich zwar nichts abspielte, dafür aber ausgerechnet auf Kurzwelle ein uralter terranischer Notruf zu empfangen war: Dreimal lang, dreimal kurz, dreimal lang und wieder von vorne. Einwandfrei SOS. Das stellte Kuro vor zwei Aufgaben statt nur einer: Zum Einen musste der seine Korvette wieder auf Vordermann bringen, zum Zweiten wollte er herauskriegen, was es mit dem Notruf auf sich hatte.

Sie landeten und stellten zuerst fest, dass Taifun bewohnt war. Yreks hießen die Kerle und waren eine Art Steinzeit - Gorillas. Einen Meter zwanzig groß mit schwarzem Pelz und weißem Gesicht- ich glaube, die wären mir sympathisch gewesen. Ja, die Yreks wussten, dass irgendwo hinter den sieben Bergen oder so etwas zu finden war, dass sich ihrer Welt entzog. Mit dem örtlichen Häuptling machten sich einige Leute auf den Weg, besiegten diverse Monster der Woche, diesmal waren es ausgehungerte fleischfressende Pflanzen und kamen tatsächlich an, wo sie hinwollten. Sie hatten das Wrack der EX-1068 gefunden.

Das einzige, was auf dem Schiff noch funktionierte, war dieser einfache Kurzwellensender, der Rest war professionell zerstört. Aber nicht wie nach einer Raumschlacht, nein, das war manuelle Arbeit gewesen. Positronik, Triebwerk, alles zum Teufel. Tote fand man, die komplette Besatzung. Die armen Kerle hatten ausgesehen, als wären sie von innen explodiert, es muss kein besonders schöner Anblick gewesen sein. Was war hier passiert?, ging Kuro und Co durch den Kopf. Informationen erhofften sie sich aus dem aufgefundenen Tagebuch des Kommandanten der EX.

Kuro entnahm dort, dass die EX von Gurrads aufgebracht worden war und hierhin verfrachtet wurde. Anschließend brach die seltsame und mit Bordmitteln nicht heilbare Krankheit aus, an der die komplette Besatzung innerhalb von vier Wochen verstarb. Der letzte Satz des Kommandanten der EX war ein Ratschlag: Der Finder solle diese Welt umgehend verlassen und zurück in die heimatliche Milchstraße fliegen. Er befürchtete, dass es den anderen Schiffen der Explorerflotte ähnlich ergangen war.

Naja, Kuro wollte sich das nicht zweimal sagen lassen. Die FD-4 war wieder voll funktionsfähig und nach einem Abschiedsfest bei den Yreks ging es in Richtung Terra. Auf Taifun hatte man den Eingeborenen ein paar Spielzeuge dagelassen, damit sie mit ihren diversen Ungeheuern besser klarkamen. Dabei hatten die Freihändler noch feststellen können, dass die Eingeborenen mental weiter waren, als man meinen konnte. Denk dir, oh großmächtiger Admiral, sie hatten die frisch erhaltenen Waffen mit den umliegenden Stämmen geteilt, damit nicht einer besser bewaffnet war als die Anderen. Auf diesem Wege konnte man Kriege verhindern. Das wär mal was fürs alte Arkon gewesen, was, du alter Beuteterraner? Ja, ich gebe dir Recht: Technische Entwicklung hat nichts mit geistiger Reife zu tun. Das hat man doch an uns Ilts sehen können. Nix Technik, aber topfit im Hirn. Was sagst du? Jetzt ist es aber gut? Pass auf, dass es dir nicht so ergeht, wie weiland dem guten Bully. Einmal hoch und dann ab um die Lampe!

Auf Terra angekommen, berichtete Kuro bei Perry und Bully über seine Erlebnisse. Die befragten Nathan, der auch prompt seine Meinung Kund tat: Das Positronengehirn sprach von Experimenten, denen die acht Explorerschiffe zum Opfer gefallen waren. Der FRANCIS DRAKE werde es wahrscheinlich nicht besser ergehen. Perry muss es damals ganz schlecht geworden sein. Es blieben also zwei Fragen übrig: Wer zum Teufel war im Besitz von Intervallstrahlern? Bisher waren das nur die Zweitkonditionierten gewesen. Und warum waren die Gurrads so umständlich vorgegangen, wenn sie nichts anderes wollten, als die Besatzung der EX-1068 umzubringen? Antworten hierzu konnte auch Nathan nicht liefern.

Aber Perry kannte seine nächste Aufgabe.
"Da kann man mal sehen", meinte Gucky. "Dusselige Fragen können wir selber stellen. Dafür brauchen wir keine Positroniken. Die sollen eigentlich Antworten geben. Aber da kommt dann nix bis nicht viel und man ist genauso schlau wie zuvor."

"Ich bitte für meinen terranischen Kollegen um Entschuldigung, Sir", kam es aus der Wand hinter Gucky. "Ich bin zutiefst betroffen, dass Ihnen nicht in der gewünschten Form geholfen wurde."

"Ich nehm dich doch noch auseinander. Schraube für Schraube. Und es wird mir ein Vergnügen sein."

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Ein Clark Darlton ohne Gucky und ohne Zeitmaschinen. Walter hat hier einen Roman abgeliefert, der richtig gut zu lesen war und immer noch ist. Spannung bezog er etwa nicht aus dem Duell mit den fleischfressenden Pflanzen, nein da war noch etwas anderes. Die FD-4 war unterwegs und man wusste nicht, ob sie zu Hause ankam oder ob sie ebenso wie die EX liegen blieb.

Da Walters Hauptverdächtiger Gucky nicht dabei war und Personen, die wohl nur einmal in der Handlung auftauchten, die Hauptrolle spielten, konnte er sich voll auf deren Entwicklung konzentrieren. Hier hat unser Altmeister einen tollen klassischen Science Fiction Roman abgeliefert. Daumen hoch!
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Beitrag von R.B. »

Band 384 - Die Welt der Unsichtbaren - ist von H.G. Ewers
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Die beiden alten Freunde schwiegen. Sie schwiegen schon zweieinhalb Stunden lang, hier vor den Zentralebildschirmen. Ihre Blicke und ihre Gedanken verloren sich in der Unendlichkeit und waren doch bei dem jeweils Anderen. Der Flug zum Mond und dann das plötzliche Störsignal. Rhodans Befehl an Flipper, umgehend festzustellen, wo der unbekannte Störsender stehe. Das seltsame grüne Leuchten. Und dann: Ein Gebirge von einem Raumschiff. Die Feststellung, dass dieses Riesenteil nicht normal gelandet sein kann, es hatte den halben Kraterrand abrasiert. Crest. Thora, die Unnahbare. Die Landung in der Wüste Gobi. Der Abschied des Major Perry Rhodan. Captain Reginald Bull folgte unmittelbar danach. Sie hatten das Gefühl, das wäre grade erst passiert. Zum Teufel, damals hatte alles angefangen. War das wirklich schon so lange her? Beide hätten sie sofort und aus dem Stehgreif jede Sekunde ihres größten aller Abenteuer nacherzählen können. Ohne auch nur eine Sequenz auszulassen. Als wäre es gestern gewesen.

Und jetzt? Eine gefühlte Ewigkeit später standen sie in einem vermeintlich echten Beiboot der legendären CREST IV und mussten zurückblicken. Ob sie wollten oder nicht. Irgendwer oder irgendwas zwang sie in die unglückselige Zeit des Krieges mit den Zweitkonditionierten. Die angebliche KC-37 flog sie fast in Nullzeit zu den Handlungsorten. Sie waren dann in einer Art "Zuschau-Modus" gefangen, konnten oder mussten (je nach Sichtweise) sich alles ansehen und währenddessen fing zumeist einer an zu reden und erzählte aus dieser Zeit. Immerhin ist die Verpflegung erstklassig, dachte Rhodan und nippte an seinem Bourbon.

"Dir ging es damals ganz anders." Ein Feststellung, keine Frage. Reginald Bulls Augen klebten förmlich an dem Bildschirm fest. Die beiden alten Freunde beobachteten die brennende FRANCIS DRAKE. "Am Liebsten würde ich sofort eingreifen, die Kreiselschiffe zum Teufel jagen und Mike mit seinen Leuten da raus holen. Aber wir haben hier ja leider nur eine Berechtigung zum Zusehen, mehr nicht." Noch so eine Feststellung.

"Diese ganze Geschichte hier ist mehr als nur quälend", sagte Perry Rhodan dazu. "Auf diesem Weg gezwungen zu werden, Dinge nochmals erleben zu müssen, ohne etwas tun zu können, lässt auf einen gewissen barbarischen Hintergrund des Urhebers schließen."

Schweigen.

Blicke nach draußen, voller Ohnmacht, nicht helfen zu können.

Diese ganze Dolan - Geschichte wurde von einigen wenigen Faktoren beeinflusst, ging es Bull durch den Kopf. Perrys Gewaltaktion mit der CREST im Kampf mit den Dolans war einer davon. Weg war er samt seines Schiffes. Es ist müßig, darüber zu diskutieren, was denn passiert wäre, wenn das Paratronfeld die drei Schiffe vernichtet hätte. Hat es nicht und damit ist gut. Der zweite Punkt war der, als Mike damals auf diesen Funkspruch in der KMW hereingefallen war. Welcher Teufel hat den Kerl eigentlich geritten, mit seiner FRANCIS DRAKE alleine klar zu kommen? Ganz der Papa, der Kerl. Nur, dass Meister Roi Danton eben keinen Sack voller Mutanten an Bord hatte. Die gab es nämlich nur bei uns. Und damit ist auch klar, wem wir letzten Endes unsere bis dato ständig andauernden Siegeszüge zu verdanken hatten. Problem - Mutant - Lösung. So einfach war das. Die acht verschwundenen Explorerschiffe und die FD machten klar, dass wir ohne unsere Freunde und Helfer nicht besonders weit gekommen wären.


"Wie der Vater, so der Sohn", sagte Bull. "In dieser Beziehung haben meine kompletten Erziehungsbemühungen nichts genutzt. Die Gene setzen sich eben durch. Dir ist klar, dass dein Sohn genau so verrückt ist wie sein alter Herr?"

Rhodan sah Bull lange an, sagte aber nichts und zuckte mit den Schultern.

"Mike hat mit seiner missratenen Aktion die Abschluss - Sequenz der Dolan - Geschichte eingeleitet. Nur war uns das damals noch nicht klar, wie auch? Für uns war er einfach in der KMW verschollen und musste wiedergefunden werden. Du hättest diese Aktion im Übrigen an seiner Stelle genauso durchgezogen. Okay, sag jetzt nicht, hätte ich Zeit gehabt, wäre ich wohl auf die gleiche Idee gekommen. Mag wohl sein. Aber nicht alleine mit nur einem Schiff und ohne Unterstützung der Mutanten. Aha, denkst du, der Kerl labert nur blöde rum und ist selber nicht besser. Es hat ihn ja keiner gezwungen, mit mir in der Wüste Gobi zu bleiben. Also soll er sich mal geschlossen halten."

Perry sagte immer noch nichts.

"Nein, für so eine spezielle Aktion muss man wohl Rhodan heißen. Auch, wenn man sich einen anderen Namen gegeben hat. Mike hat mir die ganze Geschichte später in einer ruhigen Stunde mal erzählt."
Spoiler:
Reginald Bull erzählt:

Die FRANCIS DRAKE hatte es hinter sich. In der Zentrale musste man sich an den Kontursesseln festhalten, um nicht quer durch den Raum geschleudert zu werden. "Kurohara hat es geschafft", kam es aus der Ortung. "Die Kreiselschiffe haben ihn nicht mehr erwischt." Andere vermeldeten, er habe aber noch einen Treffer mit einer Intervallkanone hinnehmen müssen. Es bliebt nichts anderes übrig, als abzuwarten. Als die nächsten vier Explosionen durch die FD hallten, war jedem klar, dass das stolze Flaggschiff Roi Dantons dem Untergang geweiht war.

Roi Danton selber war nicht an Bord seines Schiffes. Er war an Bord einer der Kreiselschiffe, auf das er mitsamt seiner Space-Jet mittels Traktorstrahl befördert worden war. Die Natur der Besitzer dieses seltsamen Schiffes war allerdings immer noch völlig unklar. Das einzige, was sie wussten, war, dass sie Sauerstoffatmer waren. Als sich nach einiger Zeit die Schotts ihres Gefängnisses öffneten, waren sie schlauer: Ihre Bewacher und Besieger waren Gurrads.

Ausgerechnet Gurrads. Wir hatten mit ihnen in der Großen Magellanschen Wolke im Kampf gegen die Perlians zusammengearbeitet und hätten ein derartiges Verhalten nie von ihnen erwartet. Auf diesem Weg versuchte Mike, das Gespräch mit ihnen aufzubauen. Die Kerle ließen sich aber auf nichts ein und erläuterten in aller Gemütsruhe, dass man in verbotenes Gebiet eingedrungen wäre. Mike war natürlich sofort klar, dass da etwas nicht stimmte. Entweder sagten die Gurrads der GMW nicht die Wahrheit oder ihnen waren die Verhältnisse und Geschehnisse in der KMW unbekannt. Oder sie waren nichts anderes als Bauern in einem Spiel eines wesentlich Größeren. Mike zeigte seine Verblüffung nicht und dachte darüber nach, ob er eine Spur zu der nach wie vor geheimnisvollen Ersten Schwingungsmacht gefunden hatte.

Auf jeden Fall wollte der Gurrad Mike dazu überreden, seinen Kommandanten auf der FD anzurufen. Er sollte umgehend veranlassen, dass die Schleusen für ein Prisenkommando geöffnet werden. Das ließ der sich nicht zweimal sagen und übermittelte Rasto Hims, seinem ersten Offizier, neben dem Gewünschten das Codewort "Sonnenfinsternis". Sinn dieses Befehls war die Vernichtung aller möglichen und unmöglichen geheimen Unterlagen über das Solare Imperium, was dann auch funktionierte.

Was natürlich nicht klappte, war die reibungslose Übernahme der FD durch die Gurrads. Aus deren Sicht machten die Freihändler, was sie wollten und störten sich kaum an deren Orders. Nebenbei: Das hätte mich bei dieser Truppe auch sehr gewundert. Mike, inzwischen wieder an Bord seines Schiffes, durfte sich auch prompt anhören, dass seine Männer gegen die erteilten Befehle verstoßen würden. Er habe das umgehend zu unterbinden, sonst würde der Ober-Gurrad das Kommando übernehmen. Die FRANCIS DRAKE habe umgehend auf dem örtlichen Planeten zu landen. Das System bekam den dazu passenden Namen "Prison-System" und der Planet hieß demzufolge "Prison 2". Als Mike dem Gurrad viel Glück bei der Landung mit dem schwer beschädigten Schiff wünschte, verzog der Löwenmähnige sich.

Die FD schaffte die Landung so grade noch. Prison 2 erwies sich nicht unbedingt als sehr gastlich: Marsgroß mit zwar atembarer, aber dünner Atmosphäre war er hauptsächlich eine wüstenähnliche Einöde. Die FD indes lag in der Nähe eines Binnenmeeres in einer der wenigen Oasen. Immerhin war damit wohl der Nachschub an Nahrung zu schaffen. Getötet werden sollte die Besatzung der FD nämlich nicht. Oro Masut empfand das als sehr seltsam und fragte nach, ob es denn nicht humaner sei, sie allesamt direkt umzubringen. Das sei aus ethischen Gründen nicht möglich, entgegnete der Gurrad. Keine Probleme hatten die Fremden damit, die FD flug- und funktionsunfähig zu machen. Flucht war damit nicht mehr möglich.

Ja, und dann kam eine ganz besondere Situation: Einer der Freihändler drehte durch und hatte es irgendwie geschafft, trotz der allgemeinen Zerstörungswut einen Kampfroboter beiseite zu nehmen. Und der lief schnurstracks auf den Gurrad zu. Jetzt hätte normalerweise der schwere Robot keine Mühe haben dürfen, den Löwenmähnigen beiseite zu schieben, wegzutragen oder was auch immer. Er schaffte es. Aber nur unter großen Mühen. Als er den Fremden in einen zehn Meter tiefen Schacht warf, durchschlug der Gurrad die stählerne Bodenplatte. Zurück blieb ein gezacktes Loch mit seinen ungefähren Umrissen.

Damit war klar, dass der angebliche Gurrad zumindest mal kein richtiger Gurrad war. Er hatte die Aktion zwar nicht überlebt, aber der Kerl hatte sich als tonnenschwer erwiesen. Es dürfte also festgestanden haben, dass diese KMW-Gurrads nichts mit unseren GMW-Gurrads zu tun hatten. Die Bezeichnung "Pseudo-Gurrads" war geboren.

Die Freihändler hatten zu diesem Zeitpunkt etwas mehr als einhundertfünfzig Tote zu verzeichnen. Erst, muss ich leider dazu sagen. Es sollten in Bälde wesentlich mehr werden. Die angeblichen Gurrads hatten sie mit einer Krankheit, der Explosiven Blutpest, infiziert. Die armen Schweine starben nicht nur wie die Fliegen, sondern auch ziemlich qualvoll. Nur die Paraplanten erwiesen sich als immun. Man versuchte daher, die noch nicht Erkrankten zu retten. Nun gab es an Bord der FD noch Vorräte dieses Pflanzenextraktes, nur leider nicht genug. Einhundertvier Personen waren noch nicht infiziert, der Extrakt reichte aber nur für achtundneunzig Leute. Sechs arme Teufel wurden ausgelost, denen nicht geholfen werden konnte. Sie waren damit zum Tode verurteilt. Bei den Anderen wurde das Blut gegen den Extrakt ausgetauscht.

Kurze Zeit später erkannte man zufällig, dass eine weitere Person der Besatzung anscheinend mehr als zweitausend Kilogramm wog. Es war der Hobnob, der von dem Planeten Sherrano mit auf die FD gewechselt hatte. Und so einer wog eigentlich keine zwei Tonnen. Daher kristallisierte sich langsam aber sicher die Meinung heraus, dass die Feinde schon an Bord der FRANCIS DRAKE aktiv waren. Sie schienen andere Wesen übernehmen zu können, mussten dazu aber ihr Gewicht mitnehmen. Der vermeintliche Hobnob konnte mach einigem Durcheinander getötet werden und damit war man erst mal wieder unter sich. Als Folge stellte man eine am Eingang der FRANCIS DRAKE auf. Darüber hing ein Schild: Freifahrer, prüfe dein Gewicht!

"Aufgegeben haben die Jungs nicht", schloss Bull seine Erzählung ab. "Das hätte mich auch sehr gewundert. Dieses Wort stand nicht in der Arbeitsplatzbeschreibung eines Freihändlers. Und ihren Humor hatten sie auch nicht verloren. Mike war einer der Ersten, die auf die Waage stiegen."

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Ich bin nicht der absolute H.G.Ewers -Fan. Aber auch er ließ es sich nicht nehmen, mit einem richtig guten Roman aufzuwarten. Das Grauen näherte sich. Es war schon hier zu erwarten, dass man das Ende der Leidens-Fahnenstange noch nicht erreicht hatte.

Der Stutzer Roi Danton war auf eine ziemlich drastische Art entzaubert worden. Atmosphärisch sehr dicht beschreibt Ewers den Anfang vom Ende des Freihändler - Lotterlebens. Und mir ist immer noch nicht klar, wie denn ein als derart top geschildertes Team wie die Besatzung der FRANCIS DRAKE auf diese Falle hereinfallen (äh...) kann. Wie mir überhaupt dieser Teil des Zyklusverlaufs nicht mehr präsent ist. Der nächste Band, an den ich mich definitiv erinnere, ist Band 397. Also lassen wir die ganze Story mal auf uns zukommen.
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AARN MUNRO
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Re: Zyklus: Die Zeitpolizei/M87 (PR 300-399)

Beitrag von AARN MUNRO »

Obwohl CD bei mir immer schlecht wegkommt in der Beurteilung, fand ich diesen Band doch teilweise kurzweilig.Aber diese ganze Paraplantenschiene hatte mir nicht gefallen.Dafür waren die Neunziger dann wieder rasant.
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R.B.
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Re: Zyklus: Die Zeitpolizei/M87 (PR 300-399)

Beitrag von R.B. »

Band 385 - Die Letzten von der FRANCIS DRAKE - ist von Hans Kneifel
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Sie hatten endlich mal die Zeit für ein längeres Gespräch. Es ging von Thora bis Toio, sie sprachen über gemeinsame oder einzelne Erlebnisse, über Kinder und Politik. Sie redeten über aktuelle wissenschaftliche Entwicklungen und die Prognosen der Naturwissenschaftler für die nähere und weitere Zukunft. Sie sprachen von ES genauso wie über Thez, diese seltsame Gestalt, die anscheinend ganze Multiversen mit einem Fingerschnipp entstehen lassen konnte. Sie fragten sich zum wiederholten Male, ob sie denn hier in dem richtigen Universum lebten oder ob ihre eigentliche Raumzeit die andere, die abgetrennte war. Selbstverständlich ohne Ergebnis.

"Um nochmal auf die Eingangsfrage zurück zu kommen", sagte Reginald Bull. "Ich hätte jeden, der mir in jungen Jahren sowas prophezeit hätte, für bekloppt erklärt und ihn in die Klapse gesteckt. Dann hätte ich den Kopf geschüttelt, mir drei bis fünf Bier bestellt und mich über die Fantasie einiger Leute gewundert."

"Ja, bei mir wäre es garantiert ein Lachanfall heftigster Sorte geworden", meinte Perry Rhodan dazu. "Kann man sowas, wie wir hinter uns haben, eigentlich wirklich erleben? Oder hat sich das alles einer ausgedacht?" Er tippte auf seine linke Schulter. "Unsterblichkeit. Reflektier das doch mal, Alter. Der uralte Menschheitstraum. Und ausgerechnet bei uns geht er in Erfüllung." Rhodan setzte auf einmal ein sehr fachmännisches Gesicht auf. "So ein Teil hat übrigens auch Nachteile."

Hört, hört, dachte Bully und richtete sich auf eine längere metaphysische Diskussion ein.

"Nein, nicht was dir jetzt im Kopf umhergeht. Ich muss mich noch bei dir über dich beschweren. Was fällt dir eigentlich ein, mich zu 3842 Jahren, 4 Monaten und 3 Tagen Festungshaft auf einem Eisplaneten zu verurteilen?"

Noch bevor Bull nach dieser Äußerung seinen Mund wieder ordnungsgemäß bedienen konnte, ertönte aus dem Hintergrund das Lachen einer piepsigen Stimme. "Hochinteressant, euch zuzuhören." Gucky nebst Atlan waren unbemerkt in die Zentrale zurückgekommen und der Ilt kam auf Bully zu. "Sieh mal an. Da hat unser Dicker doch tatsächlich mal ein gutes Werk vollbracht." Er hob sich telekinetisch an und klopfte Reginald gönnerhaft auf die Schulter.

Danach schwebte er herüber zu Perry. "Du läufst also die nächsten knapp viertausend Jahre sozusagen nur auf Bewährung frei herum. Gut zu wissen. Dann werde ich mich bei Gelegenheit mal nach einer passenden nicht zu warmen Welt umsehen. Dauerfrost am Äquator. Ja, das wär was. Dann hätten wir endlich Ruhe vor deinen schrägen Ideen und du könntest mal in dich gehen, ob das alles so richtig war in den letzten dreitausend Jahren." Er strahlte seinen alten Kumpel an, sank langsam wieder zu Boden und biss in eine Möhre, die auf dem Tisch lag - sozusagen als Grundnahrungsmittel für Mausbiber.

Atlan sah in die Runde und murmelte: "Festungshaft. Eisplanet. Was für ein Barbarenhaufen. Was immer sich hinter Bullys Urteil verborgen hat, da waren ja die Wikingerhorden von Erik dem Roten fast noch zivilisierter. Die hätten ihre Streitäxte genommen und den Fall an Ort und Stelle erledigt. Ha! Aber wo grade von Barbaren die Rede ist, ich glaube, die nächste Etappe der Verlorenen der FRANCIS DRAKE steht an." Die Freunde sahen sich gegenseitig an und keiner wollte so richtig an den fälligen Bericht ran. Rhodan war bei einer Berichterstattung über seinen Sohn sowieso außen vor. Atlan seufzte. "Dann bin ich wohl wieder an der Reihe. Es ist ja kein Geheimnis, dass Roi Danton mich über diesen Teil seiner Lebensgeschichte umfassend in Kenntnis gesetzt hat."
Spoiler:
Atlan erzählt:

"Einhundertzwei." Das war alles, was der Bordarzt Ereget Hamory zu Roi Danton sagte. "Einhundertzwei." "Ich weiß", antwortete der König leise. Seine Stimme klang hoffnungslos. Einhundertzwei von neunhundert. Danton war aber klar, dass er den Mut nicht verlieren durfte. Sonst wäre es auch mit den letzten Überlebenden seines einstmals stolzen Schiffes bald vorbei gewesen. Der Rest der FRANCIS DRAKE, nur noch ein Wrack, war mitsamt der Mannschaft auf den Planeten Prison 2 verfrachtet worden. Die Unglücklichen, die nicht zu den einhundertzwei noch Lebenden gehörten, waren entweder im Kampf gefallen oder an der Explosiven Blutpest gestorben. Sie hatten einige wenige Immune, der Rest war zu Paraplanten geworden. Durch den Austausch ihres Blutes gegen den Extrakt der Bra-Fettpflanze konnte diese Gruppe nicht an der Blutpest erkranken.

Aber als wären die toten siebenhundertachtundneunzig Gefährten nicht genug gewesen, setzte der Doc noch eins drauf. "Es wird Komplikationen geben", sagte er. "Ich weiß, dass normal geborene Menschen auf das Zeug unterschiedlich reagieren." Viele würden es vertragen, erläuterte er noch, andere würden daran sterben.

Ich glaube, jeder der hier und heute Anwesenden kann nachvollziehen, wie Mike sich damals gefühlt haben muss.

Die Paraplanten hatten ziemlich hohe Anforderungen an die Nahrungsmittelversorgung. Das war wohl auch der Grund, warum dieser Blutersatz sich damals nicht durchgesetzt hat. Es war zwar nett, nicht zu erkranken oder ausgefallenen Organe zur Not ersetzt zu bekommen, aber in derartigen Notsituationen taugte das Zeug nicht unbedingt bei Jedem etwas. Umweltangepasste vertrugen es. Andere nicht so sehr. Aber alle mussten essen. Frische, vitaminhaltige Rohkost und Fleisch. Und das gaben die Restbestände der FD nicht her. Also musste ein Jagdkommando her.

Sechzehn Mann wurden in zwei Gruppen eingeteilt, acht unter der Leitung von Oro Masut sollten sich als Jäger versuchen, der Rest war für das Auffinden pflanzlicher Kost zuständig. Die anderen Überlebenden versuchten, eine nicht ganz so sehr beschädigte Korvette wieder auf Vordermann zu bringen.

Der Jagdtrupp kam zurück und Doktor Hamory war gut beschäftigt. Seine und die seiner Assistenten Aufgabe war es, in dem Mitgebrachten sowie dem Erlegten essbare Nahrung zu finden. Vieles erwies sich als tödlich, letztlich blieben ein Gazellen ähnliches Tier und diverses Grünzeug als essbar übrig. Trotzdem reichte es nicht. Einige der Paraplanten erkrankten trotzdem, sie vertrugen die örtliche Nahrung nicht. Als einzig machbare Lösung erwies sich ein Blutaustausch, eine Art Rückabwicklung: Paraplant raus, Blut wieder rein. Die Hoffnung war vergebens. Einige Patienten starben trotzdem.

Just als Danton dachte, es ginge überhaupt nicht mehr weiter, tauchte ein Techniker strahlend vor ihm auf und meinte, man könne mit der Korvette innerhalb von zehn Tagen starten. Das freute ihn zwar grundsätzlich sehr, machte ihn aber umgehend misstrauisch: Warum, so dachte er sich, haben die Pseudo-Gurrads hier nur halbe Sachen gemacht? Die komplette andere flugfähige Technik war zerstört und ausgerechnet hier war man derart auffallend inkonsequent? Eine Täuschung? Aber warum?

Die FRANCIS DRAKE, so überlegte er, war gelandet. So grade noch. Die Pseudo-Gurrads zerstörten angeblich jedes Gerät, dass einen Start ermöglichen würde. Und dann hat man ausgerechnet diese Korvette übersehen? Niemals. Man wusste dort also zum Zeitpunkt der Landung , dass die Überlebenden eines der funktionstüchtigen Beiboote entdecken und reparieren würde. Also war dessen Start von vornherein geplant. Die Positronik ergänzte dazu, dass die ganze Geschichte mit Explosiven Blutpest und des zu reparierenden Beibootes mit hoher Wahrscheinlichkeit dazu diene, Erfolg oder Misserfolg der Experimente der Gegner abzuwarten. Man ging dort wohl davon aus, dass einige an der Blutpest erkrankte Terraner überleben würden. Diese Überlebenden würden gebraucht werden, wozu, war völlig unklar. Der Rechner kam zu dem Schluss, dass diese überlebenden Terraner mit einiger Wahrscheinlichkeit übernommen würden und in der Maske von galaktischen Freihändlern in die Reihen der terranischen Flotte einsickern sollten.

Die Theorie hätte was für sich, meinte Masut und wies seine Jagdbegleiter an, unterwegs auf alles, auch auf Tiere zu achten, die sich seltsam verhielten. Tatsächlich fand er einen Riesenfrosch, den er nur mit einem Raketenwerfer erledigen konnte. Alle Freihändler waren danach überzeugt, dass tausende von Augen jede Veränderung bei ihnen registrierten.

Das bestätigte sich in der Folge auch. Die FD-8 war zwar zunächst funktionsfähig, aber bei dem Start fielen sämtliche Triebwerke aus. Die Enttäuschung war riesengroß. Letztlich blieb ihnen nur die Hoffnung, dass Burdsal Kurohara durchgekommen war.

Dann landete ein Raumschiff. Die Freihändler wurden erneut festgenommen. Sechsundneunzig waren sie noch. Sechsundneunzig. Von neunhundert.
Stille. Atlans Bericht war nicht für laute Anmerkungen und galoppierenden Frohsinn geeignet, das wusste jeder. Alle hingen sie ihren eigenen Gedanken nach. Einer beendete nach einer Weile die ungesunde Ruhe und brachte wieder Leben in die Runde.

"Es tut mir ja sehr Leid, aber ich nehme an, niemand hat etwas dagegen, wenn ich die allgemeine Niedergeschlagenheit beiseite fege?" fragte Bull. "Perry hat mir nämlich noch nicht erzählt, warum ich ihn zu diesen ominösen 3842 Jahren Festungshaft auf einem Eisplaneten verurteilt haben soll. Was hast du denn angestellt?"

"Unsportliches Verhalten. Ich hatte beim Rugby einen Gegenspieler mit einem Dagorgriff zum Stillstand gebracht und das hat keiner gemerkt."

Als Gucky ausdrücklich bestätigte, dass Perry tatsächlich unter die Rugby-Spieler gegangen war, zeigte sich Reginald Bull fassungslos. "Rugby. Du Hänfling willst Rugby gespielt haben? Die verfrühstücken so einen wie dich doch innerhalb von zwei Minuten und schlagen dich halbe Portion grün und blau! Das meinst du jetzt nicht ernst. Und die Siegerpunkte hast ausgerechnet du gemacht?" Er war sprachlos. Wie war der Spruch noch, den wir damals vom Stapel gelassen hatten, wenn meine Oma mal wieder etwas angestellt hatte, dass ihr eigentlich keiner zutraute?

"Je oller, je doller!" sagte Bully und schüttelte den Kopf.


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Die Geschichte mit den Paraplanten ist für mich so ein bisschen wie raus aus die Kartoffeln, rein in die Kartoffeln. Es nützt was, die armen Teufel sterben aber trotzdem. Naja. Irgendeinen Grund muss man ja haben, um die Mannschaft von der FRANCIS DRAKE zu dezimieren.

Das ändert aber nichts daran, dass die Romane spannend sind. Und Roi Danton? Ich fand ihn in den Romanen toll, in denen er den französischen Stutzer spielte und alle an die Wand redete. Und Oro Masut vor hm herlief, alles einsprühte und "Macht Platz für den König!" rief. Und keiner wusste, wo der Bengel den herkam bzw. wer er war. Der ist er hier nicht mehr. Das ist aus meiner Sicht auch gut so. Er ist ursächlich für die aktuelle Situation verantwortlich ist, muss also seine Sinne zusammenhalten. Der Teil der Mannschaft, der bis hierhin überlebt hatte, braucht eine Person, an der sie sich festalten kann. Die ist nun mal Roi Danton, der Chef der Freihändler.

Hans Kneifel hat einen guten Roman abgeliefert. Man fiebert beim Lesen mit den Gefangenen mit und hofft, dass sie überleben. Da man während der Lektüre aber schon erkennen kann, dass dies nicht der Fall sein wird, ist ein gewisser Horror - Faktor in diesem Handlungsabschnitt dabei. Wie schon das eine oder andere Mal in diesem Zyklus wurden die Leser darauf eingestimmt, dass es mit Terra und den Terranern nicht immer nur aufwärts geht.
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Re: Zyklus: Die Zeitpolizei/M87 (PR 300-399)

Beitrag von Faktor10 »

Noch mal kurz zum Roman-Band 376 - Stimmen aus der Vergangenheit.
Ich finde ihn bis heute super. Aber als Lied hätte ich eins genommen was Jane Birkin gesungen hatte. Und zwar das Lied Je t’aime moi non plus. Anstatt das mit Blasen dann mit Stöhnen. Da hätte Gucky noch mehr Platten verkauft. :D
Nichts für ungud ,musste mal so raus.

:)
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Re: Zyklus: Die Zeitpolizei/M87 (PR 300-399)

Beitrag von Faktor10 »

Band 382 bis 385 gehören für mich zu den besten Romanen der ersten 499 Bänden.
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Eric_Manoli
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Re: Zyklus: Die Zeitpolizei/M87 (PR 300-399)

Beitrag von Eric_Manoli »

Faktor10 hat geschrieben: 14. Februar 2021, 21:26 Band 382 bis 385 gehören für mich zu den besten Romanen der ersten 499 Bänden.
Ich würde da eher 376 - 380 nehmen. So sind die Geschmäcker verschieden. :P
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Beitrag von Faktor10 »

Jeder Jeck ist anders
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Re: Zyklus: Die Zeitpolizei/M87 (PR 300-399)

Beitrag von Eric_Manoli »

Faktor10 hat geschrieben: 14. Februar 2021, 23:13 Jeder Jeck ist anders
So isses! Ist doch gut so, oder? De gustibus non est disputandum. ;)
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Re: Zyklus: Die Zeitpolizei/M87 (PR 300-399)

Beitrag von Faktor10 »

Nicht ganz so Antik wie man meint aber passt :st:
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R.B.
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Re: Zyklus: Die Zeitpolizei/M87 (PR 300-399)

Beitrag von R.B. »

Band 386 - Hilfe von Sol - ist von William Voltz
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Die Diskussion über Sinn und Unsinn des damalig häufigen Einsatzes von Mutanten sowie der Frage, ob es ohne diese Wesen mit besonderen Fähigkeiten ebenfalls ein Solares Imperium gegeben hätte, war im vollen Gange. Wie kann man darüber überhaupt diskutieren, dachte Reginald Bull. Wir wären schon ohne Gucky nicht sehr weit gekommen. Es ist eben überaus praktisch, wenn einer da ist, der dich im Falle eines alles aus dem Feuer holen kann. Ja, gut. Vielleicht hätte es ein terranisches Sternenreich gegeben, aber dessen Erreichung hätte noch mehr Glück und viel Zeit benötigen. Und ob es dann besonders groß geworden wäre, steht buchstäblich in den Sternen. Außerdem hatte unserer besonderer Freund ja seine Finger mit drin und dem traue ich schon länger nicht immer über den Weg.

Nein, Sinn hat dieses Gespräch keinen, dachte Bully und merkte nicht, wie seine Gedanken sich auf einmal im Nichts verloren und er ganz woanders war.

"Quest-ce que vous voulez, mon ami?" fragte dieser wildgewordene Zwölfjährige seinen Patenonkel. "Was willst du eigentlich, Onkel Bully?"
"Lass den Onkel weg, dann fühle ich mich immer so alt", antwortete der so eben Gefragte.
"Aber du bist doch alt. Genauso wie Papa. Suzan hat erst vorgestern noch gesagt, ihr wärt ganz furchtbar alte Säcke!"
"Was meinst du denn, was dein alter Papa mir erzählt, wenn er erfährt, dass du mit mir auf der EX - 1869 bist. Und wir eigentlich unterwegs in die Eastside sind."
"Der darf alles essen, muss aber nicht alles wissen", sagte Michael Reginald Rhodan, Perrys Sohn. "Außerdem ist der wieder werweißwo. Und wird garantiert in den nächsten zwei Monaten nicht zurück nach Hause kommen."

Reginald Bull nahm sich vor, nach seinem Rückflug mit Gucky mehr als nur ein ernstes Wort zu reden. Es ging einfach nicht an, dass der Kleine seinen Patensohn an Bord der EX schmuggelte, obwohl diese schon gestartet war. Naja, zunächst war Gucky bei Mory gut aufgehoben, die ihm in der Zwischenzeit mal die Meinung gegeigt haben wird. Ja, Frauen. Vielleicht wäre es besser, wenn ich gleich mit Iltu rede. Die hat am Ehesten die Chance, ihren Gatten zur Räson zu bringen.

Die während der Reise fehlende schulische Ausbildung ist nicht das Problem, ging es Bull durch den Kopf. Da reichen ein, zwei Befehle und Aufträge an die Positronik. Nein, dieser quirlige Bengel ist ganz sein Vater. Weiß alles besser und immer mit dem Kopf durch die Wand. Egal, ob er als fünfjähriger für 44.000 Solar mit Transmittern unterwegs war und nicht mal Gucky ihn finden konnte oder ob er ein, zwei Jahre später Prinz Eisenherz spielte und durch ein Schilfrohr atmen wollte. Das war natürlich gerissen und wenn Atlan nicht zufällig in der Nähe gewesen wäre, wär er ertrunken. Sein Meisterstück startete er im letzten Jahr: Er hatte doch tatsächlich eine Flüssigkeitsrakete gebaut und wollte dieses selbstgebastelte Teil daheim im rhodan'schen Wohnhaus starten. Auch da hatte der Arkonide eingegriffen, bevor schlimmeres passieren konnte. Und all die kleinen und größeren Streiche, die ich verdeckt habe. Perry ist da ein bisschen weltfremd. Suzan ist sein Augenstern, auf die passt er auf. Naja, er meint, er würde auf sie aufpassen. Grundsätzlich hat die ja auch ihren eigenen Kopf und macht, was sie will. Das merkt ihr Vater aber nicht.

Frauen, fand Reginald Bull, sind da raffinierter, egal, welchen Alters sie sind. Ob zwölf oder hundertzwölf Jahre alt, wo ist da der Unterschied? Und grade Suzan. Sie konnte einen schon als Vierjährige mit einem Augenaufschlag und absoluter Unschuldsmine zur Verzweiflung bringen. Wenn sie zusammen mit ihrer Mutter auftrat - no chance, Sir! Und ihre Puppe, die sie ausgerechnet Mirona genannt hatte. Unseren alten Arkoniden-Admiral hat sie damit ziemlich in Verzweiflung gebracht. Sie hatte ihm zudem ständig ihren Stoffliebling in die Hand gedrückt. Der arme Teufel! Aber wenn er es sich recht überlegte, Toio und Shinae sind auch nicht besser. Er hatte nie das Gefühl, zu Hause etwas zu sagen zu haben. Im Falle eines Falles als der große Stellvertreter mal wieder die Erde, die Milchstraße oder wen auch immer retten, kein Thema. Dazu passend ging ihm der Text eines alten Songs durch den Kopf. And when you're old and grey, you will remember, what they said. Two girls are too many, three's a crowd and four you're dead. Bull wusste allerdings beim besten Willen nicht mehr, von wem das war. Man müsste den alten Ara, der für Perry Sangeskünste verantwortlich gezeichnet hatte, noch fragen können. Der hätte sein Anliegen geklärt. Oder ANANSI. Bei dem Rechner ist ja angeblich das gesamte Wissen der Menschheit gespeichert. Das Teil stammte auf jeden Fall aus der Zeit ein paar Jahre vor ihrem Mondflug. Soviel war klar. Wie auch immer. Und der Sänger hatte zweifellos Recht.

Reginald verspürte aber ein warmes Gefühl tief in sich drin, als er an seine Frau und seine Tochter dachte. Endlich zu Hause. Leider wird auch das, wie alles Schöne, viel zu schnell vorbei sein, dachte er. Seine Gedanken gingen wieder zurück zu seinem Patenkind.

"Und wenn es bei uns länger als zwei Monate dauert?"
"Egal. Gucky macht das schon. Der ist Kummer mit Papa gewöhnt. Und Papa braucht ihn. Schon alleine deswegen wird ihm nicht allzu viel passieren. Ich kann ja nichts dafür, wenn der mich packt und ohne Vorwarnung hier bei dir abliefert."
Bully seufzte. Mike's Vater hätte genauso argumentiert. Eigentlich sollte er den Junior umgehend wieder auf Terra abliefern, Gucky den Hosenboden strammziehen und wieder aufbrechen. Aber hätte das was genützt? Wahrscheinlich nicht. Und Gucky hätte Michael erst recht zurück auf die EX gebracht. Außerdem hatten sie nicht unbegrenzt Zeit. Man hatte in der Eastside einen Hot Jupiter gefunden, der angeblich vor Hyperkristallen nur so strotzte. Das weckte Begehrlichkeiten und führte zur Sorge, dass andere Völker auf die gleiche Idee kamen. Deswegen hatte er sich persönlich der Sache angenommen. Okay, er wollte auf diesem Weg zudem mal ein paar Tage oder Wochen der terranischen Bürokratie in Terrania entfliehen. Aber hier kam es mal wieder auf Stunden an. Mercants Agenten hatten nämlich herausgefunden, dass sich noch so manch Anderer für die Dinger interessierte.

"Außerdem sind Paten für ihren Pflegling zuständig, wenn die Eltern nicht greifbar sind", bekam Bull erläutert. Dieser altkluge Dreikäsehoch. Na gut, fünf oder sechs werden es vielleicht schon sein.
"Und meine Eltern sind ja nun derzeit nicht greifbar. Papa ist sowieso weg, Mama ist auf Plophos, also bist du verantwortlich und hast auf mich aufzupassen."

Aus dem wird nochmal was. Reginald Bull war von seinem Gedanken überzeugt. Dann haben wir zwei Rhodans herumlaufen, die sich in Folge darüber streiten werden, wer denn nun das Universum erben solle. Weil sich alle Beide für die Geeigneten halten.

Perry wollte diesmal bei der Erziehung seiner Kinder alles richtig machen, wusste Bull. Nachdem die Geschichte mit Thomas in einer Katastrophe geendet hatte, war er bei den Zwillingen auch offiziell der Vater. Suzan kam mit Perry als Übervater klar, bei Mike war das weniger der Fall. Spätestens bei Beginn der Pubertät ist der Kerl weg. Und dann findet ihn keiner wieder. Sollte also irgendwo mal ein französisch labernder Verrückter erscheinen, müsste ich mir den etwas näher ansehen.

Bull schüttelte den Kopf. Er erinnerte sich deutlich an das plötzliche Auftauchen dieses mehr als seltsamen sogenannten Königs der Freihändler. Er erinnerte sich auch genau an seinen Gedanken von ehedem. Warum hab ich alter Trottel eigentlich nichts gemerkt? fragte er sich heute noch und schüttelte den Kopf.

Es gab allerdings eine Zeit, da muss Mike's Schutzengel anderweitig beschäftigt gewesen sein. Roi Danton, wie er seit der Abnabelung vom Elternhaus auch heute noch heißt, war später der Kommandant einer äußerst unglückseligen Expedition zur KMW gewesen. Er war mit der FRANCIS DRAKE in eine Falle geraten und wartete mit einigen wenigen Überlegenden auf Hilfe.

Bull lehnte sich zurück. Die Anderen diskutierten sich immer noch die Köpfe heißt. Warum also nicht nochmal in der Vergangenheit herumgraben?, dachte er.
Spoiler:
Reginald Bull erinnert sich:

Burdsal Kurohara war außer sich. Er hatte es auf einigen Umwegen mit der FD-4 geschafft, von der KMW nach Terra zu fliegen, um dort von der FRANCIS DRAKE zu berichten. Er war davon ausgegangen, dass Perry Rhodan selbstverständlich und umgehend aufbrechen würde, um seinem König zur Seite zu stehen. Pustekuchen. Seit vier Wochen wartete er nun, dass Rhodan endlich in die Gänge kam. Kurz vor seinem endgültigen Ausflippen kam endlich, endlich, der erlösende Anruf. Sein Gesprächspartner war der Verbindungsmann der Freihändler auf Terra, bei anständigen Staaten hätte man so jemanden Botschafter genannt.

"Was hat das nach vier Wochen noch für einen Sinn?" fragte Kurohara. "Rhodan hat versagt. Auf ganzer Linie. Er darf sich als Verantwortlicher für den Tod unseres Königs bezeichnen." Der Botschafter schaffte es aber, den Kommandanten der FD-4 zu beruhigen. Ein sofortiger Flug der CREST V in das gleiche Zielgebiet, argumentierte er, hätte für das terranische Flaggschiff zur gleichen Situation geführt. Also mussten zunächst ein paar Tausend schwere Schiffe von der Flotte eingesammelt werden, um an Bord von dreitausend Raumern die Kontrafeldstrahler einzubauen. Und das ging nun mal nicht von heute auf morgen. Auf jeden Fall wurde dem Freihändler angeboten, mit auf der CREST V zur KMW zu fliegen.

So ganz hatte das aber immer noch nicht gereicht, um ihn auf Linie zu bringen. Das hatte Perry dann nachgeholt. Nach der Schilderung Kuroharas war die FRANCIS DRAKE sowieso verloren. Außerdem hätte ein überhasteter Aufbruch eines einzelnen Schiffes lediglich zu Wiederholungen geführt. Immerhin waren vor Ort ja auch einige Explorer verschwunden. Daher gab es das volle Programm: Fünftausend Schiffe gingen mit in die KMW, ich selber sammelte dreißigtausend Einheiten ein, die im Sektor Morgenrot als Eingreifreserve dienten. Ziel der nunmehr startenden CREST V war das Anchorage-System. Von dort aus wollte man mit der Suche beginnen. Kurohara war beruhigt. Perry hatte es mal wieder geschafft.

Inzwischen wurde den paar Überlebenden der FD ganz anders: Die Pseudo-Gurrads untersuchten die Freihändler mittels am Körper befestigter Elektroden sowie diverser Drähte und verwickelten sie in endlose Gespräche. In Roi Danton hatten sie den Anführer erkannt, bei dem sie natürlich prompt auf Granit bissen. Er dürfe hierbleiben, hatte einer der vermeintlichen Gurrads zu ihn gesagt. Er dürfe sich ansehen, was mit den übrigen Gefangenen passiere. Vielleicht öffne er dann seinen Mund. In der Zwischenzeit hatten sie einen seltsamen Behälter mit unklarem Inhalt auf einen Tisch gestellt.

Das Grauen kam relativ schnell, als einer der Kameraden von der FD, ein Erdgeborener, gefesselt auf einem Tisch lag. Der nebenstehende Arzt öffnete das fassähnliche Teil und machte irgendetwas, dass die Freihändler nicht sehen konnten. Anschließend hatte der Gurrad eine Schale in der Hand, in der etwas augenscheinlich Lebendiges zappelte. Damit ging der Arzt zu dem armen Teufel, der auf dem Tisch lag. Mit einem zangenähnlichen Instrument griff der falsche Doc in die Schale und holte ein sich windendes, wurmähnliches Ding heraus. Roi war umgehend klar, was da passieren sollte. Der Wurm war ein Symbolflexpartner, der dem Gefesselten in den Nacken gesetzt wurde und sich dort umgehend festsaugte. Danton war klar: In dem Behälter waren genug Würmer für sie alle.

Der Zweck war einfach zu erkennen: Die so beherrschten Terraner sollten zunächst alles, was sie wussten, über das Solare Imperium erzählen. In Folge sollten sie eingeschleust werden, um Sabotageakte zu begehen. Das brauchte Roi niemand zu erklären. Die einzige Hoffnung von Danton & Co bestand darin, dass der Extrakt der Bra-Fettpflanze sie gegen derartige Beeinflussungen immun machte.

Das klappte dann auch und es gelang ihnen sogar, dies vor den Pseudo-Gurrads zu verheimlichen. Die hatten natürlich alle möglichen und unmöglichen Tests durchgeführt, aber Roi und seine Leute erwiesen sich als hervorragende Gegner. Die Feinde merkten nichts. Gar nichts. Wesentlich schwieriger war das im Verhältnis der Immunen zu den Beeinflussten untereinander. Diejenigen, bei denen der Wurm tätig werden konnte, durften ja nicht merken, dass einige von der anderen Fraktion waren. Und so war es angebracht, immer nur kleine Brötchen zu backen.

Alle Überlebenden der FRANCIS DRAKE trugen inzwischen einen Symbionten. In achtzehn Fällen hatte die Aktion ihr Ziel nicht erreicht. Das galt es zu waren. Auch in einer Art Verhör, dem Roi persönlich unterzogen wurde. Wahrheitsgemäß berichtete er, dass die FD-4, nach Terra unterwegs, im Erfolgsfalle Rhodan warnen würde und ihn um Hilfe bäte. Ausgemachter Treffpunkt war das Anchorage-System.

Das wiederum führte zum Start der FD-6 in dieses System. An Bord waren die Überlebenden, also die Beeinflussten und die unerkannt Nicht-Beeinflussten sowie ein paar Pseudo-Gurrads. Das Ziel war klar: Perry sollte ebenfalls in eine Falle laufen und übernommen werden.

Der war mittlerweile mitsamt seiner Flotte angekommen, ließ Letztere aus Vorsichtsgründen aber erstmal außen vor und flog nur mit seinem Flaggschiff in das Anchorage-System. Vor Ort war alles ruhig. Es konnte Tage dauern, bis etwas passierte. Diese Befürchtung war aber überflüssig, die FD-6 war bereits vor der Flotte vor Ort eingetroffen. Dort an Bord ging unterdessen ein Kampf der Immunen gegen die Beeinflussten und die Pseudo-Gurrads los. Und hier zeigte sich, dass Roi Danton der wahre Sohn seines Vaters war: Mutanten hatte er keine, dafür aber diverse Hintertürchen. Er stand vor einer Wand und sagte zur Verwunderung eines Kameraden auf einmal: "Kaiser Boscyks Schiffe sind die besten." Das war das Losungswort. Eine bislang unsichtbare Tür glitt auf und dahinter befand sich ein wahres Waffenarsenal. Es gelang den Paraplanten, die FD-6 zu übernehmen.

Perry befreite den kümmerlichen Rest der Besatzung der einstmals stolzen FRANCIS DRAKE und nahm sie mit auf die CREST V. Die Gesamtbesatzung der FD war auf weniger als drei Dutzend Menschen geschrumpft. Drei Dutzend. Von neunhundert. Und davon wurden noch einundzwanzig Männer von den Symbolflexwürmern beherrscht.
Reginald Bull schüttelte den Kopf. Das Grauen war für ihn nach wie vor greifbar und der beste Beweis, dass es mit einem wie auch immer gearteten Solaren Imperium ohne Unterstützung der Mutanten nicht weit her wäre. Als er von Atlan aufgefordert wurde, auch endlich mal etwas zur Diskussion beizutragen, kam er wieder in der Gegenwart an. Der Zwölfjährige war verschwunden. Die FRANCIS DRAKE war aber noch in seinem Kopf präsent. Er nannte seinen Freunden das Schicksal der Besatzung des Freihändlerschiffes als besten Beweis, dass ohne Unterstützung von Gucky und Co. Terra höchstens eine Fußnote der galaktischen Geschichte geworden wäre. Allerhöchstens.

"Ha!" sagte der Mausbiber, lehnte sich zurück und blickte triumphierend in die Runde.

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William Voltz hat einen typischen Voltz abgeliefert. Ein toller Roman, den man nicht mehr weglegt, wenn man ihn einmal in den Fingern hat. Der Trick dabei war, dass er die Hauptpersonen auch dem Blickwinkel Anderer schildert, die Leser sozusagen einen Blick von außen auf die Handlung um Rhodan und Danton haben. Ich frage mich grade, wie WiVo wohl mit dem Zyu aus Band 3103 umgegangen wäre. Würde mich wirklich interessieren, hier mal einen Voltz neben einen Monti zu halten.

Ungeklärt blieb, welcher Teufel Roi geritten hatte, alleine mit seinem Flaggschiff zur KMW zu fliegen. Dort waren immerhin schon acht Explorer verschwunden, da hätte etwas mehr Vorsicht Sinn gemacht. Andererseits wurde Roi immer als jemand geschildert, der Leib und Leben seiner Leute nicht leichtsinnig aufs Spiel setzt. Wollte er sich einfach vor seinem Vater profilieren? Dann hätte er aber nicht für diesen Job getaugt. Andererseits musste unser größter aller großen Meister ja auch immer ganz vorne mitspielen. Der konnte sich ja auch nicht zurück nehmen, sonst wäre er mit der CREST IV nicht in M 87 gelandet.

Es liegt wohl doch in den Genen. Und dagegen scheint noch kein Kraut gewachsen. Noch nicht mal im Perryversum.
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R.B.
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Re: Zyklus: Die Zeitpolizei/M87 (PR 300-399)

Beitrag von R.B. »

Band 387 - Spur zwischen den Sternen - ist von H.G. Ewers
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"Ihr könnt sagen, was ihr wollt", Reginald Bull sah in die Runde und gähnte. "Wir labern hier ununterbrochen seit zweieinhalb Tagen mehr oder weniger intelligent rum. Ich für meinen Teil bin müde und brauche Ruhe. Ich bitte um Genehmigung, mich zurückziehen zu dürfen."

Gucky nickte ihm gnädig zu. "Du darfst dich in die Heia legen, mein Freund. Dann haben wir vor dir schon Mal Ruhe."

Bully stand auf, schlug die Hacken zusammen und deutete eine leichte Verbeugung an. "Habe die Ehre", meinte er und verschwand.

"Naja, wo der Dicke Recht hat, hat er Recht. Gähnen steckt an. Ziehen wir uns ein paar Stunden zurück", schlug der Ilt vor und verschwand mit einem Plopp. Rhodan und Atlan nickten sich zu und machten sich ebenfalls auf den Weg in Richtung Kabinen.

Gucky materialisierte vor der Tür der Nummer acht. Er öffnete, watschelte hinein und nickte anerkennend. Eine Schüssel mit frischem Obst, eine Gemüseplatte und einige Möhren befanden sich auf dem Tisch. Ergänzend fand er in der Kühlung Obst- und Gemüsesäfte unterschiedlicher Herkunft sowie seinen geliebten Möhrensaft. Nur rein interessehalber ging er nach nebenan in die Nummer neun. Dort sah es genauso aus. Ebenso in den Nummern zehn und elf. Dann kann ich mir den Rest sparen, dachte er. Die sind dann alle gleich, hätte ich mir ja denken können. Egal. Wir kommen schon noch dahinter. Oder auch nicht. Ob es bei Bully auch Gemüsesaft gibt? Er watschelte zurück zu seiner Nummer acht und nahm sich eine Flasche schönen kalten Möhrensaft. Genießerisch öffnete er den Verschluss, schnupperte daran...


...und dachte so ab und zu geht doch nichts über ein schönes kühles Bier. Milwaukee's Ice Best las Reginald Bull auf seiner Flasche. Das Zeug war eiskalt und ein wunderbarer Durstlöscher. Er stand mit dem halb ausgetrunkenen Bier auf dem Gang vor seiner Kabine und war neugierig. Er wollte einfach nur wissen, ob alle Schlafgelasse so gut eingerichtet waren wir das Seinige. Er öffnete die Tür zum Nebenraum und blieb wie angewurzelt stehen. Die gleiche Obstschüssel, die exakt gleichen Getränke in der Kühlung, sogar das Foto des 3954 Meter hohen Mount Robson aus den kanadischen Rocky Mountains war identisch. Dabei hatte er sich das soeben erst auf die große graue Außenwand gewünscht. Ich krieg dich noch, du Knilch, murmelte er, ging zurück und setzte sich auf sein Bett.

"Ich hätte gerne zwei halbe Mettbrötchen, gut mit grobem zerstoßenem blauem Pfeffer von Ertrus und einem Stapel Zwiebeln belegt", sagte er laut. Eigentlich hatte er jetzt ein "Jawohl, Sir, kommt sofort" oder so etwas erwartet. Aber es dauerte keine 15 Sekunden, da öffnete sich seine Tür und...


...Atlan sah den kleinen Servierrobot mit den halben Käsebrötchen hereinfahren. Er nahm sich den Teller, verteilte den Senf und legte die Zwiebel darauf. Sich im Sessel zurücklehnend, dachte er an vergangene Zeiten. Ob sie in dieser seltsamen Stadt immer noch die Touristen und Besucher veräppeln, in dem sie in den Kneipen Halve Hahne anbieten und Fremde meinen, es gäbe jetzt Geflügel? Du kennst doch deine Freunde, sagte prompt die Stimme in seinem Kopf. Barbarentum bleibt eben Barbarentum, wie alte Narren am Ehesten wissen müssten.

Atlan lachte still in sich hinein. Wann war das noch gewesen? Irgendwann in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts alter Zeitrechnung. Vierkötters Will hatte Geburtstag und entsprechend eingeladen. Als er allerdings statt der erwarteten dreißig plötzlich einhundertfünfzig Zusagen erhielt, was im alten Köln bedeutete, dass wohl mindestens zweihundert Gäste kommen würden, hatte er sich panikerfüllt an seinen neuen weißhaarigen Freund gewandt. Der schien immer für alles eine Lösung parat zu haben und so suchte Vierkötters Will auch mit diesem Problem um Rat. Will hatte auf seiner Einladung ins örtliche Brauhaus damit geprahlt, es gäbe Halbe Hähnchen - eben Halve Hahne - zu essen. Getränke waren nicht das Problem, der Wirt war ihm noch ziemlich was schuldig, immerhin hatte er den mit seinem schrägen Spiegeltrick vor einigen Jahren Knast bewahrt. Aber das Essen? Hier konnte sogar Atlan nicht weiterhelfen, lediglich sein Extrasinn kam mit den üblichen spöttischen Bemerkungen - so ungefähr derart Dann soll der alte Geizkragen eben Käsebrötchen servieren, die sind billiger. Atlan tat den Vorschlag seiner inneren Stimme kund, daraufhin schlug Vierkötters Will ihm laut lachend und dankbar kräftig auf die Schulter. Eine Legende war geboren, dachte Atlan und biss herzhaft...


...in den wunderbar schmeckenden Apfel der Sorte Altländer Pfannkuchen hinein. Irgendwann hatte Perry mal eine Ausstellung fast ausgestorbener Obstsorten besucht und sich in diese leicht süß-säuerlich schmeckende Frucht verliebt. Sie harmonisierte als Dessert wunderbar mit seinen Steaks. Einige Zeit später gab es diese Sorte dann als Perry-Rhodan-Apfel überall, amüsierte er sich. Das änderte aber nichts an seinem Geschmack. Wie lange ist das denn nun schon wieder her? fragte er sich. Wenn ich mich richtig erinnere, waren Suzan und Mike so ungefähr sechs Jahre alt gewesen, ging es Rhodan durch den Kopf. Er erinnerte sich daran, dass Suzan keine Probleme hatte, die beiden alten deutschen Worte dieses Obstnamens problemlos und akzentfrei auszusprechen, bei Mike klappte das nicht. Der hatte kurz vorher eine Sendung über die französische Revolution auf Trivid gesehen und versuchte seitdem ständig, auf französisch herum zu fabulieren. Ein, zwei Worte hatte er irgendwo aufgeschnappt, die er seine armen Eltern damit absolut nervend immer und immer wiederholte. Verbote hatten - natürlich - nichts genützt. Naja, das hätten sie bei mir auch nicht. Man muss ja sehen, wo man bleibt. Er erinnerte sich mit einem Lächeln auf dem Gesicht an diese schöne Zeit. Man kann nichts festhalten, und insbesondere das Schöne und Faszinierende vergeht viel zu schnell. Aber könnte er sich heute an irgendeinen Ort zurückwünschen, er würde sofort und umgehend in die viel zu kurze Zeitspanne der Kindheit von Suzan und Mike zurückwollen. Er seufzte. Das mit dem Französisch hat erst mit der Katastrophe der FRANCIS DRAKE aufgehört, war ihm klar, zunächst nicht merkend, dass er schon wieder in die Zeit von Zweitkonditionierten und Co abdriftete.

Mike hatte als einer der Wenigen überlebt, wusste Perry. Von den ursprünglich neunhundert Besatzungsmitgliedern waren nur noch einundzwanzig übrig.
Spoiler:
Perry Rhodan erinnert sich:

Einundzwanzig. Und das auch nur, weil diese paar Leute kein Blut mehr in den Adern hatten, sondern den Extrakt der Bra - Fettpflanze. Diese einundzwanzig hatten nämlich die operative Trennung von dem Symbolflexwurm überlebt - Perry weigerte sich inzwischen standhaft, diese Dinger "Partner" zu nennen. Das waren sie natürlich nicht. Sie waren ein Beeinflussungs- und Steuermedium, mit dem die Übernommenen nur noch äußerlich sie selbst waren. Innerlich arbeiteten sie für die Macht, die hinter den Zweitkonditionierten stand. Wer immer das auch sein sollte, das wussten die Terraner damals noch nicht.

Es gab neben den bewussten einundzwanzig zunächst noch achtzehn weitere Überlebende. Die hatten allerdings das Pech gehabt, dass ihr Blut nicht ausgetauscht worden war und hatten die Trennung von dem Wurm nicht überlebt. Sie verfielen sofort dem Wahnsinn anheim und unmittelbar danach tot um, als hätte jemand den Stecker rausgezogen, ging es Rhodan durch den Kopf. Aber, und das war zu allererst für den Vater Perry Rhodan wichtig, sein Junge hatte überlebt. Perry Rhodan erschauerte bei dem Gedanken an die Eltern, Angehörigen und Freunde der nicht Überlebenden und zeigte erneut seinen Respekt vor all denen auf, die für die Menschheit oder auch für die Milchstraße in all den vielen Jahren ihr Leben gelassen hatten. Obwohl er mit geschlossenen Augen auf seinem Bett lag, verneigte er sich im Geiste mal wieder bis auf den Boden. Und bevor die böse Stimme in seinem Hinterkopf wieder herum quakte, sagte er sich deutlich, dass es richtig gewesen war, sich als Vater über das Überleben des Sohnes zu freuen.

Mike respektive Roi Danton war natürlich sofort klar, dass er ohne den pflanzlichen Symbionten nicht mehr unter den Lebenden weilen würde. Als Vater und Sohn sich noch gegenseitig ansahen, öffnete sich das Kabinenschott und ein begeisterter Oro Masut stapfte herein. "Majestät ist erwacht", hatte er gebrüllt und Perry fühlte sich danach halb taub. Und Oro Masut wäre nicht Oro Masut gewesen, wenn er nicht diese bauchige Flasche mit goldgelbem Inhalt aus dem Tiefen seines Kombigürtels hervorgezogen hätte. Er hielt sie Perry unter die Nase. "Grandseigneur, trinken Sie auf die wundersame Errettung unseres Königs!" hatte er gesagt. Mike, der das Zeug vorher getrunken hatte, standen die Tränen in den Augen. "Fünfundneunzig prozentiger echter terranischer Jamaika Rum, nur war für echte Männer", strahlte Masut den Großadministrator an. "Auf alles, was uns leib und teuer ist", sagte Perry Rhodan und trank zwei Daumenbreiten.

Aber wo Respekt und Liebe ist, findet man meistens auch das genaue Gegenteil , Rhodan war in Gedanken bei der damaligen Konferenz auf der CREST V. Die KARTHAGO hatte den Auftrag gehabt, die Materiebrücke zwischen der Kleinen und der Großen Magellanschen Wolke zu untersuchen. Dabei hatte sie einen geradezu widerlichen Fund gemacht. Sie hatten das Schiff eines Reiseunternehmers aufgebracht, der einen Stapel sensationslüsterne Idioten an Bord gehabt hatte. Diesen Leuten war versprochen worden, sie könnten aus sicherer Entfernung eine Raumschlacht der terranischen Flotte mit den Dolans beobachten. Rhodan wurde heute immer noch schlecht, wenn er nur daran dachte. Tapfere Soldaten riskieren und opfern ihr Leben und diese Schwachköpfe - und das war noch viel zu harmlos ausgedrückt - haben nichts besseres zu tun, als sich daran aufzugeilen. Nun, dachte er beruhigt, die lustige Gesellschaft hatte man heim geschickt und die Verantwortlichen dieses illustren Reiseunternehmens vor Gericht gestellt. Danach hatten sie sicherlich Zeit und Gelegenheit bekommen, über die Qualität ihrer angebotenen Dienstleistung nachzudenken. Der Chef des Ganzen, ein Dr. Arnulfing, saß inzwischen in der Zentrale der CREST V und sollte schneller zu seiner Raumschlacht kommen, als ihm lieb war. Und das von einem Paradeplatz mit direktem Blick auf die großen Bildschirme aus.

Das von Terra mittlerweile eingetroffene Kurierschiff brachte neue Berechnungen von Nathan mit. Weltbewegendes kam da zunächst nicht. Sie hatten wissen wollen, ob die Pseudo-Gurrads mit den geheimnisvollen Erstkonditionierten, also der Ersten Schwingungsmacht, identisch waren. Fünfzig Prozent Wahrscheinlichkeit dafür, fünfzig Prozent dagegen, hatte Nathan ausgerechnet. Man müsse sich zudem wegen eines in Bälde stattfindenden Angriffs der Dolans wappnen, kam ergänzend. Auch das war nicht weiter bemerkenswert, immerhin trieben wir uns ja in der KMW herum. Mit fünftausend Schlachtschiffen im Schlepptau. Wirklich interessant war nur eine Schlussfolgerung Nathans: Dieser Angriff sei nur als Test zu bewerten. Die Unbekannten würden nur feststellen wollen, ob die terranischen Raumschiffe in der Lage seien, eine größere Flotte Dolans mit ihren Zweitkonditionierten entscheidend zu schlagen.

So war es dann auch. Kurz nach Ende der Gesprächsrunde gellte der Alarm durch das Schiff, die Dolans griffen an. Arnulfing bekam vor Angst einen halben Herzinfarkt, aber der interessierte niemanden mehr. Sein Geschrei und seine Angst hatte er mehr als verdient bei den dreitausend Dolans, die grade aus dem Hyperraum fielen.

Die lebenden Raumschiffe hatten keine Chance. Mittels der Kontrafeldstrahler brach der Paratronschirm zusammen und die Transformkanonen taten den Rest. So lange, bis plötzlich kein Dolan mehr da war. Nach der Vernichtung von zweitausendvierunddreißig Dolans war der Rest geflohen. Optimismus machte sich auf allen Kanälen breit und nach der Weiterleitung dieser Meldung zur Heimat dort endlich auch auf den Kolonialwelten. Bis zu Sieg gegen die Erste Schwingungsmacht schien es nur noch eine Frage der Zeit zu sein. Irgendein Intelligenzbolzen hatte diese Kerle "Uleb", eben unbekannte Lebensform, genannt und so einen Begriff für die Geschichtsbücher geprägt. Wir hier vor Ort hatten uns zunächst wieder mit Nathan zu beschäftigen, der uns riet, zwar tiefer in den Machtbereich dieser Uleb einzudringend, aber eben nicht mit der ganzen Flotte.

Atlan wollte mich mal wieder an einer Einzelaktion mit der CREST V hindern, grinste Rhodan innerlich. Erfolg hatte er natürlich keinen. Selbstverständlich flog die CREST V ins Zentrum der KMW.

Der uns erreichende Notruf sorgte zunächst für Skepsis. Der CREST sollte es besser ergehen als der FRANCIS DRAKE. Der Funkspruch war unverschlüsselt, kam mit geringer Sendeleistung und hätte eine Falle sein können. Er hätte aber auch der Realität entsprechen können. Wir näherten uns mit äußerster Vorsicht mit voller Gefechtsbereitschaft. Am Ziel fanden wir ein Kreiselschiff der Pseudo-Gurrads vor, dass einen chancenlosen 500 Meter - Diskus vernichtete. Allerdings hatte der Kreisel sich ziemlich viel Zeit damit gelassen, was bei Atlan zu dem Verdacht führte, dass da etwas nicht stimme. Zur Vernichtung hätte eigentlich ein Schuss genügt. Das führte für ihn zu dem Schluss, dass die die KMW beherrschenden Pseudo-Gurrads die Raumfahrt anderer Völker nur unter bestimmten Bedingungen zulassen. Und jeden für andere nachvollziehbar vernichten, der dagegen verstößt. Und eine dieser Bedingen schien die Annäherung an den örtlichen Planeten zu sein, den unsere Positronik Ukiah getauft hatte. War wiederum für uns zwangsläufig hieß, sich die Sache näher anzusehen.

Rhodan schnappte sich Gucky, Tama Yokida und den Paladin, um mit einer Space-Jet auf Ukiah zu landen. Es war eine äußerst erdähnliche Welt mit einer mittelalterlichen Zivilisation darauf. Sie beharkten sich gegenseitig in ihren Stadtburgen. Das wäre auch nicht weiter verwunderlich gewesen, wenn man nicht die Auswirkungen von Energiestrahler festgestellt hätte. Dr. Armond Bysiphere, der den Einsatz ebenfalls begleitete, hatte den Verdacht, dass es sich um terranische Waffen handeln müsse.

Das Einsatzteam stellte Kontakt zu den Eingeborenen her. Deren Begeisterung hielt sich in Grenzen, wusste Rhodan noch. Es waren also tatsächlich Terraner hier oder zumindest hier gewesen und sie unterstützten die andere Fraktion. Hanrally, der Kommandant der Angegriffenen, bestätigte das in Folge. Er beschrieb sie als Perry Rhodan sehr ähnlich mit fast gleicher Kleidung. Damit war klar, dass hier vor einiger Zeit ein terranisches Schiff abgestürzt sein musste. Damit war klar, was das Einsatzteam vor Ort wollte. Es blieb ihnen auch gar nichts anderes übrig, denn das Kreiselschiff hatte die Space-Jet entdeckt und vernichtet. Die CREST V stand im Ortungsschutz der örtlichen Sonne. Perry Rhodan und Co waren auf Ukiah auf sich allein gestellt.


Eigentlich war es also wie immer, dachte Rhodan noch, bevor er einschlief.


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Bis jetzt habe ich das Gefühl, gegen Ende des Zyklus laufen alle zu Hochform auf. Ich bin nicht unbedingt Ewers - Fan, aber der hier ist wie seine Vorgänger wirklich gut. Für mich ist das einer der Romane, aus denen etliche Details plötzlich aus der Versenkung wieder auftauchen. So etwa Atlans Zwiegespräch mit der Bordpositronik Salomo zu Beginn des Bandes. Oder der Ordonnanz - Leutnant mit Vornamen Perry, der war mir auch bekannt.

Insbesondere erinnerte ich mich an einen Teil der Nebenhandlung, die hier aus Platzgründen weggelassen habe: Das Team um Major Eddie Burke (die die Urlaubsreisenden gefunden hatten) erhält von Rhodan den Auftrag, die Materiebrücke zwischen KMW und GMW weiter zu erforschen. Dort finden sie auf einem Planeten eine vermeintlich pflanzliche Lebensform. Einer der Wissenschaftler schneidet ein Stück von der Pflanze ab, um es zu untersuchen. Dabei stellt er fest, dass es sich nicht um eine Pflanze handelt und wird selber samt Raumanzug von den örtlichen Wesen aufgelöst. Letztendlich merkt man, dass es sich bei beiden Handlungen nur um Untersuchungen handelt, mit denen festgestellt werden sollte, um wen oder was es sich bei dem jeweils anderen handelt. Das war mir über Jahrzehnte hinweg immer wieder mal präsent, ich hatte es aber einer Kurzgeschichte von wem auch immer zugeschrieben und niemals in einem Roman von H.G. Ewers aus der letzten Phase des 300ers vermutet.

So kann man sich täuschen.
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Re: Zyklus: Die Zeitpolizei/M87 (PR 300-399)

Beitrag von R.B. »

Bad 388 - Götter aus dem Kosmos - ist von Clark Darlton
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Gucky lag mit geschlossenen Augen auf seinem Bett, döste vor sich hin und befand sich irgendwo in diesem Zustand zwischen Schlaf und Wachsein.

Da war es auf einmal wieder, dieses seltsame Gefühlt, als würde ihn jemand kennen. Nein, nicht seine drei Gefährten auf diesem angeblichen Beiboot, das war anders, tiefer liegend. Als würde in seiner Kabine jemand stehen, der auf ihn herabblickte. Gucky sah auf und blickte auf einen älteren Terraner. Ein klares, freundliches Gesicht, dass man sich überhaupt nicht erbost oder wütend vorstellen konnte schaute mit einer Art väterlichem Stolz auf ihn.

Gucky fühlte sich seziert. Der weiß mehr von mir, als ich selber, ging es ihm durch den Kopf. Normalerweise war er, Gucky, derjenige, der alles über andere in Erfahrung bringen konnte und das auch oft genug tat. Vielleicht, so musste er sich eingestehen, sogar ein bisschen zu oft. Aber er war nun mal neugierig und als Ilt war ihm grundsätzlich egal, was in den Köpfen der Menschen vorging, die sowieso schon seltsam genug waren, wie er oft genug feststellen durfte.

Der sieht bis auf den tiefsten Grund meines Selbst, dachte der Mausbiber. Meine Mutter hatte früher einen ähnlichen Blick wie er hier drauf, insbesondere dann, wenn ich etwas angestellt hatte. Was aber zum Glück so gut wie nie vorgekommen war, machte er sich grade selber weis. Das Lächeln des Mannes wurde breiter, aber nicht unfreundlicher. Kann der auch Gedanken lesen? Gucky fühlte sich ertappt und leicht unwohl. Da stand doch lediglich ein nicht mehr ganz junger Mensch vor ihm, woher sollte der wissen, was in ihm vorging? Schließlich war der da nur ein Lemureräbkömmling, wie man heute auf Neu - Interkosmo so sagte. Er war ja kein Ilt und gehörte somit selbstredend nicht wie Gucky zur Creme de la Creme des Universums.

Gucky sah ihn sich etwas näher an. Die Kleidung war ziemlich altmodisch - so müssen die Leute vor den Mondflug unserer vier Helden herumgelaufen sein - und nach hinten gekämmte Haare wurden über dem zerfurchten Gesicht wohl langsam aber sicher grau. Dieses Gesicht, dachte der Ilt. Die Augen haben mehr gesehen, als es mir jemals in meinem Leben vergönnt sein wird. Egal, wie alt ich noch werde. Sein Geist muss durch das All und durch alle Zeiten, Dimensionen oder von mir aus aus Pararealitäten und Paralleluniversen gereist sein. Dabei war Gucky sich absolut sicher, dass dieser Mann die Erde noch nie verlassen hatte. Dann blickte Gucky ihm in die Augen und stellte eine absolute Seelenverwandtschaft fest.

Wenn Gucky eines in seinem langen Leben verabscheute, war es das, was er immer und immer wieder und viel zu oft sehen musste. Der alte Mann kennt den Krieg, er hat ihn unmittelbar erlebt. Und er hasst ihn. Er wusste: Wenn dieser Mensch und er wirklich etwas zu sagen hätten und die dazu notwendige Macht hätten, gäbe es keine Kriege mehr. Keine Wesen mehr, die für nichts und wieder nichts sterben müssten. Abenteuer, ja, selbstverständlich. Aber friedlich. Forschen und durch das Universum reisen. Andere Intelligenzen kenne lernen und jede Menge Wunder erleben. Das wäre das Ziel der Beiden.

Das breite Lächeln wurde wieder wissend und freundlich. Und Gucky hatte das Gefühl, zu Hause zu sein. Wirklich und wahrhaftig. Ein Gefühl, dass er in dieser Intensität zum letzten vor Urzeiten auf Tramp verspürt hatte. Als kleiner Ilt in den Armen seiner Mutter. Der Fremde deutete ihm, mitzukommen. Gucky ließ sich auf die Reise ein und hatte den dringenden Wunsch, zu erleben, wie irgendwo auf irgendeiner Welt ein Krieg beendet würde.

Er fand sich auf einer erdähnlichen Welt wieder, deren humanoide Bewohner im Zeitalter der Dampfmaschine lebten. Und die nichts anderes zu tun hatten, als einander erbittert zu bekämpfen. Mit dabei waren Perry Rhodan, Dr. Armond Bysiphere, Tama Yokida, der Riese Melbar Kasom, der Ertruser und der noch größere Paladin, der Roboter mit den sechs winzigen Siganesen als Besatzung.
Spoiler:
Gucky erinnert sich:

Langeweile pur. Gucky durfte nicht teleportieren. Er durfte überhaupt keine Psi - Kräfte einsetzen. Nur das Gedankenlesen ließ er sich nicht nehmen, das konnte ja schließlich keiner kontrollieren. Aber sonst? Energiewaffen waren perdu, der Paladin durfte sich nur mit minimalstem Energieaufwand bewegen. Und warum? Nur weil ein Schiff dieser Pseudo-Gurrads durch das hiesige Sonnensystem kreiste und auf alles reagierte, was anscheinend stärker als eine Dampfmaschine war. Dr. By hatte dazu erklärt, es müsse wohl eine Station auf dieser Welt namens Ukiah geben, die alles zu ortende an den Kreisel meldete. Warum, zum Teufel, wurde hier so ein Aufwand betrieben? Was war an einer derartigen Hinterwäldler - Welt so wichtig? Lasst diese tonnenschweren falschen Gurrads doch ruhig kommen, ging es ihm durch den Kopf. Zwei oder drei Teleportersprünge und der Kreisel ist gewesen. Aber nein, der könnte ja Hilfe rufen und dann würden sie alle in Schwierigkeiten geraten und dann gäbe es aber...

Gucky konnte dieses Lied auswendig singen. Was für ein Blödsinn. Unser lieber Perry legt sich das alles immer genau so zurecht, wie es ihm grade passt. Als die alte CREST IV vor einigen Monaten gegen die Dolans kämpfte, waren wir auch an vorderster Front dabei. Plötzlich knallte es und wir fanden uns in M 87 wieder. Wenn es die CREST damals erwischt hätte, wäre es wohl auf Dauer vorbei gewesen mit dem Solaren Imperium. Bully hätte sich noch eine Weile halten können und dann: Wusch. Schluss mit lustig.

Und dabei gab es doch auch noch die CREST V, die sich im Ortungsschutz der Sonne mit Namen Visalia aufhielt. Ein Hoch auf Positroniken, die Planten und Sonnen taufen, dachte Gucky. Bessere Namen hätte er allemal hingekriegt. Er gähnte. Gucky war natürlich klar, dass er samt dem restlichen Team als Schiffbrüchige hier gelandet waren. Natürlich mussten sie dahinter kommen, was der Grund für die Anwesenheit des Brummkreisels war. Die Space-Jet, die sie nach Ukiah gebracht hatte, gab es nicht mehr. Die Pseudo-Gurrads hatten sie abgeschossen. Und schon wieder hatte ein Soldat sein Leben verloren. Gucky ergrimmte. Ein Grund mehr, den Kerlen auf die Füße zu treten. Aber wenn unser größter aller großen Meister sich in sein zartes Köpfchen gesetzt hat, dass wir zu Fuß gehen, gehen wir eben zu Fuß. Gucky gähnte und schlief ein.

Als er wieder wach wurde, hörte er Rhodan in ein Gespräch mit Harl Dephin, den Kommandanten des Paladin, verwickelt. Dessen Positronik hatte ihrer Aller Befürchtungen bestätigt. Dephin sagte, er befürchte, dies würde ihre Handlungsfähigkeit sehr einschränken. Ha!, dachte Gucky. Da kann man mal wieder sehen, wo die Kerle ohne mich wären. Sie würden wahrscheinlich immer noch kleine Steinchen auf dem Mars suchen. Na gut, vielleicht inzwischen im Asteroidengürtel. Aber Andromeda, GMW oder KMW? Oder auch nur die Wega? Und jetzt hatte hier energetische Stille zu herrschen, sagte Perry soeben. Nun gut. Ein Grund mehr, endlich loszulegen und die beiden geheimnisvollen Terraner zu suchen.

Aufbruch. Es wäre ja auch zu schön gewesen, wenn die ominösen Knilche hier bei "unseren" Eingeborenen, den Pymocs zu finden wären. Dann wäre die Geschichte ja zu schnell vorbei. Gucky war unwillig. Rhodan wollte zunächst zurück nach Toggery zu Hanrally, den sie ja schon kennengelernt hatten. Der Ilt befürchtete, zu Fuß gehen zu müssen und verballhornte den Tipperary - Song: It's a long way to Toggery, it's a long way from home...

Natürlich wusste Gucky, dass Perry klar war, dass der Ilt den Weg nicht schaffen konnte, zumindest nicht in einer auch nur halbwegs akzeptablen Zeit. Also durften diejenigen, die nicht ganz so gut zu Fuß waren, auf die Schultern des Paladin, Emissionen hin oder her. Aus natürlichen Gründen mussten Pausen her und so hatte es Dr. Bysiphere in die Büsche verschlagen. Und By war noch nicht ganz weg, da ertönte ein ziemlich heftiger Schrei. Gucky sah, dass Perry und Melbar umgehend in dem kniehohen Sumpfgras verschwunden waren. Der gute Doc wird wohl in den Armen unseres Monsters der Woche gelandet sein, wusste Gucky. Für mich zwei bis drei Sekunden, naja, aber für solche Notfälle haben wir ja Melbar. Es war eine fleischfressende Pflanze, die sich den guten Dr. By als Mittagessen einzuverleiben gedachte. Pech für sie, dass ausgerechnet ein kampfeswütiger Ertruser etwas dagegen hat.

In Toggery bestand ihre Hauptaufgabe darin, Hanrally zu einer Expedition in Richtung Feindesland zu bewegen. Die Burgstadt Vollejo, so brachten sie in Erfahrung, war fünfhundert Kilometer entfernt über den großen Fluss zu erreichen. Gucky hörte den Großadministrator wüste Geschichten von Göttern oder auch Nicht-Göttern erzählen, je nach dem, wie es ihm grade passte. Auf jeden Fall schaffte er es. Einen Tag später waren sie unterwegs.

Guckys Laune wurde immer schlechter, besonders, als Kasom ihn auch noch als Botenjungen missbrauchte, um die Anderen zum Essen zu holen. Als Perry ihm dann auch noch eröffnete, dass ihm Bewegung bei seiner Figur gut täte, lag der ganze Jammer von mindestens zehn bewohnten Sonnensystemen in seinem Blick. Mindestens. Weiter passierte auf der Reise nichts. Fast auf jeden Fall. Es waren zwei große saurierähnliche Wasserechsen zu überstehen und ein Riesenvieh, das ihren Dampfer ohne Weiteres in einem Happs verschlingen könnte. Aber da waren wieder Kasom, aber auch der Paladin anderer Meinung.

In Vallejo hatte man sie natürlich längst bemerkt. Und festgestellt, dass einige der Leute auf dem Pymoc - Schiff aussahen wie ihre beiden Götter. Das vorherrschende Misstrauen konnte Rhodan nur besiegen, weil er in wenigen Worten den Boss herauskehrte. Er sei der Chef der beiden fremden Herrscher und müsse sofort zu ihren gebracht werden, sagte er. Hanrally musste indes beruhigt werden. Er solle nach Toggery zurückkehren, hörte Gucky Perry von sich geben. Dort möge er verkünden, dass ab sofort Friede zwischen beiden Städten herrsche. Wer ihn bricht, solle furchtbar von den Göttern bestraft werden. Hanrally war skeptisch und glaubte kein Wort, wagte es aber nicht, den Fremden zu widersprechen und machte sich auf den Heimweg.

Das Einsatzteam samt Gucky zogen in die Stadt ein und lernten die zwei Terraner kennen: Captain Turlock McNab und Sergeant Waymire Mahayne waren die vermeintlichen Götter und informierten umgehend über ihre Geschichte. Die Geschichte der EX-3493. Deren Kommandant hatte Wesen aufgetrieben, die er Ansiktos nannte. Diese Ansiktos schafften es anscheinend, sich einer wie auch immer gearteten Unterwerfung oder Übernahme durch die Pseudo - Gurrads zu entziehen. Ein Treffen wurde just in den System vereinbart, in dem sie sich jetzt befanden. Eben angekommen, stellten sie das Auftauchten von fünf Kreiselschiffen fest, die ohne Vorwarnung angriffen. Die einzigen Überlebenden waren McNab und Mahayne und deren einzige Fluchtmöglichkeit war das Absetzen zum Planeten der Entenschnäbel. Es tauchten immer wieder mal Kreisel auf, die sie beide wohl suchten. Gefunden hatte man sie aber nicht, weil man auf Seite der vermeintlichen Gurrads nicht definitiv wusste, ob es Überlebende gegeben habe. Gucky hörte, wie McNab seinen Bericht beendete. In der EX waren fünfhundert Terraner zu Tode gekommen, sagte er. Das Schiff sei ohne Warnung vernichtet worden und sein einzige Existenzzweck sei Rache. Er bat Rhodan eindringlich um Hilfe.

Der erste Schritt war natürlich das Auffinden und die Vernichtung der Station. Es ging zunächst per Schiff an diversen Ungeheuern vorbei, die für ihre Angriffslust mit dem Leben bezahlte und in Folge für Gucky wie gehabt auf der Schulter des Paladin weiter. Raubvögel und Sumpfkobolde hatten allesamt keine Chance und für Gucky ging die Sonne endlich, endlich wieder auf, als sie vor der Station standen. Dieselbe war mit einem normalenergetischen Schirm gesichert. Für die Waffen des Paladin wäre der kein Problem gewesen, deren Energieausbruch wäre aber leicht zu orten gewesen und daher durfte Gucky zu seiner großen Freude ran. Ein Sprung, zwei Bomben mit Zeitzünder und die Station war Geschichte. Das hätte man einfacher haben können. Aber mir glaubt ja keiner, grummelte der Mausbiber still und leise vor sich hin.

Die Station war weg, Rhodan informierte Atlan auf der CREST, die sich umgehend auf den Weg machte und das Kreiselschiff vernichtete. Jetzt galt es nur noch, die Entenschnäbel zu versöhnen und ihren unsinnigen Krieg zu beenden, dachte Gucky. Und das war seine große Stunde. Gucky tobte sich aus. Ein Kunststück nach dem anderen bekamen die Bewohner Ukiah's zu sehen. Das ging soweit, dass man den Mausbiber mehr bestaunte als Rhodan und ihn für den eigentlichen Herrscher über die Fremden hielt. Der Ilt war nicht zu bremsen. Neben seiner Show führte er Gespräche mit beiden Fraktionen und organisierte ein in großer Harmonie verlaufendes Freudenfest. Der Krieg war vorbei. Gucky hatte gewonnen. Gegen Ende war ihm, als würde ihm zum Abschied ein nicht mehr ganz junger Terraner in altmodischer Kleidung zuwinken.

Zurück auf der CREST stand fest, dass man sich für die Ansiktos interessieren würde. Einige im System erscheinende Kreiselschiffe spielten keine Rolle mehr, nachdem die CREST V im Linearraum verschwand.



Gucky wusste nicht, ob er geschlafen hatte oder nicht, als er die Augen öffnete. Er suchte den alten Mann. Natürlich war da keiner. Er stand von seinem Bett auf, watschelte in die Nasszelle und blickte sein Spiegelbild an. "Du wirst alt", sagte er zu sich selber. "Alt und wunderlich." Er schüttelte den Kopf und war froh, dass Bully sein Erlebnis nicht mitgekriegt hatte. Er war schon ganz gut, dass nicht jeder als Telepath durch die Gegend lief. "So fängt es an", würde Bully sagen. "Genieße die Zeit, die du noch hast. Das Ende wird furchtbar werden." Und dann würde er dreckig grinsend auf ihn herabsehen. Und das Schlimme wäre: Er hätte sogar Recht.

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Erneut ein Klassiker von CD mit einem typischen idealen Handlungsfeld für unseren Walter. Zwar erleben wir hier kein Zeitgeschwurbel, aber immerhin eine Zivilisation, die irgendwo zwischen Mittelalter und Neuzeit steckt und sich (natürlich) befehdet. Und WE wäre nicht WE, wenn er nicht Gucky einen generationenlangen Krieg beenden lassen würde.

Wir erleben einen Gucky, der in der Tat zu nichts nütze ist und sich als ziemlichen Ballast empfindet, das ist für mich realistisch. Den Platz des hier nicht handelnden Mausbibers nimmt in der Handlung ausgerechnet Melbar Kasom ein, der mit seinen Riesenkräften fleischfressenden Pflanzen und diversen saurierähnlichen Monstern den Garaus macht. Das wäre sonst Guckys Aufgabe gewesen. Natürlich sind auch ein paar typische WE - Ecken dabei. Er jongliert ziemlich zwischen Göttern und Nicht-Göttern herum, das passt eigentlich nicht zu Rhodan. Dafür ist die Zivilisation der Entenschnäbel aus meiner Sicht zu weit fortgeschritten. Naja, und der betrunkene Gucky, der Wein für Limonade hält.

Aber Klassiker funktionieren anders. Und das hier ist einer. Deshalb habe ich mich erdreistet, dem Serienmitbegründer ein kleines Denkmal zu setzen. Zwar nur ein kleines, aber immerhin.

Für mich eindeutig Daumen hoch.
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Re: Zyklus: Die Zeitpolizei/M87 (PR 300-399)

Beitrag von R.B. »

Band 389 - Mond der Rebellen - ist von Hans Kneifel
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Reginald Bull trank die nur noch halbvolle Flasche Milwaukee's Ice Best aus und gönnte sich noch ein zweites Bier. Es setzte sich in das variable, dem Körper angepassete Sitzmöbel und sinnierte über die Vergangenheit nach.

Glück hast du alter Sack gehabt, dass da damals keiner hinter gekommen ist. Es wusste außer ihm aber auch niemand mehr. Allan D. Mercant war lange tot und er war der einzig Übrige. Es war außer Bull natürlich noch jemand Anderem bekannt. Aber der konnte schweigen. Außerdem wusste der sowieso so gut wie alles über so gut wie jeden, da war es kein Wunder, dass er das auch mitgekriegt hatte. Außerdem, ging es Bull durch den Kopf, muss man ab und zu mal mit einer Person seines Vertrauens reden. Sonst läuft man irgendwann mal über.

Die Person, die über Bulls Geheimnis informiert war, hieß natürlich Gucky. Die Zustimmung des Ilts war damals außerordentlich wichtig für ihn gewesen. Hätte Gucky mit dem Kopf geschüttelt, wäre dieser Weg für Bull verschlossen geblieben.

Es war die Zeit des Krieges mit den Dolans und es war die Zeit, zu der Perry Rhodan zuerst wochenlang verschwunden war und auf einmal im Zentrum der Milchstraße wieder auftauchte. Und: Es war die Zeit, in der der Großadministrator in bewusster Nicht-Abwägung sämtlicher Risiken immer wieder an die vorderste Front ging. Atlan, er und die Anderen konnten dagegen argumentieren, wie sie wollten. Auch Bulls Erklärungen, was sich denn zum Teufel hier in der Heimat abgespielt hatte, zogen nicht. Bull wusste, dass das Ende vor der Tür stehen würde, sollte Perry erneut verschwinden. Aber das begriff der einfach nicht, dachte Bull. Schneller, weiter, höher. Es war der Führungspersönlichkeit Perry Rhodan einfach nicht klar zu machen, dass es ohne ihn nicht mehr weitergehen würde. Ohne Perry Rhodan würden die meisten Menschen ihren Mut verlieren und aufgeben. Mit Rhodan hatte man weniger Sorgen. Der kriegt das schon irgendwie geregelt, war das allgemeine Empfinden. Die Meister der Insel hat er ja auch klein gekriegt. Also klappt das hier auch.

Bull erinnerte sich an Mitte Mai 2437 alter Zeitrechnung. Er saß mit Mercant zusammen und beide konferierten über dieses etwas komplizierte Thema. "Wir brauchen jemanden, der auf Perry aufpasst, damit er nicht wieder zuviel Unsinn anstellt", hatte Bull gesagt. "Das darf aber keiner von uns sein. Das darf überhaupt niemand sein, den er kennt, sonst können wir uns einpacken." "Oh", meinte Mercant, "machen Sie sich da mal weniger Sorgen. Ich habe die passende Person schon ausgewählt. Nur: Was machen wir, wenn mein Agent eingreifen muss?"

"Niemand darf außerhalb einer gewissen Kontrolle leben, arbeiten oder regieren. Auch nicht der Großadministrator. Wenn Ihr Mann Verdacht schöpft, Mercant, liegt es an uns, in die Gänge zu kommen. Artikel 397, Absatz zwei, Satz drei der terranischen Verfassung in Verbindung mit Artikel 96, Satz drei der Solaren Parlamentsordnung erlauben uns das. Sollte der Großadministrator durch aktives Handeln oder durch Unterlassen von Handlungen die Menschheit oder die Existenz der Menschheit gefährden, können durch den Staatsmarschall als seinen Vertreter in Übereinstimmung mit dem Leiter der Solaren Abwehr entsprechende Maßnahmen getroffen werden. Eine weitere vertrauenswürdige Person ist ebenfalls in den Entscheidungsprozess einzubinden. Das Parlament des Solaren Imperiums hat die getroffenen Maßnahmen innerhalb einer angemessenen Zeitspanne nachträglich zu billigen. Nur: Bis jetzt hatte ich noch nie das Gefühl, diese verkasperten Sätze anwenden zu müssen. Nie. Nach den Erlebnissen in Perrys Abwesenheit sehe ich das anders."

Was entsprechende Maßnahmen waren, stand nirgendwo zu lesen. Ebensowenig war die angemessene Zeitspanne definiert. Präzedenzfälle gab es natürlich nicht. Das alles bedeutete, dass Bull, Mercant und wer auch immer noch vertrauenswürdig war, den Großadministrator theoretisch absetzen und inhaftieren könnten. Den beiden alten Gefährten wurde allein bei dem Gedanken schon ganz schlecht.

Auf einmal saß die noch fehlende dritte Person mit am Tisch. "Es tut mir ja außerordentlich Leid, dass ich ausnahmsweise wieder neugierig war, aber das hört sich alles nach Staatsstreich an. Verrückt geworden?" Gucky war außer sich. "Es gibt niemanden, absolut niemanden, der sich mehr Sorgen um die Menschheit macht als Perry. Und ihr wollt ihn absetzen? Welcher Teufel reitet euch denn? Bin ich von Idioten umgeben? Nochmal: Verrückt geworden?"
Gucky wollte sich nicht beruhigen. Ich konnte es ihm ja nicht verdenken, sogar heute kann ich das noch nicht , dachte der inzwischen zweieinhalb Jahrtausende älter gewordene Reginald Bull.

Damals hingegen sah Bull es als seine, jawohl, seine ureigene Pflicht an, Gucky über seine Beweggründe aufzuklären und Mercant auf jeden Fall aus der Schusslinie zu nehmen. Drei Stunden später nickte der Ilt. Er seufzte schwer. "Ja", sagte Gucky. "Du hast Recht. Wenn Perry einen Lapsus zuviel macht, wars das hier. Ausgeträumt. Nur: Was passiert, wenn der Fall X eintritt? Was machen wir dann?" stellte er die gleiche Frage wie Mercant kurz zuvor.

"Ich gehe davon aus, dass der Fall X eben nicht eintritt und Perry einen Rest von Vernunft bewahrt. Und wenn nicht", Bull zuckte mit den Schultern, "wenn nicht, dann müssen wir ihn zu seinem eigenen Besten beiseite nehmen. Aber so, dass niemand etwas davon mitbekommt. Das Parlament wird dann informiert, wenn es informiert werden muss. Keine Sekunde vorher. Was keiner weiß, macht keinen heiß."

"Du weißt, dass man sowas Hochverrat nennen könnte?" hakte der Ilt nach.

"Du meine Güte! Soll ich Perry im Falle eines Falles der Lächerlichkeit preisgeben? In dem Moment, in dem das Parlament informiert wird, weiß es das ganze Imperium. Jeder. Glaub mir, Freund, mir ist völlig klar, was ich hier von mir gebe. Aber wenn die Alternative ein wahrscheinlicher Untergang ist, nehme ich das in Kauf. Allein. Euch werde ich den Rücken freihalten."

"Dicker, Dicker, Dicker. Und ich bin nur ein armer, kleiner Mausbiber." Gucky sah seinen alten Kumpel lange und eindringlich an. Dann nickte er "Gut. Machen wir so. Aber wenn es ernst wird, bin ich bei dir. Alles klar, Allan?" Gucky sah in Richtung Mercant, der mit einem Armesündergesicht aufwartete. Aber sowohl Bull als auch Gucky wussten, dass das nur aufgesetzt war und nichts mit Mercants realem Empfinden zu tun hatte. "Natürlich", antwortete der Chef der Solaren Abwehr.

"Ich habe einen ausgewiesenen Spitzenkönner. Er wird von seiner wahren Mission nichts erfahren. Sein Auftrag ist sowieso dreigeteilt: Erstens ist er mein offizieller Verbindungsmann auf der CREST. Die Hälfte seiner Kabine besteht aus einem nagelneuen Hyperfunkgerät aus allerneuester siganesischer Herstellung. Von diesen Anlagen gibt es lediglich zwei. Eines steht an Bord der CREST, eines auf Terra in meinem Hauptquartier. Das Besondere an ihnen ist, dass die Signale nicht auffangbar sind, zum Ausgleich sind sie mit anderen Gräten nicht kompatibel. Das ist mit dem Chef so abgesprochen. Wir", er sah Bull an, "müssen hier auf der Erde stets und ständig über neue Entwicklungen informiert sein und können nicht auf normale Informationen aus dem Flaggschiff warten. Ab und zu kommt es auf Minuten an. Zusätzlich fungiert er als ein geheimer Leibwächter Perry Rhodans. Daher ist es völlig logisch, dass er mir gegenüber Rechenschaft ablegen muss. Ich werde zudem sowieso regelmäßig mit dem Großadministrator persönlich in Kontakt treten, weil wir ausgearbeitete Pläne besprechen müssen und über Nathans Auswertungen reden werden. Wir hier in der trauten Heimat brauchen klare aktuelle Informationen, auch aus erster Hand, um zum einen korrekte Schlüsse zu ziehen und zum zweiten die richtigen Dinge in die Wege zu leiten. Von seinem eigentlichen Auftrag hat mein Agent wie gesagt keine Ahnung."

"Und wie heißt dein Wundermann, oh großer Chef der mächtigen Solaren Abwehr?" wollte Gucky wissen.

"Bangk Thorens. Er ist schon auf der CREST V." Mercant sah Bull ernst an. "Ich werde Sie auf dem Laufenden halten, Bull. Zudem gehe ich davon aus, dass dieses Gespräch nirgendwo protokolliert wird und unsere Vollmachten nur im äußersten Notfall angewandt werden." Er stand auf und ging in Richtung Tür. "Meine Herren!" sagte er, dann war er weg.

"Puh", machte Gucky. "Mir ist schon klar, warum mir diese Geheimagenten so suspekt sind. Der würde es glatt schaffen, mich in den Knast zu stecken, ohne dass ich es mitkriege. So. Ich muss mich auf den Weg machen. Die CREST startet in Kürze. Mach's gut, Bully. Pass auf die Erde auf. Und auf die Milchstraße. Fürs ganze Universum bin ich ja zuständig, das fällt dann nicht in deinen Aufgabenbereich." Sprachs und verschwand ebenfalls.

Zweitausendfünfhundert Jahre später trank Bull sein zweites Bier aus. Mercant hatte natürlich Wort gehalten, dachte er. Selbstverständlich hielt er mich auf dem Laufenden. Reginald Bull kramte in seinem Gedächtnis. Ja, die Geschichte war noch da. Die CREST V war in der KMW unterwegs, hatte grade die beiden einzig überlebenden Besatzungsmitglieder von der EX-3493 aufgenommen und war vor einigen angreifenden Kreiselschiffen in den Linearraum gegangen.
Spoiler:
Reginald Bull erinnert sich an Mercants Berichte:

Bangk Thorens trug ein Geheimnis mit sich herum. Er war, bislang unerkannt und unbemerkt, der Mann, der die Person des Großadministrators schützen sollte. Keiner wusste das und keiner kriegte es mit. Noch nicht mal Perry Rhodan selbst. Er war ein Mann der Solaren Abwehr und auch das wusste so gut wie niemand.

Im Moment stand er hinter einer dicken Scheibe aus transparentem Panzerplast und sah, dass die oberen Zehntausend der CREST V auf Allan D. Mercant warteten. Dann hatte die Space-Jet des Experimentalkreuzers ARIMAN die CREST erreicht und Thorens' Chef betrat die CREST V.

Perry Rhodan grübelte noch über den seltsamen Kampf mit den dreitausend Dolans nach. Die wollten doch nur die Stärke der terranischen Verbände testen, ging es ihm durch den Kopf. Danach hatte man zwar immer wieder mal ein paar Konusraumer gesehen, das wars aber auch. Keine Angriff mehr, nichts. Keine weitere Reaktion, auch nicht auf Reginald Bulls offizielle Kriegserklärung, die inzwischen unüberhörbar erfolgt war.

Das Schott öffnete sich zischend und Bangk Thorens betrat mit Allan D. Mercant im Schlepptau die Zentrale. Rhodan und Atlan nahmen ihn in Empfang und man brachte sich gegenseitig auf den aktuellen Stand der Dinge. "Ja", sagte Mercant, "die Beiden sind etwas für mich." Er meinte die zwei Überlebenden des Explorerschiffes, die man auf diesem mittelalterlichen Planeten gefunden hatte. Mercant und seine Leute wollten sich eingehend mit ihnen unterhalten, das Erfahrene Nathan zum Durchrechnen geben, damit dieser entsprechende Rückschlüsse daraus ziehen konnte. Im Moment war die komplette Situation völlig undurchsichtig, auch für Nathan.

Man diskutierte über Dolans, ihre Stärke, ihre Bewaffnung, ihr sporadisches Auftauchen und versuchte, einen Sinn hinter der momentanen Entwicklung zu finden. Tatsache war, man fand keine. Nathan sprach von einer langfristigen Infiltrationsoffensive des Gegners, wie die Erlebnisse Roi Dantons gezeigt hätten und empfahl allergrößte Zurückhaltung. Atlan lachte laut auf, als er das hörte. "Zurückhaltung", sagte Rhodan. "Nun gut. Der Mondrechner kann empfehlen, was er will, wir werden trotzdem unsere eigenen Schlüsse ziehen und hier weiter arbeiten. Aber um Sie zu beruhigen, Mercant: Ich werde mit geradezu pedantischer Vorsicht zu Werke gehen." Atlan ergänzte noch, er werde aufpassen, dass der Großadministrator sich nicht wieder den wüstesten Gefahren aussetzen würde. Dass Mercant daraufhin innerlich aufatmete, bemerkten die anderen Männer nicht.

Einer der zwei Geretteten der EX-3493 hatte festgestellt, dass es außer den Kreiseln wohl nur noch ein einziges anderes Volk gab, dass in der KMW Raumfahrt betrieb oder betreiben durfte. Ansiktos hatte er sie genannt, weil ihr Aussehen an Insekten erinnerte. Und die hätten Funkkontakt zu den Konusraumschiffen gehabt. Man hatte seitens der EX in Folge einen Treffpunkt mit einem der Ansikto - Raumern ausgemacht. Dort wolle man mit der CREST hin, wurde Mercant informiert. Der wünschte allen Anwesenden Glück und ließ sich von seinem Agenten zurück zu seiner Space-Jet bringen. "Passen Sie gut auf ihn auf", sagte der Geheimdienst Chef zu seinem Mitarbeiter, dann war er weg.

Die CREST V hingegen flog zu dem ursprünglich mit den Ansiktos vereinbarten Treffpunkt, wohl wissend, dass die Vereinbarung schon eine ganze Weile her war. Sechs Monate, um genau zu sein. Das Ziel war indes nicht zu übersehen: Ein Stern, der kurz vor seiner Explosion stand und brandgefährlich war. Vor einem halben Jahr hätte das noch anders ausgesehen, aber jetzt kam seitens der Energieortung die klare Empfehlung, diese ungastliche Gegend umgehend zu verlassen. Die Umgebung genau beachtend, erhielt die Feuerleitzentrale von Rhodan den Auftrag, eine konzentrisch angelegte Salve aus den Transformkanonen der Steuerbordbreitseite abzufeuern, eben das vereinbarte Erkennungszeichen für die Ansiktos.

Man wartete. Fünf Minuten, zehn Minuten, eine halbe Stunde. Nach zweiunddreißig Minuten erfolgte die Kontaktaufnahme mittels eines Diskus von nur vierzig Metern Durchmesser. Die Identifikation erfolgte einwandfrei mit dem vereinbarten Zeichen, eines auf der Spitze stehenden roten Dreiecks. Ja, sie waren Insektenabkömmlinge und nannten sich Baramos. Sie waren misstrauisch, absolut friedliebend, zartfühlend und beschränkten ihre Aktivitäten aufs Forschen. Kriege führen gehörte nicht zu ihrem Repertoire. Ein Kosmopsychologe an Bord der CREST schilderte ihre Mentalität als die von typisch Unterdrückten. Daraus resultierten Wachsamkeit, eben ihr Misstrauen sowie übertriebene Vorsicht gepaart mit wenig Initiative.

Rhodan schaffte es mit seiner Erfahrung, das Vertrauen der Baramos zu gewinnen und lud sie auf die CREST ein. Die Baramos, die sie dort kennenlernten, waren atypisch für ihre Art: Sie waren Kämpfer. Kämpfer für ihre Freiheit. Im Gegensatz zu den Konservativen wollten sie statt dauerhafter Sklaverei gegen die Vernichter, so nannten sie ihre Sklavenhalter, revoltieren.

Die Namen der Baramos waren nicht nur absolut unverständlich, sondern natürlich auch unaussprechlich. Die Terraner nannten Sie daher analog zu den Maahk - Bezeichnungen MAX 1, MAX 2 undsoweiter. MAX 7 erzählte den Leuten aus der Milchstraße über sein Volk. Man habe bereits vor fünfzig tausend Jahren die überlichtschnelle Raumfahrt gekannt, sagte er. Die Prognosen waren positiv, bis plötzlich Fremde, die Vernichter, die Unheilvollen, auftauchten und sie unterjochten. Den Terranern war klar, dass er nur die Pseudo-Gurrads meinen konnte. Die hätten sie vor vierzigtausend Jahren von ihrer Heimatwelt Baykalob vertrieben, die sie seitdem nur noch zur Fortpflanzung betreten durften. Zur Eiablage wurde nämlich die nur dort vorhandene ganz spezielle Umwelt benötigt. Und jetzt kamen die Vernichter ins Spiel. Es wäre für die Tyrannen ein Einfaches gewesen, die Baramos komplett auszurotten. Tatsache war allerdings, dass die Fremden irgendwelche von den Eiern der Baramos abgegebenen Stoffe benötigten. Der Grund war völlig unklar. Aber deswegen wurden die Baramos nicht ganz so sehr unterdrückt wie die anderen Völker der KMW.

Jetzt baten sie die Terraner um Hilfe. Rhodan überlegte nicht lange und beauftragte Thorens damit, eine Kaulquappe mit fünfzig zusätzlichen Leuten zu bemannen. Ferner seien er selber, Melbar Kasom, der Paladin sowie Gucky und Tako Kakuta dabei. Zusammen mit den zwanzig Baramos wollte man einen Stützpunkt der Baramos, eben den Mond der Rebellen, anfliegen.

Es war zunächst das Übliche: Kontaktaufnahme, Vorstellung und dann Abschluss eines Unterstützungsvertrages, in dem die Terraner sich zur Hilfe verpflichteten. Dann allerdings wurde das Misstrauen, diesmal auf Seiten der Terraner, größer. Wenn die Baramos für die Pseudo-Gurrads so wichtig waren, hatte hier mit Sicherheit auch eine Unterwanderung stattgefunden und Melbar Kasom erhielt den Auftrag durch einfaches Wiegen falsche Insektoide herauszufiltern. Kasom wurde fündig. Das führte natürlich zu Kämpfen, die jedoch mit der Hilfe von Paladin, Kasom, der Mutanten sowie letztlich auch der CREST V gewonnen wurden.

Nach Rückkehr auf sein Flaggschiff beschloss Rhodan, die Heimatwelt der Baramos anzufliegen. Und Bangk Thorens war froh gewesen, dass er zum Einen seinem Auftrag nachgekommen war und er zum Zweiten immer noch unerkannt arbeiten konnte.
Und? dachte Bull. Hat es was geholfen? Er wusste nach all den Jahren immer noch nicht, ob sie das damals wirklich ernst gemeint hatten und im Falle eines Falles durchgezogen hätten. Mercant ja. Der lebte in einer anderen Welt. Aber Gucky und er? Wahrscheinlich war das nur eine Art Beruhigungstablette für zwei der drei Gesprächsteilnehmer gewesen. Ja, sie hätten gekonnt, wenn sie gewollt hätten. Gelegenheiten gab es sicherlich mehrere. Bull war es damals wichtig gewesen, mit seiner Meinung nicht alleine da zu stehen. Aber mal im Ernst: Wer tritt schon einem Perry Rhodan auf die Füße?

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Einer der wenigen Auftritte von Allan D. Mercant, der sich, typisch für einen Geheimdienstler, immer im Hintergrund aufhielt. Allerdings hatte er seine eigene Meinung und die vertrat er auch gegen seine Vorgesetzten, das hat mir immer gefallen. Für mich war er ein Charakterkopf, nicht so austauschbar wie sein späterer Nachfolger.

Welche Rolle Bangk Thorens in dem Roman auch immer spielte, gebraucht wurde er nicht und kam bei mir absolut nicht an. Er wurde zu Beginn und am Ende des Bandes mal erwähnt und blieb völlig farblos. Genauso wie der ganze Roman. Kneifel brachte Rhodan und Co zwar einen kleinen Schritt weiter und hatte das volle Programm der Hauptpersonen - von Gucky über Paladin, Atlan bis Melbar Kasom - eingebracht, aber dieses Teil hat mich nur bis zum Ende von Mercants Auftritt interessiert. Der Rest wars nicht und irgendwie vorhersehbar.

Nach etlichen guten und sehr guten Bänden wurden die 380er aus meiner Sicht schwach beendet.
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Re: Zyklus: Die Zeitpolizei/M87 (PR 300-399)

Beitrag von R.B. »

Die Bände 390 - Die CREST im Strahlensturm und 391 - Tödliche Ernte - sind von H.G. Ewers
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Atlan sinnierte, ob Perry Rhodan damals wohl klar gewesen war, dass er unter Beobachtung stand. Natürlich wusste er das, sagte seine innere Stimme. Er sah beispielsweise immer dann zur Chefkabine, wenn er sich unbeobachtet fühlte. Die Chefkabine, ging es Atlan durch den Kopf, war eine alte englische Telefonelle, die ein Scherzbold aufgetrieben haben mochte und sie drei Meter rechts neben dem Haupteingang zur Zentrale in einer Ecke aufgestellt hatte. Tatsächlich handelte es sich um eine abgeschirmte Funkzelle, in der Gespräche entgegengenommen werden konnten, die nicht für die Allgemeinheit bestimmt waren. Es gab derer fünf oder sechs Stück auf der CREST V, die natürlich nicht nur für Perry Rhodan reserviert waren.
Jedes Besatzungsmitglied konnte ein Anruf erreichen, den niemand anders etwas anging, zum Beispiel aus einem persönlichen Bereich - es sei denn, man war grade in M 87 oder sonstwo unerreichbar in den Tiefen des Alls unterwegs. Was selbstredend meistens der Fall war. Dann nützten die Dinger natürlich nichts.

Die ankommenden Funksprüche wurden in eine dieser Zellen umgeleitet und man war alleine mit dem Anrufenden. Aber in der Zentrale wurde dieses Teil in der Tat am Häufigsten von Perry Rhodan benutzt und daher hieß das Ding eben Chefkabine. Heutzutage ist das einfacher, wusste Atlan, da konnte man jederzeit ein Akustikfeld entstehen lassen und niemand hörte mehr mit. Ergänzend bestand noch die Möglichkeit eines leichten optischen Verzerrens, damit keiner in der Lage war, aus den Mundbewegungen Rückschlüsse zu ziehen.

Aber damals war man noch nicht so weit, dachte Atlan. Und daher musste eben die Chefkabine her. Außerdem stellte die tiefrote Farbe einen sehr schönen Kontrast zum metallischen Einerlei des restlichen Raumschiffes her. Der Haken war der Sache war allerdings, dass es so gut wie unmöglich war, unbeobachtet dort hinein zu gehen, weil irgendwer ständig darauf schaute, Gefechtssituationen selbstverständlich ausgenommen.

Bully hatte Perry mehrfach ziemlich deutlich zu verstehen gegeben, was er von dessen Art hielt, sich stets und ständig an vorderster Front aufzuhalten, ging es Atlan durch den Kopf. Er selber hatte ja schließlich des Öfteren in die gleiche Kerbe gehauen. Hatte Perry mit seiner Art tatsächlich die Existenz der Menschheit gefährdet, wie Reginald ihm das vorgehalten hatte? Oder war er der Macher, der Antreiber, ohne den nichts gewonnen worden wäre? Die Wahrheit, war Atlans Überzeugung, lag wohl irgendwo dazwischen.

Tatsache war allerdings, dass Perry in dieser Zeit mehr nachdachte und tatsächlich auch mal Andere nach ihrer Meinung fragte und sich - selten zwar, aber immerhin - diese das eine oder andere Mal zu eigen machte. Zwei- oder dreimal hatte Atlan bemerkt, dass er einen Befehl eigentlich anders hatte geben wollen. Natürlich hatte er das, alter Narr! kommentierte der Extrasinn freundlich wie immer die Überlegungen des Arkoniden. Er stand letztlich vor der Wahl, nachvollziehbarere Anweisungen zu erteilen oder von Bull fernmündlich an die Seite gezogen zu werden. Wobei ein Anruf von Mercant wohl die wesentlich schlimmere Alternative gewesen wäre.

Das sah Atlan genauso. Reginald Bull hätte Perry leise, aber bestimmt ins Gewissen geredet, das hätte niemand mitbekommen. Und es hätte auch niemand erfahren. Mercant als gesetzlich zwingender Zweiter im Bunde wäre im Falle eines Falles offiziell geworden und hätte Paragrafen zitiert. Das hätte zwar auch niemand erfahren, aber das wäre schon eine andere Welt gewesen.

Ich frage mich nur, wer denn der von der Verfassung vorgeschriebene vertrauenswürdige Dritte war. Atlan trat wieder in ein Zwiegespräch mit seinem Extrasinn ein. Narr!, kommentierte dieser. Es kann ja nur Jemand an Bord der CREST V gewesen sein. Jemand, den Perry vor Ort stets und ständig in seiner Nähe hatte. Da gab es nicht allzu viele. Es mag sein, dass Mercant zudem einen stillen Beobachter installiert hatte. Das ist sogar wahrscheinlich. Mercant musste ja irgendwie an Informationen kommen.

Das, dachte Atlan, war mit Sicherheit so gewesen. Geheimdienstler waren überall im Universum gleich. So. Meinen der Herr Ex - Lordadmiral das? fragte die innere Stimme ironisch. Ja, antwortete Atlan. Es gibt nicht viel, was diese Kerle nicht wissen. Im Regelfall sogar mehr als die Regierenden. Dafür sind sie Geheimdienstchefs. Sie brauchen sich beispielsweise keinen Wahlen zu stellen. Das erleichtert ihre Tätigkeit ungemein.

Und der dritte Mann? Er, Atlan wäre es sowieso nicht geworden. Bei aller Freundschaft zu Perry Rhodan und den Menschen war er damals doch der Meinung gewesen, dass seine kleinen und liebenswerten Barbaren ihre internen Schwierigkeiten alleine lösen sollten. Er selber klärte eventuelle Probleme mit Perry Rhodan direkt an Ort und Stelle. Und wenn alles nicht funktionierte, weil der größte aller Großadministratoren mal wieder zu stur war, gab es immer noch die IMPERATOR als USO - Flaggschiff. Nein, das war jemand aus dem unmittelbaren Umfeld und da kann eigentlich nur einer in Frage, nämlich Gucky.

Der Ilt war keinesfalls nur der verspielte putzige Mausbiber, als den die meisten Wesen ihn erkannten. Der hatte es damals schon faustdick hinter den Ohren. Er trat immer wieder forsch und frech auf, Perry provozierend und der fiel natürlich prompt darauf herein. Der danach in die Schranken verwiesene Gucky grinste sich nach einer solchen Aktion so manches Mal eins und meinte zu Atlan, er sei stolz auf sich, weil er wieder etwas für Perrys Ego getan habe.

Dabei war für Atlan selbstverständlich, dass Gucky seinen obersten Chef nicht im Auge hatte, um ihn vorzuführen. Nein, Gucky musste klar gewesen sein, dass er es sich insbesondere mit Rhodan und Bull nicht verderben durfte. Die beiden waren - Iltkolonie hin, Iltu und Jumpy her - so etwas wie seine eigentliche Familie. Es war einfach die Sorge um seine beiden engsten Freunde. Zu große Alleingänge Perrys hätten auf Dauer zu einem Zerwürfnis zwischen den beiden alten Mondfliegern geführt. Einer von ihnen, höchstwahrscheinlich Bully, hätte zwangsläufig den Kürzeren gezogen und das wäre nicht in Guckys Sinn gewesen. Also musste man auf Perry Rhodan ein waches Auge haben. Im Falle eines Falles wäre es zu einem Dreiergespräch Rhodan, Bull und Gucky gekommen, Mercant bliebe aus gutem Grund außen vor. Dass es nie soweit gekommen war, war in der damaligen brodelnden Situation ebendiesen Zweien zu verdanken gewesen.

Und Perry? Atlan versank in der Vergangenheit und sah sich in der Zentrale der CREST V stehen, Rhodan beobachtend, wie der die rote Chefkabine betrachtete. So, als erwarte er gleich den erlösenden Anruf, dass sich alle Probleme in Wohlgefallen auflösten. Dieser Anruf kam natürlich nicht. Woher auch?

Die CREST V war indes in Richtung der Heimatwelt der Baramos unterwegs, um zu klären, was es mit dieser seltsamen Verbindung Pseudo-Gurrads zu den Insektenabkömmlingen auf sich hatte.
Spoiler:
Atlan erinnert sich:

Ja, unsere Route war völlig klar. Wir mussten erfahren, was es mit dem Baramos auf sich hatte. Bevor wir aber durchstarten konnten, erhielten wir Besuch von einer Frau, die wir viel zu selten zu Gesicht oder zu Gehör bekommen hatten. Denk mal an ihre Lieblingspuppe, flüsterte es ironisch in meinem Kopf. Das war einer der wenigen Gelegenheiten, zu denen ich mir wirklich wünschte, ich könnte den Besserwisser in meinem Gehirn abschalten. Einfach so. Klick. Narren wie du sollten aber in der Lage sein, Vergangenes vergangen sein zu lassen. Andererseits: Dann siehst du mal, wie das Leben wirklich ist. Solche Gefühle holen einen auf den Boden der Tatsachen zurück, nicht wahr? Hämisch redete mein Extrasinn immer weiter, während sich das Experimentalraumschiff OLATO mit Suzan Rhodan-Waringer an Bord der CREST V näherte.

Vater und Tochter umarmten sich, die starke Bindung der Beiden war auch für jeden Außenstehenden erkennbar. Perry, das wusste ich, war ihr überaus dankbar, dass sie nicht von den Sorgen sprach, die sie sich um ihn gemacht haben musste. Der nächste in der Reihe war Mike. Der musste freundlich, aber weniger herzlich begrüßt werden. Für die Öffentlichkeit war Michael Reginald Rhodan niemand anders als Roi Danton, der König der Freihändler. Das er Suzans Bruder war, wussten die Wenigsten. Lediglich wer die Zwei genau kannte, bemerkte das Leuchten in beider Augen. Suzan begrüßte die restlichen Anwesenden, dann wurde sie ernst. Sie habe interessante Neuigkeiten, sagte sie. Abel und sein Team hätten mitsamt einem nagelneuen Typ Positronik einige Lageberechnungen aufgestellt.

Ich bin heute noch felsenfest davon überzeugt, dass Perry einen Weg gefunden hätte, die nachfolgenden Sitzungen zu umgehen oder anders stattfinden zu lassen, hätte er gewusst, worauf sie letztlich hinauslaufen würde. Es wurde ja auch mal Zeit, dass dein größter aller großen Meister auch von Anderen mal hört, wo es längs geht, meinte der Extrasinn und ich musste ihm diesmal Recht geben.

Aber zunächst stellte Suzan uns Sigma-3 vor, den aller neuesten Superwetzhobel von einem Rechner. Das Teil konnte reden, Monitore waren nicht mehr notwendig. Seine Stimme war moduliert und nicht mehr so blechern wie die anderer Positroniken, einfach wesentlich weiter entwickelt. So konnte er zum Beispiel das Gesprochene gleichzeitig in die für uns unhörbare Sprache der Baramos übersetzen und so ebenfalls problemlos und direkt mit ihnen kommunizieren. Die Insektenabkömmlinge übergaben Sigma-3 ihre Unterlagen und wenige Minuten später lag die Auswertung vor. Sigma-3 kam mit neunzigprozentiger Wahrscheinlichkeit zu dem Ergebnis, dass die Beherrscher der KMW mit jenen Okefenokees verwandt sein mussten, die wir in M 87 kennengelernt hatten. Als Begründung lieferte er uns, dass die Okefenokees mit Hilfe des kristallinen Neo-Howalgoniums von Monol Langlebigkeit erzielten und die Baramo-Eier nach deren Aussagen ebenfalls lebensverlängernde Substanzen enthielten. Das sei für die Beherrscher der Kleinen Magellanschen Wolke der Ersatz für den unerreichbaren Planeten Monol. Als weitere Schlussfolgerung führte er aus, dass die bisher ermittelten Fakten nahe legen würden, dass vor rund siebzigtausend Jahren nicht nur die von den Okefenokees erzeugten Bestien in Richtung MW flohen, sondern auch die Okefenokees, die für deren Erzeugung verantwortlich waren. Sie hätten darin ihre Chancen gesehen, ihre Experimente zu einem befriedigenden Ende zu bringen.

Voraussetzung dafür sei, dass die Unterlagen der Baramos stimmen würden. Daher empfehle er uns dringend, ein Einsatzkommando auf dem Ursprungsplaneten der Baramos entsprechende Informationen einholen zu lassen. Nun gut. Das hatten wir ja sowieso vor. Und dann sagte er noch etwas. Hätten wir da damals anders reagieren müssen? Hätten wir Sigmas Schlüsse besser interpretieren sollen? Natürlich hättet ihr Narren das tun sollen. Dann wäre vielleichtet das Eine oder Andere nicht passiert. Der Extrasinn hatte zweifellos Recht. Warum wir nicht auf mehreren Ebenen tätig geworden sind? Ich weiß es nicht. Vielleicht waren wir zu sehr auf die Baramos fixiert, alle, die wir da standen. Vielleicht ist es auch nicht gut, sich nur auf Computer zu verlassen. Man sollte das eigene Denken nicht einstellen. Hört, hört!, sagte meine innere Stimme.

Sigma-3 war es nämlich, der uns auf schwerwiegend Bedrohliches hinwies. Die sogenannte "langfristige Infiltrations-Offensive" hatte nach dessen Berechnungen erheblich an Bedeutung verloren. Die aktuelle Taktik hieß von Seiten der Ersten Schwingungsmacht und der Dolans Zurückhaltung. Und die hatte einen besonderen Grund: Abel Waringers Team hatte bei der Untersuchung der Kontrafeldstrahler erhebliche konstruktiv bedingte Schwächen erkannt. Der hyperfrequente Phasenregler sei unter bestimmten Voraussetzungen anfällig für gewisse physikalische Einwirkungen, wodurch die Waffe unwirksam werden könne. Falls die Beherrscher der KMW über ausreichende Laboratorien verfügten, wäre die Konstruktion eines Gegengerätes innerhalb absehbarer Zeit problemlos möglich. Im Moment noch stattfindende gelegentliche Angriffe auf Siedlungswelten seinen nur Ablenkungsmanöver.

Es sei dringend vonnöten, herauszufinden, wie dem Gegner geschadet werden könne. Und Sigma-3 empfahl uns, vordringlich das Geheimnis der Baramo - Eier zu enträtseln. Merlin Akran, Kommandant der CREST V, warnte vor der Flugroute: Um in das Huas- System der Baramos zu kommen, müsse man ziemlich nahe am Zentrumskern der KMW vorbei, dort herrsche starke Hyperstrahlung. Ein Funkkontakt zur Flotte KMW - Nord sei dort nicht mehr möglich. Mithin stelle sich die Frage, wie lange der Einsatz dauern solle.

Und hier zeigte sich endlich, endlich, dass mein alter Freund Perry lernfähig war. Er unterhielt sich tatsächlich mit dem Chef des strategischen Planungsstabes der CREST, Oberstleutnant Algur, und fragte nach der angemessenen Zeitspanne für das geplante Unternehmen. Zwölf bis achtzehn Tage, antwortete dieser und Perry ließ wirklich und wahrhaftig einen Funkspruch an Reginald Bull ab. Er teilte ihm die Koordinaten des Heimatsystems der Baramos mit und Bully erhielt volle Handlungsfreiheit, was die Flotte anging. Was er ihm nicht mitteilte, war die Geschichte mit dem Kontrafeldstrahler, damit Bully sich vielleicht zu diesem Thema ein paar Gedanken machen konnte. Es ist einfach, die Schuld bei anderen abzuladen, Narr! Wo waren denn da Euer ehemalige Erhabenheit, die sonst immer alles besser weiß? Manchmal hat er sogar Recht, der Extrasinn.

Und dann kam der Hammer. Perry bat Algur, die weitere Planung zu erläutern. Fünfundsiebzig Minuten wurden wir zunächst mit eher langweiligen Einzelheiten beglückt, aber zum Abschluss meinte der Offizier doch tatsächlich, für ein eventuelles Einsatzkommando wäre der Großadministrator nicht vorgesehen.

Perry regierte äußerst erbost, als Algur ihm eröffnete, Rhodans Name habe er nicht willkürlich ausgelassen. Die Berechnungen führten nun mal zu dem Schluss, dass die Person des Großadministrators bei jedem der möglichen Kampfeinsätze entbehrlich sei. Er müsse aber als materiell und ideell führende Kraft des Solaren Imperiums zur Verfügung stehen. Das könne er aber nicht, wenn er im Einsatz zu Tode komme. Auf Perrys Einwand, er habe schon Kommandos geleitet, bevor Algur überhaupt geboren worden wäre, antwortete dieser lediglich, es stehe dem Großadministrator selbstverständlich frei, alles wieder zu ändern. Aber es sei seine Pflicht, auf alle möglichen Konsequenzen hinzuweisen. Er blieb dabei: Rhodans Beteiligung sei absolut unnötig.

Ich stellte mir grade Bullys grinsendes Gesicht vor. Oder Mercants zufriedenes Lächeln. So oblag es allerdings mir, Perry zu sagen, dass ich entweder Plandisziplin erwarte oder ihm die Freundschaft kündigen würde. Als Mike alias Roi Danton ihn zudem auch noch in aller Öffentlichkeit fragte, ob er denn nicht meine, dass es auch genügend andere fähige Männer gebe, die solche Einsätze erfolgreich durchführen könnten, war es vorbei. Perry sprach von Erpressung und Verschwörung. Damit war er fast einen Schritt zu weit gegangen. Oberstleutnant Algur wurde kreidebleich und stieß hervor, dass er als vereidigter Offizier der Imperiumsflotte mit niemandem der Anwesenden über diese seine Ausarbeitung geredet hatte. Nachdem ich Algur nochmals unterstützt hatte und anbot, die Bordpositronik zu befragen, blieb Perry letztlich nichts anderes übrig, als sich zu beruhigen. Er holte tief Luft und versicherte, die eingeforderte Plandisziplin zu üben.

Gucky, der als Nummer drei mit Bully und Mercant unter einer Decke steckte, kam aus seinem Hintergrund hervor und versicherte, dass alle hier Anwesenden aus ehrlichem Herzen gesprochen hatten. Ihre Lauterkeit stehe außerhalb jeglichen Zweifels. Zudem schenke er Perry eine außergewöhnlich schöne Mohrrübe für seine heroische Selbstüberwindung. Innerlich wird sein Grinsen genauso breit wie das von Reginald Bull gewesen sein.

Während der Weiterflug mit einigen Schwierigkeiten belastet war - die zu erwartende starke Hyperstrahlung sorgte in der Tat für das eine oder andere Problem - wurde Roi Danton als Einsatzleiter ausgeguckt. Er bestimmte Gucky, Iwan Iwanowitsch Goratschin, Andre Noir, den Paladin und selbstredend Oro Masut als seine Begleiter. Ergänzend sollten von Seite der Wissenschaft noch Dr. Jean Beriot und Dr. Armand Bysiphere dabei sein. Zwei Baramo - Rebellen vervollständigten den Trupp.

Nach einigem Durcheinander kamen wir in der Nähe der Sonne Hua an und stellten wir als Erstes fest, dass etwa dreitausend Konusraumer den Planeten Baykalob umkreisten, ihn massiv bewachten und dass der Planet mit einem Paratronfeld umhüllt war. Mithin verschwand Danton mit seiner Einsatztruppe auf einem Baramo - Schiff, das soeben seinen Heimatplaneten anflog.

Wir hörten von Danton und Co nichts, absolut gar nichts, was bei meinem Freund Perry zu besorgten Reaktionen führte. Da siehst du mal, dachte ich, wie es uns die ganze Zeit ergangen war, als du ständig auf Tour warst und wir nichts von dir hörten. Und jetzt? Jetzt saß Perry da und hatte Mikes Testament in der Tasche, dass er vor dem Einsatz vorsichtshalber gemacht hatte. Ein kleineres Geplänkel am Frühstückstisch machte ihn zwar wieder einigermaßen munter, aber so ganz wurde das nicht mehr.

Perry lief in seiner Kabine auf und ab, in der Zentrale ihn und her und im Schiff kreuz und quer. Im Grunde war er nicht zu beruhigen. Die fehlenden Nachrichten des Einsatzteams zermürbten uns alle, ihn aber umso mehr, weil er das Warten nicht gewöhnt war. Das ging so lange, bis ein Anruf von der Transmitterzentrale kam. Ein Wort reichte: "Kontakt!". Perry sprang wie von der Tarantel gestochen auf und rannte in den Transmitterraum, in dem alle Einsatzteilnehmer nach und nach ankamen. Mike kam als Vorletzter, der Paladin schloss die Reihe ab.

Sie waren todmüde und völlig k.o. "Es war wie immer", sagte Gucky noch, bevor er verschwand. "Der Paladin hat nicht viel genützt, weil die Gefahr einer Ortung zu groß war. Also blieb wieder mal alles an mir hängen. Aber das bin ich ja gewöhnt." Sprachs und teleportierte in seine Kabine. Paladin hielt eine Stahlflasche in den Händen. Darin sei Neo - Bilatium, sagte Roi Danton, der geheimnisvolle Extrakt aus den Eiern der Baramos. Die Flasche enthielt möglicherweise das größte Geheimnis der Ersten Schwingungsmacht, dass es jetzt zu lüften galt. Die CREST ging auf Kurs KMW Nord und Harl Dephin erhielt den Auftrag, die Flasche wie seinen Augapfel zu hüten.
Diese Aktion war für Perry sehr lehrreich gewesen, ging es Atlan durch den Kopf. Aber es war richtig, wusste der Arkonide. Ohne Perry Rhodan an der Spitze wären wir nicht mehr weit gekommen. Es sollte auch so noch schwierig genug werden.


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Hm. Ich bin ja nun kein Ewers - Fan und die beiden Romane haben mich in meiner Meinung bestätigt. Das ist auch der Grund, warum die Schilderung des eigentlichen Einsatzes hier nicht vorkommt. Roi Danton macht sich einfach nicht als Zweit - Rhodan, Führungstalent hin oder her. Für mich bleibe ich dabei: Seit seinem Coming - Out als Rhodans Sohn zumindest der Führungsgruppe gegenüber hat diese Figur ziemlich viel verloren. Er redet seinen Vater zwar noch mit Grandseigneur an, faltet später aber den armen Oro Masut zusammen, als dieser ihn "Mein König" nennt. Das schildert seine Zwickmühle: Er wäre inzwischen liebend gerne ein normaler Soldat, taugt aber als Zweit - Rhodan nicht. Das hat schon bei Tifflor nicht funktioniert und noch einen von der Sorte vertrug die Serie auch damals nicht.

Ewers schreibt für mich "bemüht". Ja, es ist die übliche Geschichte eines Einsatzes, dessen Ende man auch kennt, ohne den Roman lesen zu müssen. Die Scherze der handelnden Personen wirken bei mir irgendwie abgestanden und kommen nicht an.

Andererseits hat Suzan nochmal einen Kurzauftritt. Und: Rhodan wird doch tatsächlich gedeckelt. Wurde auch mal Zeit. Das war mir im Übrigen nicht bekannt, als ich anfing, meine Rahmenhandlung in diese Richtung zu bewegen. Und: Die Grausamkeit der Ersten Schwingungsmacht wird deutlich, weil geschildert wird, wie die Baramos ausgebeutet werden.

Letztlich wird den Lesenden so ganz nebenbei untergejubelt, dass da auch technisch von Seiten der Feinde noch etwas zu erwarten ist. Aber im Moment überwiegt der Optimismus.

Bei mir kommen die beiden Romane nicht über eine vier hinaus.
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R.B.
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Re: Zyklus: Die Zeitpolizei/M87 (PR 300-399)

Beitrag von R.B. »

Band 392 - Das Schiff der grünen Geister - ist von Clark Darlton
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Perry Rhodan lag noch eine Weile auf seinem Bett und dachte nach. Er kriegte nach wie vor nicht auf die Reihe, was das hier alles sollte. Bully, Atlan, Gucky und er. Okay, die vier alten Kämpen. Das man sich da die eine oder andere Geschichte aus der Vergangenheit erzählt, war völlig klar. Aber doch nicht so und irgendwie alle der Reihe nach. Er seufzte, stand auf und ging in die Nasszelle. Er verzog gegenüber seinem Spiegelbild sein Gesicht und dachte: Wenn sogar Atlans Extrasinn da keinen Sinn drin sieht, scheint mir das alles ziemlich daneben. Er zuckte mit den Schulter und ging unter die Dusche.

Danach frühstückte er Pancakes mit Ahornsirup (selbstverständlich echt und grade erst in Kanada abgefüllt). Ergänzend gönnte er sich Rührei mit frisch gefangenem Grönland - Lachs und eine größere Menge Kaffee. Kurze Zeit später fühlte er sich gegen alles gewappnet und sogar Gucky mit seinen Sprüchen hätte ihn nicht umhauen können.

Auf dem Weg in die Zentrale des kleinen Schiffes ging es wieder zurück in die Vergangenheit. Ja, diese Zeit war auch für ihn sehr lehrreich gewesen. Zum ersten Mal musste er sich zurücknehmen und andere in den Einsatz schicken. Ja, das Warten auf Mike respektive Roi Danton war ihm nicht leicht gefallen und er konnte damals in 2437 zum ersten Mal richtig nachfühlen, wie es seinen Gefährten ergangen war, wenn er selber mal wieder unterwegs war und niemand so genau wusste, was sich grade bei ihm vorging oder sich abgespielt hatte.

Wo wären wir heute, wenn das seinerzeit anders ausgegangen wäre? Bei einem positiveren Verlauf wäre das Solare Imperium nicht derart zerfallen und es hätte den Panither - Aufstand in 2909 A.Z. vielleicht nicht gegeben. Mory und Suzan. Es war lange her. Sicher: Er war mit Sichu sehr glücklich, sie war seine Ehefrau, Geliebte, Freundin, Diskussionspartnerin, aber auch sein seelischer Mülleimer und seine private Psychiaterin. Er brauchte sie. Aber es schmerzte immer noch. Wo hatten sie damals Fehler gemacht? Hätten sie Bully über die wissenschaftlichen Erkenntnisse Geoffrey Abel Waringers informieren müssen, damit dieser im Vorfeld schon Mal seine Finger ausstrecken konnte? Andererseits: Musste er damals nicht davon ausgehen, dass Suzan Bully ebenfalls auf den aktuellen Stand der Dinge gebracht hatte? Wie dem auch sei, irgendwo versteckte sich der Haken an der Sache. Aber es war müßig, sich darüber heute noch Gedanken zu machen.

Er sah auf den Zentrale - Bildschirm. Das ist das

"Neo - System mit Neo II", hörte er Guckys Piepsstimme seinen Gedanken vervollständigen. "Du erinnerst dich?" fragte der Ilt. "Wir waren unterwegs in Richtung KMW Nord und hatten dich grade so weit bekommen, dass du auch mal andere Leute die Arbeit machen ließest und dann kamen die Wissenschaftler auf dich zu. Beriot, Bysiphere und den Dritten habe ich vergessen."

"Mertzelar, Dr. Anko Merztelar."

"Ja", strahlte Gucky. "Der hatte dich auf jeden Fall zugelabert und dir die Erlaubnis abgerungen, die Flasche mit dem Neo - Bilatium untersuchen zu dürfen. Du hattest dich nicht durchgesetzt. Dabei war dir das eigentlich überhaupt nicht recht."

"Nein. Es schien mir an Bord der CREST V zu gefährlich. Wir waren immerhin im Einsatz, wenn auch nur auf dem Flug zum Treffpunkt Evergreen. Dort sollte ein Spezialraumer die Fracht übernehmen und untersuchen. Ich weiß noch, dass Mike auch dabei stand und fragte, welchen Nachteil es denn hätte, wenn die Wissenschaftler der CREST schon mal anfangen würden. Ich sagte zu, gab Merztelar die höchste Sicherheitsstufe mit auf den Weg und ließ sie machen. Manchmal sollte man auf seine innere Stimme hören."

"Dann wäre ich aber nicht Chef der CREST V geworden", meinte Gucky. "Das war für einen armen kleinen Mausbiber doch mal ganz was anderes."

"Armer kleiner Mausbiber", echote Perry und schüttelte den Kopf.

"Ja, nicht wahr? Ohne mich wäret ihr mal wieder total aufgeschmissen gewesen. Das war nämlich so..."
Spoiler:
Gucky erinnert sich:

So ganz lustig war das nicht, obwohl, zunächst passierte ja nichts. Unsere drei wissenschaftlichen Kompetenzen starrten auf den Behälter und zerbrachen sich die Köpfe. Kurzwellige Hyperstrahlung hatten sie festgestellt, jetzt galt es herauszukriegen, wozu die denn bitteschön gut war. Die erbeutete Metallflasche bestand aus einer äußerst widerstandsfähigen Stahllegierung und war zudem noch in diverse Sicherheitsfolien eingeschweißt. Irgendwann waren die alle ab und das Ding wurde geöffnet und kleine Menge entnommen und man stellte eben die Hyperstrahlung fest.

Naja, unsere Helden sahen sich die weißlich bis farblose Flüssigkeit an und sahen auf einmal, wie das Zeug grün wurde. Es schien sich ausdehnen zu wollen und in dem Moment, als sie überlegten, was denn nun weiterhin zu tun sei, explodierte die ominöse Brühe in einer ebenfalls grünen Leuchterscheinung und die Hyperstrahlung endete umgehend. Man kam natürlich zu dem naheliegenden Ergebnis, dass normale Luft, mithin der Sauerstoff die explosionsartige Verflüchtigung bewirkt hatte. Also gab es nur eine Konsequenz: Die nächste Probe wurde im Vakuum entnommen. Das war der Fehler, wie sich bald herausstellen sollte.

Aha, da kommt der Rest unserer illustren Runde auch. Gut gefrühstückt, die Herren? Bei Atlan war sicherlich wieder eine halbe Wildsau, Barbar, der er ist. Das hat er übrigens gut von euch Menschen gelernt. Aber er war ja auch lange genug unter euch, da bleibt sowas nicht aus. Was für ein Glück, dass ich hier bin, da gibt es zumindest ein kleines bisschen Zivilisation unter uns.

Wo war ich stehengeblieben? Genau: Im Vakuum. Sie hatten das Labor luftleer gepumpt und weitere fünfhundert Gramm entnommen. Die leichte Hyperstrahlung war wieder da und die war absolut ungefährlich. Zumindest fünf Minuten lang. Dann wurde sie wesentlich stärker und die Flüssigkeit wurde diesmal nicht grün.

Dr. By warnte noch, aber Merztelar blieb stur. Und Sturheit kann so ab und zu zu unerwünschten Ergebnissen führen. Das Neo - Bilatium wurde wie gesagt nicht grün. Dafür aber die Menschen. Zuerst die Wissenschaftler im Labor, dann der Rest. Gleichzeitig entstofflichten sie allesamt und wurden zu einer Art grüner Gespenster. Nackte grüne Geister. Man konnte keine Stimmen mehr hören, es konnten keine Geräte mehr bedient werden und natürlich konnte auch niemand die CREST fliegen. Alles, was lebte, war grün. Egal, ob Mensch oder der Plasmazusatz in Positroniken. Und das bei so einem Riesenraumschiff.

Euer aller Retter des Universums hatte von der ganzen Geschichte bis dahin gar nichts mitbekommen, ich schlief nach dem überstandenen harten Einsatz mit unserem Reserve - Perry Mike den Schlaf der einzig und überaus Gerechten. Ich weiß noch, dass ich derart fertig mit meiner Welt war, dass ich in meiner Kabine noch nicht mal den Raumanzug ausgezogen hatte und hatte sogar den Energieschirm noch nicht abgeschaltet. Das war nun mein oder euer Glück. Gucky durfte mal wieder alle retten und sogar die CREST V fliegen. Denn der Raumanzug hatte mich vor der Vergeistigung bewahrt. Meine Griffel konnten noch anpacken, eure glitten einfach so durch Kunststoff oder Metall durch, als wäre da nichts.

Wie lebte es sich eigentlich so als Gespenst, Perry? Da war nix mehr mit rumkommandieren und so. Gar nix mehr. Arme kleine Ilts scheuchen und sonst den großen Maxe machen. Das war eigentlich gar nicht so schlecht, wenn ich heute darüber nachdenke. Andererseits: Wär mir wohl doch zuviel Arbeit, wenn ich mir das recht überlege. Auf jeden Fall war die CREST im Zwischenraum unterwegs und musste da raus. Von alleine bis zum Ziel fliegen ging nicht, weil der Autopilot verrückt spielte. Der wurde nämlich von der großen Positronik gesteuert und die war wegen des inzwischen ebenfalls grünen Plasmazusatzes nicht mehr ganz auf der Höhe. Also ging nur die Manuell - Steuerung. Und dann kam uns zu unserem großen Glück jemand zu Hilfe: Der Paladin samt Besatzung war noch in Betrieb und der konnte mit seinen vier Armen auf die Knöpfe drücken, an die ich auch telekinetisch nicht drankam. weil es einfach ein paar zu viele waren.

Nach einigem hin und her schafften Harl, seine Leute und ich den Rücksprung ins normale Universum. Die Verständigung mit euch Gespenstern, so hatten wir festgestellt, klappte über Hyperfunk einwandfrei. Mitten in der Diskussion, wie es denn nun weitergehen sollte erhielten wir die Information, dass zwei Dolans auf Angriffskurs waren. Und da, das muss ich ehrlich zugeben, hatte ich ein Problem. Ich teleportierte mit dem Paladin in die Feuerleitzentrale. Harl löste den Kontrafeldstrahler aus und meine Aufgabe war es, auf den Knopf zur Auslösung der Transformkanone zu drücken. Ich war nicht in der Lage, da drauf zu drücken, als ich sah, dass die Dolans flüchteten. Du, Perry, warst davon nicht grade angetan und das kann ich heute sogar nachvollziehen. Ich glaube, jetzt würde ich in einer vergleichbaren Situation auf den bewussten Knopf drücken. Aber hätte es etwas genützt? Selbst wenn ich die Dolans vernichtet hätte, Zeit genug für einen Funkspruch hätten sie sicherlich gehabt. Es war also auf jeden Fall mit weiteren Feinden zu rechnen. Immerhin war es uns gelungen, einen Notruf abzusetzen.

Aber zuerst musste Ruhe in den Karton beziehungsweise die CREST V rein. Das Sonnensystem, in dem wir angekommen waren, nannte ich Neo und den Planeten, auf dem wir landen wollten, demzufolge intelligenterweise Neo II. Und ich, ich alleine - ich werf mich mal in Positur, damit ihr mich auch alle sehen könnt - schaffte, es die CREST leicht und sicher zu landen. Na gut, ein ganz klein wenig half der Paladin mit, aber eben nur ein ganz klein wenig. Seitdem frage ich mich übrigens ständig, wie und womit Raumschiffkommandanten ihr Geld verdienen. Heutzutage läuft doch eh alles noch automatischer ab, da haben diese Leute doch gar nichts mehr zu tun und müssten sich eigentlich endlos langweilen. Bei mir war das wenigstens noch echte Handarbeit. Sicherheitshalber hatten wir die CREST sechstausend Meter unter dem Meeresspiegel untergebracht, das Wasser als Ortungsschutz nutzend.

Die Wissenschaftler waren inzwischen mit diversen Überlegungen zu Gange, wie aus den gespenstischen Grünlingen wieder normale Menschen werden könnten. Dabei hatten sie eine interessante Entdeckung gemacht: Dr. Bysiphere äußerte die Vermutung, dass das Neo-Bilatium mitnichten etwas mit Unsterblichkeit zu tun hatte. Das Zeug, sagte er, befähige die Erste Schwingungsmacht andere Wesen zu übernehmen. Jetzt müssten wir nur noch herausfinden, wer diese Pseudo-Gurrads in Wirklichkeit wären, meinte er. Ansonsten habe er aktuell genug zu tun. Es gäbe eine Möglichkeit der Rückverwandlung und er sei es seinem Ruf als Hyperphysiker schuldig, diese auch zu finden.

Und überhaupt! Nach meiner hervorragenden Arbeit hatte ich Hunger. Dummerweise war aber alles essbare verseucht, grün geworden und ich armer Teufel musste mich mit Konzentratwürfeln begnügen. Bah! Nicht, dass ich doch Atlans Wildschwein gegessen hätte, aber etwas Gemüse wäre nicht verkehrt gewesen. Grüne Gespenster brauchen ja nichts zu essen. Dafür habt ihr aber Hyperenergie abgestrahlt und die war mit Sicherheit von außen zu orten gewesen. Als wäre das nicht genug gewesen, bemerkten wir sechs Kreiselschiffe im Anflug auf das Neo-System. Die Kerle würden uns definitiv orten und das wäre es dann gewesen. Ende, aus, finito. Und dann überkam dich, oh größter aller großen Meister, die begnadete Idee, auf Neo II eine Arkonbombe zu zünden. Dann hätten wir 48 Stunden Zeit - voller Hoffnung, dass jemand unseren Notruf gehört hätte, die Brummkreisel zum Teufel jagte und uns helfen könnte. In der Zwischenzeit wäre die CREST wegen der Hyperstrahlung der Bombe nicht zu orten gewesen. Wer durfte das wieder in die Wege leiten? Ich.

Was wärt ihr eigentlich ohne mich? Ein kleines Häuflein verwirrter Verrückter, die vielleicht grade mal den Weg nach Ferrol geschafft hätten in all den Jahren. Aber ich bin ja da. Also: Gesagt, getan, Bombe gezündet. Jetzt hieß es warten. Einen Notstart konnten wir immer noch durchziehen, auch wenn wir gegen die Konusschiffe machtlos gewesen wären. Auch wenn es mittlerweile nur noch fünf waren. Wir hatten einem eine mit Sprengstoff beladene Space-Jet untergejubelt. Die Besatzung war prompt darauf reingefallen und hatte die Jet mit ihrem Paratronschirm eingefangen. Danach - wumm. Weg, war er, der Kreisel.
"Ich hatte mein Werk vollbracht und durfte erstmal ausschlafen. Ansonsten hieß es warten, warten warten. Wie so oft. Ihr seht also", strahlte Gucky in die inzwischen wieder komplettierte Runde, "ich rette nicht nur Universen. Oder einen von euch. Wahlweise dürfen es gerne auch mal Flaggschiffe sein. Wir sollten das mal mit der RAS TSCHUBAI ausprobieren. Ich werde mal mit Sichu reden, ob es nicht heutzutage auch eine Möglichkeit gibt, euch zumindest vorübergehend zu Gespenstern zu machen. Ihr müsste ja nicht als nackte Grünlinge enden. Angezogene Bläulinge täten es auch."

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Clark Darltons Roman kam bei mir wesentlich besser an, als die beiden Ewers - Bände davor. Kein Zeitgeschwurbel, noch nicht mal ansatzweise. Und obwohl Gucky - wer auch sonst - als Hauptperson unterwegs ist, tappt CD nicht in die Falle, alles übertreiben zu müssen. Nein, Gucky wird von ihm so geschildert, wie sich Gucky in einer solchen Situation verhalten würde.

Kritikpunkte: Ein Zyklus vorher war der Kleine bei den Maahks noch der Überall-Zugleich-Töter. Und hier schafft er es nicht, auf die Knöpfe zu drücken und zwei Dolans abzuschießen. Die Feinde schlechthin, die zu diesem Zeitpunkt schon ein paar zehn bis hundert Millionen tote verursacht hatten. Das glaube ich nun doch nicht. Dazu kommt, dass Gucky sich mit Sicherheit nicht mit eingeschaltetem Schutzschirm ins Bett gelegt hätte, wenn er es denn nun nicht mehr geschafft hätte, den Raumanzug auszuziehen. So müde kann auch ein erschöpfter Ilt eigentlich nicht sein. merke: Früher war auch nicht alles golden.

Faszinierend finde ich den Zyklus - Verlauf. Wir haben immerhin schon Band 392 und es weiß immer noch niemand, worauf die ganze Geschichte hinausläuft. So, wie es aussieht, wird sich das im nächsten Band nicht ändern und wir werden frühestens in Band 394 etwas mehr erfahren.
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Re: Zyklus: Die Zeitpolizei/M87 (PR 300-399)

Beitrag von Faktor10 »

Danke für deine Erzählung
Unbelehrbarer Altleser.Allem Neuen aber aufgeschlossen. Leider mit ausgeprägter Rechtschreibschwäche.
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R.B.
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Re: Zyklus: Die Zeitpolizei/M87 (PR 300-399)

Beitrag von R.B. »

Vielen Dank für deine Info, ich habe mich darüber sehr gefreut.
^_^ ^_^

Jetzt muss ich das alles nur noch zu einem vernünftigen Ende bringen. Die Story zu Band 398 ist seit über einem Jahr so gut wie fertig und ich hoffe, dass mir zu dem Rest auch noch etwas einfällt.
:D :D :D
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Klaus 1802
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Re: Zyklus: Die Zeitpolizei/M87 (PR 300-399)

Beitrag von Klaus 1802 »

Eine schöne Geschichte.Vielen Dank
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R.B.
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Re: Zyklus: Die Zeitpolizei/M87 (PR 300-399)

Beitrag von R.B. »

Band 393 - Die Schwelle zum Nichts - ist von Hans Kneifel
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"Wisst ihr, wer mir in dieser Zeit einer der Sympathischsten war und mit wem ich liebend gerne mehr Zeit verbracht hätte?" fragte Gucky in die Runde.

Nicht allzu schwierig, meinte mein Extrasinn dazu. Ja, antwortete ich und sagte: "Oomph Amber, der Lourener."

"Ja", strahlte Gucky uns an. "Anders aussehend, keine Chance zur Rückkehr in die Heimat und vor Allem allein lebend."

"Was bei dir damals aber nicht stimmte. Du hattest mit Iltu und Jumpy zwei Personen deiner Art, die auf dich warteten."

Fehler, Narr! giftete der Extrasinn. Ich hatte es noch nicht ganz ausgesprochen, da war es mir klar. Gucky erstarrte mitten in der Bewegung und bekam einen verhärteten Blick.

"Der achte Mai 1463 NGZ. Dieses verdammte Feuerauge. Ich war als einzelner Ilt zwar jahrhundertelang unter euch alleine, aber ich wusste, wo meine Familie und meine Leute waren. Was sollte ihnen schon passieren? Bis zum 8.5.1463. " Er blickte fassungslos um sich, drehte sich um die eigene Achse und schrie: "Warum hast du das zugelassen, du Schwächling? Es gäbe dich schon längst nicht mehr, hätten wir dich nicht ständig wieder auf die Füße gestellt! Ich hatte nicht den Hauch einer Chance, sie zu retten! Noch nicht mal einen! Nicht meine Frau, nicht meinen Sohn! Keinen von den Anderen! Wo bist du? Komm her, ich hab mit dir noch was zu klären!" So ging das immer weiter, Gucky war nicht zu beruhigen. Ich fühlte mich schuldig. Dabei wusste ich ganz genau, wie arg es einen überkommen kann und erinnerte mich an Suzans Stoffpuppe. Als es überhaupt nicht mehr nach Beruhigung aussah, sahen Perry und ich etwas, dass sich auch unter diesen speziellen Umständen nur Reginald Bull erlauben durfte.

Er ging zu Gucky hin und sagte: "Komm zu mir, Kleiner. Ich musste mal einen Sohn beerdigen. Ich weiß, wie es dir geht." Dann nahm er ihn auf den Arm, so dass Guckys Kopf auf seiner Schulter zu liegen kam und kraulte ihm den Nacken. Der inzwischen nur noch schluchzende Gucky beruhigte sich ganz langsam wieder.

Bully setzte ihn wieder ab und sein Blick klärte sich wieder. "Entschuldigung", piepste er und ging zurück zu seinem Platz.

"Wenn sich hier einer nicht zu entschuldigen braucht, bist du das, Gucky." Perry sah ihn an. "Glaub mir, wir alle haben Ähnliches durchgemacht und auch schon heftige Zusammenbrüche erlebt. Wir können nachvollziehen, was sich bei dir abspielt."

"Danke", schniefte Gucky danach. "Gäbe es hier außer mir noch einen anderen Ilt, sähe es vielleicht anders aus. Aber so? Der Zusammenhalt unter Ilts ist anders als bei euch. Wir sind im Verhältnis zu euch Menschen extrem langlebig. Ich glaube, ich war an die sechshundert Jahre alt, als damals in M 87 meine Kräfte schwanden. Ihr allesamt stammt von dem gleichen Vorfahren ab, der irgendwann mal von seinem Baum heruntergeklettert war und sich einbildete, intelligent werden zu müssen. Wie war denn dessen Leben? Kindheit, Pubertät, Partnersuche, Kinder großziehen und das wars. Alles sofort und nacheinander. Macht dreißig bis vierzig Jahre, dann braucht dich keiner mehr. Dass ihr inzwischen länger lebt, ist gut und schön, aber eben nur durch Technik möglich. Wie war das noch in diesem Gedicht? So haben sie mit dem Kopf und dem Mund den Fortschritt der Menschheit geschaffen. Doch davon mal abgesehen und bei Lichte betrachtet sind sie im Grunde noch immer die alten Affen. Kluger Bursche, euer Dichter."

Die Entwicklung der Menschheit. Erich Kästner, 1932. Später 1999 von Achim Reichel vertont, eröffnete mir meine innere Stimme völlig überflüssiger Weise. Recht hat er gehabt, der Dichter. Also: Schwing die Liane und ab auf den Baum! Wirklich: Manchmal wünsche ich mir den Knopf zum Abstellen.

"Ilts", fuhr Gucky fort, "funktionieren anders. Sie haben mehr Zeit. Warum weiß ich nicht. Mir ist nur klar, dass Tramp nicht unsere Heimat sein kann. Dort gab es zu wenig Wasser, um komplexes Leben entstehen zu lassen. Deswegen bin ich auch der Überzeugung, dass es noch anderswo Ilts geben muss. Und irgendwann werde ich sie finden, verlasst euch drauf. Nein, bei Ilts entwickelt sich alles in größeren Zeitabständen und führt nicht zu derart heftigen verliebten Gefühlsausbrüchen wie bei euch, bei uns geht das mehr in Richtung langfristige Kameradschaft. Auch unter engen Partner. Sowas wie Eheleute kennen wir eigentlich nicht, Iltus und meine Hochzeit war damals eine Reminiszenz an euch. Und Iltu und mir war klar, dass wir paar Mausbiber unsere Art nicht retten konnten. Auch wenn das Gerücht umgeht, dass es entsprechende Planungen aus anderer Sicht gab."

Er blickte Perry dabei tief in die Augen, der allerdings nicht reagierte. Sieh mal an, dachte ich. Sieh mal an.

"Und du", sagte er zu Bully, "bist auch nicht viel besser. Ich weiß, dass du deinen rechten Daumen hergeben würdest, wenn du wüsstest, wie das mit dem Nachwuchs bei Ilts funktioniert. Auch da haben wir mehr Zeit als ihr. Das ist aber das Einzige, was du erfährst. Leider muss ich dir eröffnen, dass du in dieser Hinsicht dumm sterben wirst."

"Das alles berücksichtigt", fuhr er mit dozierend erhobenem Finger fort, "machte mir den Lourener sympathisch. Dazu kam, dass er es eigentlich war, der als Gefühlsorter den Laden zusammenhielt. Seine Kleptomanie war echt, ja, der Rest mit seinem gebrochenen Interkosmo und seinen eigenwilligen Wortschöpfungen aber nur aufgesetzt. Wenn er lautstark klagte, lüsker Linsensuppe versalzen, brach bei dem Rest der Mannschaft ein Lachorkan los. Und wenn er mal wieder etwas Glänzendes geklaut hatte, war die Reaktion der Besatzung fast identisch. Solange man nicht selber der oder die Betroffene war. Auf jeden Fall war der Kerl wesentlich schlauer, als sein Äußeres vermuten lies. Und wir brauchten damals Jemanden, der eine Truppe zusammenhalten konnte, die absolut und sofort einsatzbereit war. Denn auf der CREST V waren alle grüne Geister. Ausnahmslos. Bis auf ein paar Siganesen und einen armen, kleinen Mausbiber."

"Aber", er erhob wieder den Finger, "auch dafür habt ihr ja ein Sprichwort. Denn wenn du meinst, es geht nicht mehr, kommt irgendwo ein Lichtlein her. Oomph Ambers Chef, Vivier Bontainer, hatte grade wieder ein neues Raumschiff überantwortet bekommen, sicherlich in der Hoffnung, dass er es diesmal nicht so schnell schrotten würde."
Spoiler:
Gucky erzählt:

Vivier Bontainer war sicherlich kein einfacher Kommandant. Beileibe nicht. Er hatte den Anspruch, dass seine Mannschaft alles etwas schneller und etwas besser als andere Teams zu schaffen hatte. Und: Jeder seiner Leute hatte auf seinem Schiff mindestens zwei Funktionen zu erfüllen. Perfekt zu erfüllen. Man sollte eine Transformkanone genauso gut bedienen wie eine Versuchsanordnung in einem Labor aufstellen können. Das machte ihn optimistisch, dass sein neues Schiff, die EX-8703 ein klein wenig länger halten sollte als ihre Vorgänger.

Das nützte aber alles nichts, wenn es nix zu essen gab, weil mein Freund Oomph Amber diverse glänzende Küchenutensilien mitgenommen hatte und es daher keine überaus leckere Linsensuppe mit Speck geben konnte. Also hatte die Mannschaft der EX jetzt auch noch einen dritten Job: Den Lourener ausfindig machen und ihm des Kochs wichtige Dinge abzunehmen, damit dieser zumindest seiner originären Aufgabe nachkommen konnte.

Wahrscheinlich hätte jeder andere uns ebenfalls geholfen. Quatsch, was sage ich? Mit Sicherheit hätte uns jeder sofort geholfen. Tatsache war aber, dass ausgerechnet Bontainers EX ausgeguckt worden war, am Stützpunkt Evergreen auf die CREST V zu warten. Der Eingang des Funkspruches bei ihm wunderte mithin niemanden. Letztlich dauerte es trotzdem ganze drei Tage, bis sie uns gefunden hatten. Das lag daran, dass wir von der CREST keine Koordinaten mitsenden konnten, weil wir selber nicht so genau wussten, wo wir uns genau aufhielten. Eine solähnliche Sonne mit vier Planeten, davon einer mit viel Wasser. Na bravo, wird Bontainer sich gedacht haben, Solähnliche gibt es hier ein paar Hundert. Man hatte eben die Qual der Wahl. Mit der Fernortung reduzierte man die Anzahl der möglichen Zielsysteme auf zweiunddreißig, die im Zweifelsfall eines nach dem anderen abgeklappert werden mussten.

Am 7. Juli 2437 AZ fand man uns schließlich. Um 23.45 Uhr. Drei Tage nach dem Versenden des Notspruchs. Oomph Amber hatte sich die ganze Misere zu Gemüte geführt und meinte in seinem grauenhaften, aber nur aufgesetzten Interkosmo Kampf jetzt geimig Vermutlichkeit. Womit er natürlich Recht hatte. Elf Kreiselschiffe und zwei Dolans hatten sie vorgefunden. Und einen Planeten, der mittels Arkonbombe kurz vor der Vernichtung stand.

Wir auf der CREST wussten natürlich nicht, dass die EX-8703 schon vor Ort war und rechneten uns aus, wieviel Zeit wir noch bis zu einem eventuell Alarmstart hatten. Lange würde es nicht mehr dauern. Und gegen dreizehn Feine hatten wir keine Chance. Der Zeitpunkt, zu dem Neo II auseinander fallen würde, rückte immer näher.

Aber unsere besonderen Freunde in den Kreiselschiffen und den Dolans hatten nicht mit Bontainer gerechnet. Der ließ sämtliche Korvetten aus der EX aus schleusen, um die Vorhut eines größeren Kampfgeschwaders zu simulieren. Damit schaffte er es tatsächlich, die Feinde abzulenken, nahm mit uns Kontakt auf schickte dreihundert Leute auf die CREST. Was ein Glück, dass es Transmitter gibt, denn das hätte meine Möglichkeiten doch ein wenig überstiegen. Abgesehen davon, dass ich ziemlich fertig mit meiner Welt war.

Auf jeden Fall waren die Dreihundert unsere Rettung. Die CREST schaffte es von dem Planeten weg, so grade noch, und unter uns explodierte Neo II. Die EX war schon weg, die CREST flog hinterher und zweitausendundeinpaar Lichtjahre entfernt trafen wir uns. Sorgen vor Feinden hatten wir keine mehr, an unserem Zielort befanden sich einhundertfünfzig größere Schiffe mitsamt Julian Tifflor an der Spitze.

Und ich? Ich fand endlich ein wenig Ruhe und schlief mich erstmal aus. Denn jetzt waren die Wissenschaftler an der Reihe deren Kauderwelsch sowieso keiner verstand. Die grünen Gespenster waren nichts anderes als eine hyperinstabile Zustandsform einer atomaren Strukturwandlung zu fünfdimensionalen Energieeinheiten , sagte Dr. By. Er experimentierte und dachte und dachte und experimentierte. Kurz vor Sendeschluss hatte By die rettende Idee. Die Kontrafeldstrahler. Sie hatten eine energieverzehrende, beziehungsweise energieableitende Wirkung, mit deren Hilfe man zum Beispiel Paratronschirme aufbrechen konnte. Also setzen sich unsere drei verantwortlichen Wissenschaftler, grün wie sie waren, in eine Space-Jet und ließen sich beschießen. Und siehe da, alle wurden sie wieder normal. Zumindest, soweit man bei Hyperphysikern von Normalität reden kann.

Aber das war der Durchbruch. Die ganze Sippschaft von der CREST V wurde auf diverse Korvetten verteilt, mit Kontrafeldstrahlen beschossen und - schwupp - waren sie wieder da. Allesamt und in voller Schönheit.
"Das war Rettung in allerhöchster Not. Denn eine Flucht der CREST V hätten der Paladin und ich alleine nicht hinbekommen. Aber wir wussten jetzt etwas mehr. Nämlich, dass die immer noch unbekannten Herrscher der KMW den Baramo - Extrakt mit allen seinen strahlenden, fremdartigen Eigenschaften benötigten, um ihre eigenen Körper in Körper anderer Größe und Aussehens verwandeln zu können. Und es war das Ende einer möglichen glänzenden Karriere eines einzelnen Ilts als Raumschiffkommandant."

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"Lüsker Linsensuppe versalzen!" Das ist einer der Sprüche aus dem PR - Kosmos, die ich nie vergessen habe. Ein leider inzwischen verstorbener alter Kumpel, ebenfalls PR - Fan, und ich hatten den über Jahrzehnte hinweg immer wieder angewandt, um unsere Gastgeber zu erschrecken. Die Reaktion bei Einladungen war immer gleich. Es gab etwas zu essen und einer von uns Beiden zeigte darauf und kam mit Oomph Ambers Spruch an (auch wenn der im Roman von John Sanda ausgesprochen wurde). Gastgeberin oder Gastgeber wurden ziemlich bleich und fragten erschreckt nach, ob sie das Essen versalzen hätten. Hat uns immer wieder großen Spaß gemacht.
:lol:
Kneifels Roman hat mir gut gefallen. Die Ohnmacht von Einzelnen, denen sonst nichts zu viel oder zu schwer wird (Gucky, Paladin) wurde klar und gut geschildert. Spannend mit einem Oomph Amber in Höchstform. Von geklauten Dosenöffnern bis hin zu etlichen Devotionalien der CREST V war er schwer aktiv und hatte stets zur richtigen Zeit die richtigen Sprüche drauf. Aber auch dieser Roman brachte die Handlung noch nicht entscheidend weiter. Sicherlich war jetzt bekannt, wozu man die Baramos brauchte. Aber wer hinter der ganzen Geschichte stand, sollten wir erst später erfahren.
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Re: Zyklus: Die Zeitpolizei/M87 (PR 300-399)

Beitrag von R.B. »

Es tut mir Leid, aber ich bin erstmal weg, muss mich beruhigen und kann derzeit nicht weiterschreiben. Ich hab zwar vor, die Geschichte zu Ende zu bringen, aber das kann was dauern.
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Re: Zyklus: Die Zeitpolizei/M87 (PR 300-399)

Beitrag von R.B. »

Also: Es liegt nicht an euch. Definitiv nicht. Nur habe ich seit etwas mehr als zwei Jahren heftige psychische Probleme und da ist mir an anderem Ort im Forum etwas übel aufgestoßen. Und dann brauche ich eine Auszeit, die ich mir auch nehmen muss.

Das soll, und das habe ich mir fest vorgenommen, aber keinen Einfluss auf diese Ecke hier haben. So kurz vor dem Ende wäre das ein wenig dämlich, zumal die Story um Band 398 seit mehr als einem Jahr darauf wartet, endlich veröffentlicht zu werden. Im Moment stecke ich mitten in einem etwas dickeren Schmöker, den ich zuerst zu Ende lesen werde. Dann geht es hier weiter. Aber erst muss ich nochmal in mich gehen, wie die Story zu einem Ende kommt. Seitdem ich hier zu Gange bin, weiß ich nämlich, was Schreibblockade bedeutet.
:D
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Re: Zyklus: Die Zeitpolizei/M87 (PR 300-399)

Beitrag von R.B. »

Band 394 - Die Bestie erwacht - ist von William Voltz
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"Da saßen wir also und wussten immer noch nicht, wer dahinter steckte", sagte Perry Rhodan. "Was mich besonders nervös machte, war die Tatsache, dass für uns das Abschießen der Dolans zu einer Art besseren Tontaubenschießens geworden war. Es konnte uns niemand erzählen, dass seitens der uns noch immer unbekannten Herrscher nicht nach einer Abwehr gegen unsere Kontrafeldstrahler geforscht wurde. Sollte die gefunden werden, würde es uns schlecht ergehen. Ganz schlecht."

"Ich glaube, wir sind wieder unterwegs." Reginald Bull wechselte das Thema. Da er wusste, was noch auf sie zukommen würde, hatte er seinen Blick auf die Zentralebildschirme gerichtet und wieder ein leichtes Flackern der leuchtenden Sternenpunkte bemerkt. "Diesmal aber wohl nicht so schnell. Ich denke, man will uns noch eine Weile hinhalten, bis wir an unserem neuen Zielort angekommen sind."

Er wandte sich wieder an Atlan und Perry. "Ihr wart doch damals vor Ort. Wie lief das denn genau ab? Da hatte doch jemand in Sachen letzter Hintergründe eine besondere Begegnung."

"Das stimmt", antwortete Perry Rhodan. "Major Rousel Habylet war mit seinem Leichten Kreuzer, der SCENDALA, innerhalb der Materiebrücke zwischen GMW und KMW unterwegs."
Spoiler:
Perry Rhodan erzählt:

"Die SCENDALA war eines von achthundertzehn Schiffen, deren systematische Suche Aufschlüsse über die diversen Völker der beiden Kleingalaxien ergeben sollten. Ihr Start erfolgte am 14. Juni 2437 AZ, die Besatzung hatte also noch den ersten Kontakt zu den Baramos mitbekommen. Wie so häufig, passierte zu Beginn nichts. Gar nichts. Einen Monat war man ohne besondere Entdeckungen unterwegs. Inzwischen hatte man auf Grund der Entfernungen sogar den Funkkontakt zu den Schiffen der Solaren Flotte verloren. Die Schiffe waren also komplett auf sich allein gestellt. Aber selbst wenn eine Funkverbindung möglich gewesen wäre, hätte niemand etwas von der SCENDALA erfahren: Die Kommandanten der Fernaufklärer waren angewiesen, im Interesse der Geheimhaltung dieses Unternehmens nur bei großer Gefahr Funksignale abzustrahlen."

Rhodan lehnte sich zurück und lachte in sich hinein. "Damals wie heute waren beziehungsweise sind in der Flotte ein gerüttelt Maß an Individualisten und seltsamen Vögel unterwegs", führte er weiter aus. "So auch hier. Dem ersten Offizier der SCENDALA, einem Captain Syn Rodeger, war die Solare Flottenküche zuwider."

"Wen wundert's", grinste Atlan. "Ein Hoch auf die USO. Da gab es wenigstens ab und zu Frischfleisch und nicht nur Konzentratsuppe. Aber in eurer Flotte ähnelte die Ernährung wie schon gesagt der von den alten Römern. Die war auch grottenmies. Damals gab es das Sprichwort: Je besser die Truppe, desto schlechter das Essen. Das hält die Soldaten bei schlechter Laune. Hatte sich nichts geändert, Barbar."

"Damit hatten zumindest die beiden Führungsoffiziere der SCENDALA nichts zu tun, sie müssten also gemäß deiner tausendäugigen Definition keine besonders guten Offiziere gewesen sein. Rodeger hielt sich nämlich einige lebende Schweine an Bord. Ab und zu musste mal eines dran glauben und wurde portionsweise tiefgefroren und vom Kommandanten und seinem IO verspeist. Problematisch wurde es, als irgendwann mal das passierte, was zwangsläufig passieren musste: Einige Leute von der Besatzung entdeckten den Schweinestall und forderten ein Schlachtfest ein. Nun, der Kommandant genehmigte es und Flora, so hieß die arme Sau, sollte dran glauben.

Um 12.34 Uhr war es soweit und man wollte dem armen Tier den Garaus machen. Aber kurz bevor Rodeger den Abzug an seinem Strahler betätigen konnte, war es vorbei mit dem Schlachtfest. Und zwar nachhaltig. Man empfing Hyperfunksignale und Kommandant Habylet befahl alle auf die Stationen. Es war der 15. Juli. Nach einem Monat und einem Tag war es aus mit der Ruhe.

Hinter den schwachen Signalen verbarg sich ein augenscheinlich wrackes Schiff der Baramos. Habylet gefiel das nicht. Er erinnerte an die acht Explorer, die bei ähnlichen Einsätzen verschwunden waren und an die FRANCIS DRAKE, die auch auf Hyperfunk hereingefallen war. Das Gleiche sollte ihm nicht passieren. Letztlich einige man sich auf ein Einsatzteam mit dem Ersten Offizier an der Spitze zur Untersuchung des Wracks. Die SCENDALA blieb in der Nähe und hielt Funkverbindung. Den Freiwilligen war klar, dass ihr Einsatz einem Todeskommando gleichkommen konnte, sollten sich Schiffe der Feinde nähern.

Mit aller notwendigen Vorsicht betraten Rodeger und seine Leute das wracke Schiff und hielten Verbindung. Das Erste, was sie feststellten, war, dass die Oberfläche der teilweise zerstörten Außenhaut nach außen gewölbt war. Dies ließ auf einen Kampf im Inneren des Baramo - Schiffes schließen. Einer des Teams meinte dazu, das röche alles nach Falle. Entsprechend vorsichtig gingen sie weiter. Löcher in den Wänden innerhalb des Wracks sahen stellenweise so aus, als wären sie mit einem Hammer geschlagen worden - und das, obwohl die Wand ziemlich widerstandsfähig wirkte. Auch hier war das eigentlich stabile Metall nach außen gewölbt und es sah immer noch so aus, als wäre die Stahlwand durch einen heftigen Schlag geplatzt. Man hatte also mit zwei Sorten von Lecks zu tun, einmal in die Wände gehauen - womit auch immer - und einmal durch Strahlbeschuss.

Die Besatzung, oder vielmehr deren sterbliche Überreste, fand das Team in der Zentrale. Sechzig tote Baramos hatten sich vor einem augenscheinlich übermächtigen Gegner verschanzt und hatten dort den Tod gefunden. Technisch funktionierte in der Zentrale nichts mehr, da hatte jemand ganze Arbeit geleistet. Weiter durch das Schiff gehend, entdeckten sie in einem Laderaum einige hundert tote Gurrads. Echte. Die Gurrads waren schlimm zugerichtet, stellenweise richtiggehend zerquetscht. Rodeger vermutete daraufhin, dass Baramo - Schiff wäre von Zweitkonditionierten derart zugerichtet worden. Und: Man kam zu dem Ergebnis, dass das Wrack keine Falle war, da alle Lebewesen darin seit schätzungsweise 500 Jahren tot waren. Rodeger informierte seinen Kommandanten entsprechend.

Habylet entschied etwas, für das er sich im Nachhinein mehrfach verwünschte: Er kam zum Einen an Bord des Wracks und meinte zum Zweiten, man solle sich noch alle Schleusen ansehen. Vielleicht, so Habylet, finde man dort etwas."

Perry Rhodan machte eine Pause, räusperte sich und trank einen Schluck Wasser. Dann sprach er weiter.

"Sechs Gruppen waren unterwegs, um alle Schleusen zu durchforsten, als eine plötzlich Alarm gab. Man hatte ein augenscheinlich ebenfalls totes Ungeheuer gefunden. Haluterähnlich, aber einen halben Meter größer als diese und blaugrüne Haut zeichneten das Biest aus. Schnell hatten sie festgestellt, dass dieses Wesen nie einen Symbolflexpartner getragen hatte. Damit war den Männern klar, dass sie keinen Zweitkonditionierten vor sich hatten. Dafür wussten sie aber, dass sie den Zerstörer des Schiffes vor sich hatten. Neben der toten Bestie lagen ebenfalls tote Schlangenartige, vier Stück an der Zahl.

Die Untersuchungen ergaben, dass es sich wohl folgendermaßen abgespielt haben musste: Die Bestie hatte demnach den Auftrag gehabt, mittels des Baramo - Schiffes ein paar hundert Gurrads wohin auch immer zu bringen, damit diese am Zielort übernommen werden konnten. Während des Fluges hatten die Löwenköpfe es geschafft, sich zu befreien und die Baramo - Besatzung zu töten. Die Schlangenwesen hatten die Gurrads mitgebracht und auf den Haluterähnlichen losgelassen. Diese extrem giftigen Tiere verbissen sich in ihm und schafften es, ihn zu töten. Doch auch schon halbtot ist ein derartiges Wesen immer noch stark genug, um in einem letzten Tobsuchtsanfall ein paar hundert Gurrads mitzunehmen. Und fünfhundert Jahre später fand die SCENDALA das Wrack."

"Und dann kam Habylets Fehler", mutmaßte Reginald Bull. "Ich wette, der hatte den toten Uleb, denn um einen solchen muss es sich ja gehandelt haben, nur wusste er das damals noch nicht, mit an Bord seines Schiffes genommen. Denn der war ja tot und konnte niemandem mehr etwas tun. Er hätte ihn außen an der Bordwand festschnallen sollen oder so etwas." Er schüttelte den Kopf. "Nein. Es ist eben schwer, aus der Zukunft und der Kenntnis der Geschichte am Damaligen herumzumäkeln. Irgendwo wäre der Uleb untersucht worden. Dann wäre es eben dort passiert." Er sah Perry an. "Du wirst es uns zweifellos erzählen."

Rhodan nickte.

"Ganz wohl war den Männern, die auf den toten Uleb aufzupassen hatten, nicht. Einer der drei hatte festgestellt, dass dessen nicht mehr so hart wie am Anfang war und ihnen schien es, als würde in die drei Augen langsam aber sicher Leben zurückkehren. Dem war auch so. Es dauerte nicht lange, bis der Uleb aufstand und das Töten an Bord der SCENDALA begann.

Strukturverhärtet und mit einem letzten Rest Sauerstoff hatte die Bestie die fünfhundert Jahre überstanden und war an Bord unseres Schiffes im wahrsten Sinne des Wortes aufgetaut und das normale Leben kehrte wieder in sie zurück. Und sie tötete. Heute wäre so etwas kein Thema. Man würde ein Fesselfeld um den Feind legen, egal, ob vermeintlich tot oder nicht und alles wäre erstmal geregelt. Diese technischen Voraussetzungen gab es an Bord der SCENDALA aber nicht. Und so nahm das Unheil seinen Lauf. Jedes Besatzungsmitglied, dass dem Uleb in die Quere kam, würde umgebracht. Aber die eingespielte Mannschaft eines terranischen Schiffes lässt sich nun mal nicht mit wahllos gefangenen Gurrads vergleichen. Es gelang ihnen augenscheinlich, die in ihrem Kampfanzug tobende Bestie mit einer schweren Impulskanone und einigen Raketenkarabinern zu vernichten.

Der Haken an der Sache war, dass sie nur den explodieren Kampfanzug des Uleb gesehen hatten und daraus schlossen, dass der Feind nun endgültig tot war. Sie nahmen Kontakt zur CREST V auf und schilderten in groben Zügen das Vorgefallene. Der Uleb hatte schwer gewütet und an die achtzig Besatzungsmitglieder getötet. Aber die Kalups funktionierten noch einwandfrei, sodass ich die SCENDALA zum Flottentreffpunkt befahl. Dort würden wir weitersehen, alles untersuchen und die Toten bestatten.

An Bord der SCENDALA wollte man in der Zwischenzeit bei allem Respekt vor den Gefallenen trotzdem den Sieg über die Bestie feiern. Dafür sollte eines der Schweine, die Rodeger an Bord hielt, dran glauben. Flora war immer noch die arme Sau, deren Leben jetzt zu Ende gehen sollte. Grade, als das Tier erschossen werden sollte, verwandelte es sich zurück in die Bestie. Die anwesenden Besatzungsmitglieder schossen auf den sich windenden Körper, halb Schwein, halb Bestie. Sie schafften, es den Uleb endgültigen und wahrhaftig zu töten.

Das Schlachtfest fand trotzdem statt. Diesmal war das erste Schwein an der Reihe, das sie wieder einfangen konnten. Für mich war leider nichts mehr übrig. Ich vernahm bei meiner Ankunft auf der SCENDALA nur einen äußerst seltsamen Duft, der nach Schweinebraten roch."
"Jetzt waren wir schlauer, was unsere eigentlichen Feinde anging. Wenn man weiß, mit wem man es zu tun hat, ist ein wesentlicher Schritt getan." Perry Rhodan beendete seine Erzählung und sah auf einen seltsam unruhigen Gucky.

"Ihr wart, seid und bleibt Barbaren", schrillte der Ilt. "Die armen Schweine. Wenn ich nicht teleportieren könnte, hätte es damals sicherlich auch Mausbiber am Spieß gegeben", empörte er sich. "Ihr elenden..."

Guckys Tirade wurde von einem Klopfen am Zentraleschott unterbrochen. "Was ist?" fragte eine schon länger nicht mehr gehörte Stimme. "Darf ein anständiger Kerl nicht zu euch hochgestochenem Volk hereinkommen?" tönte es von außen.

"Aufmachen", befahl Perry Rhodan. Surrend öffnete sich das Schott und vor ihnen stand ein Toter. Man sah deutlich die zwei Einschusslöcher in seiner Brust. Der Tote stapfte näher und spie grinsend eine Portion Kautabak genau vor Guckys Füße. "Wart ab, mein Freund", sagte der Ilt. "Ich bin schon mit ganz anderen Knäblein fertig geworden. Du halbe Portion kostest mich knapp die Hälfte."

Die anderen Drei wirkten nicht überrascht, nein, im Gegenteil. Sie sahen so aus, als hätten sie genau zu diesem Zeitpunkt mit genau dieser Person gerechnet. Bully machte Erster den Mund auf. "Ich dachte, den gibt es nicht mehr?" fragte er und sah Atlan an. "Ja", antwortete dieser. "Eigentlich hatten Lua Virtanen, Vogel Ziellos und ich ihn vor einiger Zeit begraben."

Das Grinsen des Toten wurde immer breiter. Er sah einen nach dem anderen an. Bei Perry Rhodan blieb sein Blick hängen. "Hallo Figur", sagte Piet Rawland. "Willkommen zu High Noon."

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Ein Hammer - Roman, eben ein typischer WiVo. Voltz bekommt ein Thema, dass er bestens beherrscht: Er schreibt mit völlig unbekannten Personen als Hauptdarstellern. Irgendwo in der Einöde zwischen den Galaxien passiert einen Monat gar nichts und dann geht es Schlag auf Schlag: Wir lernen den ersten Uleb kennen. Der Titel des Romans - die Bestie erwacht - lässt die Lesenden nicht zur Ruhe kommen. Dieser Wissensvorsprung verhindert, dass man den Roman aus der Hand legen kann.

Voltz beschreibt faszinierend und hochspannend die Untersuchung des wracken Schiffes durch das Team und der Leser weiß sofort, was es mit dem nach außen gewölbten Zerstörungen der Metallwände auf sich hat. Dann findet man die scheinbar tote Bestie und nimmt sie mit aufs eigene Schiff. "Nein, tu's nicht!", will man dem Kommandanten zurufen, wohl wissend, dass es nichts nützt. Und es kommt, wie es kommen musste. Voltz nimmt mit auf eine grauenhafte Reise und in diesem Band schimmert ebenfalls ein ziemlicher Horror durch, weil einige der von dem Uleb Getöteten personifiziert werden. Auch wenn die Vorstellung des Verlorenen nur durch ein bis zwei Sätze erfolgt. Hier lässt nicht Soldat XY sein Leben, hier stirbt eine Person, die ich als Leser vorher kennengelernt habe.

Spannend von der ersten bis zur letzten Seite. Naja, und durch die Geschichte mit den armen Säuen kommt auch der Humor nicht zu kurz. Mit Band 394 ist man endgültig auf der Zielgeraden angekommen.
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thinman
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Re: Zyklus: Die Zeitpolizei/M87 (PR 300-399)

Beitrag von thinman »

R.B. hat geschrieben: 28. März 2021, 17:18 Band 394 - Die Bestie erwacht - ist von William Voltz

Spoiler:
Perry Rhodan erzählt:


Das Schlachtfest fand trotzdem statt. Diesmal war das erste Schwein an der Reihe, das sie wieder einfangen konnten. Für mich war leider nichts mehr übrig. Ich vernahm bei meiner Ankunft auf der SCENDALA nur einen äußerst seltsamen Duft, der nach Schweinebraten roch."
Und woher wußte er von dem Braten? Wer hat da den Mund nicht halten können?

Ein Hammer - Roman, eben ein typischer WiVo.
(...)
Spannend von der ersten bis zur letzten Seite. Naja, und durch die Geschichte mit den armen Säuen kommt auch der Humor nicht zu kurz. Mit Band 394 ist man endgültig auf der Zielgeraden angekommen.
Im Prinzip eines der typischen SF-Szenarien, man denke nur an Campells Who goes there und sämtliche Verfilmungen wie das Ding aus einer anderen Welt von 1951 und 1982 und Variationen, die uns auch Alien gebracht haben. Da ist WiVos Version immer noch eine der optimistischerenen.

thinman
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